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Zerschlagung der Deutschen BahnDerzeit nicht nötig

Kommentar von Wolfgang Mulke

Mehr Wettbewerb auf der Schiene? Schwierig umzusetzen. Lohnt auch nicht. Es gibt aber Konzepte von Anbietern, denen sich die Bahn öffnen sollte.

Wettbewerb auf den Schienen zulassen? Foto: Christoph Reichwein/dpa

N un spricht sich auch das Bundeskartellamt für eine Zerschlagung des Bahnkonzerns aus. Die Forderung wird immer wieder erhoben. So soll einerseits die kaum nachvollziehbare finanzielle Verflechtung des staatlich finanzierten Netzes mit den unternehmerischen Aktivitäten der Bahn aufgelöst, andererseits mehr Wettbewerb in den Schienenverkehr gebracht werden. An den Erfolgsaussichten einer Trennung von Netz und Betrieb sind jedoch Zweifel erlaubt.

Mehr Wettbewerb entsteht, wenn zusätzliche Anbieter mit dem Platzhirsch konkurrieren. Im Nahverkehr ist dies längst der Fall. Im Fernverkehr bietet nur Flixtrain der Deutschen Bahn die Stirn. Dessen Angebot ist schmal und beschränkt sich auf lukrative Strecken. Da mag es etwas Wettbewerb geben. Ansonsten lassen Bahnunternehmen eher die Finger vom Fernverkehr. Der Markteintritt ist aufgrund der hohen Investitionen in Zugmaterial sehr teuer. Das Netz ist auch so schon überlastet.

Ein zusätzliches Angebot ist daher kaum möglich. Im Güterverkehr könnte die Konkurrenz dagegen zunehmen, wenn eine von der Deutschen Bahn unabhängige Netzgesellschaft den Verkehr regeln würde. Eine organisatorisch aufwendige Trennung rechtfertigt diese Aussichten momentan aber kaum.

Es gibt jedoch neue Formen des Wettbewerbs rund um die Mobilität, die von der Bahn nach Kräften gebremst wird. Verschiedene Onlineplattformen bieten Mobilitätsdienste bis hin zu ganzen Reiseketten mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln an. Sie sind auf die Daten der Deutschen Bahn zum Schienenverkehr angewiesen. Der Konzern tut sich trotz Intervention des Kartellamts noch schwer damit, sie diesen Wettbewerbern zur Verfügung zu stellen. Denn damit ist auch die Vertriebsmacht der Bahn verbunden.

Hier sind vor allem die Behörden gefragt. Sie müssen den freien Zugang zu den Daten­ durchsetzen. Hier können Verbraucher von Wettbewerb profitieren, etwa durch günstigere Angebote. Einer Zerschlagung des Konzerns bedarf es dafür nicht. Das ließe sich später im Rahmen einer großen Bahnreform erörtern.

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7 Kommentare

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  • " ...Das ließe sich später im Rahmen einer großen Bahnreform erörtern."



    ehrlich Leute - wieviele Jahre wird das jetzt schon gesagt.



    Trennung von Infrastruktur und Betrieb ist seit vielen Jahren überfällig. Nur weil der gleiche Monopolist der die Strecken verwaltet auch eigene Fahrdienste anbietet - wird so gut wie jeder Drittanbieter ausgenockt, jede Idee der Drittanbieter begraben, bevor sie Realität werden könnte. (Die DB kann das ja alles viel besser...) -



    Letztens hatte der Flixtrain Verspätung - weil ein anderer Zug 'Vorfahrt' hatte.



    Aber klar, das können wir gerne bei einer späteren Reform mal besprechen.

  • Was wir sehen, sind die Folgen eines Pseudo-Wettbewerbsdenkens.

    Die Bahn war und ist Teil der öffentlichen Infrastruktur, sie muss auch dort funktionieren, wo sie sich nicht rentiert und keinen Gewinn abwirft.

    Und mehr Verwaltung erzielt weder mehr Umsatz, noch mehr Gewinn.

  • Ich will meine gute alte Bundesbahn zurück, die ohne AG und Mehdorn, die als die Bahn noch pünktlich war, die wo der Slogan "aller reden über das Wetter, wir nicht" noch stimmte.



    Die Bahn im "AG-Zustand" nutze ich schon seit 20 Jahren nicht mehr, zu unzuverlässig, zu dreckig, zu unpünktlich.

  • " ..... Mehr Wettbewerb entsteht, wenn zusätzliche Anbieter mit dem Platzhirsch konkurrieren. Im Nahverkehr ist dies längst der Fall. ....."



    Wo ist denn das der Fall?



    Bei uns im ländlichen Raum hält man mit Mühe und Not die Taktungen der 1990er aufrecht als der Regionalverkehr noch von der DB betrieben wurde. Das was der Wettbewerb gebracht hat sind das manchmal Busunternehmen mit vollkommen überfordertem Personal und ständig kaputten Bussen beauftragt werden. Was sich auch geändert hat, ist dass die Schulkinder sich jetzt auch in den Linienbussen drängen, früher fuhren extra Schulbusse im Auftrag des Landkreises.



    Ich suche schon länger die Vorteile von "Wettbewerb" im ÖPNV finde aber keine, denn jede Einsparung wird mit schlechteren Bedingungen für Personal und Einschränkungen im Service erkauft.

    • @Axel Schäfer:

      So ungern ich dies auch sage: Im ländlichen Raum ist das Auto der bessere Mitbewerber und siegt in fast allen Punkten gegen die Bahn, denn die Bahn hat sich seit der Privatisierung nur noch rückwärts entwickelt.

  • Im Nahverkehr ist es doch so: Der „Wettbewerb“ zeigt sich darin, dass die Züge der Bahn durch andere, teilweise gebrauchte, ersetzt wurden, die in etwa die gleichen Strecken zu den etwa gleichen Bedingungen und Zeiten bedienen. Viele Konzerne sind nun großenteils in der „privaten“ Hand der Länder statt des Bundes und die Tarifbindung ist zerfleddert, aber das waren auch schon die Unterschiede. Verkehrsinfrastruktur ist öffentliche Daseinsvorsorge: Wer das bestreitet, macht nichts besser.

  • Mehr Wettbewerb ist auch keine Lösung, im Wettbewerb geht es um Gewinn, um Umsatzsteigerung, mit der Folge der Vernachlässigung von weniger lukrativen Strecken und der Konzentration auf wenige ertragreiche Verbindungen.



    Ein Bahnnetz das per Wettbewerb funktioniert, ist in der Lage, den Einzelfirmen gute Gewinne zu verschaffen, aber ist genau das Gegenteil von Grundversorgung in der Fläche.