Das neue Infektionsschutzgesetz: Die Maske bringts
Solange man nicht weiß, welche Mutante kommt, und solange es keine angepasste Impfung gibt, heißt es Masken tragen. Sie sind der wirksamste Schutz.
W enn all die Lügen und die Erregung nicht wären, man hätte sich längst einmal sachlich mit dem neuen Infektionsschutzgesetz auseinandersetzen können. Aber Twittertrolle, alternde Lungenärzte und sogar ein paar bedauernswerte Journalisten verbreiten stattdessen schamlos Unfug. Egal, wie offenkundig falsch ihre Behauptungen sind.
Anderswo in Europa, zum Beispiel, ist die Pandemie vorbei? Falsch. Wie in Deutschland schwächt sich die Sommerwelle vielerorts ab, aber das ist alles. In anderen Ländern Europas gibt es keine Maßnahmen mehr? Unsinn. Von Spanien über Portugal bis Schweden gibt es Kontaktbeschränkungen, Masken- und Testpflichten. Vielleicht befragen Ressorts mit dem Wort Recherche im Titel dazu mal heimgekehrte UrlauberInnen, wenn der Weg auf die Website des Auswärtigen Amts zu weit erscheint.
Sie mögen sich zudem ein Anfängerlehrbuch für Virologie besorgen, bevor sie sinnfreie Phrasen schreiben wie „kein Killervirus in Sicht“. Es liegt in der Natur von Viren, dass sie heute nicht zeigen, was in drei Monaten kommt. So war es mit Delta, so ist es mit Omikron. Wenn das inkompetente Geschepper und Gelaber dann endlich zu Ende wäre, könnte man sich der Sache widmen. Es geht um Masken.
Sie sind lästig, vor allem für Brillenträger, aber ansonsten die einfachste, niedrigschwelligste und eine wirksame Maßnahme im Infektionsschutz. Ähnlich verhält es sich mit der Testerei, die weder freiheits- noch grundrechteraubend ist. Einziger Kritikpunkt hier ist die Kostenfrage. Wenn Tests vorgeschrieben werden, müssen sie auch bezahlt werden. Und schließlich die Impfung. Auch der Vorwurf, nun würden drei- oder sogar vierfach Geimpfte künftig als ungeimpft gelten, ist hohl.
Die Dreimonatsregel rührt daher, dass dreifach Geimpfte zwar dauerhaft vor schwerer Erkrankung geschützt sind. Sie sind aber nur in einem kurzen Zeitraum nach dem letzten Piks auch vor Ansteckung geschützt. Danach werden sie zwar selbst nicht schwer krank, wenn sie sich infizieren. Sie können aber andere anstecken. Die Sache mit den drei Monaten ergibt also einen gewissen Sinn, wenn man die Ausbreitung des Virus beschränken will.
Fakt bleibt aber auch, dass das Boostern nach der dritten Dosis für die meisten Impflinge selbst nichts bringt. Sie brauchen keine vierte, fünfte Dosis zum Schutz vor schwerer Krankheit und sollten sie für ein paar Wochen Test- oder Maskenfreiheit auch bitte nicht in Anspruch nehmen Das bedeutet zwar, dass für Geimpfte dann die gleichen Regeln gelten wie für Genesene, Genesen und Geimpfte, zweifach Geimpfte, usw. Aber gleiche Regeln für die ganze Vielfalt an Menschen – das kann ja doch nichts Schlechtes sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil
Lateinamerika und Syrien
Assads Freunde
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse