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Arbeitsbedingungen in der WissenschaftWer ist Hanna?

Unter dem Hashtag #IchbinHanna ist eine Debatte über prekäre Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft entbrannt. Drei Wissenschaftlerinnen erzählen.

Ob Sozial-, Geistes- oder Naturwissenschaft: Schlechte Bedingungen gibt's überall Foto: getty

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erklärte in einem Video, was das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) ist. Ein Gesetz, das dafür sorgt, dass vor allem Promovierende und Postdocs befristete Stellen unterschreiben. Damit das „System nicht verstopft“ werde, wie es in dem Video heißt. Die Protagonistin in dem Erklärvideo heißt Hanna.

Wis­sen­schaft­le­r:in­nen initiierten deshalb den Hashtag #IchbinHanna, unter dem sie berichteten, was die dauerhaften Befristungen für sie bedeuten: Druck, Planungsunsicherheit, unerfüllte Kinderwünsche und das Verlassen der Wissenschaft gehören dazu. Für einige ist auch klar: Sie sind nicht Hanna, weil sie auf ein Visum angewiesen sind oder als BPoC Diskriminierungsstrukturen ausgesetzt sind, die auch andere Auswirkungen haben als prekäre Arbeitsverhältnisse. Mittlerweile wurde das Video vom BMBF offline genommen und per Stellungnahme auf die Kritik reagiert.

„Ich habe schon Videokonferenzen aus dem Krankenhaus heraus gemacht“

Ich schreibe meine Doktorarbeit über Zeitlichkeit und Behinderung in der zeitgenössischen amerikanischen Literatur. Ich habe Mukoviszidose, eine chronische Stoffwechselerkrankung. Mit Mukoviszidose hat man eine reduzierte Lebenserwartung. Als ich angefangen habe zu studieren, war es teilweise so, dass ich gesagt habe: „Ich erreiche das Rentenalter ja gar nicht.“ Und dachte mir: „Na ja, was soll’s, dann habe ich halt nicht so die Mega-Kar­rierechancen, ich weiß eh nicht, wie alt ich werde. Dann kann ich auch in die Wissenschaft.“ Ich habe Glück, dass es ein neues Medikament gibt, mit dem es mir viel viel besser geht. Das normalisiert meine Lebenserwartung ein Stück weit, aber jetzt muss ich mich doch mit diesem schrecklichen Arbeitsmarkt auseinandersetzen.

Gerade arbeite ich in meinem dritten Vertrag, der im Juli ausläuft. Ich weiß, dass die Verlängerung beantragt ist, aber die ist noch nicht durch. Meine Chefin will mich zwar weiterbeschäftigen, aber dass ich nicht weiß, ob und wann mein Arbeitsvertrag verlängert wird, nimmt mir die Motivation.

Es erzeugt diese völlig paradoxe Situation: Natürlich will ich schnell fertig werden mit der Diss, aber in dem Moment, wo ich mit der Diss fertig werde, habe ich keinen Job mehr. Das ist eine Qualifikationsstelle und die muss ich wieder freimachen. Das hat einen Einfluss auf die Lebensplanung. Und der Druck macht total was mit einem. Du vergleichst ständig Lebensläufe mit anderen, die viel veröffentlicht haben und hier noch mal eine Konferenz organisiert haben. Dadurch entsteht ein Zwang zur totalen Hyperproduktivität. Du musst immer noch ein bisschen besser sein als die anderen.

Manchmal kollidiert dieser Zwang zur Überproduktivität aber mit meinem Körper: Ich muss regelmäßig ärztlich kontrolliert werden, Medikamente nehmen, ich muss inhalieren. Das kostet alles Zeit. Und oft habe ich einfach nicht so viel Kraft. Weil: für meinen Körper ist alles – das ganz normale Funktionieren, rumlaufen, Treppensteigen, Essen – anstrengender. Und ich kann mich nicht immer rausziehen: Ich habe schon Videokonferenzen gemacht aus dem Krankenhaus heraus, um den Anschluss nicht zu verlieren. Und klar, das ist noch mal ein extra Druck, ich muss es eben auch besonders gut machen, um zu beweisen, dass ich ja trotz und wegen der Behinderung immer noch hier mitreden darf.

Dorothee Marx (32) promoviert an der Uni Kiel zu chronischen Erkrankungen und Behinderungen in Comics und Literatur

„Zurück an eine deutsche Uni möchte ich nie mehr“

Ich habe meinen Magister in Deutschland gemacht und bin nach einem Jahr als wissenschaftliche Hilfskraft weggegangen. Meine Erfahrung ist die, wie es für jemanden mit einer sozialen Herkunft in der Ar­bei­te­r:in­nen­klas­se und mit „Migrationshintergrund“ an der Uni war. Das ist nur ein Faktor, warum ich mich entschieden habe, nicht in Deutschland an der Uni zu bleiben, aber auch Finanzen und mein Forschungsinteresse hängen damit zusammen. 2017 habe ich in Edinburgh promoviert über die postkoloniale Situation der Stadt Brüssel. Jetzt arbeite ich als Wissenschaftlerin in den Postcolonial und Decolonial Studies. Zurück an eine deutsche Uni möchte ich nie mehr.

Meine Sicht ist eine privilegierte: Ich hatte eine großartige Mentorin. Dazu kommt, dass ich keine Kinder oder keine Pflegeverantwortung für irgendjemanden habe. Ich konnte gehen. Das ist selbst, wenn man in Deutschland bleibt, ein Problem mit den sehr kurzfristigen Verträgen. Dass man immer in der Position sein muss, seine Koffer zu packen und nächstes Jahr woanders zu arbeiten. Das ist für viele unmöglich.

Was mich so wahnsinnig daran frustriert, ist diese Vorstellung: Wer ist diese Person, für die diese Stellen geschaffen werden? Wenn das Bildungsministerium sagt, dass dass Wissenschaftszeitgesetz tatsächlich in irgendeiner Weise eine gute Sache sein soll, dann kann sie ja nur eine gute Sache sein für jemanden, der:­die total unabhängig ist, der:­die keine Verpflichtungen in irgendeiner Art hat. Ich kann ja auch diese Kurzfristigkeit psychisch nur aushalten, wenn ich ein Sicherheitsnetz habe. Wenn ich weiß: Ach, wenn ich keinen Job kriege, dann zieh ich einfach wieder bei Mama und Papa ein.

Was in der Debatte um das Wissenschaftszeitgesetz untergeht, ist auch das System der deutschen Uni. Dok­to­ran­d:innen, vor allem die, die mit einem Arbeitsvisum an einer deutschen Uni angestellt sind, haben ein problematisches Abhängigkeitsverhältnis zu ih­­re­r:ih­rem Gutachter:in. Es kommt in diesem System zu vielen Situationen, die ich auch so nicht mehr erlebt habe, seitdem ich in Großbritannien arbeite. Zum Beispiel wie Lehrende in höher gestellten Positionen sich über Studierende äußern, über deren Hintergrund, Interessen, Ausdrucksfähigkeit, und auf sie eingehen. Äußerungen, die latent rassistisch, klassistisch, sexistisch sein können. Momente, in denen ich mir gedacht habe: Das ist kein Umfeld, in dem ich mich wiederfinden will. Wo ich das Gefühl hatte, dass ich wahnsinnig viel erklären muss – auch meine Existenz in diesem Raum ständig erklären muss.

Dann kommt hinzu, was und wie in Deutschland unterrichtet wird. Gerade in so recht traditionsverwurzelten Fächern wie der Romanistik. Es ist ein relativ weißer Kanon – es findet wenig statt, was Dekolonialisierung angeht. Es gibt zwar positive Ausnahmen, aber wir brauchen einen langfristigen Wandel. Wenn sich jemand denkt: Okay, bin ich drin, aber fühle mich als Ar­bei­ter:­in­kind und/oder als nichtweißer Mensch trotzdem fehl am Platz. Ich denke, das ist das Hauptproblem.

Sarah Arens (35) hat in Saarbrücken Romanistik studiert, in Edinburgh ihre Promotion in Postcolonial und Decolonial Studies verfasst und arbeitet heute als Wissenschaftlerin in St. Andrews, Großbritannien

„Gerade arbeite ich auf meinem elften Vertrag“

Ich bin seit ungefähr zehn Jahren in der Wissenschaft. Promoviert habe ich in der Naturwissenschaft, nun forsche ich im Bereich der Medizin. Gerade arbeite ich auf meinem elften Vertrag. Mir wurde gesagt, dass das der letzte Vertrag ist. Das Interessante ist, dass mir das nie aufgefallen ist, weil es bei allen Kollegen so ist. Das ist total normal, dass man sowohl während als auch nach der Promotion nur ganz kurze Verträge bekommt und die dann auslaufen und man dann auf irgendwelchen Drittmitteln sitzt, wo man mit den Projekten auch gar nichts zu tun hat. Einfach, um irgendwie angestellt zu sein. Ich habe das nie hinterfragt. Jetzt habe ich gemerkt: Oh Gott, was sind das wirklich für prekäre Bedingungen, dass ich mich noch nicht mal darauf verlassen kann, dass das funktioniert. Mir ist bewusst geworden, dass das sehr endlich ist. Dass ich nicht lange dort bleiben kann.

In meinem Umfeld haben alle einen Back-up-Plan. Viele von uns sind Psychologen oder auch Ärzte. Die meisten haben mit der Psychotherapie-Ausbildung oder mit der Psychiater-Fachausbildung angefangen, weil sie sagen: Mit der Wissenschaft wird es bei ihnen ja sowieso nichts. Ich war aber bisher erfolgreich. Ich habe nach meiner Promotion mehrere Preise bekommen und habe auch eine Publikation, die in einem sehr hoch angesehenen Journal veröffentlicht wurde. Davon war ich motiviert, ich habe gedacht: Bei mir könnte es doch vielleicht klappen.

Aber ich habe zwei kleine Kinder, und ein langfristiger Weg in der Wissenschaft ist eigentlich wenig familienkompatibel. Ich müsste jetzt eigentlich noch mal unbedingt ins Ausland. Wie mache ich das mit meinem Mann und den kleinen Kindern? Ich brauche eigentlich in den nächsten zwei Jahren eine Juniorprofessur. In Berlin ist das quasi unmöglich zu bekommen. Ich habe mich schon viel beworben, habe das nie bekommen, es ist einfach unglaublich kompetetiv hier. Ich kann mir nicht aussuchen, wo ich wohne, wenn ich weiter in meinem Feld arbeiten möchte. Wir waren neulich kurz davor, ins Ausland zu ziehen, weil es da eine Stelle für mich gibt. Das haben wir doch nicht gemacht, weil die Kinderbetreuung 1.500 Dollar pro Kind kostet.

Sich auf eine Professur zu bewerben ist nichts, was ich neben meinem Vollzeitjob schaffe. Das mache ich wirklich in meinem Feierabend. Ich habe auch noch zwei kleine Kinder, die fordern mich. Dazu Beziehungspflege und Freunde. Es ist ein sehr ungesunder Arbeitsstil. Ich habe dadurch keine Sekunde für mich. Der Druck ist extrem. Und gleichzeitig will ich es wirklich noch mal versuchen.

Bis Dezember probiere ich es noch mal volle Kanne, das alles in die Bahn zu lenken, in die ich es lenken möchte, und dann, das habe ich meinem Mann versprochen, ziehe ich auch wirklich Alternativen außerhalb der Wissenschaft in Erwägung. Ich bin leidenschaftliche Wissenschaftlerin, ich liebe, was ich mache, deswegen ist es für mich umso trauriger, dass für mich dieser Traum, in diesem Bereich zu bleiben, nicht ermöglicht wird.

Die Naturwissenschaftlerin (36) möchte anonym bleiben, da sie befürchtet, dass eine Veröffentlichung unter ihrem Klarnamen ihr Arbeitsverhältnis gefährden könnte. Ihre Identität ist der taz bekannt.

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39 Kommentare

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  • Weil hier schon mehrmals das Beispiel mRNA als ach so sinnvolles und entfristbares Forschungsfeld aufgebracht wurde: eine der wesentlichen Pionierinnen in diesem Feld, Katalin Kariko, wurde von ihren Kolleg*innen eben als nicht-professorabel angesehen und hat kein Tenure bekommen. Glücklicherweise hat sie weitergemacht und die Augen bei der Berufswahl auch weiterhin fest verschlossen gehalten (auf Projektstellen etc., inzwischen bei BionTech - aber wir sprechen hier von Jahrzehnten später).



    Hier der Wikipedia-Eintrag, es gibt noch eine Reihe Artikel, die das näher beleuchten. de.wikipedia.org/w...atalin_Karik%C3%B3

    Nein, Leute - ihr wollt wirklich nicht, dass alle, die jetzt an der Uni tätig sind, sich andere Aufgaben suchen. Ihr wollt, dass es dort Lehre und Forschung gibt, auch solche, deren Relevanz sich nicht unmittelbar erkennen lässt. Und es ist ja nicht so, als gäbe es an den Unis keinen Bedarf an Menschen, die dort arbeiten und als wären wir alle Bittsteller.

  • Sorry, was sollen solche Artikel? Das Betroffene ihre subjektiven Probleme artikulieren führt zu keinen Lösungen und erzeugt nur negative Stimmung und Energie.



    Ja, spätestens in den 1990' hat der Abstieg des deutschen Wissenschaftssystem begonnen.Also nicht neues. Effizienz und Effektivität (sind ja für die meisten Teufelszeug, gegen die Freiheit von Forschung und Lehre, ...) sind mittlerweile unglaublich lausig. Resultat einer konzertierten Aktion aller politischer Parteien, Ministerien und Behörden, und Strukturen in den z.b. Unis selbst, die das verhindern. Da kann man sich schon mal schlau machen nach dem MSc Abschluß.



    Den Autorinnen hier scheint zudem nicht klar zu sein das Promotion "nur" ein weiterer Ausbildungsabschnitt ist. Und sie sind alle in Bereichen tätig wo die Dr. xyz nur von den Unis selbst und einigen GFE nachgefragt werden. Die offensichtlich nicht so viele neue Forscherinnen brauchen. Das sie dennoch so viele ausbilden ist natürlich schon etwas darwinistisch, aber sollte den meisten schon klar sein. Und war schon immer so.



    Das Kriterium dafür ob jemand einen (längerfristigen) Arbeitsvertrag bekommt kann schließlich nicht sein "Mir das mach das Spaß / Ich will das machen / Ich bin gut".



    Auf jedem 2. Auto eines Handwerkers klebt heute "Mitarbeiter dringend gesucht", Ingenieure, Informatiker, ... you name it. Und die Gehälter für IT guys, egal welcher Ausbildungsstufe, sind mittlerweile obszön hoch - was sagt uns das?



    Der praktische Rat kann daher weiterhin nur sein: Augen auf bei der Berufswahl. Und ggfs. rechtzeitig umsteigen. Manchmal easy: Krankenhaus oder gar Praxis (auf dem Land!?) statt Uni Klinik, manchmal eine 2. Ausbildung

  • Wer für seinen Job "Spender" braucht muss sich doch nicht wundern wenn nach der Spende kein Job mehr da ist. Es gibt auch normale Job. Vermutlicher aber nicht so viele wie es Forscher gibt. In D gibt es Berufsfreiheit aber keine Anstellungspflicht.

    Deutsche Handwerker werden hängeringend gesucht. Geschichtsforscher ungefähr so oft wie "Indiana Jones".

    Augen auf bei der Berufswahl

  • "Es kommt in diesem System zu vielen Situationen, die ich auch so nicht mehr erlebt habe, seitdem ich in Großbritannien arbeite."

    Sara Ahmed hat da sehr eindrückliche Beispiele aus UK gesammelt. Wie Michael Hartmann zeigt, kommt unser Exzellenzwahn und damit der Drittmitteldruck auch aus UK, auf den Weg gebracht von SPD und Grünen, genau wie das WissZeitVG.

    "Das ist total normal, dass man sowohl während als auch nach der Promotion nur ganz kurze Verträge bekommt und die dann auslaufen und man dann auf irgendwelchen Drittmitteln sitzt, wo man mit den Projekten auch gar nichts zu tun hat. Einfach, um irgendwie angestellt zu sein."

    Strafrechtlich könnte das Subventionsbetrug sein, arbeitsrechtlich wäre vielleicht eine Entfristungsklage drin.

  • Wissenschaftsstellen an deutschen Universitäten sind meiner Meinung nach nur etwas für Masochisten und Leute ohne Selbstwertgefühl. Vielleicht auch noch für Leute, bei denen zu 100% klar ist, dass sie die nächste Professur ergattern werden. Sonst würde ich das niemanden empfehlen. Studierenden wird es so nicht gerade schmackhaft gemacht, die wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen.

    Ich war mal als wissenschaftlicher Mitarbeiter über Drittmittel an einer Uniklinik angestellt. Wie üblich eine halbe Stelle, es wurde aber natürlich erwartet, dass man den ganzen Tag da war. Dazu kam, dass der Vertrag immer in 2-Monats-Etappen verlängert wurde, weil angeblich die Finanzierung nicht gesichert war. Wenn der Monatswechsel auf ein Wochenende fiel, habe ich erst am Freitag erfahren, ob ich am Montag noch weiterarbeiten durfte. Bei der Personalabteilung hat man sich als fertiger Arzt wie ein Bittsteller gefühlt. Mein Gehalt war so gering, dass ich sogar als Mieter für eine 40qm Wohnung abgelehnt wurde.

    Bin dann an ein städtisches Klinikum gegangen. Dort wurde einem fast der rote Teppich ausgerollt, die Personalabteilung war zuvorkommend und freundlich. Da fällt einem die Entscheidung nicht schwer.

    In anderen Ländern gibt es z.B. Ausgliederungen von Universitäten, bei denen hundert Leute an einem Projekt arbeiten. Da kommt dann auch was dabei heraus. In Deutschland hat ein Prof. vielleicht drei Hanseln, die mit einem Projekt betraut sind, während ein anderes Institut unabhängig davon ein ganz ähnliches Projekt betreibt. Dann wundert man sich, warum das eine Institut nochmal Probleme lösen muss, die das andere schon gelöst hatte und bei den Forschungsprojekten nicht viel rauskommt.

    Da braucht man sich nicht wundern, wenn in Deutschland die Forschung den Bach runter geht.

  • Die Unilandschaft ist halt recht effizient neoliberalisert worden, d.h. man lässt es die vielen KonkurrentInnen um wenige Stellen sozialdarwinistisch ausfechten. Die besten Netzwerker und die angepassten gewinnen. Wer das Ergebnis seiner Forschung nicht schon im Antrag definiert hat erntet mitleidsvolle Blicke. Der administrativ -regulative Wasserkopf verschlingt teils mehr Mittel und Energien als die eigentliche Forschung und Lehre. Ohne Drittmittel geht sowieso nix mehr. Das modularisierte System und Graduiertenkollegs spucken zahllose Master und Ph.D. aus, aber das deutsche System weigert sich den wichtigsten Aspekt des anglo-amerikanischen Unisystems zu übernehmen: einen ordentlich bezahlten verstetigten Mittelbau aus (junior/senior) lecturers, also Festanstellung jenseits der Professur. Statt dessen Hochdeputatsstellen mit Magengeschwürgarantie.

  • Wenn man sich die Kommentare mal so durchliest, wird einem folgendes klar: Entweder du heilst mindestens Krebs bzw baust einen Fusionsreaktor, oder du bist für die Gesellschaft unnütz und man muß dir keine Forschungsstelle finanzieren.

    Es wird so getan, als gäbe es da einen breiten gesellschaftlichen Konsens, der das besagt. Das stimmt aber nicht. Vielleicht meinen einige, aus ihrem eigenen Umfeld so eine Einstellung ablesen zu können. Das ist aber empirische Argumentation.

    Es gibt keinen gesellschaftlichen Konsens, daß Forschung sich an Profit oder Nobelpreisen messen lassen müßte. Psychologie und Romanistik sind nicht "unwichtig" oder "brotlose Kunst". Das ist einfach Geschwafel von einigen Leuten, die geistig noch im 19. Jahrhundert leben, sich selbst wichtig machen wollen oder ganz einfach neidisch sind.

    Wenn ein großer Teil der Gesellschaft - Millionen - gerne in der Wissenschaft arbeiten möchte, dann muß die Gesellschaft das finanzieren und sollte sich darüber freuen. Wenn die Gesellschaft sich dadurch verändert, ist das eben so. Auch da gibt es keine Regel, die besagt, das dürfe nicht passieren.

    Es paßt mal wieder der alte Spruch: Unter den Talaren Muff von tausend Jahren. Auch wenn der Talar heute eher mental vorhanden ist.

    Kurz, wer alles daran mißt, ob es Geld und Status bringt, der sollte vielleicht selbst mal zum Psychologen.

    • @kditd:

      Was will man auch machen?



      Wissenschaft findet nun mal nur an den Universitäten statt (schon Fachhochschulen sind schnöde Ausbildungsstätten), und Wissenschaftler ist man erst nach Erhalt des Doktortitels.

    • @kditd:

      Im Gegenteil: Romanistik und Amerikanische Literatur sind "Geschwafel". Und ihr Wert ist vom gesellschaftlichen Konsens abhängig, der in den Augen derer, die nicht dadurch ihr Geld verdienen eher gering sein dürfte. Krebs heilen und Fusionsreaktoren bauen sind nicht vom gesellschaftlichen Konsens abhängig. Das sind nämlich objektive Veränderungen der materiellen Umgebung, so wie ein Haus bauen.

  • Jede Generation spielt das auf ein Neues durch. Ich hatte mich gegen die unsägliche Hochschulreform von Rot-Grün in den Jahren 2000/2001 engagiert. Eine Festanstellung in den frühen 2000er Jahren fand ich nicht in der Hochschule und konnte feststellen, dass es auch außerhalb der Universität sehr zufriedenstellende Arbeitsplätze gibt.

    Jetzt sitze ich bei Stellenbesetzungen auf der anderen Seite und erlebe es inzwischen, dass die Wunschkandidatin häufig absagt, weil sie etwas Besseres gefunden hat, auch der 2.-Platzierte ist oft schon woanders und dann muss man hoffen, dass der 3.-Platzierte noch Interesse hat. Der jetzige Stellenmarkt ist überhaupt nicht vergleichbar mit der Situation in den frühen 2000er-Jahren.

    Irgendwann muss man sich damit auseinandersetzen, dass eine Promotion/Habilitation nicht automatisch zur Festanstellung in der Universität führt. Generationen vorher mussten damit auch fertig werden.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Darum geht es ja eigentlich nicht, sondern es liegt an der fehlenden Kinderbetreuung und den ständigen Befristungen. Daß da was im Argen liegt, könnte man auch als jemand, der "jetzt auf der anderen Seite sitzt", verstehen.

      • @kditd:

        Sorry, aber die Bedingungen sollte man schon selbst vorher eruieren. Wer sonst?



        Befristungen sind und waren schon immer der (richtigerweise) Normalfall für Jobs an der Uni. Und wenn ich mich nicht ganz irre ist Erzieher auch eher ein Mangelberuf. So lange Unis mehr als genügend Kandidaten für eine Promotionsstelle haben, haben sie wenig Motivation ihr klammes Geld für Kindergärten auszugeben.

      • @kditd:

        Ich bin nicht mehr an der Universität und daher ging auch mein Exkurs um Stellenbesetzungen heutzutage nicht um eine grottige Uni-Stelle sondern um unbefristete Stellen im öffentlichen Dienst. Im Vergleich zur Uni liegt da deutlich weniger im Argen.

  • Aus der Uni nur ein paar Kommentare:



    - im Rahmen von und nach der Promotion nur auf eine Karriere an der Uni zu setzen ist in Anbetracht der Zahlen verrueckt;



    - wer mehr Stellen in bestimmten Bereichen der Uni fordert, der/die muss sich auch fragen was die Gesellschaft davon hat, mRNA wurde eben nicht in der Romanistik entwickelt;



    - bei allem Mitleid, in den Naturwissenschaften bekommen Postdocs TVL13 oder gar TVL14 mit Vertraegen von mindestens 3 Jahren, es gibt Leute, denen geht es schlechter;



    - auch bei einer Karriere in der Industrie kann ich mir meinen Wohnort nicht aussuchen, und je hoeher die Stelle desto weniger Wahlmoeglichkeiten;



    - natuerlich ist der Wettbewerb an den Unis hoch, weil es eben tolle Stellen sind, aber der Wettbewerb bei DeepMind oder bei Porsche ist eben auch nicht klein;



    - an Unis in Deutschland oder anderswo laeuft sicherlich nicht alles gut, aber ein allgemeines Bashing der Unis hier im Land ist vielleicht etwas arg verallgemeinernd? Wer sich als Arbeiterkind schlecht fuehlen will, der/dem kann ich Oxbridge auch sehr empfehlen...

    Generell ist es sicherlich gut und hilfreich, die Probleme an den Unis anzusprechen, aber wir sollten auch in Hinterkopf behalten, dass eine Professur heisst, dass sich die Gesellschaft bereiterklaert, uns blind 25 Jahre Gehalt und dann Rente zu zahlen, nur damit wir tun was wir tun moechten. Darauf kann man hoffen, aber es gibt sicherlich kein Recht auf diesen Deal...

    • @posaunenspieler:

      "was die Gesellschaft davon hat, mRNA wurde eben nicht in der Romanistik entwickelt"

      Nun, Romanistik, oder Geisteswissenschaften allgemein, beschäftigen sich mit der Frage, warum überhaupt man z.B. Impfstoffe entwickeln sollte.



      Oder breiter, nicht mit der binären Frage "wollen wir leben", sondern mit der Frage "wie wollen wir leben".

      Dass in den vergangenen Monaten "Wissenschaft" praktisch nur noch "Naturwissenschaft" meinte, und dass Theologen, Psychologen, Soziologen, Historiker, ... in den Überlegungen zur Pandemiebewältigung kaum eine Rolle gespeilt haben, erklärt auch einen Grossteil der Unterlassungen und blinden Flecken.

      • @flip flop:

        Sorry, die Frage ob ein Job wichtig ist oder nicht wird und kann immer nur von anderen beantwortet werden, nicht von einem selbst, denn man muss ja zwangsläufig subjektiv sein. Anderfalls ist man im Minimum shizophren.



        Und mit allem Respekt, ob wir Impfstoffe entwickeln oder nicht wird einzig und allein, wie fast alles andere, durch entsprechende Nachfrage getrieben. Im konkreten entscheiden dann Einzelne ob den die Nachfrage groß genug sein wird um die Investition wieder reinzubekommen.



        Wie wir leben wollen entscheidet jeder einzelne von uns jeden Tag auf's neue, und wenn viele das gleiche wollen entsteht daraus wieder Nachfrage nach Aktion. Geisteswissenschaftler können hinterher erklären was die Entscheidungen einer größeren Masse beeinflußt hat. Aber lesen, und sich davon leiten lassen sich dann doch wieder nicht einmal 1 Promil der Bevölkerung.



        Und nein, wenn es denn Unterlassungen gegeben hat liegt das nicht daran das die verantwortlichen Personen nicht genug Informationen eingesammelt haben, sondern daran das man nicht ewig analysieren kann sondern Entscheidungen treffen muss. Jede gute Entscheiderin weiss in solchen Situationen das sie niemals alle Informationen haben wird und muss nur mit sich selber ausmachen welche Informationen von welchen Experten für sie relevant sind.



        Das ist der fundamentale Unterschied zwischen Wissenschaftlern und Experten, und Entscheidern in Politik und Unternehmen.



        P.s: Wenn man selbst als Experte nicht gefragt worden ist sollte man sich selber hinterfragen. Und nicht andere beschuldigen.

    • @posaunenspieler:

      Genau so ist es. Sehr gute Darstellung.

      In manchen Naturwissenschaften, Materialwissenschaften etc, also dort wo der Bedarf ist, gibt es auch für die Doktoranden 100% Stellen.

      Der hohe Anteil von befristeten Stellen ist auch auf das Bemühen der DoktorV-M bzw. der Unis zurückzuführen, den Kandidaten bis zum Ende zu finanzieren.



      Vielfach gibt es 3+3 Jahre Verträge. Aber da wo nicht, können 3 Jahre für die Promotion knapp sein. Damit die nicht abgebrochen wird, gibt es dann Abschlussfinanzierungen von 6 Monaten o.ä.. Klappt das wieder nicht, dann noch mal einen Vertrag bis zum Abschluss. Und schon hat man drei Verträge und die Schlagzeilen lauten: unendliche Befristungen durch Kurzzeitvertröge (weil das Mittel 1,3Jahre ist).

      In kaum einem Bereich wird sich so gekümmert, inkl. Elternzeiten etc wie an der Uni. Ausnahmen bestätigen die Regel.

    • @posaunenspieler:

      "mRNA wurde eben nicht in der Romanistik entwickelt;"

      mRNA wurde überhaupt nicht "entwickelt", sondern ist ein natürliches Element in unserem Körper.

      - "bei allem Mitleid, in den Naturwissenschaften bekommen Postdocs TVL13 oder gar TVL14 mit Vertraegen von mindestens 3 Jahren, es gibt Leute, denen geht es schlechter;"



      Die PostDoc-Stellen sind aber oft auch nur halbe Stellen. 50% von TVL13 entspricht auf den Cent genau 100% von E1. Ja, E1, da fehlt keine zweite Ziffer.

      "aber wir sollten auch in Hinterkopf behalten, dass eine Professur heisst, dass sich die Gesellschaft bereiterklaert, uns blind 25 Jahre Gehalt und dann Rente zu zahlen, nur damit wir tun was wir tun moechten."

      Eine Professur innezuhaben heißt nicht, konstant die Eier zu schaukeln und zu tun, worauf man bock hat. Der Job ist zwar sehr gut bezahlt, kommt aber auch mit vielen Verpflichtungen und einem hohen Workload.

    • @posaunenspieler:

      Jo, sie brauchen wirklich kein Wissen über Spanien, Italien, Frankreich, Kanada oder Portugal. Sie brauchen keine Leute, die die Sprachen sprechen können, die analysieren können was in diesen wichtigen Mitgliedsstaaten der EU passiert. Sie brauchen keinerlei Wissen über die Geschichte Roms und der römischen Geschichte Deutschlands, weil Sie das ja schon alles wissen.

      • @LesMankov:

        Doch das alles braucht man. Nur eben nicht in dem Maße, wie Leute sich für diese Felder interessieren.

        Und ob man als Dolmetscher oder Korrespondent unbedingt die Geschichte und Kultur eines Landes _studiert_ haben muss, glaube ich auch nicht.

        Ich frage mich wo die Haltung herkommt, dass die Gesellschaft gefälligst jedes abseitige akademische Interesse finanzieren soll - am besten unbefristet.

        "Zeitlichkeit und Behinderung in der zeitgenössischen amerikanischen Literatur" ahhhja, was soll Zeitlichkeit sein?

  • Ich denke mal das Problem lässt sich so einfach nicht lösen. Zum einen ist der Gesellschaft Forschung vor allem da etwas wert, wo sich wirtschaftliche Vorteile ergeben. Und natürlich sind die fraglichen Stellen begrenzt, so wie in jedem anderen Beruf auch.

  • Die beschriebenen Bedingungen sind schlichtweg unverschämte Ausbeutung. Die Diskussion ist ja nicht neu. Dass sich gerade Deutschland mit so einem schlechten System (im internationalen Vergleich) hervorhebt, ist eine Schande.

    Nur was ist mit den Prioritäten, woran eigentlich geforscht werden soll? Dass Kunst brotlos sein kann, ist ja nichts neues. Die ersten beiden Beispiele würde ich denn auch mehr als Kunst und weniger als "Wissenschaft" bezeichnen: sicher hochinteressant, aber wenig handfester Mehrwert für die Gesellschaft. Ich fände es besser, weniger Stellen dafür zu finanzieren als bisher, diese aber dafür mit deutlich besseren, stabileren Bedingungen für die Forscher.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Mal durchrechnen. Jeder Prof nimmt pro Jahr vier Doktoranden an. Macht bei 25 Jahren auf einer Professur 100 Promovierende.



    Die Chance ein Professur zu ergattern liegt also bei 1%.



    Mit anderen festangestellten Jobs bei MaxPlank, Leibnitz etc bei rund 2%.



    So ist das nun Mal. Ein Lehrstuhl kostet den Staat locker 500.000€ im Jahr. Macht bei 20.000 Profsys 10 Milliarden pro Jahr.

  • Ich fasse zusammen. 1 Ich möchte nie mehr nach Deutschland zurück. 2 Ich möchte nie in die Uni zurück. 3 Ich möchte nicht in die Mühlen des Forschungsbetriebs zurück.

  • Da ich ein wenig dran bin an der Situation, möchte ich einen Aspekt noch erwähnen, der hier zumindest nicht ausreichend "gewürdigt" wurde: dieses System treibt exzellente Wissenschaftler aus Deutschland. Ich kenne einige Fälle, die vor der Wahl standen, in die Wirtschaft zu gehen, oder ins Ausland. Ein dauerhafter sicherer Forschungsplatz ist nicht möglich. Entweder man ergattert eine der seltenen Professuren, oder man MUSS ins Ausland um wissenschaftlich zu arbeiten.



    So fahren wir unsere Forschungselite an die Wand, bzw. weisen sie quasi aus dem Land.

    • @Jalella:

      Sorry, Anekdoten kenne ich auch.



      Fakt: Es gibt exzellente Wissenschaftler in DE, sogar Nobelpreisträgerinnen die hierher gekommen sind. Und ebenso andere die in andere Länder gegangen sind.



      Ob bei Forschern nun aber die nationale Nachfrage (= Stellen) zu gering ist oder das Angebot zu hoch?



      Fakt ist das die BRD noch nie soviel Geld für Unis und Hochschulen, FhG, MPI, Leibniz Institute und mittlerweile unzähligen "Analyse" GmbH's, die im wesentlichen auch aus dem Staatshaushalt finanziert werden, ausgegeben haben.

    • 3G
      37621 (Profil gelöscht)
      @Jalella:

      Die beschriebenen Wissenschaftler nehmen dann nach einigen Jahren einen Ruf aus Deutschland an, weil sie Familie haben und die soziale Stabilität des Landes schätzen. Alles hat seine drei Seiten...

  • Historisch kommen die meiste bahnbrechende Innovation kommt aus der Basisforschung.

    Hier sollte es viel mehr Gelder, feste Jobs und Vereinbarkeit mit Familie geben.

    Ich bin erstaunt das es noch Menschen gibt, die sich das antun.

    Meine Mutter hat in der Forschung im Kommunismus gearbeitet, Kardiologisches Zentrum in Moskau. Das war ein Job mit Festanstellung.

    Mal als Vergleich.

    • @Obscuritas:

      Ja, und deshalb haben u.a. die Europäer schon vor Jahrhunderten die Universität "erfunden". Kombination von Lehre und Forschung. Sind damals so wichtig wie heute. Forschung aber ist zwar notwendig, aber noch lange nicht hinreichend um Innovation zu bekommen. Wenn einzelne nicht versuchen aus dem Forschungsergebniss etwas für alle Nutzbares zu machen, in 99% aller Fälle in Unternehmen oder Start-ups, war das Forschungsergebnis erst einmal nur Selbstbefriedigung.



      In Europa mangelt es uns sicher nicht an Forschung, aber deutlich an Innovation.



      By the way: habe ich da etwas verpasst? War die UdSSR, und ist Russland heute ein Leuchtturm der Innovation?

  • Tja, so ist die Wissenschaft.

    Alternative: Einfach vorher nachdenken und über etwas promovieren was auch für die freie Wirtschaft relevant ist (betrifft vor allem die ersten beiden Damen), und schwups sollten sich ganz andere Möglichkeiten ergeben, wenn einem die Verträge in der von Drittmitteln finanzierten Uni-Wissenschaft nicht passen und man nicht Prof werden kann/will... Scheinbar lebt die Wissenschaft eben davon dass ständig neue schlaue (billige...) Köpfe von unten nachkommen.



    Alternativ könnte man natürlich auch einen Quereinstieg in ein anderes Feld wagen, wo die Fähigkeiten gefragt sind und nicht so sehr das Spezialwissen...

    PS: Diese offenbar neue Form des Binnen-Is mit Doppelpunkt ist sehr störend. Hoffe mal dass die einschlägigen Browser-Filter demnächst aktualisiert werden...

    • @hderk:

      Sorry, aber es geht nicht um Kanonenfutter für die Wirtschaft, es geht um Wissenschaft. Um Erkenntnisgewinn, nicht Kapital.

      • @Jalella:

        Unterlassen sie doch einfach die Beleidigungen der Menschen, die in der Industrie und im Handwerk tätig sind. Ein solch elitäres Gehabe ko... mich an. Dort, und nur dort werden Erkenntnissen in etwas umgesetzt, Produkte und Services, die allen Menschen etwas nutzen. So lange das nicht passiert profitiert die Gesellschaft nicht von Erkenntnissen, sondern es ist maximal Sebstbefriedigung für die, die von eben dieser Gesellschaft dafür bezahlt werden Erkenntnisse zu gewinnen.



        Und wenn diese Unternehmen und Betriebe keine Gewinne mehr erwirtschaften, gibt's auch keinen mehr der die Steuern zahlt die wahrscheinlich auch ihren Job finanzieren.



        Sie sollten einmal einen Grundkurs in Ökonomie / Volkswirtschaftslehre belegen.

    • @hderk:

      "In der von Drittmitteln" — das ist Teil des Problems. Zu wenig Grundfinanzierung.

    • @hderk:

      Chapeau, Sie Fuchs. Wenn alle Ihren Empfehlungen folgen würden, könnten Sie sich den Impfstoff in der Pandemie erträumen, aber nicht erhalten. #Grundlagenforschung

      • @awes:

        Biontech usw. sind also keine Unternehmen der freien Wirtschaft? Die Forschung an mRNA-Technik ist sicherlich extrem interessant für die Industrie, so interessant dass einige Staaten im Namen ihrer Pharmaindustrie bekanntlich die Freigabe der Patente unter dem Vorwand der Corona-Bekämpfung in ärmeren Staaten fordern!

        Details zu letztgenannter Person fehlen ja, aber nach 10 Jahren scheint sie eigentlich erfolgreich genug zu sein entweder zu einem Unternehmen in dem Bereich zu wechseln oder warum nicht mal eins zu gründen?



        Bei nachgewiesener Expertise in Themen wie "Zeitlichkeit und Behinderung in der zeitgenössischen amerikanischen Literatur" und "die postkoloniale Situation der Stadt Brüssel" sehe ich da irgendwie weniger Potenzial...

        • @hderk:

          Sie glauben also das mRNA verfahren wurde parallel in mehreren Unternehmen entdeckt?

          Die grundlangenforschung für mRNA Technik stammt nicht von pfizer. Nur die praktische Anwendung.

          • @Sascha:

            Die Grundlagenforschung zur mRNA wurde aber auch sicherlich nicht in der Romanistik oder Kolonial- bzw. Postkoloniasstudien entwickelt.

            Die ersten beiden Damen sind sicherlich auch in der Wissenschaft, da es hier in diesen Bereichen überhaupt vernünftig bezahlte Jobs gibt.

            Die letzte Betroffene hat - zumindest suggeriert der Text das - in der Wirtschaft durchaus Alternativen.

  • Spannend, warum und an welchen Punkten in ihrer Karriere (wenn man das denn so nennen mag, man könnte es auch "Ausbeutungsgrad" schimpfen...) viele Wissenschaftler aus der Forschung ausscheiden wollen/müssen. Ich bin ganz früh raus, hab es nach meiner Diplomarbeit in einer Naturwissenschaft nicht mehr ausgehalten weil mich die "publish or perish"-Kultur und die Allmacht der Journals so wütend gemacht hat. Und das, obwohl der Umgang in dem Institut wo ich die Arbeit geschrieben habe, wahnsinnig nett und kollegial war, was übrigens auch keine Selbstverständlichkeit ist, Wissenschaft ist schrecklich kompetitiv.



    Kein Wunder, dass Leute ihre mageren Daten auf zig Paper auswalzen und total unwichtiges Zeug publizieren nur um irgendwie weiter mitmachen zu können! Zum Kotzen!



    Jetzt habe ich einen unbefristeten, sehr gut bezahlten, langweiligen aber sinnvollen Job in der bösen freien Wirtschaft. Ich nenne mich immer noch etwas nostaligisch verklärt "Wissenschaftler" und freue mich, wenn mein Arbeitgeber mir kreative Aufgaben gibt, aber in die Mühle vom Forschungsbetrieb möchte ich trotzdem nicht zurück.

    • @Krösa Maja:

      Bei mir sieht es ähnlich aus, nur habe ich noch einen PostDoc gemacht, weil was ich gemacht habe wichtig war.

      Zu den aktuellen Beschäftigungsbedingungen könnte ich gar nicht zurück. Ich habe gemerkt, dass ich mit Befristung emotional sehr schlecht zurechtkomme.