piwik no script img

Debatte um RechtsruckDie Mehrheit will ihre Ruhe

Wir sollten keinen Rechtsruck beschwören und die Deutschen in Lager sortieren. Wir sollten sie für das Gemeinsame gewinnen, an dem sie teilhaben.

Wahlplakate in Garmisch-Partenkirchen zur bayrischen Landtagswahl am 8. Oktober Foto: Manngold/imago

S elbstverständlich ist die Möglichkeit eines „Rechtsrucks“ in Deutschland ernst zu nehmen, und dennoch will ich argumentieren, dass es realpolitisch noch keinen Rechtsruck gibt, dass es überhaupt nicht klug ist, einen Rechtsruck herbeizureden und dass dieses eingeübte Denken sich vor allem in dem alten kulturellen Paradigma links-rechts (und gut-böse) vollzieht, mit dem die anstehenden Probleme nicht gelöst werden und die dafür nötigen Mehrheiten nicht zusammenkommen können.

Also: Bei den jüngsten Wahlen in Bayern und Hessen hat die AfD Stimmen gewonnen, die Union in Hessen auch, die Parteien der derzeit im Bund regierenden Koalition haben satt verloren. Der erste Widerspruch beginnt damit, anzunehmen, dass die Leute in Scharen von links nach rechts gehen – und gleichzeitig rumzumaulen, dass ja gar keine Partei mehr „richtig links“ sei. Letzteres ist richtig. Für die SPD stimmt das seit 1918, spätestens seit Godesberg, und für die Grünen ist es Programmatik seit ihrer Gründung („weder rechts noch links, sondern vorn“).

Im alten Denken würde man beide Parteien als Mitte-links verorten, Union und FDP als Mitte-rechts. Entscheidend ist, dass alle im liberaldemokratischen Spektrum sind, die AfD aber die Demokratie überwinden will. Es ist daher nicht nur falsch, sondern auch fahrlässig mit „Weimar reloaded“-Geraune die Stimmen von (Christ)-Demokraten und Antidemokraten einfach zusammenzuzählen. Analysen der Landtagswahlen ergeben zudem, dass viele Wähler der demokratiefeindlichen AfD weiterhin im liberaldemokratischen Spektrum sind. Das ist ein Widerspruch, zeigt aber, dass sie zurückzugewinnen sind.

Interessanterweise beschreiben ja liberalkonservative Publizisten und Strategen die Lage als Linksruck, framen die SPD und vor allem die Grünen als superlinke und superwoke Allesbestimmer, um zwei Identitätslager zu simulieren, hier autoritäre Linkswoke und dort „normale“ Menschen. Nun gibt es ja linksautoritäre Superwokies im Land, schätzungsweise 132. Es gibt aber keine „linksgrüne“ Hegemonie, weil „linksgrün“ nur ein schwammiges und anachronistisches Stereotyp ist, aber keine politische Programmatik.

Mainstreamkultur der vielen

Was es allerdings gibt: eine Mainstreamkultur der vielen, die in den letzten 40 Jahren in der Tendenz gesellschaftsliberaler und europäischer denken, manche (gern auf dem Land) etwas weniger, manche (meist akademische Okayverdiener) etwas mehr. Dafür produzieren die auf dem Land häufig ihren Strom und auch ihre Wärme selbst, während die postfossile Wende bei den Urbanen eher theoretisch ist.

Diese durchaus heterogene Mehrheitsgesellschaft ist weder antikapitalistisch noch postkolonial, noch radikalökologisch, und sie ist trotz ihrer Unterschiede nicht gespalten, wie der Soziologe Steffen Mau in „Triggerpunkte“ belegt. Sie will keinen Rechtsruck und keinen Linksruck, auch keinen Zukunftsruck, lieber ihre Ruhe. Aber das sind nun mal die Leute, die es gibt, um unsere Demokratie und emanzipatorische Freiheit zu schützen und zu diesem Zwecke schleunigst postfossil zu wirtschaften und zu leben. Das sind wir.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Statt einen Rechtsruck zu beschwören und die Deutschen in Identitätslager zu sortieren, sollte man sie für das Gemeinsame gewinnen, an dem sie teilhaben. „Linke Politik“ muss Teil der Transformation sein, um sie einigermaßen sozial zu gestalten und damit möglich zu machen. Es braucht dafür aber auch Marktwirtschaft, Start-ups, Erfindungen, Handwerk, Beam­te, es braucht Regulierung und Öffnung. Unsere Zukunft ist ein neuer Mix aus konservativen, liberalen und linken Wegen und Instrumenten.

Das gemeinsame Wort dafür ist Sozialökologie.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
Mehr zum Thema

44 Kommentare

 / 
  • Ja, die Kopie ist lang, aber umso interessanter, weil sie uns PU*s Sichtweise eröffnet.



    "Was es allerdings gibt: eine Mainstreamkultur der vielen, die in den letzten 40 Jahren in der Tendenz gesellschaftsliberaler und europäischer denken, manche (gern auf dem Land) etwas weniger, manche (meist akademische Okayverdiener) etwas mehr. Dafür produzieren die auf dem Land häufig ihren Strom und auch ihre Wärme selbst*, während die postfossile Wende bei den Urbanen eher theoretisch ist."



    Zu diesem Satz, Herr Chefreporter Peter Unfried, sag ich nix.



    *andere sich selbst ....

  • Kein Rechtsruck? Hoffentlich haben Sie Recht.



    Hat nicht die SPD in den 80er Jahren vom ökologischen Umbau der Industriegesellschaft gesprochen?



    Hätte man mal umsetzen sollen.

    • @aujau:

      "Hat nicht die SPD in den 80er Jahren vom ökologischen Umbau der Industriegesellschaft gesprochen?".



      Vorher.Viel, viel vorher.



      „Der Himmel über dem Ruhrgebiet muss wieder blau werden“ war eine Forderung von Willy Brandt 1961.



      de.wikipedia.org/w...ber_dem_Ruhrgebiet

  • Endlich mal jemand, der nicht in Alarmismus verfällt. Die Ampel hat, im Unterschied zu 16 Jahren Merkelei, regiert und nicht nur verwaltet. Es hätte gern mehr sein dürfen, angesichts der vielen liegengebliebenen Probleme, aber das war angesichts einer Koalition die von sehr unterschiedlichen Wählern für sehr unterschiedliche Programme gewählt wurden, realistischerweise nicht zu erwarten. Der Michel mag aber Regieren nicht, denn das stört seine Ruhe. Das war schon immer so. Wenn eine frischgewählte Regierung, egal ob rechts oder links, Dinge angeschoben hat in Deutschland, sind die Länder gleich darauf in die andere Richtung gekippt und über den Bundesrat legte sich die Lähmung wie Mehltau über das Land, die hierzulande als normal empfunden wird. Der mündige Bürger schimpft gleichermaßen über "Aktionismus" (Reform ist ein schmutziges Wort in Deutschland) wie über den Stillstand. Und wenn die Ampel abtritt, haben wir das gleiche in Schwarzgrün oder Schwarzrot, denn für mehr reicht es auch für Herrn Merz nicht. Vielleicht reicht es auch nur für AllegegendieAfD. Dann verschärft sich das Problem.

    • @Kurt Kraus:

      "... legte sich die Lähmung wie Mehltau über das Land, ...".



      So ein Quatsch.



      Über die Länder-Kammer haben die Bürger im Prinzip dreimal die Möglichkeit ihre politische Überzeugung bundesweit zu deklarieren.



      Landtagswahl direkt



      Bundestagswahl direkt



      Länder-Kammer indirekt



      Dazu kommen persönlichkeitsbezogene Kreis-, Gemeinderats- und Ober-/BürgermeisterWahlen.



      Also: kümmert euch.

  • "Das gemeinsame Wort dafür ist Sozialökologie."

    Was sagt denn das Wort zum Strom-, Gas- Öl- und Benzinpreis?

    Das Rauspurzeln lassen von wohlklingenden Begriffen ist zu wenig um die notwendigen Maßnahmen gegen den Klimawandel zu stemmen und der Bevölkerung den anstehenden Wandel nahe zu bringen.

  • Ein sympathischer Artikel, der Spaß macht beim Lesen.

  • Naja, es gibt doch Anzeichen dafür, dass nicht nur Mitte-links Parteien teils rechte Politik beschließen, auf rechte "Problemerklärungen" eingehen, rechte Narrative befeuern sondern auch ein Teil der Konservative ein "Umallen" und Kollaboration mit den Recht(er)en wollen bzw. in Kauf nehmen. Wenn mensch dies ausblendet, hat mensch womöglich eine rosa-rote Brille auf.

    • @Uranus:

      "Umfallen"

    • @Uranus:

      ... rosarote Brille ...



      Als wären wir in der Kirche: "Wir sollten keinen Rechtsruck beschwören und die Deutschen in Lager sortieren. Wir sollten sie für das Gemeinsame gewinnen, an dem sie teilhaben."



      Oder im Stammtisch-Jargon: "Wir sollen die braune Sc... akzeptieren und so tun, als wäre sie normal."



      Soweit hier inne taz.

      • @LeKikerikrit:

        Ja, das fínde ich eher befremdlich.

  • Der falsche Blick: Ich stimme zu, dass es in der Bevölkerung keinen Rechtsruck gibt. Wir haben eine Krise derjenigen, die die vielen Probleme für uns bewältigen müssen: Es fehlt an einsichtigen Politikern, die früher einmal 'links' verortet wurden und denen es nicht gelingt, zusammen mit ihren Wählerinnen (!) und Wählern die richtigen Schritte in der Bewätigung der vielen Schwachstellen, die insbesondere in der Merkel-Zeit offenbar wurden anzusprechen und zu lösen. Und das, obwohl die Wissenschaft uns seit Jahr und Tag darauf aufmerksam macht, dass insbesondere westliche Gesellschaften (des abnehmenden Wohlstands!) ihren Lebensstil, der ihnen von Geschäftemachern aufoktroiert wurde und sie abhängig (nicht nur, weil auch viele Existenzen= Arbeitsplätze davon abhängen, was die Lage zusätzlich schwieriger gestaltet) machte, nachhaltig zu verändern. Eine nachhaltige Politik, die die Wählerinnen und Wähler mitnimmt, scheitert an nicht einsichtigen oder nicht veränderungsbereiten (FDP, Merz) Repräsentanten (dabei ist das ignorante Lavieren eines grünen 'Wirtschaftsminisiters' und seinem ihm hörigen Clan ein besonders tragisches Kapitel!) . Es fehlt der Druck von außen mit Hilfe der angesichts der Klimakatstrophe fast verzweifelnden Wissenschaftler und gegen die großen Verursacher, die mit der CO²-Verheizung ihre Geschäfte (inzwischen zunehmend außerhalb demokratischer Staaten) machen. Wo ist da links (Rechte der Arbeitnehmer) oder konservativ (Mitmenschlichkeit, Humanität), beides fehlt an der Wahlurne.

  • Liebe Linken wer in der Jugend kein Sozialist ist hat kein Herz...Wer es im Alter noch ist kein Verstend!



    (Quelle unbekannt...im Zweifel Curchill

    • @Manfred Baumgart:

      Also, wenn wir unter Sozialismus mal das Ideal einer Befreiten Gesellschaft uns vorstellen und nicht DDR&Co ...Okay, davon mal ab - auf welchem Planeten wollen Sie eigentlich den Kapitalismus fortführen? So Sie auf Kapitalismus aus sind. Auf der Erde jedenfalls dürften die einflussreichen Länder hiesige Lebensgrundlagen mithilfe des Kapitalismus bald an die Wand gefahren haben bzw. viele Ressourcen aufgebraucht haben.

      • @Uranus:

        Was verstehen Sie unter einer "befreiten Gesellschaft"?

    • @Manfred Baumgart:

      Paar Anwandlungen:



      Wer in der Jugend kein Sozialisten ist, der hat kein Herz. Wer es im Alter noch ist, der ist sich treu.



      Wer in der Jugend kein Sozialisten ist, der hat kein Herz. Wer es im Alter noch ist, der ist die Hoffnung.



      Wer in der Jugend kein Sozialisten ist, der hat kein Herz. Wer es im Alter noch ist, der hat Verstand.



      Wer in der Jugend kein Sozialisten ist, der hat kein Herz. Wer es im Alter noch ist, der ist Visionär.



      Wer in der Jugend kein Sozialisten ist, der hat kein Herz. Wer es im Alter noch ist, der ist Realist.



      Quelle: meine Wenigkeit

      • @Karim Abidi:

        Sehr hübsch. Nur hat den (real) existierenden Sozialismus weder Treue oder Hoffnung noch Verstand oder eine realistische Einschätzung der Lage ausgezeichnet. Nur die Visionen sind geblieben.

        Und wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.

        Quelle: Helmut Schmidt

        • @Tom Tailor:

          Wie sieht denn die realistische Einschätzung unter Einbezug von Ressourcenverknappung, engleitende Klimakrise, an Fahrt aufnehmendes Artensterben aus, wenn der Kapitalismus fortgesetzt würde?

          • @Uranus:

            Genau so gut oder schlecht wie bei jeder anderen Systemform, die auf Produktion und Wachstum angewiesen ist, um Wohlstand zu ermöglichen.

            • @Tom Tailor:

              Welche andere Systemform gibt es denn derzeit noch, die auf Produktion und Wachstum angewiesen ist?



              Was macht Sie offenbar überzeugt davon, dass der Kapitalismus, der ja die ökologischen Krisen hervorgebracht hat, die bessere Lösung wäre?

              • @Uranus:

                Auch der Sozialismus/Kommunismus war auf Wachstum angewiesen und hat im Vergleich zum Kapitalismus teilweise viel größere ökologische Krisen hervor gebracht.

                Es gibt in dieser Frage also keine bessere Lösung. Der Mensch müsste sich ändern, nicht das System.

                • @Tom Tailor:

                  Sie meinen staatskapitalistische Länder/"Volkswirtschaften". Sozialismus/Kommunismus ist per Definition etwas anderes.



                  Davon abgesehen - ich bezweifle, dass jene, die Sie meinen, einen größeren Anteil Ressourcenverbrauch etc. gehabt haben als privatkapitalistisch organisierte Länder. Schon allein aufgrund deren Zeitspannen, in denen sie existierten. Bspw. vor der Gründung der UDSSR 1922/Oktoberrevolution 1917 hat es den Kapitalismus bereits über 100 Jahre gegeben. Auch nach 1922 waren staatskapitalistische Länder nicht die Mehrheit. Zumal jene Länder, wie ich bereits meinte, selbst kaptitalistisch waren (Der Staat als Gesamtkapitalist) und jene Länder sich in den globalen Kapitalismus integriert haben/mussten.



                  Sie halten es nicht für einen Widerspruch, dass der Mensch, dessen Verhalten ja von strukturellen Bedingungen (massiv) beeinflusst wird, sich ändern solle, das System, was ja bspw. mittels Wachstum Ressourcenausbeutung, Treibhausgasemissionen und Umweltzerstörung massiv befeuert, aber nicht?



                  Also ich würde meinen, sowohl menschliches Verhalten und Einstellungen als auch System müsste sich ändern bzw. geändert werden.

                  • @Uranus:

                    Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt: um das System zu ändern, müsste sich erst der Mensch ändern - andersherum funktioniert es nicht.

                    Und auch wenn die "staatskapitalistischen" Länder historisch gesehen weniger Ressourcen verbraucht haben, so waren sie doch für mind. ebensoviele katastrophale ökologische Krisen verantwortlich wie die privatkapitalistisch organisierten.

          • @Uranus:

            Wohl genau so beschissen wie in einem Sozialismus in dem das fortgeführt werden würde!

            Für Revolutionen und grundlegenden Systemumbau ist gerade keine Zeit. Von daher sollte man in den Umständen (egal ob nun Kapitalismus, Sozialismus or whatever) die Ärmel hochkrempeln und bei den Maßnahmen gegen den Klimawandel mit anpacken.

            Systemjammerei hilft da nicht weiter.

          • @Uranus:

            *entgleitende Klimakrise

    • @Manfred Baumgart:

      Oder im Alter verkalkt.

  • Ich finde den Bericht auch sehr gut, zumal er nicht dem derzeit üblichen Schwarz-/Weiß-/Angstgeschreibe entspricht. Vielen Dank dafür!

  • Das ist ein Artikel, der Hoffnung macht.



    Klar ist, dass der derzeitige Mainstream:



    "Schlechtreden" in keine positive Zukunft führt.



    Aus dem team der MacherInnen begrüße ich diese Unterstützung und eigentlich weiß JedEr, dass nur positive Verstärkung ebendas nach sich zieht.



    Wenn schon der Ein oder Andere vom Spielfeldrand, Zeigefingermentalität und Klugscheißermodus wegkäme und ins Geschehen eingriffe, wäre schon was gewonnen.



    Die Hoffnung stirbt zuletzt!

  • Ich würde die Diagnose vom Rechtsruck einfach daran knüpfen, dass die Zustimmung zu einer in Teilen faschistischen Partei zuletzt massiv zugenommen hat. Das spiegelt sich bereits in der Zusammensetzung der Landtage wider, da muss man also nichts „herbeireden“. Zudem hat die AfD auch den Diskurs an vielen Punkten nach rechts gezogen.



    Faschistische Parteien haben übrigens noch nie irgendwo die Mehrheit erreicht, ohne dass Konservative den Steigbügelhalter gespielt hätten. Wenn solche Bündnisse wahrscheinlicher werden, und genau das ist ja der Fall, dann darf man auch mal die Stimmen zusammenzählen und sich Sorgen machen.



    Die Unterscheidung zwischen „links“ und „rechts“ hat nach wie vor ihre Relevanz, weil dieses „alte Denken“ von bestimmten inhaltlichen Kriterien abhängt. Auch wenn es viele Parteien gibt, die eher Mischformen darstellen, wenn bestimmte linke Anliegen tatsächlich nahezu marginalisiert sind, oder wenn sich die communis opinio überhaupt nicht um diese Kategorien schert, ändert sich nichts an dieser Relevanz.

  • Ich stimme zu dass wir nicht immer auf Labels bestehen sollten, und ja in der Linken sind wir auch ganz gut damit Menschen zu verurteilen, soweit gehe ich mit. Was das mit dem gesellschaftlichen Konsensgelaber soll, von wegen wir brauchen auch die konservativen und liberalen Ideen, meiner Ansicht nach haben die doch noch viel weniger ein Konzept wo es hingehen soll, beziehungsweise bringen uns deren Vorschläge in der Regel doch eher weg von Irgendeiner Lösung. Sie können demzufolge garnicht unsere Verbündeten sein. Dass die gesellschaftliche Linke auch nicht immer die Lösung hat ist klar. Deswegen ist es natürlich trotzdem notwendig mit Ihnen auf der politischen Bühne an Lösungen zusammenzuarbeiten.

    • @wirklich?:

      Daumen hoch !



      "Was das mit dem gesellschaftlichen Konsensgelaber soll, von wegen wir brauchen auch die konservativen und liberalen Ideen, ...", das weiß ich auch nicht.



      Das ist so ein Merz-Scholz-Konsens: „Wir müssen endlich in großem Stil abschieben“.

  • Die wollen nicht ihre Ruhe, sondern in Ruhe konsumieren.

    • @schnarchnase:

      Schön gesagt. Und kann man in einer Demokratie einfach nur seine Ruhe wollen - egal ob generell oder um zu konsumieren? Lebt Demokratie nicht davon, das man keine Ruhe gibt, sondern sich engagiert? Wenn die Mehrheit in unserem Land einfach nur im Biedermeierstil im eigenen Glück der vier Wände mit Netflix leben will, wie soll Demokratie dann funktionieren?

      • @Patricia Jessen :

        Genau so gut oder schlecht wie jede andere Regierungsform. Die meisten Menschen wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden und arrangieren sich. Erst wenn es der Masse richtig schlecht geht steht sie auf. Diejenigen die sich engagieren sind prozentual gesehen immer nur wenige.

  • Ach was! ©️ Loriot

    “Aber das sind nun mal die Leute, die es gibt, um unsere Demokratie und emanzipatorische Freiheit zu schützen und zu diesem Zwecke schleunigst postfossil zu wirtschaften und zu leben. Das sind wir.“



    Leute Leute! Nö. Gellewelle “ eBay - das seid ihr“ •

    kurz - Subalterner Seibel - le petit cheflereporter Peter vande 🌑fahrt! Gelle



    “Leute“ - veraltet: Arbeiter[innen], Hausangestellte auf einem Guts-, Bauernhof; Gesinde "seine Leute schinden" - PU - Fjutscher2 - Anyway.



    Hauptsach 🧹🧹🧹 gut Gekehrwocht! Gelle - 🥳🙀🙈 -



    “Unsere Zukunft ist ein neuer Mix aus konservativen, liberalen und linken Wegen und Instrumenten. Das gemeinsame Wort dafür ist Sozialökologie.“

    kurz2 - Booey. Herr - Wirf 🧠 vom Himmel! Dank im Voraus! Alter.



    & nochens



    Kauf dir mal n Mixer, du! - Ja, besser ist das! - 😂 -



    www.youtube.com/watch?v=zOTqxCPWdbA

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Remixer.



      „auch fahrlässig mit ‚Weimar reloaded'-Geraune die Stimmen von (Christ)-Demokraten und Antidemokraten einfach zusammenzuzählen."



      Fahrlässig. Mal lässig einen fahren lassen. Wer weiß. Wer weiß, was wird MERZ tun? (MERZTUN = Anagramm von ZENTRUM) Macht er den Erbsülzer?



      de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Papen

      • @95820 (Profil gelöscht):

        anschließe mich - 💨 - da hab ich mir auch schnell die Nase zugehalten! Woll.



        Olfaktorisch zumindest fahrt lässig! Gell.

  • Sie wollen keinen Ruck, aber den wird es geben und geben müssen. Sie wollen weitermachen wie bisher, aber das wird nicht gehen. Das wissen sie auch und das wiederum macht sie ängstlich und bissig.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Vielleicht wollen sie auch nur, dass ihnen nicht irgendwelche neunmalklugen Besserwisser erzählen was sie zu tun oder zu lassen haben.

  • "Statt einen Rechtsruck zu beschwören und die Deutschen in Identitätslager zu sortieren, sollte man sie für das Gemeinsame gewinnen, an dem sie teilhaben."



    Das sehe ich genauso; mit diesen Sortierungen markiert man Feinde, wie Deniz Yücel es schon treffend beschrieb. Sie unterbinden jegliche Diskussion, was auch ihr eigentlicher Zweck ist, da sie nur der Selbstdefinition dienen. Je pauschaler sie werden, desto mehr tritt ein totalitäre Kern in solchen Denkstrukturen an die Oberfläche. Die sozialökologische Transformation wird man so bestimmt nicht erreichen.

  • 'Die Mehrheit will ihre Ruhe' gilt übrigens global. Oft wird das nicht akzeptiert meist von ganz links oder ganz rechts, von Aggro -Anführer und deren Expandoren. Weiß aber auch nicht wie man denen das mal näher bringen kann.



    Andererseits ist es daher in Demokratien geradezu ein 'must', die träge Mitte maximal defensiv mit Änderungen zu konfrontieren. Sonst hat oben genanntes Klientel leichtes Spiel und es gibt truble all over.



    Ein Balanceakt und schwierig in Zeiten wo Änderungen obligat scheinen.

  • Welch ein gelungene Analyse, sachlich ruhig nüchtern aufgeräumt.



    "Was es allerdings gibt: eine Mainstreamkultur der vielen, die in den letzten 40 Jahren in der Tendenz gesellschaftsliberaler und europäischer denken, manche (gern auf dem Land) etwas weniger, manche (meist akademische Okayverdiener) etwas mehr. Dafür produzieren die auf dem Land häufig ihren Strom und auch ihre Wärme selbst, während die postfossile Wende bei den Urbanen eher theoretisch ist."



    Das trifft es exakt. Schein und Sein klar benannt. Danke.

    • @Farang:

      Was der Aurobübersieht, ist die täglich Umverteilung von unten nach oben und die sich dadurch verschärfende Spaltung, in der es immer mehr Verlierer gibt. Immer mehr, für die es kein einfache in Ruhe weiterleben nicht mehr gibt, weil das Geld am 20. des Monats dann alle ist, die Schulden über den Kopf wachsen und kein Geld da ist, den Kindern die schuausrüstung zu bezahlen. Und denen die Ökologie und der Klimaschutz deshalb nicht wichtig sein kann. Der Rechten gelingt es, die Verlierer gegeneinander aufzubringen. Was der Autor hier empfiehlt wird nicht funktionieren, wenn es immer mehr Verlierer diese Systems gibt. Es muss rückverteilt werden.

      • @Günter Schönegg:

        Stimme Ihnen zu. Ist nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal. Aber ich lese den ganzen Artikel (die Absolution gleich am Anfang) als Aufforderung an die letzten Demokraten in D, den Widerstand gegen die Braunen (blau) zum Wohle eines Größeren aufzugeben.