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Die steile TheseWer ist schlimmer als RB Leipzig?

Michael Brake
Kommentar von Michael Brake

Die Anhänger des wahren™ Fußballs: Sie versuchen zu definieren, was gutes Fansein ausmacht, doch schaffen wertkonservativen Kitsch.

Die Fans von RB Leipzig feiern nach dem Sieg im Finale Foto: Lisi Niesner/reuters

D er Mai ist für Fußballfreunde der Monat der Entscheidungen. Dauernd letzte Spieltage, Finals, Relegationen, dauernd späte Tore, Glück, Entsetzen, Dramatik. Dafür lieben sie den Sport.

Für deutsche Fans hatte es in diesem Jahr die dritte Maiwoche besonders in sich. Zunächst am Mittwoch das Finale der Europa League. Die Vollendung eines Märchens. Eintracht Frankfurt, in den vergangenen Jahrzehnten öfters auch mal in der Zweiten Liga, schaffte es nach einem Ritt über den Kontinent tatsächlich, seine eigene Cinderella-Story zu krönen. Es war der Sieg des unberechenbaren Moments im Fußball. Geld schießt eben doch keine Tore.

Dann am Samstag das Finale des DFB-Pokals. Für viele die Vollendung eines Albtraums. Rasenballsport Leipzig gewann den ersten Titel in seiner gerade einmal 13-jährigen Vereinsgeschichte. Und das auch noch gegen den SC aus der Fahrradfahrer- und Backgammonspielerstadt Freiburg, einen der Everybody’s Darlings des deutschen Profifußballs, seit 118 Jahren titellos. Für viele Fans war der Sieg dieses „Konstrukts“, wie RB Leipzig immer wieder gern genannt wird, so was wie der Triumph von Voldemort, Darth Sidious und Putin zusammen. Geld schießt eben doch Tore, on the long run.

Schwarz und Weiß. Yin und Yang. Ähnlich eindeutig zweigeteilt war auch das öffentliche Echo. Viel Liebe für Eintracht Frankfurt, der Hessische Rundfunk schob gleich mal eine 42-minütige Jubeldoku mit dem komplett unironischen Namen „Eine Traumreise durch Europa“ ins Programm. Viel Häme gegenüber RB Leipzig, was sogar schon vor dem Finale losging. Von niemandem dazu gefragt, erklärte der Drittligist VfL Osnabrück (of all clubs!) seine Solidarität mit Freiburg im Endspiel.

Ein Verein als Marketingtool

Nun hat Fußballdeutschlands Abneigung gegen RB Leipzig einige gute Gründe. Tatsächlich ist die Mannschaft Teil der Verkaufsstrategie des Energy­drink­-Herstellers Red Bull, der über Sportsponsoring sein Image als virile Marke stärken will. Nur dafür wurde der Verein gegründet. Um sich im deutschen Profifußball etablieren zu können, mussten dabei mehrere halb legale Tricksereien veranstaltet werden. Und überhaupt, „Verein“: RB Leipzig hat ungefähr 20 Mitglieder, Eintracht Frankfurt mehr als 100.000. Schließlich ist Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz auch noch ein ziemlicher Rechtsaußen. Alles nicht sehr schön, alles zu Recht in der Kritik.

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Bei Eintracht Frankfurt wird umgekehrt besonders hervorgehoben, wie toll die Fans des Vereins sind (und dass der Titel allein ihretwegen verdient sei), was sich vor allem durch ihre Menge und ihre Hingabe begründet. In Barcelona waren 30.000 im Stadion Camp Nou und noch viel mehr in der Stadt, obwohl nur 5.000 Tickets für sie vorgesehen waren. Mit Kreativität und viel Geduld kauften sie freie Plätze abseits ihres Blocks. Zudem hatten sie sich abgesprochen, ihre weißen – und nicht etwa die roten oder schwarzen – ­Trikots zu tragen, sodass ihre schiere Masse auch zu sehen war. Ganz nebenbei ist Weiß die Farbe von Barcelonas Erzrivale Real Madrid. Was für eine Demütigung. Was für eine Story!

Und die Leipzigfans? Nun, zum RB-Hass gehört auch das Anhängerbashing. Wie man nur Fan eines solchen Vereins sein könne!? Kann man natürlich nicht! Ein reines „Eventpublikum“ sei das, echte Leipziger Fußballfans würden es mit den Viertligisten Lok oder Chemie halten. Hämisch wird auch auf die geringe Zahl der RB-Auswärtsfahrer verwiesen. Dass es vielleicht auch einfach Leipziger gibt, die sich freuen, dass da jetzt ein Bundesligaverein in ihrer Stadt spielt, das sogar recht ansehnlich und nun auch noch erfolgreich –, das darf in der Vorstellung der Anhänger des wahren™ Fußballs nicht sein.

Irgendwie soll bitte alles wieder so sein wie früher

Was dieser wahre™ Fußball ist? Das ist nie so ganz klar, aber irgendwie soll bitte alles so sein wie früher! Als Fußballer noch Schnorres trugen und die Bundesliga aus dem festgelegten Kanon der Traditionsvereine von Kaiserslautern bis Duisburg bestand, als es ausschließlich Stehplätze gab und sämtliche Spiele noch samstags um 15.30 Uhr angepfiffen wurden (wurden sie niemals, aber egal).

Es ist die Sehnsucht nach Zeiten, die unwiederbringlich vorbei sind. Geld regiert die Fußballwelt. Ein sich als Malocherklub verkaufender Klub wie Borussia Dortmund ist an der Börse, der von Traditionsfans für seinen „You’ll never walk alone“-Kult verehrte FC Liverpool ist im Besitz der US-amerikanischen Fenway Sports Group (immerhin nicht von Scheichs aus Katar oder Saudi-Arabien wie andere europäische Klubs). Selbst Freiburg und Frankfurt machen jährlich dreistellige Mil­lio­nen­um­sät­ze. RB Leipzig hat in diesem Prozess eine Abkürzung genommen, die es so früher einfach nicht gab. Wer wahren™ Fußball sehen will, muss sich schon einen Kreisligisten suchen.

Weil darauf niemand Lust hat, retten sich die Traditionsfußballfreunde in Rituale und überhöhen ihre besondere Zelebrationskultur – stets sehr bemüht um die Definitionsmacht dessen, was gutes Fansein ausmacht. Je mehr gesungen wird, desto besser. Je pompöser die Fankurvenchoreografie vor dem Spiel, desto besser. Je mehr Auswärtsfans, desto besser. Und wer nicht hüpft, der ist kein Schalker/Bremer/Kölner! In diesem Sinne wurde auch die erfolgreiche „Besetzung“ des Camp Nou abgefeiert. Fan sein wird zu einem Stellungskampf, mit den Trikots als Uniformen.

Sein Extrem erlebt dieser Zugang in der Subkultur der Ultras – das sind, wie der Name suggeriert, besonders beinharte Anhänger, jeder größere Verein hat welche, und sie verhalten sich alle halbwegs ähnlich. Sie singen fast die gesamte Spielzeit irgendwelche Fanlieder (egal, was gerade auf dem Rasen passiert), wedeln unentwegt mit Fahnen und überhöhen dabei „ihren“ – das Besitzanzeigende ist wörtlich zu nehmen – Verein und sich selbst aufs Äußerste.

Bestenfalls stumme Sitzplatzheinis

Ultras stellen bei Misserfolg auch mal die Spieler zur Rede und verlangen von ihnen, die Trikots abzugeben, weil sie es nicht wert seien, die Farben des Vereins zu tragen. Oder wählen in Bundesligaspielen gegen RB Leipzig als Protestform einen „Stimmungsboykott“ – da sind sie dann am Anfang still, mal 15, mal 19 Minuten, oder verweigern die Fahrt nach Leipzig gleich ganz. Sie verstehen ihre eigene Abwesenheit als etwas, das straft. Wie von sich eingenommen kann man sein?

Das alles ergibt eine toxische Suppe aus Ehrgefühl, Opferbereitschaft und Zugehörigkeitswunsch, gepaart mit einer anstrengenden Ernsthaftigkeit und dem Anspruch: „Nur wir sind der wahre™ Fußball.“ Wer sich nicht dran hält, wird bestenfalls als stummer Sitzplatzheini geduldet, schlimmstenfalls verachtet.

Man kann RB Leipzig und sein Publikum auch als Gegenentwurf zu diesem arrogant-elitären, wertkonservativen Kitsch verstehen. Sportgucken als Unterhaltung, die Freude bereitet, ohne gleich ans Existenzielle zu gehen. Warum soll das nicht zumindest denkbar sein?

Kleine Notiz am Rande: Die Finalgegner von Eintracht Frankfurt im Europapokal waren die Glasgow Rangers. Sie kommen aus dem Ehrliche-Arbeiter-Land Schottland, dem sportlich der Ruf des ewigen Verlierers (Underdog! Sympathisch!) anhängt, ihr Finaleinzug war ähnlich sensationell wie der von Frankfurt, auf dem Weg dahin haben sie unter anderem Borussia Dortmund und – Tatsache – RB Leipzig geschlagen. Die Rangers­fans sind so dermaßen leidenschaftlich, dass vergangene Woche 100.000 von ihnen in den Finalort Sevilla gereist sind. Demgegenüber waren es nur 50.000 Eintrachtfans.

Nach ihrer eigenen Logik haben die Frankfurter das Finale also verloren.

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Michael Brake
wochentaz
Jahrgang 1980, lebt in Berlin und ist Redakteur der Wochentaz und dort vor allem für die Genussseite zuständig. Schreibt Kolumnen, Rezensionen und Alltagsbeobachtungen im Feld zwischen Popkultur, Trends, Internet, Berlin, Sport, Essen und Tieren.
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28 Kommentare

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  • Natürlich ist RB Leipzig ein Konstrukt, was denn sonst?!



    Gegründet mit semilegalen Tricks...mit dem einzigen Zweck, Didi Mateschitz langfristig die Taschen zu füllen. Das damals die Wahl auf eine Kleinstadt vor den Toren von Leipzig fiel, war reiner Zufall.(Man hatte sich beim SSV Markranstädt eingekauft) Es hätte auch Treuenbrietzen oder Grimma sein können...der Verein musste nur bereit sein, seine Seele, sprich seinen Namen zu verkaufen! Der frei erfundene Name Rasenball war nur ein billiger Schachzug, um Red Bull im Vereinsnamen unterzubringen. Das nur leicht modifizierte Vereinslogo sagt ein übriges!



    Um es klar zu sagen, kein Fan ist so naiv zu glauben es gehe ohne Sponsoren, im Profifußball auch Großsponsoren! Aber dem Konzern aus Fuschl ging es nur um den Firmennamen im Vereinsnamen unterzubringen, so schauts aus! Bei Chemie Leipzig hatte man die Agenten mit den Glasperlen deshalb vom Hof gejagt...bei Lok hatte man es dann gar nicht erst versucht! Beide, Chemie und Lok, waren nicht bereit, ihre Seele zu verkaufen!

    • @Andy Krisst:

      Noch mal zum mitschreiben; Aucg Chemie und Lok waren Werksmannschften mit dem Unterschied, dass es die Eigentümer nicht mehr gibt und auch "die Eisernen, die sich als DER Traditionsklub verkaufen, haben in der jüngeren Geschichte schon einmal die Abkürzung über die Lizenz eines Anderen genommen.

      Seid doch mal ehrlich, der Leipziger Fussball war über Jahre von Gewaltbereitschaft und ewig gestrigen geprägt. Erst seid es RB gibt, können Leipziger Familien wieder guten Gewissens ins Stadion gehen.

  • @EYDEET14



    Ich lese hier keinen whataboutism. Ich lese hier nur die Aufzählung von Fakten. Es mag dem ein oder anderen Traditionsschwurbler nicht gefallen, aber ändert nichts an der Tatsache. Eintracht Frankfurt und seine Anhänger fallen seit Wochen durch die bodenlose Arroganz auf sich du etwas besseres zu halten, nur weil diesem Verein mehr Leute zu jubeln als anderen Vereinen.

    • @Lukas Braun:

      Was ich damit gemeint habe ist mit welcher Zielsetzung diese Fakten benutzt werden.



      Herr Brake tut so als würde seine Kritik an den ''wahren'' Fußballfans die Kritik am Konstrukt RB irgendwie abschwächen.



      Aber das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun.



      Und zu denken dass es nur um die Zahl der zujubelnden Menschen ginge greift natürlich viel zu kurz.

  • Das war jetzt doch ingesamt vor allem die klassische ''what-about-Strohmann Nummer''



    ''es gibt an b auch viel zu kritisieren also tun wir mal so als wäre Kritik von b an a hinfällig''. - das ist natürlich Unsinn



    Und der letzte Absatz ist ja mal besonders für die Tonne: man kann schlecht die Idee vom ''wahren Fußall'' gründlich dekonstruieren nur um dann genau diese Idee zu benutzen dass irgendwer anders noch 'wahreren Fußball'' lebt entwerde das eine oder das andere... Und, das ganz am Rande, bei Eintracht Frankfurt hat so ziemlich JEDER neidlos anerkannt dass Rangers die Hessen beim support übertroffen hat. Und,, wenn man nur ein bisschen Ahnung von schottischem Fußball hat, Rangers FC ist so ziemlich das krasse Gegenteil eines sympathischen Arbeitervereins......

  • Ich hoffe der Gegenwind wäre etwas stärker falls es hier um eine politische Partei ginge die ihre Existenz einem Berg von Geld und der geschickten Beugung aller Regeln verdankt.



    Oder dürfte man die auch nicht kritisieren, insbesondere wenn sie erfolgreich ist und eine unterrepräsentierte Region vertritt?

  • Danke für diesen vernünftigen Kommentar.

  • Naja... Steile These eben.

    Denn auch wenn hier (sehr kurz gefasst) zwar auf die Kritik an RB eingegangen wird, ist es doch schon auffällig, dass die Argumente der Befürworter*innen des RedBull Modells hier deutlich ausführlicher zelebriert werden.



    Insbesondere die Kritik an den Ultras. Die ich zwar in vielen Teilen nachvollziehen kann und auch bei den hier benannten (recht einseitig krassen Beispielen - Hertha) Szenarien unwiedersprochen teile.

    Aber Fussball, ob im TV oder noch besser live, funktioniert ja nur (meine bescheidene Meinung) weil es Emotionen freisetzt und das dann nochmal umso mehr, wenn viele (gleichgesinnte) Menschen dabei sind.



    Wenn also alle nur ein Event bestaunen möchten... Bitte sehr, aber dann nicht wundern, wenn die Vormachtstellung von Fussball als weltweite Sportart nachlässt, weil andere Sportarten da Vorteile haben wie man Eventchatakter aufbaut.

    Und nochmal kurz zur Kritik an RB... Einer der wesentlichen Kritikpunkte wurde hier einfach noch nicht benannt...



    Dass auch Fussball in seinem Kern ein sportlicher Wettkampf ist. Und wenn man in der 3./4. Liga einen Etat hat, der nahezu so groß ist wie der Etat der gesamten restlichen Liga... Nicht fair! Und die "Helden" die aus der dritten Liga mit in die Champions League gekommen sind... So toll... Naja waren eben schon damals Spieler, die sich mancher Bundesligist nicht leisten konnte...

    Und zurück zum Anfang, steile These... Ich bin nicht sicher, was der Kern dieses Textes sein soll...



    Falls es die letzten Sätze sind... Dann ja, da hat Frankfurt das "Wer hat den Längsten" - in diesem Fall "die meisten" verloren... Aber für die wenigen, welchen das wichtig ist, auch egal.



    Alles andere in diesem Text ist keine These, sondern persönliche Meinung.

  • Mal abgesehen davon, dass dem Autor wahrscheinlich (Achtung, Unterstellung!) auf den Weg gegeben wurde, die Kolumne mit einem provokanten Kommentar zu eben diesem Thema zu füllen, empfinde ich die Argumentation als seltsam verrenkt, insbesondere in einer „linken“ Tageszeitung (vielleicht ja auch genau deswegen).

    Einerseits die etwas billige Keule gegen den „Fußball-Pöbel“, dessen Intellekt natürlich nicht ausreicht, um den Kommerz im als Malocherklub vermarkteten Klub Borussia Dortmund zu erkennen (jeder Person, insbesondere in den Ultragruppierungen, ist dies und die damit einhergehende Widersprüchlichkeit & Machtlosigkeit bewusst).

    Und andererseits das Loblied auf Retortenklubs, obwohl selbst der Autor die „halb-legalen“ oder auch halb-illegalen Methoden bei deren Etablierung im Spitzenfußball identifiziert. Es geht eben nicht darum, dass Leipzig wie Bayern München oder sonst ein Verein auf „normale“ Art und Weise Umsatz durch Sponsoring erzielt, sondern u.a. darum, dass es allein schon bei der Lizenzgewinnung zwielichtig ablief. Wieso mensch bei der Taz an dieser und anderen Stellen nicht kritisch hingucken möchte, erschließt sich mir nicht.

    Davon abgesehen sei mal dahingestellt, ob es aus gesellschaftlich-politischer Sicht erstrebenswert ist, dass fragwürdige Personen aus bestimmten Ländern sich massiven Einfluss im europäischen Fußball, der am Ende einen sehr lukrativen Markt darstellt (Achtung, Kommerz!), sichern. Aus anderen Märkten sollen dieselben Personen dann plötzlich rausgehalten werden. Mensch kann nicht immer „Menschenrechte“ schreien, es aber dann „nicht so schlimm“ finden, wenn Nasser Al-Khelaifi in der Schaltzentrale der UEFA sitzt. Und das Mateschitz doch nicht so cool ist, scheint ja auch der Autor bemerkt zu haben. Die Leipziger "Fanszene" anscheinend nicht, was sie bspw. von der Schalker Fanszene und ihrer Haltung zu Tönnies unterscheidet.

    Aber die steile These scheint im Forum anzukommen. Hauptsache, gegen den Pöbel…

    • @Pantomime:

      Tönnies war ja nicht nur ein paar Wochen Präsident auf Schalke, soweit ich mich erinnere.

      • @Dr. McSchreck:

        Fair enough

    • @Pantomime:

      Wie man gerade das sorgsam und mit Unmengen Geld aufgebaute Marketing-Tool der (ach so fußballbegeisterten?) Firmen Adidas, Allianz, Audi und Telekom als Beispiel für einen "normalen" Verein bezeichnen kann, erschließt sich mir angesichts des vorgeblich großen Durchblickertums in der Ultraszene nicht so ganz...

      Anders gesagt: Red Bull ist eine vergleichsweise junge Firma. Dass die Vereine, die man mit Talent- und Fan-Grundstock hätte aufkaufen können, schon an ältere Marktkräfte vergeben waren, ist nicht deren Schuld - ebensowenig, dass der in Deutschland übliche Weg des Vereinskaufs über entsprechend langlaufende Sponsoringverträge von der herzallerliebsten Fanbasis als etwas "ganz anderes" gesehen wird als die offene Kapitalbeteiligung. Dass sie die Formalitäten ein wenig ausgetrickst haben, sollte in der Heftigkeit nur kritisieren, wen die Formalitäten auch dann so stark interessieren, wenn es NICHT gegen Red Bull geht.

      ...sage ich jetzt so als glücklicher, von JEDEM gesunden Kommerzsinn und montetärem Leistungsdoping verschonter Effzeh-Anhänger. :-)

      • @Normalo:

        Na sieh an - dann sind wir ja, zumindest was die Vereinswahl angeht, schon mal einer Meinung :-)

        Zugegeben, Sie haben da schon einen/mehrere Punkte. Dass der übliche/ eher akzeptierte Weg langristiger und komplizierter ist, ist nicht RBs Schuld. Allerdings hat es für mich mehr als ein Geschmäckle, wie bei der Lizenzgewinnung getrickst wurde. Das würde ich auch an anderer Stelle kritisieren.

        Dass Bayern München nicht everybody's darling sind, ist klar. Ich habe dieses Beispiel lediglich aufgrund der ähnlichen finanziellen Schlagkraft gewählt (den Effzeh hier zu nennen, wäre etwas vermessen gewesen).



        Der Unterschied zwischen den beiden Konstrukten besteht für mich primär darin, dass Adidas & Co. bei Bayern nicht Mehrheitseigner sind, sondern der e.V., was mensch bspw. bei Jahreshauptversammlungen beobachten kann. Dort gibt es u.a. im Hinblick auf Diskussionen bzgl. Sponsoring aus Qatar, aber auch bzgl. ganz banaler Vereinsgeschichten, Möglichkeiten, Einfluss geltend zu machen.

        Das ist beim Konstrukt Leipzig weder gewünscht noch der Fall. Und das ist für mich ein zentraler Grund, so ein Konstrukt abzulehnen.

        Dass es nur noch eine verschwindend geringe Anzahl an Vereinen gibt, bei denen der e.V. 100% hält, ist schade, aber eine andere Geschichte.

        • @Pantomime:

          Vorab: Ich habe nichts gegen die Bayern (nix wat hilf, zomindes... ;-)). Ihr Modell ist kompromisslos auf Erfolg getrimmt - wirtschaftlichen wie sportlichen -, und für mindestens einen solchen Akteur ist in jeder Top-Liga auch Platz. Die Mitgliederkartei gibt ihnen Recht.

          Was RB betrifft, haben da auch einen guten Punkt, den ich verstehen kann. Es ist wohl eher eine Frage der Gewichtung. Ich sehe im RB-Modell eher eine weitere "Schattierung der Farbe des Geldes" im Fußball, die angesichts der sonstigen Durchkommerzialisierung allenfalls eine graduell verstärkte Kritik verdient. Aber mit Ihrer Sichtweise, dass man da auch mal eine Linie ziehen und sagen kann "Das geht dann den einen Schritt zu weit." kann ich mich auch anfreunden.

          Wie gesagt: Mich wunderten vor allem die Worte "FC Bayern" und "normaler Verein" im selben Satz...

  • Ich stimme dem Artikel zu 80 bis 90 Prozent zu. Mein Widerspruch bezieht sich darauf, dass tatsächlich Fans aus England oder anderen Ländern oft neidisch auf die Stimmung blicken, die bei den Traditionsvereinen gemacht wird von deren Fanzszene. Das muss in Leipzig, noch wachsen....und diese Stimmung ist schon ein wesentlicher Faktor, wie man besonders in den trüben Zeiten ohne oder mit wenigen Zuschauern erlebt hat oder eben in ausländischen Stadien.



    Umgekehrt stimmt es aber, dass diese fast schon religiöse Haltung zum Verein befremdlich ist und häufiger schlimme Folgen hat, siehe beispielsweise zuletzt das ConferenceLeague-Finale, wo Rotterdam-Fans ultra-brutal agierten (was auch ihr Ruf ist).

    • @Dr. McSchreck:

      Schon wieder diese Anmaßung: "Das muss in Leipzig, noch wachsen" Nein!!! Wieso sollten sich Leipziger Fans vorschreiben lassen, wie sie zu sein haben?

      • @Sokolew Andre:

        Das hat nichts mit Anmaßung zu tun. Wenn es nicht wächst, wird Leipzig eben immer dieser Teil der Fankultur fehlen, für den Frankfurt und Köln beispielsweise überregional gefeiert werden. Muss man natürlich nicht habe, ist aber schön.

  • RB Leipzig spielt einen sehenswerten und offensichtlich Neid erregend guten Fußball. Meine Sympathie haben die Fußballer dieses Clubs ebenso wie die des 1. FC Union.



    Übrigens, Beifall bekommt man geschenkt. Neid muss man sich erarbeiten.

    • @Trabantus:

      Woher kommt mir das Framing als "Neiddebatte" nur so bekannt vor...?

      Wozu (die berechtigte?) Kritik an einem Konstrukt und seinen gesellschatlich-politischen Folgen? Es geht doch viel einfacher. Die Fans aus München sind bestimmt einfach neidisch auf das viele Geld von Red-Bull und den Erfolg von RBL ;-)

  • stimmt alles, nur den Leipziger "Gegenentwurf" gibt's schon überall, während das schmutzige, dreckige Proletarische überall versteckt wird.



    Und das der Fussball schon lang vom geld regiert wird, müssen die Ultras deswegen noch lang nicht geil finden.



    der platzsturm als kontrollverlust, so könnt mensch es auch lesen...

  • Und mit diesen zigtausenden Fußballfanatikern wollt ihr eine bessere Welt aufbauen?

  • Apropos „Abkürzung“ …



    Zuschauereinnahmen machen ungefähr 15% des Budgets der Bundesligavereine aus. Wenn man die Zuschauerränge an Werbetreibende vermieten würde, käme sicherlich mehr Geld in die Kasse. Also raus mit den rührseligen, dauergröhlenden Fans mit ihren längst überholten Wertvorstellungen.

    • @guzman:

      Bei Umsätzen, wie sie in er Bundesliga gemcht werden, sind 10 bis 15 Prozent schon eine Menge. Außerdem fiel ja noch mehr weg, ohne Fans kein Catering und damit auch keine Pacht von den Caterern.....nur ein Beispiel.

    • @guzman:

      Dann frage ich mich, wieso so viele Klubs während Corona in finanzielle Schieflage gerieten und das Geschrei bzgl. der Geisterspiele so groß war. Sind deren Marketing-Abteilungen einfach unfähig? Hat niemand in dieser Kommerz-Maschinerie daran gedacht, vielleicht ein bisschen mehr Werbung zu schalten? Da kommen mir so meine Zweifel.

      Wenn man es rational-ökonomisch betrachtet, besteht das "Produkt" Fußball aus 2 Faktoren. Dem reinen Sport und dem emotionalen Faktor/Fankult. Woran liegt es ihrer Meinung nach, dass im europäischen "Männerfußball" so viel Umsatz generiert wird, mehr als bspw. im "Frauenfußball", Eishockey oder Cricket? Ist der Sport wirklich so viel besser bzw. interessanter? Oder liegt es doch am Ende an "den rührseligen, dauergröhlenden Fans mit ihren längst überholten Wertvorstellungen"? Nur ein Denkanstoß...

  • Was für ein wohltuender Kommentar. Alles drin, was ich selber immer so sage - und am meisten regt die übergriffige Besitzstandskultur der Fans auf. Dass die den deutschen Fußball damit international marginalisieren - geschenkt. „Hauptsache meine Freiheit als Fan.“ Kennen wir doch - leicht abgewandelt - von anderer Stelle - oder?

  • Dieser Artikel "funktioniert" nur deshalb, weil das Wort "Chelsea" nirgendwo auftaucht.

    • @Ajuga:

      :D

    • @Ajuga:

      Kann ich nicht ganz nachvollziehen. Alle englischen Clubs gehören doch Investoren. Was ist bei Chelsea das spezielle Problem? Liverpool wird ja erwähnt.