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Falschmeldung der „Bild“-ZeitungHabeck kostet uns keine Billion

Kosten die Pläne des grünen Vizekanzlers zum Austausch alter Heizungen 1.000 Milliarden Euro, wie die Boulevard-Zeitung behauptet? Ein Faktencheck.

Eine ausgebaute Gastherme liegt auf einem Grundstück Foto: Jan Woitas/dpa

Berlin taz | Die Schlagzeile hat es in sich. „Institut warnt: Habecks Wohn-Hammer kostet uns 1.000 Milliarden“, schreibt die Bild-Zeitung am Freitag. Im dazugehörigen Text geht es um die geplante Reform des Gebäudeenergiegesetzes. Ein Entwurf des Wirtschaftsministers, der Ende Februar publik wurde, sieht ab 2024 abgestufte Verbote für Öl- und Gasheizungen vor. Ab 2045 sollen dann alle Heizungen mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Welche Umbaukosten auf Mie­te­r*in­nen und Ei­gen­tü­me­r*in­nen zukommen, fragt die Bild nun in ihrem Text – und verweist in der Antwort auf Manuel Frondel vom Essener Wirtschaftsinstitut RWI. Er habe nachgerechnet und komme „auf Kosten von einer Billion Euro (1.000 Milliarden)“.

Das RWI und Frondel distanzieren sich auf taz-Anfrage allerdings von der Zahl. Laut einer Institutssprecherin hat der Ökonom die 1.000 Milliarden zwar in einem längeren Hintergrundgespräch mit Jan Schäfer – Autor des Textes und Mitglied der Bild-Chefredaktion – genannt.

Er habe die Zahl aber mit Einschränkungen versehen: Es gehe nur um eine „grobe Überschlagsschätzung der Bruttokosten, wenn bis 2045 sämtliche Öl- und Gasheizungen in Deutschland ausgetauscht und durch Wärmepumpen ersetzt werden (müssen) und dabei im Altbau noch Kosten für zusätzliche Dämmung entstehen“.

Nicht berücksichtigt sei bei der Bruttozahl zum Beispiel, dass viele alte Heizungen bis 2045 ohnehin kaputt gehen und ersetzt werden müssen. Bei einer gewöhnlichen Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren gilt das voraussichtlich für einen Großteil der heute im Einsatz befindlichen Öl- und Gasheizungen.

Kosten auch ohne Gesetz

Dürften sie weiterhin durch rein fossil betriebene Heizkessel ersetzt werden, wäre das bei den aktuellen Preisen zwar günstiger als der Einbau einer elektrisch betriebenen Wärmepumpe. Umsonst gäbe es eine neue Öl-Heizung aber natürlich auch nicht. Ein Teil der von Frondel geschätzten 1.000 Milliarden Euro fiele also auch ohne neues Gesetz an.

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„Die genannte Zahl war nicht zur Veröffentlichung gedacht (und wäre von uns auch nicht kommuniziert worden)“, schreibt die RWI-Sprecherin der taz. „Vor allem nicht, ohne die Einschränkungen zu benennen, auf die Herr Frondel im Gespräch hingewiesen hat.“

Unklar bleiben bis auf Weiteres allerdings die tatsächlichen Kosten der neuen Vorschriften. Habecks Wirtschaftsministerium macht dazu bislang keine Angaben. In seinem Gesetzesentwurf steht in der Rubrik „Erfüllungsaufwand für Bürgerinnen und Bürger“ nur: „wird nachgereicht“.

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27 Kommentare

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  • Die Summe kommt schon hin, das wird so wie Trittins Eiskugel. Aber wenn kümmerts wenn es um Ideologie geht. Bei ca. 60% der Bestandshäuser ist ja nicht nur die Therme sondern auch das komplette Heizungspaket wie Rohre, Heizkörpe, Dämmungr etc. Da kommen bei einem Haus locker 60000Euronen Differenz zusammen (bei 4% Zinsen). Bei einem Mietshaus locker deutlich mehr, das müssen dann die Hausbesitzer zahlen und wehe er kommt auf die Idee die Mieten dann zu erhöhen, dann wird er zum Kapitalistens..wein der sich an Mietern bereichern will (ca250€ pro Monat).



    In vielen Altbauten mit über 2,80 Metern Deckenhöhe müssten die Decken abgenommen werden etc. Da reichen bei bei 100000€ pro Mietshaus plus Zinsen ganze 7,5Mio betroffene Häuser aus um diese Summe zu erreichen. Und es geht auch um komplexe Industrieanlagen bei denen die Kosten noch viel höher ausfallen so dass am Ende 2,5 Mio Häuser ausreichen um auf diese Summe zu kommen.

  • Die "Bild" hätte lieber mal rechnen können, was uns die Untätigkeit und die Saboteurstätigkeit der vergangenen 32 Jahre CDU/CSU gekostet haben und kosten werden... Die Zahl hat garantiert noch ein bis zwei Stellen mehr.

    Funktionierende und wirtschaftliche Wärmepumpensysteme von der Stange gibt es seit Anfang der 80er. Ich weiß das, weil ich in einem Haus aufgewachsen bin das so geheizt wurde.

    • @Hanno Homie:

      Neubau?

      Die Heizung ist super, wenn ich neu baue, aber der Horror, wenn ich saniere.

      Und vielleicht hätten wir uns zuerst um genug preiswerte erneuerbare Energien kümmern sollen und erst danach auf Stromheizungen umzustellen.

      Ist ähnlich wie im ÖPNV. Erst sollte ein passendes Angebot vorliegen, dann kann ich es mit Rabatten bewerben.

  • CL hat die Vorlage des Haushaltsplan abgesagt, RH hat keine Ahnung von den Kosten für sein Gas/Öl-Heizungsverbot:

    ich mach schonmal ne Tüte Chips auf.

  • Das Geld für eine Umrüstung mag ja noch irgenwoher aifgetrieben werden,



    aber woher sollen denn die Handwerker



    kommen, die notwendigen Instalationen



    vornehmen u. woher soll der Strom



    kommen, wenn es richtig los geht.

    • @Hubertus Behr:

      Lieber Herr Behr,

      haben Sie den Text gelesen?

      20-30 Jahre durchschnittliche

      Haltbarkeit der Heizungen? Woher kamen

      bisher die Handwerker*innen?

  • Auf dem Bild des Artikels ist ein Warmwasser Speicher zu sehen. Der könnte auch mit einer Wärmepumpe betrieben werden.

  • Wie hoch ist eigentlich der gesellschaftliche (finanziell ausgedrückt) Schaden der durch die B***-Zeitung im Laufe der Jahrzehnte ihres Bestehens entstanden ist ?



    Zum Artikel:



    Für Umme gibts keine neue Heizung / Heizungssysteme. Konkrete Zahlen lassen sich da einfach nicht bestimmen.



    Ein neuer Gasbrenner ist immer noch um Längen besser als ein alter. Die sind wohl auch so umrüstbar das im Zweifel auch "Bio"-gas verbrannt werden kann.

    • @Waldo:

      Biogas ist chemisch genauso im wesentlichenmezhan wie erdgas. Alles was mit wrdgas funktioniert funktioniert auch mit biogas. Biogas wird ja auch heute schon ins Erdgasnetz eingespeist.

      • @niko:

        Biogas (Methangehalt etwa 70%) muss noch aufbereitet werden zum einspeisen. Entfeuchtet und das Methan angereichert auf 92% (?). Direktes Einspeisen funktioniert leider nicht. So genug Besserwisserei :-) .

        • @Waldo:

          Da haben Sie Recht, ich habe mich ungenau ausgedrückt. ich habe den Begriff Biogas bisher immer als Synonym für Biomethan verwendet - auch wenn mir bewusst war, das bevor es in das Erdgasnetz als Biomethan eingespeist wird , dieses noch entschwefelt wird, sowieCO2 und Wasser absorbiert werden. Dies ist technisch möglich und wird in Deutschland auch im industriellen Maßstab umgesetzt. Das dies nicht die Regel ist und der großteil der 10000 Biogasanlagen in Deutschland ihr Gas direkt vor Ort, häufig sogar ohne die Nutzung der Abwärme, verstromen ist ein ökologisches unding. Wenn Biogas für die Energiewende und die Decarbonisierung unseres Wirtschaftens legitim sein möchte, muss dieses aufbereitet als Biomethan ins Erdgasnetz (mit seinen Speichern) eingespeist werden. Ob Biogas und dessen Herstellung mit all seinen ökologischen Problemen (Maisanbau,Massentierhaltung) im jetzigen Umfang sinnvoll ist, ist eine andere Frage.

  • "Habeck kostet uns keine Billion"



    Stimmt :-)



    Es wird deutlich mehr werden, wenn man den erforderlichen (Verteil-)Netzausbau und die erforderlichen Stromspeicher mit einrechnet...

    • @sollndas:

      Immer noch besser, als 100Mrd pro Jahr für eine Gaspreisbremse auszugeben, oder?

      Wärmepumpen müssen nicht zu festen Zeiten laufen. Dafür braucht man eher keine Stromspeicher.

      • @Flo:

        Wärmepumpen sollen ja Öl- und Gasheizungen ersetzen. U.a. für letztere gibt es in D Erdgasspeicher mit einer Kapazität von ca. 250 TWh [1]. Die sind ja nicht zur Dekoration da. Sie müssten durch Stromspeicher mit einer Kapazität von ca. 75 TWh ersetzt werden.



        [1] de.wikipedia.org/wiki/Erdgasspeicher

  • Wenn man es auf 23 Jahre bis 2045 aufteilt, sind 1 Bio. ungefähr die jährlichen Ausgaben für Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung. Das ist schon sehr viel, aber irgendwann in den nächsten Jahren wird das Gas weniger werden, und wenn wir dann schnell umschalten (peak gas) wollten, wäre es wirklich unbezahlbar.

  • "Bild" sei eine Zeitung?

  • Jaja, dann kostet es halt nur 999 Mrd.

    • @Bolzkopf:

      Das habe ich auch so gedacht. Meine Mutter hat ein kleines Haus in Dresden, beheizt mit Gas, im Winter auch Zuheizung mit Kaminofen. Woher soll bitte meine Mutter mit einer Rente von 1200 Euro (ich unterstütze sie selbstverständlich auch finanziell) die 30 000 für die Habeckschen Heizungsreformen haben? Ganz zu schweigen davon, dass es keine Handwerker gibt, die diese einbauen...... Ob wohl Mr. Habeck persönlich beim An- und Umbau beteiligt sein könnte?

      • @Leningrad:

        Eine Wärmepumpe ist 30.000€ teurer als eine neue Gastherme? Sie sollten Ihrer Mutter empfehlen, den Installateur zu wechseln. Eilt aber nicht, denn sie hat ja noch bis 2025 Zeit.

        • @Flo:

          Die Gasheizung meiner Mutter läuft bis dato ganz hervorragend. Warum sollte sie wegen Wokohabeck eine neue Gasheizung einbauen?

  • In unserem Wohnhaus muss der Heizkessel ausgetauscht werden.



    Der neue Gaskessel wurde schon geliefert. Es gibt aber keine Handwerker, die ihn einbauen können.



    Ist zu hoffen, dass es noch in diesem Jahr geschieht sonst wird es für alle im Haus sehr sehr teuer.

    • @Frau Flieder:

      TAZ lesen ist manchmal besser, als ins Kino gehen. Erinnern Sie sich noch an Ihren Kommentar unter dem Artikel "Wer kommt dann noch hierher?" von Herrn Rausch? Zu Ihrer Erinnerung (Sie beziehen sich dabei auf die LNG-Terminals in der Ostsee):

      "Ich fasse es nicht, dass diese gewaltige Umweltsauerei von den Grünen erdacht und genehmigt wird. (...) Diese einzigartige Naturlandschaft mit Gas und Diesel zu zerstören macht fassungslos."

      Und jetzt hoffen Sie also, dass Sie noch schnell eine neue GASheizung einbauen können, damit Sie weiterhin billig heizen können? So lange man selbst nicht die Kosten trägt, lässt es sich anscheinend viel leichter nach Klima- und Umweltschutz rufen. Wie gesagt, besser als eine Kinovorstellung.

       

      • @Schildbürger:

        Danke :-)

  • So relativ ist die Relativierung aber auch nicht.



    Wenn ein Gasbrenner kaputt geht, kann man ihn ersetzen. Und das ist nicht nur "etwas günstiger als eine Wärmepumpe", sondern viel günstiger.



    Wenn bei einem kaputten Gasbrenner eine ganz neue Heizung eingebaut werden muss, Wärmepumpe, vielleicht mit Erdbohrung, dazu neue Heizschlangen /Fußbodenheizung und bessere Dämmung - dann wird es sehr teuer. Nicht das es nicht notwendig wäre, aber bei über 40 Mio Haushalten mit gerade mal 5% elektrischen Heizung (und 15% Fernwärme), kommt da einiges an Umstellungskosten zusammen. Vorsichtshalben wird in dem Artikel ja auch keine korrigierte Zahl genannt.

  • Eine seriöse Zahl kann kaum einer angeben, da man nicht weiß, wie sich die Preise für Wärmepumpen entwickeln. Aktuell liegen sie beim ca. 2,5 fachen einer Gasheizung. Vielleicht kann man aufgrund der Komplexität der Technik wissen, dass die nie billiger werden als Gasheizung. Vielleicht ist auch das Gegenteil der Fall oder es wird gleich von den Kosten.

    Wenn wir die 1000 Mrd. einfach mal nehmen, diese durch ca. 40 Mio. Erwerbstätige und 20 Jahre teilen, landen wir bei Kosten von EUR 625 im Jahr oder EUR 52 im Monat. Diese Zahl erscheint mir ganz anders, wie die 1000 Mrd. und weniger schlagzeilenträchtig.

    Und bevor es jemand einwendet:

    1. Natürlich sind EUR 52 für den Mindestlohnempfänger ein Haufen Schotter und das reichste Prozent lacht sich schlapp. Aber es gibt Förderung für neue Heizungen, die vom Steuerzahler getragen werden und bei den Steuern besteht eine Progression, so dass sich die Last am Ende anders verteilt.

    2. Und ja neben Heizung muss auch der Verkehr und die Industrie grüner werden, also sind die 52 Euro nicht das Ende der Fahnenstange.

    Aber: Umsonst gibt es die Energiewende nicht und am Ende müssen wir alle dafür arbeiten. Und ich wollte hier nicht die soziale Frage lösen, sondern nur mal den Betrag in die Relation zu der langen Dauer des Austausches der Heizungen und der Erwerbstätigen setzen - dann sind 1000 Mrd. nicht mehr ganz so erschreckend.

    • @Strolch:

      Naja, so relativ ist das jetzt auch nicht. Denn es bedeutet ja jeden Monat 52 Euro weniger in der Tasche. Setzen wir das mal vom Nettoeinkommen (eine Heizung kauft man sich ja vom netto, nicht vom brutto) auf das Bruttoeinkommen um, sind wir bei grob 100. Jeden Monat, die nächsten 40 Jahre oder einfach gesagt: für viele ein gesamtes Erwerbsleben.

      Und dann klingt die angebliche Relativität doch nicht mehr so relativ. Denn es bedeutet, dass man ca. 100x12x40 = 48.000 Euro im Leben nur für Habecks Wärmepumpen arbeiten muss.

      Das ist nicht nur für den Mindestlohnempfänger problematisch.

  • Der Bild muss es doch finanziell wirklich schlecht gehen, wenn sie solche Zusammenhänge unreflektiert veröffentlicht, nur um die Verkaufszahlen zu erhöhen. Seriöser Journalismus sieht eben anders aus. Auch hier gilt wohl der Preis zeigt die inhaltliche Qualität des Produktes, oder täusche ich mich da?