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Waffenruhe zwischen Israel und LibanonEine Farce

Ariane Lemme
Kommentar von Ariane Lemme

Dass gerade jetzt eine Waffenruhe gefordert wird, klingt wie ein schlechter Scherz. Von Israel wird alles erwartet, von der Hisbollah nichts. Das kann nicht funktionieren.

Israelische Truppen an der Grenze zum Libanon Foto: Ayal Margolin/Xinhua/dpa

E s klingt wie ein schlechter Scherz: Am Donnerstagmorgen hat eine Staatengruppe um die USA und Deutschland angekündigt, bei der UN-Generalversammlung zu einer Waffenruhe zwischen Libanon und Israel aufzurufen. Es sagt viel, dass sie das jetzt tun, just in dem Moment, da Israel nach knapp einem Jahr Beschuss durch die Hisbollah und der daraus resultierenden Vertreibung Hunderttausender Israelis in Richtung Binnenland, gegen die Hisbollah vorgeht.

Ob dieses Vorgehen für Israel sinnvoll ist, darüber lässt sich streiten. Dass dabei libanesische Zivilisten sterben, ist so sicher wie schmerzhaft. Und ja, die Lage könnte eskalieren.

Der gewählte Zeitpunkt für diesen Aufruf zeigt aber, an wen er sich eigentlich richtet: Israel, und Israel allein. Denn die UN, die USA und Deutschland hätten die Hisbollah seit dem 8. Oktober 2023 dazu auffordern können – und müssen. Anscheinend aber ist eine islamofaschistische Organisation wie die Hisbollah kein ernstzunehmender Partner, von dem man auch nur das Geringste erwarten kann.

Was aber ist geopolitisch die Konsequenz, wenn die Einhaltung des Völkerrechts nur von manchen erwartet wird? Der Libanon ist keine Diktatur. Dass die Hisbollah schwere Raketen in Wohngebieten versteckt hat, war zumindest den Israelis lange bekannt – den Anwohnern sicherlich auch. Keiner wird davon ausgegangen sein, dass die lediglich zur Selbstverteidigung dort deponiert sind.

Es wäre Aufgabe der internationalen Staatengemeinschaft, der UN, einer Zivilbevölkerung zu helfen, wenn sie derart als menschliches Schutzschild missbraucht wird. Und es wäre Aufgabe der UN gewesen, den dauerhaften Beschuss auf Israel zu verurteilen. All dies ist nicht geschehen, was vielen Israelis einmal mehr den Eindruck vermittelt, dass sie sich international auf niemanden als sich selbst verlassen können. Hätten sie eine Chance zu glauben, dass der Staatengemeinschaft an der Sicherheit und dem Überleben ihres Staates gelegen wäre, müssten sie sich vielleicht weniger aggressiv verteidigen.

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Ariane Lemme
Redakteurin
schreibt vor allem zu den Themen Nahost, Antisemitismus, Gesellschaft und Soziales
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25 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • "... auf der A5 kommt Ihnen ein Falschfahrer entgegen ..." - "Einer? Ich sehe hunderte ...."

    Genau so geht es Israel mit der UNO.

  • Vielleicht sollten wir einmal von der Erwartungshaltung der jüdischen Bevölkerung Israels ausgehen: Sie braucht den Frieden dringender denn je, schließlich gehen die Kosten für eine andauernde Militarisierung auf Dauer zu Lasten der Lebenshaltung. Ich befürchte, dass jede weitere Eskalation verhindert, dass demokratische Regierungen in der Nachbarschaft die Terroristen in den Griff bekommen, eher im Gegenteil, wenn jungen Menschen Chancen zu einer Teilhabe genommen werden, wenn unter dem Motto Terrorbekämpfung die Infrastruktur zerstört wird und Zivilisten flüchten müssen. Eine Sackgasse!

  • Abgesehen von finazieller Hilfe, Waffenlieferungen, unzähligen diplomatischen Rückendeckungen wird hier wieder mal Israel allein gelassen bei einer Initiative, die Netanjahu eh ignorieren wird.

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Am 6. Oktober herrschte noch ein Waffenstillstand. Einen Tag später brach die Hamas einen Krieg vom Zaun und verübte den tödlichsten Massenmordanschlag auf das Judentum seit dem Holocaust. Israel wurden unschuldige Menschen, sogar mehrheitlich unbewaffnete Nichtkombattant:innen, nachweislich von der Hamas massakriert, verstümmelt, vergewaltigt und verschleppt. In Gaza brach Jubel aus.

    Am 8. Oktober erklärte die Hisbollah dem jüdischen Staat den Krieg. Bislang feuerte sie ca. 11.000 Raketen auf Israel ab.

    Israel kann und muss beide Gegner ein für alle Male außer Gefecht setzen. Hamas und Hisbollah vertreten keine demokratischen Werte, sondern Scharia und Dschihad. In ihren Gesellschaften werden Frauen und Queere unterdrückt. Kinder werden in minderjährige Soldat:innen und Selbstmordattentäter:innen verwandelt (siehe Amnesty International).

    Es gibt logisch betrachtet keinen Grund, solche Terrororganisationen weiterhin wüten zu lassen. Dass Israel sie bekämpft, ist ein Dienst an der Menschheit. Wer dahingegen anstrebt, Hamas und Hisbollah davonkommen zu lassen, gefährdet überregional Abermillionen Menschen und die demokratische Staatengemeinschaft.

  • Über 80% des Beschusses geht seit dem 7. Oktober von Israel Richtung Libanon. Das Gebiet das von der Hisbollah erstmalig am 8. Oktober 2023, in fragwürdiger Solidarität mit der Hamas, angegriffen wurde, ist völkerrechtswidrig von Israel besetztes Territorium im Libanon und in Syrien. Auch muss man der Taz raten, die Geschichte der fortgesetzten militärischen Aggressionen Israels gegen den Libanon, seit 1982, mal zu studieren. Wenn hier etwas eine Farce ist, dann, mit Verlaub gesagt, dieser Artikel. Eine Verdrehung von Tatsachen. Israel ist de facto der einzige Staat auf dieser Welt, von dem offenbar nicht ernsthaft erwartet wird, dass er sich an das Völkerrecht zu halten hat. Und Israel hält sich auch konsequenter Weise seit Jahrzehnten nicht an das Völkerrecht, ignoriert jede Resolution und hält mit brutaler militärischer Gewalt sein Besatzungsregime in Teilen Syriens, Libanons und Palästinas aufrecht. Zu behaupten Israel sei nur das Opfer fortdauernder Aggressionen seiner Nachbarn ist eine ziemlich gewagte Umdrehung dessen, was sich im Libanon und in Palästina gerade abspielt..

  • Kann Ihre Argumente nicht nachvollziehen. Das militärische Vorgehen Israels als längst überfällige Selbstverteidigung zu framen klammert unglaublich viele Facetten dieses Konflikts aus. Und die tausenden Toten in der Zivilbevölkerung mit “sicher schmerzhaft” zu beschreiben, um weiter gegen die Forderung für einen Waffenstillstand zu argumentieren, empfinde ich als ziemlich daneben. Ich würde mir eine Berichterstattung wünschen, die beide Seiten beleuchetet, und auch Stimmen den Raum gibt, welche im öffentlichen Diskurs in Deutschland gesilenced werden. Besonders von einer kritischen, linken Zeitung.

  • Wenn deutsche 'Staatsraison' spricht, kann man zu Haaretz raten:



    "When 'Military Targets' Mean Lebanese and Israeli Civilians - Haaretz Today - Haaretz.com, Allison Kaplan Sommer, Sep 24, 2024. www.haaretz.com/is...-a9fb-bcbfebac0000.



    Israel Is Bringing Its State Terrorism From Gaza and the West Bank to Lebanon, B. MichaelSep 24, 2024, www.haaretz.com/op...-a79e-b13e3c1b0000

  • Danke, Frau Lemme, dass Sie hier auch thematisieren was sonst in deutschen Medien wenig zu finden ist - so erleben es zumindest die Menschen in Israel: www.juedische-allg...e-welt-schaut-weg/



    Obwohl der Beschuss der Hisbollah seit dem 20.9. schlimmer geworden ist, befürworten die Vertriebenen im Norden Israels die Massnahmen des Militärs. Warum? Grund ist die völlige Perspektivlosigkeit, die seit ca. einem Jahr bei den Binnenflüchtlingen herrscht. Es gibt für sie nicht die geringste Aussicht, dass sie jemals in ihre Häuser zurückkehren und ein normales Leben führen können. Das ist so, obwohl im Grenzgebiet eine von der Vereinten Nationen stationierte Truppe, die UNFIL, vor Ort ist, die mehrfach deutlich aufgestockt wurde. Die Soldaten schreiben sozusagen mit, sie zählen jede einzelne der ca. 10000 Raketen und Drohnen und - nehme ich doch an - Herr Guterres ist darüber bestens informiert.

  • Roberto Saviano beschreibt die politische Ausrichtung und Vernetzung Netanjahus mit der internationalen Rechten in seinem Buch Aufschrei. Das ist relativ unbekannt trifft aber den Nagel auf den Kopf. Ganz einfach weil es belegt das Netanjahu nie ein Interesse an einem Friedensprozess hatte. Sondern nur das Ziel die Palästinenser aus ganz Israel zurückzudrängen. Sicherheitsminister Ben Gvir und seine religiösen Eiferer propagandieren das höchstoffiziell in Israel. Leider liest und hört man darüber kaum etwas.



    Insofern ist der Spruch "From The River To The Sea" durchaus auch anders interpretierbar.

  • Es ist ein Trauerspiel, dass die UN mit ihrem ungeschickten agieren immer nur den Radikalen auf beiden Seiten nützt. Sie sollte sich und allen Beteiligten eingestehen, dass ihre Apelle in dem Konflikt nichts entscheidend positiv ändern können, sondern eher schaden. Als ehrlicher Makler wird die Organisation nicht wahrgenommen und für wirksame Maßnahmen gegen Bedrohung fehlen ihr Mandat und Mittel - und bei manchem (leitenden) Mitarbeiter wohl auch der nötige Wille.

  • So ziemlich jede Regierung auf diesem Planeten versucht, auch im Interesse der Bürger Israels, diesen Krieg zu beenden. Die Reaktion der israelischen Regierung ist, eine Bodenoffensive vorzubereiten.

    Finden Sie den Fehler.

    Die Hisbollah hat oft genug erklärt, dass sie aufhört zu schießen, wenn es in Gaza einen Waffenstillstand gibt. Für einen solchen gehen auch täglich viele Israelis auf die Straße.

    Das ist die Situation. Und aus der wird klar, wer vor allem seinen selbstzerstörerischen Kurs ändern muss.

    Oder glaubt die Autorin ernsthaft, die USA und die anderen Verbündeten Israels wollen Israel schaden?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      "Dieses ständige Darstellen Israels als unschuldiges Opfer nervt. Es ist faktisch falsch."

      Also mich nervt das ständige Beschuldigen Israels dafür, dass der Staat wagt sich gegen massive Bedrohung zu wehren. Auch solche imaginierten Wahrheiten, die Sie mit "Dass die jetzige israelische Regierung eine Eskalation sucht ist sichtbar." verkaufen. Stellen Sie sich mal vor, auf Brandenburg fielen vom Osten her über Jahre und Jahrzehnte Raketen. Bevorzugt auf Kindergärten in kleinen Ortschaften (wie der Fall inBeer Sheva, Aschkelon oder Aschdod). Was glauben Sie, was hier im Lande los wäre? Aber die Israelis eskalieren... Ne is klar. Checken Sie mal ihre Motivation für diese "Einstellung".

    • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      Mit der Täter-Opfer-Umkehr wird keinem geholfen. Israel werde am 7. Oktober von der Hamas massiv angegriffen. Am 8. Oktober schon dann die Hisbollah auf Israel los.

      Es gibt keinen Grund, eine rechtsextreme, islamistische Terrororganisation zu schonen. Mit welcher Arroganz glaubt sich die Hisbollah darüber bestimmen zu dürfen, was die Bedingungen für die Beendung des Krieges sein sollten?

      Laut Hisbollah wurde schon wieder ein hochrangiger Kommandeur, diesmal Ibrahim Mohammed Kobeissi, bei IDF-Angriffen auf den Libanon getötet. In den letzten Wochen hat es weitere Militärs der libanesischen Terrorgruppe erwischt, darunter Ibrahim Aqil, Gründungsmitglied der Hisbollah und Kommandeur der Eliteeinheit ar-Radwan, und Fuad Shukr, militärischer Berater des Generalsekretärs und Mitglied des höchsten Gremiums, des Dschihad-Rates. Insgesamt wurden schon durch die Pager-Posse rund 1.500 Hisbollah-Mitglieder außer Gefecht gesetzt, und zwar auf eine zwar menschenmöglichst präzise Weise.

      Unter diesen Umstände wäre es sinnlos und selbstzerstörerisch, Hamas und Huthis eine Schonung a la Dunkerque zu bescheren. Die menschenverachtenden Vereine müssen endlich schachmatt gesetzt werden.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      "Die Hisbollah hat oft genug erklärt, dass sie aufhört zu schießen, wenn "

      Jetzt trollen Sie aber...

  • Friedensappelle, nach denen die Seite, die sich gegen Vernichtungsabsichten der Anderen stemmt sich doch bitte nicht so heftig wehren soll sind halt gerade schwer in Mode.

    Was die UN angeht: Vergessen Sie's. Der Iran hat kein Interesse daran, dass Hezbollah oder Hamas Israel langfristig in Frieden lassen. Und kann Drohnen, Marschflugkörper und Raketen produzieren, die die Vetomacht Russland dringend in der Ukraine braucht. Mal davon ab dass US-Material, das in Nahost genutzt wird, nicht von der Ukraine eingesetzt werden kann.

    • @metalhead86:

      "Friedensappelle, nach denen die Seite, die sich gegen Vernichtungsabsichten der Anderen stemmt sich doch bitte nicht so heftig wehren soll sind halt gerade schwer in Mode."

      Gut auf den Punkt gebracht. Die Gefährlichkeit der Angreifer auf die jüdische/israelische Seite wird meiner Meinung nach enorm unterschätzt.

      Da der Iran auf Grund der internen Situation von externen Konflikten profitiert, wäre es ein aus meiner Sicht denkbares Szenario, dass die Truppen in Gaza und Libanon mit ihren Raketen die Abwehr in Israel an die Kapazitätsgrenze bringen, damit der Iran freies Schußfeld hat. Beim letzten iranischen Angriff haben zwar andere Länder geholfen, die iranischen Raketen abzufangen, aber dazu sind sie ja nicht verpflichtet.

  • Gewohnt einseitig.

    • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
      @sachmah:

      Zum Glück. Denn manche „Israel-Kritische“ erwecken immer wieder den Eindruck, den rechtsextremen islamistischen Terror verharmlosen oder sogar rechtfertigen zu wollen.

      Jüdische Leben zählen nämlich auch.

      Siehe: taz.de/Gaza-Krieg-...indertag/!6034521/

  • Danke, 100% Zustimmung.

  • Schon lange vor Beginn des Gaza-Kriegs verfügten die Terror-Truppen der Hisbollah über schätzungsweise 150.000 Raketen in der Region.

    Natürlich wie üblich versteckt in Wohngebieten. Kasernen, Lagerhäuser etc. gibt es dort nicht. Die gleiche Nummer wie die Hamas.

    Hamas, Hizbollah, Islamischer Jihad etc., also der Iran, feuern auf Israel seit dem 07. Oktober letzten Jahres.

    Und Israel muss sich dafür verteidigen, dass es sich verteidigt?

  • Nun... die 40000 Tote in Gaza sind eben auch eine traurige Tatsache. Mit von den USA gelieferten 500-Pfund-Bomben.

    Darüber sollte natürlich die Aggression der Hisbollah nicht ignoriert werden; die zivilen Opfer einfach als "menschliche Schutzschilde" wegzuwischen ist ungefähr so zynisch, wie Rumsfelds "Kollateralschäden".

    Dass die jetzige israelische Regierung eine Eskalation sucht ist sichtbar. Ich halte es für korrekt, wenn sie von ihren Verbündeten (die sie schliesslich mit Bomben beliefern, die beim Raketen- und Drohnenangriff Irans sich an der Abwehr direkt beteiligt haben) auch Gegendruck bekommt.

  • gelten Fakten nichts mehr? Es wurden nicht "Hundertausende " Israelis vertrieben. Es wurden etwa 60.000 Israelis evakuiert. Und die Eskalation fand von Seiten Israels statt. Dieses ständige Darstellen Israels als unschuldiges Opfer nervt. Es ist faktisch falsch. Es gab keinen Frieden, vor dem 7. Oktober. Das fühlte sich in Israel nur so an, weil es den Iron Dome gibt - und sich die Öffentlichkeit in Israel in ihrer großen Mehrheit angewöhnt hat, die Ereignisse jenseits der diversen Zäune besser nicht wahrzunehmen. Weg zu schauen. Davon gibt es nur wenige Ausnahmen, die für Entscheidungen "ganz oben" keine Rolle spielen.



    Dieses Wegschauen und dessen Folgen: War das nicht einer der Vorwürfe an Deutsche hinsichtlich... na, Sie wissen schon....

    • @Monomi:

      "Dieses wegschauen..., na Sie wissen schon..."

      Na ich weiss vor allem, dass Sie hier gerade Israels Politik mit der von Nazideutschland gleichsetzen. Aber ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich wäre überrascht.

    • @Monomi:

      Es stimmt, auch vor dem 7. Oktober war nicht alles friedlich. Die Terroristen der Hamas und der Hisbollah feuerten auch davor immer wieder Raketen auf Israel.

      Und hier interessierte das kein Sch...