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Hilfswerk-Sprecherin zu Vorwürfen„UNRWA trägt zur Stabilität bei“

Nach Terrorvorwürfen haben Länder wie Deutschland die Zahlungen an das Hilfswerk gestoppt. UNRWA-Sprecherin warnt vor den Folgen – nicht nur für Gaza.

„Das Ausmaß der Verzweiflung ist sehr groß“: Protest gegen die Kürzung von UNRWA-Hilfsprogrammen Ende Januar in Gaza Foto: Ashraf Amra/dpa
Interview von Hanno Hauenstein

taz: Frau Touma, sprechen wir über die jüngsten Anschuldigungen gegen das UN-Hilfswerk für palästinensische Geflüchtete. 12 UNRWA-Mitarbeiter sollen am Massaker der Hamas vom 7. Oktober beteiligt gewesen sein. Wie begegnet das UNRWA den Vorwürfen?

Juliette Touma: Als die Vorwürfe aufkamen, waren wir die Ersten, die sich damit befassten und eine Erklärung herausgaben – noch vor Veröffentlichung jeglicher Medienberichte. Die Anschuldigungen waren uns während eines Treffens zwischen israelischen Behörden und dem UNRWA-Generalkommissar am 18. Januar zugetragen worden. Als wir diese sehr schwerwiegenden Anschuldigungen erhielten, überprüfte der Generalkommissar diese Informationen. Wir konnten letztlich bestätigen, dass es sich bei den 12 Mitarbeitern, die an dem schrecklichen Angriff auf Israel am 7. Oktober angeblich beteiligt waren, tatsächlich um UNRWA-Mitarbeiter handelt. Anschließend flog er nach New York, wo er sich mit UN-Generalsekretär António Guterres traf. Er informierte ihn und einige unserer größten Geber über diese Anschuldigungen. Er forderte eine unabhängige Untersuchung durch eine der höchsten UN-Untersuchungsinstanzen. Und er beschloss, den Vertrag der betreffenden Mitarbeiter sofort zu kündigen.

Eine andere Zahl besagt, dass etwa zehn Prozent der 13.000 UNRWA-Mitarbeiter in irgendeiner Weise mit der Hamas verbunden sein sollen. Stimmt das?

Wir haben von dieser ebenfalls schwerwiegenden Anschuldigung aus den Medien erfahren. Als die israelischen Behörden uns über die 12 Mitarbeiter informierten, wurde diese Zahl nicht genannt. Das UNRWA legt jedes Jahr eine Liste aller Mitarbeitenden vor, die in der gesamten Region für uns arbeiten. Also überall, wo wir tätig sind – auch in Jordanien, Libanon, Syrien. Im Westjordanland und in Gaza übermitteln wir die Liste unter anderem auch der israelischen Regierung als Besatzungsmacht, das letzte Mal im Mai 2023. UNRWA hat von der israelischen Regierung darauf nie eine Antwort erhalten.

Welche Ergebnisse erwarten Sie sich von der unabhängigen Untersuchung?

Im Moment konzentrieren wir uns auf das Überleben von UNRWA. Dies hängt direkt mit dem Überleben der Menschen zusammen, denen wir helfen, einschließlich der zwei Millionen in Gaza, die auf UNRWA angewiesen sind.

Im Interview: Juliette Touma

ist seit September 2022 Pressesprecherin des UNRWA mit Sitz in Jordanien. Davor war sie bereits in verschiedenen anderen Funktionen für die Vereinten Nationen im Einsatz.

Deutschland, die USA und mehrere andere UNRWA-Geberländer haben ihre Finanzierung vorerst eingestellt. Welche Auswirkungen wird das haben?

Die finanzielle Unterstützung kommt direkt den Familien zu. Über eine Million Menschen in Gaza suchen derzeit Schutz in unseren Einrichtungen. Wir koordinieren die wenigen Lastwagen, die Hilfsgüter nach Gaza bringen. Wir verteilen Lebensmittel und Medikamente. Wir setzen mobile medizinische Teams ein, die Schwangere und Ältere versorgen. Bieten psychologische Beratung. Kurz, wir sind der größte humanitäre Akteur in Gaza. Wenn die Finanzierung ausbleibt, steht das Leben von 2 Millionen Menschen in Gaza auf dem Spiel. Ohne finanzielle Unterstützung werden auch Kinder in Jordanien, Syrien und im Westjordanland ihrer Bildung beraubt. Das UNRWA trägt zur Stabilität in einem Pulverfass bei. Derzeit steht es in Flammen.

Sie waren jüngst selbst in Gaza. Wie ist die Lage vor Ort?

Ich bin gerade erst zurückgekehrt, es war mein zweiter Besuch seit Beginn des Krieges. Es ist eine überwältigende Situation. Der Großteil der Menschen ist vertrieben. Konkret bedeutet das, dass sie gezwungen sind, ihre Zufluchtsorte immer wieder zu verlassen. Einige von ihnen sind in den letzten Monaten bis zu zehnmal geflohen und noch immer nicht sicher. Die meisten sind nach Rafah geflohen. Unseren Schätzungen zufolge ist die Bevölkerungszahl dort sechsmal so hoch wie vor dem Krieg. Rafah ist eine der ärmsten Städte in Gaza und mehr als überbevölkert. Es ist ein Meer von Menschen, die sich auf jeden freien Platz drängen, den sie finden – am Strand, an der Grenze zu Ägypten, mitten auf der Straße. Unsere Notunterkünfte sind extrem überfüllt. Menschen haben angefangen, kleine Hüttenstrukturen aufzubauen, die lediglich mit Plastikplanen abgedeckt sind. Das Ausmaß der Verzweiflung ist sehr groß.

Was berichten Ihnen die Menschen vor Ort?

Die meisten befinden sich in einer Art Autopilot, im Überlebensmodus. Sie sind vor allem darauf fixiert, Nahrung, Wasser und einen Platz zum Bleiben zu finden. Manche schlafen in Autos, manche im Sand, manche auf Beton. Es gibt keinen sicheren Ort in Gaza. Die Menschen stehen immer noch unter Schock, wegen des Ausmaßes und der Geschwindigkeit des Krieges.

Mehr als die Hälfte des Gazastreifens ist zerstört. Welche Rolle spielt das UNRWA bei Wiederaufbau- und Bergungsarbeiten?

Wir kümmern uns nicht um die Bergung von Leichen. Was den Wiederaufbau angeht, so haben wir in früheren Kriegen eine aktive Rolle übernommen. Im Moment konzentrieren wir uns auf humanitäre Hilfe.

Was erwarten Sie von der internationalen Gemeinschaft?

Wie haben seit Beginn dieses Krieges über 240 Angriffe auf unsere Einrichtungen, einschließlich Schulen, verzeichnet. Es muss einen sofortigen, humanitären Waffenstillstand geben. In diesem Krieg gibt es keine Gewinner. Es gibt nur Trauer, Verlust, mehr Zerstörung, mehr Tote. Es sollten auch mehr humanitäre Lieferungen erfolgen. Die Länder, die die UNRWA-Finanzierung ausgesetzt haben, sollten dies überdenken. Das Leben von Millionen von Menschen hängt davon ab.

Anfang dieser Woche tauchten Bilder eines Hilfstransporters in Gaza auf, der offenbar von Israel beschossen wurde. Was ist passiert?

Israel versucht, den Zugang zu den wenigen Hilfsgütern, die UNRWA in den Gazastreifen bringen will, zu verhindern. Die Gefahr einer Hungersnot ist extrem hoch. Es ist das dritte Mal, dass ein Hilfsgüter-Transporter ins Visier genommen wurde.

Welche Erwartung haben Sie an Deutschland?

Deutschland ist eines der großzügigsten Geberländer der Arbeit des UNRWA für das palästinensische Volk. Es ist auch an unserer Arbeit vor Ort beteiligt. Dank Deutschland können wir Kinder in Schulen ausbilden und auf Krisen reagieren. Gaza ist die schlimmste und vehementeste Krise. Aber auch im Südlibanon, im Westjordanland und in Syrien ist die Lage verheerend. Wir hoffen, dass Deutschland die Finanzierung des Hilfswerks wiederaufnimmt. Millionen von Menschen sind auf diese Unterstützung angewiesen.

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38 Kommentare

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  • Letztlich ermöglichte die UNO das Überleben der unterirdischen Tunnelkämpfer.

  • Die UNRWA auflösen die Aufgabe der palästinensischen Regierung übertragen. Bzw. Israel da wo es Besatzungsmacht ist. Und wenn ich mal zynisch sein darf, nichts wird den Palästinensernmehr die Lust am eigenen Staat austreiben als den eigenen Staat zu haben. Palästina hat keine Öl, der Klimawandel droht unerbittlich, und das technische knowhow der Israelis haben sie nicht. Dem Staat droht ein Schicksal wie Moldawien in Europa. Aber dann sind die Palästinenser endlich i eigen Verantwortung. Wenn es dann Zusammenarbeit gibt mit Terroristen ist der Staat haftbar.

  • Tja, der Erfolg gibt der Dame doch Recht, ist doch der Wirkungsbereich des UNWRA seit Jahrzehnten zunehmend gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch sehr stabil ... Wenn denn ein Desaster das Ziel ist!

  • Ursache - Wirkung.



    Das hat sich das terrorhilfwerk selbst eingebrockt.



    Man kann nicht nach höchsten menschenrechtlichen Maßstäben streben und dann gleichzeitig terrorgehilfen in den eigenen Reihen haben.

  • Wo es gerade weder Struktur noch Stabilität gibt, kann auch niemand dazu beitragen.



    Denn es müsste überhaupt erst einmal so etwas wie ein Fundament geben, auf dem man soetwas wie staatliche Strukturen und Stabilität von Grund auf schaffen kann, bevor irgendjemand oder irgendetwas dazu BEITRAGEN kann.

    Wer wird das wann, wie und mit welchem Erfolg bewerkstelligen können?



    Das sind die Fragen, die leider niemand beantworten kann.

  • "Er forderte eine unabhängige Untersuchung durch eine der höchsten UN-Untersuchungsinstanzen."

    Ich weiß, dass es zusätzlich noch eine EU-Kommission geben wird, deren Zusammensetzung ich mir erst noch ansehen muss, aber die "unabhängige Untersuchung" durch eine UN-Untersuchungsinstanz wird wohl kaum wirklich richtig gründlich und "unabhängig" sein.

    "Und er beschloss, den Vertrag der betreffenden Mitarbeiter sofort zu kündigen."

    Ich hätte angenommen, dass die betroffenen Mitarbeiter den Strafbehörden überstellt werden. (Wenn ich es richtig weiß, sind zwei der genannten Mitarbeiter zwischenzeitlich verstorben.)

    "Im Westjordanland und in Gaza übermitteln wir die Liste unter anderem auch der israelischen Regierung als Besatzungsmacht, das letzte Mal im Mai 2023."

    Und wie würden Medien und Regierungen darauf reagieren, wenn jüdische Bürger/Israel versucht hätte, die Einstellung mancher Personen zu verhindern? Aufgrund meiner Erfahrungen seit dem 07.10.23 gehe ich davon aus, man würde Israel/jüdischen Bürgern unterstellen, sie wollen die Arbeit der UNRWA sabotieren ... solche Vorwürfe werden auch gegenwärtig bereits erhoben.

    "Die finanzielle Unterstützung kommt direkt den Familien zu."

    Durch den Hinweis "direkt" wird der Eindruck erweckt, als wären die Hamas und ihre Unterstützer von den Hilfen ausgeschlossen, was nicht der Fall ist.

    "Es muss einen sofortigen, humanitären Waffenstillstand geben."

    Das wünscht sich die Hamas auch.

    "Israel versucht, den Zugang zu den wenigen Hilfsgütern, die UNRWA in den Gazastreifen bringen will, zu verhindern."

    Dass es sich um ein Versehen oder einen technischen Defekt o.a. gehandelt haben könnte, ist für diese UNRWA-Mitarbeiterin verbindlich ausgeschlossen?



    Wenn sie ebenso verbindlich ausschließen kann, dass die Hamas und ihre Unterstützer über ihre UNRWA-Lieferungen versorgt werden, Medikamente von der UNRWA erhalten und die Hilfslieferungen keine Waffen oder zu Waffen umbaubare Materialien enthalten, freue ich mich.

  • Das ist wie mit den Tafeln bei uns . Bei uns entzieht sich der Staat seine Bürger satt zu bekommen und privatisiert so die Wohlfart und die Hamas kann seelenruhig in alles Geld stecken , nur nicht in Schulen , Nahrung etc .

    • @Mr Ambivalent:

      Vor allem konnte sich Israel als Besatzungsmacht dadurch jahrzehntelang seiner Verantwortung entziehen.

      • @Francesco:

        Meinen Sie ernsthaft, die Araber hätten ihre Kinder in von Israelis organisierte Schulen mit in Israel gedruckten Schulbüchern geschickt?

  • Beweise wurden bisher übrigens nicht geliefert, wie Philip Lazzarini, der Generalkommissar der UNRWA vor ein paar Tagen zur Financial Times sagte, siehe den Aritkel:



    www.aljazeera.com/...his?update=2677428

    • @Martha:

      "Wir konnten letztlich bestätigen, dass es sich bei den 12 Mitarbeitern, die an dem schrecklichen Angriff auf Israel am 7. Oktober angeblich beteiligt waren, tatsächlich um UNRWA-Mitarbeiter handelt."

      Haben Sie die Passage im Interview überlesen?

      Oder wollten Sie sie überlesen?

      • @rero:

        ? Glauben Sie, das Gelesene richtig verstanden zu haben? Wo ist der Widerspruch?

    • @Martha:

      Aljazeera als Quelle? Wirklich? Und der, dem diese Gelder fehlen, als weitere Quelle? Wirklich?

      Es gibt die Aussage eines Entführungsopfers, dass sie durch einen Mitarbeiter der UNRWA gefangen gehalten wurde, bereits seit Wochen. Es gibt die Berichte über die Unterrichtsmaterialien in den UNRWA-Schulen. Und es gibt die Posts auf diversen Social-Media-Kanälen von Mitarbeitern der UNRWA vor und nach dem 7. Oktober. Und es gibt die berechtigte Frage, wieso die UNRWA nicht von der militärischen Nutzung ihrer Einrichtungen durch die Hamas bemerkt haben soll. Warum wurde das nicht öffentlich gemacht? Warum hat keiner der über 13.000 von den Vorbereitungen des Terrors am 7. Oktober gewusst und Alarm geschlagen?

      Welche Beweise will denn Lazzarini noch?

  • Ganz ehrlich, wenn westliche Länder seit Jahren dort Ressourcen in einem solchen Umfang hineinstecken, dann fragt man sich doch, wo die Gelder geblieben sind. Was wurde denn da Nachhaltiges mit gemacht? Ich lese, dass alleine die BRD zuletzt jährlich 200 Millionen an die UNRWA gegeben hat. Und es sind ja nicht nur Zahlungen der BRD und nicht nur an die UNRWA, sondern weitere riesige Geldsummen, die auch auf anderen Wegen seit Jahrzehnten nach Gaza gekommen sind und kommen, z.B. durch die EU. Und trotzdem leben die Menschen dort seit 1948 in Armut. Selbst wenn wir darüber sprechen, dass da immer wieder Infrastruktur zusammengebombt wurde durch die Israelis, irgendwie passt das doch alles nicht zusammen. Irgendwie wirkt es schon so, als ob (sogar recht große) Teile der westlichen Hilfszahlungen da in Kanälen versickern, die nicht wirklich den Menschen an der Basis nachhaltig ein besseres Leben, auch im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen. Mal ganz abgesehen davon, wenn dann Mitarbeitende der UNRWA - und das ist doch seit Jahren ein offenes Geheimnis - mit der Hamas und anderen Terrororgas zusammenarbeiten oder diese zumindest ignorieren (auch um sich und die ihren zu schützen). Es kann doch niemand behaupten, dass die UNRWA-Mitarbeitenden (oder die Angestellten in Schulen und Krankenhäusern, die auch nicht von der UNRWA sind) nicht mitbekommen haben, wenn die Hamas-Kämpfer*innen vor Ort aktiv sind bzw. dort sogar größere Bauvorhaben durchführen...

  • Im Rahmen ihrer Hilfstätigkeit hat die UNRWA hat ja offensichtlich offensichtlich Zugang zu vielen Menschen in Gaza von den hoffentlich nur ein kleiner Teil zu den radikal islamischen Terroristen zählen.



    Eine gute, aber nicht gestellte, Frage wäre gewesen, ob und wie die UNRWA die Hilfeempfänger über das eigentliche Problem informiert oder ob man den brainwashenden Radikalen inkl. HAMAS das Feld überlässt. Man kann durchaus davon ausgehen, dass bei einer differenzierten Darstellung der Situation die meisten Menschen im Gaza Streifen eine friedliche Koexistenz mit dem Staat Israel befürworten würden. Es gab ja schon Zeiten wo Palästinenser im angrenzenden Israel einer bezahlten Arbeit nachgehen konnten.

  • Wann fragt eigentlich jemand nach den praktischen Details der mehrfach vollmundig angekündigten "strafrechtlichen Konsequenzen" für die Verdächtigen? Die UN und ihre Organisationen haben keinerlei Befugnis dafür, und liefern auch grundsätzlich nicht an Israel aus. Die Hamas wird Orden verleihen statt Strafen zu verteilen. Was soll also diese Nebelgranate?

  • Eine Presseerklärung hätte eigentlich gereicht, da kritische Nachfragen in diesem Interview sowieso nicht erfolgten. Interessant wäre gewesen, warum sich das UNRWA so gar nicht dafür interessiert hat, dass von der Hamas ein Tunnelsystem gebaut wurde, aber keine Infrastruktur, denn die musste von der UNRWA gestellt werden.

  • Man sollte Frösche nicht zum Trockenlegen eines Teiches befragen. Im Fall der UNRWA zeigt dies auf den ersten Blick: das ist ohne großen neuen Erkenntnisgewinn. Das Hyperventilieren altbekannter Positionen, das Abstreiten von Problem, das Hervorheben von Unkenntnis ist angesichts der Situation nichts anderes als die Aneinanderreihung von Floskeln.

    Auf den zweiten Blick zeigt es eines dann doch: Für die UNRWA haben Reformen keine Priorität. Diese Reformunwilligkeit ist typisch.

    Insofern ist das doch kein schlechtes Journalismus, in aufgeheizter Stimmung eine Einzelstimme zu präsentieren. Was macht man mit einer reformunwilligen Organisation? Man wickelt sie ab und macht was besseres.

  • Was ich nicht verstehe, das Hilfswerk muss die missbräuchliche unterirdische Nutzung ihrer Einrichtungen durch die Hamas doch mitbekommen haben. Warum hat man sich da jahrelang so blind gestellt?

    • @vieldenker:

      Bisher gibt es dazu nur Aussagen der IDF dazu und keine unabhängigen Untersuchungen.

      • @Moritz Pierwoss:

        Nein, dazu gibt es nicht nur die Aussagen der IDF. Die Problematik, dass unter UNRWA-Einrichtungen Tunnel liegen, ist seit Jahrzehnten bekannt. Darüber haben Medien, auch schon lange vor der aktuellen Eskalation, immer wieder berichtet.

    • @vieldenker:

      Die Beteiligung der 12 Personen ist noch nicht mal bewiesen, wieso sprechen Sie von jahrelangen Tatsachen?



      Erst mal abwarten, was die Untersuchungen ergeben und bitte dann erst urteilen.

    • @vieldenker:

      Wahrscheinlich eine Mischung aus Sympathie, Unfähigkeit und Korruption.

  • Die UNWRA ist nicht der ärgste Feind der Palästinenser, sie ist aber mit Sicherheit der größte Feind der palästinensischen Eigenstaatlichkeit. Das schlicht aus dem Grund, dass sie eine letzendlich rivalisierenden "Gegenstaat" darstellt. Die UNRWA verwendet nur 6% ihrer Mittel für die humanitäre Versorgung, der Rest für Ausbildung, Gesundheitsversorgung, Fürsorge- und Sozialdienste, Kleinkredite, Verbesserung der Lagerinfrastruktur - staatliche Aufgaben. Der palästinensische Staat, dessen Entstehung den Interessen der UNRWA massiv entgegensteht, wird von der UNWRA seit Jahrzehnten damit verhindert, dass seinen zukünftigen Bürgern jegliche Entwicklung in Richtung einer friedlichen Koexistenz - die Grundbedingung zur Entstehung des neuen Staates - ausgetrieben wird.



    Kurzfristig kann die Neuorganisation einer dringend nötigen humanitären Hilfe nicht sein, mittelfristig ist sie die einzige Möglichkeit - sofern man eine palästinensische Eigenstaatlichkeit unterstützt.

    • @Henriette Bimmelbahn:

      "Ein Rückkehrrecht so vieler Menschen in ein so kleines Land wie Israel ist völlig grotesk."

      Ein Rückkehrrecht von Kriegsflüchtlingen ist grotesk, aber ein "Rückkehrrecht" für alle Juden weltweit nach Israel ist es nicht?



      Für mich ist das absurd.

      • @Francesco:

        Sorry, das sollte unter Jim Hawkins Beitrag stehen.

    • @Henriette Bimmelbahn:

      Dass aus der temporären eine Dauereinrichtung wurde, liegt doch in erster Linie daran, dass Israel eine Rückkehr der 1948 geflüchteten Palästinenser kategorisch ablehnte und verhinderte.

      • @Francesco:

        Es gibt andere UN-Organisationen, seit 1994 z.B. gibt es eine Palästinsische Autonomiebehörde. Die Arbeit der UNWRA hat die Situation der Palästinenser nur verschlechtert.

    • @Henriette Bimmelbahn:

      So wie Sie das beschreiben wird Israel alles daran setzen, dass die UNRWA weiter bestehen bleibt. 🤓

      • @Rudolf Fissner:

        Nach Ihrer Logik vielleicht. In Wirklichkeit ist es umgekehrt: www.jpost.com/isra...ews/article-785981



        Gleichzeitig gibt es - gerade in der UN - sehr große Unterstützung für den unveränderten Weiterbetrieb der UNWRA, und zwar ausgerechnet mit dem absurden Argument, damit einen palästinensischen Staat erzwingen zu können.



        Bedenken Sie, Gründung und Aufbau eines Staates sind kein Selbstläufer! Eine Vorstufe, die im Laufe der Zeit ausgebaut werden sollte ist die Palästinensische Autonomiebehörde:de.wikipedia.org/w...onomiebeh%C3%B6rde



        Ich begreife z.B. nicht, warum die Schulbildung palästinensischer Kinder nicht von der seit 1994(!) existierenden PA übernommen wurde. Sie?

        • @Henriette Bimmelbahn:

          Meines Wissens konzentriert sich die UNRWA auf die sog. Flüchtlingslager. Für die Schulen in anderen Stadtteilen sind natürlich die Behörden der PA zuständig.

    • @Henriette Bimmelbahn:

      Ich denke auch, dass die UNRWA Teil des Problems und nicht Teil seiner Lösung ist.

      Sie wurde als temporäres Hilfswerk eingerichtet und sollte sich um das Leid der palästinensischen Flüchtlinge kümmern.

      Das Ergebnis: Aus siebenhunderttausend wurden 5,6 Millionen, deren Flüchtlingsstatus vererbt wird.

      Die wenigstens wurden in den arabischen Ländern integriert, in denen sie leben, sondern dienen als Verfügungsmasse im Konflikt mit Israel.

      Ein Rückkehrrecht so vieler Menschen in ein so kleines Land wie Israel ist völlig grotesk.

      Dass UNRWA und Hamas verbandelt sind, das ist auch keine Neuigkeit, sondern eine Binse:

      www.mena-watch.com...icht-ueberraschen/

      Und damit es auch in den Ferien etwas zu tun gibt, werden in UNRWA-Sommercamps Guerillakurse für die Schüler angeboten:

      www.mena-watch.com...piele-fuer-kinder/

      Über das fragwürdige Lehrmaterial, dass an den Schulen der UNRWA Verwendung findet, ist schon mehr als einmal berichtet worden:

      jungle.world/artik...ie-feindbestimmung

      Diese Einrichtung ist kein Segen.

    • @Henriette Bimmelbahn:

      Also gehören all die von Ihnen genannten Punkte nicht zur humanitären Versorgung?



      Für mich schon.

      • @Littleneo:

        Ich hatte damit die Versorgung mit Wasser und Nahrungsmitteln gemeint. Habe eben noch mal gegoogelt, und ja, unter humanitäre Versorgung kann man noch mehr verstehen.



        Die UNRWA verwendet aber den Großteil ihrer erheblichen Mittel dafür, Schulen zu betreiben. Diese Schulen werden auch dort betrieben, wo es andere staatliche Schulen gibt, so in Syrien, Libanon und Jordanien. Das ist schon etwas seltsam.

        • @Henriette Bimmelbahn:

          "Das ist schon etwas seltsam."

          Würde Israel denn die Flüchtlinge in Syrien, Libanon und Jordanien in einen eigenen palästinensischen Staat rein lassen?



          Nein. Das ist seltsam!

        • @Henriette Bimmelbahn:

          Diese Schulen werden ausschließlich in den Flüchtlingslagern betrieben.

          • @Francesco:

            Moment mal - ist das Westjordanland nicht Palästina?



            Warum wohnen dann Palästinenser in palästinensischen Flüchtlingslagern in Palästina? Noch dazu in Flüchtlinslagern, die gar keine Flüchtlingslager sind?



            Das ist doch Nonsens!