piwik no script img

Das queere Tuntenhaus in der Berliner Kastanienallee 86 protestiert mit Transparenten gegen den geplanten Verkauf des Hauses Foto: Florian Boillot/snapshot-photography

Kampf gegen VerdrängungBerliner Tuntenhaus sucht Finanzier

Das queere Hausprojekt in Prenzlauer Berg ist von Verkauf bedroht. Das Gebäude ist sanierungsbedürftig. Berlin müsste einspringen – zögert aber.

Darius Ossami
Von Darius Ossami aus Berlin

D as hat der Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg lange nicht gesehen: Das Tuntenhaus hat zu einer „Ravekundgebung“ geladen, und weit über tausend Menschen sind an diesem 14. April gekommen, um Selbstbestimmung und Diversität zu feiern – und um das Tuntenhaus zu unterstützen.

Die Menschen drängen sich auf einem kleinen Abschnitt vor der Kastanienallee 86, einem der letzten unsanierten Häuser in der Kastanienallee. Technobeats wechseln sich ab mit furchtbarem Schnulzenpop. Mehrere Red­ne­r*in­nen in ausgefallenen Outfits präsentieren beißende Satire und kämpferische Kapitalismuskritik.

Auch der Abgeordnete Mathias Schulz von der SPD steht auf der Bühne und bekundet seine Unterstützung: „So viele Menschen auf der Kastanienallee. Das Tuntenhaus zeigt der Stadt heute erneut, warum uns der Erhalt dieser besonderen Institution über das Vorkaufsrecht etwas wert sein muss.“

Jil Brest und Alessandro U. sitzen in der Küche im Vorderhaus der Kastanienallee 86 und erzählen vom Zusammenleben „jenseits der Heteronormativität“. Das Tuntenhaus sei ein Wohnort, aber auch ein Ort für viele andere Zwecke, sagt Brest, die seit zehn Jahren hier wohnt.: Hoffeste, Katerfrühstück, Tunten- und Tortenrausch, Kundgebungen und Veranstaltungen finden hier statt.

Im Mai 1990 in Friedrichshain gegründet

Das Tuntenhaus wurde im Mai 1990 bei der Besetzung der Mainzer Straße in Friedrichshain von queeren Ak­ti­vis­t*in­nen gegründet, nach der Räumung wenige Monate später fand es Zuflucht im Hinterhaus der ebenfalls besetzten Kastanienallee 86. Mit dem damaligen Vermieter, der Wohnungsbaugesellschaft Prenzlauer Berg, wurden Mietverträge abgeschlossen, doch im Rahmen der Rückübertragung von Eigentum in der ehemaligen DDR ging das Haus 1999 an einen Steuerberater aus Düsseldorf über, der es 2004 wieder verkaufte.

Die neuen Eigentümer wollten das Haus teuer sanieren. Gegen die damit verbundenen Mietpreiserhöhungen protestieren die Be­woh­ne­r*in­nen seitdem mit der auffälligen Leuchtschrift „Kapitalismus normiert, zerstört, tötet“ auf der Fassade des Vorderhauses. Die Sanierung fand nie statt. Danach wurde es ruhiger um die Kastanienallee 86.

Das ging so bis zum 15. Februar 2024, als das Haus an einen unbekannten Käufer verkauft wurde. Die dort lebenden knapp 40 Menschen riss das aus ihrem Dornröschenschlaf, denn sie müssen davon ausgehen, dass der neue Eigentümer das lukrative, aber baufällige Gebäudeensemble teuer sanieren oder gleich ganz abreißen will. Die Tuntenhaus-Bewohner*innen sind seitdem permanent auf den Beinen, um ihr Zuhause zu retten. Der Schlüssel dazu ist das Vorkaufsrecht.

Denn Be­woh­ne­r:in­nen müssen davon ausgehen, dass der neue Eigentümer das lukrative, aber baufällige Gebäudeensemble teuer sanieren oder gleich ganz abreißen will

„Da das Haus im Milieuschutzgebiet steht, muss der Käufer einen Antrag auf Negativbescheid stellen“, erklärt Hausbewohnerin Jil Brest – er muss sich also versichern lassen, dass kein Vorkaufsrecht besteht. „Dann hat der Bezirk drei Monate Zeit, um das Vorkaufsrecht zu prüfen, wenn bauliche Mängel vorliegen.“ Und genau das sei hier der Fall: Toilette auf dem halben Stock, Kachelöfen, Probleme am Dach, veraltete Elektrik, feuchte Keller.

Drei Millionen für Instandsetzung

Dann könne der Bezirk das Vorkaufsrecht zugunsten eines Dritten gemeinwohlorientiert ausüben, weil zu erwarten ist, dass die Mieten durch die nachzuholende Instandsetzung zu sehr ansteigen werden. Das Problem dabei ist, dass dieser „Dritte“ dann nicht nur den Kaufpreis (rund 1,5 Millionen Euro) aufbringen muss, sondern auch noch die Mittel für die Instandsetzung (weitere 3 Millionen). Und die Zeit drängt, denn bis zum 15. Mai muss das Vorkaufsrecht angewendet werden.

Die Tunten und ihre Un­ter­stüt­ze­r*in­nen machen nun Kundgebungen vor der Bezirksverordnetenversammlung und dem Abgeordnetenhaus. Bereits zuvor gab es im Tuntenhaus regelmäßig das „unholy Katerfrühstück“, eine Küche für alle. Nun finden an jedem Wochenende Veranstaltungen statt, die Ravekundgebung ist der bisherige Höhepunkt. Eine Person auf der Bühne interpretiert gerade „Wir sind alle Terroristen“ von Georg Kreisler und Barbara Peters: „Andere bestimmen, ob du stirbst oder ob du lebst; / andere bestimmen, was du denkst und wonach du strebst – / und sie bestimmen dich zum staatlichen Terroristen.“

Das Tuntenhaus ist ein queeres Hausprojekt und versteht sich auch als antikapitalistisch, hier die Vorderseite zur Kastanienallee Foto: Jürgen Ritter/imago

Die anschließenden Dragshows laufen alle ähnlich ab: Eine Dragqueen kommt mit fantasievollem Namen und ebensolchen Klamotten auf die Bühne und zieht diese dann zu seichter Musik wieder aus. Doch die Menge jubelt bei jedem Beitrag frenetisch, spätestens wenn „Tuntenhaus bleibt!“ skandiert wird. Und dann geht es mit Techno weiter, zu dem Dragqueens leicht bekleidet in den Fenstern des Vorderhauses tanzen. Viele im Publikum sind ebenfalls gestylt, die Stimmung ist ausgelassen, fast schon euphorisch.

Das Tuntenhaus ist vor allem für seine legendären Hoffeste bekannt. Aber darüber hinaus hätten die Leute „lange nichts gemacht“ und nur in ihrer „Bubble“ gelebt, kritisiert eine Frau. Doch heute wird gefeiert und demonstriert. „Das Tuntenhaus bedeutet für mich: Schutzraum für queere Menschen, alternative Lebensform, Feiern unter sicheren Verhältnissen, also sicher vor heteronormativer Anmache“, sagt Bine. „Berlin täte gut daran, sich genau diese letzten Freiräume von queerem Leben und Subkultur zu erhalten.“

Skulpturen wie „Spendentunte“ und „schwule Sau“

Mittendrin ist auch Miss Tobi. Sie hat Ende der 1990er Jahre hier gewohnt und schweißt bis heute nebenan in ihrer Werkstatt. Einige ihrer Skulpturen wie die „Spendentunte“ und die „schwule Sau“ stehen herum. Berlin stehe für Offenheit und Toleranz gegenüber queeren Menschen. Für diese sei es wichtig, einen Ort zu haben, wo sie sich sicher fühlen – gerade auch angesichts zunehmender Übergriffe. „Viele Leute aus unterschiedlichen Kulturen zu treffen und auch dieses queere Einfach-da-sein-Können ist für mich ein starker Ausdruck der Kreativität.“

Alessandro U. wohnt seit 2018 im Tuntenhaus. Zuvor hat er in der brasilianischen Metropole São Paulo im Teatro Oficina gearbeitet, das sich bereits seit 37 Jahren gegen Gentrifizierung wehrt. „Es ist für mich sehr vertraut, um einen Platz zu kämpfen, wo man Veranstaltungen machen kann und eine queere Community aufbauen kann“, sagt er. „Für mich ist das Tuntenhaus auch ein brave space, wo du die Energie bekommst, um mutig zu sein.“

Bereits Mitte März haben die Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke den Berliner CDU-SPD-Senat aufgefordert, den zuständigen Bezirk Pankow dabei zu unterstützen, sein kommunales Vorkaufsrecht für das queere Wohnprojekt auszuüben. Der Bezirk Pankow tue bereits alles, was an Vorbereitungen notwendig ist, um das Vorkaufsrecht zu ziehen. Jetzt müsse auch der Senat „seine Hausaufgaben machen und die notwendigen Gelder zur Verfügung stellen“. Auch Po­li­ti­ke­r*in­nen von SPD und CDU haben Unterstützung für das Tuntenhaus signalisiert.

Das Problem sei, so Hausbewohnerin Jil Brest, dass das Land Berlin für zinsgünstige Kredite bürgen müsste. „Und da sperren die sich. Es gibt immer nur warme Worte, dass das Projekt erhaltenswert ist und wichtig für den Kiez und die Stadt und die queere Community; aber sie prüfen immer noch die Finanzierung.“

Bei einem Haushalt von 40 Milliarden ist das immer eine politische Frage, ob Geld da ist oder nicht. Was ist dem Senat Vielfalt und dieses Etikett Regenbogenhauptstadt wert, mit dem man sich gerne schmückt?

Jil Brest, Bewohnerin des Tuntenhauses

Den Einwand, dass Berlin gerade eine Haushaltssperre verhängt habe, lässt Brest nicht gelten: „Bei einem Haushalt von 40 Milliarden ist das immer eine politische Frage, ob Geld da ist oder nicht. Und wenn der Senat sagt, er hat kein Geld, heißt das in Wirklichkeit, er möchte kein Geld geben, denn er hat Geld! Was ist dem Senat Vielfalt und dieses Etikett Regenbogenhauptstadt wert, mit dem man sich gerne schmückt?“

Provinzhuhn aus dem fernen Westen

20 Uhr, draußen wird die letzte Technorunde eingeläutet und noch einmal ein beträchtlicher BPM-Wert zugelegt. Auch Benji ist hier, „um das Tuntenhaus zu feiern“, denn: „Das Tuntenhaus war für mich als Provinzhuhn aus dem fernen Westen das erste Mal, dass ich als queerer Mensch willkommen war.“

Benji hat ebenfalls hier gewohnt und das Drehbuch zum Film „Oi! Warning“ geschrieben. „Das ist alles dem Tuntenhaus zu verdanken. Es ist einer der wenigen Plätze, in dem Menschen, die normalerweise ausgegrenzt werden, willkommen sind. Und diese Plätze werden immer weniger, wie eine Eisinsel, wo immer mehr wegbricht, und ein einsamer Eisbär sitzt dann am Schluss noch drauf, der nicht mehr weiß, wohin. Und so geht es ja auch mit den Projekten, die freiheitlich und libertär organisiert sind. Das muss erhalten bleiben.“

Eine Unterstützungsdemo für das Tuntenhaus vor dem Berliner Abgeordnetenhaus im März 2024 Foto: Miriam Klingl

Weggebrochen ist unter anderem das queerfeministische Hausprojekt Liebigstraße 34 in Friedrichshain. Es wurde an den berüchtigten Immobilienunternehmer Padovicz verkauft, der es 2020 kurzerhand räumen ließ. Die Unterstützung seitens des damals noch rot-rot-grünen Senats war äußerst gering, das Polizeiaufgebot dafür umso größer. Auch die kleine queerfeministische Wagenplatzgruppe DieselA ist weg. Nachdem sie aus der inzwischen zugebauten Rummelsburger Bucht vertrieben worden war, bemühte sie sich jahrelang um brachliegende Flächen der Bahn – vergeblich.

Am Tag nach der Ravekundgebung ist das Wetter umgeschlagen. Während im Hof der 86 noch immer aufgeräumt wird, findet nebenan im Café Morgenrot eine Veranstaltung zum kommunalen Vorkaufsrecht und zu Gentrifizierung in Prenzlauer Berg statt, die der Bildungsverein Helle Panke organisiert hat. Neben Jil Brest und Plutonia Plüschowa vom Tuntenhaus sitzen der Stadtsoziologe Andrej Holm und Birgit Ziener vom Mietshäuser Syndikat auf dem Podium.

Ein „klassischer Verdrängungsprozess“

Holm gibt einen Überblick, wie der Prenzlauer Berg vom runtergekommenen Aussteigerviertel der Wendejahre in nur 15 Jahren zum hippen Bionade-Biedermeier-Hotspot werden konnte. Fast alle Häuser wurden privatisiert, dann weiterverkauft und (zunächst mit öffentlicher Förderung) umfassend saniert. Das führte zu einer völlig neuen Zusammensetzung der Bevölkerung in dem Viertel, ein „klassischer Verdrängungsprozess“, der „im völligen Gegensatz“ zu der versprochenen Beteiligung der Mie­te­r*in­nen und dem Erhalt der Bevölkerungsstruktur gestanden habe. Diese Versprechen seien nicht eingehalten worden, konstatiert Holm: „Wir waren zu naiv.“

Das kommunale Vorkaufsrecht sei ein „typisch deutsches Verwaltungsinstrument“, um die Mie­te­r*in­nen vor Verdrängung zu schützen, erklärt Holm. Unter bestimmten Voraussetzungen hat eine Gemeinde die Möglichkeit, in einen Hauskauf einzusteigen. Eine Bedingung ist der Schutz der Milieustrukturen. In Berlin konnten so ab 2015 fast 400 Häuser dem Markt entzogen werden. Doch ein Berliner Hauseigentümer klagte dagegen und bekam im November 2021 vom Bundesverwaltungsgericht recht. Seitdem kann Berlin einen Vorkauf nicht mehr mit einer Gefahr in der Zukunft begründen (Verdrängung der Mieter*innen), sondern nur noch mit schweren baulichen Mängeln.

Eine Reform des Vorkaufsrechts auf Bundesebene wäre laut Holm juristisch problemlos machbar, die Bundesregierung muss bloß den entsprechenden Absatz im Baugesetzbuch ändern. Das hängt aber, wie so vieles, in der Ampelkoalition fest, konkret bei Bundesjustizminister Buschmann (FDP). Dabei geht es aber nicht nur um Geld, betont er, sondern auch um politischen Willen: „Man muss verhindern, dass ein Grundstück aus Verwertungsinteresse verkauft wird. Wir brauchen eine öffentliche Verantwortung für eine soziale Wohnversorgung.“

Im Fall der Kastanienallee 86 sind die Voraussetzungen für ein Vorkaufsrecht gegeben, das hat der Bezirk Pankow festgestellt. Dem neuen Eigentümer muss eine sogenannte Abwendungsvereinbarung vorgelegt werden, in der er sich zu umfangreichen Mieterschutzmaßnahmen und zur Beseitigung der baulichen Mängel verpflichtet. Lehnt er dies ab, kann der Bezirk das Haus vom Käufer auslösen und an eine städtische Wohnungsgesellschaft oder Genossenschaft verkaufen.

Ein spezielles Problem

Im Gespräch ist die Genossenschaft Selbstbau. Diese könnte das Haus aber nicht aus eigenen Mitteln finanzieren, sondern benötigte Hilfe vom Senat, etwa über Förderprogramme. Das Problem ist, dass nicht gefördert wird, wenn die Kosten für eine Sanierung deutlich höher als der Kaufpreis sind, was beim Tuntenhaus der Fall ist.

Der Bezirk Pankow und die Senatsverwaltungen für Finanzen und Bauen müssen sich einigen, und zwar schnell. Schon am 15. Mai muss eine Abwendungsvereinbarung an den Käufer zugestellt werden. Der Bezirk Pankow hat bereits zugesagt, sein Vorkaufsrecht geltend machen zu wollen. Das Tuntenhaus sei ein besonderer und fest im Kiez verankerter Ort der Vielfalt, so Bezirksstadtrat Cornelius Bechtler (Grüne): „Wir wollen daher gemeinsam dieses Leuchtturmprojekt erhalten.“ Die Förderung sei jedoch „der schwierigere Teil der Aufgabe, die der Senat übernimmt“. Der begünstige Dritte sei auf eine Ankauf-Förderung angewiesen; „der Bezirk kann grundsätzlich keine Häuser kaufen“.

Auch beim Senat sei „der politische Wille durchaus da“, dem Bezirk das Vorkaufsrecht für das Tuntenhaus zu ermöglichen, sagte Bausenator Christian Gaebler (SPD) am 22. April im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses. Seine Senatsverwaltung „arbeitet in konstruktiven Gesprächen intensiv daran, eine Lösung für das Tuntenhaus zu finden“, so Gaebler zur taz. Allerdings müssten die Mieten für die Be­woh­ne­r*in­nen dann deutlich steigen; auch einen Abriss will Gaebler nicht ausschließen.

Noch schieben sich der Bezirk und die Senatsverwaltungen gegenseitig die Verantwortung zu. Denn das Problem der Finanzierung ist weniger der Ankaufspreis als die deutlich teurere anschließende Instandsetzung. Andrej Holm schlägt einen Runden Tisch zum Vorkaufsrecht in der Kastanienallee 86 vor, der alle Verantwortlichen zusammenbringt. Denn ein Kauf eines Hauses, das in öffentlicher Hand bleibt, sei eine Investition und kein Verlust.

Von wegen weltoffene queere Stadt

Miss Tobi zeigt sich dennoch optimistisch: „Berlin schreibt sich gerne eine weltoffene queere Stadt auf die Fahne. Und weil das Tuntenhaus auch eine sehr gute Kampagne macht und überregional bekannt ist, vermute ich mal, dass die Chancen eher gut aussehen. Es gibt ja auch positive Signale, aber das ganze Verfahren ist noch in der Schwebe und die Zeit rennt natürlich davon.“

„Es ist ein Pokerspiel“, sagt auch Plutonia Plüschowa, eine der Spre­che­r*in­nen des Tuntenhauses, „die Spannung steigt.“ Die Be­woh­ne­r*in­nen des Tuntenhauses fordern den Senat auf, zeitnah eine tragfähige Finanzierung von Ankauf und Instandsetzung sicherzustellen.

Eine am 13. März gestartete Petition an Bausenator Christian Gaebler (SPD), Finanzsenator Stefan Evers und Bürgermeister Kai Wegner (beide CDU) hatte 25. April schon fast 20.000 Unterschriften erhalten. Und in den nächsten Wochen wird es weiter fantasievolle Aktionen geben. Am 27. April etwa sind ein Tuntenspaziergang („Gallery on Heels“) und ein Solikonzert geplant.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

30 Kommentare

 / 
  • Liebe Tunten, kommt mit eurer Aktion jetzt dort hin, wo ihr heute gebraucht werdet: in die Provinz!



    Berlin ist schon lange nicht mehr der richtige Ort, politisch zu sein - hier ist queer schon zum Livestyle geworden.



    Die Provinz hingegen braucht frischen Wind, gefangen zwischen Spießigkeit und AFD leiden die Menschen Hunger nach alternativen Orten, die Leben, wo man frei atmen kann.



    Zeitz, Altenburg, Weißenfels .... hier ist es wunderschön, Immobilien gibt es fast geschenkt - Niemals kommt der Investor!



    Kommt zu uns in die Provinz, wir freuen uns auf euch!

  • Offenbar wurde hier ein Gebäude einfach abgewohnt. Hausgeld gabe es wohl nicht, Eigeninitiative ebensowenig. Da fällt es leicht nach Sanierung und Subvention zu schreien.

  • Wenn ich den Text richtig verstehe sollte 2004 schon einmal saniert werden... - und wenn ich dann noch lese: "Toilette auf dem halben Stock, Kachelöfen, Probleme am Dach, veraltete Elektrik, feuchte Keller" dann heißt das, es muss jedem Bewohner seit jeher klar sein, dass hier irgendwann eine Modernisierung stattfinden muss und wird.



    Jetzt die spannende Frage: wie hat man sich als Gemeinschaft darauf vorbereitet die letzten 20 Jahre?



    Immerhin ist es jetzt 2024. Bei 40 Bewohnern und 20 Jahren... - hätte jeder nur 150 Euro monatlich zurückgelegt, könnte man jetzt sorgenfrei den Kaufpreis einfach so aus der Portokasse stemmen 🤷‍♂️



    Hin und wieder ein Solifest, sammeln, Spendenfeste, einen Verein gründen, eine Genossenschaft, etc - in 20 Jahren wäre so vieles möglich gewesen...



    Das hat nichts mit "Kapitalismus normiert, zerstört, tötet" zu tun - sondern mit nur einer einzigen Frage: was ist mir ein Projekt tatsächlich wert das mir lieb und wichtig ist, um es für das 'Morgen und Übermorgen' erhalten zu können.



    'Wie können wir das Haus übernehmen um endgültig frei und unabhängig zu sein?' Diese Frage wird doch wohl in der Gemeinschaft hin und wieder diskutiert worden sein 🤷‍♂️



    Wenn ich dann aber weiterlese, dass die jetzige Idee quasi lautet: 'der Steuerzahler möge doch bitte 4,5 Millionen locker machen' und dann auch noch frech im Artikel gefragt wird: "Was ist dem Senat Vielfalt und dieses Etikett Regenbogenhauptstadt wert, mit dem man sich gerne schmückt?", dann heißt das für mich, hier wurde sich wenig Kopf gemacht und jetzt wird die Verantwortung einfach abgewälzt.



    Ein klassisches 'immer weiter so, wird schon gut gehen' und jetzt steht man blank da und der verhasste Kapitalismus, der "normiert, zerstört, tötet" soll die Zeche zahlen...

  • So traurig wie es ist: Nahezu immer, wenn irgendwo Plakate/Flyer/was auch immer mit der Nachricht "xxx bleibt" auftauchen, kann man mit nahezu an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass xxx eben nicht bleibt. ;-(

    • @Bunte Kuh:

      Das ist halt der Sinn hinter solchen Plakaten. Keiner würde sich mit einem Plakat vor etwas stellen und drauf schreiben XXX bleibt wenn XXX nicht bedroht währe.

  • Ein Kompromiss wäre doch, dass die 40 Personen anbieten verbindlich (Vertraglich geregelt) den Kauf des Wohnbereichs organisieren und dann ein Verein einen Teilbereich des Gebäudes für Veranstaltungen übernimmt. Dieser Verein könnte ja dann vermutlich Fördermittel in Anspruch nehmen bzw. erhalten für den Kauf und die Sanierungs dieses Teilbereichs des Gebäudes. Dies wäre ein Vorgehen, was im öffenltichen Interesse ist und auch Steuergelder verdient.

    • @Fridolin:

      Wen wollen Sie denn dann zuvor heraus werfen um an die Räumlichkeiten für Veranstaltungen zu kommen?

  • Es gibt ja Parteien, die für ein Helikoptergeld vom 20k pro Bürger sind.

    die "Tunten-BewohnerInnen" würden das 5,5-fache hiervon bekommen. Schaut nach einem fairen Deal aus.

    • @eicke81:

      Welche?

  • „ Es ist einer der wenigen Plätze, in dem Menschen, die normalerweise ausgegrenzt werden, willkommen sind.“



    Wirklich?



    Als ich zuletzt in Berlin war, war zufällig CSD mit ca 1 Millionen Besuchern. Alle ausgegrenzt?

    • @Notizen aus Taiwan:

      Jepp.

      Was wohl all die schwulen Paare, Wohnprojekte und Wohngemeinschaften dazu sagen würden, dass bei Ihnen angeblich keine Schwulen willkommen sein sollen.

      Das Schwulsein in Berlin scheint mir hier sicher nicht der Knackpunkt zu sein.

  • "Allerdings müssten die Mieten für die Be­woh­ne­r*in­nen dann deutlich steigen"

    Wie heiß ist denn dieser Brei?

    Wie hoch ist die Miete jetzt und wie hoch würde sie steigen?

  • 4,5 Mio Steuergelder für 40 Bewohner macht mehr als 110.000€ pro Kopf. So ein Geschenk werde ich auch mal einfordern...

    • @Samvim:

      110 000€ pro Person sind privat leistbar. 6000€ Zinsen pro Jahr. Wer keine Kinder hat und nur netto 2000€ im Monat verdient, kann problemlos noch 3000€ pro Jahr tilgen.



      Der Staat kann mit Vorkaufsrecht, Kultur-Subventionen und Kreditbürgschaften das Projekt absichern.



      Ich fürchte nur, es geht auch um deutlich höhere Beträge, die die Bewohner vom Staat als Geschenk einfordern.

    • @Samvim:

      Gehen Sie doch mal in die Oper, da kommen Sie üppig in den Genuss von Steuergeldern, pro Nase zwischen 100 und 200 Euro.

      Jeden Tag, jeder Sitz.

      www.handelsblatt.c...epfen/3659790.html

      • @Jim Hawkins:

        Mh. Ich denke, dass eine durchaus fragwürdige Subventionierung der Kunst ein denkbar schlechtes Argument für weitere zweifelhafte Subventionen ist.

      • @Jim Hawkins:

        In den Genuss kann aber grundsätzlich jeder kommen. 100.000 geschenkt für einzelne Personen ist schon eine andere Nummer.

        • @Rudolf Fissner:

          Theoretisch stimmt das, theoretisch kann auch jeder Golf spielen oder Bentley fahren oder eine Yacht kaufen.

          Wir wissen beide, dass das praktisch nicht so ist.

          Seien Sie doch großzügig und gönnen Sie den Tunten ihr Haus.

          • @Jim Hawkins:

            "Wir wissen beide, dass das praktisch nicht so ist."

            Also ich weiss mit Bestimmtheit, dass 100.000 € oder 100 € geschenkt nicht nur theoretisch einen gewaltigen Unterschied machen.

            • @Rudolf Fissner:

              Schon gut, war nur ein Versuch.

    • @Samvim:

      Bei ihnen zuhause finden Hoffeste, Katerfrühstück, Tunten- und Tortenrausch, Kundgebungen und Veranstaltungen statt?



      Es geht nicht nur um die 40 Personen die dort leben.

      • @Andreas J:

        Hoffeste und Katerfrühstück durchaus - dann begnüge ich mich mit 2 Millionen...

  • Berlin ist nach der Wiedervereinigung zur Beamtenstadt geworden, eigentlich wurde Berlin ein großes Bonn. Berlin genrifiziert und wird langweilig wie München in den 80ern. Vielleicht wird es für die kreative und anarchistische Szene Zeit weiter zu ziehen wohin auch immer der nächste Place to be sein wird.

    • @83Mimimia:

      Nur wohin? In jeder Stadt werden die Räume für Subkultur immer enger.

  • Noch besser: endlich den berühmte Ort Tuntenhausen in Oberbayern übernehmen und den Katholischen Männerverein gleich mit.



    Spannender wohl auch als eine Berlin-Blase nach Sexualitätspräferenz, oder?

  • Jeder Mensch soll nach seiner Façon leben und glücklich werden. Aber bitte nicht mit Steuergeldern

    • @Stoffel:

      Da stimme ich Ihnen zu 100 % zu

    • @Stoffel:

      Damit sollte man erstmal in der Wirtschaft und bei den Wohlhabenden beginnen und nicht in der Subkultur.

    • @Stoffel:

      Wer soziale Stützung erhält, wie wir sie alle bekämen, wenn wir in Not gerieten, der/die/das sollte also so leben, wie Sie es gerne hätten oder als "normal" ansähen?



      Das werden Sie nicht meinen. Was aber dann?

      • @Janix:

        40 Personen sollten doch über einen Zeitraum von zehn Jahren in der Lage sein, 1,3 Millionen für Kauf dieses Gebäudes aufzubringen. Hier besteht offensichtlich keinerlei Willen, etwas aufzubauen.