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Bund-Länder-Runde zur CoronapolitikEntschieden unentschieden

Jasmin Kalarickal
Kommentar von Jasmin Kalarickal

Die Warnungen des Expertenrats vor Omikron sind drastisch – die politischen Schlussfolgerungen der Ampel daraus leider nur halbherzig und zögerlich.

Olaf Schulz Hendrik Wuest und Franziska Giffey am Dienstag Abend nach den Beratungen zur Corona-Pandemie Foto: Bernd Jutzczenka/reuters

L aut dem Expertenrat der Bundesregierung hört sich alles ziemlich düster an. Die Infektionszahlen sinken zwar derzeit. Die neue Omikron-Variante habe aber eine „nie dagewesene Verbreitungsgeschwindigkeit“ und unterlaufe zudem den bestehenden Infektionsschutz. Das alles könne zu einer „explosionsartigen Verbreitung führen.“ So steht es in dem am Dienstag gefassten Beschluss von Kanzler Olaf Scholz und den Mi­nis­ter­prä­si­den­t:in­nen der Länder. Die Informationen sind auf dem Tisch. Angesichts dieser drastischen Worte kommt einem die Schlussfolgerung daraus aber mindestens halbherzig vor.

Dass Bund und Länder auf Boostern und Impfen setzen, ist vollkommen richtig. Aber die verschärften Kontaktbeschränkungen werfen Fragen auf – ob sie grundsätzlich ausreichen, aber vor allem, was den Zeitpunkt betrifft. Spätestens ab dem 28. Dezember dürfen Geimpfte und Genese höchstens zu zehnt zusammenkommen, Kinder unter 14 werden nicht mitgezählt.

Großveranstaltungen dürfen dann nur noch ohne Zuschauer stattfinden, Clubs und Diskos machen dicht. Die scharfen Kontaktbeschränkungen für ungeimpfte Personen bleiben bestehen. Der gesetzte Beginn, „spätestens ab dem 28. Dezember“, ist völlig beliebig und Ausdruck politischer Unentschiedenheit.

Es ist kein Geheimnis: Die Län­der­che­f:in­nen sind sich uneins. Für Mecklenburg-Vorpommern werden die Maßnahmen etwa früher gelten, für andere Länder erst ab dem 28. Dezember. Ganz nach dem Motto: Erst Weihnachten, dann die Pandemiebekämpfung. Alles daran ist falsch, wenn gleichzeitig Krankenhäuser, Polizei oder Feuerwehr oder Stromversorger sich gerade auf ein worst-case-Szenario vorbereiten müssen, falls mit der Omikron-Varinate zu viele Arbeitskräfte ausfallen. Olaf Scholz hätte die Bevölkerung in Alarmbereitschaft versetzen müssen, stattdessen hat er sie mit seiner Rede eingeschläfert.

Was die zermürbte Bevölkerung nach zwei Jahren Entbehrungen verdient hat, ist nachvollziehbares Handeln. Eine schnelle Reduktion von Kontakten hilft jetzt, um das Personal in den Kliniken zu schonen und die Überlastung der Kliniken zu verhindern. Weihnachten hin oder her. Und zu klarer Kommunikation könnte auch gehören, dass die neue Bundesregierung neue wichtige Informationen – wie neue Beschlüsse etwa – sofort in möglichst vielen Sprachen zur Verfügung stellt. Auch dies ist, wie so vieles andere auch, nicht passiert.

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Jasmin Kalarickal
Redakteurin
Jahrgang 1984, ist Redakteurin im Parlamentsbüro der taz.
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39 Kommentare

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  • Ach wisster was...zwei Jahre lang immer die gleiche Leier. Wenn wir eines aus der Pandemie gelernt haben, dann wohl das wir nix gelernt haben. Ich hab’s echt satt diese ganzen halbleeren Nachrichten und sich wiederholenden Kommentare hier zu lesen. Das ist ja schlimmer als TV in der Weihnachtszeit.

    Umso länger das so geht, desto deutlicher wird: We are the virus :)

    Tschüssi und frohes Neues!

  • Der Ethikrat empfiehlt die Impfpflicht (ein Teil des Rats will ihn nur für vulnerable Gruppen). Das ist also das Resultat von zwei Jahren Appelle an die Vernunft und Solidarität der Bevölkerung, sich für die Gesundheit anderer impfen zu lassen, weil wir eben keine getrennten Individuen sind, sondern miteinander den Atem austauschende Träger eines gefährlichen, mutierenden Virus.



    Ziemlich erschreckend, vor allem angesichts der Tatsache, dass die GroKo auf so vielen Ebenen versagt hat: Wir haben nicht mehr Pflegekräfte, sondern weniger als vorher (weil die Arbeitsbedingungen unzumutbar bleiben); der Zickzackkurs hat dazu geführt (danke, FDP und Laschet), dass selbst gut Informierte ständig nachlesen müssen, was gerade gilt und was nicht - und an der eigentlichen epidemiologischen Front müssen wir mit Boosterimpfungen improvisieren. Da trösten eigentlich nur erste Meldungen, die besagen, dass Omikron hauptsächlich eine schwere Müdigkeit hervorrufen soll: Viren und Menschen passen sich offensichtlich aneinander an (hoffentlich stimmts).

  • Ich finde es richtig, dass nicht noch schärfere Maßnahmen beschlossen worden sind, denn ob die tatsächlich etwas brächten, steht mitnichten fest. Es stimmt, dass die Warnungen des Expertenrats drastisch sind. Aber es handelt sich dabei naturgemäß nicht um verifizierte wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern um Prognosen. Und die können, wie sich gerade in Bezug auf Corona oft genug gezeigt hat, auch falsch sein.

    • @Budzylein:

      Ich habe ein neues Wort für Sie:

      "Vorsorgeprinzip"

  • Wer über ausreichend Verstand verfügt, wird seine Kontakte ohnehin schon einschränken, ohne dass das von höherer Stelle angeordnet wird. Dafür braucht es weder ein nochmals geänderte Infektionsschutzgesetz noch oberschlaue MPs. Was wir von Seiten des Staates brauchen, ist eine durchgängige Impfkampagne - nicht Impfzentren heute aufmachen, morgen schließen und dann merken, man hätte sie doch noch gebraucht.

    • @Felis:

      Naja, bei vielen Menschen würde ich schon meinen, dass ein Wunsch voran steht, sei es der nach traditioneller (Groß)familienfeier, Auto zu kaufen und zu fahren, in den Urlaub zu fliegen, eine Kreuzfahrt zu machen oder weiterso Tierprodukte zu konsumieren und andere gute - ja eigentlich wichtigere - Argumente wie Gesundheit in der Pandemie oder Erhalt von Existenz, Klima und Ökosystemen hinten angestellt werden.

  • Die Strategie mit langem Vorlauf unzureichende Maßnahmen zu beschließen hat sich doch bisher auch schon nicht bewährt. Warum also nun etwas an diesem Konzept ändern?

  • Alle 2-fach und erst recht die 3-fach Geimpften und auch die Kinder und Jugendlichen, egal ob geimpft oder nicht, haben ein geringes Risiko für einen schweren Verlauf, werden also kaum die Krankenhäuser belasten. Weshalb dann schon wieder dieser drohende Lockdown für alle und die beginnenden Diskussionen um Schulschließungen? Um zu verhindern, dass die Ungeimpften ins Krankenhaus kommen? Wo bitte bleibt denn dann die allgemeine Impfpflicht, um dem vorzubeugen? Wenn die 5. Welle durch Lockdown verhindert wird, dann kommt sie eben später., nach dem Lockdown. Und dann fangen wir wieder von vorne an, wenn es immer noch zu viele Ungeimpfte gibt. So langsam wird es tatsächlich eine Endlosschleife, ohne echte Perspektive.

    • @DaBa:

      Ähm, es geht darum, zu verhindern, dass zu viele gleichzeitig krank werden, so dass das Gesundheitssystem überlastet wird und die Menge an Menschen mit Behandlungsbedarf (nicht nur Covid-Erkrankte!) nicht mehr versorgt werden können. Deswegen machen "härtere" Maßnahmen wie Lockdown Sinn - wobei dann immer noch geguckt und kritisiert werden kann, wie dieser ausgestaltet wird. Träfe dieser bspw. den Wirtschaftsbereich ebenso wie den Privaten/Freizeitbereich?

  • Leider hat selbst Lauterbach gestern totalen Mist erzählt... mit meinen Worten: Die Zahlen sind ja noch nicht schlimm, da können wir es verantworten das handeln zu verschieben.



    Das Problem: Wir haben ein System mit Totzeit. Handelt man erst wenn die Zahlen schlimm werden handelt man zu spät.

    • @danny schneider:

      Das hat er aber auch ASAP richtiggestellt. Und weil die Presse daraus ein Zerwürfnis mit Wieler konstruieren wollte - es war in Wirklichkeit wohl nur eine Mail, die Lauterbach nicht rechtzeitig erreichte -, die sehr fotogene "Ghettofaust".

      Man merkt Wieler deutlich an, wie froh er ist, seinem Chef nicht mehr jeden Fachausdruck doppelt und dreifach erklären zu müssen. Das ist einfach sehr förderlich fürs Arbeitsklima, wenn man auf Augenhöhe kommuniziert, anstatt wie eine Ressource behandelt zu werden.

  • Es ist doch eigentlich ganz einfach. Wenn die Politiker wirklich darauf bedacht wären das Leben und Wohlergehen ihres Volkes irgendwie zu achten und zu schützen müssten sie jetzt sofort einen Lockdown verkünden. Und zwar einen richtigen, dem Wort angemessenen Lockdown und nicht das was wir hier sonst immer Realitätsfern als Lockdown bezeichnet haben. Alle bleiben Zuhause, Einkaufen und Co. Nur im Supermarkt mit Maske und Abstand. Pfleger und Krankenhausärzte kriegen Boni und Supermarktarbeiter/LKW Fahrer/Lieferanten etc. Auch.



    Zudem muss sofort eine Infrastruktur für die Tausenden von Long COVID Patienten her. Reha, Anlaufstellen, das muss alles dringend her. Zudem muss verhindert werden, dass Gesundheitsämter über Weihnachten Urlaub machen, Ärzte auf dem Land sollten sich auch nicht einfach absetzen und ihre Patienten dem Weihnachtschaos überlassen.



    Quarantäne muss überwacht werden (digital versteht sich) und Covid-Patienten die Zuhause sind und Beschwerden haben müssen genauso das Recht haben eine ärztliche Behandlung zu bekommen wie alle anderen Patienten auch.

    Das alles müsste passieren, wenn sich die gewählten Vertreter auch nur ein bisschen um ihr Volk kümmern würde. Die Spaltung der Gesellschaft ist durch ihr nicht-handeln noch schlimmer gewesen. Die Menschen die trotz Isolation etc. Corona bekommen haben und werden und die dann ohne Hilfe allein gelassen werden, diese Menschen sind es auf die man sich konzentrieren sollte, anstatt die vielen sturen faschistischen Querdenker, die eh kein Bock auf Gemeinschaft haben.

    • @curiouscat:

      Quarantäne digital überwachen? Wollen Sie allen Menschen Peilsender implantieren oder wie?

      • @Fabian Wetzel:

        Die meisten Menschen in diesem Land haben sich angewöhnt, einen "Peilsender" ständig dabei zu haben. Ich vermute, dahin geht die Idee.

        Aber "die meisten" reicht halt nicht.

  • warum haben wir die anderen abgewählt, wenn die neuen es auch nicht anders machen?

    • @Klabautermann:

      Die neue Regierung hat bis jetzt so ziemlich alles besser gemacht.

      Wir haben in kürzester Zeit 30 Millionen Impfungen verabreicht, um die Omikron-Welle so gut wie möglich abzufedern, ohne wieder massiven gesellschaftlichen Schaden anrichten zu müssen.

      Jetzt geht man maßvoll vor, statt auf maximale Beschränkung zu einem Zeitpunkt zu setzen, wo diese nichts bringt, verhindern kann diese bei Omikron sowieso nichts, nur aufschieben.

      Und Hr. Lauterbach hat direkt in seiner Antrittsrede klargemacht, was das oberste Ziel ist: Die Pandemie für Deutschland zu beenden.

      Das macht Mut, denn die Politik der alten Regierung hat eher dazu geführt, die Pandemie immer weiter zu verlängern und zu verstetigen.

    • @Klabautermann:

      Naja, ein Teil der Gesellschaft ist nicht demokratisiert: nämlich die Wirtschaft. Die aber nimmt gerne Einfluss auf die Politik, um ihre Interessen durchzusetzen. Für andere Länder wird der Begriff Korruption verwendet für hiesiges Lobbyismus. ;-)

  • Wird hier leider nicht erwähnt, aber es ist wichtig zu wissen, dass unsere Regierung das Hauptproblem angeht, welches momentan in London bereits auftritt: die bedrohte Versorgungssicherheit in den Wochen um den Höhepunkt dieser Omikron-Welle Ende Januar / Anfang Februar.

    "Zu den Beschlüssen gehört, dass die Betriebe der kritischen Infrastruktur sich auf die durch Omikron drohenden hohen Krankenstände vorbereiten sollen. Das RKI arbeite derzeit eine Empfehlung aus, ob die Quarantäneregeln für Mitarbeiter solcher Betriebe - etwa Krankenhäuser, Energieversorger, Polizei und Feuerwehr - gelockert werden sollen, sagt Scholz."

    www.n-tv.de/politi...ticle23015164.html

    Sinnvoll wäre aufgrund der beobachteten geringeren Krankheitsdauer ohnehin eine Reduktion der Regelquarantäne auf eine Woche, mit der Option, diese eingenmächtig zu verlängern, sollten Symptome andauern.

    • @Co-Bold:

      Gibt es dann für im Bereich der Versorgungssicherheit Tätige und Engagierte Weihnachtsfeier, Sylvesterfeier-Verbote o.ä.? ;-) Zumindest kann angenommen werden, dass die anhand ihrer Tätigkeit/Engagement sensibilisierter sind.

      • @Uranus:

        Ist Weihnachten/Sylvester bei Ihnen Mitte/Ende Januar? ;-)

  • Sachlicher Hinweis:



    Bildunterschrift im Artikel



    ' ...In Großbritannien ist Omikron schon die dominierende Virusvariante ...'



    Diese Formulierung ist sehr verbreitet, aber meines Wissens ist Omikron die dominierende Variante lediglich bei Neuinfektionen. Deshalb sind die Voraussagen ja so schwierig und noch unsicher.

  • Ich nehm lieber omincron in kauf als weihnachten noch mal ausfallen zu lassen. Ich denke das olaf recht hat das die leute besonnen sind, weil wer will sich schon vorwerfen lassen seine alten verwandten angesteckt zu haben.

  • Erstmal: ich bin weder zermürbt noch eingeschläfert, obwohl ich die Pandemie-Situation tatsächlich als belastend erlebe. Und das politische Handeln ist für mich nachvollziehbar, obwohl ich andere Maßnahmen auch akzeptabel finden könnte. Die Wichtungen der Einzelaspekte, wenn sie denn verantwortlich und sachorientiert vorgenommen werden, sind für mich mit etwas einforderbarem Nachdenken durchaus nachvollziehbar, auch wenn ich sie persönlich anders nuanciert hätte.



    Die aktuellen regierungsseitigen Maßnahmen, (die ja durch den Expertenrat weitgehend gedeckt sind, wenn man mal von einzelnen Kommunikationsdurchbrüchen absieht) könnten durchaus epidemiologisch objektive Gründe haben, weil zB die Inzidenz von Omicron noch so gering ist, dass ein brutaler Lockdown in dieser Woche noch keine nennenswerten Auswirkungen darauf haben würde. Das hätte ich gerne mal journalistisch bei den Modellierern nachgefragt und dargestellt.



    Der Schaden eines sofortigen Lockdowns (Sozialleben, politische Akzeptanz, Ökonomie) wäre noch einmal enorm. Die Hoffnung auf ein paar emotional weniger gestörte (Vor-)Weihnachtstage ist für viele Menschen wahrscheinlich ein beachtlicher Aspekt ihrer Lebensqualität. Auch hier kann man ruhig mal psychosozial auf die Sache schauen.



    Ich habe den Eindruck, dass Kompromisse für manche ein rotes Tuch darstellen, obwohl sie mE trotz ihrer oft ‚halbherzigen‘ Erscheinungsweise zu den radikalsten Mitteln gehören können, wenn der Ruf nach kategorischen Maßnahmen stereotyp und besonders laut ist.



    Nicht alles, was nach einem wiederholten Fehler aussieht, muss auch einer sein. Uns bleibt nicht erspart, jedes Ereignis für sich und unter seinen konkreten Umständen zu bewerten, statt beflissen ein, ‚das haben wir immer schon falsch gemacht‘ geltend zu machen.



    Bei der Reduzierung von Kontakten kann jede(r) mithelfen und niemand ist zum Diskobesuch gezwungen, bevor dies staatlich verboten wird.

    • @Jossito:

      Das Problem mit Kompromissen bei einem Virus mit exponentieller Verbreitung besteht doch offenbar darin, dass sie keinen Ausweg aus der Pandemie bieten und man sich nur von Welle zu Welle durchwurschteln kann. Entsprechend stehen Länder die auf harte und konsequente Maßnahmen gesetzt haben in Bezug auf Lebensqualität längst viel besser da als westliche Länder die versuchen einen Mittelweg zwischen exponentieller Verbreitung des Virus und dem Umfang von Maßnahmen die mit temporären Einschränkungen verbunden sind zu finden.

      • @Ingo Bernable:

        Ein temporärer Lockdown wäre doch auch ein Kompromiss (und dass es bei einer einmal festgelegten Befristung bleibt, ist erfahrungsgemäß keineswegs sicher). Das Coronavirus verschwindet ja nicht, und die Omikron-Variante wird nach ein paar Wochen Lockdown auch nicht weniger ansteckend sein. Und dass die Lebensqualität in Ländern, die Lockdowns durchgeführt haben, deswegen besser ist als in Ländern, die keine durchgeführt haben, sehe ich nicht.

        • @Budzylein:

          Eben, genau das Gegenteil ist der Fall.

          Der einzige Nachteil, den wir gegenüber Großbritannien haben, ist der, dass die Belastung im Gesundheitssystem sich gerade erst langsam von der Delta-Welle erholt.

          Durch die Öffnung in Großbritannien im Sommer hat man ein solches Szenario vermeiden können, da sich die Infektionen nicht mehr zu Wellen aufstauen, die dann im Winter nicht mehr vermieden werden können, wenn die Gesundheit der Menschen ohnehin schlechter, die Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen höher ist.

      • @Ingo Bernable:

        Welche Länder stehen denn besser da in Bezug auf Lebensqualität aufgrund der von Ihnen als hart und konsequent bezeichneten Maßnahmen?

  • Ich frage mich, wozu hochbezahlte Virolog:innen und sonstige Expert:innen von der Ampelkoalition ins Boot geholt wurden, um die Corona-Entscheidungen zu treffen, wenn doch wieder die Dilettanten und Diletonkels den Kommerz des Weihnachtsgeschäfts im Auge haben. Die gleiche Un-Politik wie schon die Vorgängerregierung. Kein Wunder, dass die Zahl derer, die der Politik nicht mehr vertraut, immer größer wird. Ich wette, der Bremsklotz ist die FDP und die SPD und Grünen lassen sich wie Marionetten bedienen.

    • @Elena Levi:

      Gabriel hat das mal süffisant in ner Taktshow erklärt: die Politik darf sich über alles hinwegsetzen. Alles! Wir der Wähler hatten die Politiker dazu angeblich ermächtigt

    • @Elena Levi:

      Die Experten sind zur Beratung 'ins Boot geholt' worden, nicht zur Entscheidung. Dafür sind in einer Demokratie aus guten Gründen gewählte Vertreter*innen zuständig. Ich würde mich auch nicht wundern, wenn es für die zitierten Corona-Entscheidungen auch andere Gründe, als schlichtweg den 'Kommerz des Weihnachtsgeschäfts' gäbe. Aber unterstellen kann man es ja einfach mal. Die Simplifizierung einer komplexen Realität ist ja aktuell besonders beliebt.



      Bleiben Sie kritisch!

      • @Jossito:

        Also, ein offensichtlicher Grund ist, dass die Schwurblertruppe um Kubicki Teil der Koalition ist.

  • Förderalismus und Pandemie, ein Schrecken ohne Ende!

    • @petermann:

      Finde folgendes passender: Kapitalismus, neoliberale Parteien und Pandemie, ein Schrecken ohne Ende!

  • durchgreifen mit harter Hand? will das die taz-Redakteurin? - Kein einziges Wort zu leicht abweichenden Meinungen wie dieser hier von Kekule (gestern wurde er von seinem Lehrstuhl "wg Kleinigkeiten" disziplinarisch enthoben...)

    Kekule im Focus: ".....Selbst bei Corona gibt es „rote Linien“

    Die strikte Einhaltung der bisherigen Maßnahmen, die konsequente Testung auch Geimpfter und Genesener und die Priorisierung der Risikogruppen bei der Boosterung sind dringend erforderlich. Mit der Ausbreitung von Omikron ist jedoch ein Wendepunkt der Pandemie erreicht, an dem erstmals auch eine mögliche Abnahme der Krankheitsschwere in Betracht gezogen werden muss.

    Dadurch ergibt sich neben den bereits bekannten gesundheitlichen Gefahren noch ein ganz anderes, schwer kalkulierbares Risiko: Wenn der Staat unverhältnismäßig scharfe Gegenmaßnahmen verhängt, würde das Vertrauen der von den Freiheitsbeschränkungen zermürbten Bevölkerung nachhaltig Schaden nehmen. Massive Einschränkungen stießen bei in der Regel leicht verlaufenden Infektionen wohl kaum noch auf Akzeptanz, zumal heute niemand mehr dem utopischen Versprechen glauben würde, die Pandemie wäre in naher Zukunft durch eine Impfung zu beenden – der soziale und politische Spaltpilz könnte zu einem längerfristigen Problem werden als das Virus.

    Es gibt deshalb auch im Kampf gegen Corona „rote Linien“, auch wenn der Bundeskanzler das offenbar anders sieht. Die einstigen Verfechter des Irrwegs namens „No Covid“ sind inzwischen im offiziellen Corona-Expertenrat der Bundesregierung vertreten, auch der neue Bundesgesundheitsminister unterstützte seinerzeit die radikale Idee. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen an dieser wohl schwierigsten Passage durch die Pandemie den richtigen Kurs finden werden." www.focus.de/gesun...n_id_26055346.html

    • @Martin L.:

      Die Geschehnisse um Hr. Kekulé sind vom Zeitpunkt her tatsächlich komplett untragbar. In 2 Monaten ist das gröbste durchgestanden. Was auch immer der reale Grund für das Vorgehen der Universität war, jetzt werden alle denken, dass ein "unabhängiger Erklärer" mundtot gemacht werden soll.

      Dabei hat Hr. Kekulé sehr oft, wichtige Anstöße gegeben, um die Pandemie zu verstehen, wie z.B. als er am Sommerende auf die deutlich unterschätzte Virusübertragungsrate unter Geimpften hinwies.

    • @Martin L.:

      Der Umstand, dass "erstmals auch eine mögliche Abnahme der Krankheitsschwere in Betracht gezogen werden muss" definiert eine "rote Linie" gegenüber Maßnahmen die die Bevölkerung in dem Fall, dass die so in Betracht gezogene Möglichkeit einer Abnahme dann doch nicht eintrifft? Ernthaft? Seuchen- und Katastrophenschutz sollte klugerweise immer mit Reserven und Puffern für den Fall einer ungünstigen Entwicklung planen und sich nicht auf eine im doppelten Konjunktiv formulierte Hoffnung stützen.



      "Massive Einschränkungen stießen bei in der Regel leicht verlaufenden Infektionen wohl kaum noch auf Akzeptanz"



      Statistisch gesehen, waren die Covid-Infektionen von Anfang an in der Regel leicht verlaufend, trotzdem sind inzwischen - und zwar trotz Maßnahmen - über 100.000 Tote zu verzeichnen.



      Und wer glaubt dass "der soziale und politische Spaltpilz könnte" durch einen Verzicht auf notwendige Seuchenschutzmaßnahmen eingedämmt werden unterliegt nicht nur dem Irrtum zu glauben, dass es dabei noch um den Dissens in einer Sachfrage ginge und nicht um eine anti-demokratische Fundamentalopposition die sich mit absoluter Sicherheit nach Corona ein neues Themenfeld suche wird, sondern ist auch bereit diesen Gruppierungen weitaus mehr Macht zuzugestehen als gut ist. Zur Erinnerung: "Souverän ist wer über den Ausnahmezustand entscheidet." Ich zitiere Schmnitt nur ungern, aber wenn man diesen Leuten ermöglicht mit ihrer zunehmenden Aggression einen notwendigen Ausnahmezustand zu verhindern, kann das in der Folge zu sehr vielen vermeidbaren Toten führen.

      • @Ingo Bernable:

        Formulierungen wie die Ihre machen einfach nur Angst.

        Es kann in Ihrer Argumentation kein Pandemie-Ende geben, da Indizien für eine abnehmende Gefährlichkeit nicht anerkannt werden, sobald es noch die Möglichkeit eines Zweifels gibt.

        Es gibt nie 100%, gab es noch nie, wird es auch nie geben. In Ihrer Welt ist es so, dass die Unbedenklichkeit zu 100% gesichert sein muss, bevor Sie vor die Tür gehen. Logischerweise drehen in einer solchen Welt immer mehr Menschen durch.

  • Eshilft wenig, Dinge zu beschließen, die die Menschen nicht mitmachen, und die man nicht kontrollieren und durchsetzen kann.

    Die meisten Menschen sind auf Grund der alarmierenden Berichterstattung bereits vorsichtig. Den Rest nimmt meines Erachtens eher die ruhige Hand mit, als wenn noch schrillere Töne angeschlagen werden.

  • Warum brauchen wir einen Lockdown? Doch nur weil zu viele Menschen die Impfung verweigern und Spahn es versäumt hat, in den vergangenen Monaten dafür zu sorgen, dass Strukturen aufgebaut wurden, mit denen man innerhalb von wenigen Tagen bei Bedarf die Bevölkerung durchgeboostert werden kann.

    Es ist frustrierend, wenn jetzt deswegen wieder alle mit einem Lockdown bestraft werden und ich weiß nicht, wie lange die Mehrheit der vernünftigen, geimpften das noch mitmacht, zumal wenn regionale Unterschiede zwischen den Impfquoten und Hospitalisierungsraten sich nicht in unterschiedlichen Regeln für die Länder auswirken und in Bremen oder Schleswig-Holstein Regeln gelten sollen, die vor allem für Sachsen und Thüringen wichtig sind, weil zu viele Leute dort sich nicht benehmen.