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Schwedens Umgang mit WaldgebietenLand der übernutzten Wälder

Schweden will der erste fossilfreie Wohlfahrtsstaat werden. Nur: Die riesigen Waldgebiete werden jetzt für Biotreibstoffe gerodet.

Für Biotreibstoff gefällt? Ein Holzvollernter in einem schwedischen Wald Foto: Marius Schwarz/imago

Stockholm taz | Für zwei ihrer freitäglichen Schulstreiks meldete sich Greta Thunberg zuletzt aus den Wäldern Schwedisch-Lapplands. Fotos auf ihrem Twitter-Account zeigen sie mit ihrem „Skolstrejk för Klimatet“-Schild auf einem Kahlschlag und zusammen mit anderen DemonstrantIn­nen. Sie protestieren gegen die Waldpolitik des schwedischen Staats. Schweden „eliminiert nicht nur Wälder und Kohlenstoffsenken“ twitterte Thunberg. „Sondern auch Geschichte, Zukunft und Traditionen der Samen.“

Vor allem das staatliche Forstunternehmen Sveaskog, der größte Waldeigentümer des Landes, holzt derzeit in Nordschweden auch wertvolle Altwälder ab. Seit dem Frühjahr gibt es anhaltende Proteste dagegen. Die AktivistInnen versuchen, die Rodungen zu stoppen, indem sie Zufahrten blockieren, Plattformen in den Baumkronen bauen und sich an Forstmaschinen festketten.

Abgesehen von den Folgen der Entwaldung für Klima und Umwelt geht es ihnen auch darum, die Existenzgrundlage der samischen Urbevölkerung zu retten. Von einem „Tiefstpunkt“ für Schwedens Waldpolitik spricht Dima Litvinov von Greenpeace: „Schweden hat nur noch sehr wenig alten, wirklichen Wald und die Wälder, die Sveaskog fällen will, gehören zu den letzten Naturwäldern Schwedens.“

Die Regierung in Stockholm hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt: Schweden soll „weltweit erster fossilfreier Wohlfahrtsstaat“ werden und seinen Klimagasausstoß bis spätestens 2045 auf null reduzieren. Wie passen die verstärkten Waldrodungen dazu? Die Kahlschläge, die „nicht nur für die Biodiversität katastrophal sind, sondern zu einer Zeit, in der wir jede mögliche Kohlenstoffsenke maximieren müssen, auch für das Klima“, wie Thunberg der rot-grünen Koalition zu Recht vorwirft.

Mit einem Rechentrick: Schweden produziert derzeit etwa so viel CO2 mit dem Verbrennen von Biomasse wie mit dem Einsatz fossiler Brennstoffe. Um die Klimaziele zu erreichen, soll der Anteil von Biotreibstoffen, die aus Holz gewonnen werden, künftig weiter kräftig anwachsen. Denn in der offiziellen Statistik wird deren Klimagasausstoß mit null ausgewiesen: Das CO2 werde ja von neu wachsenden Bäumen wieder absorbiert. Die Verbrennung sei also „klimaneutral“.

Mehr Holzverbrennung ist schlecht fürs Klima

Das gilt allerdings allenfalls für einen Zeitraum von einigen Jahrzehnten – wenn das Klima mitspielt und die neu gepflanzten Bäume nicht unterwegs vertrocknen oder beim nächsten Waldbrand abfackeln. Dummerweise hält sich das CO2 aus aktueller Biomasseverbrennung nämlich nicht an die Theorie von der Klimaneutralität, sondern heizt die Erdatmosphäre zunächst einmal weiter auf. Mehr Holz aus den Wäldern zu holen und damit deren Funktion als Klimagassenken zu vermindern, sei deshalb genau der falsche Weg, die akute Klimakrise zu lösen, sagt Bengt-Gunnar Jonsson, Biologieprofessor an der Mittelschwedischen Universität: Im Gegenteil müsse mehr Wald stehen bleiben.

Doch die kurzfristigen ökonomischen Interessen von Forstwirtschaft und holzverarbeitender Industrie wiegen in Schweden immer noch schwer. Deshalb verbittet sich Schweden auch jede Einmischung Brüssels in die eigene Waldpolitik. Die Mitte Juli präsentierte Waldstrategie der EU-Kommission lehnte Stockholm umgehend ab.

Die Erwartungen an den Wald sind unrealistisch.

Tomas Lundmark, Universität Uppsala

Herman Sundqvist, der Generaldirektor der staatlichen Forstbehörde Skogsstyrelsen, warnte vor „extrem großen Konsequenzen für die Forstwirtschaft“, wenn man beispielsweise auf Kahlschläge und den Einsatz schwerer Forstmaschinen verzichten oder bei Rodungen auf die Brutzeit der Vögel Rücksicht nehmen müsse, wie die EU fordert. „Es wäre schlimm, wenn man uns hindern wollte, den Wald für Bioenergie zu nutzen“, sagte auch der sozialdemokratische EU-Minister Hans Dahlgren.

Schwedens Wälder sollen für alles liefern: Holz für Wärme- und Treibstoffproduktion. Holz als Baustoff, der im Hausbau zunehmend Beton und Stahl ersetzen soll. Und auf Holzbasis sollen Produkte beruhen, die bislang aus Plastik und Baumwolle gefertigt werden. Wie der Wald das schaffen und zusätzlich noch seine Funktion als Kohlendioxidspeicher bewahren kann? Gar nicht, denn der Wald reiche nun einmal nicht für alles, sagt Tomas Lundmark, Professor für Waldwirtschaft an Schwedens Landwirtschaftsuniversität SLU in Uppsala: „Die Erwartungen an den Wald sind schlicht und ergreifend unrealistisch.“ Derzeit werde das Tempo bei den Rodungen rücksichtslos hochgefahren, um den wachsenden Bedarf zu decken.

Abrodung nimmt zu

94 Millionen Kubikmeter Holzrohware wurden 2019 in Schweden abgeholzt – die vorläufigen Zahlen für 2020 liegen etwa auf gleichem Niveau. Das ist die dritthöchste Menge, seit 1942 mit der entsprechenden Statistik begonnen wurde, und der höchste Wert seit 2007. Diese Menge konnte nur erreicht werden, weil immer jüngere Wälder gerodet werden und die Fläche der geschützten Wälder stetig schrumpft.

Noch nie hat es in Schweden so wenig Altwälder gegeben wie heute. Gleichzeitig verarmt die biologische Vielfalt mehr und mehr. Allein die Zahl der vom Aussterben bedrohten Arten, die von Waldumgebung abhängig sind, ist in Schweden seit 2015 um 13 Prozent gestiegen, zeigt ein Report des WWF aus dem vergangenen Jahr.

Die bisherigen Schutzmechanismen haben sich als völlig unzureichend erwiesen. Verschärfen will die Regierung sie aber nicht. Wie man in Schweden ja sowieso immer gern eher auf Empfehlungen statt auf Zwang und Verbote setzt, gilt auch in dem seit 1993 geltenden Forstwirtschaftsgesetz für Waldbesitzer grundsätzlich das Prinzip „Freiheit mit Verantwortung“. Weite Interpretationsspielräume und fehlende Sanktionen haben dazu geführt, dass sich die Waldkonzerne bei ihrer Waldbewirtschaftung nur ausnahmsweise von der Rücksicht auf Umwelt und biologische Vielfalt bremsen lassen.

37 Prozent aller Abholzungen seien gesetzeswidrig, beklagte schon 2011 ein Untersuchungsbericht. Konsequenzen habe das nicht, weil die Vorschriften so konstruiert seien, dass kein Gericht eine Strafe aussprechen könne. Forstsiegel wie FSC und PEFC hätten sich sowieso als zahnlos erwiesen. Aus „Freiheit mit Verantwortung“ sei in der Realität „Freiheit ohne Verantwortung“ geworden. Zehn Jahre später ist das Urteil eher noch vernichtender.

Von einer „totalen Havarie“ spricht der Waldbiologe Sebastian Kirppu: „Die schwedische Forstwirtschaft ist aus ökologischer Sicht weder umweltfreundlich noch nachhaltig, und sie ist es nie gewesen.“ WWF-Waldexperte Peter Roberntz kritisiert: „So wie in Schweden die Forstwirtschaft historisch und aktuell betrieben wird, geht es in die falsche Richtung.“

Der Markt wird es nicht lösen

Skogsstyrelsen geht davon aus, dass das Potenzial der schwedischen Wälder nahezu ausgeschöpft ist. Bis 2050 lasse sich die Holzernte nur noch minimal über das jetzige Niveau hinaus, nämlich allenfalls auf 102 Millionen Kubikmeter jährlich steigern. Aber auch das nur für den Fall eines für das Waldwachstum positiven Klimaeffekts. Allein für den wachsenden Bedarf an Bioenergie rechnet man aber mit einer um 80 Millionen Kubikmeter höheren Nachfrage an Holzrohware: Also etwa 175 Millionen Kubikmeter. Und dabei sind künftige Nutzungen, für die man auch noch gerne auf den Wald zählen möchte, noch gar nicht mit eingerechnet.

Eine im letzten Herbst veröffentlichte Studie der SLU warnt davor, die Zukunft des Waldes weiterhin der Verantwortung der sogenannten Marktkräfte zu überlassen. „Die Abholzung schutzwürdiger Wälder im großen Stil zu erlauben, wäre eine katastrophale Maßnahme, die sämtliche Artenschutz- und Klimaschutzziele untergräbt“, sagt Angelika Krumm, Papierexpertin von Robin Wood. „Eine Regierungspolitik, die nur die Profite der Holzwirtschaft bedient, verspielt unsere Zukunft.“

Ebenso wie in den drei vorangegangenen Jahren führt Schweden auch 2021 den „Klimaschutz-Index“ von Germanwatch, dem New Climate Institute und dem Climate Action Network an, auf den es Deutschland in diesem Jahr nur auf Rang 19 geschafft hat. Zu Recht? „Zu behaupten, dass Schweden mit seinen derzeit unterdimensionierten Klimazielen und einer unzureichenden Politik die Führung bei der Gestaltung einer klimaneutralen nachhaltigen Wohlfahrtsgesellschaft übernehmen könnte, ist schlichtweg irreführend“, lautet das Fazit einer aktuellen Analyse von Energiexpertin Åsa Sohlman und Siv Ericsdotter vom Stockholm Resilience Centre.

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33 Kommentare

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  • Na dann: Es gibt eben Sortimente die nicht stofflich genutzt werden können,



    die dann eben energetisch verwertet werden. Sehr sinnvoll, anstatt sie verrotten zu lassen.



    Ansonsten ist die Argumentation nicht konsistent, wenn jetzt plötzlich Zementfüllstoff aus Biomasse besser sein soll. Ich dachte den Wald gar nicht mehr nutzen und Holvorräte im Wald erhöhen?



    Wenn Sie das Hautargument Fossiles im Boden zu lassen nicht erkennen, kommen wir nicht zusammen.



    Es grüßt jemand der jahrelang



    gesehen hat wie sich Förster vom Sägewerkoder Papierwerk abkochen haben lassen und daher meist den angeblich so hochwertigen Rohstoff (der er auch ist) quasi verschenkt haben.

    • @Tom Farmer:

      "Ansonsten ist die Argumentation nicht konsistent, wenn jetzt plötzlich Zementfüllstoff aus Biomasse besser sein soll. Ich dachte den Wald gar nicht mehr nutzen und Holvorräte im Wald erhöhen?"



      Also von Mir kommt nicht der Vorschlag den Wald gar nicht mehr zu nutzen, Holz ist ja ein phantastischer Werkstoff. Ich bin nur vehement gegen eine energetische Nutzung von primärHolz und vor allem gegen die Verbreitung der Propaganda das die Verbrennung von Holz CO2- Neutral und gut für die Umwelt ist - aber das hat man hier jetzt ja genügend mitbekommen... Und ja ich halte es für sinnvoller wenn Sägespäne als Füllstoff und/oder Amierung in der Zementindustrie genutzt werden und somit Erdölprodukte an dieser Stelle substituiert werden.



      Es gibt eigentlich keine anfallenden Sortimente in der Forst- und Holzwirtschaft die man nicht auch stofflich anstelle von energetisch nutzen kann - und wenn es doch welche gäbe wäre es aus ökologischen Gründen sinnvoller diese im Wald zu belassen - egal ob lebend oder tod!

      Der Wink mit dem Förster kam übrigens nur da ich sowohl das pauschale diffamieren von NABU und robinwood als auch das in Verbindung bringen von mir mit diesen Vereinen für unpassend hielt.



      Es Grüßt Niko

    • @Tom Farmer:

      sorry, war an @Niko gerichtet

  • Widerwärtig diese Fällungen, denn hauptsächlich für die dekandente PKW-Sucht.

  • "Mehr Holz aus den Wäldern zu holen und damit deren Funktion als Klimagassenken zu vermindern..."



    Wieder so eine Milchjungenrechnung [1]. Ein Wald im Gleichgewicht ist keine Klimagassenke, er emittiert genau so viel CO2 wie er bindet. Nur ein WACHSENDER Wald bindet CO2. Und damit er wachsen kann, muss man in einem Urwald erst einmal Platz machen.



    [1] Milchmädchen sind mitgemeint.

    • @sollndas:

      Das Problem ist nur, dass die neuen Bäume 100 Jahre und länger wachsen müssen, bis sie das CO2 gebunden haben, das mit dem Verheizen eines gleich alten Baumes in kurzer Zeit frei gesetzt wird.



      Nur unverheiztes und nicht verrottendes Holz bindet CO2 auf Dauer. Bei einer Nntzung als Bauholz z.B. wäre Ihre Aussage zutreffend.

      • @Canarienvogel:

        "Das Problem ist nur, dass die neuen Bäume 100 Jahre und länger wachsen müssen"



        Deshalb darf man von 100 Bäumen jahrlich eben nur einen entnehmen. Oder von 100 Hektar Wald jährlich nur einen abholzen. Nennt sich "Nachhaltigkeit". Muss ich hier Binsenweisheiten wiederholen?

  • Bin jedes mal verärgert wenn man zu Fachthemen mit unklaren Begrifflichkeiten arbeitet: Werden die Bäume abgesägt; in Schweden in der Tat flächig, also abholzt, ist das Kahlschlag. Wenn man die Wurzel auch rausholt (z.B. wenn an die Stelle gebaut werden soll) nennt man das Rodung. Abrodung, Kahlschlag, Rodung usw. im Text, wohl nicht genau wissend was nun Fakt ist, ist gesamtheitlich wenig vertrauenserweckend für derlei Berichte.



    Ansonsten: Solange noch Öl oder Kohle genutzt wird zur Wärme- oder Stromproduktion ist Holz immer besser. Denn da in der Lücke wo der alte Baum stand kann das CO2 wieder in Form von Holz also Nachwuchs seine Senke finden. Wo ein alter Baum steht ist das Wachstum also, die CO2-Bindungsfähigkeit reduziert, sowie die irgendwann verfaulenden Hölzer setzen auch wieder das gespeicherte CO2 frei. Das sollten wir so ineffizient nicht akzeptieren, diesen reinen Wald-CO2-Kreislauf.



    Wenn wir mal "regenerativen" Energieüberschuss haben, dann kann man natürlich gerne gegen energetische Holznutzung sein. Bis dahin aber dafür, weil das bilanziell immer Öl/Kohle ersetzt.

    • @Tom Farmer:

      "Ansonsten: Solange noch Öl oder Kohle genutzt wird zur Wärme- oder Stromproduktion ist Holz immer besser"



      Das ist eine sehr pauschale Sichtweise und trifft allenfalls dann zu wenn tatsächlich primärWälder gefällt werden die in ihrem Gleichgewicht sind - d.h. das auf der Fläche genau so viel verottet wie wieder nachwächst . In Deutschland und auch in Schweden sind wir hier von weit entfernt - durchschnittlich "stehen" in Deutschland ca. 350fm Holz Pro ha Waldfläche, ein Buchenurwald an dieser Stelle hätte einen Holzvorrat von ca 1000fm Pro ha.



      Im Vergleich zu Öl oder gar Erdgas entsteht beim verbrennen von Holz wesentlich mehr co2 pro gewonnener kWh Wärme.

      Ketzerisch sage ich ; Vorratsanreicherung im Wald! und statt der Biomasse lieber Öl oder Gas verbrennen ist immer besser für Natur und Klima!

      • @niko:

        Sie liegen unter dem Blickwinkel eines größeren zeitlichen Maßstabs (Dekaden) falsch. Die Globale Klimakrise lässt sich nur über Dekaden andauernde Lösungen bewältigen.



        Sie sollten unterscheiden zwischen CO2, welches bereits oberirdisch im CO2-Kreislauf (wie lang auch immer kursiert) und dem CO2 welches seit Jahrmillionen im Boden fest gebunden ist.



        Lezteres muss dort bleiben. Zwingend. Jede t die dort abgebaut/gefördert wird sind zusätzliche t CO2 die oberirdisch zu den bekannten Problemen führt.



        Der bereits im oberirdischen "Leben" befindliche Kohlenstoff sollte daher effizient genutzt werden. Natürlich nachhaltig (!) energetisch genutzt werden um die fossilen Lagerstätten in Ruhe zu lassen.



        Übrigens: Ein (über)alter(ter) Urwald kann keinen zusätzlichen Kohlenstoff speichern. Das können nur Wälder mit dynamischen Massenzuwachs. Also Holznutzunng aus dem Wald oder auch Ackerland umwidmen.

        • @Tom Farmer:

          Das sehe ich deutlich anders.



          Der Atmosphäre ist es letztlich egal ob das co2 aus der Verbrennung von Holz oder aus in den tiefen gelagerten Quellen wie Öl oder Erdgas stammt.



          Dies gilt auch die nächsten Dekaden - zumindest die nächsten 70 bis 100 Jahre - dann hätten wir bei ca 10fm Zuwachs pro Jahr und ha den Holzvorrat von ca 350 auf 1000 FM erhöht und einen Waldzustand erreicht der nur noch wenig co2 speichern kann.



          Wenn man nun bedenkt das wir das Holz weltweit Dank unseren Konsumhunger für die stoffliche Verwertung benötigen zeigt sich das für thermische Verwertung nichts übrig bleibt. Wenn wir eine möglichst co2 freie Energiewirtschaft anstreben sollten wir dies möglichst ohne die Nutzung von Biomasse, insbesondere Waldholz , verwirklichen.

          • @niko:

            Die Natur hat ein gewisses Potential, atmosphärischen Kohlenstoff wieder zu binden. Das Potential is begrenzt. Aber im ökologischen Gleichgewicht passt das ja. Baum stirbt, neuer Baum wächst. Co2 ist konstant.

            Nun zur Realität. Jeder fossible Brensstoff den wir aus der Erde holen, erhöht den Co2 Gehalt der Atmosphäre. Das soll heissen, für eine Tonne Co2 (Verbrennung von ca 400 litern Benzin z.B.) muss ein Baum entstehen, der diese Tonne bindet. Ein Baum der im Gleichgewicht (ohne den Menschen) nie da wäre. Das bedeutet, alles Co2 was unterirdisch bebunden ist, muss dazu führen, dass die Wälder wachsen. Tun Sie aber nicht, darum geht es auch im Artikel. Ihre gleichung passt nicht.

            Das es der Atmosphäre egal ist, woher der Co2 kommt, liegt daran, dass die Atmosphäre kein Gehirn hat und auch kein Bewusstsein. Deswegen möchte ich der "Egalität" :) nicht wiedersprechen. Aber fürs Ökologische Gleichgewicht ist es Käse noch mehr fossile Brennstoffe in die Atmosphäre zu ballern.

            • @SimpleForest:

              Doch , die Gleichung passt schon.



              Ich stimme dir mit der Aussage zu das;



              "Jeder fossible Brensstoff den wir aus der Erde holen, erhöht den Co2 Gehalt der Atmosphäre."



              Nur gilt das eben auch für jedes Stück Holz das wir in einen Ofen verbrennen - solange dieses aus einen Wirtschaftswald stammt der noch nicht sein natürliches Vorratsmaximum erreicht hat.



              Leider sind die spezifischen co2 Emissionen für jede gewonnene kWh Wärme bei der Verbrennung von Holz im Vergleich zu der Verbrennung von Öl und Gas denkbar schlecht. Sieh z.b.hier www.volker-quaschn...CO2-spez/index.php

              Somit ist es unter Umständen aus Naturschutzgründen und definitiv aus Klimaschutzgründen sinnvoll die nächsten Jahrzehnte Erdgas statt Holz zu verbrennen. Die Entscheidung ob man dann wenn der Wald sein Gleichgewicht erreicht hat das Holz dauerhaft im Ozean versenkt oder lieber langfristig verbaut können wir dann getrost der dann lebenden Generation überlassen. Ich denke diese wird uns für vielfältig nutzbare dicke Bäume sehr dankbar sein.

              • @niko:

                Habe Ihren eigenen link mal gelesen.



                Er widerspricht Ihrer Darstellung vollständig und bestätigt die der anderen Foristen.



                Seltsam, dass Sie das also so darstellen.

                • @Tom Farmer:

                  Hallo tom Farmer, inwiefern widerspricht der Link meinen darstellungen?



                  ich bin zwar kein Fan von Herrn Quaschning, aber immerhin hat er sich mal die Mühe gemacht eine Tabelle mit den CO2-Emissionen verschiedener Brennstoffe ins Netz zu stellen - und siehe da:



                  Vergleicht man die C02 Emissionen bezogen auf den Primärenergiegehalt der einzelnen Brennstoffe



                  hat Holz mit 395g CO2/kWh fast doppelt so hohe CO2 Emissionen pro gewonnenener kWh Energie wie Erdgas (201g CO2/kWh).



                  (Der 0g CO2 Wert für Nachhaltig gewonnenens Holz auf Quaschnings Seite ist ähnlich Sinnvoll wie die 0g CO2 Angaben bei der Bewerbung der Elektromobilität...)



                  Bezogen auf Deutschland ist es Fakt das auch unsere nachhaltig bewirtschafteten Wälder in der Lage sind in den nächsten Dekaden Jahr für Jahr zusätzlich CO2 zu speichern und zwar nahezu in dem Umfang wie man auf die nachhaltige Nutzung verzichtet (Das zusätzlich gespeicherte C02 ist dann im aufgebauten Holzvorrat gebunden).



                  ein fm Holz speichert ca 1t CO2.



                  in D wächst pro ha ca 10fm Holz zu (in älteren Wäldern mehr, in jüngeren weniger), d.H. ein ha Wald kann jedes Jahr zusätzlich ca. 10 t CO2 speichern.



                  aktueller Holzvorrat in D pro ha ~350fm - Urwälder in D hätten einen durchschnittlichen Holzvorrat von 1000-1200fm/ha, dh jeder ha hätte bei unterlassung der Nutzung ein zuwachspotential von ca 700fm/ ha und könnte somit ca 700t CO2 zusätzlich speichern. Der gesamte deutsche Wald könnte bei maximalen Vorratsaufbau ca 8Milliarden t CO2 zusätzlich speichern!



                  Würde man annehmen das man den jährlich nachhaltig Nutzbaren Holzuwachs (ca.110mio Fm/a) anstatt zur Vorratsanreicherung komplett für die energetische Nutzung Verwenden, entständen durch die Verbrennung jedes Jahr 110 mio t CO2 um maximal ~280mio kWh Energie zu gewinnen. Um die gleiche Menge Energie durch die Verbrennung von Erdgas zu gewinnen entsteht nur knapp die hälfte an CO2 (60mio t/a).

                  • @niko:

                    Ergänzend:



                    In Deutschland werden ca.70 Mio m3/a Wald und restHolz energetisch verwertet. Würde man diese entweder weiterhin im Wald wachsen lassen oder langfristig z.b. stofflich als Baustoff nutzen oder zur not abstrakt im Ozean einlagern und die Energie stattdessen aus Erdgas gewinnen, könnte man die jährlichen co2 Emissionen von Deutschland um ca. 5% senken.

                    Ein Recht einfacher Weg um den co2 Footprint von Deutschland zu verringern wie ich finde.



                    Umso erstaunlicher ist der politische Irrweg die holzverfeuerung finanziell zu fördern (Pellets).

                    www.waldkulturerbe.../energie-aus-holz/



                    www.bmu.de/pressem...020-um-87-prozent/

                    • @niko:

                      In der Tabelle Top 1 Ihres links steht Holz aus nachhaltigen Anbau = 0 t CO2.



                      Das ist mein Maßstab. Denn in DE wird seit 200 Jahren nachhaltig gearbeitet und das steht auch so im Budneswaldgesetz. Die Holzvorräte sind mittlerweile immer nich historisch hoch. Der jährliche Zuwachs in älteren, nicht genutzten Wäldern nimmt von Jahr zu Jahr ab und erreicht irgendwann ein Geichgewicht von Freisetzung und Bindung. Das will ich nicht: Sie wollen das. Gründe, siehe Top 1 sind daher nicht nachvollziehbar, denn 0 t CO2!



                      Zuletzt: Vermehrt stoffliche Nutzung des Holzes: Da gehen Sie mal davon aus, dass das geschieht wo nur möglich, da Preise extrem gut für die Sägewerke. Das Restholz entsteht zwangsläufig, da es gar nicht anders geht als aus runden Bäumen eckige Bretter zu sägen. 1/3 ist immer Verlust, der z.B. zu Pellets gepresst wird (Wirkungsgrad etwa 80%, da können Sie jede Gasheizung also CO2 seitig vergessen) oder zu Spanplaten oder Papierindustrie.



                      Holz, welches zwangsläufig anfällt zu Wärmeenergie, Altholz verstromen. ÖL und Gas im Boden lassen. Wald nachhaltig nutzen klar. Das ist Teil einer Lösung für die Jahre bis zur Dekarbonisierung der Wäremund Stromwirtschaft, alles andere, insbesondere was Sie auch schreiben ist irgendein Quark den Robin Wood oder NaBu ständig dogmatisch widergekäuen weil der Wald ohne Mensch ja viel besser usw., aber schlich nicht trägt solange wir Menschen Energie benötigen. Wenn irgendwann nicht mehr, dann haben Sie natürlich 100% recht.

                      • @Tom Farmer:

                        Nochmal ne kurze Erwiderung :



                        Zu" In der Tabelle Top 1 Ihres links steht Holz aus nachhaltigen Anbau = 0 t CO2.



                        Das ist mein Maßstab. " - das kann gerne dein Maßstab sein ist aber trotzdem bei physikalischer/chemischer Betrachtung Schwachsinn , bei jeglicher Verbrennung von Kohlenwasserstoffen entsteht co2, bei Langkettigen mehr pro gewonnener Energieeinheit als bei kurzkettigen - daher der energetische Vorteil bei der Verbrennung vom kleinsten Kohlenwasserstoff Methan (CH4)



                        Zu ". Der jährliche Zuwachs in älteren, nicht genutzten Wäldern nimmt von Jahr zu Jahr ab ..." Das mag auf sehr alte Wälder zutreffen, Buchenwälder beispielsweise halten allerdings ihr jährliches zuwachsmax. über einen sehr langen Zeitraum von mind 60j - bis mind. alter 200, dennoch ernten wir mit ca 120jahren, Gleiches gilt für nahezu alle anderen heimischen Klimabaumarten. Wie bereits geschrieben unsere Wälder könnten bei unterlassener Nutzung durch Vorratsaufbau insgesamt 10 Mal soviel co2 zusätzlich speichern wie Deutschland im Jahr 2020 emittiert hat!

                        Zu deiner Anmerkung zur stofflichen Verwertung: ca 50% des Holzeinschlages geht direkt in die energetische Verwertung , wird also nicht stofflich genutzt ( www.google.com/url...oBZlJVgOo7Bq9F_3pe ).



                        Zu deinen Anmerkungen zu den Holzpreisen: die Holzpreise von den Sägern sind für die Waldbauern auch aktuell relativ beschissen irgendwo zw 35 und 50 Euro,



                        Da kann man es auch gleich als Brennholz verkaufen oder eben wachsen lassen.



                        Die Frage zu den zwangsläufig anfallenden restholz in der Sägeindustrie beantwortest du ja selbst - man kann das restholz /Späne eben auch für langlebige Baustoffe z.B. Spanplatten oder auch als Füllstoff in der zementindustrie nutzen anstelle sie als Holzpellets simpel zu verbrennen.

                        Das ist mein Standpunkt als gelernter Förster zu dem Thema.

    • @Tom Farmer:

      Ich glaube der Hauptpunkt und darauf verweist der Artikel ganz gut ist, dass die Holzmenge schlicht nicht ausreichen wird, um den gestiegenen Bedarf zu decken... trotz gleichzeitigem Maximaleingriff in das Ökosystem.



      Die fachterminologischen Begrifflichkeiten mögen zwar nicht korrekt sein, dass ist aber nur ein unwesentlicher Nebenaspekt und nicht Inhalt dieses Artikels. Umgangssprachlich weiß jeder das Rodung einen Kahlschlag meinen soll, beides hat den selben Effekt: Wald weg.



      Zu erwähnen wäre vielmehr, das der Wald in Schweden wesentlich langsamer wächst als hierzulande, die Regeneration viel länger dauert.

    • @Tom Farmer:

      Ihre Begriffsklauberei in allen Ehren: Die Verweigerung der forstliche korrekten Sprache kann man einem Journalisten wohl nicht vorwerfen, wenn der Gesamtsinn stimmig und richtig ist. Fachlich völlig falsch ist es jedenfalls, die Nutzung von Holz für grundsätzlich "besser" zu benennen. Alte Wälder binden sehr viel mehr CO2, weil die Biomasse (mit samt dem Kohlenstoff) dort wieder in den Boden eingelagert wird. Zudem wird ein Ökosystem Wald kollabieren (also dann auch weder Holz, noch CO2- Bindefähigkeit liefern), wenn das Ökosystem durch die Übernutzung zusammenbricht. Forstökologie ist mehr als Milchjungen- und Mädchenberechnungen zum CO2, die noch dazu oft fehlerhaft sind.

      • @Axel Donning:

        "Alte Wälder binden sehr viel mehr CO2, weil die Biomasse (mit samt dem Kohlenstoff) dort wieder in den Boden eingelagert wird"



        Im Boden wird nichts eingelagert. Dort verrottet die Biomasse und setzt ihr CO2 wieder frei.



        "Eingelagert" würde der Kohlenstoff nur, wenn das Altholz unter Luftabschluss bleibt, also z.B. in einem Sumpf versinkt - so, wie vor Jahrzigtausenden Kohle entstanden ist.

        • @sollndas:

          Und was ist mit dem Humus, der Bodenvegetation, Kadaververjüngung etc.? Biomasse verrottet nicht einfach so, sondern es verbleibt zu einem Teil im Ökosystem. Unter Luftabschluss ist die Bilanz natürlich noch besser, da hier alles verbleibt. Dass ein Wald CO2 aufnimmt und auch wieder abgibt, ist selbstverständlich; entscheidend ist die Bilanz. Zudem ist ein in Ruhe gelassener Wald mit allen Sukzessionsstadien in seiner Gesamtheit ein stabiles Ökosystem. Eine Forstplantage ist dies nicht, wie wir gerade recht eindrucksvoll bewiesen bekommen.

          • @Axel Donning:

            "entscheidend ist die Bilanz"



            Ja, eben, sage ich doch. Und die Bilanz ist in einem im Gleichgewicht befindlichen Wald: Null. Alles verfügbare tote organische (kohlenstoffhaltige) Material wird von Bodenorganismen (vorwiegend Pilzen) wieder zu CO2 verarbeiet. Der Humus wächst nicht zu Bergen, er verstoffwechselt sich selbst.



            Der Wald ist in sich ein stabiles Ökosystem, aber solange er in sich stabil ist, trägt er nichts zur CO2-Bindung bei.

            • @sollndas:

              Bis unsere mitteleuropäischen Wirtschaftswälder einen solchen "Gleichgewichtzustand" erreicht haben, würden allerdings noch einige Jahrzehnte vergehen. Aktuell haben unsere Wälder noch ein sehr grosses co2 Speicherpotential - der "deutsche Wald" könnte wenn wir die Nutzung einstellen in den nächsten Jahrzehnten seinen lebend gebundenes co2 ca. verdreifachen.

              • @niko:

                "Aktuell haben unsere Wälder noch ein sehr grosses co2 Speicherpotential..."



                Ja, haben sie, aber nur, weil sie noch weit vom Gleichgewichtszustand entfernt sind! Je mehr sie sich letzterem nähern, um so mehr nimmt ihre Speicherleistung [in kg CO2/(Hektar*Jahr)] ab. Zur Erhaltung der Speicherleistung ist es daher zweckmäßig, die Wälder in diesem Zustand zu erhalten, d.h. die in einem bestimmten Zeitraum netto neu gebildete Biomasse aus dem Wald zu entfernen.



                Die entfernte Biomasse kann man dann im Sumpf versenken, zu Bauholz verarbeiten oder notfalls auch verbrennen. Alle Verwendungen sind für die globale CO2-Bilanz besser, als überschüssige Biomasse im Wald verrotten zu lassen.

              • @niko:

                Das ist ein Punkt. Der andere ist, dass alte Wälder sehr wohl auch CO2 aus der Atmosphäre entnehmen - Quelle: (Luyssaert, S.; Schulze, E.-D.; Börner, A.; Knohl, A.; Hessenmöller, D.; Law, B. E. et al. (2008): Old-growth forests as global carbon sinks. In: Nature 455 (7210), S. 213–215. DOI: 10.1038/nature07276.

                Zudem greifen Wälder durch den Wasser- und Wasserdampf - Kreislauf in das Lokalklima ein.

                • @Axel Donning:

                  "...dass alte Wälder sehr wohl auch CO2 aus der Atmosphäre entnehmen"



                  Bitte kurz den Mechanismus erläutern, wie das gehen soll. Dafür fahre ich jetzt nicht zur 25 km entfernten Unibibliothek.

                  • @sollndas:

                    Meine Vermutung ist das die zitierten Damen und Herren nachgewiesen haben das es auch in "Urwäldern" in den gemäßigten Klimazonen noch zu einer erheblichen C Anreicherung im Boden, z.b. durch Humussaufbau kommt. Gegebenfalls Trifft das nicht auf Wälder in den Tropen zu.

                • @Axel Donning:

                  Danke ja, mir ist bewusst das auch alte Wälder noch zusätzlich co2 speichern können und auch das sich diese günstig auf das lokale Klima auswirken ( können).



                  Um so wichtiger finde ich es deshalb, dass man sich aus Natur- und Klimaschutzgründen dafür einsetzt das durchschnittliche alter unserer Wälder zu erhöhen und sich für einen Vorratsaufbau in unseren Wäldern einsetzt.



                  Leider geschieht forstpolitisch aktuell genau das Gegenteil - energetische Nutzung von Waldholz wird gefördert womit der Nutzungsdruck auf unsere Wälder steigt und auch die Waldumbauprogramme führen kurzfristig zu einen Vorratsabbau - hier im Berliner Umland werden halbwegs stabile Kiefernwälder dermaßen frühzeitig stark aufgelichtet , gezäunt und mit Laubgehölzen unterbaut , das einen schlecht wird. Vielerorts sind in den letzten Jahren die verbliebenden Sonnenexponierten Kiefern der Trockenheit zum Opfer gefallen - aber das so künstlich entstehende soll dann die ökologisch sinnvollere Zukunft sein...

  • Hier ist deutlich zu sehen, dass man sehr genau auf Konflikte zwischen Arten-, Klima- und Naturschutz schauen muss. Klimaschutz ist eben nicht automatisch auch Biodiversitätsschutz. Der Konflikt wird dadurch verschärft, dass man gleichzeitig am kapitalistischen, neoliberalen Wirtschaftsmodell festhät. Die Wälder werden eben nicht in erster Linie dem Klimaschutz, sondern unserem unerschämt dekadenten Lebensstil geopfert.

  • Man sieht es auch in Deutschland, auch hier werden immer mehr bäume zu Brennstoff verarbeitet, ich glaube es geht am Ende einfach darum, dass die jetzige Generation verdienen möchte, die konkreten Bäume wurden ja von der Generationen zuvor angepflanzt

    • @Paul Rabe:

      Und womit heizen Sie so Ihre Wohnung?

      • @Chutriella:

        Heiße Luft aus den Kommentarspalten im Internet. Also der einzigen bekannten faktisch unbegrenzten Energieform