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Verdrängung in Berlin-KreuzbergLinke Vermieter

Ausgerechnet eine linke Eigentümergemeinschaft plant den Verkauf ihres Mietshauses an einen Investor. Die Mie­te­r*in­nen protestieren.

Kein Haus wie jedes andere in Kreuzberg: die Oranienstraße 169, erbaut 1862 Foto: Metin Yilmaz

Berlin taz | Das Büro von Metin Yilmaz unterm Dach der Oranienstraße 169 sieht nach Arbeit aus. Der 61-Jährige nennt es seine „Arbeitshöhle“. Auf unzähligen Regalen stapeln sich Bücher, alte Zeitschriften, CDs und großformatige Fotodrucke.

Yilmaz arbeitete als Pressefotograf, auch für die taz. Es liegen Speicherkarten und Kameras herum, aus dem Fenster schaut man auf einen ruhigen Hinterhof mit Laubbäumen. Yilmaz wohnt seit 1996 dort, sein Mietvertrag wurde damals in aller Freundschaft und nur mündlich abgeschlossen.

Yilmaz kennt seine Ver­mie­te­r*in­nen schon lange persönlich. Sie sind ebenfalls Journalist*innen, die teilweise für die taz und andere eher linke Publikationen geschrieben und gearbeitet haben. Lange hätten die Ei­gen­tü­me­r*in­nen teilweise selbst vor Ort gewohnt, sagt Yilmaz. Der Umgang miteinander sei in dem gepflegten Altbau mit 21 Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten stets freundschaftlich und gut gewesen, sagt Yilmaz. Eigentlich Vermieter, wie man sie sich wünscht.

Heute aber machen sich viele Be­woh­ne­r*in­nen Sorgen, weil die Ei­gen­tü­me­r*in­nen das Haus verkaufen wollen – nicht an eine gemeinwohlorientierte Genossenschaft oder ein kommunales Wohnungsunternehmen, sondern offenbar an einen privaten Investor. Erstmals hätten die Mie­te­r*in­nen im Mai von einem geplanten Verkauf erfahren, seither würden Interessenten durch das Haus geführt.

Die Ver­mie­te­r*in­nen haben in der Vergangenheit deutlich Missstände der Berliner Mietenpolitik kommentiert

Die Ver­mie­te­r*in­nen stammen aus demselben Kreuzberger Milieu wie Yilmaz und haben in der Vergangenheit recht deutlich Missstände der Berliner Mietenpolitik kommentiert. Organisiert haben sich die acht Ei­gen­tü­me­r*in­nen in einer GbR, zu der namhafte, teilweise preisgekrönte Jour­na­lis­t*in­nen gehören, darunter auch ehemalige taz-Autor*innen, sowie ein Mitglied im Kuratorium der taz Panter Stiftung. Mehrere Anfragen der taz an Ei­gen­tü­me­r*in­nen blieben unbeantwortet, ein direktes Gespräch wurde abgewimmelt.

Ähnlich ging es seither den Bewohner*innen. Besorgte Nachfragen wurden abgeblockt, erzählt Yilmaz: „Sie schrieben uns, dass sie mit uns nicht darüber zu reden brauchen.“ Besonders ärgere ihn das, weil man sich schon so lange kenne und sich die lange freundschaftlich verbundenen Ver­mie­te­r*in­nen nun so verhalten wie ein normaler Investor – „das finde ich ein bisschen arrogant und abgehoben“, sagt Yilmaz.

Er und viele andere Mie­te­r*in­nen fordern den Verkauf an ein gemeinwohlorientiertes Wohnungsunternehmen oder eine Genossenschaft, befürchten aber weiter, höchstbietend an einen Spekulanten verkauft zu werden, der die Immobilie aufwerten und Mie­te­r*in­nen verdrängen könnte. „Unsere Schreckensvision ist, dass wir bei einem internationalen Investor landen, der zuallererst wohl die Gewerbemieter mit extremen Mieterhöhungen verdrängen würde“, sagt Yilmaz. Dann kämen sicher auch die Mieter dran.

Kritikwürdig erscheint der Verkauf auch, weil die Ei­gen­tü­me­r*in­nen das 1993 für 1,2 Millionen Mark gekaufte Haus mit öffentlichen Fördermitteln saniert haben. Eine kürzlich veröffentlichte Anfrage der Grünen-Abgeordneten Katrin Schmidberger bestätigt, dass die Sanierung mit knapp 3,5 Millionen DM „für besondere wohnungspolitische Projekte“ gefördert wurde.

Die Ei­gen­tü­me­r*in­nen profitierten dabei von der sogenannten Selbsthilfeförderung des damaligen Senats. Auch Mie­te­r*in­nen sollten dabei für die Instandsetzungen eingespannt werden – im Gegenzug für günstige Mietkonditionen. Die beantragten Hilfen wurden schließlich von der damals zuständigen Erneuerungskommission abgesegnet – „unter der selbstverständlichen Maßgabe, dass keiner der Wohn- und Gewerbemieter durch die Sanierung verdrängt wird“, wie es in einem damaligen Fachmagazin hieß.

Jetzt weht ein anderer Wind

Die Förderung lief bis zum Februar 1997. In der Folge gab es bis 2017 eine Sozialbindung. Seitdem diese jedoch ausgelaufen ist, weht ein anderer Wind, sagt Yilmaz. Mit der Hausverwaltung wurde eine GmbH beauftragt. Seitdem gebe es im ganzen Haus Mieterhöhungen – „unausgesprochene Staffelmietverträge bis zur Grenze des Erlaubten“, wie Yilmaz sagt.

Am meisten Sorgen macht Yilmaz und anderen Mie­te­r*in­nen jedoch der drohende Verkauf. Mietrechtlich schutzlos sind vor allem die zwei Gewerbemieter im Haus, das Modegeschäft Luzifer sowie ein Geschäft für Vintage-Möbel. Beim Letzteren läuft der Mietvertrag im nächsten Jahr aus, wie der Inhaber der taz sagte.

Nach einem Treffen von 10 Mie­te­r*in­nen mit dem Arbeitskreis Gemeinwohl des Bezirks­amts Friedrichshain-Kreuzberg, der dabei hilft, öffentlichen Wohnraum zu schaffen, schrieben 18 Be­woh­ne­r*in­nen einen gemeinsamen Brief an die Ver­mie­te­r*in­nen mit der Bitte, sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst zu sein.

Die Antwort der Vermieter: Man wisse zwar um die schwierige Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt, aber „ohne dass alle Eigentümer zustimmen“, könne man nicht an eine Genossenschaft oder Wohnbaugesellschaft verkaufen. Darauf hätten sich die acht Ei­gen­tü­me­r*in­nen nicht einigen können.

„Deswegen können wir Ihnen an dieser Stelle nur versichern, dass wir bemüht sind, einen Käufer zu finden, der das Haus langfristig hält und pflegt“, schreibt die Eigentümergemeinschaft Anfang August in einem Brief, der der taz vorliegt. Zudem verweist sie darauf, dass die Mietverträge mit allen Rechten und Pflichten beim Verkauf ihre Gültigkeit behielten. Sie würden potenzielle Käufer über Mietspiegel, Kappungsgrenze und Milieuschutzgebiet in Kenntnis setzen.

Nach der Ablehnung eines gemeinwohlorientierten Verkaufs und dem fortgesetzten Schweigen zu potenziellen Käufern versuchten die Mieter*innen, diverse Kommunal- und Mie­ten­po­li­ti­ke­r*in­nen einzuschalten. Die glaubten zunächst, dass man in diesem Fall doch sicher etwas im Dialog erreichen könne.

Keine Antwort von den Ei­gen­tü­me­r*in­nen

Doch Fehlanzeige: Mehrere Politiker*innen, die sich an die Eigentümergemeinschaft wendeten, warten bis heute auf eine Antwort: Bezirksstadtrat Florian Schmidt, Canan Bayram (beide Grüne) und Pascal Meiser (Linke). Cansel Kiziltepe und Sevim Aydin (beide SPD) bekamen zwar immerhin eine Antwort, in der hieß es jedoch, dass sich die Ver­mie­te­r*in­nen nicht auf ein Gespräch einlassen und die Mie­te­r*in­nen nicht in den Verkaufsprozess einbinden wollen, wie Aydin der taz mitteilte.

Katrin Schmidberger, grüne Wohnungspolitikerin, findet die Funkstille seitens der Ver­mie­te­r*in­nen besonders enttäuschend, wie sie der taz sagt: „Weil wohl einige Ei­gen­tü­me­r*in­nen selbst journalistisch tätig sind und zum Thema Mieten gearbeitet haben, müsste ihnen klar sein, dass ein renditeorientierter Käufer durchaus Methoden findet, um den Grundsatz ‚Kauf bricht Miete nicht‘ faktisch auszuhebeln.“

Allein schon eine Aufwertung des Hauses könne zur Verdrängung der Alt­mie­te­r*in­nen führen – „wie leider schon in anderen Fällen oft erlebt“. Das Haus in kommunale Hand zu bringen, sei nicht nur aufgrund der Sozialstruktur der Be­woh­ne­r*in­nen wichtig, „sondern auch, weil das Haus mit öffentlichen Geldern instandgesetzt und modernisiert wurde“, so Schmidberger.

Auch der grüne Bezirksstadtrat Florian Schmidt sagt: „Es ist schade, wenn Menschen, die gerade nicht als Spekulanten bekannt sind, nicht einmal ins Gespräch kommen wollen.“ Er habe Genossenschaften an der Hand, die für Sondierungen bereitstünden – auch was den Kaufpreis angehe, sagt Schmidt, „das Minimum in Demokratie, Wirtschaft und Politik ist, dass man miteinander spricht“.

Die Ei­gen­tü­me­r*in­nen sollten sich fragen, zu welchem Preis sie die Immobilie gekauft haben und wie viel Gewinn man noch erzielen wolle, sagt Schmidt: „Ich habe immer noch Hoffnung, dass etwas passiert.“ Auch Bayram fordert die Ei­gen­tü­me­r*in­nen auf, einen gemeinwohlorientierten Käufer zu suchen.

Noch etwas schärfer wird Pascal Meiser, Kreuzberger Bundestagsabgeordneter für die Linke: „Das besonders Perfide an dem aktuellen Fall ist, dass der Eigentümer kein anonymer Luxemburger Fonds ist. Es handelt sich um eine private Eigentümergesellschaft, deren Mitglieder in der Vergangenheit sonst zum Teil selbst den Ausverkauf unserer Stadt scharf kritisiert haben, sich bis jetzt weigern, das Haus an einen gemeinwohlorientierten Erwerber zu verkaufen. Ich bin mir sicher, dass die Reputation der Eigentümer nachhaltig beschädigt wird, sollten sie an ihrer unnachgiebigen Haltung festhalten“, so Meiser zur taz. Auch fordert er wie die Grünen-Politiker die umgehende Wiederherstellung des Vorkaufsrechts auf Bundesebene – „im besten Fall könnte die Oranienstraße 169 noch gerettet werden“.

Obwohl das Gebäudeensemble aus der Gründerzeit im Milieuschutzgebiet liegt, ist der Bezirk machtlos. Das dort geltende kommunale Vorkaufsrecht ist derzeit nach einem Rechtsstreit ausgehebelt. Trotz Bundesratsinitiativen unter anderem von Berlin wurde es seither nicht reformiert, weil sich die FDP in der Ampelkoalition bisher erfolgreich dagegen sperrt.

Die Sorgen der Mie­te­r*in­nen wachsen

Weil auch die Po­li­ti­ke­r*in­nen keine Antworten bekamen, wachsen bei den Mie­te­r*in­nen weiter die Sorgen. Derzeit ist unklar, wann und an wen das Haus verkauft wird. Einige von ihnen beteiligten sich nicht zuletzt deswegen am Jahrestag der Verdrängung der Buchhandlung von Kisch & Co. an einer Kundgebung in der Oranienstraße.

Eine der Mie­te­r*in­nen las dabei auch einen mietenpolitischen Kommentar von Brigitte Fehrle vor, die früher auch in der taz tätig und danach lange Chefredakteurin der Berliner Zeitung war. Sie kommentierte zur Wohnungspolitik scharf. So wie am 16. 11. 2005, als der rot-rote Berliner Senat in großem Stil öffentlichen Wohnraum an die Privatwirtschaft vertickte.

Der Text könnte auch heute von uns stammen, sagte die Mieterin und zitierte ihre Vermieterin: „Das Land Berlin hat seinen Besitz allen Warnungen zum Trotz zur internationalen Spekulation freigegeben … Keiner hat das Land gezwungen, an Großinvestoren zu verkaufen. Der rot-rote Senat hat nur aufs Geld geschaut, statt zu überlegen, wozu ihn sein Eigentum verpflichtet. Dazu hätte es zunächst einmal gehört, festzustellen, wem die Wohnungen eigentlich gehören. Nicht juristisch. Sondern moralisch (…) Viel Arbeit wurde investiert, um eine soziale und ethnische Mischung auszubalancieren – oder noch besser im Lot zu halten. Das muss bewahrt werden. In den Wohnungen steckt mehr als nur materieller Wert. Sie und ihre jeweiligen Mieter sind geronnene Gesellschaftspolitik. Die ist gar nicht zu bezahlen. Sie gehört nicht in Investorenhand. Sie gehört uns allen und muss von allen gepflegt werden. Nicht vom Staat. Von möglichst vielen Einzelnen.“

Hinweis: In der ursprünglichen Version des Artikels hieß es, dass keiner der Po­li­ti­ke­r*in­nen eine Antwort durch die Eigentümergemeinschaft erhalten habe. Die SPD-Politiker*innen Cansel Kiziltepe und Sevim Aydin haben allerdings eine Antwort bekommen, auch wenn diese für die Mie­te­r*in­nen ebenso negativ ausfiel. Wir haben das entsprechend korrigiert.

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38 Kommentare

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  • Die jetzigen Mieter könnten doch gemeinsam eine Wohnhauseigentümer Genossenschaft gründen. Gut wäre es, die jetzigen Eigentümer suchten langsam einmal ein Gespräch mit ihren langjährigen Vertragspartnern den Mietern der Wohnungen.

  • Marx hatte doch recht:



    Das Sein bestimmt das Bewußtsein.

    Und dann verhalten sich halt heutige Kapitalisten anders, als sie es als Nichtkapitalisten vor 30 Jahren gefordert haben.



    Offensichtlich sind die Eigner nicht mehr jung, aber vielleicht brauchen sie trotzdem das Geld.

  • Die Verwandlung von netten Menschen in Eigentümer ist der Lackmustest des Charakters.

    Nur sehr wenige bestehen ihn und sind hinterher noch sozial.



    Konnte ich jahrelang auf dem Dorf beobachten oder aber in Berlin, in ehemals besetzten Häusern in den 90igern.



    Es gibt Linke, die sind sozial, auch wenn sie zu Macht und Geld kommen.



    Es gibt aber zumeist die Anderen, wie überall.

  • Seit wann sind Individuen links für Zustände verantwortlich?

    Individuelles Handeln wird gemeinhin als CDU-christlicher Charity mies gemacht und verantwortlicher Umgang mit Eigentum riecht nach FDP-liberalen Liberalismus.

    Linke müssen sich in ihrer verkehrten Welt nicht besser benehmen als die Kritiserten. Für die bessere Welt sind da staatliche/wirtschaftliche Strukturen (vulgo "das Systöm") verantwortlich.

    Von daher ist diese Geschichte nichts anderes als ein Pranger in dem Private auch namentlich (!) öffentlich und überregional an den Pranger gestellt werden. Politisch völlig unwichtig aber natürlich superwichtig für den linken Wutbürger

    • @Rudolf Fissner:

      Schon Mal was von individueller Verantwortung gehört?



      ... Herzlich Willkommen Herr Fissner im 21st Jahrhundert, wo jeder verantwortlich ist für seinen Teil am System, sogar die einfache Schreibkraft im KZ. Herzlich willkommen im christlichen Abendland, das sich mit Jesus auf einen Vordenker Beruf, der die individuelle Verantwortung für eine bessere Welt betont.



      Ja, es gibt kein richtiges Leben im falschen, es gibt aber auch kein Richtiges durch falsches Leben.



      ... und es hat ja auch keiner gefordert das Haus zu verschenken.



      Wenn ich Sie oder jemensch anderen erst nehmen soll, muss er, mindestens so gut er*sie kann, nach den vertretenen Werten handeln.

  • Linke Vermieter? Was für eine Überschrift.

    Nun, 100000 oder eine Million mehr auf dem Konto ist wohl unabhängig von politischer Position.

  • Wer weiß wie die Hintergründe sind. Vielleicht sind Eigentümer krank und verschuldet und müssen da so viel erlösen wie möglich. Den sozialen Großmut muss man sich eben auch leisten können.

    • @Gunnar Grannis:

      ...sind bestimmt krank - tippe ich mal

  • …als unsere Mietwohnungen in diesem Sommer klammheimlich den Besitzer wechselten und an eine anonyme Luxemburger Firma verkauft wurden, hatte Herr Schmidt anscheinend leider keine Genossenschaften an der Hand, die für eine Sondierungen bereit standen.

    Zum Glück läuft es jetzt anders!

  • Es geht hier doch nicht um links, sondern um Interessen. Leider sehen die Eigentümmer sich nicht in der Pflicht, die Interessen der Mieter zu berücksichtigen.

    Ich kann nur sagen, es muss immer gleich von Anfang an eine Genossenschaft als Form gewählt werden.

    Alles was privat ist, ist per se dem öffentlichen Bereich entzogen. Das ist ja gerade das Wirtschaftssystem, in dem wir leben, darauf basiert es. Es ist herzlich egal, welche politische Meinung jemand vertritt, wenn er Eigentümer ist, kann er über sein Eigentum verfügen.

    Der Fehler war damals, dieses Objekt nicht sofort in eine Genossenschaft zu integrieren.

    Ich drücke den Mietern den Daumen ...

    • @Andreas_2020:

      👍

  • Wundert mich gar nicht. Porsche (nur _ein_ Beispiel für offen zur Schau gestellte Luxusprodukte) bei linken Politikerinnen ... von anderen Solidarität einfordern ist eben einfacher, als selbst entsprechend solidarisch zu agieren.

    Das soll nicht heißen, das ich nicht auch linken ihren Luxus gönne, nur wenn auf der anderen "Seite" der Welt - oder im eigenen Land - Hunger und Armut herrschen, muss man sich eben fragen, ob man die linke Geisteshaltung auch verinnerlicht hat... oder ob "links sein", nur ein 8-16 Job ist.

  • Geld gewinnt immer.

  • PETUNIA NON OLET

    • @tcb262:

      Doch, Petunien riechen schon … 😅

  • Ich sehe da keinen Widerspruch sondern die Essenz des "links sein": lautstark Solidarität von anderen einfordern. Mehr nicht. Vor allem nicht, ohne große Öffentlichkeit im Stillen altruistisch zu handeln.

  • Als Sozialarbeiter im Strafvollzug, der täglich mit dem Motto "Gier frisst Hirn" konfrontiert ist, finde ich es zum Heulen, wie weit Menschen hinter ihre eigenen Erkenntnisse zurückfallen können. Ich kann nur hoffen, dass sich Frau Fehrle ihrer klugen Worte und der darin zum Ausdruck kommenden Haltung besinnt, das von "Unterm-Strich-zähl-ich"-Denken getragene, jämmerliche Schielen auf die Rendite unterlässt und sozial verantwortlich handelt.

  • Klarer Fall für das Finanzamt. Mietvertrag mündlich(Untervermietung), Hauptmieter zahlt geringere Miete an Eigentümer( wie vereinbart nach Förderung). 19 93 dürften die Zinsen bei 7% gelegen haben, da kamen 3,5 Millionen Förderung gerade recht. 1,2 Millionen investiert , eine Förderung von mehr als 200%, da muß man Beziehungen haben, man kennt sich und mag sich, ist man doch auf der gleichen Schiene unterwegs— die Guten—.

  • "Obwohl das Gebäudeensemble aus der Gründerzeit im Milieuschutzgebiet liegt, ist der Bezirk machtlos. Das dort geltende kommunale Vorkaufsrecht ist derzeit nach einem Rechtsstreit ausgehebelt."

    Da liegt der Hund begraben:



    Beim Gesetz wurde geschlampt, weshalb es als verfassungswidrig einkassiert wurde.



    Ohne dieses Politikversagen wären die Mieter garnicht in dieser Situation.

    • @elektrozwerg:

      Sie verwechseln hier 2 Gesetze: das eine war der Mietendeckel, da wurde aber nicht wirklich geschlampt, Berlin war einfach nicht zuständig.



      Das andere ist das Vorkaufsrecht. Da gibt es das Gesetz schon ewig, man hat in Berlin nur recht kreativ den Anwendungsbereich erweitert, was am Ende (nach mehreren Instanzen) das BVerwG untersagt hat, untere Instanzen hatten das aber auch schon gesehen.

      • @Dr. McSchreck:

        Dann hatt man ohne gesetzliche Grundlage gehandelt und wurde vom BVerwG zurückgepfiffen.

        Nicht viel besser, danke für die Korrektur.

  • Hmm. Linke, die lieber die eigenen Werte über Board werfen, als sich einigen zu können. Mir isses, als hätt ich das schon mal irgendwo gehört.

    Ein Treppenwitz isses trotzdem. Da wird man jetzt wohl enteignen müssen....

  • Interessanter Fall!



    Zu Yilmaz: Für ihn selbst konnte es kaum besser laufen damals mit dem mündlichen Vertrag. Er hat vollsten gesetzlichen Kündigungsschutz und ein Recht auf eine Abfindung! Grob geschätzt 25 Monatsmieten.



    Sich aufzuregen, dass wenn eine Förderung ausgelaufen ist, aber doch vor 27 Jahren der Staat unterstützt hat monetäre ist albern. So ist das und danach kann der Besitzer eben wieder frei entscheiden.



    Frage: Wieviel Rendite erlaubt denn "die TAZ" den Besitzern? Da ich selbst Vermieter einer Denkmalgebäudes bin kann ich nur sagen: wenn man abzgl. aller Kosten 2% Rendite aufs eingesetzte Geld hat ist das schon schön gerechnet. Wenn man das nicht mehr realisieren darf ohne Kritik, dann baut keiner mehr irgendwas.



    Sowie: Ausblick auf Geld trübt die eigenen Ideale. Wenn aber andere Geld "machen" schärft das die eigenen Ideale. Schön zu sehen hier!

    • @Tom Farmer:

      Das eingesetzte Kapital betrug 93 umgerechnet 75 000 EUR/ Gesellschafter. Nach 23 Jahren bei 2% Zinsen ergibt das ungefähr 120000 Euro.



      In der Zwischenzeit haben die Mieter/ Untermieter die Fördersumme zurückgezahlt, die Kreditzinsen wurden steuerlich berücksichtigt, die Tilgung erfolgte durch die Mieteinnahmen. Bei der hohen Fördersumme muss eigentlich eine solide Sanierung durchgeführt worden sein( Heizung, Dämmung, Fenster), die Kosten können auf die Miete anteilmäßig angerechnet werden. Nach 27 Jahren kann man die Immobilie abgezahlt haben und genießt sein Dasein zum Rentenbeginn oder verkloppt die Immobilie, was bei der Wertsteigerung die bessere Alternative ist, da man sich viel Ärger erspart. Außerdem muss man sich nicht dauernd rechtfertigen die Ideale verraten zu haben. Das Jammern der Mietshausbesitzer hat Tradition . Mein Rat: Verkaufen Sie das Denkmal und tragen das Geld auf die Bank, die investieren ihr Geld dann in todsichere Anlagen.

      • @Pepi:

        ...mit totsicher meinen Sie wohl, die Bank verkauft Ihnen Aktien aus der Rüstungsindustrie...

      • @Pepi:

        Nach 27 Jahren stehen meist die nächsten Sanierungs - oder Modernisierungsschritte an. Zudem laufende Reparaturen und kleinere Schäden.



        Verkaufen sollte man Denkmäler erst nach ca. 12 Jahren wegen der Steuerersparnis. Denn wenn die nicht wäre....kann man sich wirtschaftlich gleich erschießen. Nein, ich beschwere mich keineswegs, ich wohne gerne hier, viel Herzblut und Engagement hier reingesteckt, bin sogar sowas wie stolz. Eine Missbilligung zu kassieren wegen notwendiger Mieteinnahmen sehe ich aber auch nicht ein. 5,- €/m2 geht bei so einem Projekt halt nicht.

    • @Tom Farmer:

      Ergänzen möchte ich, dass ja auch die Mieter "pekuniäre Interessen" haben, nämlich möglichst wenig zu zahlen. Vielleicht sogar weniger als überhaupt die Kosten deckt - "nicht unser Problem"....

      Soviel Objektivität könnte schon möglich sein.

    • @Tom Farmer:

      Zudem: bei den Vermietern handelt es sich um eine GbR mit einer geraden Anzahl von Mitgliedern. Was. wenn es zwei gleich grosse Lager gibt? 4 sind für den Verkauf oder Umwandlung in eine Genossenschaft (weil sie mit einem geringeren Erlös gut leben können, wenn sie vielleicht langjährig ihre Brötchen bei einem grossen Verlagshaus verdient haben), 4 plädieren für einen freien Verkauf, weil sie ihr Arbeitsleben lang keine Spitzengehälter verdient haben? Auch langgediente Journalisten müssen sich irgendwann zwangsläufig Gedanken über ihr Alterseinkommen machen. Erst Recht, wenn sie privat krankenversichert sind ;-)

      • @Grenzgänger:

        Davon kann man nicht do einfach ausgehen. Stimmverhältnisse gehen meist nach dem Anteil am Gesamtobjekt in tausendstel gerechnet. Zudem sind die Regelungen im GbR Vertrag zu beachten. Einstimmigkeit steht glaub oben im Text. Es gibt keinerlei Automatismus.

    • @Tom Farmer:

      Juristisch gesehen sind die Vermieter wohl im Recht, aber es hat doch zumindest einen schalen Beigeschmack, dass sich ein Teil von denen lange Zeit journalistisch und parteiisch mit dieser Problematik beschäftigt haben.

      Man kann sicher auch keinen Dialog mit ihnen einklagen, aber wenn man die gesamte Situation betrachtet, ist das doch schon ein Affront.

      Finde ich jedenfalls.

      Ansonsten, hey, jedem seine Rendite.

      • @Jim Hawkins:

        Richtig! Sehe ich auch so, siehe letzten Absatz: Bekomme ich Geld für einen antikapitalistischen Artikel, dann schreibe ich den pointiert. Bin ich selbst Profiteur dann eben Kapitalist!

        • @Tom Farmer:

          Gut gegeben.

          Friedrich Engels war ja auch ein wohlhabender Unternehmer und ohne ihn hätte Marx nicht das zustande gebracht, was er zustande gebracht hat.

          Ohne Kapitalismus kein Kommunismus.

  • Wenn's um das Fressen geht, ist die Moral zweitrangig..



    Das dass auch bei den sog. "Linken" so ist, beweist dieser Sachverhalt ja nun eindeutig.



    Und der MENSCH heißt MENSCH..

    • @Rasmuss:

      Moral ist nie zweitrangig, sondern es geht um Interessen.

      Und die Besitzer / Eigentümer verfolgen einfach ihre privaten Interessen.

      • @Andreas_2020:

        Sie schreiben in anderen Worten das, was ich schrieb..

  • Vielleicht sollte man auch erwähnen, wie hoch oder niedrig die Mieten sind, das wird sicher eine Rolle spielen, ob man "Verdrängung" befürchten muss oder letztlich die Vermieter auf diesem Niveau das Haus einfach nicht ohne Verlust halten können.



    Für einen Verkauf durch eine Gemeinschaft kann es viele Gründe geben, etwa dass sich die Gemeinschaft nicht mehr einig ist. Ob die Mieter sich einen Gefallen tun, das jetzt öffentlich auszutragen, wage ich übrigens zu bezweifeln, aber ich kenne niemanden von beiden Seiten, vielleicht ist das dort ja normal.

  • Das muss man erst einmal hinbekommen. Erst journalistisch gegen Gentrifizierung, Verdrängung und Wohnungsnot arbeiten und dann mal flugs die Seiten wechseln.

    "The best things in life are free



    But you can give them to the birds and bees



    I want money



    That's what I want



    That's what I want



    That's what I want"

    www.youtube.com/watch?v=E-P2qL3qkzk

    • @Jim Hawkins:

      ... ich denke, dass es legitim ist, seine Lebensplanung zu verändern. Wenn ich keinen Bock mehr auf Berlin habe — OK.



      Als CDU / FDP Anhänger noch einmal OK.



      Wenn ich allerdings jahrzehntelang dem linken, alternativen Lebensstil gefrönt habe und mich nun vom Acker mache, um die Berliner Kohle plus wahrscheinlich ne fette neue Förderung mit meiner "Alte Scheune Satemin gGmbH" zu genießen — na ich weiß nicht recht ... vielleicht waren ja auch nur die Nachbarn zu laut. Lauter jedenfalls als im Wendland.