Angegriffener Michael Stürzenberger: Im Dauerkampf gegen den Islam

Seit Jahren agitiert der Bayer Michael Stürzenberger gegen den Islam, nun wurde er von einem Messerangreifer schwer verletzt – und will weitermachen.

Michael Stürzenberger mit Jackett

Will auch nach dem Attentat gegen sich mit den Kundgebungen weitermachen: Michael Stürzenberger Foto: Sachelle Babbar/imago

BERLIN taz | Am Samstag bediente Michael Stürzenberger schon wieder seine Social-Media-Kanäle. Einen Tag nach dem Messerangriff auf ihn bei einer Kundgebung in Mannheim meldete er sich mit einem Foto aus dem Krankenhausbett, mit verarzteten Verletzungen im Gesicht, gab von dort aus Rechtsaußenmedien wie der Jungen Freiheit Videointerviews. „Es war richtig knapp gestern“, erklärte der 59-Jährige. Er habe Stiche in die Brust und den Oberschenkel erlitten, in seinem Gesicht eine klaffende Wunde. Aber Stürzenberger betonte: Seine „Aufklärungsarbeit“ über den „politischen Islam“ sei nun „wichtiger denn je“.

Es ist diese Aufgabe, der sich der großgewachsene Münchner seit Jahren in Vollzeit widmet und die ihm eine Verfassungsschutzbeobachtung einbrachte: einer Daueragitation gegen den Islam. Mit Kundgebungen zieht er seitdem durchs Land, wettert auf Social-Media-Kanälen über Gewalt und Terror, die der Koran angeblich predige.

Sein Studium der Politik und Geschichte schloss Stürzenberger nicht ab. Stattdessen arbeitete er in München zunächst als Sportreporter oder kurzzeitig als Sprecher der örtlichen CSU. Zwei Ereignisse hätten ihn zu seinem Politaktivismus geführt, erzählte er einst der taz. Die islamistischen Anschläge vom 11. September 2001 in den USA. Und der Tod eines Bekannten, dem damaligen Schatzmeister der Münchner CSU, im Jahr 2008 bei den Anschlägen auf das Taj-Mahal-Hotel in Mumbai.

Danach stellte sich Stürzenberger zunächst mit Anti-Islam-Kundgebungen auf den Marienplatz in München, agitierte atemlos mit Megafon oder Mikro, sammelte Unterschriften gegen ein geplantes Islamzentrum. 2011 trat er aus der CSU aus und wurde zunächst bayerischer Landeschef der damals neu gegründeten und inzwischen längst aufgelösten, islamfeindlichen Kleinstpartei Die Freiheit, später auch deren Bundes­chef.

Auftritte bei Pegida oder Hogesa

Daneben nutzte Stürzenberger auch so jede Gelegenheit für seine Agitation: Er sprach bei den Hooligans gegen Salafisten, oder in Dresden bei Pegida, gründete auch einen Münchner Ableger. Auf dem islamfeindlichen Blog Political Incorrect ist er Dauergast, regelmäßig veröffentlicht er Youtube-Videos.

Muslime wollten die westlichen Gesellschaften unterwandern und strebten die Weltherrschaft an, erklärt er dort. Den Islam nennt er eine totalitäre Ideologie, verglich ihn in der Vergangenheit mit dem Nationalsozialismus und den Koran mit Hitlers „Mein Kampf“. Als „Ultima Ratio“ müssten Muslime in Umerziehungslager gesteckt werden. Immer wieder stand Stürzenberger auch vor Gericht: Mal, weil er den Islam mit einem „Krebsgeschwür“ verglich. Mal, weil er meinte, jeder Muslim sei ein potentieller Terrorist.

In der islamistischen Szene ist Stürzenberger schon lange eine Hassfigur – wie auch das Tiktok-Video eines deutschen Islamisten zeigt, der das Attentat bejubelte. Immer wieder kam es auch zu Handgemengen bei seinen Kundgebungen – zu so einer brutalen Tat wie in Mannheim aber noch nicht.

Beobachtung durch den Verfassungsschutz

Der bayerische Verfassungsschutz nahm Stürzenberger schon vor Jahren unter Beobachtung und attestierte ihm eine „islamfeindliche Agitation“. Das Amt wirft ihm vor, eine Abschaffung der Religionsfreiheit für Muslime anzustreben. Diese seien für ihn „Menschen zweiter Klasse“, den Islam assoziiere er generell mit Terrorismus.

Zuletzt war Stürzenberger für den Anti-Islam-Verein Pax Europa unterwegs. Einige hielten ihn selbst dort für zu radikal, warfen ihm Veruntreuung von Geldern vor. Stürzenberger aber ließ sich nicht aufhalten und machte weiter mit seinen Kundgebungen, die er stets ins Internet übertrug – und am Freitag damit auch das Attentat auf ihn in Mannheim. Das Video wurde später gelöscht.

Nach dem Attentat vergleicht sich Stürzenberger nun mit Salman Rushdie oder dem niederländischen Regisseur Theo van Gogh, die wegen ihrer Korankritik von Islamisten attackiert wurden. Und er versicherte noch vom Krankenbett aus, die Kundgebungen würden weitergehen. Natürlich habe ihn die Tat ins Grübeln gebracht, sagt er in einem Video. Und er müsse schauen, wann er selbst wieder aktiv werden könne. Aber man müsse weitermachen – solange, bis die Politik endlich gegen den „politischen Islam“ tätig werde.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.