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Kandidatur von Kamala HarrisTraum, Trauma, Trump

Michaela Dudley
Essay von Michaela Dudley

Die Kandidatur von Kamala Harris holt die US-Demokraten aus der Misere. Doch sie garantiert auch ein erbittertes Rennen mit mehr Rassismus und Sexismus.

Illustration: Katja Gendikova

W ir wählen die Freiheit“, so Kamala Harris. Mit einem fulminanten Start verkündete die 59-jährige US-Vizepräsidentin vor knapp zwei Wochen, die Geschicke der Vereinigten Staaten und ihrer 333 Millionen Ein­woh­ne­r:in­nen lenken zu wollen. An Dreistigkeit nicht zu überbieten. Oder doch?

Mit jeder neuen strafrechtlichen Verurteilung brüstete sich Trump damit, häufiger angeklagt worden zu sein als Al Capone. Seine handverlesenen Marionetten auf der Richterbank des ­Supreme Court versicherten ihm, er stehe eh über dem Gesetz. Dann gelang ihm die ­ultimative ­Täter-Opfer-Umkehr, als er einer Kugel knapp ausgewichen war.

Das ikonische Foto, das ihn mit blutverschmiertem Antlitz und erhobener Faust unter dem Sternenbanner zeigt, wie bei den Marines auf Iwo Jima, habe seinen Triumph besiegelt, hieß es. Erst recht deshalb, weil Bidens abgeschriebene Partei nach dem desaströsen TV-Duell nichts als „Demenzkratie“ bieten könnte. Doch dann verzichtete Biden auf eine neue Kandidatur – und nun sieht Trump alt aus.

Garstige Geringschätzung

Fakt ist, der ambitionierten Afroamerikanerin werden gute Chancen eingeräumt, die erste ­Madame Präsidentin der USA zu werden. Das entfacht allerdings den Zorn der Republikaner:innen. Infolgedessen bekommt Harris die Misogynoir, die toxische Mischung aus Sexismus und Anti-Black-Rassismus, in steigenden Dosierungen zu spüren, wird etwa als Quotenfrau gebrandmarkt. DEI hire (sinngemäß „Diversityangestellte“) ist das neue Buzzword. Queen Kamala ist aber keine Quotenfrau, sondern vielmehr eine Quotenbrecherin. Innerhalb der ersten 24 Stunden nach Bekanntgabe ihrer Kandidatur erzielte sie einen Spendenrekord. Sage und schreibe 81 Millionen Dollar fuhr sie ein, und zwar meistenteils in Form von Kleinbeträgen.

Michaela Dudley

geboren 1961, ist eine Berliner Queerfeministin mit afroamerikanischen Wurzeln, ist Kabarettistin, Publizistin, Diversity-Rednerin und gelernte Juristin (Juris Dr., US). Ihr Leitsatz aus ihrem 2022 erschienen Buch „Race Relations: Essays über Rassismus“ lautet: „Die Entmenschlichung fängt mit dem Wort an, die Emanzipierung aber auch“. Sie engagiert sich gegen den Antisemitismus. In dem preisnominierter Kinostreifen „Geschlechterkampf: Das Ende des Patriarchats“ (2023) spielt sich sie selbst und erhält Lob für ihren Aufruf zum Empowerment.

Klar ist: Wenn eine Schwarze Frau ehrgeizig ist, wird es als Provokation empfunden. Man reagiert mit garstiger Geringschätzung. Harris wird als faul, inkompetent und laut dargestellt. Es wird eindringlich gemahnt, die Zeit sei immer noch nicht reif für irgendwelche Experimente. So hieß es bereits 1972, als die afroamerikanische Demokratin Shirley Chisholm für das Präsidentenamt mutig, wenn auch erfolglos kandidierte. Genauso klang es vor vier Jahren, als Harris die Vizepräsidentschaft anstrebte. Die Welt steckte inmitten der Pandemie und einer hartnäckigen Rezession. Erzkonservative verspotteten und verachteten Joe Biden dafür, ausgerechnet Harris als Wahlkampfgefährtin auserkoren zu haben. Aber siehe da, es hat geklappt.

Incels und Aufrührer

„We did it, Joe!“, jubelte Harris damals in einem legendären Video. Denn das Gespann Biden/Harris hatte es bei großer Wahlbeteiligung geschafft, den amtierenden Präsidenten Donald Trump und dessen Vizepräsidenten Mike Pence zu besiegen. Doch damit war der Kampf nicht vorbei. Trotz seiner eindeutig bestätigten Niederlage klebte Trump am Oval Office. White male entitlement nennt man das.

Bei der Aufrechterhaltung des weißen männlichen Besitzanspruchs spielen Rituale eine wichtige Rolle. Denken wir bitte kurz an den Washingtoner Dreikönigstag 2021 zurück. Beim tödlichen, von Trump höchstpersönlich angestifteten Sturm aufs Kapitol stachen viele der Hausfriedensbrecher durch ihre Montur und ihre Mitbringsel ins Auge: Konföderiertenflaggen, Kriegsbemalung, Waschbärfelle, Wikingerkopfschmuck. Eine Vereinigung von Insurgents und Inceligentsia – also ein Klub aus Aufständischen und frauenverachtenden Incels. Kunterbunt, doch einem rassifizierten Reinheitsgebot gehorchend. Von den rund 400 festgenommenen Pro-Trump-Aufständischen waren 93 Prozent weiß und 86 Prozent Männer.

Sollte eine Präsidentin Harris in das majestätische Quartier an der Pennsylvania Avenue einziehen, wäre das noch lange nicht das Ende des Patriarchats, sondern der Anfang eines Heilungsprozesses. Denn die Vereinigten Staaten leiden chronisch an MAGA-Sucht. Das reiche Land ist seelisch unterernährt, sozial verhungert und hat, kollektiv betrachtet, den Hunger auf Harmonie verloren. Diese Auffassung sei mir gestattet. 1961 erblickte ich ebenda das Licht der Welt, und zwar im Schatten der Freiheitsstatue. Meine Vorfahren waren schon seit Jahrhunderten da. Zuerst als Versklavte, dann als Soldatinnen. Das gelobte Land der unbegrenzten Möglichkeiten war für uns eigentlich immer ein Land unmöglicher Begrenzungen.

Kalte Wasser der Südstaaten

Herbst 1964. Meine Mutter nahm mich zum Wahllokal mit. In einer Pfütze auf dem Schulhof trieb ein Handzettel. Ich hob ihn auf. Auf dem Flyer prangte „Make America Great Again“. Mit drei Jahren konnte ich das natürlich nicht entziffern. Aber ich erkannte den abgebildeten Kandidaten wieder und machte somit meine allererste Wahlempfehlung.

„Coldwater!“, so schrie ich. Freude mit einem Freud’schen Versprecher. Eine kalte Dusche erfolgte auf der Stelle.

Der Herr hieß eigentlich Goldwater. Barry Goldwater. Der republikanische Senator, der Präsident sein wollte, hatte allerdings jüngst gegen progressive Bürgerrechtsgesetze abgestimmt. Nun, wir hatten Verwandte in den südlichen Bundesstaaten. Aufgrund ihrer Hautfarbe durften sie nicht wählen, obwohl sie seit Generationen US-Bürger:innen waren und sich nichts zuschulden kommen ließen. Wie Großtante Henrietta in Kentucky. Auch wenn der Wahltag in den USA seit eh und je auf einen Dienstag fällt, hatte sie sich stolz in ihren Sonntagstaat geworfen und das Geld für die dubiose Kopfsteuer zusammengekratzt, um ihre Stimme abzugeben. Doch der Wahlbeamte zerriss den Stimmzettel und ließ die tränenüberströmte Henrietta von einem Hilfssheriff hinaus­eskortieren, weil sie beim Jelly-Bean-Test durchgefallen ist.

Es war die Jim-Crow-Ära. Um an die Wahlurne heranzutreten, mussten südstaatliche Schwarze nicht nur genug Dollars aufbringen, sondern auch ihre Intelligenz messen lassen. Wahlbeamte stellten sie vor unlösbare Aufgaben, etwa die Schätzung der Anzahl von Süßigkeiten in einem Gefäß, um sie von der Teilnahme an Wahlen abzuhalten.

So machte Mama ihr Kreuz lieber bei Lyndon Baines Johnson alias LBJ. Er siegte und boxte während seine Amtszeit umfassende Wahlrechtsreformen durch. Erzkonservative beargwöhnten solche Fortschritte. Deshalb griffen im Laufe der Jahrzehnte Männer wie Ronald Reagan die MAGA-Schlachtparole wieder auf. Allerdings war es erst Trump, der den Slogan markenrechtlich schützten und auf Baseballmützen, Bikinis und T-Shirts drucken ließ. MAGA ist, kurz gesagt, die Sehnsucht nach einer Zeit, in der hörige Ehegattinnen hauptberuflich am Herd hantierten und Minderheiten ausgegrenzt und eingeengt wurden. Ein talentiertes Girl wie Kamala Harris, Tochter eines jamaikanischen Vaters und einer indischen Mutter, hätte so kaum Aussichten auf den sozialen Aufstieg.

Den Karren aus dem Dreck ziehen

Sommerferien 1967. Verwandtenbesuch in Pulaski, Tennessee. Dem Ort, an dem man 1865 den Ku-Klux-Klan aus der Taufe gehoben hatte. Das spürten wir, als uns eines Nachts ein Pick-up von der Landstraße drängte. Grillenzirpen, Schnapp­atmung. Ein weißer Junge sprang raus, Tabak kauend und mit der Winchester wedelnd. Höchstens 18 Jahre alt, eigentlich schon reif genug für den Fleischwolf in Vietnam. Aber jetzt durfte er zuerst einmal seinen Spaß mit uns haben, der afroamerikanischen Familie mit dem Autokennzeichen aus dem gehassten Norden. Unser ­Chevrolet steckte im Graben fest, ein plötzliches Beschleunigen hätte uns nicht geholfen.

Meine Eltern mahnten mich, den Kopf einzuziehen und keinen Mucks von mir zu geben. Papa, der in der U. S. Air Force im Zweiten Weltkrieg gekämpft hatte, wurde mit „Boy“ angesprochen, Mama, eine erfahrene pädagogische Assistentin, wurde wie eine exotische, verfügbare Dienstmagd behandelt.

Das reiche Land ist seelisch unterernährt, sozial verhungert und hat, kollektiv betrachtet, den Hunger auf Harmonie verloren

Auf einmal stieg die Beifahrerin des jungen Kerls aus. Eine Hochschwangere mit Kassenbrille und Lockenwicklern. Sie keifte ihn an, er solle die „Negras“ weiterfahren lassen. Dieser Angriff auf seine Autorität ließ ihn schäumen. Mit dem Kolben seiner Schrottflinte stieß er auf unsere Motorhaube, dann bespuckte er unsere Windschutzscheibe. Anschließend griff er seine Beifahrerin am Schopf und zog sie zurück in den Pick-up. Die Heckleuchten der beiden verschwanden bald aus unserem Blickfeld. Heute wären sie Nebendarstel­lende in einer Elegie des ­Hinterwäldlers J. D. Vance.

Ich weiß noch, wie ich mit meinen knochigen Armen und zitternden Händen mit anpackte, um unser Auto zu schieben. Eins war mir damals noch nicht so bewusst: Vor meinen weit aufgerissenen Augen hatte sich just eine Metapher für die amerikanischen Machtverhältnisse abgespielt.

Bereit für eine Frau? Natürlich!

Aber wer soll nun als US-Präsident:in den Karren aus dem Dreck ziehen? Meine sarkastische Ader meint: Handelt es sich um die Erledigung der Drecksarbeit, gibt es eh keine geeignetere Kandidatin als eine Schwarze.

Harris, die eloquente Ex-Generalstaatsanwältin Kaliforniens, ehemalige US-Senatorin und amtierende Vizepräsidentin, steht einem mehrfach verurteilten Verbrecher gegenüber, der öffentlich von Hannibal Lector schwärmt. Worin liegt die „Qual“ der Wahl?

Natürlich ist die Wählerschaft bereit für eine Madame Präsidentin. Das hat sie 2016 bewiesen, als Hillary Clinton fast drei Millionen Stimmen mehr als Trump erhielt! Blöd nur, dass das Electoral College, das Gremium der Wahlmänner, das Sagen hatte. Bei der Wahl hatten viele weiße Frauen in ländlichen Regionen Trump gewählt. Das war 2016 das Zünglein an der Waage bei den Wahlmännern. Zum Glück gibt es mittlerweile Hunderttausende „White Women for Kamala“, die sie als Symbol für eine neue Ära euphorisch feiern und somit Mil­lio­nen andere weiße Frauen animieren.

Dazu zählen jüdische Wäh­le­r:in­nen und der Jewish Democratic Council of America. Denn Harris, deren Ehemann Jude ist, ist eine der wenigen Progressiven, die den Antisemitismus infolge des 7. Oktobers schon von Anfang an anprangert hate. Die Tatsache, dass Harris das Existenzrecht Israels ausdrücklich anerkennt und mit Netanyahu gleichzeitig Tacheles redet, kann in etliche Hinsicht vorteilhaft sein. Diesmal kann es also wirklich was werden.

Patriarchale Missgunst überall

Was Deutschland betrifft – Chapeau! 16 Jahre unter Angela Merkel haben bewiesen: Eine Demokratie kann eine Regierungschefin aushalten. Wobei es von Anfang („Kann die das denn?“) bis Ende („Männermörderin“) patriarchale Missgunst hagelte. Vielleicht achtete Annalena Baerbock deshalb darauf, während ihrer Kandidatur den Feminismus nicht großzuschreiben.

Ich schließe mit den Worten von Kamala Harris vom Wahlabend 2020: „Obwohl ich die erste Frau in diesem Amt sein mag, werde ich nicht die letzte sein. Denn jedes kleine Mädchen, das heute Nacht zuschaut, sieht, dass dies ein Land der Möglichkeiten ist!“

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36 Kommentare

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  • I‘m late - I know. But

    Thnx a lot & more from this.



    …anschließe mich & masel tov

    • Michaela Dudley , Autorin des Artikels, Journalistin/Kabarettistin
      @Lowandorder:

      Sehr gerne. Schalom.

  • Die Demokraten sagen die Wahrheit.



    Der aktuelle amerikanische Präsident, mächtigste Person der Welt, Joe Biden, ist noch heute mit Abstand der beste, intelligenteste, klügste, vernünftigste den sie haben.

  • Gute Nachricht! Kamala Harris kann den Wahlkampf eigentlich verlieren!

    Ihr fragt warum? Nun … wer wie Kamala das US-amerikanische Großkapital, die Washington Post und New York Times, ARD/ZDF, Süddeutsche und Spiegel, TAZ und FAZ, die Zeit und … und … und auf seiner Seite hat, kann doch gar nicht verlieren.

    Und was hat der "alte Reaktionär" Trump schon zu bieten? FOX NEWS?

    • Michaela Dudley , Autorin des Artikels, Journalistin/Kabarettistin
      @justus*:

      » Kamala Harris kann den Wahlkampf eigentlich verlieren! «

      Das ist in einer Demokratie ja möglich.

      » Und was hat der "alte Reaktionär" Trump schon zu bieten? FOX NEWS? «

      Fox News, OAN, Elon Musk, MAGA-süchtige Hedgefonds-Manager, Kanye & Kohorte, ...

    • @justus*:

      Trump hat das Grundkapital gegen sich? Zumindest hat er Musk auf seiner Seite. Da kann ja gar nichts mehr schief gehen.

  • Ein Artikel, der wirklich zur historischen Weiterbildung beiträgt. Dass so ein Vorgang wie der mit der Großtante Henrietta noch in den 60-er Jahren möglich war, hätte ich nicht gedacht.

    Zum aktuellen Wahlkampf aber frage ich mich, ob diese ganzen Symboliken wirklich eine Rolle spielen werden. Letzlich geht es ja wohl um die Voten in vielleicht sechs oder acht Bundesstaaten, mit jeweils besonderer Wirtschaftsstruktur und teils innerem Zentrum-Peripherie-Gegensatz.

    Ob wegen Kamala Harris eine Frau in Kalifornien jetzt erstmals Demokraten wählt oder oder ein Mann in Kentucky erstmals Republikaner, spielt ja wohl alles keine Rolle.

    Werden bei den "mächtigen" Wechselwählern in den Swing States vielleicht nicht doch eher ökonomische Motive eine Rolle spielen (egal in welche Richtung)?

    Das möchte ich mal so fragen, selbst kenne ich die amerikanischen Verhältnisse kaum

    • Michaela Dudley , Autorin des Artikels, Journalistin/Kabarettistin
      @Kohlrabi:

      » Werden bei den "mächtigen" Wechselwählern in den Swing States vielleicht nicht doch eher ökonomische Motive eine Rolle spielen (egal in welche Richtung)? «

      Herzlichen Dank! Schon die Frage ist sehr informiert.

      Laut einer Umfrage von CBS/YouGov, die April erfolgte, gaben im Swing State Michigan 80 Prozent der Befragten an, dass die Wirtschaft für sie das wichtigste Thema sei, gefolgt von 77 Prozent, die die Inflation als eines der wichtigsten Themen bezeichneten. Sehr ähnliche Zahlen gab es aus den ebenfalls ausschlaggebenden Bundesstaaten Pennsylvania und Washington.

      Seitdem Kamala im Rennen ist, holt sie Trumps einstigen Vorsprung in den Swing States auf, auch bei ökonomischen Themen. Denn ihre medienaffinen Wahlkampfleute unterstreichen die wirtschaftlichen Errungenschaften, die unter Biden erzielt wurden, dynamischer als Biden selbst es getan hatte. Z.B. die Tatsache, dass aktuell die Arbeitslosigkeit auf dem niedrigsten Stand seit 54 Jahren ist, wird von Harris’ Team wesentlich effektiver an die große Glocke gehängt.

      Trump versucht, das Thema auf Immigration zu lenken – was wiederum darauf bedacht ist, die ökonomischen Ängste seiner Basis zu schüren.

  • Die Zeit der Allein/Herrschaft alter und alter weißer Männer ist vorbei und sollte das auch sein. Die Gründe dafür sind charakteristisch und bekannt. Nun sehen wir, ob die alten und weißen Männer genug Format haben, Veränderungen sachbetont zu handhaben. Bei Donald Trump ist die Frage beantwortet, aber ich verstehe nicht, was seine AnhängerInnen an seiner peinlichen Politshow finden.

    • @aujau:

      Ich werfe alte Schuhe erst weg, wenn ich neue anhabe und sie passen.

      • @Erfahrungssammler:

        Die alten Schuhe können seit Längerem durch neue passende ersetzt werden. Es ist an der Zeit.

    • Michaela Dudley , Autorin des Artikels, Journalistin/Kabarettistin
      @aujau:

      Die Angst der MAGA-Süchtigen vor Fortschritt ist stärker als ihre Liebe zu sich selbst. Eine günstige Ausgangslage für den Hass und seine Verbreitung. Es fällt auf, dass in den geografischen Gebieten, in denen Trump ziemlich beliebt ist, der Substanzmissbrauch erreicht teils alarmierenden Höhen. Ob in Appalachia, im Rostgürtel oder entlang der Prärie, gibt es immer Weiße, die Alkohol, Crack und Co. zum Opfer fallen.

      Trump, der aalglatte, antialkoholische Germaphob aus New York, erkennt deren Schwächen. So redet er dem Hinterwäldler, der über keine zehn Zähne verfügt, gerne nach dem Munde. Massenhaft. Abermillionenfach kratzen arme Weise ihr Kleingeld zusammen, um den bankrotten Multimilliardär unter die Arme zu greifen. Im Gegenzug bekommen sie von Trump Unterhaltung und das Gefühl, einer der zwölf Jünger zu sein.

      Ob Trump es wirklich schaffen könnte, dem demografischen Wandel Einhalt zu gebieten, ist den MAGA-Süchtigen schließlich nicht ganz so wichtig wie die Tatsache, dass der schwätzende Schwergewichtler sie öffentlich und laut davon träumen lässt.

      • @Michaela Dudley:

        Trauriger Sachverhalt präzise beschrieben. Weisse sind also mehrheitlich unfähig/ unwillig bei Betrachtung der Probleme zwischen Ursache und Wirkung zu unterscheiden. So ergibt sich Niedergang und Polarisierung anstatt Dialog und Perspektiven für Transformation der Industriegesellschaft und soziale Gerechtigkeit.

  • Frau Dudley, Sie sollten Vizepräsidentin werden.



    Schön, alle Kommemtare hier zu lesen und Ihre Antworten - berührt mich sehr



    THX

    • Michaela Dudley , Autorin des Artikels, Journalistin/Kabarettistin
      @Evelyn Schwirkus:

      Das ist ganz lieb von Ihnen.

      Es freut, ehrt und rührt mich, auf solche Resonanz zu stoßen.

      Wishing you a great Sunday.

      Weiterhin FEEL Erfolg

  • es wird zeit für eine präsidentin. allzu lange hat die männerwirtschaft gedauert.



    ansonsten: klasse artikel, weil realistisch.



    frau allein ist noch keine programmatik. harrris eintreten für abtreibung kann nicht genug gelobt werden.

    • Michaela Dudley , Autorin des Artikels, Journalistin/Kabarettistin
      @Brot&Rosen:

      Herzlichen Dank!

      Das ist ein guter Punkt. Gender allein ist auch keine nachhaltige Lösung. Aber diese Mauer muss endlich durchbrochen werden.

      Kamala Harris wird wohl einen weißen Herrn als Vize-Kandidaten wählen, was auch völlig in Ordnung ist. Denn es geht nicht darum, Leute zu verdrängen, sondern diskriminierende Barrikaden zu überwinden.

      Nochmals vielen Dank!

  • „MAGA-Sucht“ - köstlich! Vielen Dank für diesen erhellenden und sehr persönlichen taz-Artikel. Ich werde ihn sofort weiterempfehlen.

    • Michaela Dudley , Autorin des Artikels, Journalistin/Kabarettistin
      @Birgit Deter:

      Liebend gerne!

      Ja, ein von mir verfasstes Kabarettlied heißt „MAGA-Sucht“. Ein weiteres Stück, das ich komponiert habe, lautet „Traum, Trauma, Trump“.

      Der Donald wird wohl in die Geschichte eingehen. Wohl oder übel. Letztere wohl Und das ist das Üble. Er ist quasi Ludwig der II. mit einem Internetanschluss.

      In meinem Spielfilm GESCHLECHTERKAMPF: DAS ENDE DES PATRIARCHATS (2023), einer neo-dokumentarischen Satire, erscheine ich neben der Hauptdarstellerin Margarita Breitkreiz und diversen Kolleginnen wie Lady Bitch und Teresa Bücker. Wir spielen uns selbst und haben unsere eigenen Dialoge geschrieben. Doch wir zitieren auch Feministinnen aus der Geschichte.

      Eines meiner Lieblingsfremdzitate ist von Irmtraud Morgner (1933 – 1990): „Der schlimmste Fehler von Frauen ist ihr Mangel an Größenwahn.“

      GESCHLECHTERKAMPF (Filmtrailer): www.youtube.com/watch?v=sFFoiraYU0Y

  • Danke für diesen interessanten Artikel und die schönen und weniger schönen Einblicke in ein Land, das so nah und doch so fern, so ähnlich und doch so völlig Anders ist .



    Ich möchte einfach an das Amerika glauben, das Alles möglich macht und hoffen, dass es die Demokratie, die Zukunft und die Verantwortung wählt.



    Es kann eigentlich nicht im Sinne der Amerikaner sein, sich von einem Verbrecher regieren zu lassen.



    Es ist ein Wunsch und eine Hoffnung, dass Kamala Harris gewählt wird.



    Es wäre eine Erneuerung der positiven Botschaft der Demokratie: mit uns und bei uns ist nichts unmöglich,



    Ihr Länder der Welt schaut her, wir sind nicht abgeschrieben, wir haben uns gerade neu erfunden!

    • Michaela Dudley , Autorin des Artikels, Journalistin/Kabarettistin
      @Philippo1000:

      Die solidarische Resonanz freut und inspiriert mich sehr. Danke vielmals.

  • Sehr guter Essay. Der in diesem Zusammenhang noch eine ganz andere Frage aufwirft.

    1790 beschloss der Kongress ein Gesetz, wonach nur "freie weisse Personen" US-Bürger werden durften. Noch 1950 verharrte der Anteil der Weissen bei über 80%. Erst seit den Gesetzesänderungen zur Zuwanderung durch Präsident Johnson in den sechziger Jahren, nimmt dieser Anteil kontinuierlich ab. Aktuell liegt er bei 60% und nach Ansicht vieler Demographen wird zwischen 2040 und 2050 der Anteil der weissen Amerikaner unter 50% liegen. Schon seit 2019 ist die Mehrheit der unter 16 Jährigen nichtweiss.

    Die Angst vor einem multiethnisch ausgerichteten Amerika, das Empfinden der Degradierung wenn Weissein und die damit verbundenen protestantischen und calvinistischen Werte nicht mehr die Norm darstellen, erzeugt einen ganz speziellen Opferstatus der zum Kampf auffordert. Dieser treibt Trumps Anhänger an und hat an dem heutigen ethnisch polarisierenden Parteiensystem einen erheblichen Anteil.

    Trump ist dabei der Hoffnungsträger dieser Leute, für einige schon eine Art "Messias". Die Frage die sich deshalb stellt ist, wie weit sind Trumps Anhänger im Falle einer Niederlage bereit zu gehen?

    • Michaela Dudley , Autorin des Artikels, Journalistin/Kabarettistin
      @Sam Spade:

      Danke vielmals für die Resonanz!

      Tja, die MAGA-Süchtigen sehen sich als letzte Instanz.

  • Liebe Michaela Dudley,



    was für ein wunderbarer Artikel. Ich fühle mich aufgeklärt und mitgenommen.



    Sie haben grauenvolles erlebt und ich hoffe mit Ihnen, dass in Ihrer Herkunftsheimat USA Kamala Harris siegt !!! Der Anstand muss siegen und nicht ein frauenfeindliches und demokratiefeindliches Rumpelstielzchen ( ich meine Trump !) !

    • Michaela Dudley , Autorin des Artikels, Journalistin/Kabarettistin
      @Barthelmes Peter:

      Herzlichen Dank für die solidarische Zuschrift und für das Mitfiebern. Das weiß ich zu schätzen.

  • Danke für Ihren Optimismus !

    • Michaela Dudley , Autorin des Artikels, Journalistin/Kabarettistin
      @Linkerhand:

      Sehr gerne!

  • “Die Tatsache, dass Harris das Existenzrecht Israels ausdrücklich anerkennt und mit Netanyahu gleichzeitig Tacheles redet, kann in etliche Hinsicht vorteilhaft sein. Diesmal kann es also wirklich was werden.” Meint die Autorin hier: es kann was werden mit der (ausdrücklichen) Anerkennung Palästinas? Schwer vorzustellen .. aber man sollte die Hoffnung nicht aufgeben.

    • Michaela Dudley , Autorin des Artikels, Journalistin/Kabarettistin
      @elma:

      Hiermit tue ich ausschließlich meine persönliche Meinung kund.

      Im Nahost-Konflikt ist eine Triage dringend notwendig. Dementsprechend rettet man zuerst diejenigen, die am meisten bedroht sind und gleichzeitig die besten Aussichten haben. Das sind die Israelis. Mit einem terroristischen Failed State dahingegen kann es keine Zwei-Staaten-Lösung geben.

      Der jüdische Staat ist zwar nicht perfekt, aber er ist die einzige Demokratie der ganzen Region. Die Bedürfnisse dieser pluralistischen Gesellschaft, die ringsum um von Antidemokraten und/oder dubiosen Gelegenheitsverbündeten umkreist wird, müssen also primär berücksichtigt werden. Indem man die Hamas und die sich einmischenden Mullahs aus dem Iran nachhaltig neutralisiert, beschert man den Palästinensern eine Ausgangslage, die zur Demokratisierung Gazas führen könnte.

      Seit 2018 betreue ich im Ehrenamt vereinzelte queere Geflüchtete aus Palästina. Zwei davon sind Afro-Palästinenserinnen aus Al-Abeed, die sich zudem über Anti-Black-Rassismus seitens der Hamas beschweren. Diese elf Geflüchteten sehnen sich mehrheitlich nicht etwa nach einem Waffenstillstand, sondern ausdrücklich nach einem israelischen Sieg. Das spricht für sich.

      • @Michaela Dudley:

        "Diese elf Geflüchteten sehnen sich mehrheitlich nicht etwa nach einem Waffenstillstand, sondern ausdrücklich nach einem israelischen Sieg."



        Haben diese Menschen keine Verwandten in Gaza? Würden Sie diese Menschen auch betreuen, wenn diese einen Waffenstillstand wünschen würden? Diese Menschen möchten also das Leid ihrer Familien und Freunden noch verlängern?



        Zu Ihrer Information: In einem Krieg gibt es keine Gewinner - nur Verlierer.

        • Michaela Dudley , Autorin des Artikels, Journalistin/Kabarettistin
          @Des247:

          » Zu Ihrer Information: In einem Krieg gibt es keine Gewinner - nur Verlierer. «

          Das sollten die Terroristen kapieren, die am 7. Oktober den existierenden Waffenstillstand brachen und somit einen Angriffskrieg gegen Israel in die Wege leiteten.

          In vier Jahrhunderten dienten Mitglieder meiner Familie, Frauen wie Männer, beim Militär (US). Ich auch. Das ist übrigens typisch für afroamerikanische Familien. So sind uns das Wesen und die Weisheiten des Krieges ziemlich vertraut.

          Wir haben freilich auch als Zivilisten für Bürgerrechte gekämpft, und zwar nicht alleine.

          Aus meiner Kindheit in den 1960er Jahren weiß ich noch, wie Verbündete wie Rabbiner Joachim Prinz und Rabbiner Abraham Joshua Heschel, die dem Holocaust knapp entkommenen war, Seite an Seite mit Martin Luther King marschierten. Zu den turbulenten Zeiten in den USA spielte ich immer wieder mit den Kindern von KZ-Überlebenden aus Auschwitz-Birkenau zusammen, weil sie teils die einzigen Weißen waren, die mit un Schwarzen spielten.

          Meine Solidarität mit der jüdischen Community – und darum geht es eigentlich bei diesem Einwurf – opfere ich garantiert nicht auf dem Altar des israelkritischen Zeitgeistes.

          • @Michaela Dudley:

            Danke für diese Erklärung, ich hatte tatsächlich darüber gegrübelt, wie Ihre in meinen Augen extreme Position begründet ist.



            Ich bemühe mich immer beide Seiten zu verstehen.

        • @Des247:

          Ein israelischer Sieg, der die Vorherrschaft der Hamas in Gaza bricht, wäre auch im Interesse der Bewohner von Gaza, die von der Hamas als Geiseln und menschliche Schutzschilde gehalten werden.

          • @PeterArt:

            Wie viele Stimmen in Israel verlauten lassen: Die Hamas lässt sich nicht auslöschen da die Ideologie dahinter steckt die Besatzung los zu werden.



            Was auf garkeinen Fall heißen soll, dass ich den fürchterlichen Angriff auf Israel nicht zutiefst verurteile.



            Gewalt ist grundsätzlich zu verurteilen und ich verurteile die Gewalt auf beiden Seiten.



            Ich weiß, Israel behauptet der Angriff sei reiner Antisemitismus, das sehe ich allerdings anders.

  • Zunächst Respekt, welch unglaublich gute Beiträge in der taz erscheinen.

    Und vielen Dank an die Autorin!

    Es ist eine schwierige Gratwanderung aus Anerkennung der je spezifischen Identität und Geschichte jedes Menschen und gleichzeitig des Respekts vor der unverrückbaren Würde jedes Individuums.

    Mir persönlich sind Geschlecht und Hautfarbe der Menschen, die ich wähle, vollkommen egal.

    Ich fordere nur eins ihnen: Respektvoll gegenüber allen daran zu arbeiten, dass ALLE Menschen (sogar der letzte rassistische Hillbilly) in Würde leben können. Ausnahmslos alle, auf der ganzen Welt.

    Trumps und JDs rassistisches Macho-Bravadotum hat, wie die Autorin erläutert hat, eine lange Geschichte.

    Ebenso verhält es sich mit der Würdelosigkeit und Perspektivlosigkeit, in der die Armen in den USA (und anderswo) leben.

    In beide Richtungen muss die (hoffentlich) erste und nächste Präsidentin arbeiten.

    • Michaela Dudley , Autorin des Artikels, Journalistin/Kabarettistin
      @Stavros:

      Gerne. Respekt muss ja die Basis sein, sonst hat Rücksicht keine Chance. Danke vielmals.