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Prognose zur Gasversorgung im WinterEs läuft doch

Heike Holdinghausen
Kommentar von Heike Holdinghausen

Die Prognose der Bundesnetzagentur zur Gas-Versorgungslage stimmt optimistisch. Von wegen, German Angst! Dennoch ist Misstrauen angebracht.

Einmal beherzt am Gasregler gedreht Foto: Revierfoto/imago

D ie Nachrichten der Bundesnetzagentur zur Lage der Gasversorgung lassen sich auf zwei Arten lesen. Die eine Lesart stimmt optimistisch. Die zuerst.

Die Bundesrepublik kann auf existenzielle Krisen kräftig und trotzdem unaufgeregt reagieren. Den Gas­mangel im vergangenen Winter, verursacht durch den russischen Angriffskrieg und die jahrelange Schlafmützigkeit der Wirtschaftsminister, hat die Bundesregierung entschlossen beantwortet. Zupackend und pragmatisch hat das grün geführte Wirtschaftsministerium alternative Gasquellen erschlossen.

Die Industrie hat effektiv russisches Gas ersetzt; zwar leidet sie unter gestiegenen Energiepreisen, aber angesichts von Krieg und Inflation hält sie sich und damit den Arbeitsmarkt erstaunlich stabil. Demgemäß nimmt die Bevölkerung die Abwendung der Gasmangellage mit Gelassenheit wahr. Laut Umfragen fürchten nur die wenigsten Deutschen Versorgungsprobleme. Von wegen „German Angst“ – wenn’s drauf ankommt, drehen sie an der Raumtemperatur und fertig.

Klingt gut. Doch es gibt eben eine zweite Lesart, und nach der fällt diesem Land angesichts einer tiefen Bedrohung nichts anderes ein als eben das: Weitermachen wie bisher. Jeder, der es sich finanziell irgendwie erlauben kann und bei dem es technisch sinnvoll ist, baut sich eine Wärmepumpe ein? Nö, lieber ein neues Auto kaufen. Die Unternehmenschefs erkennen die Sackgasse, in die ihr stetig wachsender Hunger nach Energie und Rohstoffen führt, und suchen innovativ nach Auswegen? Vor allem große Firmen drohen lieber mit Produktionsverlegungen ins Ausland. Und der kleinmütige Kanzler stellt sich nicht mal hinter eines der wenigen Gesetze, das die Gaskrise langfristig anpacken wollte: das Heizungsgesetz.

In Bezug auf die überschaubare Krise eines Gasmangels sind beide Les­arten möglich. In Bezug auf die Fähigkeit, die systemischen Krisen des Klimas und der Biodiversität anzupacken, stimmen beide Lesarten misstrauisch.

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Heike Holdinghausen
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
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42 Kommentare

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  • @Maria2: "(...) Frankreich musste sehr teuren Strom importieren."

    Ja, das stimmt, z.B. wenn in langen heißen Sommern das Kühlwasser knapp wird, dann passt das natürlich sehr gut z.B. mit unserem Solarstromüberschuss an den dann oft langen hellen Tagen und v.a. mittags. Natürlich war auch unsere Windkraft bereits oft nützlich - wenn es eben gerade passte. Unbestritten.

    Wir importieren aber auch viel Strom aus Frankreich (siehe bilanziell dokumentiert z.B. vom Statistischen Bundesamt und bei Agora-Energiewende).

    Es ist halt ein Geben und Nehmen. Das Problem in Frankreich ist der Investitionstau in ihren Uraltreaktoren und die Schwierigkeiten v.a. durch Kostensteigerungen beim Neubau.

    Der franz. Investitionstau wird aber nicht dadurch besser, dass wir unsere sechs letzten vergleichsweise jungen, AKW stillgelegt haben.

    Wir sind aber, und das sollte man sich klarmachen, bei unserem weiteren Ausbau der EE nicht nur im Stromverbund auf skandinavische Wind- und Wasserkraft sondern auch auf lange Sicht auf Gas und u.a. französischen Atomstrom angewiesen, zumindest wenn wir mittelfristig die Kohle loswerden wollen/müssen.

    Man muss sich da also nach unserem nur sehr eingeschränkt sinnhaften eigenen Atomausstieg ehrlich machen und in dauerhaft arbeitsteiligen europäischen Stromverbünden denken.

  • Die Bewohner des Ahrtals, Bangladeshs, Pakistans, der Toskana..... freuen sich heute schon. Wir sollten uns trollen, nicht mit Kommentaren, sondern physisch und eventuell auch geistig unsere elitäten Privilegien zu hinterfragen und bleiben zu lassen.

  • Schlimm, dass Erdgas überhaupt extrahiert und verbrannt wird!



    Schlimm, dass das immer noch nicht zu ende ist.



    "Die Gasspeicher sind voll" ist deshalb keine gute Nachricht!

    • @Land of plenty:

      Durch den Verzicht auf die Atomkraft ist im Besonderen Deutschland leider, anders als z.B. Frankreich, dauerhaft auf Kohle und Gas angewiesen. Leider wird daran auch der, für sich gesehen absolut sinnvolle und weiterhin notwendige Ausbau der EE m.E. nicht grundsätzlich etwas ändern können.

      • @Waage69:

        ja Frankreich setzt auf Atomkraft, aber leider waren (oder sind noch?) im letzen Jahr 1/3 der Kraftwerke außer Betrieb! Frankreich musste sehr teuren Strom importieren.

        • @maria2:

          Dafür verstopft in Deutschland lein teurer Atomstrom mehr die Leitungen.



          Die Elektronen flutschen nur so durch die Leitungen, und die Preise purzeln ins bodenlose. Wir haben kein Stromproblem, sondern ein Wärmeproblem. Hiess es letztes Jahr. Warum um alles in der Welt braucht die Industrie dann Stromsubventionen?



          Was habe ich nicht verstanden?

  • "...eines der wenigen Gesetze, das die Gaskrise langfristig anpacken wollte: das Heizungsgesetz."



    Ja, DAS wäre doch die Lösung: Wir ersetzen die Gaskrise kurz mal durch eine Stromkrise :-)

  • Das Hauptproblem ist doch nicht (mehr) die Verfügbarkeit (da können wir den armen Ländern einfach das Gas wegkaufen), sondern der Preis.



    Mittelfristig wäre es wohl am besten wieder Lieferungen aus Russland aufzunehmen, jedoch sich nicht mehr in solch eine Abhängigkeit wie in der Vergangenheit begeben.



    Ausserdem müsste man so weniger Gas aus Staaten exportieren, die noch problematischer als Russland sind.

    • @Alexander Schulz:

      welche Staaten sollen das sein?

      • @Grisch:

        Zb Kater oder Aserbaidschan:



        - Verantwortlich für sogar noch mehr Tote als Russland, wenn man das Verhältnis Bevölkerung/Größe zu Toten sieht



        - noch schlechter im Demokratieindex

  • "Zupackend und pragmatisch hat das grün geführte Wirtschaftsministerium alternative Gasquellen erschlossen."

    Hätten die zuvor kritisierten "früheren Wirtschaftsminister" bereits vor Jahren Frackinggas und Gas aus Katar kaufen sollen statt Gas aus Russland? Was ist daran besser?

    • @Rudolf Fissner:

      Ich bin auch etwas irritiert. Vor allem da man neben anderen umwelttechnischen Herausforderungen wissen sollte, das Katar die Hamas finanziert.

    • @Rudolf Fissner:

      Nein, sie hätten längst die Wende hin zu nachhaltigerem Haushalten mit Energie einleiten können und müssen, das ist doch klar. Katar ist notwendig geworden, weil ebendiese Wende sabotiert wurde. Habeck war sich nicht zu fein, diesen ziemlich unausweichlichen Rettungsschritt zu tun, der aus den Fehlern anderer resultierte, dafür hat er meine Hochachtung. Auf den Knicks und die Langfristigkeit der Verträge hätte er aber verzichten müssen, da war seine Panik wohl zu groß.

      • @dites-mois:

        - Katar finanziert nicht nur die Hamas, sondern ist auch verantwortlich für den Tod von Tausenden Gastarbeitern

        Leider sind die Alternativen zu russischen Gas nicht besser und über umweltpolitische oder ökonomische Aspekte brauchen wir erst gar nicht zu reden.

      • @dites-mois:

        Sicher. Aber es ist von "alternativen Gasquellen" die Rede, die Frau Holdinghausen da rühmt.

  • Ich kann immer nur daran erinnern, dass wir zwar in Deutschland wenige Rohstoffe haben, Schiefergas ist allerdings für ca. 20-25 Jahr vorhanden und WIRD NICHT GENUTZT!

    • @Lord Jim:

      Bis Schiefergas bei uns gefördert werden könnte, brauchen wir es hoffentlich nicht mehr. Bis dahin müssen wir fossile Energieträger durch regenerative ersetzt haben. Wenn wir noch eine Chance haben wollen, den Klimawandel ein wenig zu bremsen.

    • 4G
      48798 (Profil gelöscht)
      @Lord Jim:

      Fracking Gas ist erheblich klomaschädlicher als Braunkohle.



      Zu dem treten im Umfeld der Förderstätten vermehrt Krebs- und andere Erkrankungen auf.



      www.tagesschau.de/...erung-usa-100.html

      • @48798 (Profil gelöscht):

        Fracking ist aber nicht gleich Fracking, da gibt es unterschiedliche Methoden…und in Russland wird übrigens auch Fracking betrieben. Die Schiefergasförderung hierzulande wird vermutlich von denselben Leuten abgeleht die auch massiv gegen einheimischen Lithiumbergbau sind.

  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    In der Tat gibt es keinen wirklichen Grund zum Jubeln.



    Der Kriegseintritt an der Seite der Ukraine und der sich aus den Sanktionen gegen Russland ergebende Abbruch russischer Energielieferungen hat Deutschland vor die Wahl gestellt:



    - Beschleunigte Umsetzung der machbaren und bereits geplanten Energiewende



    - Suche nach anderen Gas-, Öl- und Kohlelieferanten zur Beibehaltung des klimaschädlichen Status Quo.

    Die Ampel hat sich leider für Letzteres entschieden und damit ihre verbindlich zugesagten CO2-Einsparziele aufgekündigt.



    Sie hat die Abhängigkeit von fossilen Autokraten und Diktaturen nicht vermindert sondern nur diversifiziert und vergrößert.



    Wenn nächstes Jahr wieder die Republikaner an die Macht kommen sollten, sind wir noch abhängiger von Despoten.



    Gleichzeitig haben wir durch unverantwortliche Polemisierung die einstmals vorhandene Akzeptanz für die dringend benötigte Energie- und Wärmewende zerstört.



    Die Regierung hat uns aus einer vergleichsweise komfortablen Position in eine gefährliche Sackgasse manövriert.



    Niemand beneidet uns darum.

    • @48798 (Profil gelöscht):

      Wer ist denn an der Seite der Ukraine in den Krieg eingetreten?



      Habe ich etwas verpasst?

    • @48798 (Profil gelöscht):

      Nichts, aber auch gar nichts war komfortabel an der immer weiter wachsenden Abhängigkeit von Putingas und der von der GrKo behaupteten, aber bewusst sabotierten Wende hin zu nachhaltigerem Haushalten mit Energie. Aus dieser Notlage heraus ist die unappetitliche Hinwendung zu Katar nötig geworden. Und nicht "die Ampel" hat sich für den klimaschädlichen Status Quo (dieses billige, populistische Bashing kann ich langsam nicht mehr hören), sondern FDP und Scholz, das könnten Sie selber Tag für Tag mitverfolgen.

      • @dites-mois:

        Also die Kritik an der GroKo ist nun wirklich stark übertrieben. Ja, man hätte etwas weniger aus russisches Gas setzen sollten, ein Mix mit einem starken Anteil von russischen Gas wäre natürlich am besten gewesen.

        Schlagen Sie doch Mal eine Alternative vor, die unter ökonomischen und ökologischen Bedingungen besser gewesen wäre!



        Und bzgl moralischen Gründen; sind da Länder wie Katar, Aserbaidschan wirklich eine Alternative?

      • @dites-mois:

        Stimmt, Scholz und Lindner sind nach Quatar betteln gegangen, nicht unser Bob. ;D

        • @Fabian Wetzel:

          da sieht man mal wie prakmatisch der deutsche Vizekanzler handeln kann, völlig frei von Ideologie und zum Wohle von Deutschalnd.

      • @dites-mois:

        Sie meinen Die Grünen hätten einen Gasnotstand in Kauf genommen, wenn FDP und Scholz nicht gewesen wären?

        • @Rudolf Fissner:

          nö, dafür ist Habeck einfach zu clever...

  • "Verbrennen wir halt das Gas in Kraftwerken und wandeln es in Strom um. Dann kann sich der Endverbraucher gut fühlen, oder wie ist das angedacht?"

    In der Tat kann sich dann der Endverbraucher gut fühlen, da die Gaskraftwerke nur laufen, wenn gerade die "Erneuerbaren" nicht ausreichen, dadurch wird der Gasverbrauch enorm reduziert. Weiterhin hat die Verbrennung des Gases im Kraftwerk zur Stromerzeugung mit Nutzung in Wärmepumpen einen Wirkungsgrad um die 100%.

    Und dies ist nur für eine Übergangszeit gedacht, bis ausreichend Speichermöglichkeiten vorhanden sind.

    Ich persönlich finde dieses Szenario wesentlich besser als die momentane Realität.

    Und ja, der Ersatz des Russischen Erdgases durch Frackinggas ist ein Ärgernis, wäre aber kurzfristig nur durch unpopuläre Maßnahmen zu verhindern.

    • @0 Substanz:

      Es gibt keine technischen Konzepte wie in absehbarer Zeit ausreichend Speicher geschaffen werden können 😂😂🤡

      • @Timo Heuer:

        Wir haben ja auch gute 50 Jahre Kernkraftwerke betrieben ohne technisches Konzept für ein Endlager.

        Genauso werden wir auf absehbare Zeit mit Unterbrechungen der Elektrizitätsversorgung zurechtkommen müssen. Für die, die es sich leisten können dürften die bekannten technischen Konzepte eh ausreichen.

        Danke für die schönen Emoticons.

        • @0 Substanz:

          "Genauso werden wir auf absehbare Zeit mit Unterbrechungen der Elektrizitätsversorgung zurechtkommen müssen."



          Da werden sich die Wärmepumpenheizer im Winter aber freuen. Über den Lastpeak, den sie mit ihren eigenen Wärmepumpen verursachen :-)

          • @sollndas:

            Die Bewohner des Ahrtals, Bangladeshs, Pakistans, der Toskana..... freuen sich heute schon. Wir sollten uns trollen, nicht mit Kommentaren, sondern physisch und eventuell auch geistig unsere elitäten Privilegien zu hinterfragen und bleiben zu lassen.

    • @0 Substanz:

      War als Antwort an CHRIS12 gedacht.

  • > Vor allem große Firmen drohen lieber mit Produktionsverlegungen ins Ausland.

    Und das absolut zu Recht. Es ist nicht Aufgabe der Firmen, die Energieversorgung im Land aufrecht zu erhalten. Die Regierung muss ein Umfeld schaffen, in dem die Firmen operieren können und Sicherheiten schaffen.

    Und wenn man nicht gerade nach Polen abwandert, sondern im Idealfall in eines der nordischen Länder oder Frankreich oder die Schweiz, dann ist es auch noch für die Umwelt eine tolle Sache, wenn man im Ausland viel Energie verbraucht und nicht in Deutschland. Dort ist der Energie-Mix nämlich deutlich besser für die Umwelt als hier.

    Und was sollen denn die Wärmepumpen-Seitenhiebe immer? Ist ja nicht so, als ob Strom auf einmal super günstig wäre, oder als ob Deutschland in irgendeiner Weise einen Plan hat, wie das Ganze ablaufen soll. Hat man sich mittlerweile überhaupt überlegt, wie man die Grundlast abdecken will? Bisher gibt es nur Windkraft und Solar. Verbrennen wir halt das Gas in Kraftwerken und wandeln es in Strom um. Dann kann sich der Endverbraucher gut fühlen, oder wie ist das angedacht?

    • @Chris12:

      "Verbrennen wir halt das Gas in Kraftwerken und wandeln es in Strom um. Dann kann sich der Endverbraucher gut fühlen, oder wie ist das angedacht?"

      In der Tat kann sich dann der Endverbraucher gut fühlen, da die Gaskraftwerke nur laufen, wenn gerade die "Erneuerbaren" nicht ausreichen, dadurch wird der Gasverbrauch enorm reduziert. Weiterhin hat die Verbrennung des Gases im Kraftwerk zur Stromerzeugung mit Nutzung in Wärmepumpen einen Wirkungsgrad um die 100%.

      Und dies ist nur für eine Übergangszeit gedacht, bis ausreichend Speichermöglichkeiten vorhanden sind.

      Ich persönlich finde dieses Szenario wesentlich besser als die momentane Realität.

      Und ja, der Ersatz des Russischen Erdgases durch Frackinggas ist ein Ärgernis, wäre aber kurzfristig nur durch unpopuläre Maßnahmen zu verhindern.

    • @Chris12:

      Es ist nicht Aufgabe der Firmen, die Energieversorgung im Land aufrecht zu erhalten. Das sollen sie auch nicht und davon ist auch nicht die Rede. Es geht um den Strompreis, nicht um seine Verfügbarkeit.



      Die heutigen Preise externalsieren immer noch Teile der Kosten auf die Umwelt, sind also immer noch zu niedrig, auch wenn es niemand hören will. Mit einer Verlagerung der Produktion in andere Länder zeigen die Unternehmen, dass die Klimaziele sie nicht interessieren sondern nur die Gewinnmaximierung. Die Maßnahmen zur Einhaltung der Klimaziele führen zu hören Strompreisen, denn der Markt soll es bekanntlich regeln und der reagiert nur auf den Preis. Die Abwanderungsabsichten zeigen aber auch, dass der Markt an der Stelle nicht funktioniert und das Problem nicht löst, denn die höheren Preise führen eben nicht Innovationen die den Verbrauch verringern sondern die Unternehmen ziehen weiter.



      In den von Ihnen genannten Ländern werden sie aber auch nicht lange Freude haben, denn entweder nehmen die ihre Klimaziele ernst und bauen regenerative Energiequellen auf und erhöhen auch die Preise, senken durch ordnungsrechtliche Maßnahmen den Verbrauch. Die bisherigen Energiequellen in diesen Ländern werden nämlich aufgrund des Klimawandels versiegen. Ohne Gletscher haben weder die Alpenländer und der Norden im Sommer und Herbst noch Wasser für ihre Wasserkraftwerke noch hat Frankreich genug Kühlwasser für seine KKWs.



      Bei eine Luftwärmepumpe mit einer durchschnittlichen Jahresarbeitszahl von 3, werden 2/3 des Wärmebedarfs der Luft entnommen und nur 1/3 wird vom Strom bereitgestellt. Es gibt aber auch in der Praxis implementierte andere Wärmepumpenkonzepte mit Jahresarbeitszahlen von 10. Die noch erforderliche elektrische Energie kann dann gut durch Sonne und Wind bereitgestellt werden, insbesondere in einem europaweiten Verteilnetz wie es bereits existiert.



      Wenn man etwas will findet man Wege, wenn man etwas nicht will findet man Ausreden!

      • @Ressourci:

        "...durchschnittlichen Jahresarbeitszahl..."



        Der Wärmepumpe ist eine "durchscnittliche Jahresarbeitszahl" vollkommen wurscht. Entscheidend ist die Leistungszahl die die Pumpe erreicht, wenn sie wirklich gebraucht wird.



        "...insbesondere in einem europaweiten Verteilnetz..."



        Leider ist in ganz Europa im Winter kälter als im Sommer. Da brauchen die Leute überall ihren Ökostrom selbst.

      • @Ressourci:

        "Die heutigen Preise externalsieren immer noch Teile der Kosten auf die Umwelt, sind also immer noch zu niedrig, auch wenn es niemand hören will. Mit einer Verlagerung der Produktion in andere Länder zeigen die Unternehmen, dass die Klimaziele sie nicht interessieren sondern nur die Gewinnmaximierung. "

        -------------

        Es geht nicht immer um Gewinnmaximierung. Es geht um die Überlebensfähigkeit des jeweiligen Unternehmens. Und da funktioniert der Markt doch sehr gut. Wenn es in Land A zu teuer wird und keine langfristige Planung mehr möglich ist, geht man halt in Land B, was bessere Bedingungen hat. Und davon gibts genug.

        Es gibt aktuell kein Argument was für einen Verbleib eines Produktionsbetriebes in Deutschland spricht. Kein Einziges.

        • @SeppW:

          Gäbe es kein Argument zum Bleiben wären die Unternehmen schon längst weg, die verschenken nämlich nichts, dürfen sie laut Aktiengesetz auch nicht.



          Der Klimawandel und anderen langfristigen globalen Veränderungen betreffen nicht nur Deutschland sondern auch alle anderen Länder, eine langfristige Planung ist unter den Umständen in keinem Land möglich. Die Zeit der langfristigen Planbarkeit ist erst mal vorbei, für UNternehmen genauso wie für jeden Bürger, denn Veränderungen auf gesellschaftlicher Ebene können gesteuert werden aber sind viel zu komplex um sie langfristig zu planen.

          • @Ressourci:

            "Gäbe es kein Argument zum Bleiben wären die Unternehmen schon längst weg, die verschenken nämlich nichts, dürfen sie laut Aktiengesetz auch nicht."

            ----------



            Na nun mal langsam. So schnell geht das auch wieder nicht. Erstmal müssen geeignete Standorte im Ausland gefunden und Niederlassungen errichtet werden. Dafür braucht man Kapital. Und das wird aus dem Pool für Inlandsinvestitionen entnommen. Sprich man investiert in Deutschland weniger (oder auch nichts). Sobald die Rahmenbedingungen im Ausland gegeben sind wird dann der Hauptsitz verlagert. Die Verluste für den Standort Deutschland sind kurzfristig nicht sichtbar, schließlich ist die Firma ja noch nicht weg. Aber wir werden es auf unangenehme Art mittelfristig merken.

            Der Klimawandel spielt bei diesen Szenarien auch keine Rolle. Es interessiert ein Unternehmen schlicht und ergreifend nicht, was in 50-100 Jahren passiert, es ist nicht planbar. Die nächsten 5-10 Jahre sind allerdings planbar. Nur halt nicht in Deutschland, wo man als "langfristige" Planung inzwischen ein Geschäftsjahr definiert.

    • @Chris12:

      "Und was sollen denn die Wärmepumpen-Seitenhiebe immer? Ist ja nicht so, als ob Strom auf einmal super günstig wäre, oder als ob Deutschland in irgendeiner Weise einen Plan hat, wie das Ganze ablaufen soll."

      ------------

      Im Zuge des Strommarkt-Forums 09/2022 hat man festgestellt das bis zum Jahr 2030 bis zu 36 Terrawatt Mehrbedarf bestehen wird. Wie das gedeckt werden soll weiss bis dato niemand.

      Deshalb werden auch Rationierungsmodelle nicht mehr ausgeschlossen. Sprich wer viel bezahlt, bekommt soviel Energie wie er will und wann er will. Wer nur den Mindestpreis zahlt bekommt die Energie nur dann, wenn Kapazitäten vorhanden sind.

      www.netztransparen...esign-quovadis.pdf