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Bank beanstandet VerwendungszweckRüge wegen Antifaschismus

Ein Kunde der Hannoverschen Sparkasse bekommt böse Post vom Kreditinstitut, weil er eine Überweisung mit antifaschistischen Grüßen versieht.

Warnt vor verfänglichen Botschaften beim Überweisen: Sparkasse Hannover Foto: Raphael Knipping/dpa

Hamburg taz | Weil er eine Überweisung mit „antifaschistischen Grüßen“ garnierte, hat ein Bankkunde Schwierigkeiten mit der Sparkasse Hannover bekommen. Die drohte ihm mit einer Anzeige und der Kündigung seines Kontos.

Das Problem: Antifaschismus als Verwendungszweck für die Kohle löste beim Computer, der nächtens alle Überweisungen durchforstet, Alarm aus: Verdacht auf Geldwäsche! Doch nicht allein der Computer tat sich schwer mit dem Antifaschismus: Auch der Bankmitarbeiter, der morgens die Computermeldungen gegencheckte, konnte offenbar rechts und links nicht unterscheiden.

Er ist dabei in bester Gesellschaft: Stuttgarter Staatsanwälte haben versucht, gebräuchliche Antifa-Symbole wie ein zertrümmertes Hakenkreuz zu inkriminieren. Und erst kürzlich kam heraus, dass der niedersächsische Verfassungsschutz Linken-Politiker überwacht hat, einfach nur, weil sie ihre Arbeit tun.

Weil er seinen Kunden am Telefon nicht erreichte, schrieb er ihm einen Brief: Die Bank müsse alle Buchungen daraufhin überprüfen, ob womöglich rechtswidrig erlangtes Geld bewegt werde. Dabei sei der „problematische Verwendungszweck“ aufgefallen. Sollte er das ernst meinen, müsse die Sparkasse ihren Kunden anzeigen und das Konto kündigen. „Wir bitten Sie, solche vermutlich scherzhaft gemeinten Verwendungszwecke selbst nicht mehr zu verwenden.“

Sparkasse entschuldigt sich

Der Kunde fragte auf Twitter: „Was genau an dem Verwendungszweck meiner Überweisung an einen eingetragenen Verein bringt sie zu der Annahme, dieser Umsatz hätte mit Geldwäsche zu tun?“ Er hätte auch fragen können, was so lustig daran ist, den Jahresbeitrag für die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN-BdA) zu überweisen.

Aber vielleicht ist der Banksachbearbeiter ja auch ein Vertreter der Hufeisentheorie – rechts ist genauso schlimm wie links – und betrachtet den Empfänger des antifaschistischen Begleitgrußes als Gefahr für die Freiheitlich-demokratische Grundordnung. Statt betagter Überlebender nationalsozialistischer Verfolgung zieht wohl der schwarze Block vor seinem geistigen Auge vorbei.

Ziemlich komisch ist, dass die Leute, die den Überwachungsfilter programmiert haben, davon ausgehen, dass a) (Anti-)Faschismus ein gutes Stichwort für Geldwäsche ist und b) Leute, die Geld für ihre dunklen Machenschaften hin und her schieben wollen, dabei für ihre ideologischen Botschaften werben. Wer so blöd ist, stellt schwerlich eine Gefahr für die Gesellschaft dar.

Zwar hat sich die Sparkasse unter Verweis auf Mitarbeiterversagen entschuldigt, trotzdem gilt der Rat: Profil flach halten! Wäge wohl, was du in elektronischen Systemen äußerst, sonst könnte es Ärger geben, weil die Geheimdienste mithören, wie wir durch Edward Snowden wissen. Das ist ein bisschen wie in China, wo es Kreditpunkte für Wohlverhalten gibt und Sanktionen für diejenigen, die sich nicht fügen.

Dagegen hilft nur Subversion: ständig Worte wie Weltherrschaft, Kommunismus, Ku Klux Klan, Terror, Bombe aus Dünger einstreuen und die Lauscher zum Wahnsinn treiben. Haben Sie Angst davor? Sehen Sie.

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21 Kommentare

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  • @WONNEPROPPEN

    "Man glaubt es nicht ..."

    Sagt wer?

  • @WONNEPROPPEN

    Ätsch. Reingefallen ;-)

  • "Er ist dabei in bester Gesellschaft: Stuttgarter Staatsanwälte haben versucht, gebräuchliche Antifa-Symbole wie ein zertrümmertes Hakenkreuz zu inkriminieren."

    Ein Hakenkreuz ist auch dann kein antifaschistisches Symbol, wenn es durchgestrichen ist. Zudem ist die Besorgnis der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, dass solche Kennzeichen, "wenn sie massenhaft verwendet werden, sich in der Öffentlichkeit wieder einbürgern könnten" nicht unbegründet.

    Und das Nazen sich nun den Spaß machen können und nun mit durchgestrichen Hackenkreuzen rumlaufen dürfen, dass finde ich auch irgendwie kotzig.

  • Nein die Lösung ist nicht Stichworte zu spammen und sich damit selbst zu markieren.



    Vielleicht sollte man auch hierzulande mehr auf Hawala-Netzwerke setzen. Damit hätte man eine Chance die Gnome aus Zürich (bzw. Hannover) zu umgehen.



    Die andere Lösung ist natürlich das gute alte Bargeld, leider nicht immer praktikabel, aber unschlagbar wenn man die TLAs ärgern will. ;)

    Tod dem Faschismus!

  • Einfach Spasskasse eben.

  • "Statt betagter Überlebender nationalsozialistischer Verfolgung zieht wohl der schwarze Block vor seinem geistigen Auge vorbei."

    Wenn ich raten müsste, wer von den beiden den Begriff exzessiv nutzt und wer von den beiden regelmäßig mit exzessiver Gewalt auffällt...

  • Das ist in der Tat ein wirklich albernes Regularium! Dass Banken die Verwendungszwecke nach wohlmöglich Illegalem scannen müssen ist einfach nur absurd. Ich kann mich an ähnliche Artikel errinern wo es um Vermerke wie "Danke für das Plutonium" ging. Aber gut es scheint von Zeit zu Zeit funktionieren. Dass jemand der vermeintlich eine Nähe zu gewaltbereiten Gruppen wie der Antifa hat dies im Verwenungszweck einer Überweisung schreibt scheint mir eher ein glücklicher Einzelfall zu sein scheint.

    • @Stefan Prit:

      Sie meinen, die Banken sollen nicht darauf achten, dass Nazisymbole und Texte verwendet werden, bzw. extra jemanden einstellen, der die "guten" rausfiltert?

      Ich würde sagen Nö als Bank und das generell untersagen. bzw. mir den Extraaufwand gesondert bezahlen lassen, wenn ein "guter" Kunde ihn partout haben will.

  • Antifaschismus ist ja auch grausam. Die armen Faschisten sind ja auch Menschen !1!!

    • @tomás zerolo:

      Man glaubt es nicht, aber ja. Auch die genießen volle Menschenrechte.

      Alles andere wäre Entmenschlichtung.

  • Für mich ein weiteres untrügliches Zeichen, wie weit sich der Überwachungsstaat schon in alle Bereiche des täglichen Lebens reingefressen hat.



    Und bei der Bekämpfung von Korruption und Vetternwirtschaft ruscht die Bundesrepublik Jahr für Jahr weiter ab.

    Ja glaubt denn irgendwer ernsthaft, im Verwendungszweck stünde sowas wie "Drogengeld" "Danke für den guten Stoff" oder vllt "für sexuelle Dienstleistungen".



    Das ist doch ganz, ganz offenbar an den Haaren herbeigezogen.

    Verwendungszwecke wie "Mit Dank für die Baugenehmigung", "Kopiergeld für die Angebote der Konkurrenz", "Danke für's Wegschauen bei der Baustellenkontrolle" würden gewiss KEINEN Alarm auslösen.

    • @Bolzkopf:

      Der Bankcomputer war in dem Fall aufmerksam, nicht die NSA.

    • 8G
      83191 (Profil gelöscht)
      @Bolzkopf:

      Die erste Stufe in diesem Prozess ist, wie im Artikel zweifelsfrei beschrieben, die Bank selbst. Die schaut nach ob das ein Scherz gewesen sein könnte und leitet Dinge, die sie nicht beurteilen kann, weiter. Ihre Gewissheit was geflagt wird will ich auch haben. Andererseits halten sie die Polizei dadurch gleichzeitig für dumm (Auswahl der Reizwörter) und bedrohlich (Überwachung). Ja was denn nun :-) wenn die so inkompetent sind wie sie darstellen brauchen wir ja nun wirklich keine Angst haben..

      Die Polizei benötigt eben manche Werkzeuge um gegen organisierte Kriminalität vorzugehen, damit diese nicht Amok läuft.

      PS Sind sie eigentlich gleichzeitig auch einer der Menschen, die sich lauthals über Steuerflucht oder Diebstahl aus zB Museen beschweren?

      • @83191 (Profil gelöscht):

        Jaja, bei der Stasi war ja auch nicht das MfS die erste Stufe sondern der HO, der Frisör und der Brigadier ...

        Ja genau, über Steuerflucht und Muesumsdiebstahl könnte ich mich stunden- ach was sag ich- tagelang echauffieren !

        Aber mal unter uns: Den Zusammenhang zwischen völlig funktionsunfähigen Fahndungsinstrumenten und diesen Sachverhalten kann ich jetzt nicht auf Anhieb erkennen ...

        • 8G
          83191 (Profil gelöscht)
          @Bolzkopf:

          Dieses Tool soll Hinweise geben, die geprüft werden. Unstimmigkeiten, Hinweise auf Straftaten usw. Da sind vermutlich Datumskombinationen drin, Schlüssel- und Codewörter und offensichtliche Begriffe wie z.B. "Faschistisch" ... Und Ja, dann markiert es halt auch "Antifaschistisch". Würde mich nicht wundern wenn das der eigentliche Grund ist.

          Geldwäsche ist nur der Platzhalter bis man weiss was genau dahinter steckt. Der Plan dahinter ist es dem organisierten Verbrechen den Geldhahn abzudrehen. Dadurch driftet alles ins Bargeld ab..und in letzter Zeit agiert der Staat auch hier besser. Du kannst nen Haus in Bar kaufen, aber wenn hinterher jmd. wissen will wo du soviel Bargeld her hast und du kannst es nicht glaubhaft nachweisen, wird dir unterstellt das es kein legales Geld war und das Haus ist weg.

          Wenn das automatisierte System sich meldet wird immer nachgeprüft.. da rauschen einige Sachen einfach durch, andere gehen direkt an die Polizei (habe ich auch einmal erlebt), andere werden durch die Bank geprüft.

  • Ich habe mal meinem Vater Geld überwiesen, das er mir ausgelegt hatte.



    Es waren drei oder viertausend Euro. Als Verwendungszweck habe ich "Kokainlieferung Da.tu.mm" angegeben.



    Die Hamburger Sparkasse hat das nicht interessiert.



    Die nächste Überweisung bekommt von mir auf jeden Fall antifaschistische Grüße mit auf den Weg.



    Falls sich die Sparkasse bei mir meldet, melde ich mich bei euch.

    • @KnorkeM:

      Heulen Sie nicht, wenn plötzlich das Konto gekündigt wird.

      Irgendwann muss man mal aus der Pupertät kommen.

      • @Wonneproppen:

        äh,Pubertät hat nix mit pupsen zu tun...mit freundlichen Grüssen, ihr Rechtschreibnazi.davon mal abgesehen ist Antifaschismus dem Grundgesetz eingeschrieben, siehe Artikel 20 Absatz 1 .

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Oh man.

    Der Tatbezug „Geldwäsche“ basiert darauf, dass illegale Taten selten per Rechnung bezahlt werden. Da man in einem realen Fall aber nicht weiß wofür das Geld tatsächlich verwendet wurde, ist „Geldwäsche“ der Überbegriff. Und darauf (wie auf andere Formulierungen) springt halt ein automatischer Filter an

    Das kann auch direkt bei der Polizei landen, wenn die Bank das einfach weiterleitet ohne selbst zu prüfen oder es doch etwas „gefährlicher“ formuliert wird. Und das derart gegen zu prüfen ist absolut legitim. Überweisungen sind weder Pinwand noch Kurznachrichtendienst.

    • @83191 (Profil gelöscht):

      Das hat wohl seine Berechtigung darin, dass die meisten Geldwäscher überführt werden, weil sie "Geldwäsche" oder "Waffenlieferung" auf die Überweisung schreiben.



      Auf den Verwendungszweck "bekannt" oder "siehe Rechnung vom xxx" kommt ja wirklich niemand

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @Thomas Elias:

        Das ist Ben Filter der Alarm auslöst und anschließend um eine Überprüfung bittet. Kein lückenloses System.

        Das es nen Weg drumrum gibt, ist normal. Aber es erschwert zumindestens die Verwaltung der organisierte. Kriminalität .. ich fände es sehr witzig wenn jeden Tag die Bandenchefs dasitzen und verzweifelt versuchen Überweisungen von fremden Konten irgendwelchen Aktionen oder Personen zuzuordnen.