piwik no script img

Negative NachrichtenJagd nach der nächsten Katastrophe

Der mögliche Kollaps des Golfstroms war im Februar eine große Nachricht. Eine neue Studie weckt daran Zweifel – doch in den Medien kommt sie kaum vor.

Ein Schneesturm in New York City im Jahr 2003 Foto: Stefan Falke/laif

Dramatischer geht es kaum: In Europa drohe ein ­„Temperatursturz von minus 30 Grad in weniger als einem Jahrhundert“, war im Februar in Medienberichten zu lesen. Zuerst berichtete CNN, im deutschsprachigen Raum griffen unter anderem Spiegel, Focus, RND, T-Online, Tagesspiegel, taz, sowie aus Österreich Heute, profil, Standard und Express diese Zahl auf. Teils hieß es gar – wie beim MDR – „auf der ganzen Nordhalbkugel könnte es im Durchschnitt bis zu 30 Grad kälter werden“. Natürlich machte die Meldung auch in den sozialen Medien die Runde, angeschoben unter anderem von einem Tweet des Gesundheitsministers Karl Lauterbach.

Vor den fatalen Folgen eines Kollaps’ des Golfstroms wird – völlig zurecht – seit Jahren gewarnt. Vereinfacht gesagt droht durch die Erhitzung der Meere eine Abschwächung oder ein Abreißen der Ozeanströmung, die warmes Wasser in den Nordatlantik bringt. Die Folge könnte tatsächlich eine drastische Abkühlung in Europa sein.

Im Februar dieses Jahres erschien dann die bisher umfassendste Simulationsstudie zum Thema. Sie wurde von Wissenschaftlern der Universität Utrecht verfasst und erschien im renommierten Magazin Science. Diese Studie war es, auf die sich die genannten Medienberichte bezogen.

Was aber in so gut wie keinem davon stand: Die minus 30 Grad gelten nur für eine Zeit von etwa 1.800 Jahren nach Beginn der Modellrechnung. Zudem prognostizierte die Studie den extremen Temperatursturz lediglich für den Monat Februar, und nur für die Nordmeerregion zwischen Bergen in Norwegen und Island. Für den Rest Europas sahen die Prognosen deutlich moderater aus, für Wien etwa minus 8 Grad im Februar und minus 1 Grad im August. Auch das könnte gefährliche Folgen haben. Doch eben bei Weitem nicht so starke wie der Extremwert, der in der Berichterstattung so prominent herausgestellt wurde, und das meist ohne Einordnung.

Durch mediale Anspitzerei wird aus Angst vor dem Klima-wandel noch mehr Panik

Kein Einzelfall

Der Fall ist symptomatisch für die mediale Neigung, katastrophisch zuzuspitzen. Die zieht sich durch fast alle Themen, doch sie wirkt sich umso problematischer aus, je schlimmer die zugrundeliegenden Fakten an sich sind. Und beim Klima ist zweifellos alles ziemlich schlimm.

Die Folgen solch medialer Zuspitzerei? Viele, die vor dem Klimawandel Angst haben, bekommen noch mehr Panik. Nach den Minus-30-Grad-Meldungen sorgten sich im Internet Menschen darüber, in Europa bald zu verhungern, oder zu „Klimaflüchtlingen“ zu werden, die das eiskalte Europa nicht mehr verlassen können, weil wärmere Weltregionen ihnen die Grenzen verschließen.

Gleichzeitig glaubten viele, die den Klimawandel anzweifeln, noch stärker daran, belogen zu werden. Ihr Tenor: Weil die Menschen noch nicht genug Angst vor dem Hitzetod hätten, komme die grün-rote Klima­lobby nun mit einem neuen Schauermärchen um die Ecke, um ihre politische Agenda leichter durchdrücken zu können. „Gestern war man sich zu 125 Prozent sicher dass es das hottest year ever war – und nun steht der Kältetod unmittelbar bevor“, schrieb etwa ein User auf Twitter. „Dieser Klima Fear Porn interessiert nur noch ein paar irre Luisas.“ So befeuert eine katastrophisierende Berichterstattung eine sich weiter polarisierende Wahrnehmung.

Anfang September kam nun eine neue Studie zum Golfstrom heraus. Geschrieben haben sie For­sche­r:in­nen der Universität Miami, publiziert wurde sie in Nature, neben Science die weltweit angesehenste Zeitschrift für Naturwissenschaften. Die Ver­fas­se­r:in­nen stellen hier – wieder vereinfacht gesagt – fest, dass eine Änderung des Erdmag­netfelds in einem wichtigen Element des Golfstrom, dem sogenannten Floridastrom, bisher nicht berücksichtigt worden war.

Die entsprechende Korrektur zeige, dass der Floridastrom „bemerkenswert stabil“ geblieben sei. Die daraus folgenden Schätzungen zur künftigen Entwicklung des Golfstroms insgesamt „ergeben einen deutlich schwächeren negativen Trend“ als die Berechnungen mit den unkorrigierten Floridastrom-Transporten. Soll heißen: Womöglich schwächt sich der Golfstrom sehr viel weniger ab, als angenommen.

In Klimaskeptikerkreisen wurde die neue Studie aus Miami begeistert herumgereicht. Die ganze Golfstromverlangsamung sei „nur ein Messfehler“ gewesen, hieß es da. In großen Medien hingegen findet sich zu der Studie – nichts. Dabei wüsste man doch gern, wie es kommt, dass ein solch starker Effekt bisher offenbar übersehen wurde. Oder was das für die Klimaentwicklung bedeuten könnte.

Anfrage bei Jochem Marotzke, Direktor des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie. Marotzke ist auf dem Gebiet einer der meistzitierten Wissenschaftler, er wird auch in der Utrechter Studie vom Februar zweimal zitiert. Die neue Untersuchung aus Miami habe „Hand und Fuß, und die Schlussfolgerungen sind robust“, sagt Marotzke. Der Golfstromstransport habe „nicht abgenommen“. Diese Korrektur sei nicht durch einen „Messfehler per se“ notwendig geworden, „sondern durch einen Fehler in der Analyse“. Die Änderung des Erdmag­netfelds sei nicht berücksichtigt worden, das wäre jetzt der Fall. Marotzkes Fazit: „Alles sehr überzeugend.“

Das klingt nach einer potentiell guten Nachricht. Aber solche haben es schwer. Weit schwerer, als Schocker wie die „minus 30 Grad“. Und das ist ein Problem.

Eine der Ursachen dafür liegt im Auftrag der journalistischen Medien. Sie sind dazu da, Risiken und Gefahren aufzudecken, zu zeigen, was falsch läuft. Gute Nachrichten haben wenig Priorität und werden darum kaum transportiert.

Negatives verkauft sich besser

Zudem sind Medienmärkte und die Aufmerksamkeit in der Gesellschaft immer härter umkämpft. Und durchsetzen im Kampf um Aufmerksamkeit könnten Medien sich am zuverlässigsten mit „Nachrichtenfaktoren wie Konflikt, Dramatisierung, Negativismus“, wie die Kommunikationswissenschaftler Lutz Hagen schreibt. Alarmistische Töne finden leichter Gehör, sie werden schneller verbreitet als ruhige und sachliche Berichte, die auf mögliche Verbesserungen, Fortschritte oder Handlungsmöglichkeiten hinweisen.

Dass es Kollapsphänomene geben könne, sei klar, sagt Jürgen Renn, Direktor am Jenaer Max-Planck-Institut für Geoanthropologie. Kipppunkte, die Klima- und Erd­sys­tem­for­sche­r:in­nen ausgemacht haben, könnten „alle möglichen kaskadenartigen Dominoeffekte im ganzen Erdsystem“ haben, sagt Renn. „Das sind ja nichtlineare, hoch­komplexe Systeme.“ Doch eben deshalb verbiete es sich zu sagen: „Wir wissen gerade, wie es ausgeht, nämlich: Kollaps.“ Das sei ein „unzulässiger Kurzschluss“.

Medien gehen mit diesem Problem nicht sensibel genug um. Gefahren werden weiter dramatisiert, was Hoffnung macht, fällt oft unter den Tisch. „Minimieren Sie apokalyptische Botschaften, die zu Öko-Angst und Öko-Lähmung führen können“, schreibt hingegen das International Journalism Network in einer Handreichung zur Berichterstattung über die Klimakrise.

Die Naturwissenschaft vermag – fraglos exakter als je ­zuvor –, Aussagen über die Zukunft zu treffen. Ihre Vor­hersagen scheinen in ihrer ­rationalen Autorität unerbittlich. Doch so umfangreich das gesammelte Wissen heute auch sein mag – nicht alles tritt ­genau so ein, wie vorhergesagt. So hat etwa kaum jemand so klar auf die existenziellen ökologischen Risiken hingewiesen wie der Club of Rome. Und doch hat er die Entwicklung nicht kommen sehen, dass nur kurze Zeit später erneuerbare Energien in Massen verfügbar sein würde.

An der Notwendigkeit, auf Grundlage des aktuellen Wissensstandes gegen die Klimakrise vorzugehen, ändert das nichts. Doch wer von Klimaangst geplagt ist, kann sich so oft kaum noch vorstellen, dass sich manche Dinge auch wieder zum Besseren wenden können. Und wem der Glauben daran fehlt, dem fehlt auch schnell die Kraft, sich für Verbesserungen einzusetzen.

So kann es helfen, sich die begrenzte Aussagekraft düsterer Prognosen immer mal wieder vor Augen zu führen. Um sich von ihnen nicht lähmen zu lassen, und um Vertrauen in den Selbsterhaltungstrieb der Menschheit zu bewahren.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

31 Kommentare

 / 
  • Vielen Dank für diesen differenzierten Beitrag, der auch auf der Metaebene das Thema Medien und Informationsvermittlung aufgreift.

    Vielleicht sollte man das Pressegesetz mal durchsehen und/oder ändern, was das angeht. Objektive und ausgewogene Information ist nämlich das A und O der Demokratie. Bassierend darauf treffen Menschen Wahlentscheidungen.

    Und es steht nicht gut darum. Das zeigen auch die "Berichterstattungen" zum Thema Asyl, islamistischer Terror etc. Dort werden Nichtigkeiten zu nationalen Notlagen aufgebauscht, während die echten nationalen Notlagen kaum mehr vorkommen.

  • Guter Artikel. Medien müssen wieder faktenorientierter informieren - deutlich weniger Wertung bitte, ich lese Zeitung, weil ich informiert sein möchte , DENKEN und mir eine eigene Meinung bilden, kann ich SELBSTÄNDIG! Ich möchte nicht ERZOGEN werden, ich bin schon alt genug und erwachsen.

  • 6G
    611245 (Profil gelöscht)

    Bad News are good news.



    Das ist leider so.



    Und genau deswegen schaukelt sich das alles hoch. Gilt für jedes Thema.

  • In dem Artikel steht: "Die minus 30 Grad gelten nur für eine Zeit von etwa 1.800 Jahren nach Beginn der Modellrechnung."



    Die Frage die sich mir stellt ist, wann beginnt die Modellrechnung?

    • @MOPir:

      Seit man genügend Daten für Modelle hat.

  • Danke für die Info. Finde auch schade, dass das nicht publiziert wird.

  • Würd ich mal genauso unterschreiben. Angst und Panik haben noch nie geholfen, Probleme zu bewältigen. Nicht mal im Kleinen. Und genau wie (zum Beispiel!) bei Corona geht man nicht offen mit Erkenntnissen um, die dem eigenen Anliegen scheinbar entgestehen. Eine -aus meiner Sicht zwingend notwendige- öffentliche Analyse zur Bewältigung der Pandemie fehlt bis heute. Dabei ist es Glaubwürdigkeit, die Menschen zu Veränderungen bewegt und Misstrauen, dass sie davon abhält. Misstrauen, was von negativen Kräften gentzt wird, um die Glaubwürdigkeit von Staat, Wissenschaft und Presse zu unterminieren. Und ja, Medien haben am gesamten gesellschaftlichen Diskurs einen großen Anteil und damit enorme Verantwortung. In Zeiten, wo jeder Promi-Pups millionefach geklickt wird, zu versuchen, eine solch umfassende Studie irgendwie wegzuschweigen ist grotesk.

  • Sehr gut auf den Punkt gebracht. Aber leider lassen sich halt die meisten Medienanbieter mittlerweile von früher verpönten Boulevardjournalismus treiben. Gerade so, als würden sie nur noch an die Blödheit ihrer Hörer, Seher und Leser glauben.

  • Ich freue mich über diese kritische Sicht auf die Berichterstattung zu wissenschaftlichen Themen. Abgesehen davon, dass es auch in der Wissenschaft verschiedene Interpretationen der selben Daten geben kann, führt die Verkürzung auf eine schmissige Überschrift oft genug zu einer kritischen Überspitzung der tatsächlichen Ergebnisse.



    Zum Golfstrom: das west-europäische Klima ist maritim. Das west-kanadische Klima auch, nur ohne Golfstrom. Das ist zwar eine Vereinfachung, zeigt aber die Richtung, wie schlimm es ohne Golfstrom bei uns wird. Im Winter kälter, aber insgesamt nicht dramatisch.

  • Jetzt mal im Ernst: Wissenschaftler haben schon viel Mist behauptet ,ob es den angeblichen physiologischen Schwachsinn des Weibes betrifft oder die Gehirnerweichung durch Masturbation .



    Fakt ist aber, dass es immer wärmer wird, dass die "Jahrhundertfluten " und Feuerbrünste nachgewiesen mehrmals im Jahr auftreten und das der Wald in vielen Gebieten sogut wie tot ist.



    Das was wir sehen und erleben sollte uns definitiv zu denken geben, wenn wir uns unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder auch nur ein Pfifferling wert ist.

    • @Ingrid Feistner:

      Es gibt natürlich auch eine andere Wahrnehmung in dem immer dichter besiedelten Planeten - die Auswirkungen werden so auch immer größer. Wer sich die Mühe gemacht die Ursprungsartikel zu lesen, die wird schon mitbekommen haben, dass ein Zusammenbrich des AMOC - also der Salzwasser-getriebenen Verteilung kalter nördlicher Meeresmassen in den Süden dramatische Auswirkungen auf die atmosphärische Feuchtigkeit auf den Britischen Inseln und Norwegen hätte, sowie zu stärkeren Gradienten zwischen dem überhitzten Süden und dem weniger ausgeglichenen Norden führen wird. - Diesen Effekt sehen wir bereits heute - Denn augenscheinlich „rinnt die polare Kaltluftblase“ immer intensiver aus und trifft auch noch auf vollkommen mit Wasserdampf aus dem Mittelmeer übersättigte Südluft. - Was dieses Jahr zum Wirbelsturm „Boris“ (Anett) geführt hat.



      Das wird das Leben in Europa ziemlich viel spannender machen, aber wir sollten uns bewusst sein, dass wir derzeit auf ein Szenario einstellen können wie vor 13 (!) Mio Jahren, wobei vor 5 Mio Jahren das Mittelmeer mal ausgetrocknet war (allerdings aufgrund einer geologischen Veränderung auf der iberischen Halbinsel). - Im Süden der Alpen gab’s da +60°C!

  • Ich bin mir in einem sicher: Kaum eine Prognose wird so eintreffen, wie sie angekündigt ist. Die Welt ist derart komplex, dass Modelle daran scheitern, alles zu berücksichtigen. [: Man bekommt es ja nicht mal hin, exakt zu berechnen, ab wann ein E-Auto einem Verbrenner in der CO2-Bilanz überlegen ist und das wäre im Vergleich zur Berechnung des Klimawandels ein Klax].

    Daher ist hier Vereinfachung hilfreicher als die letzte komplexe Studie. Das heißt: Durch mehr Co2 binden wir mehr Wärme. Dadurch verändern sich die Temperaturen, was regional deutlich unterschiedlich ausfallen kann. Veränderungen sind per se normal. Sie sollten aber nicht befeuert werden, da sie meist mit Kosten verbunden sind. Man stelle sich bildlich vor, man muss nur für die Einwohner New Yorks neuen Wohnraum schaffen, was es kosten würde Manhattan 2.0 zu bauen. Daher sollten Veränderungen nicht befeuert werden.

    Die Appelle des Autors teile ich - genauer hinschauen liebe Journalisten und viel öfter positiv berichten.

  • Wundert mich nicht, diese Form der Berichterstattung....ich brauche nur den Rechner hochfahren und den Microsoft Browser öffnen, da brüllt mich schon höchstwertiger (KI generierter) Qualitätsjournalismus an ......500 Atomkriege, 1000 tödliche Pandemien, Deutschland am Abgrund, Berlin bald zerbombt, wir werden alle sterben, Hilfe, grausam.......und so weiter....

  • Ich möchte nicht unmittelbar zum Thema beitragen, nur das:



    Als oldschool Unternehmer informiere ich mich per Welt und Spiegel. TAZ war in meiner Welt absurd links.



    Jetzt stelle ich - sowohl hinsichtlich des Artikels als auch der Reaktionen - fest, dass hier deutlich sachlicher und differenzierter berichtet und bewertet wird.



    Respekt !

  • Sie beschreiben das Problem sehr gut. "Minus dreißig Grad auf der ganzen Nordhalbkugel" posaunen die "Qualitätsjournalisten" der angeblich wegen besonderer Vertrauenswürdigkeit unverzichtbaren, zwangsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Medien -- offenbar ohne die Quelle überhaupt verstanden oder wenigstens ganz gelesen zu haben. Die Realität: minus ein Grad in Wien im August. (Ja, auch das ein gepicktes Extrem, aber korrekt mit allen Einschränkungen benannt.)



    Und was macht jetzt der Nichtspezialist unter den Zuschauern, der neben diesem noch dutzende andere, oft drängendere ihn betreffende Themen zu verfolgen hat? Vernünftigerweise sagt er sich ohne die Zeit und Muße zu weiterführender Recherche "wahrscheinlich alles gelogen". Und er hat, siehe oben, vollkommen recht damit. Das, und nichts anderes ist der Grund, warum die Nachrichten über die vielen echten menschengemachten Probleme auch des Klimas zur Mehrheit nicht durchdringen.



    Publikumsbeschimpfung hilft hier nicht weiter, der einzig wirksame Angriffspunkt ist die eigene Nase.

    • @Axel Berger:

      Einmal nur möchte ich eine Kritik am Fernsehjournalismus lesen, in dem das Wort "zwangsfinanziert" nicht vorkommt.



      Dann bitte auch bei Privatsendern, die man mit jedem Einkauf von Milch oder Spülmittel oder sonstwas über den Werbeetat zwangsfinanziert.



      Und nach den Rundumschlägen würde ich auch allzu gerne mal einen Gegenvorschlag lesen. Wie wär's denn besser? Ich denke mit Schaudern an eine Milliardär finanzierte Presse wie in den USA. Garantiert die Qualitätsjournalismus? Na, dann her damit. Versenken wir die Öffentlich-Rechtlichen und ergötzen uns an 5 Werbeunterbrechungen pro Dreiviertelstunde TV-Genuss. Wo Moderatoren höhnisch auflachen, wenn sie die Meinung eines ungeliebten Politikers vorlesen müssen.



      Ich meine das ganz ehrlich: was sollte man tun, um Qualitätsjournalismus zu erhalten bzw. erreichen.



      Freiwillig bezahlen? Klingt gut und idealistisch. Oberste Nachrichtenquellen werden X, Facebook und Youtube, da weiss man ja genau, was man bekommt: faktgecheckte Nachrichten, deutlich von Kommentaren geschieden, Objektivität und Seriösität.



      Und wenn Publikumsbeschimpfung schon nicht weiter hilft, was lässt Sie vermuten, dass Journalistenbeschimpfung hilft?

      • @Stechpalme:

        Das Problem ist, dass es Zeiten gegeben hat, wo ich als Hörer/Zuschauer entscheiden konnte, ob ich TV und Radio, oder nur eines der beiden Medien nutzen wollte. Und dann zahlte man weniger Gebühren.

        Natürlich gab es damals noch nicht die Internet-Auftritte der Sender, oder die Möglichkeit, Radio auch über den PC zu hören.

        Trotzdem war und ist es ein Taschnspielertrick, die Gebühr als "Demokratieabgabe" praktisch allen Menschen aufzuerlegen und ihnen damit ein Stück Freiheit zu nehmen. Sicher hätte es Leute gegeben, die nicht gezahlt hätten, aber doch den ÖRR genutzt hätten.Aber die gab es auch vor der Umstellung und das System ist nicht an diesen Schwarzhörern und -sehern zugrunde gegangen.

        Wenn die "Privaten" ihren Moderatoren irre Gehälter zahlen, ist es deren Kohle, aber die KEF hat schon vor gut 40 Jahren die Verschwendung bei Gehältern und Altersbezügen im ÖRR kritisiert. Geändert hat sich nichts, dank einer "großen Koalition" von Politik, Gremien und Nutznießern.

        Dieser Filz hinter den Kulissen gehört weg, deshalb war der ZEIT-Artikel zur Causa Schlesinger ja auch so peinlich.

      • @Stechpalme:

        Auf die letzte Frage gibt es zwei Antworten.



        Weil es das einzige ist, das ich tun kann. Die Taz könnte ich bei Unzufriedenheit jederzeit kündigen und eben deshalb muß sie sich Mühe geben und bleibt deutlich besser.



        Und in Kommentaren hier findet sich sehr oft die Frage, warum kommen bestimmte Erkenntnisse bei der großen Masse einfach nicht an? Dazu meine Antwort oben: Deshalb.

        • @Axel Berger:

          Schlecht ausgedrückt. Mit "Kommentare hier" meinte ich Meinungsbeiträge der Redaktion, nicht Leserkommentare.

    • @Axel Berger:

      ..... der angeblich wegen besonderer Vertrauenswürdigkeit unverzichtbaren, zwangsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Medien --



      ----



      Nur mal kurz aus dem Artikel zitiert:



      "....Zuerst berichtete CNN, im deutschsprachigen Raum griffen unter anderem Spiegel, Focus, RND, T-Online, Tagesspiegel, taz, sowie aus Österreich Heute, profil, Standard und Express diese Zahl auf. ..."



      Du machst genau das, was der Autor kritisiert!



      Nutzt einen Artikel, drehst dessen Grundaussage um, um Stimmung gegen den ÖRR zu machen!



      Man(n) merkt den Sinn & ist verstimmt! :-(



      Brummig Sikasuu



      Ps. Oder sind die o.a. Medien "zwangsfinanziert" & "zu hören, zu sehen"?



      Ich halte die o.a. alle für "kommerziellen Print" (na ja, TAZ nicht, aber die muss ja auch überleben) lese, nicht immer, einige davon, doch "sinnverstehendes Lesen" scheint eine nicht mehr so weit verbreitete Fähigkeit zu sein! :-(

    • @Axel Berger:

      Seit wann sind “CNN, Spiegel, Focus, RND, T-Online, Tagesspiegel, taz, sowie aus Österreich Heute, profil, Standard und Express” “zwangsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Medien”?

      • @Anna Bell:

        Sind sie nicht, aber die ÖR werden genau dafür bezahlt, solche Behauptungen zu prüfen. Kritikloses Nachbeten sollte das Metier der kostenlosen Verteilblätter im Briefkasten bleiben. Die ÖR haben genau eine Aufgabe, für die werden sie recht gut bezahlt und eben die vernachlässigen sie völlig.

        • @Axel Berger:

          Was hat der ÖRR mit den Printmedien zu tun? Dafür ist doch der Presserat zuständig.

  • Nun ist der Golfstrom nur ein Baustein in einer Reihe von möglicherweise katastrophaler Kippunkte. Man kann hier nicht von Alarmismus reden, wenn die möglichen Folgen einzelner Bausteine kommuniziert werden (wohl aber, wenn man die Auswirkungen in 1800 Jahren auf die nächsten 100 Jahre verkürzt).

    Dennoch ist es wichtig, zu verstehen, welche globalen Folgen eintreten könnten und was nach momentanem Stand als wahrscheinlich gilt. Bei den vielen Elementen hat sich ja gezeigt, dass die Prognosen eher zu vorsichtig waren und es deutlich schnell geht, als gedacht. Uns sollte eigentlich auch eine Kollapswahrscheinlichkeit von wenigen % schon zu hoch sein, da wir aus dem Raumschiff Erde nicht aussteigen können.

    Man muss sich auch umgekehrt vor dem Trugschluss schützen, dass es bisher doch noch immer gut gegangen wäre, wie z.B. mit den planetaren Grenzen des Club of Rome (deren Überschreiten sich erst deutlich später als angenommen Auswirkungen auf die westliche Welt gezeigt haben). Es sollte uns klar sein, dass jede Zivilisation, die nicht kollabiert ist, genau dieses Argument ins Feld führen könnte, auch wenn sie gerade ihre Lebensgrundlagen zerstört.

  • "Für den Rest Europas sahen die Prognosen deutlich moderater aus, für Wien etwa minus 8 Grad im Februar und minus 1 Grad im August. Auch das könnte gefährliche Folgen haben." Ich weis ja nicht was der Autor so isst aber die meisten Menschen hängen sehr von der Landwirtschaft und ihren Produkten zum überleben ab, die kann aber bei -1° im August schlecht arbeiten. Das wäre katastrophal, und 1800 Jahre sind was Menschheitsgeschichte angeht nicht so weit weg.

    • @Machiavelli:

      Ich Kommentar weist deutlich darauf hin, daß die Schlampigkeit, die seit einigen Jahren bei Temperaturangaben Einzug hielt, dringend aufhören muß.



      Wir Boomer haben noch gelernt, daß gemessene Temperaturen - zumindest auf dem europäischen Festland - in Grad Celsius (°C) angegeben werden. Temperaturdifferenzen in Kelvin ohne das Wörtchen Grad davor. So weis maus tatsächlich nicht, was mit "minus 8 Grad im Februar und minus 1 Grad im August", und mit "-1° im August" gemeint sein soll.



      Der Kontext sowie der trügerische gesunde Menschenverstand könnte eventuell weiterhelfen...

    • @Machiavelli:

      Eine Abkühlung um einen Grad bedeutet nicht Temperaturen von -1 Grad

    • @Machiavelli:

      Ich habe den Text anders verstanden. Die angegebenen minus 30, minus 8 und minus 1 Grad sind nicht Temperaturen, sondern TemperaturSTÜRZE - also Differenzen ins Negative. Somit soll es im August in Wien nicht minus 1 Grad kalt werden, sonder 1 Grad kälter als heute normal. Vielleicht kann Herr Jakob das ja nochmal klären.

    • @Machiavelli:

      Und bei ein Grad weniger als heute, wie es im Text steht?

  • Der Autor tut das gleiche wie die Journalisten die die Zusammenfassung der ersten Studie gelesen haben: Eine Studie sagt dies vor raus und eine andere jetzt das Gegenteil.

    Das einzelne Studien nur begrenzte Aussagekraft haben, geht in der öffentlichen durch Journalisten gefilterten Wahrnehmung unter.

    Gerade weil erst viele Studien zusammengenommen einen Effekt bestätigen oder widerlegen können, haben wir das IPCC. Einzelne Studien sollten in der Berichterstattung immer mit Vorsicht behandelt werden.

    • @Semon:

      Der Autor bearbeitet im Text zwei Studien und zitiert außerdem zwei Experten aus dazu angestellten Befragungen.



      Die Hauptaussage der Autors ist aber auch gar nicht die zu einem speziellen zukünftigen Klimaresultat, sondern dass Medien hier ihren Infromationsauftrag ernster nehmen sollten, statt sich stattdessen einzelne negative Sensationen rauszupicken und verkürzt wiederzugeben.