piwik no script img

Landarbeiter über Bauernprotest„Die Kleinen sind es, die sterben“

Alles nur rechte Krawall-Landwirt*innen? Im Interview spricht der Agrarbeschäftigte Wolf Meyer darüber, wie Bauernprotest von links geht.

Vor allem kleine Höfe kämpfen um das Überleben Foto: Marcus Brandt/dpa
Interview von Lea Fauth

taz: Herr Meyer, Sie sind Landarbeiter und auch bei den sogenannten Bauernprotesten involviert. Wie stehen Sie zum jüngsten Geschehen?

Wolf Meyer: Es ist eine sehr dynamische Lage. Es gibt viele rechte Kräfte in den Protesten, einerseits – gleichzeitig gibt es aber auch viel Unverständnis für die wirtschaftliche Lage und Situation der Bauern und die Zusammenhänge.

privat
Im Interview: Wolf Meyer

ist 35 Jahre alt und Landarbeiter bei Dresden. Er koordiniert die Initiative „Grüne Gewerke“, einer Teilstruktur der Gewerkschaft FAU.

Viele Leute verstehen nicht, dass eine so mächtige Industrie so erbittert Forderungen stellt – und sich dafür auch noch von rechts vereinnahmen lässt.

Es gibt die Idee, der Berufsstand stünde sehr gut da. Aber die Branche verliert massiv Firmen zugunsten von Großbetrieben. Fast 2.500 allein in Rheinland-Pfalz in einem Jahr. Die Maßnahmen, wie sie von der Regierung geplant waren, verstärken das Sterben der Kleinbetriebe eher noch – und fördern entsprechend die Agrarindustrie. Die aktuell diskutierten finanziellen Mehrbedarfe können von den großen Unternehmen zumeist geschultert werden. Aber die kleinen sind es, die sterben.

Was sind die Forderungen von diesen kleinen Betrieben?

Wir haben dieses Teilzugeständnis der Regierung. Jetzt gibt es noch die Forderung, dass der Agrardiesel erst abgeschafft wird, wenn es sinnvolle Kompensationskonzepte finanzieller Natur gibt. Ansonsten positionieren sich die Verbände sehr unterschiedlich – manche sind eher unsolidarisch gegenüber Bäue­r*in­nen in anderen Ländern. Die wollen den Schutz des lokalen Marktes. Andere, wie die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft zum Beispiel, fordern massive Programme für den ökologischen Umbau und den Stopp von Landgrabbing.

Landgrabbing – da denkt man an westliche Konzerne in afrikanischen Ländern.

Das gibt es auch in Deutschland. Deutsche Wohnen ist zum Beispiel einer der größten Ackerbesitzer in Deutschland. Es gibt massive Spekulation von Immobilienkonzernen. Wir haben mit der Energiewende auch einen Interessenskonflikt mit Energieunternehmen, die sich agrarwirtschaftliche Flächen sichern und natürlich viel finanzstärker sind als zum Beispiel neue Hofkollektive, die für die Agrarwende wichtig wären.

Finden Sie die Wut auf Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verständlich?

Insofern ja, als es breite Verbände wie die Borchert-Kommission gab, die lange an Lösungen zum agrarökologischen Umbau gearbeitet haben. Das wurde komplett ignoriert – und jetzt kam diese neue Regelung. Andere Klimafaktoren wie die Kerosinsteuer wurden indes aber nicht angegangen. Da finde ich die Wut schon sehr verständlich.

Aber ist Habeck da der richtige Adressat? Wird diese Wut nicht von rechts konstruiert?

Ich glaube: Gelegenheit macht Aktionen, das wird in dem Fall auch so gewesen sein. Lindner war halt dummerweise nicht auf dieser Fähre. Aber natürlich gab es Jahrzehnte des Nichthörens und des Nichtinteressierens. Deswegen ist diese Wut auch so umfassend. Und ich glaube, die Enttäuschung gegenüber den Grünen kommt vor allem von einem grünen-nahen Umfeld, das sich eine agrar-ökologische Wende erhofft hatte und die enttäuscht wurde. Und natürlich versuchen auch rechte Kräfte gerade alles, was geht: Jeden Skandal gegen diese Ampelregierung rauszufischen, um Neuwahlen zu erzwingen.

Wie wehrt man sich gegen die rechte Unterwanderung?

Man muss die politischen Zusammenhänge breiter betrachten als die populistische Rechte. Die versucht, nach unten zu treten, und spielt Bäue­r*in­nen gegen Hartz-IV-Empfänger*innen aus, oder gegen Migrant*innen. Dem müssen wir mit Faktenchecks begegnen, darüber, was die eigentlichen Kostenfaktoren sind in der Bundesrepublik. Fehlende Kerosinsteuer, Hundert Milliarden für die Bundeswehr.

Reicht das?

Wir müssen uns organisieren. Wir machen die Erfahrung, dass rechte Organisationen in den Protesten oft Unternehmerverbände sind. Wir haben aber die Hoffnung, dass wir zu anderen Perspektiven kommen, wenn wir eine Land­ar­bei­te­r*in­nen­or­ga­ni­sa­ti­on anstoßen. Gleichzeitig ist es wichtig, in der Gesellschaft ein Verständnis für die Branche zu entwickeln. Es sind viele falsche Behauptungen im Umlauf. Das stützt die Rechten natürlich in ihrer Erzählung: „Die linken Städter verstehen euch nicht.“ Die Reaktion der linken Zivilgesellschaft hat also in weiten Teilen die Rechte gestärkt. Leider auch in Artikeln in der taz.

Wie meinen Sie das?

Es gibt die Idee, dass es keinerlei Initiative oder Interesse für einen ökologischen Umbau gebe und Bäue­r*in­nen ihre Klimaschädlichkeit verteidigen. Und es wird behauptet, es ginge den Bäue­r*in­nen extrem gut. Das mag für manche stimmen, aber die Landwirtschaft ist immer noch eine Branche mit einer hohen Suizidrate in Deutschland. Insgesamt ist unsere Branche sehr, sehr gefährlich durch Hautkrebs, Arbeitsunfälle, massive Belastung und eben auch durch Depression und Burnout, weil die wirtschaftliche Lage in vielen Betrieben so schlecht ist.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

37 Kommentare

 / 
  • Warum einige Bauer:innen sich vor dem rechten Karren spannen lassen, bleibt für mich nach wie vor unergründlich.

    An welcher Stelle sollen sich, nach dieser Logik, die Interessen der Bauer:innen mit der Ideologie rassistischer Autokrat:innen, Agrarriesen und Leugner:innen des Klimawandels decken?

    Ich verstehe es einfach nicht.

    Wenn ein/e Bauer:inn das hier liest, freue ich mich über Aufklärung und Austausch.

    • @Nilsson Samuelsson:

      Weil gerade jeder Protest, der sich nicht rechtzeitig klar abgrenzt, von rechts infiltriert wird. Das hat man bei Corona-Protesten, Friedensdemos, etc. gesehen. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal der Bauernproteste. Viele Menschen sind mal mehr, mal weniger zurecht unzufrieden mit aktueller Politik. Und im Zweifel schauen Viele opportunistisch weg, wenn da Rechte mitmarschieren. Sogar vermeintlich linke Bewegungen wie man bei Wagenknechts Demo in Berlin oder bei Kundgebungen zum Nahost-Konflikt sehen konnte.



      Bei den Bauern kommt dazu, dass es ein grundlegend eher konservatives Klientel ist, dass sich da traditionell schwer tut.



      Meiner Meinung nach trägt aber auch die spaltende schwarz/weiß Rhetorik, mit der aktuell gesellschaftsrelevante Themen diskutiert werden, einen guten Teil dazu beiträgt.



      Ich les grad soviel pauschale Voruteile über "die Bauern", wie ich es eher von der rechten Seite gewohnt bin, wenn es darum geht, linke Positionen zu diskreditieren.

    • @Nilsson Samuelsson:

      Ursache und Wirkung nicht verdrehen. Die Bauern streiken bei einem für sie wichtigen Thema. Die Rechten hänten sich da jetzt mit dran.



      Was sollen die Bauern denn jetzt machen, aufgeben, weil die rechten die Sache gekapert haben?

      • 4G
        48798 (Profil gelöscht)
        @Stoffel:

        Es gibt leider Gegenden in Deutschland, wo kein Blatt zwischen Landwirte und Nazis passt.

        Schüttsiel war ja sicherlich auch kein „Versehen“.



        Wenn die 300 angeblich friedlichen Landwirte es anders gewollt hätte, wäre der Anlieger nicht gestürmt worden.



        Das wurde mindestens billigend in Kauf genommen.

  • Ein zentraler Punkt in der Misere ist ganz klar eine falsche EU- Subventionspolitik. Jede Reform wird erfolgreich blockiert - mal von F, mal von ES, mal von PL. Ein Landwirtschaftlicher Betrieb muss da sehen wo er steht und wie er das meiste rausholt. Und solange nach Fläche berechnet wird kann man sich vorstellen, wie es ausgeht. Tatsächlich müssen die Subventionen umstrukturiert werden, aber wer kann das machen? ein Land alleine, ein Habeck oder Özdemir schon gar nicht. Da erwartet man zuviel. Jetzt geht es eben wie in Frankreich: Druck machen und Hand aufhalten...

  • Mit 33.500 Euro im Jahr verdient ein Landwirt 25 Prozent weniger als der durchschnittliche Deutsche (Thünen-Institut / Bundeslandwirtschaftsministerium).

    Angesichts von durchschnittlich 48,25 Stunden Wochenarbeitszeit gegenüber dem deutschen Vollzeit-Durchschnitt von 41,1 Stunden erzielen sie so lediglich knapp 5 Prozent über dem gesetzlichen Mindestlohn – für einen Job, der hohen körperlichen Einsatz erfordert und Arbeitszeiten, denen man das Privatleben stark unterordnen muss. Die besonders bittere Pille dabei: Aufgrund der hohen Investitionsbedarfe und sinkenden Margen fallen die Unternehmerlöhne für selbstständige Landwirte nicht höher aus als für angestellte, was sich ebenfalls an Zahlen des Thünen-Instituts beziehungsweise des Bundeslandwirtschaftsministeriums ablesen lässt. Schuld ist zum Großteil auch die Überbordende Bürokratie durch Vorgaben aus Brüssel. Allein 250 Seiten sind pro Jahr allein für den Düngereinsatzt durchzuarbeiten...

    • @Alfred Sauer:

      "Das durchschnittliche Einkommen deutscher Landwirtinnen und Landwirte lag im Wirtschaftsjahr 2021/2022 bei rund 43.500 Euro pro Arbeitskraft, angegeben als Gewinn plus Personalaufwand. " www.ble.de/SharedD...andwirtschaft.html Das ist aber eine sinnlose Zahl, da viele nur im Nebenerwerb tätig sind. "Haupterwerbsbetriebe mit 46.118 Euro je Arbeitskraft (AK)



      Nebenerwerbsbetriebe mit 19.120 Euro je AK" www.landundforst.d...nd-wirklich-569756 Die mit 46.118 sind es, die hier um ihre Existenz fürchten und kämpfen und das, wo der Job doch angeblich so furchtbar ist.

  • Ich bin selbstständiger Handwerker, meine drei Fahrzeuge kamen heute nicht durch, weil Landwirte einen zentralen Tunnel im Odenwald versperrt haben. Dabei geht jetzt mal locker ein halber Arbeitstag verloren. Ich werde nicht subventioniert und kann mir daher keine Blockadeaktionen leisten. Das nächste Mal werden meine Mitarbeiter die Nummerschilder der Traktoren und die Blockierer fotografieren. Ich will Schadensersatz für die willkürlichen und dämlichen Aktionen.

    • @Lars Sommer:

      Ihren Schadensersatz müssen Sie wohl besser der Genehmigungsbehörde für die Demonstration stellen. Denn offiziell, nach Anweisung des Bauernverbandspräse sollten nur dort Proteste (Blockaden) erfolgen, derer von den Genehmigungsbehörden genehmigt wurde. da steckt natürlich aus das Schadensersatzkalkül dahinter. Also Schadensersatzanspruch über Rechtsanwalt an die Genehmgungsbehörde schicken, sonst wird das nix.

  • Für die Bauernproteste wäre es sehr hilfreich, die unterschiedliche Subventionierung von "Agrar-Diesel" und "Flug-Kerosin" sehr viel deutlicher herauszustellen. Inlandsflüge und sämtliche (!) Privatflüge werden verschont - weil dahinter ganz andere Interessen stehen...

    • @Perkele:

      Friedrich Merz z.B.

    • @Perkele:

      Eine Kerosinsteuer für Inlandsflüge ist im Sparpaket doch auch enthalten. Inwiefern das für Privatflugzeuge gilt, weiß ich aber nicht.

      • @decaflo:

        Doch kein "Privatflugzeughalter" muß die Kerosinsteuer bezahlen. Und gerade die blasen uns den Himmel mit CO2 voll - pro Person exorbitant mehr als im Lufthansa-Jet. Diese meist sehr vermögenden Privatflieger zahlen nix....

  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    Durch günstige Heirat und Konzentration gibt es bei uns im Dorf nur noch wenige Landwirte, die den Rest „geschluckt“ haben.



    Von dem vielen Land, über das sie nun verfügen, wird regelmäßig mit Hilfe der willfährigen Gemeindeverwaltung ein Teil zu Bauland gemacht und teurer verkauft.



    Mindestens ein Landwirt ist in unserem Dorf deshalb Vermögens-Millionär. Er bekommt trotzdem weiterhin seine jährlichen Subventionen und fährt damit heute streiken.

    Die Bauernschaft muß sich hier auch klar von solchen „Kollegen“ abgrenzen.



    Dann könnte ich mir auch solidarisches Verhalten vorstellen.

    Wie man dies heute zeigen soll, ist mir völlig schleierhaft:



    Da demonstrieren ökologische Familienbetriebe neben gierigen Nimmersatts und gewalttätigen rechten Trittbrettfahrern.

    • @48798 (Profil gelöscht):

      Vermögens-Millionär zu sein, dass hilft halt auch einfach nicht. Dieses Vermögen ist ja nicht so einfach zu Geld zu machen. Fast jeder Bauer ist in dem Sinne Millionär durch Ländereien, Landwirtschaftsmaschinen und Bauernhof.



      Aber um den Betrieb aufrecht zu erhalten und die Nahrungsversorgung sicher zu stellen, kann dieses Vermögen nicht zu Geld gemacht werden. Daher sind die Subventionen notwendig, damit der Betrieb laufen kann.

      Und grade in den momentanen Zeiten müssen wir dafür sorgen, dass genug Nahrungsproduktion in Europa/Deutschland stattfindet und wir nicht so abhängig wie beim Gas von Russland werden.

      • 4G
        48798 (Profil gelöscht)
        @Walterismus:

        Die Verkaufserlöse für das überteuerte Bauland sind aber nicht abstrakt, sondern landen auf dem Konto der Landwirte.



        Diese Leute nagen also mitnichten am Hungertuch. Sie haben deshalb auch keinen Grund, ihre Mitbürger durch Strassenblockaden zu terrorisieren.

        Dies läßt sich auch nicht damit begründen, das man ja angeblich eine regionale Lebensmittelproduktion vorhält.

        Der Großteil der angebauten Produkte wird aktuell als nämlich als Tierfutter in der Massentierhaltung und für industrielle Grundstoffe verwendet.

        Das damit erzeugte, minderwertige Billigfleisch wurde jahrelang gerne zB nach China exportiert.

        Dazu kommt noch der Umstand, das die deutschen Landwirt sich weigern, genügend Bio-Produkte zu erzeugen. Daher müssen wir diese leider ohnehin aus dem Ausland importieren.

        Soviel zum Bauern-Märchen „Regionale Lebensmittel“.

  • taz-Zitat: "(...) Das gibt es auch in Deutschland. Deutsche Wohnen ist zum Beispiel einer der größten Ackerbesitzer in Deutschland. Es gibt massive Spekulation von Immobilienkonzernen. (...)"



    Man kann diese Sache nicht einfach dem freien Markt überlassen. Die Landwirtschaft und letztendlich die konsumierenden Bürgerinnen und Bürger werden die Verlierer sein, weil Landgrabbing letztendlich negative Auswirkungen auf die Erzeugerpreise hat.

    • @Thomas Brunst:

      Ostdeutschland/ Wenn der Investor den Acker besitzt



      Viel Fläche und große Betriebe: Das macht die Landwirtschaft in Ostdeutschland für branchenfremde Investoren interessant. Doch die Jagd nach hohem Profit geht oft auf Kosten der Dörfer. Mit der Energiewende ist die Konkurrenz noch schärfer geworden. (14.09.2023)



      www.deutschlandfun...dgrabbing-100.html



      Landgrabbing in Brandenburg (17.4.23)



      www.zdf.de/nachric...andenburg-100.html

  • "Die Kleinen sind es, die sterben."



    Das höre ich jetzt schon seit Jahrzehnten, und musste und muss es leider auch sehen.



    In dieser Zeit kamen übrigens die meisten Landwirtschaftsminister von der Union, hier in Bayern meines Wissens ausschließlich von der CSU.



    Es ist so deprimierend, aber für mich absolut keine Grund rechtsradikal zu werden.

    • @celcon52:

      Ich habe den Verdacht, dass die kleinen Bauern immer für die großen mitdemonstrieren und letztlich den Nutzen vorwiegend die Großbauern mitnehmen. Kann man bei den aktuellen Belastungen da nicht steuernd eingreifen?



      Und die Subventionen der Landwirtschaft sind Staatsknete. Da haben wir Verbraucher wohl auch ein Wörtchen mitzureden ...

      • @Christian Lange:

        Genau richtig, Bauer ist nicht gleich Bauer und vor allem nicht gleich Agroindustrie!

  • Luuuschtig die Überschrift in der 'Berliner'. "Blockaden: Wenn Klima-Kleber protestieren dürfen, haben Bauern mindestens das gleiche Recht" www.berliner-zeitu...e-recht-li.2174482



    Tja, aber die Kleber "dürfen" das ja eben nu grade nich ... Die besucht auch kein CSU-MP Strauß auf der Kufsteiner Autobahn ....

    • @lesnmachtdumm:

      Wenn "Klimakleber" und Bauern gleich behandelt werden sollen, können wütende Autofahrer ja mal anfangen, blockierende Bauern auch zu beschimpfen, bespucken und zu treten, wie es den LG-Aktivisten ergangen ist.

  • Danke Lea Fauth,



    ich habe grade das Gefühl sie haben meine Kommentare unter Jost Maurins Artikeln tatsächlich gelesen. Das ist für mich erfrischend unerwartet.

  • "Ich glaube: Gelegenheit macht Aktionen, das wird in dem Fall auch so gewesen sein. Lindner war halt dummerweise nicht auf dieser Fähre. Aber natürlich gab es Jahrzehnte des Nichthörens und des Nichtinteressierens. Deswegen ist diese Wut auch so umfassend. Und ich glaube, die Enttäuschung gegenüber den Grünen kommt vor allem von einem grünen-nahen Umfeld, das sich eine agrar-ökologische Wende erhofft hatte und die enttäuscht wurde."



    Der Standpunkt er erscheint mir wie aus einer Parallelwelt, zumal der Minister Habeck, nicht Lindner, nicht dummerweise auf der Fähre war, sondern die Aktion nach praekriminellem Impetus stinkt. Und im ländlichen Norddeutschland gab es nicht nur Grüne mit hohen Ansprüchen an Umwelt und Gesundheit.



    taz.de/Die-erste-W...Griefahn/!5797278/



    /



    Degenhardt: Spiel nicht mit ...



    www.nabu.de/natur-...politik/26321.html

  • Ich bin nah an diesem Umfeld. Alles richtig, was Wolf Mayer sagt - aber sicher kommt die Enttäuschung nicht aus einem "grün-nahen Umfeld". Das als einziger Einwand.

    Die hörbar demonstrieren, sind Vertreter großbäuerlicher Strukturen, die auch die meisten Subventionen einheimsen.

    Gerade kleinbäuerliche Betriebe werden von den eigenen Verbänden - hallo, Herr Rukwied - ignoriert, noch mehr, wenn es um grüne Landwirtschaft geht.

    Kleine Betriebe leihen sich den Mähdrescher für die paar Tage aus, da fällt das Dieselprivileg nicht so ins Gewicht. Wer als Bauer ökologisch umstellen will, dem werden immer, ja immer, Steine von den eigenen Kollegen in den Weg gelegt. Sie werden in der dörflichen Gemeinschaft geschnitten. Das höre ich von - erfolgreichen - Bio-Bauern in Baden-Württemberg und Bayern immer wieder.

    Der eigentliche Skandal ist, das sagt Herr Mayer richtig, dass die Borchert-Kommission nicht gehört wurde. Dafür sollten Bio- und Kleinbauern getrennt auf die Straße gehen.

    • @rakader:

      Stimme Ihnen voll zu. Traurig nur, das seit grüner Ministerbesetzung im Landwirtschaftsministerium diesbezüglich keine Änderung erfolgt oder auch nur eine Initiative ergriffen wird.



      Hier wäre eine offener Ansage des Ministers wünschenswert und könnte den einseitigen "rechten Protest" wieder versachlichen.

  • Danke. Sehr wichtiges Interview zum genau richtigen Zeitpunkt.

  • danke für dieses interview!

  • "Und ich glaube, die Enttäuschung gegenüber den Grünen kommt vor allem von einem grünen-nahen Umfeld, das sich eine agrar-ökologische Wende erhofft hatte und die enttäuscht wurde."

    Damit ist nicht zuletzt der Präsident des Bauernverbandes gemeint.

    Rukwied ist zwar CDUler (wie auch Weselsky, man höre und staune!), aber seine Politik ist außer in der Dieselfrage sehr kompatibel mit Özdemirs Vorstellungen (bei dem fragt man sich ja auch oft, ob er nicht heimlich CDU-Mitglied ist), insbesondere die Aspekte "Ernährungssicherheit als Staatsziel", "Stärkung der Kleinbauern", und vor allem "Minimierung der Transportwege vom Acker zum Einzelhandel".[*]

    In der Geschichte der Bauernverband-Vorstände ist Rukwied geradezu "linksextrem" und IIRC der erste Vorstand, der die Biolandwirtschaft ernsthaft fördern will... sein Vorgänger war selbst in der CSU ganz rechts außen.

    Das ist entscheidend, um die unklare Haltung vom Bauernverband zu verstehen, und daher frage ich mich, warum das in den Medien so sehr unter den Tisch fällt: je mehr der Bauernverband in die Defensive gedrängt wird, desto mehr Bauern gehen zu LSV-D und anderen profaschistischen "Alternativen".

    [*] Was ja auch noch niemand ausgerechnet hat: würde man die Dieselsubventionen beibehalten, aber dafür konsequent die Regionalisierung fördern - was für einen Netto-Effekt hat das für den CO2-Ausstoß, wenn die Produktion wo immer möglich im Umkreis von nicht weniger als 100 km vom Erzeugungsort verbraucht wird?

    Der große Klimakiller in Deutschland sind ja nicht die Bauern, sondern der nach 15 Jahren CSU-Verkehrsministern völlig irrsinnig ausgeuferte LKW-Transport. Und auch immer mehr mit 25 Meter langen 60tonnern wie die Road Trains in Australien, weil die CSU, um ihre Verbrenner-Psychose auch nach Regierungswechsel ausleben zu können, die Zulassung von Megalinern zum "Modellprojekt" erklärt und an die Bundesländer delegiert - und damit auf unabsehbare Zeit in der Entscheidungsgewalt der Fossilparteien gehalten hat.

    • @Ajuga:

      uppsi

      "im Umkreis von nicht weniger als 100 km" muss natürlich sein "im Umkreis von nicht MEHR als 100 km"

  • Vielen lieben Dank dafür! So etwas braucht es mehr!

  • "... da den Bäuerinnen und Bauern aktuell keine nennenswerten Alternativen



    zur Nutzung von Traktoren und Diesel zur Verfügung stehen" www.abl-ev.de/file...ransformation_.pdf

    • @lesnmachtdumm:

      Danke! Persönlich versuche ich grad, für einen Kleinbetrieb eine emissionsarme Zugmaschine aufzutreiben. Was für ein Drecksjob. Außer für den Wein- und Obstbau gibts da in Deutschland nicht viel im Angebot. Und zur Golfplatzpflege. Massenweise. Was zur Hölle.

      Das Sortiment existiert, aber hierzulande läuft man sich die Hacken krumm um einen 25-PS-Ackerschlepper zu kriegen; die Weinbau-Teile sind zu schmal.

      So'n MF 30 oder'n Bulldog, das wärs. Und DA kann man mal sehen, wie sehr der Großgrundbesitz eskaliert ist in Deutschland: früher auf jedem 2. Hof, heute kaum mehr verfügbar.

      Für Selbstversorgung, Nebenerwerbslandwirtschaft, SoLaWis und so weiter, da werden Zugmaschinen in der 20-35 PS-Klasse gebraucht. Und pflugloses Arbeiten/nichtwendende Bodenbearbeitung braucht auch weniger Zugkraft d.h. Sprit.

      Aber woher nehmen? Direktimport aus USA? LOL nee.

      Ich hoffe sehr, dass das Problem gelöst wird. Denn es ist ein gutes Training: die Landwirtschaft WIRD mit Verbrennermotoren arbeiten MÜSSEN, noch mindestens 2 Jahrzehnte lang dauert es, bis Alternativen verfügbar sind. Bis dahin wird man also den VERBRAUCH reduzieren müssen, und das erfordert eine Änderung der Wirtschaftsweise, und das wiederum erfordert das Umschichten einer Menge Subventionen.

      Immerhin hat Rukwied - seinen heutigen Äußerungen zufolge - klar erkannt, dass die Hütte brennt, und wie sehr die Gefahren eskaliert sind. Den muss man sich warmhalten; mit so einem kann man arbeiten.

      Denn wir können ja die Gesellschaft nicht streamlinen. Sondern wir müssen bei allen solchen Konflikten diejenigen unterstützen, die von denen, die am Start sind, noch das umfassendste Problembewusstsein haben, und zur konstruktivsten Arbeit bereit sind. Und dann müssen wir die Gülleterroristen und anderen Hetzer hart ausgrenzen.



      So, und nicht anders, geht das mit dem "die Regierung muss ihr Herangehen ändern": Mag ja sein - aber das heißt eben NICHT, dass man dem größten Maulhelden und Umstürzler eine Chance geben darf!

  • …bringt uns näher an eine AfD Regierung.



    Und danke für das Interview, es hilft die Situation der Landwirte besser zu verstehen.

  • Jede Verbesserung gelingt auf Basis von übergreifender Zusammenarbeit. Um diese zu erreichen, müssen Zusammenhänge erklärt werden. Darin muss die Regierung unbedingt besser werden. Die Grünen sollte sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren und eine pragmatische Politik zum Wohl der Menschen in Deutschland anstreben und diese klar und verständlich kommunizieren. Jede Art von digmatischer Klientelpolitik

  • in dem Moment, wo man denkt, die taz ist bei einem Thema knallhart auf einer ideologischen Linie, kommt so ein Interview...!



    Danke! Danke, dass ihr es doch (fast) immer wieder schafft, einen pluralistischen Journalismus zu liefern.



    (Auch wenn es manchmal echt eine Zumutung ist)