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Eine Menge an Energie Foto: Patrick Pleul/dpa

Streit um Solarenergie in BrandenburgDer Platz an der Sonne

Ein skrupelloser Investor, eine überforderte Kommune: Der Solarpark in Döllen ist keine Werbung für eine Energiewende, die die Menschen mitnimmt.

Uwe Rada
Von Uwe Rada aus Döllen

A uf dem Hof von Miriam Thiel ist der Tisch gedeckt. Kaffeekanne, Wasserkaraffe, selbst gebackener Kuchen, den Schatten spendet die Linde. Eine Brandenburger Idylle, wäre da nicht der Lärm.

„Im Mai hat es angefangen“, sagt Miriam Thiel, die im vergangenen Jahr mit ihrem Mann ein Haus in der Prignitz gekauft hat. „Corona und Berlin haben an unseren Nerven gezehrt“, erzählt sie. Im Frühjahr ist Thiel dann mit Pferd, Hund und Katzen ganz nach Zarenthin gezogen. Elf Häuser und 30 Menschen zählt das Dorf zwischen Kyritz und Perleberg. Döllen mit 180 Einwohnern ist drei Kilometer entfernt. Die Prignitz ist die am dünnsten besiedelte Region Deutschlands.

Kaum war Thiel in Zarenthin angekommen, ging es los. „Drei Monate lang dauerten die Bauarbeiten, von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends“, zählt sie auf. Fünfhundert Meter von ihrem Haus entfernt wurden Pfähle in den Acker gerammt. Pfähle, auf denen bald Solarmodule angebracht sein werden. „Solarenergie ist an sich was Gutes“, sagt Thiel. In Zarenthin ist sie das Ende der Idylle.

Den Platz an der Sonne hat sich nun die CEE Group gesichert. Für das Hamburger Unternehmen ist der Solarpark Döllen ein „Leuchtturmprojekt“. Mit einer Fläche von 123 Hektar wäre er nach Werneuchen mit 164 Hektar der zweitgrößte Solarpark Brandenburgs. „Die Produktion von sauberer Energie ist für den Klimaschutz unabdingbar und unter dem Einfluss der aktuellen geopolitischen Entwicklungen zudem zu einem Freiheitsthema geworden“, erklärt Detlef Schreiber, CEO der CEE Group.

Der Solarpark Döllen ist in einem rechtsfreien Raum entstanden

Miriam Thiel, Anwohnerin

Für Anwohnerinnen wie Miriam Thiel ist der Solarpark Döllen kein Freiheitsprojekt, sondern das „Ergebnis von Willkür“. Sie ist nicht die Einzige, die das so sieht. Zum Treffen auf ihren Hof hat sie einige Mitstreiter mitgebracht. Beim Gespräch unter der Linde wird deutlich, dass sich viel Wut aufgestaut hat in Zarenthin, Döllen, Dannenwalde und anderen Dörfern, die zur Amtsgemeinde Gumtow, Landkreis Prignitz gehören. Wut auf den Projektentwickler, der Bewohner und Gemeinde unter anderem mit einem gefälschten Gutachten getäuscht hat. Wut auf den Eigentümer der Fläche, einen ehemaligen LPG-Vorsitzenden, der sie an den Projektentwickler verpachtet und das Geschäft seines Lebens gemacht hat. Wut auf die Gemeinde, die mit dem Bebauungsplanverfahren völlig überfordert war. Miriam Thiel sagt: „Der Solarpark Döllen ist in einem rechtsfreien Raum entstanden.“

Der Projektentwickler, der den Döllener Solarpark durchgeboxt hat, ist die Firma Antlike Solar aus der Nähe von Rostock. Inzwischen hat Antlike das Projekt an die CEE in Hamburg weiterverkauft. Der Solarmarkt boomt, auch ohne Förderung. „Am Anfang hatten wir keine Ahnung, wie das läuft“, sagt Helmut Adamaschek. „Das haben die ausgenutzt.“

Auch Helmut Adamaschek ist zu Miriam Thiel auf den Hof gekommen. Seit dreißig Jahren lebt er in der Prignitz, inzwischen ist er Ortsvorsteher in Dannenwalde, das wie Zarenthin und Döllen zur Amtsgemeinde Gumtow gehört. Auch in Dannenwalde und in Gumtow selbst gibt es Anträge für Solarparks, erzählt Adamaschek, der in Berlin über zwanzig Jahre lang die Geschäfte des Landesverbands der Heinrich-Böll-Stiftung geführt hat. In Dannenwalde wurde mit der Mehrheit der Einwohner eine 50 Hektar große Anlage akzeptiert. Auch in Gumtow hat sich eine knappe Mehrheit für den Bau einer 70 Hektar großen Solaranlage ausgesprochen. In vier anderen Dörfern der Gemeinde wurden Projekte durch Petitionen der Anwohnerinnen und Anwohner abgelehnt.

In Döllen hat Antlike Solar das Land für den Solarpark von Detlef Hein gepachtet, dem Geschäftsführer der Agrar GmbH Döllen. Schlechte Böden seien das, argumentierte die Solarfirma in der Gemeindevertretung, den Bodenwert gab sie mit 15 bis 25 an, das wäre mehr Sand als fruchtbarer Boden. Denn schon damals galt ein Kriterium der Gemeindevertretung: Ab einem durchschnittlichen Bodenwert 28 soll kein Solarpark genehmigt werden. Gute Böden sollen Ackerland bleiben und kein Energieland werden. Als sich herausstellte, dass die Böden in Döllen im Schnitt einen Bodenwert von 33 haben, hat die Gemeinde den Solarpark trotzdem genehmigt. „Das Landwirtschafts­amt hatte die Bodenwerte nicht geprüft“, sagt Helmut Adamaschek.

Platz gibt es schon in Döllen Foto: Anthea Schaap/imago

Kurze Zeit später berichtete die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ), dass Antlike das Blendgutachten gefälscht haben soll. Ein solches Gutachten soll sicherstellen, dass die Solarpaneele Autofahrer nicht blenden, so sollen Unfälle vermieden werden. Ein österreichisches Gutachterbüro hatte bemerkt, dass Antlike ganze Textpassagen aus einem Gutachten entnommen hatte, das die Firma für einen Solarpark in Nordrhein-Westfalen erstellt hatte. Während Politiker wegen solcher Plagiate zurücktreten müssen, geschah in Döllen – nichts. Stattdessen wurde ein neues Gutachten angefertigt.

„Cowboys sind das“, sagt Miriam Thiel. „Eine Geschichte wie aus Unterleuten“, sagt Adamaschek und empfiehlt Thiel den gleichnamigen Roman von Juli Zeh, in dem es um einen geplanten Windpark geht, der ein fiktives brandenburgisches Dorf namens Unterleuten spaltet.

Lügen, Verleumdungen, Desinformation

Wie in „Unterleuten“ spielt auch in Döllen ein ehemaliger LPG-Vorsitzender eine Hauptrolle. Dem Vernehmen nach 1.500 Euro pro Hektar bot Antlike Solar Detlef Hein an. Es war ein Geschäft, das er nicht ablehnen konnte. Helmut Adamaschek sagt: „Dafür bekommt er das Zehnfache des Ertrags, den sein Acker sonst bringt – fürs Nichtstun.“ Inzwischen bieten Solarfirmen über 3.000 Euro Pacht pro Hektar an.

Fortan machte Hein, der auch Gemeindevertreter ist, Stimmung im Dorf für das Vorhaben. Dennoch sprach sich bei einer ersten Befragung mehr als die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner gegen den Solarpark aus. Hein sah seine Felle davonschwimmen. In der MAZ machte er vor allem Zugezogene aus Berlin wie Miriam Thiel für die Ablehnung verantwortlich. „Zivilisationsgestörte Leute kommen hierher“, ließ er sich zitieren, „und bringen unsere Ordnung durcheinander“.

Hein wollte wieder Ordnung schaffen, seine Ordnung. In einem Brief an alle Bewohner sprach er von „Lügen, Verleumdungen und Desinformation“, berichtete das Magazincorrectiv.org. Die Einschüchterung zeigte Wirkung. Siebzehn Haushalte zogen ihre Unterschrift zurück. Antlike Solar und Detlef Hein hatten nun die knappe Mehrheit im Dorf. Die Gemeinde gab grünes Licht, der Platz an der Sonne war ihnen sicher. „Mafiöse Strukturen“, sagt Miriam Thiel, wenn von der Vorgeschichte des Solarparks Döllen die Rede ist.

Solarstrom, das ist bislang das Aschenputtel unter den Erneuerbaren Energien in Deutschland. Der Anteil der Photovoltaik lag 2021 nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz von Robert Habeck (Grüne) bei 21,4 Prozent. 38,4 Prozent lieferten Windanlagen an Land, noch einmal 10,4 Prozent Windanlagen auf See. Windkraft erzeugt bislang also doppelt so viel Strom wie durch Sonnenenergie gewonnen wird.

Unter der Linde bei Miriam Thiel (Mitte). Rechts von ihr Helmut Adamaschek, links Angela Jandt Foto: Uwe Rada

Das soll sich ändern, erst recht nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs und der Energiekrise, den er in Deutschland auslöste. Bis 2030 will die Bundesregierung 200 Gigawatt an sogenannter installierter Leistung erreichen, schreibt das Umweltbundesamt. So könnten bis dahin Freiflächenanlagen auf 0,5 bis 0,6 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Deutschlands installiert sein. „Das entspricht einer Fläche von 80.000 Hektar“, hat Helmut Adamaschek ausgerechnet. „Da können sie nur in Räume rein, die großflächig sind.“

Für Adamaschek besteht kein Zweifel, dass diese „großflächigen Räume“ vor allem in Ostdeutschland zu finden sind. In Brandenburg sind derzeit etwa 56.000 Anlagen installiert. Das geht aus dem Solaratlas hervor, den die Energieagentur Brandenburg im April veröffentlicht hat. 30 Prozent dieser Anlagen befinden sich auf Dächern. Freiflächenanlagen wie die, die in Döllen ans Netz gehen soll, haben einen Anteil von 70 Prozent. „Vor allem in der Prignitz und in der Uckermark“, sagt Helmut Adamaschek, „stehen Investoren wie Antlike Solar in den Startlöchern“.

Miriam Thiel sagt: „Die suchen ganz gezielt nach großen Flächen mit nur einem Eigentümer.“ In manchen Gemeinden in der Prignitz werden mehrere Anträge pro Woche gestellt. In Gumtow hat der Bürgermeister deshalb schon die Reißleine gezogen. Nur noch ein Antrag pro Gemeinderatssitzung wird bearbeitet, heißt es in einem Kriterienkatalog, den die Gemeinde inzwischen verabschiedet hat.

Dennoch wird der Druck zunehmen, ist sich Adamaschek sicher. Denn anders als bei Windanlagen, deren „Eignungsgebiete“ in Regionalplänen exakt ausgewiesen sind, liegt die Planungshoheit für Solarparks bei der Kommune. Es braucht nur einen kommunalen Bebauungsplan und schon kann es losgehen.

Streng bewacht: Die Baustelle zwischen ­Zarenthin und Döllen mit den Pfeilern für die Solarpaneele Foto: Uwe Rada

Für Adamaschek ist das auch eine Zerreißprobe für die Grünen. Er weiß, in welchem Dilemma sich Brandenburgs grüner Umwelt- und Landwirtschaftsminister Axel Vogel befindet. „Die Grünen stehen unter Stress“, sagt er. „Sie müssen die selbst gesetzten Klimaziele schaffen, aber dafür müssen sie sich auch mit der eigenen Klientel anlegen.“ Adamaschek weiß, wovon er spricht. Er war lange selbst Kreisvorsitzender der Grünen in der Prignitz. In Gumtow haben die Grünen 16 Prozent der Stimmen bei der letzten Kommunalwahl geholt. „Das ist viel für Brandenburg“, sagt er.

Von der Landesregierung im Stich gelassen

Wer sich die Finger nicht verbrennen will, erklärt sich für nicht zuständig. So hält es auch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz in Brandenburg. Auf Nachfrage der taz erklärt Sprecher Sebastian Arnold: „Solaranlagen (…) unterliegen dem Baurecht, werden also von den Bauämtern im Rahmen eines Baugenehmigungsverfahrens zugelassen. Flächennutzungs- und Bebauungsplanung ist Sache der Kommunen.“ Wenn überhaupt, sei das Infrastrukturministerium zuständig, so Arnold weiter. Das reagierte nicht einmal auf eine Anfrage der taz.

Es sind Dinge wie diese, die den Menschen in der Prignitz das Gefühl geben, von der Politik im Stich gelassen zu werden. Auf sich allein gestellt zu sein. Zerrieben zu werden zwischen skrupellosen Investoren, gierigen Flächenbesitzern und überforderten Verwaltungen. Vor einer Übermacht zu stehen, wie sie auch im Berlinale-Gewinnerfilm „Alcarràs“ mit der Geschichte von einer einer katalonischen Bauernfamilie, die einem Solarpark weichen muss, beschrieben wird. Gerade ist der Film in den Kinos angelaufen. Dennoch gibt Helmut Adamaschek seine Hoffnung nicht auf. „Es wäre doch mal was, wenn die Grünen sagen würden: Es muss eine verbindliche Abgabe der Solarfirmen an die Kommunen geben.“

Wem gehört der Platz an der Sonne? Das ist die Frage, die Adamaschek aufwirft. Bisher profitieren von den Solarparks nur die Verpächter und die Solarfirmen. Bei Windkraft ist das anders. Dort bekommen die Kommunen 0,2 Cent pro Kilowattstunde von den Betreibern der Anlagen. Bei Solarparks ist die Abgabe aber eine rechtliche Grauzone. Denn es gilt das sogenannte Kopplungsverbot, das heißt die Kommune darf ihr „Go“ für den Bebauungsplan nicht mit der Forderung nach einer Abgabe koppeln. „Also läuft das über die Hinterzimmer“, sagt Adamaschek. Vereinen in den Dörfern werden von Verpächtern Zusagen gemacht. Antlike hat einen Stromkostenzuschuss von 100 Euro pro Person jährlich zugesagt. Miriam Thiel wiederum hat beobachtet, wer plötzlich in den Dörfern Solarpaneele auf den Dächern hatte.

Für den geplanten Solarpark in Gumtow hatte der Betreiber eine Abgabe von 0,2 Cent pro Kilowattstunde im Jahr mündlich zugesagt, das wären jährlich 300.000 Euro. Dann zog er das Angebot wieder zurück und war nur noch zu einer Abgabe von 100.000 Euro bereit. „Und auch die 100.000 Euro hat er nur zugesagt, weil wir Krawall gemacht haben“, betont Angela Jandt.

Jandt lebt im Nachbardorf von Miriam Thiel, auch sie ist eine Zugezogene. „Wegen Corona habe ich Berlin nicht mehr ausgehalten“, sagt sie unter der Linde von Miriam Thiel. Seitdem engagiert sie sich in der Prignitz, kaum eine Gemeinderatssitzung lässt sie aus in Gumtow.

Was muss zusammenkommen, damit sie einen Solarpark in Ordnung findet? Angela Jandt sagt: „Die Gemeinde muss davon profitieren, das erhöht die Akzeptanz.“ Aber auch die Bewohner können profitieren. Für eine zweite Anlage in Dannenwalde haben die Investoren einen Strompreis von 18,5 Cent pro Kilowattstunde zugesagt, das wäre die Hälfte des aktuellen Preises. Möglich ist das, weil PV-Freiflächenanlagen die günstigste Form der Stromerzeugung sind. Wichtig seien auch ein transparentes Verfahren und Naturverträglichkeit, fügt Jandt hinzu. „Und natürlich die Größe.“

Ihrer Meinung nach müsste die Fläche für einen Solarpark auf 50 bis 75 Hektar begrenzt sein. Für Döllen würde das heißen: die Hälfte. Außerdem sei eine Flächendeckelung für Solarparks auf zwei Prozent der Gemeindefläche nötig, wie es etwa für Windparks gilt. Für all das, findet Jandt, sei auch die Landesregierung verantwortlich. „Doch bislang gibt es da nur eine Empfehlung der Grünen“, ärgert sie sich. Darin steht, dass PV-Freiflächenanlagen nicht in Schutzgebieten entstehen dürfen. Adamaschek fordert, dass Brandenburg, ähnlich wie Niedersachsen, Eignungsgebiete nicht nur für Windkraft, sondern auch für Solarenergie festlegt.

Vom Land im Stich gelassen, gehen die Kommunen in Brandenburg inzwischen eigene Wege. Manche von ihnen lehnen Solaranlagen rundherum ab. Andere haben ein Moratorium erlassen und hoffen auf das Ende des Kopplungsverbots und eine Erhöhung der Abgabe von 0,2 Cent auf 0,4 Cent pro Kilowattstunde.

Wieder einen anderen Weg geht die Gemeinde Gumtow. Der Kriterienkatalog, den der Gemeinderat verabschiedet hat, ist auch ein Lernprozess. Er regelt zum Beispiel, dass kein Solarpark gegen den Willen der Bewohner entstehen darf. Darüber hinaus sollen sie „die Möglichkeit haben, sich am Solarpark als Anteilseigner zu beteiligen“.

Helmut Adamaschek will, dass von der Energiewende alle profitieren. Döllen sieht er als Niederlage. „Aber auch eine Niederlage“, meint er, „kann gut sein für die Demokratie, wenn die Menschen anfangen, sich einzumischen.“

Miriam Thiel tut sich schwer, das Gute im Schlechten zu sehen. Sie muss künftig mit der Solaranlage in Döllen leben. „Wenn ich mit dem Pferd um das Gelände herum reite“, sagt sie, „dauert das eine Dreiviertelstunde.“

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29 Kommentare

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    Die Moderation

  • Drei Monate lang Lärm ?



    Danach ist immerhin für 30 Jahre Ruhe. Auf einem Acker sind auch mal laute Traktoren unterwegs.

  • Die Verantwortung liegt auch bei de Kommunen, die sich ja ganz offensichtlich illegale Versprechungen geben lassen, bevor sie eine Genehmigung erteilen, die sie an sich auch ohne Versprechen genauso behandeln müssen.

    Übrigens führt gerade eine restriktive Genehmigungspraxis dazu, dass die Pachten in die Höhe schießen. Wenn Großgrundbesitzer (hier ein ehemaliger SED-Genosse) viel Land besitzen, dann wohl deshalb, weil die früheren in der LPG gebundenen Landeigentümer es ihnen verkauft haben.

    "Ein skrupelloser Investor, eine überforderte Kommune"? Immerhin wurde niemand erschossen oder bedroht. Irgendwo werden die angesprochenen schon eine Grenze und Skrupel haben. Wer an dem Gutachten gedreht hatte - vielleicht der Gutacher selbst - ist auch nicht ausgesagt.

  • PV gehört in erster Linie auf die Dächer.

    In zweiter Linie auf geeignete Rand- und Konversionsflächen, welche sich in kommunaler Hand befinden oder von dieser, eventuell bereits mit Bürgerinnenbeteiligung, aufgekauft werden.

    Zwingend ist ein transparenter, demokratisch kontrollierter Planungsprozess, das Ziel muss neben der umweltschonenden Stromerzeugung aus Sonnenlicht immer regionale und breit gestreute Wertschöpfung sein.

    PV-Anlagen in der "freien Prärie" dagegen begünstigen oft kaum zu kontrollierendes Landgrabbing "freier" Investorinnen und tragen nicht zuletzt auch durch die notwendig großflächigen Einzäunungen zur Zersiedelung bei.

    Der Artikel von Uwe Rada macht deutlich, was alles schiefgehen kann.

    • @Waage69:

      Prinzipiell gebe ich Ihnen recht, aber mit Dach- und Konversionsflächen aus kommunaler Hand wird die Energiewende in den kommenden Jahren leider nicht gelingen.

      Das bei solchen Projekten notwendige Bauleitverfahren ist definitiv ein transparenter Prozess (Stichwort öffentliche und frühzeitige Beteiligung). Allerdings müssen die oftmals überlasteten Behörden dann auch ihre Hausaufgaben machen.

      Wenn man sich in diesem Jahr mal wieder durch Brandenburg fährt, sollte man sicher eher fragen, ob es zielführend ist, auf den ganzen achso wertvollen Ackerflächen Jahr für Jahr den Silomais vertrocknen zu lassen.

      Das Landgrabbing der Investor*innen hatte leider schon vor langer Zeit nach der Wende angefangen, nur dass sich deren Einnahmen jetzt noch verzehnfachen.

    • @Waage69:

      Solarstrom aus Dachanlagen kostet das doppelte, und diese Flächen lassen sich gar nicht so schnell entwickeln, weil Handwerker fehlen und weil die Dachbesitzer es gar nicht wollen oder jetzt nicht wollen, vielleicht erst eine Dachdämmung abwarten oder den Übergang an die nächste Generation.



      Für eine schnelle und preiswere Energiewende ist Solarenergie in der Freifläche mehr oder weniger unverzichtbar.



      War da nicht was mit Russland?

  • Sorry, kein Mitleid mit Frau Thiel. Hätte sich halt vorher über die Pläne des Dorfs erkundigen sollen.



    Es nervt einfach nur noch, dass reiche Städter aufs Land ziehen, und dort alle Klimamassnahen blockieren.



    Was hat sie erwartet. Dass der Bauer aus dem trockenen Acker eine Blumenwiese macht, damit Sie beim Ausritt einen schönen Ausblick hat?



    Schade, dass die taz sich zum Sprachrohr für solch vergelten Leute macht.

    • @Leichtmatrose:

      @Leichtmatrose, volle Zustimmung.

    • @Leichtmatrose:

      Über die genutzte landwirtschaftliche Nutzfläche, die im Fruchtfolgewechsel auch eine Blumenwiese sein kann (wäre eine Sache einer fortentwickelten Agrarpolitik) , kann immerhin das Wild wechseln.

      Es sollte schon ein Bewusstsein vorhanden sein, dass 123 ha (oder mehr) am Stück und eingezäunt ökologisch nicht das Ideal sein können.

      Auch nicht die im Text als Begrenzung vorgeschlagenen 50 ha.

  • Natürlich ist es richtig, dass die Menschen vorort an solchen Vorhaben beteiligt und in die Planung einbezogen werden. Es stellt sich auch die Frage warum solche Projekte unbedingt so groß sein müssen.



    Andererseits kann ich eine Belästigung der Einwohner durch solche Anlagen im Betrieb nicht erkennen. Keine Emissionen keine Strahlung kein Lärm.



    Darum sollte der Ausbau, vielleicht etwas behutsamer weiter gehen.

  • Auch "grüner" Kapitalismus ist Kapitalismus.

    • @Mustardmaster:

      Und jede einzelne kWh aus Wind, Sonne oder Wasser, die in Deutschland gewonnen wird, ist nur wegen mindestens einem beteiligten gewinnorientierten Unternehmen möglich.

  • Stadtflüchtige aus Berlin haben halt eine romantische Vorstellung vom "Land" und sind dann von der Realität enttäuscht. Und dagegen muss man schließlich was tun. - Ökologisch mag die Energiewende ja sein, ökonomisch war sie von Anfang an eine Verteilung von unten - kommunale Stadtwerke - nach oben - Ärzte und Anwälte als Windparkinvestoren. Dass hier Korrekturen zugunsten des - ökonomischen - Gemeinwohls nötig sind, liegt auf der Hand.

  • Gefälschtes Gutachten?



    - Urheberrechte?



    - Betrug?



    -> Strafbarkeit?

  • Warum nicht Photovoltaik auf Stelzen?



    Da bleibt Agrar möglich ...



    Und / oder vertikale Panele...?

    • @DerEitlePfau:

      Photosynthese wandelt Nährstoffe mit Licht in Erträge.



      Ohne Licht kein Ertrag.



      Und die PV senkt die Einstrahlung deutlich...

      • @mensch meier:

        kommt drauf an was angebaut wird.

        Bei einigen Gemüsesorten ist es tatsächlich Ertragssteigernd.

        Nicht alles was auf dem Feld wächst mag die pralle Sonne.

        Salat gedeiht zum Beispiel besser unter Solar.

        Der Grund warum man es nicht macht ist ein anderer. Geld. Die Anlage kostet mehr durch die Stelzen.

  • Wo sind jetzt eigentlich die Argumente gegen die Anlage außer "Ich gönne dem Landwirt die Einnahmen nicht" und "Ich bin hier zugezogen und jetzt soll alles so bleiben wie es war."?

    • @NN:

      Der Ausritt wird behindert.

  • Also wer keine Windräder neben seinem Grundstück haben will ist Rückwärtsgewandt und CSU aber die Anwohner immer Solaranlage sind im Recht weil es beim ausreiten stört und jemand damit Geld verdient?



    Habe im Text, außer dem Teil mit den gefälschten Gutachten, kein Argument gegen die Anlage gefunden.

    • 9G
      97627 (Profil gelöscht)
      @Jesus:

      Und mit dem Argument der Zugezogenen hat er offenbar auch Recht. Erinnert mich an Nachbarschaftsstreitigkeiten, bei denen durch wütende Nachbarn Bäume abgesägt werden, weil die Aussicht gestört wird.

      • @97627 (Profil gelöscht):

        Oder die Münchner Beamtenfamilie, die in ein oberbayrisches Dorf gezogen ist, um dort dann durch mehrere Instanzen gegen den "Lärm" von Kuhglocken und die Mücken durch Kuhfladen auf der benachbarten Weide zu klagen.

  • So geht das immer. "Last Generation" klebt sich auf die Straße, Großdemos gegen Kraftwerke, FfF legen den Verkehr lahm ...



    Aber kaum soll ein Windrad oder ein Solarpanel aufgestellt werden, findet man 1001 Grund, warum das gerade hier nicht geht. Dummerweise ist "gerade hier" an jedem Ort, so dass in Summe die Fläche der Republik herauskommt, lückenlos.



    Nur, so wird das nichts mit der Decarbonisierung. Oder es gibt halt keinen Strom mehr und die Wärmepumpenheizung bleibt kalt. Wofür dann die Vermieter gescholten werden. Und "grünen Wasserstoff" können wir auch vergessen, dafür würde auch Solar- und Windstrom benötigt, in gigantischen Mengen.



    Die Nimbys verhindern alles.

    • @Zweifler:

      Wenn man es wirklich ernst meint mit der "Decarbonisierung",müßte auch der Konsum drastisch verringert werden. Denn auch"grüner Konsum/Produktion" erzeugt Emissionen ,nur weniger.



      Aber wenn es um Reduzierung des Lebensstandards geht, dann reagieren fast alle mit nimby!

  • Krass. Danke für den Artikel. Für mich das beste Beispiel von Erneuerbare Energien ja ABER nicht vor meiner Haustür. MMn bleibt da Firmen ja garnichts anderes übrig als zu tricksen und zu Bestechen oder sonst derartiges, wenn sich wie hier in dem Fall, auch noch Landromantiker aus Berlin einmischen. Wenn Firmen schon nicht mal in der Prignitz große Solarparks bauen können, ja wo denn dann?

    • @Klaus Gissing:

      "MMn bleibt da Firmen ja garnichts anderes übrig als zu tricksen und zu Bestechen oder sonst derartiges"

      Der Zweck heiligt die Mittel? Wenn man von den Guten ist ,darf man schon mal betrügen und lügen?

      "Wenn Firmen schon nicht mal in der Prignitz große Solarparks bauen können, ja wo denn dann?"



      Vielleicht ganz woanders? Und /oder kleiner? Auch wenn die Prignitz das am dünnsten besiedelte Gebiet ist,so ist Deutschland eines der am dichtesten besiedelten größeren Länder Europas.



      Ansonsten könnte man mit ähnlichen Argumenten auch AKW's bauen. Die liefern auf die benötigte Grundfläche umgerechnet wesentlich mehr Energie, sind auch weitgehend emissionsarm - zumindest was "klimarelevante" E's betrifft- und haben sogar längere Laufzeiten als Solaranlagen! Die Restmüllentsorgung ist übrigens bei beiden Technologien nicht so ganz vollständig gelöst.

    • @Klaus Gissing:

      Man kann auch sauber arbeiten.



      Dann ist das Ergebnis verträglicher.für die Bevölkerung...

  • So läuft es halt meist überall, zumindest im Osten, bei einer traumatisierten Bevölkerung die keine Rücklagen hat.



    Wenn die Stromproduktion mehr bringt als der Weizen, dann müsssen halt Menschen ins Gras beißen.

    • @WeisNich:

      Was aus dem Artikel leider nicht so richtig hervorgeht, ist, was die zitierten Einwohner nun konkret als Problem am Solarpark sehen. Reines Selbstinteresse sollte jedenfalls nicht der Energiewende entgegen stehen.

      Was ich definitiv als problematisch sehe ist, wenn tatsächlich Gutachten (wie auch immer) gefälscht wurden. Ebenso fraglich finde ich, warum bei der Beteiligung der Behörden (nach §4 BauGB) nicht erkannt wurde, dass die Bodenpunkte tatsächlich höher liegen. Wenn in Brandenburg tatsächlich eine Grenze von 28 Bodenpunkten gilt, hätte das Projekt nicht genehmigt werden dürfen.

      Dass die großen Profiteure neben den Flächeneigentümern die Investoren sind, finde ich nicht falsch. Investor ist am Ende jeder, der sein Geld (sei es direkt oder indirekt über die Altersvorsorge, Bank, Versicherung, etc.) in erneuerbaren Energien anlegt. Das Problem sind meiner Meinung nach die Flächeneigentümer, welche nicht selten große Unternehmen, Versicherungen oder einfach nur Reiche sind, die nach der Wende bei der Zerschlagung der ehemaligen LPGs günstig investiert haben und jetzt das große Geld machen. Hier muss die Grundsteuer beim Bau eines Solarpark entsprechend hoch.