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Debatte um das RenteneintrittsalterLasst die Boomer in Rente gehen

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Niemand sollte dazu gezwungen sein, das Renteneintrittsalter zu verschieben. Viel sinnvoller ist, Zugewanderten den Weg ins Berufsleben zu ebnen.

Nur noch Wandern und auf der Wiese liegen, für manche Rent­ne­r:in­nen soll das erst mit 67 möglich sein? Foto: Gaby Wojciech/imago

D a ist er wieder, der Ruf nach einem späteren Renteneintrittsalter. Aktuell sieht Alexander Gunkel vom Bundesvorstand der Rentenversicherung (RV) und dort zuständig für die Arbeitgeberseite dunkle Zeiten herannahen. In ein paar Jahren gehen die meisten der sogenannten Boomer in Rente und es wird mehr Ren­te­r:in­nen als Bei­trags­zah­le­r:in­nen geben.

Mit seiner Furcht vor dem Zusammenbruch des Rentensystems, wie wir es heute kennen, ist Gunkel nicht allein. Auch Arbeitgeber-Präsident Rainer Dulger sieht das Rentensystem „vor dem Kollaps“. Und was fordern beide? Klar, ein höheres Renteneintrittsalter. Es dürfe nicht sein, dass „die weiter wachsende Lebenserwartung zu einem immer noch längeren Ruhestand“ führe, findet Dulger. Gunkel möchte, dass die Menschen nicht schon mit 67 Jahren, sondern später in Rente gehen.

Schon länger fordern Arbeitgeberverbände die Rente mit 70. Diese Forderung ist so alt wie vermessen. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Altersgrenze für die „Boomer“ und all jene, die ab 1964 geboren worden sind, bereits auf 67 angehoben worden. Nur wer von ihnen mindestens 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat, kann problemlos früher in Rente gehen, in der Regel ab 63 Jahren.

Wer es nur auf 35 Einzahlungsjahre bringt, darf zwar auch schon mit 63 Jahren aus dem Job ausscheiden, muss dafür aber mit empfindlichen Abschlägen bei der Rente rechnen. Die machen bei manchen 40 Prozent aus. Die Zahl derer, die das in Kauf nimmt, ist leicht gestiegen, vor allem bei den Frauen. Die Gründe sind bekannt: starke gesundheitliche Einschränkungen bei körperlich und seelisch besonders anstrengenden Berufen vor allem im Bau und in der Pflege.

Migration statt späterem Renteneinstieg

Hinzu kommt eine Altersdiskriminierung bei Frauen, egal in welcher Branche. Trotzdem liegt das durchschnittliche Renteneintrittsalter aktuell bei 64 Jahren. Was aber tun, wenn in den kommenden fünfzehn Jahren weitere 13 Millionen Arbeitskräfte fehlen? Schon jetzt klagt nahezu jede Branche über einen Fach- und Arbeitskräftemangel. Eine noch längere Arbeitspflicht kann aber nicht die Antwort sein.

Es sind ja schon vor allem die Boomer, die gewährleisten, dass vielerorts medizinische und Sozialeinrichtungen, den Einzelhandel, Handwerksbetriebe aufrechterhalten. Die ihr Leben lang vor allem Vollzeit gearbeitet haben – und das auch richtig fanden. Was also tun? Eine Vollzeitarbeitspflicht für Jüngere und Mütter selbst mit kleinen Kindern einführen? Den gesetzlichen Urlaubsanspruch kürzen? Vätermonate streichen? Teilzeit, Sabbaticals, Gleitzeit verbieten?

Gunkel richtet seinen Blick auf eine verstärkte Migration. Das ist der richtige Ansatz – theoretisch – in der Realität aber leider nur selten umgesetzt. Denn anstatt Mi­gran­t:in­nen leicht die Möglichkeit einzuräumen, in den Berufen zu arbeiten, die sie in ihren Herkunftsländern gelernt haben, sind die meist dazu verdammt, nichts zu tun. Viele medizinische, pädagogische, technische Abschlüsse werden hier kaum anerkannt, die Hürden für eine Einstellung sind hoch.

Viel zu hohe Hürden

Bei vielen scheitert es an einer Arbeitserlaubnis. Mit­ar­bei­te­r:in­nen in Geflüchtetenunterkünften wissen schon nicht mehr, was sie den sehr arbeitswilligen Frauen und Männern antworten sollen, wenn sie sagen: Ich habe studiert, ich spreche neben meiner eigenen Sprache fließend Englisch und Französisch, ich lerne gerade Deutsch, warum darf ich nicht arbeiten?

Ich möchte meinen Lebensunterhalt selbst verdienen und nicht auf Sozialgelder angewiesen sein. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Fällen, in denen junge afrikanische Männer beispielsweise in Bäckereien arbeiten und dort sogar eine Ausbildung machen, denen aber die Arbeitserlaubnis entzogen wird, weil sie ihre Identität nicht zweifelsfrei nachweisen können. Statt zu arbeiten, langweilen sie sich.

So ähnlich ergeht es selbst Menschen aus Europa. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Beschäftigten aus einem der neuen EU-Mitgliedsländer im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent gestiegen. Gleichzeitig hat die Zahl von Hartz-IV-Empfänger:innen aus diesen Ländern um 5,7 Prozent zugenommen. Es mag sein, dass die Ausbildung mancher Geflüchteter nicht dem deutschen Standard entspricht.

Was aber spricht dagegen, ihnen dabei zu helfen, diesen zu erlangen? Bevor viele sich erneut auf die Schulbank setzen, würden sie gern irgendwo arbeiten, auch ohne Ausbildung. Warum dürfen sie das nicht? Die Europäische Kommission hat längst Vorschläge für eine geordnete Arbeitsmigration vorgelegt: europaweite sogenannte Talentpools, Punktesysteme, Austausch zwischen den Ländern.

Unabhängig davon wissen Ar­beit­ge­be­r:in­nen selbst am besten, wen sie brauchen und wen sie wollen. Warum erschwert man ihre Suche durch eine überbordende Bürokratie? Und nebenbei bemerkt: Nichts fördert eine Integration von Zugewanderten und Geflüchteten mehr als ein Job und Selbstständigkeit in Zufluchtsland.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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39 Kommentare

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  • früher in Rente gehen -also selbst weniger arbeiten- und das mit Zuwanderung - d.h. dem Abwerben gut qualifizierter Arbeitskräfte im Ausland kompensieren zu wollen: das kann man auch als koloniales Denken bezeichnen.

  • 6G
    650228 (Profil gelöscht)

    Wer will, soll länger arbeiten.

    Wer nicht will, sollte unter gleichen Befingungen Bedingungen wie in Italien oder Frankreich in Rente gehen dürfen.

  • 0G
    06455 (Profil gelöscht)

    40 % Abschlag gibt es nicht!



    Was ist los in Redaktionsbüros?



    Fachkräftemangel?

    • @06455 (Profil gelöscht):

      Es sind 0,3% pro Monat, also 3,6% pro Jahr und somit 14,4% Abschlag.

  • Im Gegenteil wir brauchen die Fachkräfte, jeder der über das Renteneintrittsalter hinaus arbeitet sollte um 2 Steuerklassen nach unten eingestuft werden. So lohnt es sich für die Leute und ihre Expertise bleibt erhalten.

    • @Machiavelli:

      Was haben Sie denn gegen ehrgeizige, motivierte Fachkräfte aus dem Ausland ? Nur ganz günstig - zum Discounter Preis, bekommen wir die ja nicht hierher....

      • @Alex_der_Wunderer:

        Nichts aber wir sollten nicht andere Länder für ihr intellektuelles Kapital ausplündern.

    • @Machiavelli:

      Was haben die Steuerklassen der Lohnsteuer mit dem Rentenanspruch zu tun? Die Forderung ist abwegig.



      Hingegen erhöht sich der Zugangsfaktor der gesetzlichen Rentenversicherung um 0,5% pro Monat (6% pro Jahr) wenn die Rente nach dem gesetzlichen Rentenalter beansprucht wird.

      Und was ist das " 2 Steuerklassen nach unten" Einstufen?



      Etwa von Klasse IV (verheiratet) / Klasse I (ledig), welche bei der Höhe der lohnsteuer identisch sind auf, ja was?



      Klasse III (ein Ehepartner, der andere Klasse V) oder Klasse II (Alleinerziehende) oder IV Faktor?

    • @Machiavelli:

      Was ist aus der guten alten Automatisierung geworden? Roboter?



      Man kann mich doch hoffentlich in Blech nachbilden.

      • @WeisNich:

        Betreffend ihrer Frage nach der Automatisierung, wenden Sie sich am besten einmal einfach an Herrn Söder, immerhin ist seine Frau Karin Mitinhaberin des " Familienbetrieb " der Baumüller GmbH & Co KG Sitz in Nürnberg, international mit 40 Standorten in 28 Staaten.

      • @WeisNich:

        ... Roboter ?



        Falls Sie auch Pilot sein sollten, ich kann Sie beruhigen - Drohnenflüge können auch schon per installierter Vorprogrammierung , durchgeführt werden. Da kann man sich als Fachkraft, locker in die Sonne legen... 🌞

  • Warum nicht endlich ein solidarischen System mit einer auskömmlichen Grundrente einführen, etwa nach dem Vorbild der Schweiz? Am besten gleich ein bedingungsloses Grundeinkommen, von dem man leben kann? Wer mehr will, kann ja arbeiten gehen, sich selbständig machen , mit irgendwas traden oder sich sonstwie ein legales Einkommen verschaffen. Aber das ist in der Deutschen Leistungs und Neidgesellschaft undenkbar. Wir sind so tief von der kapitalistischen Ideeologie durchdrungen, das wir sie für alternativlos halten.

    • @Matt Gekachelt:

      Mehr mehr will kann arbeiten gehen- deswegen führen wir ja die Debatten. Es gibt immer Menschen die gerne arbeiten, weil sie Sinn in ihrer Tätigkeit sehen, die arbeiten auch 10h/die. In jungen Jahren weil sie sich Träume erfüllen wollen arbeiten sie Akkord und kloppen Überstunden ohne Ende für die eigene Wohnung, das Häuschen, das Auto, Urlaub usw.. Dann entsteht die Neidgesellschaft der Grundeinkommler: Warum wohnt der in Berlin Mitte, , in Kreuzberg, am Tempelhofer Feld in einer ETW?. Durch ein BGE ändert sich nichts. Die Armen bleiben arm, die Reichen werden noch reicher und die, die gerne und viel arbeiten, werden immer mehr haben als die BGE- Bezieher. Dann geht das Gejammer über die Ungerechtigkeit in Deutschland wieder los. Übrigens bekamen Sie in der Schweiz 2020 eine Grundrente von minimal 1145 Franken/Mon, damit können Sie nicht mal eine 1-Zimmer Wohnung in Zürich mieten.

    • @Matt Gekachelt:

      ...Genau - am besten man wird nach der Geburt auf der Entbindugsstation, gleich von einem Abgeordneten des Bundestags - mit einem Milchshake mit Goldstaub und Kaviar, und Überreichung einer Sofortrente empfangen...

      Wie Langweilig wäre das eigentlich ?

    • @Matt Gekachelt:

      Ich kann verstehen, dass man einen Gerechtigkeitsbegriff vertritt, nach dem ein bedingungsloses Grundeinkommen gerecht ist, auch wenn ich diesen nicht teile. Ich kann verstehen, dass man ein bedingungsloses Grundeinkommen als Lösung der Folgen dauerhafter Massenarbeitslosigkeit sieht, was wohl der Ursprung dieser Idee war, auch wenn das aktuell eher nicht das Problem ist, dass es zu lösen gilt. Aber wie ein bedingungsloses Grundeinkommen das Problem, um das es hier geht, Arbeitskräftemangel, mit "wer mehr will, kann ja arbeiten gehen, sich selbständig machen , mit irgendwas traden oder sich sonstwie ein legales Einkommen verschaffen" lösen soll, das müssten Sie bitte etwas genauer erklären!

      Eine Grundrente gibt es übrigens in Deutschland.

  • Nach 45 Jahren in Rente gilt auch wieder nur für Wessis. Wer z.b. im Osten krank war, muss diese Zeit nun nacharbeiten. Macht bei mir drei Monate Nachsitzen.

  • „Wer es nur auf 35 Einzahlungsjahre bringt, darf zwar auch schon mit 63 Jahren aus dem Job ausscheiden, muss dafür aber mit empfindlichen Abschlägen bei der Rente rechnen. Die machen bei manchen 40 Prozent aus. „



    Da geht aber einiges durcheinander.



    Bis zu vier Jahre vorzeitig in Rente gehen kann man bei 420 Anrechnungsmonaten, nicht nur Beitragsmonate zählen, sondern auch z. B. Studium, Wehrdienst u.a.



    Der Rentenabschlag beträgt 0,3% pro Kalendermonat des vorzeitigen Rentenbezugs, also 3,6 % pro Jahr, und 14,4 % maximal (da die Rente maximal vier Jahre vorgezogen werden kann). Woher die Autorin die 40% Kürzung nimmt, wüsste ich gern.



    Rein mathematisch handelt es sich auch nicht um eine Rentenkürzung, sondern um die Verteilung der erworbenen Auszahlungsansprüche auf einen (um bis zu vier Jahre) verlängerten Auszahlungszeitraum. Und das ist ja nur gerecht und im Interesse der Versichertengemeinschaft. Wer das weiß und sich darauf einstellt (das Projekt Rente mit 63 entsteht keineswegs für alle plötzlich und wegen kaputtem Rücken) der hat verschiedene Möglichkeiten, sich darauf einzustellen, z.B. kann man bis zum Alter von 45 Zahlungen leisten, um fehlende Beitragsmonate aufzufüllen, und ab 50 Zusatzzahlungen, um zukünftige Abschläge auszugleichen.



    Es ist echt Schade, und auch erschütternd, wie viel Unwissenheit über die GRV und ihre vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten herrscht.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Barbara Falk:

      "Woher die Autorin die 40% Kürzung nimmt, wüsste ich gern."



      Ich auch.Auch in einem Kommentar sollten Fakten nicht einer Ideologie angepasst werden.



      "Es ist echt Schade, und auch erschütternd, wie viel Unwissenheit über die GRV und ihre vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten herrscht." Ja.



      www.deutsche-rente...ome/home_node.html



      www.deutsche-rente...g_Versicherte.html

    • @Barbara Falk:

      "Rein mathematisch handelt es sich auch nicht um eine Rentenkürzung, sondern um die Verteilung der erworbenen Auszahlungsansprüche auf einen (um bis zu vier Jahre) verlängerten Auszahlungszeitraum."

      Darauf können nur Bürokraten kommen :-)

      Der Todestag eines Menschen steht zum Glück nicht fest. Und er hängt auch von den Lebensumständen ab. Keiner kann also sagen, ob ein vorzeitiger Renteneintritt den Bezug wirklich um 4 Jahre verlängert. Das ist nur eine mathematische Annahme.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Der Todestag eines Menschen steht nicht fest, aber dass jemand an seinem Todestag vier Jahre länger Rente erhalten haben wird, weil er/sie mit 63 und nicht mit 67 in Rente gegangen ist, das steht schon bei Rentenantritt fest.



        Wie wäre denn das Privileg eines vorzeitigen Rentenbezugs zu gestalten, so dass es aus ihrer Sicht „unbürokratisch“ und trotzdem gerecht wäre?

        • @Barbara Falk:

          "...aber dass jemand an seinem Todestag vier Jahre länger Rente erhalten haben wird, weil er/sie mit 63 und nicht mit 67 in Rente gegangen ist, das steht schon bei Rentenantritt fest."

          Eben nicht. Der Todestag bleibt nur theoretisch gleich. Wenn ein Mensch sein Leben ändert, ändern sich natürlich auch die Möglichkeiten sich lebensverkürzenden oder verlängernden Umständen auszusetzen. Man kann da nicht einfach mathematisch herangehen. Dazu ist das menschliche Leben zu kompliziert.

          Und was die "Gerechtigkeit" an geht. Ab X Einzahlungsjahren gibt es volle Rente.

          PS: Als ich angefangen habe einzuzahlen, wäre ich mit 60 in Rente gegangen. Jetzt ist es mit Glück mit 67.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Wann lag jemals das reguläre Renteneintrittsalter bei 60 Jahren? 1962, als ich begann erstmals in die Rentenversicherung ( 14 Jahre /Lehrling) lag das Renteneintrittsalter bei 65 Jahren. Man konnte eher in Rente gehen, je nach Wahlversprechen, aber immer mit Abschlägen oder man war schwerbehindert.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            „Und was die "Gerechtigkeit" an geht. Ab X Einzahlungsjahren gibt es volle Rente.“



            Und was setzen Sie bei dem X ein?



            Die Variante gibt es ja bereits, 45 Beitragsjahre, abschlagsfreie Rente.



            D.h. sie würden dafür plädieren, die vorgezogene Rente mit Abschlag abzuschaffen. Das kann man machen, ob es gerecht wäre, ist eine andere Frage. Ich fände es ungerecht, weil es die Möglichkeiten gerade von Normalverdienern stark einschränken würde. Wer studiert und/oder ein paar biografische Schleifen dreht, schafft keine 45 Beitragsjahre. Vorzeitig mit dem Arbeiten aufhören kann dann nur noch, wer Vermögen hat.



            Ihre Argumentation mit den lebensverlängernde Entscheidungen lasse ich nicht gelten. Wenn überhaupt, wäre tendenziell zu vermuten, dass jemand, der früher in Rente geht, dadurch einen gesünderen, stressfreien und längeren Lebensabend hat.



            Solche Fragen sind aber keine, die die GRV als Versicherung zu lösen hat, oder überhaupt lösen kann. Statistisch hat jemand, der den Rentenbezug früher beginnt, eine längere Rentenbezugszeit, und deshalb gibt es zurecht Abschläge.



            Die Rente mit 60 für Frauen war IMO ungerecht gegenüber den Männer. Ich finde es richtig, dass das abgeschafft wurde.

            • @Barbara Falk:

              "Und was setzen Sie bei dem X ein?"

              Das hängt von der Berufsgruppe ab. Es ist ein Unterschied, ob man auf dem Dach oder im Büro arbeitet.

              "Statistisch hat jemand..."

              Wir reden aber von Menschen. Nicht von Statistik. Mit Hilfe der Statistik wird eine Gerechtigkeit konstruiert, die es nicht geben kann.

              Aber da haben wir einen systematischen Fehler in unserem gesamten Sozialsystem. Der Grundsatz, dass niemand auch nur einen Cent zuviel bekommen soll, wird als Gerechtigkeit verkauft. Neid ist eben eine starke Triebfeder in unserer Gesellschaft.

  • "Lasst die Boomer in Rente gehen"

    Angesichts des sogenannten Fachkräftemangels?????



    Das Gegenteil, also die Einstellung von Rentnern sollte man forcieren. 2 x die Woche und Tausende würden sich melden!

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Nur wer von ihnen mindestens 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat, kann problemlos früher in Rente gehen, in der Regel ab 63 Jahren.“



    Das stimmte im Jahr 2014. für die damals 63Jährigen. Jahrgang 1951 konnte – unter Bedingungen - ohne Abzüge mit 63 in die Rente gehen. (Danke Andrea Nahles.) Ab dann wurde das Renteneintrittsalter wieder stetig angehoben. Wer „besonders langjährig versichert“ ist und z.B. im Jahre 1964 geboren wurde, kann nach den aktuellen Regeln mi 65+ ohne Abzüge in Rente gehen.



    Diese Informationen sind auf den Internetseiten der Deutschen Rentenversicherung leicht zu ermitteln. Und auch die wirklichen Abschlags-Prozente bei vorzeitigem Renteneintritt können dort ermittelt werden. Für den 40-Prozenter hätte ich gern ein Beispiel.

  • >In den vergangenen Jahrzehnten ist die Altersgrenze für die „Boomer“ und all jene, die ab 1964 geboren worden sind,

    wie definiert die Autorin denn "Boomer", wenn sie die nach 1964 Geborenen danach extra erwähnt? Die sind doch der geburtenstärkste Jahrgang überhaupt in der BRD gewesen.

    • @Bertold Trüger:

      Boomer in Deutschland: 1955-1964. Boomer in USA: 1946-1964.

  • "Schon länger fordern Arbeitgeberverbände die Rente mit 70."

    Gäbe es eine kleine Chance zur Verwirklichung, dann würden die Arbeitgeberverbände auch ein Renteneintrittsalter mit 100 fordern.

    Es reicht noch nicht einmal ansatzweise, nur auf einzelne Details des gesamten Komplexes zu schauen und den Rest zu ignorieren.

    Im Gesamtüberblick läßt sich deutlich erkennen, daß es im Hintergrund um ganz andere Dinge geht:

    Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist zu vermuten, daß es tatsächlich allen maßgeblichen Parteien - egal, ob in der Regierung oder in der Opposition - um die Zusammenlegung von Sozialhilfe und Rente geht, hin zum absoluten Existenzminimum oder noch weniger. Das ist gleichzeitig auch genau das, was auch dem überwiegenden Teil des finanzstarken Kommerz feuchte Träume verschaffen dürfte.

    Um dies zu vermuten, reicht schon das Beobachten der seit Jahrzehnten bestehenden Entwicklung in den sozial kritischen Bereichen aus.

    • @wxyz:

      Und welcher Arbeitgeber will diese alten Leute einstellen und für welche Tätigkeiten? Die wären doch viel zu Teuer.

  • Nur weil das Eine richtig ist, ist das Andere ja nicht falsch. Natürlich müssen wir es für Migranten einfacher machen auf dem Arbeitsmarkt. Aber damit alleine werden wir denArbeitskräftemangel nicht bekämpfen können. Und beim Heraufsetzen des Rentenalters geht es nicht nur um den Arbeitskräftemangel, sondern auch darum, dass wir immer älter werden und somit bei gleichbleibendem Eintrittsalter in die Rente der Anteil derer die in die Rentenkasse einzahlen im Verhältnis zu denjenigen, die Geld herausbekommen, sinkt. Dazu kommt, dass die Menschen auch länger fit sind und immer weniger körperlich arbeiten.

  • Stimme diesem Kommentar voll zu.

  • "Warum dürfen sie das nicht?"

    Weil viele Boomer "Ausländer" nicht ausstehen können und fast alles tun um Sie von sich zu halten. Einfachere Anerkennung von Abschlüssen ist ein "Pullfaktor".



    Wenn es schief geht und die Pflege zusammenbricht sind sicher wieder die jüngeren Schuld. Viele Boomer wählen ständig Ihren eigenen Untergang und den für alle anderen gleich mit.

    • @Hauke:

      Vielleicht können auch viele Boomer es nicht ausstehen, wenn nicht sorgfältig, pünktlich und zuverlässig gearbeitet wird. Die Boomer haben ihre Ausbildungen zu einer Zeit gemacht, wo es nicht immer ein Zuckerschlecken war und der Spruch " Lehrjahre sind keine Herrenjahre" noch bittere Realität war. Die Boomer brauchen sich Niemanden vom Hals zu halten, da sie meistens kurz vor der Rente stehen.

      • @Puky:

        "Vielleicht können auch viele Boomer es nicht ausstehen, wenn nicht sorgfältig, pünktlich und zuverlässig gearbeitet wird." Rassismus vom feinsten. Migranten sind alle unpünktlich und arbeiten unzuverlässig. Bullshit.

      • @Puky:

        Hinzu kommt das Problem der Bildung und Berufsausbildung. Mal so eben einige Schuljahre und Lehrjahre nachholen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

        • @resto:

          Meine Lebensgefährtin aus der Elfenbeinküste hat innerhalb von 1,5 Jahren deutsch gelernt, nebenbei gejobbt und anschließend ein zweites Studium hier in Deutschland absolviert. Eben kein Ding der Unmöglichkeit. Ich kenne viele junge afrikanische Migranten die deutsch gelernt und eine Berufsausbildung gemacht haben. Man muss sie nur fördern. Ich habe mit einer jungen Frau aus Gabun während Corona deutsch über Whats-app geübt und ihr ein wenig bei der Prüfungsvorbereitung zur Fachpflegekraft geholfen. Sie war eine der Besten. Natürlich haben einige Probleme, aber alle über einen Kamm zu scheren zeigt nur die eigenen Vorurteile. Diese destruktive Denke nervt mich.

          • @Andreas J:

            👍

    • @Hauke:

      Wer sind denn die vielen Boomer, die Ausländer nicht ausstehen können und sie von sich fernhalten? Ein sehr unqualifizierter Kommentar.