piwik no script img

MDR-Kommentatorin Rommy ArndtNeue Heldin der Putin-Versteher

Rommy Arndt vom MDR wird für ihren Kommentar gegen Militärhilfe für die Ukraine gefeiert. Mit dabei: das rechtsextreme Magazin „Compact“.

Setzt sich für enge Wirtschaftsbeziehungen zu Russland ein: Rommy Arndt Foto: Ralf Succo/picture alliance

Sie ist die neue Heldin im Milieu der Putin-Versteher:innen – und findet Fans von ganz links bis ganz rechts: Rommy Arndt, die vergangene Woche im Hörfunkprogramm MDR Aktuell in einem Kommentar gegen Panzerlieferungen an die Ukraine desinformierte, wird vom russischen Propagandasender RT DE gefeiert. Der lobt, dass die öffentlich-rechtliche Dreiländeranstalt die „mediale Einheitsfront durchbrochen“ habe.

Das rechtsextreme Compact-Magazin spricht von einer „Jagd auf Abweichler-Journalistin“, preist die Sächsin als „einsame Ruferin in der Wüste im GEZ-Imperium“. Der Blog NachDenkSeiten, der sich als links verortet, lobt Arndts „Empörung gegen die Kriegstreiberei“ und fordert: „Redakteure, haben Sie Mut, bitte mehr von diesen Kommentaren!“

Die Arbeitsgemeinschaft Frieden der Querdenker-Partei „Die Basis“ ruft dazu auf, sich in Mails an den Sender mit Arndt zu solidarisieren – „damit den Kriegstreibern endlich gehöriger Wind entgegenbläst“.

Der Kommentar, von dem sich die MDR-Chefredaktion nur halbherzig distanzierte, hat eine Vorgeschichte. Die Moderatorin setzt sich seit längerer Zeit für enge Wirtschaftsbeziehungen zu Russland ein.

Erprobte Connections

2018 moderierte sie in Potsdam eine Veranstaltung zu „45 Jahre deutsch-russische Erdgaspartnerschaft“ – mit Vertretern der russischen Regierung, von Gazprom, den Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (Sachsen, CDU) und Dietmar Woidke (Brandenburg, SPD) sowie dem Vorstandschef des Leipziger Gashandelskonzerns VNG, Ulf Heitmüller.

Es sind jene Connections, anhand derer Correctiv im vergangenen Jahr die „Gazprom-Lobby“ beschrieb, bei der Russland deutsche Politiker:innen, Ma­na­ge­r:in­nen und Anwäl­t:in­nen einspannte, um Deutschland von russischem Gas abhängig zu machen. Arndt schreibt auf ihrer Homepage über die Veranstaltung: „Seit 45 Jahren strömt russisches Erdgas nach Deutschland, immer zuverlässig, ohne Probleme, egal wie die Zeiten sind.“

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Arndt ist auch eine geschäftstüchtige Event-Moderatorin. Von 2017 bis 2022 war sie laut Antwort der sächsischen Staatsregierung auf eine AfD-Anfrage die Mitarbeiterin des MDR in Sachsen mit den meisten Einsätzen für die Freistaat-Regierung – vier Moderationen, dotiert zwischen 2.380 und 2.975 Euro, für das SPD-geführte Wirtschaftsministerium.

Arndts politische Agenda: Auf ihrem als „hier privat“ gekennzeichneten Twitter-Kanal befeuert sie die Szene der Coronaleugner:innen, fordert von der Politik die „gründliche Aufarbeitung von millionenfachen Grundrechtsverletzungen“, spricht im Zusammenhang mit der Pandemie von „Freiheitsberaubung“ sowie „Fake News über angebliche ‚Inzidenzen von Ungeimpften‘“.

Vielfalt im Kontext

Für ihren Kurs holt sie auch Leute ins Programm, die in die Randbereiche des verschwörungstheoretischen Geraunes abgedriftet sind. So interviewte sie für MDR Aktuell im Dezember Thomas Moser zu seinem Buch „Der Amri Komplex“. Kurz zuvor hatte Moser im „Overton-Magazin“ dargelegt, was er von öffentlich-rechtlichen Medien, für die er selbst jahrelang arbeitete, inzwischen hält: „Mit dem Beginn des Corona-Zeitalters und erst recht mit dem Ukraine-Krieg hat man keine Skrupel mehr vor Unwahrhaftigkeiten.“

Der MDR verteidigt den Panzer-Kommentar im Rahmen einer „Vielfalt von Perspektiven und Meinungen“. Vorgeworfen wird Arndt bloß, dass sie ein Zitat der FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann „aus dem Kontext gerissen und in Teilen missverständlich wiedergegeben“ habe.

Die Erdgas-Veranstaltung? „Nicht im Auftrag des MDR moderiert“, sagt ein Sprecher. Und das Moser-Interview? Nur „eine von vielen Stimmen“ im Programm.

Über ein „verantwortungsbewusstes Agieren“ auf Social Media führte der MDR ein Gespräch mit der Moderatorin, wie ein Sprecher des Senders erklärt.

Arndt twittert fast zeitgleich: „Ich vermute, dass mein Account zwischenzeitlich gehackt wurde. Einige Dinge, die in meinem Namen gepostet wurden, sind nicht von mir.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

22 Kommentare

 / 
  • Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Spätestens wenn man Applaus von AFD, Querdullis und der Wagenknecht -Linken bekommt, sollte man sich Fragen zu der eigenen Position stellen.



    Aber wenn Gazprom dir in Sachsen deine Miete bezahlt und der Schwarzfunk MDR die Brötchen, dann gelten wohl andere Massstäbe: In Sachsen gelten Diskurse als "Voll.Normaaal!" , die im demokratischen Sektor der BRD nur noch Kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen werden....

  • So geht 'Journalismus' heute.



    Sich mit der 'guten' Sache gemein machen und alle anderen Meinungen diffamieren.



    "in einem Kommentar [...] _desinformierte_" hat nur noch 1984-Sprachniveau. Auf beiden Seiten gibt es anscheinend nur noch Agitprop. Dann wundern sich Journalisten, dass nur noch Politikern und Versicherungsmaklern weniger Respekt entgegengebracht wird, als ihrer Berufsgruppe.

  • Wie immer tappen wir alle in die Falle der Polarisierung. Die Sorge von Frau Arndt vor einer weiteren Eskalation teile ich durchaus, aber warum sind dann Menschen, die sich sorgen, dass die Ukraine überrannt wird und das mit Panzern - vermutlich eher schweren Herzens - verhindern wollen, gleich Kriegstreiber?



    Offensichtlich gibt es nur Putinversteher und kriegsfanatische Militaristen. Dazwischen gibt’s mal wieder nix. Vielleicht weil einfach die Kommentarspalten zu schmal sind? Allerdings ist auch der Kommentar von Frau Arndt für meinen Geschmack etwas schmal geraten ...

  • Nun, es ist ein Kommentar, also die Meinung von Frau Arndt. Nur auf den beziehe ich mich, das andere ist unwichtig. Diese Meinung kann man gut finden, teilen oder nicht, aber in einer Demokratie muss man sie aushalten können. Übrigens sind sehr viele Menschen, die ich kenne, derselben Meinung - deswegen aber finden die noch lange Putin nicht toll.

    Gerade eine gesunge Demokratie lebt von der Meinungsvielfalt, momentan haben wir im öffentlichen Diskurs aber wegen des Kriegs nahezu eine Einheitsmeinung, Abweichungen davon und Abweichler unterwünscht.

    Sie fällt deswegen so auf, weil sie gegen den Strom schwimmt und so aus der gleichförmigen Mehrheit eben hinaus ragt.

    Der Umgang mit dem Kommentar nun, und das Werfen mit Schlamm - Hauptsache viel und irgendwas bleibt dann schon hängen - zeigt doch nur, dass hier ein Exempel statuiert werden soll.

    Ich finde es allerdings erschreckend, wie begeistert ausgerechnet die TAZ hier auch in dieses Horn bläst, und mitmacht.

  • Wirklich erstaunlich, wie sich hier die Fraktion der Putin-Versteher als „Pazifisten“ verortet. Es ist eine seltsame Vorstellung von „Pazifismus“, wenn man fordert, Deutschland sollte sich auf die Seite eines faschistoiden Aggressors schlagen.

  • Bei aller berechtigten Kritik am Privatleben von Frau Arndt bitte genauer berichten.

    Es kommt beim Krieg der Worte - in einem Krieg - auf jedes Wort an.

    Aus dem von der taz verlinkten originalen MDR-Kommentar, zu dem die Chefredaktion des MDR kritisch Stellung bezieht, geht nicht genau (genaues Zitat der umstrittenen Aussage von Arndt fehlt!) hervor, warum Arndt vom MDR in Bezug auf Strack-Zimmermann öffentlich kritisiert wird.



    Das GLAUBT man zu wissen, wenn man über Übermedien auf die angebliche Originalquelle, ein Tagessthemen-Interview mit Strack-Zimmermann, stößt, aus dem Arndt nicht wörtlich, wie von Arndt im Kommentar behauptet, sondern nur dem Sinn nach zitiert.



    Ein klarer Fehler von Arndt, der aber den Sinn der Aussage von Arndt nicht verfälscht. Ist das der Grund für die MDR-Distanzierung?

    Sicher ist das nicht, denn der MDR formuliert ja (absichtlich?) wolkig, was ein Ärger für die betroffene Journalistin und die Leser des Kommentars der Chefredaktion ist.

    Arndt sagt in ihrem Kommentar, Zitat, ".....und dass wegen einer verfehlten Politik. Die FDP-Politikerin Strack-Zimmerman, die in ihrer Freizeit viel Kontakt in die Rüstungsindustrie pflegt, ist dafür ein gutes Beispiel...".

    Arndt lässt hier einen weiten Interpretationsspielraum, den Strack-Zimmermann auf Twitter so auslegt:

    „Können Sie mir bitte mal darlegen, wo ich in meiner Freizeit Kontakt zur Rüstungsindustrie pflegen würde? Von journalistisch-neutraler Sorgfalt halten Sie eher nicht so viel? Neutral ist da nichts, @mdrde Unangenehm.“

    Googlen muss der Leser nun, dass Strack-Zimmermann Ehrenmitglied in zwei Vereinen ist, die laut Lobbycontrol dem Einfluss der Rüstungsindustrie unterliegen.

    Ist die Ehrenmitgliedschaft der Politikerin in diesen Vereinen beruflich, privat oder beides?

    Das ist vermutlich der Kern, der eine Kritik des mdr zur Folge hatte.

    Volker Beck rät munter zu juristischen Schritten, obwohl ein Kommentar so frei wie möglich sein sollte. Im Krieg aber nicht?

    • @Lindenberg:

      Ich dachte, das hätten wir jetzt geklärt. Frau Strack-Zimmermann ist nicht Ehrenmitglied in rüstungsindustrienahen Vereinen.



      Inzwischen muss man wohl annehmen, dass Sie vorsätzlich fake news verbreiten.

    • @Lindenberg:

      Sehe ich genau so. Qualität vor Aktionismus.

  • Der Fisch stinkt vom Kopf her und gibt die Richtung vor!



    Kretschmer nannte den ehemaligen Bautzener NPD-Kreischef Marco Wruck auf Facebook einen "vermeintlich 'Rechten'".



    Im Anbiederungsdialog mit Tellkamp, Susanne Dagen usw.



    In Compact wird auch Sahra Wagenknecht gelobpreist.



    „damit dem!(n) Kriegstreiber!(n) endlich gehöriger Wind entgegenbläst“



    Kann ich mich anschließen!



    ....Unfassbarer Kommentar beim @mdrde einer Eventmoderation @ArndtRommy. 5 Minuten AntiUkraine Wagenknecht- und Kremlsprech in einer menscheinfeindlichen Propagandasprache, die wütend und fassungslos macht. Völlige Empathie- und Kenntnisloigkeit. t.co/zDABs31J82



    — Ilko-Sascha Kowalczuk (@IlkoKowalczuk) January 21, 2023...



    www.volksverpetzer...a-mdr-moderatorin/

  • 0G
    08786 (Profil gelöscht)

    Ich kannte Conny Arndt nicht bis zu diesem Artikel. Dann habe ich mir ihren Beitrag auf MDR angehört und bin erschrocken, wie sehr sie hier an den Pranger gestellt wird als "Neue Heldin der Putin-Versteher", nur weil sie der Meinung ist, dass wir uns immer mehr in den Krieg hineinziehen lassen. Das ist doch eine legitime Meinung, die ich und ein ziemlich großer Teil der Bevölkerung hier teilen.

    Ich muss aber einsehen, dass ich rein gar nichts ändern kann und dass es mit einer CDU Regierung in genau dieselbe Richtung gehen würde. Es ist wie eine Zwangsläufigkeit. Was aus diesem Land wohl wird im Zuge unseres Ärmerwerdens? Wird die politische Zukunft 'schwarz-braun-blau'? Eingeläutet durch Putin und die sehr grüne Ampel? Ob Putins Russland uns formal den Krieg erklären wird?

    • @08786 (Profil gelöscht):

      Das Problem hier ist: Die Fraktion "Siegfrieden" hat indessen klare Meinungen, was Richtig ist. Alles Andere ist natürlich falsch.

  • Der Audio-Kommentar (immer noch beim MDR abzurufen) ist sachlich und spricht sich aus Kriegsangst gegen die Lieferung von Waffen, insbesondere schweren Waffen aus. Warum setzt sich der Autor dieses Artikels nicht mit den Argumenten von Frau Arndt auseinander, sondern greift sie als Person aufgrund ihrer Vita an?

    Ich hatte bis jetzt gehofft, dass in der taz auch pazifistische Stimmen gehört werden. Dass man pazifistische Argumente ernst nimmt und sie sachlich diskutiert. Aber ich lese nur noch Kriegsgeschrei, inklusive persönlicher Angriffe auf anders Denkende.

    Damit ist die taz nicht mehr meine Zeitung. Ich wechsle zur Berliner Zeitung. Dort wird zumindest noch offen und ohne persönlich vernichtende Angriffe diskutiert.

    • @pommel1724:

      "pazifistische Stimmen", die im Endeffekt sagen, man solle den Faschismus doch einfach mal machen lassen... braucht kein Mensch.

  • Empfehle das neue Buch von Juli Zeh und Simon Urban



    "Zwischen Welten"



    Erschreckend und Augen öffnend!

  • Ich halte ja generell nichts von Kommentaren in Nachrichtensendungen. Warum darf dort ein Journalist seine unqualifizierte Privatmeinung vor einem Millionenpublikum zum Besten geben?

    Man begrüßt das nur solange es sich mit der eigenen Meinung deckt, aber nicht wenn der politische Gegner mit ebenso wenig Anspruch auf Objektivität und Ausgewogenheit zur besten Sendezeit vom Leder zieht.

  • ich habe nichts von der dame gehört oder gelesen, wahrscheinlich ist es auch schwachsinn...



    aber diese kriegsrhetorik hier nervt mich ebenso...



    nur etwas mehr sachlichkeit und weniger häme

  • Ja okay , sie wird von der AFD, von RT und einigen Querdenkern gefeiert, das kann man mögen oder nicht (wobei ich nach wie vor der Meinung bin, nur weil rechte etwas gut finden, ist es nicht automatisch falsch).....was in dem Artikel jetzt aber garnicht drin steht, ist was an ihrem Artikel gegen die Militärhilfe an die Ukraine jetzt genau so verwerflich oder falsch oder gelogen oder was auch immer ist...werde mir den Artikel wohl selbst mal durchlesen

  • Es ist wirklich toll, wie sich das antisemitische, rechtsradikale Compact so für realpolitische Macht einsetzt! Mit vereinten Kräften kämpft es sich besser: gegen Demokratie und Menschenrechte.



    Wie viele Leute da wohl an einem Strang ziehen? Schließlich sitzt ja ein AfDler im MDR-Verwaltungsrat.



    Danke an Matthias Meisner für seine Berichte.

    Aus Tradition in Ost- und West:



    nationaler Antiamerikanismus bzw. transnationaler Russland-Imperialismus: Das vereinigt die politischen Lager.



    Die Friedensforen z.B. sammeln fleißig für die "Inbetriebnahme von Nordstream 2".

  • "Neue Heldin der Putin-Versteher"



    Gehts nicht noch platter?



    Kann man die Äußerungen von Frau Arndt nicht einfach unter Meinungsvielfalt verbuchen?

    • @john kling:

      Die Einordnung der Dame als „Putin-Versteherin“ ist eine mindestens ebenso legitime Meinung. Also wenn man sich für „Meinungsvielfalt“ einsetzt, dann sollte man auch Kritik an der eigenen Meinung akzeptieren….

    • @john kling:

      Das geht heute nicht mehr.



      Ich sehe darin eine erschreckende Entwicklung.