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Massentourismus auf MallorcaVertreibung aus dem Urlaubsparadies

Auf Mallorca wird immer mehr Wohnraum an Touristen vermietet, Einheimische finden auch mit guten Jobs keine Bleibe mehr. Wie kann das sein?

K arla Andrade fliegt jeden Tag zur Arbeit. Die 36-jährige Grundschullehrerin steigt morgens in Mallorca ins Flugzeug nach Ibiza, und nachmittags fliegt sie wieder heim. Über 40 Flüge im Monat; über 54.000 Flugkilometer im Schuljahr sind das. „Ich gebe dafür je nach Monat zwischen 600 und 800 Euro aus“, sagt die verheiratete Mutter von zwei kleinen Kindern.

Aber, sagt sie, das sei „immer noch wesentlich billiger, als auf Ibiza eine Wohnung zu mieten“. Andrade ist das perfekte Beispiel, wenn man begreifen will, was der Tourismus mit dem Wohnungsmarkt auf den Balearischen Inseln anrichtet. Sie hat ihre Geschichte schon einige Male in den Medien erzählt und wurde so zum bekanntesten Fall einer Gruppe von Lehrern, die dieses Schicksal mit ihr teilen.

„Unter 1.200 Euro im Monat gibt es auf Ibiza nichts auch noch so Kleines“, sagt Andrade. Ihr Nettogehalt liegt bei unter 2.000 Euro. „Und selbst zu diesen hohen Preisen finden sich Wohnungen oder Zimmer nur von Oktober bis Mai, also außerhalb der Urlaubssaison.“ Denn in der Saison kommen die Touristen. „Und die akzeptieren einfach alles, was verlangt wird.“

Andrade wohnt also weiterhin mit den beiden Kleinen und ihrem Mann, der als Verkäufer arbeitet, in einem Stadtteil von Palma. Sie haben dort vor ein paar Jahren eine Wohnung gekauft. „Bevor der Tourismus die Preise in unerschwingliche Höhen trieb. Dennoch werden wir noch weitere 25 Jahre den Kredit abzahlen müssen“, sagt die junge Frau.

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Ein Platz auf der Nachbarinsel

Sie hat im vergangenen Sommer, nach Jahren mit Zeitverträgen, die oposiciones, die Prüfung für eine Verbeamtung und Festanstellung, bestanden. „Ich war überrascht, als mir ein Platz auf der Nachbarinsel zugeteilt wurde“, erzählt sie. Jetzt muss sie erst einmal auf Ibiza bleiben, will sie nicht auf ihren Beamtenstatus verzichten. „In ein paar Jahren dann, wenn ich genug Berufserfahrung habe, kann ich eine Versetzung beantragen.“

So lange wird sie morgens um 5 Uhr aufstehen, zum Flughafen fahren, dann 20 Minuten Flug, Schulbeginn ist um 8 Uhr. Und am späten Nachmittag dann der Rückweg. „Das ist Stress. Und wenn was Unvorhergesehenes passiert, muss ich den Flug wechseln“, sagt Andrade. Ohne die Hilfe der Großeltern wäre das alles bei zwei Kleinkindern nicht zu meistern. „Zum Glück bin ich gerne Lehrerin“, sagt sie, wie um sich selbst zu trösten.

Längst gibt es Menschen, die sich in Mallorca – trotz fester Arbeitsstelle – kein Dach über dem Kopf mehr finanzieren können. Belén Ortelli ist eine davon. Sie lebt in einem alten Wohnmobil, wie sie überall in Palma und Umland auf Parkplätzen und Seitenstraßen zu sehen sind. „Ich habe einen Kredit aufgenommen, um mir das Fahrzeug zu kaufen“, berichtet die 42-jährige Frau, die 2019 aus Argentinien auf die Insel kam und hier in der Telefonzentrale einer großen Reiseagentur arbeitet. 1.300 Euro, kaum mehr als den gesetzlichen spanischen Mindestlohn, verdient sie pro Monat.

„Zuerst habe ich mir ein Zimmer gemietet“, berichtet sie, ein piso compartido, zu Deutsch: eine Wohngemeinschaft. Doch anders als in einer echten WG ist es der Vermieter, der entscheidet, wer einzieht und wer nicht. „Das war unerträglich“, beschwert sich Ortelli. Lärm, Belästigung durch Mitbewohner und Vermieter, Drogen, Gewalt.

Jetzt zahlt Ortelli keine Miete mehr und gibt das Geld stattdessen für das 20 Jahre alte Wohnmobil aus. Eine Dusche, eine Küche: Hier hat sie alles, und das für sich alleine. „Ich muss mich spätestens alle neun Tage irgendwo anders hinstellen. Außerdem darf ich mich nicht mit einem Stuhl auf den Gehsteig setzen und auch die Markise nicht ausfahren, denn dann könnte ich wegen illegalen Campens angezeigt werden. Solange nichts über das Fahrzeug hinaussteht gilt es als Parken“, sagt Ortelli, die stolz auf ihre Schiebefenster zeigt: Denn selbst zum Lüften geöffnete Klappfenster könnten als Verstoß gegen diese Norm ausgelegt werden.

Fliegt jeden Tag nach Ibiza zur Arbeit, weil das billiger ist, als dort zu wohnen: Lehrerin Karla Andrade aus Palma de Mallorca Foto: Marcelo Sastre

Kaufpreis: Zwischen 800.000 und mehreren Millionen Euro

Derzeit steht Ortelli in El Molinar, östlich von Palma, gleich hinter einer gut besuchten Eisdiele und nur wenige Meter sind es zum Strand. Um sie herum gruppieren sich die bei ausländischen Investoren beliebten Einfamilienhäuser, deren Kaufpreis irgendwo zwischen 800.000 und zweistelligen Euro-Millionenbeträgen liegt, je nach Größe und je nachdem wie gut der Blick aufs Wasser ist. Blickt man dorthin, aufs Meer, sieht man in einem Abstand von weniger als einer Minute die Flugzeuge hereinkommen, die die Touristen bringen.

„Wir werden von den Hausbesitzern hier oft schräg angeschaut“, berichtet Ortelli. Und immer wieder gibt es seitens der Stadtverwaltung Versuche, die Wohnmobile zu verbieten. „Wir protestierten und haben ein völliges Standverbot damit zumindest bisher verhindert“, sagt Ortelli. Sie ist zusammen mit Dutzenden anderen caravanistas Teil einer Messengergruppe. „Wir passen aufeinander auf und mobilisieren auch, wenn es nötig ist.“ Keiner kann sagen, wie viele solcher caravanistas es auf Mallorca gibt. Doch die Zahl geht in die Hunderte, wenn nicht gar Tausende. Auf Ibiza leben Saisonarbeiter, die vor allem in der Gastronomie beschäftigt sind, mittlerweile sogar in Zelten.

„Die Wohnkosten sind längst der wichtigste Faktor für die zunehmende Armut auf den Inseln“, sagt David Abril, Professor für Soziologie an der Universität in Palma und Chef des Sozialobservatoriums der Balearischen Inseln (Osib). Die Wohnung verschlingt einen Großteil der Einkünfte, auch wer arbeite, gerate damit immer häufiger in die Armut. Die Miete für eine Zweizimmerwohnung übersteige das, was mit dem gesetzlichen Mindestlohn möglich sei. Und die hohen Kaufpreise führten dazu, dass durchschnittlich „16 komplette Jahreslöhne für eine Eigentumswohnung ausgegeben werden müssen. Das ist mehr als sonst in Spanien“, zitiert Abril aus den Ergebnissen einer jüngst veröffentlichten Osib-Studie.

Mallorca hat 308.000 Hotelplätze und 104.000 Plätze in Ferienvermietungen. Hinzu kommen die Ferienvermietungen, die ohne Lizenz abgewickelt werden. Wie viele Wohnungen dadurch dem örtlichen Wohnungsmarkt zusätzlich entzogen werden, weiß niemand so genau. Dazu kommen die Ausländer – meist aus Mittel- und Nordeuropa –, die sich eine Ferienwohnung kaufen. Diese steht dann bis auf ein paar Monate im Jahr leer. Ein Drittel aller 2023 auf den Balearen verkauften Wohnungen gingen an ausländische Kunden.

„Der Tourismus und die Ferienwohnungen verändern alles“, sagt Isabel Nadal, gemeinsam mit Abril Koordinatorin der Osib-Studie. Die junge Doktorandin beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Tourismus auf das urbane Umfeld als solchem. „Die ursprünglichen Bewohner verlieren das Recht auf ihre Stadt“, beschreibt sie die Situation. Geschäfte, Gastronomie, Freizeitangebote, alles sei auf die Besucher ausgerichtet. Traditionelle Geschäfte und Kneipen gingen nach und nach verloren. „Und der Druck auf Mallorca und die restlichen Inseln steigt weiterhin“, berichtet Nadal.

2024 sollen es 20 Millionen Touristen sein

Waren es im vergangenen Jahr 17 Millionen Besucher auf den Balearen, werden für dieses Jahr 20 Millionen erwartet. „Bei 1,2 Millionen Inselbewohnern sind das 17 Touristen pro Einwohner. In Gesamtspanien kommen auf einen Bewohner knapp zwei Touristen“, erklärt Nadal. Der Markt wächst weiter: Seit Neuestem gibt es einen Direktflug aus New York nach Palma. Die US-Presse überschlägt sich mit Lob für das Reiseziel Mallorca. Stars und Sternchen kommen und schwärmen in den sozialen Netzwerken davon. Die Immobilienagenturen wittern neue kaufkräftige Kunden.

Und es gibt tatsächlich noch Gegenden in Palma, die von Investoren erschlossen werden können. Nach der Altstadt, in der kaum noch Einheimische leben, trifft es jetzt die anliegenden Stadtteile. „Hier war eine Bäckerei, hier ein Friseur“, sagt Joana Ferrà. Die 74-jährige pensionierte Gymnasiallehrerin lebt in Pere Garau, einem einstigen Arbeiterviertel. Ferrà engagiert sich in der Stadtteilinitiative gegen Wohnungsspekulation „Flipau amb Pere Garau“, auf Deutsch: „Begeistert von Pere Garau.“ Sie lebt seit über zehn Jahren hier und hat miterlebt, wie sich der Stadtteil immer schneller verändert.

„Vor allem am Wochenende ist das Klackern der Rollkoffer nun fester Bestandteil der Geräuschkulisse. Schau, das Haus hier wurde vor Kurzem renoviert und dient jetzt der Ferienvermietung, dort drüben entstehen teure Appartements“, sagt Ferrà, die hier alles kennt, auf einem Spaziergang durch die Straßen rund um den Markt. „Ich könnte mir meine Wohnung heute nicht mehr leisten“, ist sie sich sicher.

Die Rollkoffer kommen auch in die ärmeren Stadtviertel: Joana Ferrà wohnt in Palmas ehemaligem Arbeiterbezirk Pere Garau Foto: Reiner Wandler

Die Miete beginnt bei 700 Euro im Monat

Ein Blick in die üblichen Immobilienportale im Netz zeigt: Die Miete für ein Zimmer beginnt bei etwa 700 Euro im Monat, kleine Zweizimmerwohnungen gibt es ab 1.400 Euro aufwärts. Und wer kauft, muss mit rund 3.000 Euro für den Quadratmeter rechnen, renovierungsbedürftig versteht sich. Saniert geht der Preis schnell auf 4.500 Euro pro Quadratmeter nach oben. Wenn die Wohnung eine Terrasse hat, verlangen die Immobilienagenturen ebenfalls 3.000 bis 4.000 Euro oder mehr. „Seit sie den Platz neben dem Markt mit einer Fußgängerzone an die Innenstadt angeschlossen haben, steigen die Preise noch schneller“, sagt Ferrà. In Pere Garau, gleich am Ende der Fußgängerzone, hat ein Vier-Sterne-Hotel eröffnet.

„Die Preise sind mehr als doppelt so hoch wie vor der Pandemie“, sagt Ferrà. Längst leben Einwandererfamilien in viel zu kleinen Wohnungen. Und junge Menschen, die einst auf der Suche nach dem bunten, alternativen Leben und günstigen Mieten nach Pere Garau kamen, Tür an Tür mit den neuen, betuchten Nachbarn, die die Wohnungen hier nach und nach aufkaufen: entweder, um sie zu vermieten, oder um sie als Ferienwohnung in Altstadtnähe selbst zu nutzen. Diese neuen Nachbarn werden, das befürchtet nicht nur Ferrà, den Stadtteil bald schon ganz übernehmen. Mittlerweile entstehen selbst weiter im Osten von Palma, im noch ärmeren Viertel Soledad, Luxusblocks.

Für den 21. Juli mobilisieren sie in Palma erneut zur Demo. Das Motto: Mehr Leben, weniger Tourismus

Die Wohnungsmisere betrifft längst nicht mehr nur Beschäftigte im Hotel- und Gaststättengewerbe mit prekären Arbeitsbedingungen. „Auch Verwaltungsbeamte und Polizisten haben Schwierigkeiten, manche leben auch in Wohnmobilen“, berichtet Fernando Matorell von der Gewerkschaft UGT. Er ist für die Beschäftigten zuständig, die der zentralstaatlichen Verwaltung unterstehen: „Justiz, Polizei, Gefängnispersonal, Armee, Verkehrsbehörde, Ausländerbehörde, Wetterdienst, Sozialversicherung …“, zählt Matorell auf. „Niemand“, sagt er, „will auf die Inseln.“ Wer hierher geschickt werde, lasse sich so bald es geht wieder versetzen.

10.000 Stellen hat die Zentralverwaltung auf den Balearen. 20 Prozent sind, so die Angaben der Gewerkschaft, nicht besetzt. Bei der Verkehrsbehörde sind es gar 80 Prozent. „Die Führerscheinprüfung, das Anmelden eines Fahrzeugs, all das ist mit langen Wartezeiten verbunden“, weiß Matorell. In Ibiza gibt es überhaupt keine Fahrprüfer mehr. Sie müssen aus Mallorca eigens zu den Prüfungsterminen anreisen.

Wohnungspreise wurden „unerträglich“

Das Sondergericht für häusliche Gewalt, das es in Spanien in allen Provinzen gibt, war elf Monate lang geschlossen, weil es an Personal fehlte. „Woher sollen die Gerichtsdiener auch kommen?“, fragt Matorell. Anfänger verdienen 1.250 Euro, das reiche bei den Mieten auf den Inseln vorn und hinten nicht. 2023 ließen sich ganze vier Justizbeamte auf die Inseln versetzen, während 90 erfolgreich einen Posten auf dem Festland beantragten. „Das Problem mit den Wohnungspreisen zeichnet sich schon länger ab. Aber in den letzten Jahren wurde es unerträglich“, sagt Matorell und berichtet, dass selbst die Sicherheit im Urlaubsparadies leide, da es einfach an Polizeibeamten fehle.

„Die Inseln sind zu einem Themenpark verkommen, während der Staat und seine Verwaltung völlig zu scheitern drohen“, gibt Matorell seinem Kollegen Miguel Angel Romero recht. Der kümmert sich bei der UGT um den Teil des öffentlichen Dienstes, der von der Inselregierung abhängig ist. Das ist vor allem das Gesundheits- und Bildungswesen. Die Regionalregierung könne viele Programme, die vom Inselparlament beschlossen wurden oder die von der Zentralregierung in Madrid ausgingen, nicht umsetzen. „Es fehlt einfach an Personal“, weiß Romero.

So sei im größten Krankenhaus der Insel lange Zeit nur noch eine von acht Onkologenstellen besetzt gewesen. Jetzt, nach der Einführung einer Inselzulage von 1.000 Euro im Monat, sind es immerhin fünf besetzte Stellen. Die UGT und andere Gewerkschaften verlangen einen solchen Zuschlag auch für andere Berufsgruppen, etwa für die Lehrer, die wie Andrade auf eine andere Insel versetzt werden.

Aber in der Not regt sich auch Widerstand. Am 25. Mai gingen unter dem Motto „Mallorca steht nicht zum Verkauf“ über 20.000 Menschen in Palma auf die Straße. Es war eine der größten Protestaktionen, die die Insel je gesehen hat. „Alles begann hier“, sagt Javier Barbero stolz. Hier, das ist ein Tisch im Schatten eines Baumes im Garten des Restaurants El Molico in Sencelles, ein 3.000-Seelen-Ort im Zentrum der Insel. Zusammen mit anderen Mitstreitern aus der Nachbarschaftshilfe Banc del Temps (Bank für Zeit) redete der 51-jährige Sozialpädagoge an diesem Tisch über die Mietpreise. Es ging um die Schwierigkeit, eine Wohnung zu finden und dann auch zu halten.

Belén Ortelli arbeitet in der Reisebranche und wohnt selbst inzwischen in einem Wohnmobil, das sie alle paar Tage umparken muss Foto: Reiner Wandler

Am Restauranttisch entstand die Idee für ein Video unter dem Titel „Sie vertreiben uns, weil wir nicht bezahlen können“. Menschen öffnen in dem Video Fenster und hängen Schilder auf, wie sie in Spanien an den Wohnungen hängen, die zum Verkauf stehen. Anstatt eines Preises sind Sprüche wie „Ich kann nicht bezahlen“, oder „Ich kann nicht kaufen“ zu lesen. „Das Video ging viral“, berichtet Barbero. „Die Idee für eine Demo entstand. Wir erwarteten ein paar Tausend und es wurden Zehntausende“, sagt er zufrieden. Für den 21. Juli mobilisieren sie nun erneut. Dieses Mal unter dem Motto „Mehr Leben, weniger Tourismus“.

Auch in Sencelles sind die Mietpreise stark gestiegen. „Die Insel ist so klein, dass es eigentlich keinen Unterschied zwischen Stadt und Land, Strand, Inland oder Bergen gibt. Du kannst nicht hinausziehen und dort was Billiges finden“, sagt Barbero. Er hat Glück, seine Vermieterin verlange einen „bezahlbaren Preis“. „Aber eine Erhöhung könnte ich nicht bezahlen“, fügt er hinzu. Auch hier, im historischen Ortskern von Sencelles, stehen viele Wohnungen augenscheinlich leer. Sie gehörten meist Deutschen und Skandinaviern, sagt Barbero.

Für ihn ist das, was auf den Balearen gerade passiert, eine „soziale Katastrophe“. Lebensplanung und Zukunftsprojekte würden zerstört. „Junge Menschen, die mit über 30 Jahren noch bei den Eltern wohnen. Menschen mit 40 und älter, die nach einer horrenden Mietpreiserhöhung zurück zu den Eltern gehen. Paare, die längst getrennt sind, aber weiter zusammenwohnen, weil sich jeder alleine keine Wohnung leisten könnte“, zählt er auf. Er berichtet von seinem Bruder: „Der Vermieter verdoppelte die Miete. Jetzt wohnt er mit Frau und zwei Kindern bei unserer Mutter, in der Hoffnung, so Geld für die Anzahlung einer Eigentumswohnung ansparen zu können“

Die Politik auf den Inseln müsse endlich einschreiten und das Wohnungsgesetz von 2023 anwenden, welches das in der spanischen Verfassung eigentlich festgeschriebene „Recht auf eine würdige Wohnung“ sichern soll. „Dort ist vorgesehen, dass auf besonders angespannten Wohnungsmärkten der Wohnungsnotstand ausgerufen werden kann“, sagt Barbero. Die Preise werden dann über eine Art Mietspiegel festgeschrieben und teilweise gar gesenkt, Mieterhöhungen erschwert. Barbero verweist auf Katalonien, wo dieses Gesetz in 140 Gemeinden bereits angewandt wird. „Die gesamten Balearen müssen als ‚angespannt‘ eingestuft werden“, verlangt er.

Katalonien ist auch ein Vorbild, wenn es um die Vermietung von Ferienwohnungen geht. In Barcelona sollen alle bestehenden Lizenzen bis spätestens 2028 auslaufen, und die Wohnungen wieder dem normalen Markt zugeführt werden. Außerdem werden auf den Balearen Stimmen laut, die fordern: Nur wer ständig auf der Insel lebt, soll dort auch eine Wohnung kaufen können. „Ideen gibt es“, sagt Barbero. Die konservative Inselregierung müsse nun endlich handeln.

Doch die konservative Partido Popular (PP), die mit Unterstützung der rechtsextremen VOX regiert, will von drastischen Eingriffen in den Wohnungsmarkt nichts wissen. Zwar gibt es seit 2023 ein Wohnungsgesetz der Linksregierung in Madrid, das Eingriffe wie in Barcelona erlaubt. Doch dies anzuwenden, davon will die PP nichts wissen. Sie verteidigt die Freiheit des Marktes, selbst dann noch, wenn diese ganz offensichtlich nicht funktioniert.

Bisher hat die Balearenregierung nur Steuersenkungen für diejenigen angekündigt, die Langzeitmietverträge ausstellen, statt an Urlauber zu vermieten. Außerdem übernimmt die Regierung künftig Bürgschaften, sowohl bei Wohnungskrediten für junge Käufer als auch für Vermieter, die bisher ihre Wohnung leer stehen lassen – aus Angst, ihre Wohnung könnte Schaden nehmen. Aus dem Rathaus von Palma, das ebenfalls in Händen der Konservativen ist, kommen auf Anfrage weder eine Antwort noch konkrete Pläne, wie man der Wohnungskrise begegnen könnte. Jetzt wird dank dem Druck der Straße auf den Balearen immerhin eine Kommission eingerichtet, die untersuchen soll, was für eine Wohnungspolitik auf den Inseln eigentlich gemacht werden soll.

Am Ende des Videos, das so viel Aufmerksamkeit fand, stehen die Menschen auf einer Straße in Sencelles. Schnitt: Die gleiche Einstellung, aber die Menschen sind verschwunden. „Wenn wir nichts machen, werden immer mehr Menschen ihre Heimat verlassen, ihr Glück außerhalb der Inseln suchen müssen“, ist sich Barbero sicher. „Drei von denen, die vor wenigen Monaten noch mit hier am Tisch saßen, sind inzwischen gegangen.“

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29 Kommentare

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  • Ein wirklich sehr fundierter Artikel zu diesem viel-



    schichtigen Thema in Spanien.



    Es bräuchte einen überparteilichen Konsenz, bei den vielen Interessensguppen bleiben wie bisher einige



    draußen.

    Es gibt viele Stellschrauben, ich bin gespannt wie die



    unterschiedlichen Regionen dieses gravierende



    Problem angehen und "lösen".



    Mittlerweile sind Teile der Bevölkerung nur noch Zuschauer im Themenpark, alte Stadtkerne ähneln



    einer Kulisse der iberischen Lebenskultur.



    Dank an den Autor.

  • "Wie kann das sein?

    Oberste Priorität: PROFIT!

  • Die Konsrvativen haben die Mehrheit, sowohl im Regionalparlament als auch in der Stadt Palma - ja, wer wählt sie denn? Die ausländischen Zweitwohnungseigentümer können es ja nicht sein.



    Könnte es sein, dass sehr viele Mallorquiner vom Touristenboom profitieren und gar nicht daran denken, einschneidende Veränderungen zu fordern?



    Wie stets, hat die in dem Artilel erzählte Geschichte eben auch eine Kehrseite.

  • 6G
    608196 (Profil gelöscht)

    Bei meinem letzten Besuch on Freunden auf Ibiza hatte ich lange Gespräche über Wohnraum, Arbeitslohn und politischen Einfluss mit Ibizenkos und Ibizenkas. Blanke Zukunftsangst, Hilflosigkeit und viel Ärger waren die vorherrschenden Emotionen. Nicht nur werden ganze Biografien, die Zukunft ihrer Kinder und die Natur der Inseln zur Disposition gestellt. Der ungewöhnlich hilfsbereite, tolerante und lebensbejahende Charakter der Baelareos wird hier auf eine harte Probe gestellt. Auf Ibiza und Mallorca sind je eine handvoll Familien mit immensem Landbesitz, sowie die PP und ihre Finanzieres aus Immobilenentwicklung und Vermarktung - sehr viele Deutsche und Holländer darunter - die mächtigen Entscheider. Dazu kommen Hotelkonzerne, Hafenbetreiber und Touristikunternehmen, die allesamt nicht an höheren Löhnen und nuedrigen Mieten interessiert sind.



    Ich unterstütze den Protest der Einheimischen und hoffe Dieser kommt spät, aber nicht zu spät. Am Ende haben wir Besucher es in der Hand, mit wem wir uns dort gemein machen. Meine Besuche werden seltener und meine Aufenthalte wieder einfacher gestaltet.

  • Wenn Mallorca von heute auf morgen ein Touristenverbot auferlegt, gehen die halt alle nach Menorca oder Ibiza.

    Ein komplettes Verbot ist aufgrund von Völkerverständigung zwar nicht richtig und äußerst nationalistisch bzw. provinzialisch (Mallorquiner zuerst!), Kontingente sind aber sinnvoll. Und noch mehr wirkt es, den Tourismus mit hohen Preisen und absichtlich unattraktive Infrastruktur madig machen. Zum Beispiel Opern und Theater etablieren statt Bars und Clubs. Vegane Restaurants sind für die Sauftouris, die nur Fleisch essen wollen, bestimmt auch sinnvoll. So, dass Mallorca eine verschlafene Insel wie Sark oder Nauru wird.

  • Das ist ja kein Balearen Problem. Das gilt für alle Urlaubsregionen. Speziell bei Ferienwohnungen sind das nur in Ausnahmefälle die Superreichen. Das sind relativ normal verdienende Menschen, die sich dadurch ein zusätzlich Einkommen generieren wollen.



    Ob jemand eine Villa mehr oder weniger baut, hat keinen Einfluss auf die Wohnungssituation.

    • 6G
      608196 (Profil gelöscht)
      @Ahnungsloser:

      Naja...handwerker- und Materialpreise sowie Verfügbarkeit, auf einer Insel auf der alles importiert werden muss, Wasser- und Stromverbrauch sowie Umweltschäden usw...meine Einschätzung steht ihrer gegenüber.

      • @608196 (Profil gelöscht):

        Das mag sein. Macht ihre Meinung aber nicht zwingend richtiger.



        Wenn im Taunus jemand eine große Villa baut, hat das keine Auswirkungen auf fehlenden Wohnraum in Frankfurt.

  • @JANIX, @HELMUT FUCHS

    Beides, glaube ich. 17 Touris zu eine*r Einwohnerin klingt auch nicht unbedingt gesund. Ein Drittel Leerstand auch nicht.

    Dass sie sich eine marktradikale Koalition PP/VOX ausgesucht haben hilft offensichtlich auch nicht.

  • Da frägt die taz wie das sein kann das Einheimische keine Wohnung finden weil die Wohnungen an Touristen vermietet wurden.

    Denk ich an Berlin in der Nacht, bin ich um mein Heim gebracht....

    Ein Geschäftsmodell das uns sehr wohl bekannt ist.

  • "Einheimische finden auch mit guten Jobs keine Bleibe mehr. Wie kann das sein?"

    Manchmal sind doch auch einfache Antworten zielführend: der Kapitalismus und die Ungleicheit des Besitzes. Auch wenn Mallorca ein deutsches Bundesland ist, gilt dort so wenig wie hier auf dem Festland:

    Eigentum verpflichtet und hat dem Gemeinwohl zu dienen.



    (Grundgesetz, Gebrüder Grimm, 1949)

  • Könnte Spanien von Dänemark lernen? Dort kann man nicht einfach so ein Haus oder eine Wohnung, geschweige denn ein Feriendomizil kaufen, wenn man nicht Däne/Dänin ist oder eine nachgewiesen enge Bindung zum Land hat, also etwa lange dort lebt.

    Aber, hey, der spanische Immobilienmarkt ist vermutlich immer noch _die_ Gelegenheit für Korrupte aller Provenienz, das eigene Schwarzgeld unterzubringen (was gab es da alles für feine Skandale nur in den wenigen Jahren, die ich das en vivo betrachten durfte...). Wer möchte sich dabei schon als Politiker*in durch strengere Regelungen selbst stören?

  • Die Balearen wollten weg vom Billigtourismus. Man tat alles dafür Saufgelage etc zu unterbinden. Gleichzeitig warb man massiv um betuchte Kundschaft - mit Erfolg 🤷‍♂️



    Früher undenkbar, heute gibt es Linienflüge aus New York nach Mallorca 🛫



    ...woran anscheinend keiner gedacht hat - Touris mit dem nötigen Kleingeld gönnen sich halt gern ein festes Domizil wenns ihnen irgendwo gefällt - das wär mit dem Sauftourismus eher weniger passiert. Diese Art Urlauber urlaubt in der Bettenburg, nicht in der eigenen Ferienwohnung oder Finca...



    Ein Fall von 'die Geister die ich rief' ist das auf den Balearen.



    Die Übernachtungsstatistik pro Einwohner aus 2022 zeigt beispielsweise: in der südlichen Ägäis lag die Quote mehr als doppelt so hoch wie auf den Balearen (110 zu 53). Südtirol, Kroatische Adriaküste, Ionische Inseln - alle teils deutlich höhere Werte als die Balearen.



    Das Problem sind also weniger die Massen, sondern mehr die Klientel der Urlauber - die man sich aber wie gesagt selbst ins Haus geworben hat... 🤷‍♂️



    Der Pauschaltourist kann da eher weniger dafür.



    www.destatis.de/DE...24_N023_45412.html

    • 6G
      608196 (Profil gelöscht)
      @Farang:

      Ja, das ist was dran.



      Allerdings sorgt der Pauschaltourist wie kein anderer Besucher dafür, dass die Löhne niedrig blieben und Baugrund knapp. Plus hoher Wasser-und Stromverbrauch, Müllberge und belastete Umwelt.



      Aber ich versteh schon, wo Sie hinwollen.



      Mir dämmert nun langsam, dass wir eine völlig andere Art von Tourismus brauchen. Global. Diese Massen an Reisenden hält keine Gesellschaft und Natur egal wo auf lange Sicht aus.

      • @608196 (Profil gelöscht):

        PS: "Mir dämmert nun langsam, dass wir eine völlig andere Art von Tourismus brauchen. Global. Diese Massen an Reisenden hält keine Gesellschaft und Natur egal wo auf lange Sicht aus."



        Die Menschen sind ja trotzdem da. Die Menschen haben ja trotzdem Urlaub. Und der Trend geht in der westlichen Welt stetig Richtung noch weniger Arbeitszeit...



        Heißt noch mehr freie Zeit. Wo sollen die Leute hin? Nur noch Zuhause bleiben? Oder Urlaub nur noch im 50km Radius um den eigenen Wohnort?



        Nein der Tourismus ist nicht das Problem - er ist eine Folge der Bevölkerungsexplosion - mehr Menschen = mehr Einheimische und mehr Touris🤷‍♂️



        Seit 1950 hat sich die Weltbevölkerung verdreifacht - quasi in einem Menschenleben...



        Und wir peaken ja noch immer nicht - man schätzt, hofft, sagt voraus, dass irgendwo Ende des Jahrhunderts bei 10 bis 11 Milliarden Schluss sein soll...



        Toitoitoi das es so kommt - aber 'voll' wird es bleiben - voll ist das neue normal, daran muss Mensch sich von den Balearen bis Berlin gewöhnen - genügend Platz für alle an begehrten Orten wird auf absehbare Zeit nicht mehr vorhanden sein

      • @608196 (Profil gelöscht):

        "Allerdings sorgt der Pauschaltourist wie kein anderer Besucher dafür, dass die Löhne niedrig blieben und Baugrund knapp. Plus hoher Wasser-und Stromverbrauch, Müllberge und belastete Umwelt."



        Da halte ich gegen. Also knappe Löhne, ja. Aber Baugrund? Ein Hotel der unteren Preisklasse ist in jedem Falle kompakter als Villen, Fincas etc der betuchten Gäste. Plus das der gehobene Gast Premium erste Reihe mit Meerblick will, wohingegen sich Otto Pauschaltourist auch mit 500 Meter zum Strand begnügt.



        Und Wasser und Stromverbrauch? Also Stromverbrauch ja, wobei der pro Kopf Verbrauch klar für den Pauschaltouri spricht, aber klar die Masse machts, aber Wasser? Das klassische drei Sterne Haus auf Mallorca hat einen Pool für alle Gäste, die gehobene Finca, Villa, Studio hat in der Regel einen (Infinity) Pool für sich, plus zwei drei Community Pools, im Bestfall plus Wasserpark etc...



        Da kann der Pauschalurlauber 24/7 duschen, da kommt er nie und nimmer ran 🤷‍♂️



        Dann haben wir noch Business Class, privater Fahr-Service und Yachtausflug vs Holzklasse, TUI-Bus und Bananenboot fahren...



        Der Massentourismus der Balearen war in jeglicher Hinsicht umweltfreundlicher als das was jetzt ist.

  • Ein interessanter, langer Artikel. Es hätte aber noch die andere Seite beleuchtet werden können, also die einheimischen Vertreter des Status Quo denn von 2015-2023 haben die Sozialdemokraten regiert, die Konservativen sind erst wieder seit 2023 im Ruder nach massiven Verlusten der Linken von PSOE und Podemos.

  • Kapitalismus frisst Menschen

  • Es waren und es sind Spanier, die ihren Grund und Boden verkaufen, durchaus in dem Wissen, was dann dort errichtet werden wird. Und die, die dann dort was errichten waren und sind vor allem wiederrum Spanier, spanische Spekulanten, spanische Baulöwen. Der Bauirrsinn an den Küsten haben spanische Unternehmen entfacht. Und wenn in Barcelona Kreuzfahrtschiffe anlegen dürfen, erlauben das spanische Hafenbehörden, aber die Touristen werden zur Strafe nass gespritzt, von touristenfeindlichen Spaniern. Aber da alles ist rein selbsrverschuldet.

    • 6G
      608196 (Profil gelöscht)
      @shitstormcowboy:

      Das ist so schon lange nicht mehr richtig.



      War so, Ja. Und so begann alles.



      Aber mittlerweile sind es auf Ibiza holländische und Deutsche Makler, Immobilienentwickler, Reiseveranstalter, Hausverwaltungen, etc die für die immer schlimmer werdenden Zustände verantwortlich sind. Und noch immer lassen sich Lokalpolitiker von denen schmieren. unterschätzen Sie die politische Macht der dort ansässigen Unternehmen aus der EU nicht. Und bitte bedenken Sie die bittere Armut, die noch in den 80er Jahren auf den Balearen herrschte. Da machten sich erste Grundbesitzer schuldig, ihr Land an Spekulanten und damals ausschliesslich Deutsche Reisekonzerne zu verkaufen. Da das eine nie versiegende Goldgrube inkl. grenzenloser von den Konzernen initierter Korruption darstellte, sind die Verhältnisse nun, wie Sie sind.



      So einfach, wie Sie das Bild zeichnen, ist es nicht.

  • Hier vermengen sich Themen.

    In keiner Metropole der Welt bleibt es einfach sich gute günstige Wohnungen zu besorgen, wenn es - wie durch das rote Wien in der Vergangenheit bewerkstelligt - keine Sozialbindung gibt. Es gehört zu einem Kapitalismus dazu, dass solange Wohnraum dem Markt obliegt dieser für Profit ausgebeutet wird. Dabei spielt keine Rolle wer es verdient dort drin zu wohnen, sondern es spielt nach Marktlogik nur das eine Rolle: Profit.

    Dementsprechend ist die Antwort hier nicht eine die sich nur gegen Tourismus richtet.

    Die Antwort in Berlin ist ebenfalls nicht einfach Neubau (wie die Expert*innenkommission auch zu recht anmerkt und sagt: Vergesellschaftung von Wohnraum und Grundstücken ist hinreichend und nötig um das Problem zu lösen).

    Weltweit sollte es für Arme Möglichkeiten geben leben zu können, aber auch für Tourist*innen Städte besuchen zu können. Ein enthemmter (also üblicher) Kapitalismus wird die Orte zerstören die ihm Profit bringen, Arme verdrängen (siehe Cage Homes in Singapur).

    • @ToSten23:

      Cage Homes gibt es in Singapur nicht, wohl aber in Hongkong. Singapur hat im asiatischen Raum das mit Abstand größte Sozialwohnungsbauprogramm.

      • @TheBox:

        Das stimmt natürlich, der Satz sollte besser enden (siehe Cage Homes in Hong Kong, statt staatliches Wohneigentum in Singapur).

  • Ein Hebel ist, den überhitzten Tourismus seine wahren Kosten zahlen zu lassen.



    Zunächst das Fliegen.



    Dann die Mietautos.



    Der Wasserverbrauch (incl. dem Wegspritzen des Erbrochenen).



    Damit Lehrerinnen nicht solchen Unfug treiben müssen, sondern eine Chance haben (ich hätte ja im Klassenzimmer übernachtet, um zu protestieren).

    • @Janix:

      Sie meinen es sollen sich nur noch Betuchte einen Urlaub auf Mallorca leisten können? Denn denen sind die von ihnen genannten Mehrkosten egal. Im Gegenteil, sie freuen sich auch noch, wenn es auf der Insel ruhiger wird.

    • @Janix:

      Das Problem ist weniger der Tourismus als das absolute Primat des Kapitals. Der Besitz von Wohnraum MUSS stark reguliert werden. Der Markt regelt hier gar nichts. Spekulation und Luxusbesitz, der meist leer steht, dürfte es nicht geben. Ich selbst kenne mehrere Menschen mit Wohnungen in europäischen Städten, die zum größten Teil des Jahres einfach leer stehen. Für solche Bedarfe gibt es m.E. eigentlich Hotels.

      • @Helmut Fuchs:

        Der Kapitalismus muss dem Menschen dienen, aber heute ist es umgekehrt, und das ist seine Todsünde. Der entfesselte Kapitalismus verletzt die menschliche Würde. (Heiner Geißler)

        -



        Heiner Geißler

      • @Helmut Fuchs:

        Die haben so viel Geld, dass ihnen der Komfort der "eigenen" Wohnung nicht einmal den Gedanken kommen lässt, es Freunden, Dritten, Flüchtlingen, wemauchimmer für eine Weile zu überlassen und sich nur das Recht zuzugestehen, mit Vorankündigung dort auch übernachten zu können.



        Ich habe anekdotisch auch von so etwas gehört, dass das reiche Erben-Landei für die zwei Opernbesuche in München eine leerstehende Wohnung dort um die Ecke haben musste.



        Ein Markt funktioniert kaum noch volkswirtschaftlich effizient, wenn die Marktmacht so ungleich verteilt ist.

    • @Janix:

      oder auf dem Schulgelände gezeltet. Das Wetter ist immerhind passend.

      Ein Gebrauchtwagen um darin zu schhlafen wäre sicher billiger gewesen als jeden Tag zu fliegen.

      Nur kein Wohnmobil die sind auf den Inseln selbst komplett Schrott richtig teuer...

      Das zeigt wie viele Menschen diese zum Leben nutzen.

      Auf den Strassen sehe ich auch immer mehr Einheimische, die in Transportern leben, nicht nur die üblichen Van Life Leute.