Debatte um CO2-Preis für Tierprodukte: Der echte Preis des Bratens
Sechs Jahre nach der Veggieday-Diskussion tun die Grünen es wieder: Sie wollen Fleisch und tierische Produkte nach CO2-Verbrauch bepreisen.
W ollen die Grünen uns nun auch noch die Butter vom Brot nehmen?, werden nun wieder viele fragen. Sechs Jahre nach der verhängnisvollen Veggieday-Diskussion nehmen die Grünen wieder ein heißes Eisen auf. Sie wollen Fleisch und tierische Produkte nach CO2-Verbrauch bepreisen, genau wie Benzin, Kohle und Erdöl.
Doch die Debatte ist überfällig, und in einer Zeit, in der keine Wahlkämpfe die Politik bestimmen, besteht die Chance, sie sachlicher zu führen, – nicht so reflexhaft wie einst, als die Grünen den Stempel der Verbotspartei aufgedrückt bekamen. Dabei ging es doch nur um einen fleischlosen Tag in Kantinen.
Heute sind die Realitäten anders. Öffentliche Kantinen, Unimensen und Großküchen haben längst vegetarische Tage eingeführt. Bisher hat man keine größeren Klagen gehört. Im Gegenteil: Der Fleischkonsum sinkt. Das tägliche Fleisch auf dem Teller gilt vielen Menschen mittlerweile als Problem: besonders nach Listerienskandalen, meist aus Tierschutzgründen, immer mehr aber auch wegen klimapolitischer Argumente. Immerhin ist die Viehwirtschaft für knapp 15 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich.
Fleisch ist gleichzeitig das Lebensmittel, bei dem die Kosten für Umwelt und Gesellschaft sich am wenigsten im Preis widerspiegeln. Es zu verteuern, das finden inzwischen viele richtig, sogar in der Union. Bislang wurde vor allem über eine Erhöhung der Mehrwertsteuer nachgedacht. Dass etwa Babynahrung mit 19 Prozent besteuert wird, Bierschinken aber nur mit 7, befremdet doch einige.
Allerdings: Warum den Wahnwitz der unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze, deren Sinn ohnehin niemand mehr versteht, auch noch beim Fleisch fortsetzen? Das wird nach hinten losgehen. Die Einnahmen aus der Steuer sind zum Beispiel nicht zweckgebunden. Käme sie überhaupt dem Tierwohl zu Gute oder füllte nur Haushaltslöcher anderswo?
Der Vorschlag der Grünen geht noch einen Schritt weiter. Die Landwirtschaft gehört neben Verkehr und Industrie zu den Top fünf der Treibhausgasverursacher. Doch Landwirtschaft ist bisher vom Emissionshandel ausgenommen, auch im Klimapaket von Schwarz-Rot spielte sie keine Rolle. Dabei ist der Sektor der einzige Bereich, der nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv umgebaut werden könnte, durch die Schaffung von zusätzlichen CO2-Speichern – mehr Wald und Humus. Der Umbau ist dringend, und das geht nicht ohne den Verbraucher, auch wenn das viel Überzeugungsarbeit bedarf.
Produzenten und Konsumenten zu schonen, hilft aber niemandem. Es wäre am Ende nur ein Ablasshandel, damit Weihnachten der Gänsebraten auf dem Tisch bleiben kann.
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