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Verhinderte Proteste gegen die IAAUmdenken politisch unterstützen!

Katharina Schipkowski
Kommentar von Katharina Schipkowski

Die Verkehrswende wird weder mit freundlichen Appellen gelingen, noch darf sie der Klimabewegung überlassen werden. Die Politik muss Druck machen.

Noch prallen beim Thema Verkehrswende Welten aufeinander Foto: Stefan Puchner/dpa

D er Autofetisch der Deutschen sitzt tief. Auch wenn die Anzahl der zahlenden Be­su­che­r*in­nen der Internationalen Autoausstellung seit Jahren sinkt, strömten dennoch Tausende Interessierte auf die kostenlos zu besichtigenden Außenflächen in der Münchener Innenstadt. Ein Straßenfest rund ums Auto, so stellte sich die Messe den Be­su­che­r*in­nen dar. Familien mit Kindern, Jugendliche und viele extra Angereiste nahmen die Angebote der Werbeveranstaltung an.

Wo es Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen gelang, ihre Transparente zu entrollen, trafen Welten aufeinander. Verständnis für die Proteste? Fehlanzeige. Schon rein optisch wirkten die Ak­ti­vis­t*in­nen gegenüber dem Münchener Innenstadtpublikum wie von einem anderen Stern.

Es ist noch immer der Deutschen liebstes Hobby, das Autofahren. Doch das muss sich schnell ändern, sonst werden die Folgen der Klimakatastrophe uns noch brutaler und früher treffen als ohnehin schon. Aber der Umstieg von Millionen Menschen auf Bus und Bahn wird nicht gelingen, wenn man ihn der Gesellschaft allein überlässt – das haben Tausende Autofans am Wochenende gezeigt. Klar, Bayern steht nicht exemplarisch für ganz Deutschland, sondern ist eine Hochburg der Autoindustrie.

Trotzdem: Wenn man den Deutschen das Auto als primäres Fortbewegungsmittel nehmen will, wird das weder mit freundlichen Appellen gelingen, noch darf es das Privatanliegen der Klimabewegung bleiben. Stattdessen sind drastische Einschnitte in die Verkehrspolitik gefragt: Autos und Parkflächen müssen teurer werden und aus städtischen Räumen verschwinden, Fahrradwege und der ÖPNV müssen ausgebaut werden, die Bahn muss ihr Chaos in den Griff kriegen und schnell, zuverlässig und günstig werden. Neue Autobahnprojekte wie die teure und unnötige A100 in Berlin müssen beerdigt werden. Und nicht zuletzt darf weder in München noch anderswo die Innenstadt, der öffentliche Raum, mehr für die Greenwashing-Show der Autoindustrie geopfert werden.

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Katharina Schipkowski
Redakteurin | taz Nord
Jahrgang 1986, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Buenos Aires studiert und wohnt auf St. Pauli. Schreibt meistens über Innenpolitik, soziale Bewegungen und Klimaproteste, Geflüchtete und Asylpolitik, Gender und Gentrification.
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23 Kommentare

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  • "Wenn man den Deutschen das Auto als primäres Fortbewegungsmittel nehmen will, wird das weder mit freundlichen Appellen gelingen, noch darf es das Privatanliegen der Klimabewegung bleiben. Stattdessen sind drastische Einschnitte in die Verkehrspolitik gefragt: ..."

    Schön grün-autoritär vom Leder gezogen. Aber wer soll dieses "Bist Du nicht willig..." real umsetzen? Etwa jene Regierung, die ihre Mehrheit - zumindest AUCH - genau solchen umsteigeunwilligen Deutschen verdankt? Weil "repräsentative Demokratie" heißt, dass man verantwortungslos handlende oder abstimmende Wähler besser ignorieren sollte?

    Allein das GEFÜHL, so regiert zu werden, dürfte für ca. 80 Prozent der schönen Steuergelder verantwortlich sein, die unser Staat für AfD-Abgeordnetendiäten verplempern muss. Sollte es sich als wirklich wahr herausgestellen, treibt das die weniger krawalligen Wähler dann vielleicht nicht ganz so weit nach rechts, könnte ihnen aber selbst einen Friedrich Merz oder gar Volker Wissing irgendwie sympathisch erscheinen lassen.

    Nein, gut zureden hilft nicht, Knute aber auch nicht. Alternativen müssen her - ATTRAKTIVE Alternativen. Wenn ich mich beim Bahnfahren nur auf die Verspätung wirklich verlassen kann, der Bus nur aller halbe Stunde fährt und es weiter keine realistischen Möglichkeiten gibt, auch mal schwereres Gepäck von A nach B mitfahren zu lassen, dann ist es nicht nur Essig mit dem Änderungswillen der Gesellschaft, sondern auch mit der demokratischen Unterstützung für deren Erzwingung. Und Wahlkampf sollte man eben mit "Bessere Bahn wagen!" machen, statt mit "Autos müssen weg!".

  • taz: "Es ist noch immer der Deutschen liebstes Hobby, das Autofahren."

    Nur sollte es angesichts der heranrückenden Gefahr (Klimawandel) kein "Hobby" mehr sein. Keine Frage, der heutige faule und fußlahme Mensch braucht natürlich Mobilität, aber weder in einem mehrere Tonnen schweren SUV noch in einem 'Benzin schluckenden' Porsche oder in einer anderen Luxuslimousine (die sich der Normalbürger ohnehin nicht erlauben kann), sondern in einem vernünftig ausgebauten Verkehrsnetz, welches aus Bus und Bahnen besteht, regelmäßig und pünktlich fährt und auch für arme Menschen erschwinglich ist.

    Man möchte aber wohl lieber die Autoindustrie am Leben erhalten, damit die mit ihren CO2-Karren weiterhin das Klima zerstören können und unsere Kinder und Enkelkinder keine Zukunft mehr haben werden. Die Autolobby ist in diesem Land einfach zu mächtig, was man ja auch daran erkennt, dass Politiker die Autobahnen noch mehr ausbauen wollen und die „Freiheitspartei“ weiterhin gegen ein Tempolimit ist. Das alles scheint wohl auch der Hauptgrund zu sein, weshalb man kein Geld in die öffentlichen Verkehrsmittel steckt. Selbst das 49-Euro-Ticket ('Deutschlandticket') möchte man ja wieder teurer machen (oder am liebsten wieder abschaffen), damit der Irrsinn mit den Autos nie aufhört.

    Wenn Deutschland wirklich eine Mobilitätswende schaffen möchte, denn allein der Pkw-Verkehr in Deutschland erzeugt rund 100 Millionen Tonnen CO2 im Jahr, dann brauchen wir dauerhaft einen günstigen und funktionierenden ÖPNV. Und das Auto muss endlich aus den Städten verbannt werden, sonst kann man Umwelt- und Klimaschutz nämlich gleich vergessen, denn freiwillig steigt kein Pkw-Fahrer vom Auto in den ÖPNV. Und die Verkehrsnetze müssen auch endlich mal vernünftig ('15 Minuten Takt') auf dem Land ausbaut werden, damit sogar die Landbevölkerung irgendwann kein Auto mehr benötigt. Dazu benötigen wir aber intelligente Volksvertreter, die nicht am Gängelband der Autoindustrie hängen.

    • @Ricky-13:

      Ich kann nur für mich sprechen, denke aber es geht vielen so wie mir.



      Obwohl ich in der Stadt lebe und theoretisch kein Auto benötige, gönne ich mir den Luxus, ein eigenes Auto zu besitzen.



      Selbst bei einem gut ausgebauten ÖPNV, bietet das Auto doch mehr Vorteile. Ich kann mein Gepäck ohne Probleme verstauen, kann laut sein, kann aber auch mal einfach die Ruhe genießen. Ich muss gerade im Sommer keinen Gerüchen ausgesetzt sein und ich hab auch keine nervigen Kinder im Wagon. Außerdem kann ich wann immer ich will von A nach B fahren.



      Ich würde daher nie auf mein Auto verzichten, selbst wenn der Diesel 5€ pro Liter kostet, würde ich eine Fahrt im Auto einer Fahrt im Zug vorziehen.

      • @Hennes:

        Ist dann halt angesichts der Lage etwas selbstsüchtig von Ihnen. Aber gut dann sei es so, ist nicht verboten. Aber alle die sich dann ein Auto noch bedingungslos leisten wollen, sollten dann halt auch entsprechend zur kasse gebeten werden. Sie sagten es selber: das Auto ist eine Luxus. Es muss daher nicht noch subventioniert werden, wenn es andere Möglichkeiten gibt und nur aus Bequemlichkeit genutzt wird.

      • @Hennes:

        Ich kann das durchaus nachvollziehen, was Sie da schreiben. Auch ich schaue, wenn ich Bahn fahre, zuerst einmal nach Müttern mit Kinderkarren, um dann in ein anderes Abteil zu gehen, weil ich ganz genau weiß, dass das Kind irgendwann zu plärren anfängt. Das ist zwar nicht besonders schlimm und für Kleinkinder auch ganz normal, aber ich muss das auch nicht mehr haben. Fast noch schlimmer sind aber die Erwachsenen, die entweder lautstark telefonieren oder am Smartphone Filme oder Musik (natürlich alles ohne Kopfhörer) sehen und hören und anscheinend alle nicht wissen wie man sich in einem öffentlichen Raum benimmt. Bahn- und Busfahren ist natürlich mit mehr Aufwand verbunden, anstatt einfach vor der Tür ins Auto zu steigen, aber trotz alledem kann es mit dem Auto - wo oftmals auch nur eine Person drin sitzt - so nicht weitergehen, denn der Klimawandel spaßt nicht. Mit der Hoffnung auf die Einsicht des Bürgers wird es natürlich auch nicht funktionieren, denn Sie schreiben ja auch, dass es Ihnen egal ist wie teurer Diesel oder Benzin ist und Sie weiterhin Auto fahren wollen. Aus dem Grund habe ich ja auch oben geschrieben "Und das Auto muss endlich aus den Städten verbannt werden, sonst kann man Umwelt- und Klimaschutz nämlich gleich vergessen, denn freiwillig steigt kein Pkw-Fahrer vom Auto in den ÖPNV." An Ihrem Kommentar sieht man ja, dass es ohne Verbote mit der Mobilitätswende nie etwas werden wird. Ich bin früher als junger Mann auch gerne sinnlos durch die Stadt mit dem Auto gefahren oder mit 250 Km/h über die Autobahn "gebrettert", aber die Zeiten sind vorbei und man sollte sich schon fragen, ob man diese angebliche "Freiheit" wirklich benötigt, besonders wenn man bedenkt, dass die Zukunft der nachfolgenden Generationen dadurch massiv gefährdet ist.

  • "Aber der Umstieg von Millionen Menschen auf Bus und Bahn wird nicht gelingen, wenn man ihn der Gesellschaft allein überlässt "

    Das ist ein, mit Verlaub, merkwürdiger Kommentar. Man kann die Verhinderung der Klimakatastrophe nicht der Gesellschaft überlassen, weil die liebend gern mit dem Auto durch die Gegen braust.

    Wer soll es also richten?

    Na klar, die Regierung! Weil die sozusagen neutral über der Gesellschaft thront und keinerlei Verflechtungen mit der Automobilindustrie aufweist.

    Wie z.B. Kretschmann in Baden-Württemberg.

  • Solange der Schienenverkehr nicht funktioniert und der ÖPNV flächendeckend gut ausgebaut ist, sind wir leider auch auf das Verkehrsmittel Auto angewiesen.



    Der Ausbau des Schienenverkehrs hat erste Priorität, erst wenn das klappt kann die Politik das Autofahren erschweren und nicht umgekehrt.

  • Am Ende sind Autofahrer immer auch Wähler. Der Wähler hat die Wahl.

    • @DiMa:

      Tja, da haben Sie das Versagen der politischen Akteure in diesem Land fein beschrieben. Der Autowahnsinn könnte auch von allen (mal ganz wohlwollend gesprochen) demokratischen Parteien prinzipiell, wenn auch im Detail unterschiedlich, angegangen werden. Dann blieben nur noch Anti-Demokraten über, die vielleicht ein paar Prozentpunkte mehr bekämen, aber man käme in puncto Klimaschutz auf dem einen oder anderen Wege weiter. Und die Mehrheit der Leute würde sich schon dran gewöhnen. Aber statt die demokratische Extrameile zu gehen und ihrem grundgesätzlichem Auftrag nachzukommen (§21 Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit), suchen sie dünnbrettbohrend (mit Argumenten an der Grenze zur intellektuellen Beleidigung der Adressierten) die Abkürzung zum schnellen Wahlerfolg. Es fehlt an Anstand und Vernunft, sodass weite Teile von Politik und Gesellschaft im beiderseitigen Einverständnis dem "§ Stammtisch" folgen: Die Parteien reden dem Wahlvolk nach dem Munde.

      • @My Sharona:

        "Der Autowahnsinn könnte auch von allen (mal ganz wohlwollend gesprochen) demokratischen Parteien prinzipiell, wenn auch im Detail unterschiedlich, angegangen werden. Dann blieben nur noch Anti-Demokraten über, die vielleicht ein paar Prozentpunkte mehr bekämen, aber man käme in puncto Klimaschutz auf dem einen oder anderen Wege weiter. Und die Mehrheit der Leute würde sich schon dran gewöhnen. "

        Vielleicht. Vielleicht auch nicht, und diese Mehrheit organisiert sich über die Parteienlandschaft neu bzw. unterstützt eine andere Partei, die nicht Ihre Idealvorstellung der "gelenkten Demokratie" mitgehen will. Ich empfinde es immer wieder als überraschend, wenn einerseits Pluralität gefordert wird, diese aber sehr schnell ein Ende findet, wenn es um vermeintlich höhere Ziele geht oder die politische Richtung nicht mehr stimmt.

        • @Tom Tailor:

          Es geht nicht um "gelenkte Demokratie". In der Nachkriegsgeschichte Deutschlands hat es mehrere solcher weitgehend geteilten Konsenspositionen gegeben - viele haben sich inzwischen überlebt (die Welt änderst sich) oder befinden sich in der Neuformulierung. Die Ökologie könnte auch



          zu diesen weitgehend geteilten Konsenspositionen gehören (damit wir eine Chance haben zu sehen, wie sie sich überlebt).

          • @My Sharona:

            Solange es weltweit gesehen ca. 1,4 Mrd KFZ gibt, wie diese von Ihnen formulierte Politik sicher niemals für D eine Konsensposition werden. Abgesehen davon sollen Parteien auch gerade keine Konsenspositionen, sondern Meinungsvielfalt abbilden. Dazu gehören auch solche, die keinem "übergeordnetem" Ziel folgen.

      • @My Sharona:

        Ich würde das nicht als Versagen bezeichnen, sondern als Ausdruck der Demokratie.

        Wenn der Bürger die Wahl hat, dann wählt er nach freiem Ermessen und eigener Entscheidung. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese richtig ist oder falsch, vernünftig oder nicht ist oder wie der einzelne Wähler zu seiner Überzeugung gelangt.

        Unveränderlich sind in diesem Land nur die Akrtikel 1 und 20 GG.

        Im Übrigen bedeutet Art. 21 GG nicht, dass die Parteien Wähler bekehren müssen.

        • @DiMa:

          Der Bürger wählt nicht nach freiem Ermessen, sondern auch aus dem aus, was ihm zur Verfügung steht (ich z.B. bin durch die Außenpolitik der Linken politisch heimatlos). Und wenn die Politik vernünftiger und anständiger wäre, könnte z.B. Herr Merz (als Oppositionsführer eine wichtige Figur) auch sagen: "Wenn Sie Autowahnsinn wollen, wählen Sie mich nicht" und die anderen (wohlwollend gesprochen) demokratischen Parteien könnten sich ähnlich positionieren. Vielleicht so wie die Dänen (ganz verkürzt) gesagt haben: eine Ölheitzungspartei, die gibt es eben nicht.

          • @My Sharona:

            Es ist doch bezeichnend für eine demokratische Wahl, dass man aus dem auswählt, was Vorhanden ist (einschließlich der Entscheidung zur Nichtwahl oder zum Selbsantritt). Alles andere ist das Wunschdenken des Bäckermeister, der sich seine Kandidaten selber bäckt.

            Nur weil einem selbst keine Wahlalternative passt ist das keine Schwäche der Demokratie.

  • @GYAKUSOU

    Nein, das ist nicht übertrieben. Das trifft die Sache genau.

  • Von den rd. 150.000 Beschäftigten in Unternehmen, die der VDV vertritt, gehen rd. 80.000 bis 2030 in Rente Schon jetzt werden ÖPNV-Linien stillgelegt, weil Personal am Steuer oder in den Werkstätten fehlt. Der VDA muss nur Geduld haben, dann erledigt sich die Verkehrswende aus Personalnot. - Auch wer Bahhn fährt, beweist Leidensfähigkeit.

    • @Lieblich:

      Woher kommt dieses Bashing der Bahn? Wir haben dieses Jahr unsere 2. Urlaubsanreise mit der Bahn gemacht, wie Tausende andere auch.



      Mit etwas Planung und der Suche nach entsprechenden Angeboten ist es zudem so günstig gewesen, dass es für Hin- und Rückfahrt für die Befüllung eines durchschnittlichen Auto-Tanks nicht gereicht hätte. Wäre noch die Deutschland-Card angerechnet worden, was im derzeitigen Buchungssystem leider nicht möglich ist, wäre es noch günstiger gewesen. Wir haben beschlossen die BahnCard 25 1.Klasse zu behalten, die wir probeweise hatten und werden es nächstes Jahr ebenso zu machen.



      Zudem werden wir dann 2030 sehr wahrscheinlich autonom fahrende Züge haben. Daher kann ich Ihren Pessimismus überhaupt nicht teilen.

  • Woher soll die politische Unterstützung denn kommen? Wir leben in einer Demokratie, und die Politiker:innen wollen wiedergewählt werden. Das wird mensch nicht mit Entscheidungen gegen jede Umfrage und das Alltagsverhalten. Auf den höheren Ebenen kommt der Einfluss der Automobilbranche mit ihren Arbeitsplätzen und Steuergeldern hinzu sowie die zugehörigen Industriegewerkschaften Metall und BCE.



    Die einzige Chance, die es im Augenblick gäbe, wären Qualitätsoffensiven im ÖPNV und Ortsbildumgestaltungen mit attraktiven Plätzen und Gassen statt Straßen und Parkplätzen. Dann würde mensch vielleicht sehen, was wir an menschen- statt autogerechten öffentlichen Räumen haben.



    Hier die Weichen richtig zu stellen, wird aber auf Jahre nicht gelingen, weil die Grünen die FDP ins Finanz- und Verkehrsministerium gelassen haben, und im Wirtschaftsministerium den guten Ruf einer handwerklich sauberen politischen Arbeit völlig verspielt haben und außerdem im AA und im Familienministerium völlig fehl am Platze sind, wenn sie als einzige das Klima schützen wollen.

  • Mit unserem Herrn Wissing als Chefentwickler der politisch-demokratischen Basis für Ihre genannten Eckpunkte wird das wohl nix werden.

    Unsere Fahrzeughersteller haben den Knall historisch überhört und können den asiatischen Vorsprung nicht mehr aufholen. Daher haftet diese LG der Automobilhersteller noch immer an ihren stinkenden Kisten.

    Ohne jegliche politische Regung lies die gesamte deutsche politische haute volée letztes Jahr den in der deutschen Automobilindustrie als ernsthafte Konkurrenz im E-Fahrzeugsektor eingestuften Münchner (!) Hersteller sono motors mit dem alltagstauglichen effizienten "Sion" sterben. Da waren die Lobbyisteninteressen dann doch wichtiger. Es fehlten wenige Euros, um das Fahrzeug zulassungsreif auf die Strasse zu bringen.

    Das einzige was zählt ist wohl einfach selbst mal machen. Wer wirklich ein neues Fahrzeug benötigt, sollte dann besser auf die assiatischen Entwicklungen zurückgreifen. Ein E-Fahrzeug ist in jedem Falle in den Betriebskosten wesentlich günstiger als ein Verbrenner und auch komfortabler zu fahren; Ruhe, etc.



    Wer auf ein E-Fahrzeug verzichten kann, weil ausreichend ÖPNV vor der Hütte, sollte darauf verzichten, da noch mehr Geld gespart ist, das dann in die zukünftig zu erwartenden Unwetterreparaturkosten investiert werden kann.



    Die beste Fortbewegung, soweit möglich ist noch immer das Fahrrad und dessen verschiedener Ausprägungen.



    ERGO:



    Die Veränderung wird nicht politisch kommen, sondern nur durch das eigene Handeln eines jeden der die Zeichen der Zeit verstanden hat und damit auch in Zukunft noch seine finanziellen und wirtschaftlichen Status behalten, trotz steigender Umweltkatastrophen- und Lebenskosten.

    Die IAA ist mehr eine Abschiedsveranstaltung einer überholten Dinosaurieretechnik, als eine Innovative Mobilitätsmesse. Schade eigentlich, bei soviel Investeinsatz; wie ineffizient auch.

  • Davon zu sprechen, dass der öffentliche Raum für die Greenwashing-Show der Autoindustrie GEOPFERT wird, ist etwas übertrieben, finden sie nicht?

    Es geht hier immerhin nur um ein, zwei Wochen. Und wie im Artikel beschrieben haben die Bürger diese vermeintliche Greenwashing-Show gut angenommen und rege besucht.

    • @gyakusou:

      Der Wiesn, der Bauma — allem kann man aus dem Weg gehen, nur der IAA nicht, sagt Anwohnerin Edith Klauß. Ein "Ausverkauf der Stadt" sei das. Tatsächlich verschenkt die Stadt ihre Flächen praktisch: Die IAA muss nur eine Sondernutzungsgebühr von 30 Cent pro Quadratmeter bezahlen. Für die IAA ein gutes Geschäft. Die stellt für die Plätze nämlich zwischen 180 und 505 Euro pro Quadratmeter in Rechnung.

      www.abendzeitung-m...en-sind-art-926430

      Schon ne gute Subvention

  • Gibt es eigentlich eine Untersuchung darüber, welche Mitteln die Autoindustrie darin investiert, dass "der Autofetisch der Deutschen" weiterhin tief sitzen bleibt?

    Die haben doch eine panische Angst davor, dass sich etwas verschiebt. Ein Einknicken der Verkaufszahlen dürfte eine Abwärtsspirale lostreten (auch die haben ihre Kipppunkte). Die Konkurrenz ist hart, China kratzt die letzten Reste Wachstums verzweifelt zusammen, etc, etc.

    Der Angstschweiss muss in den Führungsetagen von VW & Co. buchstäblich zu riechen sein.

    Hat jemensch so etwas schon mal dekonstruiert?