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Was Wirecard uns lehren sollteHer mit den Steuerfahndern

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Der Skandal um Wirecard ist groß, das Versagen der Aufsicht nicht zu übersehen. Weit größere Folgen aber haben Steuerflucht und -hinterziehung.

Nicht Bilanzfälschung ist das große Problem, sondern Steuer­betrug Foto: Silas Stein/dpa

D er Bilanzbetrug bei Wirecard beherrscht die Schlagzeilen, als würde es sich um einen nationalen Notfall handeln. Die Aufregung ist so groß, dass zwei Fakten untergehen. Erstens: Bilanzbetrug ist selten in Deutschland. Wirecard ist eine Ausnahme, nicht die Regel. Zweitens: Die eigentlichen Schäden entstehen woanders – etwa bei der Steuerflucht, die den deutschen Staat jährlich viele Milliarden Euro kostet. Doch seltsam: Niemand fordert vehement, die Zahl der Steuerfahnder deutlich zu erhöhen – stattdessen wird nach einer personalstarken „Bilanzpolizei“ verlangt.

Diese Schräglage ist nicht zufällig, sondern spiegelt die Interessen der Wohlhabenden wider. Sie wollen ungestört ihre Steuerlast „gestalten“ – gleichzeitig aber maximale Sicherheit genießen, wenn sie auf den Kapitalmärkten investieren.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Firmen müssen kontrolliert werden, damit keine Fantasiezahlen in den Bilanzen landen. Aber diese Kontrolle gibt es schon – nicht nur durch die ­Wirtschaftsprüfer und die Finanzaufsicht Bafin, sondern auch durch das Strafrecht. Die Wirecard-Manager werden noch merken, dass es keine Freude ist, jahrelang ins Gefängnis zu wandern.

Wie gut das deutsche System funktio­niert, zeigt sich daran, dass Bilanzen nur selten gefälscht werden. Prominente Fälle in den vergangenen 25 Jahren waren FlowTex, P & R sowie die Beluga-Reederei in Bremen. Der Gesamtschaden lag bei etwa 5 Milliarden Euro. In 25 Jahren. Dafür braucht man keine riesige „Bilanzpolizei“.

Stattdessen sollte man aus dem Wirecard-Desaster lernen, wie sich das jetzige System optimieren lässt, ohne viel zu kosten. Vorschläge gibt es reichlich: Unter anderem könnte man Whistleblower honorieren und die Kompetenzen der Bafin erweitern – sodass sie forensische Sonderprüfungen durchführen kann.

Personal ist knapp und teuer. Daher sollte man die Fahnder dort einsetzen, wo sie am meisten bringen – also in den Finanzämtern. Nicht Bilanzfälschung ist das große Problem, sondern Steuer­betrug.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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33 Kommentare

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  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    " Warum an mächtigen Institutionen wie Kapital und Staat, als Kapitalverwalter, festhalten?"

    Der Staat bin ich - sie auch - dann haben wir das also verbockt.



    Zufrieden bin ich nicht mit meinem Staat - aber ich hab aber schon in schlimmeren gelebt - die waren aber alle in Volkes Hand, ohne Kapital.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Lasse nie ein Unternehmen, dass als Bezahldienst für Pornofilme angefangen hat, vom Staat ungeprüft!

  • "Erstens: Bilanzbetrug ist selten in Deutschland. Wirecard ist eine Ausnahme, nicht die Regel ... Stattdessen sollte man aus dem Wirecard-Desaster lernen, wie sich das jetzige System optimieren lässt, ohne viel zu kosten."



    Um dann das nächste Desaster zu entdecken? Finanzströme und Kapitalmengen sind Ausdrücke von Macht. Merkmale des Kapitalismus sind die Kapitalvermehrung, Profitmaximierung und strukturelle Gier. Kapital wird auf verschiedene Art vermehrt: Investitionen in Betriebe, Ausnutzung von "Steuererleichterungen"/niedrigen Steuern und Subventionen, Gesetzeslücken ... nicht nur Bilanzbetrug à la Wirecard ist Betrug sondern die Ausbeutung, die Ausgrenzung von Menschen, deren Minimierung von Teilhabe bishin zu elendiger Armut. Und das ist Normalzustand im Kapitalismus. Warum also Vermögens-/Machtkonzentrierung zulassen um sie vergeblich zu kontrollieren und sich mit kläglichen Resten zufriedengeben? Warum an mächtigen Institutionen wie Kapital und Staat, als Kapitalverwalter, festhalten?

    • @Uranus:

      "... Warum an mächtigen Institutionen wie Kapital und Staat, als Kapitalverwalter, festhalten?"

      Und die Alternative?



      Geldlose, mittelalterliche Selbstversorger-Kolchosen?

      • @Stefan L.:

        Im allgemeinen: Es wäre ja schon mal ein Anfang in heutiger Zeit, wenn Kapitalismus kritisch gesehen und abgelehnt würde und mensch nicht in der rhetorischen, beschönigenden Alternativlos-Schleife hängenbliebe. Stattdessen Alternativen diskutieren. Ideen und Ansätze hat es ja gegeben. Wie wäre wohl die Geschichte weitergegangen, wenn sich Alle gedacht hätten, Feudalismus wäre alternativlos gewesen? Aus der Aufklärung lassen sich durchaus ein paar Aussagen/Erkenntnisse entnehmen und anhand ihnen die heutigen Verhältnisse gegenprüfen - ja, wenn mensch will, kann mensch auch das GG heranziehen ... wie weit her ist es heute denn mit Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit?



        Aktuell gibt es schon ein paar Ansätze Projekte, Kooperativen, Organisationsformen usw.. Eine Frage ist ja auch, was langfristig den Menschen und Tieren ihre Lebensgrundlage erhalten kann. Aktueller Kapitalismus wird es nicht sein.

    • @Uranus:

      "Warum an mächtigen Institutionen wie Kapital und Staat, als Kapitalverwalter, festhalten?"

      Weil es einfacher ist als Anarchismus mit tausenden von regionalen konkurrierenden selbstbezogenen Kleinstgruppen, die z.B. beim Klimawandel never auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Oder gibts da doch noch ein quasistaatliches Hintertürchen?

  • Faß mal zusammen - 🦹‍♂️ -

    “Stimmens Ihrer Versetzung zu?!



    Sie wollten doch schon immer Finanzamtsleiter in …/Main werden. Gelle.



    Oder Sie unterschreiben hier - Ihre Einwilligung für eine psychiatrische Untersuchung wg Dienstunfähigkeit!“

    Däh! Vortrag - O-Ton einer der hessischen Finanzsheriffs im Rhenania/Kölle.



    Die kackfrech ins Vorstandszimmer der Commerzbank gestiefelt waren und abgeräumt hatten. Und anschließend nicht die Absicht hatten - der gerüchteweise verlautbarten “zukünftigen Zurückhaltung“ nachzukommen. Newahr. Normal.



    Ja frech - das schriftlich haben wollten.



    &



    Der zwischenzeitlich pensionierte Abteilungsleiter - saß schmunzelnd daneben.



    &



    De Jung aber - hatte sich den doch lieber - öh privat entsprechend verfügt - 😱 -

    kurz - Es war eine rundum launige Veranstaltung. Einschließlich Werner Rügemer & Co. - kundiges Volk am Start.

    So geht das

    unterm—— servíce — 🥳 -



    Als kleiner Tipp für Oil of Olaf I. & uns Ulrike vande Persilschein - 👻 -

    • @Lowandorder:

      Wie mit den 4 Menschen umgegangen wurde, war unter aller Sau vom Land Hessen.

      Lassen Sie mich aber noch einen Satz zum Grundproblem bei diese Thema schreiben.

      Die Steuerfahndung ist Ländersache und Teil der Landesfinanzbehörden, die Länder müssen auch die Leute, Technik, etc. bezahlen.

      Die von denen sogenannten eingetriebenen Steuern landen aber nicht beim Land, sondern über Umwege im Länderfinanzausgleich.

      Darum haben Geberländer wie Hessen, nicht immer den wahnsininnigen Drang, die heimischen Unternehmen zu kontrollieren, nennen wir es mal Standortpflege.

      Ähnliches konnte man ja in NRW beobachten, als die Regierung wechselte...

      • @Sven Günther:

        Da ist sicher was dran.

        Steuerrecht&Org - war nie meins.



        Aber doch mal gefragt: Amtshilfe?!



        Hätte nicht Oil of Olaf I. nicht bei dem Gestank aus allen Schächten.



        Das zuständige Land - Bayern ?/! - im Wege der Amtshilfe ersuchen können - ja müssen! Da Steuersheriffs die Bude mal auf den Kopf zu stellen!



        Ich denke ja!?

        unterm—— zu faul/spät —



        Ein Kommilitone/Seminarkumpel hat mal geschildert - wie sone EU-Taskforce (Bestechung/Veruntreuung etc) bei entsprechenden Verdachtsmomenten vorgeht. Bewaffneter Banküberfall is da eher milde gegen.



        (“Ich hatte immer einen Mr. Unauffällig dabei. Der ging schon mal um die einschlägigen Gebäude herum & sammelte die - rein zufällig - aus dem Fenster gefallenen Ordner wieder ein.



        &



        Däh - “Merci beaucoup“)

        So geht’s doch auch

        • @Lowandorder:

          Der Wirecard Stammsitz in Aschheim ist 2015 auf jeden Fall durch die Staatsanwaltschaft München I durchsucht worden, auf Amtshilfeersuchen der USA.

          "Bereits 2010 und 2015 nahmen die Münchner Strafverfolger Wirecard wegen Geldwäscheverdachts ins Visier. Ein umfangreiches Ermittlungsverfahren sei 2012 nach zwei Jahren mangels Tatverdachts eingestellt worden, sagte eine Sprecherin. In einem weiteren Verfahren durchsuchten die Münchner Ermittler im Jahr 2015 im Auftrag der USA Büros von Wirecard. Was aus diesem Verfahren wurde, ist nicht bekannt. Die Münchner verweisen auf eine Zuständigkeit des US-Justizministeriums. Das Ministerium lehnte eine Stellungnahme ab."

          www.derstandard.de...cht-gegen-wirecard

          Warum was unterlassen oder nicht energisch genug getan wurde, wird ein Untersuchungsausschuss klären müssen.

          • 9G
            97287 (Profil gelöscht)
            @Sven Günther:

            Aber den müssten die Grünen zusammen mit der AFD , Linken und der FDP einbringen. Zusammenarbeit mit AfD geht aber nicht, ein Dilemma.

  • 0G
    04970 (Profil gelöscht)

    Sehr zutreffende Einordungshilfe - Danke!

  • „.. Bilanzbetrug ist selten in Deutschland. Wirecard ist eine Ausnahme, .. Zweitens: ..eigentlichen Schäden entstehen woanders – etwa bei der Steuerflucht, die den deutschen Staat jährlich viele Milliarden Euro kostet. Doch seltsam: Niemand fordert …, die Zahl der Steuerfahnder deutlich zu erhöhen – stattdessen …. „Bilanzpolizei“ verlangt.“

    Erstens verlangt Niemand populistisch formuliert eine Bilanzpolizei, soweit ich das als Leser beurteilen kann, sondern unabhängige Bilanzprüfer, die zwischen Beratung und Prüfung streng trennen, zweitens bedeutet es nicht, wenn Wirecard bei Bilanzfälschung aufgeflogen ist, dass das, angesichts ausgedünnt seltener Betriebsprüfungen durch Finanzämter, ein Einzelfall ist, ganz im Gegenteil die Dunkelziffer bei unentdeckter Bilanzfälschung ist mutmaßlich monströs hoch ein Motor für Steuerverkürzung allein dadurch, dass Manager Boni als Betriebskosten, steuermindern kreativ veranlagt werden können, in Deutschland erwirtschaftete Gewinne nicht nur bei Alphabet, Google, Facebook, Micorosoft & Co in Steueroasen Tochtergesellschaften ausgelagert werden, Inland- , Ausland Hin und Her Umsatz Luftbuchungen zwischen Mutter- , Tochtergesellschaften Mehrwertsteuerrückvergütungen auslösen. Da braucht es den Gesetzgeber Bundestag dem bilanz- und steuerrechtlich Einhalt zu gebieten.

    Bei der Wirecard AG geht es vor allem um systemrelevanten Kreditbetrug soweit bisher bekannt in Höhe von 3,2 Milliarden € in EU, Japan- und Prospektbetrug an Internationalen Finanzplätzen durch Bilanzfälschung auf der Basis von Gewinn- , Umsatz Luftbuchungen in Zeiten billigen Zentralbank Geldes für Banken, - Wirecard ist mit hauseigener Bank unterwegs - , in denen mit Krediten zu Nullzins Erträge als Beifang generiert werden, bis die Kreditvolumenblasenwirtschaft platzt.

    Davon abgesehen geht es bei Wirecard, neben Bilanz-, Kreditbetrug um Anfangsverdacht politischer Korruption im In- , Ausland, Medien einzuschüchtern s. Bafin Anzeige gegen Financial Times, SdK.

  • Es braucht einfach viel mehr anlasslose Kontrollen! Man könnte sich z.B. auf die Zielgruppe der alten, weißen Männer konzentrieren, um auch mit dem vorhandenen Personal mehr Betrugsfälle aufzudecken.

  • So lange gewisse Bundesländer ganz unverblümt mit der geringen Zahl der Steuerprüfer werben, reden wir hier über des Kaisers Bart.

  • Eine steile These, "Bilanzbetrug ist selten in Deutschland". Gibt es dafür irgendwelche Belege?



    Seit Wirecard müssen wir wohl davon ausgehen, dass sich in Deutschland weder Behörden noch Buchprüfer an irgendwelche Standards halten. Das es nicht einmal Standards gibt, an die man sich halten könnte, und dass es keine wirksamen Kontrollsysteme gibt, um Bilanzbetrug auf zu decken oder gar zu verfolgen.



    Aktuelles Beispiel: Die TAZ vertritt ja die These, dass die Buchprüfer versagt hätten und nicht die Aufsichtsbehörden. Mag sein. Die Bundesregierung hat gestern wohl entschieden, dass EY die Bücher des Staatskonzerns Telekom prüfen soll.



    Selbst Wirecard ist hierzulande kein Grund, irgendetwas zu ändern.



    Und da soll es niemanden geben, der das ausnutzt?

    • 0G
      04970 (Profil gelöscht)
      @Peter_:

      "Eine steile These, "Bilanzbetrug ist selten in Deutschland". Gibt es dafür irgendwelche Belege?"



      Wie wär's damit:



      "Wie gut das deutsche System funktio­niert, zeigt sich daran, dass Bilanzen nur selten gefälscht werden. Prominente Fälle in den vergangenen 25 Jahren waren FlowTex, P & R sowie die Beluga-Reederei in Bremen. Der Gesamtschaden lag bei etwa 5 Milliarden Euro. In 25 Jahren. Dafür braucht man keine riesige „Bilanzpolizei“."



      Steht übrigens im Kommentar.



      Es soll ja Leute gegen, die die Artikel bzw. Kommentare sogar lesen, bevor sie ihren Senf dazu geben ...

    • @Peter_:

      "Selbst Wirecard ist hierzulande kein Grund, irgendetwas zu ändern."

      Mir scheint, Sie scheinen die aktuellen Debatten dazu nicht zu verfolgen.

  • Trotz aller Problematik hat dieser Finanzskandal auch eine positive Seite, die wahrscheinlich unter den Tisch gefallen wäre, wenn man deutlich früher reagiert hätte:

    Es wurde einmal mehr offenkundig, wie Lobbyismus funktioniert und wie umfangreich die Kreise der Involvierten sind.

    Zukünftig sollen verbesserte Kontrollstrukturen helfen, erheblich früher zu reagieren. Doch da steht dann eben auch die Hoffnung im Raum, daß solches "früher reagieren" nicht lediglich dazu führt, deutlich früher zu verhindern, daß der Umfang eines Skandals öffentlich bekannt wird.

  • Mal ganz in Ruhe: sowohl Bilanzfälschung als auch der Steuerbetrug sind ein großes Problem. (Randbemerkung: Der Wechsel der Wirtschaftsprüfer für ein Unternehmen/Konzern erfolgt erst nach 10 Jahren. D.h, in diesem Zeitraum kann schon mal einem Prüfer die Brille beschlagen, oder dem Drucker der Toner ausgehen. Nicht nur bei wirecard)

    Seit 37 Jahren regiert die CDU/CSU/FDP/SPD (davon 7 Jahre mit den Grünen). Seit vier Jahrzehnten blüht der Steuerbetrug, die Steuerhinterziehung und Steueroptimierung. Wir hatten Amnestieversuche für Steuerhinterzieher schon vor Cum-Ex und den Panama-Papers. Kreative Buchhaltung, Subventionsbetrügereien, Abschreibungskonstrukte, Preisabsprachen, Marktmanipulationen, Kartellstrafen in Milliardenhöhe in diesem Zeitraum (kein Straftatbestand im StGB, nur Bußgeld "Sünderlein" bewährt)... Ein Teil der Steuerfahndung ist unter schwarz/rot auf den Zoll übertragen worden und die Steuerfahndung? Wurde auf diese Weise geschrumpft.

    Es gab in all den Jahren immer wieder Vorschläge, die für die Steuerfahndung zuständigen Länder an ihrem Erfolg zu beteiligen. Wie oft wurde eigentlich schon berechnet, dass ein Steuerfahnder i.d.R ein vielfaches seines Jahresgehaltes an Steuergeld von den "Sozialschmarotzern" in Nadelstreifen zurückholt. Sie würden sich mehr als nur selbst finanzieren!

    Also, es geht nicht darum einen SPD Finanzminister und potentiellen Kanzlerkandidaten zu beschädigen. Dass die SPD den geringsten Erfolg einfährt, für ihre Beihilfe zur Förderung der sozialen Ungleichheit und als Schutzpatron der Wirtschafts- und Steuerkriminellen, hat vielleicht etwas genau damit zu tun: Sie hat vergessen was ihre Wurzeln sind und wofür das 'S' in ihrem Parteikürzel steht.

    PS: Die SEC in den USA (mit Strafverfolgungskompetenz) könnte in ähnlicher Form auch bei uns, für mehr Vertrauen bei den 'kleinen Leuten' sorgen.

    • @Drabiniok Dieter:

      "Seit 37 Jahren regiert die CDU/CSU/FDP/SPD (davon 7 Jahre mit den Grünen). Seit vier Jahrzehnten blüht der Steuerbetrug, ..."

      Finanzämter sind Landesbehörden. In ihrer Liste fehlt daher die Linkspartei.

      • @Rudolf Fissner:

        Wenn es Sie glücklich macht: Ja, auch die Linkspartei war/ist Teil von Regierungskoalitionen in den Ländern. Ich schreibe hier nicht in irgendeinem Parteiinteresse.

        Mich nervt es, dass aus Gründen tagespolitischer Aktualität, die Ursachen und Verantwortlichkeiten im zeitlichen Kontext ausgeblendet werden. Dass mal schnell etwas raus gehauen wird, bei dem offenkundig wird, dass es nicht um die Ursachen des "Skandal"geht, sondern die Aufmerksamkeit auf Personen, Parteien, Kandidaten und Omas Zwetschenkuchen gelenkt wird!







        Für letzteres sind Sie ja ein Experte.

        • @Drabiniok Dieter:

          Eben, jede Zwetschgenbackende Oma weiß, dass die Länder für die Steuerfahndung zuständig sind. Sie lagen mit ihrer Parteienaufzählung und dem Ziel "Bundesregierung" schlicht und einfach nur voll daneben, was die Zuständigkeiten und politischen Verantwortung für die Intensität der Steuerfahndungen betrifft.

          Das sollte man schon beachten, wenn man wieder eine Standardlitanei von der Kanzel läßt.

          • @Rudolf Fissner:

            Dass Sie über die Gesetzgebung in unsrem föderalistisch aufgebauten Staat (Koch und Kellner) so unterdurchschnittlich schlecht informiert sind, habe ich ernsthaft (!) nicht gedacht.



            Ja, ich weiß, einige Länder werben sogar um Gewerbe-Ansiedlung mit dem Hinweis auf ihre wenigen Steuerprüfer. Vielleicht sogar Länder in denen Linke mit regieren.

            Wenn Sie weiter über die Symptome und nicht Ursachen für den matschigen Zwetschgenkuchen reden wollen, dann holen Sie sich bei Ihre Oma Rat.

            MfG

            • @Drabiniok Dieter:

              "Dass Sie über die Gesetzgebung in unsrem föderalistisch aufgebauten Staat (Koch und Kellner) so unterdurchschnittlich schlecht informiert sind, habe ich ernsthaft (!) nicht gedacht."

              Wikigedöns: "Die Steuerfahndung (Kurzbezeichnung: Steufa) ist ein organisatorischer Teil der deutschen Landesfinanzbehörden" de.wikipedia.org/wiki/Steuerfahndung bzw. Abgabenordnung (AO)



              § 208 Steuerfahndung (Zollfahndung): "www.gesetze-im-int...ao_1977/__208.html

              Nun sind Sie dran, den dummen Omis mal mit einer mal nicht populistischen Quelle darüber zu informieren, wieso diese ihre persönlichen Behauptungen irgend einen Glauben schenken sollten.

              Ihre obige populistisch triefende Polemik ("Wie oft wurde eigentlich schon berechnet, dass ein Steuerfahnder i.d.R ein vielfaches seines Jahresgehaltes an Steuergeld von den "Sozialschmarotzern" in Nadelstreifen zurückholt."), die Sie nun auch auf die Linkspartei ausweiten, teile ich übrigens nicht. Gibt es vielleicht noch andere Parteien, denen Sie mehr zutrauen?

    • 0G
      04970 (Profil gelöscht)
      @Drabiniok Dieter:

      Wieso nur seit 37 Jahren?



      Seit 1945 sind 75 Jahre vergangen - 75 Jahre regierungsamtlich gewährte Beihilfe zum Steuerbetrug; außerdem lächerlich niedrige Strafen für Steuerbetrüger wie z.B. Hoeness, der seine absurd niedrige Strafe zudem auch nur zu ca 10% tatsächlich abgesessen hat.



      Und, nicht zu vergessen: diejenigen, die für die Zwangspsychiatrisierung von 3 Steuerfahndern, die nicht nur Lohnsteuerempfänger, sondern auch "Geschäftsfreunde" von Roland Koch geprüft haben. Dass in diesem Zusammenhang niemand für den Rufmord, die Freiheitsberaubung und diverse weitere Straftaten an diesen Personen bestraft wurde, versteht sich in diesem Land von selbst.



      Dass nicht die Verantwortlichen, sondern die Gemeinschaft der Steuerzahler für die entstandenen Kosten aufkommen mussten, selbstverständlich auch.



      Schlimm ist, dass durch eine Regierungsbeteiligung der Grünen offensichtlich nichts besser werden würde: da wo sie nämlich besteht, wie z.B. in Sachsen-Anhalt, scheuen sie nicht einmal davor zurück, den durch Polizisten begangenen Mord an Oury Jalloh zu vertuschen; und auch Hessen ist für extreme Nazi-Durchseuchung (auch) der Polizei bekannt, ohne dass dagegen ernsthaft vorgegangen würde: Als Hessens Innenminister Beuth verkündete, dass er erwarte, dass derartige Vorwürfe durch die zuständigen Behörden "ENTKRÄFTET" würden (was im Klartext bedeutet, dass nach "guter alter Polizeitradition" Beweise gefälscht bzw. vernichtet, falsche Zeugenaussagen gemacht und jede denkbare andere Schweinerei praktiziert werden soll, um eine AUFKLÄRUNG zu verhindern), gab es (wie zu erwarten) keinerlei Widerrede der "staatstragenden" Grünen ...

      • @04970 (Profil gelöscht):

        Meine Zeitrechnung beginnt deshalb bei 1983 (Kohl), weil da noch der Spitzensteuersatz bei 56% lag. Und mit jeder später folgenden Absenkung des Spitzensteuersatzes und der konsequenten Umsetzung des Neoliberalismus, dass als "flüchtige Reh" bekannte Kapital, noch "flüchtiger"wurde.

      • @04970 (Profil gelöscht):

        Wenn man denkt, man lebe noch unter Adenauer, dann kann sich natürlich auch nichts verändert oder gebessert haben.

        • 0G
          04970 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Wer keine Argumente hat, arbeitet halt mit Unterstellungen ("Wenn man denkt, man lebe noch unter Adenauer").



          Versehentlich ist Ihnen allerdings ein Volltreffer gelungen ("kann sich natürlich auch nichts verändert oder gebessert haben"): verändert hat sich zwar viel, aber verbessert fast nichts: Heute wie damals durchseuchen Nazis und ihre Sympathisanten insbesondere Geheimdienste, Bundeswehr, Polizei und Staatsanwaltschaften, aber auch alle anderen Behörden sowie die Kabinettstische im Bund und den Ländern und den Staatsfunk; und heute wie damals hat nicht das Volk das Sagen, sondern ein paar Milliardäre und die sogenannten "Amtskirchen".



          Weswegen Leute wie Sie sich hier ja auch pudelwohl fühlen ...

    • @Drabiniok Dieter:

      Warum es so wenige Steuerfahnder gibt ist schnell erklärt: Wer auf dem Gebiet wirklich Ahnung hat geht nicht für ein vergleichsweise lächerliches Beamtengehalt arbeiten

      • @Samvim:

        Die Beamtenbesoldung ist nicht das Problem. Die Übertragung staatlicher Aufsichtspflichten auf private Wirtschaftsprüfungsunternehmen ist es.



        Es waren politische Entscheidungen, die als "Reform" verkauft wurden! Diese "Reformen" wurden wieder angekündigt, statt die hoheitliche Aufgabe wieder zurück zu holen. Das hieße ja, den neoliberalen Kurs zu verlassen.

        Wirecard hatte fast 60 Tochterunternehmen. Bestimmt, um die Arbeit der Wirtschafts- und Steuerprüfer zu erleichtern.



        Und Tönnies hat nach der Ankündigung des Verbots von Werkverträgen die Gründung von 15 Tochterunternehmen angekündigt.

        Bei jeder eingeschlagenen Fensterscheibe wird nach der "vollen Härte des Gesetzes" gerufen. Bei organisiertem Steuerbetrug u.ä. wird "Wir sind alle kleine Sünderlein" gesungen.

        PS: Prämien oder Erfolgsboni für Finanzbeamte und Steuerfahnder könnten auch helfen.

      • 0G
        04970 (Profil gelöscht)
        @Samvim:

        Es gibt noch (mindestens) einen weiteren Grund, nicht Steuerfahnder zu werden:



        Wenn man nicht nur gegen Lohnsteuerempfänger, sondern auch gegen die selbsternannten "Eliten der Gesellschaft" (früher nannten die sich Adlige) ermittelt, kann es einem passieren, dass man in der Psychiatrie landet. Und selbst wenn man es schafft, vollständig rehabilitiert wieder herauszukommen, sind einem erstens Jahre des Lebens und der Ruf zerstört und muss man zweitens damit leben, dass die Drecksverbrecher, die diese Psychiatrisierung zu verantworten haben, freie und angesehene Bürger der BRD bleiben - zum größten Teil bezahlt von Lohnsteuerempfängern.



        Außerdem würde es mich nicht überraschen, wenn Steuerfahnder (genau wie Staatsanwälte) weisungsgebunden wären; und es ist wenig ratsam, als anständiger Mensch Staatsanwalt zu werden, weil diese bekanntlich weisungsgebunden sind und überwiegend dafür "benötigt" werden, um Schwarzfahrer, Kaufhausdiebe und widerspenstige Linke zu verfolgen und Bonzen, Pfaffen, Nazis und Staatsbüttel vor ernstzunehmender Strafverfolgung zu schützen - wenn sie dagegen verstoßen, werden sie (bestenfalls) ratzfatz von dem jeweiligen Fall entbunden (oder der Fall wird an eine andere Staatsanwaltschaft verwiesen, wie im Falle von Oury Jalloh. Dass sie in einem solchen Fall niemals Karriere machen werden, sei nur nebenbei erwähnt ...

        • @04970 (Profil gelöscht):

          "Schwarzfahrer, Kaufhausdiebe und widerspenstige Linke"

          Ich finde es reichlich unverschämt Linke auf eine Stufe mit Kaufhausdieben zu stellen. Das ist populistischer Unsinn wie der Rest ihrer Aufzählungen.