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Debatte um CO2-Preis für TierprodukteDer echte Preis des Bratens

Jörn Kabisch
Kommentar von Jörn Kabisch

Sechs Jahre nach der Veggieday-Diskussion tun die Grünen es wieder: Sie wollen Fleisch und tierische Produkte nach CO2-Verbrauch bepreisen.

Jetzt wollen die Grünen auch noch ans Butterbrot ran! Foto: imago

W ollen die Grünen uns nun auch noch die Butter vom Brot nehmen?, werden nun wieder viele fragen. Sechs Jahre nach der verhängnisvollen Veggieday-Diskussion nehmen die Grünen wieder ein heißes Eisen auf. Sie wollen Fleisch und tierische Produkte nach CO2-Verbrauch bepreisen, genau wie Benzin, Kohle und Erdöl.

Doch die Debatte ist überfällig, und in einer Zeit, in der keine Wahlkämpfe die Politik bestimmen, besteht die Chance, sie sachlicher zu führen, – nicht so reflexhaft wie einst, als die Grünen den Stempel der Verbotspartei aufgedrückt bekamen. Dabei ging es doch nur um einen fleischlosen Tag in Kantinen.

Heute sind die Realitäten anders. Öffentliche Kantinen, Unimensen und Großküchen haben längst vegetarische Tage eingeführt. Bisher hat man keine größeren Klagen gehört. Im Gegenteil: Der Fleischkonsum sinkt. Das tägliche Fleisch auf dem Teller gilt vielen Menschen mittlerweile als Problem: besonders nach Listerienskandalen, meist aus Tierschutzgründen, immer mehr aber auch wegen klimapolitischer Argumente. Immerhin ist die Viehwirtschaft für knapp 15 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich.

Fleisch ist gleichzeitig das Lebensmittel, bei dem die Kosten für Umwelt und Gesellschaft sich am wenigsten im Preis widerspiegeln. Es zu verteuern, das finden inzwischen viele richtig, sogar in der Union. Bislang wurde vor allem über eine Erhöhung der Mehrwertsteuer nachgedacht. Dass etwa Babynahrung mit 19 Prozent besteuert wird, Bierschinken aber nur mit 7, befremdet doch einige.

Fleisch zu verteuern, das finden inzwischen viele richtig, sogar in der Union

Allerdings: Warum den Wahnwitz der unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze, deren Sinn ohnehin niemand mehr versteht, auch noch beim Fleisch fortsetzen? Das wird nach hinten losgehen. Die Einnahmen aus der Steuer sind zum Beispiel nicht zweckgebunden. Käme sie überhaupt dem Tierwohl zu Gute oder füllte nur Haushaltslöcher anderswo?

Der Vorschlag der Grünen geht noch einen Schritt weiter. Die Landwirtschaft gehört neben Verkehr und Industrie zu den Top fünf der Treibhausgasverursacher. Doch Landwirtschaft ist bisher vom Emissionshandel ausgenommen, auch im Klimapaket von Schwarz-Rot spielte sie keine Rolle. Dabei ist der Sektor der einzige Bereich, der nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv umgebaut werden könnte, durch die Schaffung von zusätzlichen CO2-Speichern – mehr Wald und Humus. Der Umbau ist dringend, und das geht nicht ohne den Verbraucher, auch wenn das viel Überzeugungsarbeit bedarf.

Produzenten und Konsumenten zu schonen, hilft aber niemandem. Es wäre am Ende nur ein Ablasshandel, damit Weihnachten der Gänsebraten auf dem Tisch bleiben kann.

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Jörn Kabisch
Autor
Wirt & Autor für taz und FuturZwei
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7 Kommentare

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  • Wäre die Gesellschaft nur einen kleinen Bruchteil so gebildet, humanistisch orientiert, gerecht und feinsinnig wie sie es durch ihre (sonstigen) kulturellen Ereignisse/Produkte (Poesie, Literatur, Musik etc.) ahnen lassen kann(!?)/will(!?)/muss(!?), dann wären die grausamen Zustände in den dunklen "Nutz"-Tier-Ställen nie Wirklichkeit geworden.



    Dann nie Wirklichkeit geworden, dass Tiere als juristisch als Sachen gelten.

    Fakt ist bedauerlicherweise, dass die, die das ganze Ausmaß und etwaige Lösungen begreifen und ein schlichtes gesetzliches Verbot von Tiermisshandlung fordern nur höchstens sieben Prozent aller sind.

    Ich habe die kalte Gier der meisten AfD/CDU-Wähler*innen, das lahmarschige Mitläufertum der meisten SPD/Linke-Wähler*innen und Heuchlerei vieler Grünwähler*innen so satt!

    Genau wie bei der Erderwärmung wird



    der Mensch die Tiermisshandlung nicht abstellen.

  • Die Fleischpreise und auch die für Milch gehören schon deshalb deutlich angehoben, damit auch kleine Bauern überleben können. Eine höhere Steuer versackt nur in irgendwelchen Pötten. Erst wenn die Bauern wieder ordentliche Margen bekommen, kann man dann auch über eine Umgestaltung der Landwirtschaft reden. Oder wie es jemand vor kurzem sagte: Man muss an vielen Schrauben drehen, um zu einem einzigen Ergebnis zu kommen.

  • Erzeugung von 1 kg Schweinefleich erzeugt etwa 3 kg CO2, beim Rindfleisch sind es etwa 14 kg.



    Bei 50€/t CO2 würde es heißen 17 Cent bzw. 75 Cent Aufschlag. Würde die Grüne gut betuchte Klientel gar nicht treffen. Bei unteren 50% wäre es ein weiterer Teil der Öko-Abzocke...

    • @agerwiese:

      Das Wahlvolk der Grünen ist sehr jung. Menschen mit meist wenig Geld.



      Unter den jungen Menschen gibt es den größten Anteil an Vegetariern und Veganern.



      Die Folgekosten von Atommüll, Verbrennung von Fossilen und Tierproduktkonsum sind gigantisch.



      Wer zahlt es ? Der Steuerzahler. Ist das dann keine Abzocke ?

  • 0G
    07400 (Profil gelöscht)

    Es wird doch keine Co2 eingespart wenn es einen Preis hat. Es werden dann 10% in Deutschland weniger konsumiert. Nur die Produktivität muss ja steigen. Also mehr Fleisch mehr Belastungen. Dann Binnen weniger und Export mehr? HaHaHa

  • Bitte schafft einfach den ermäßigten Steuersatz ab. Den Irrsinn bei den unterschiedlichen Behandlungen kann niemand erklären.

    Naja. Und die Fleischdebatte kann man ja gerne führen, wenn man en möchte. Am Ende kostet es einfach nur etwas mehr Geld.

  • Es fehlt der Aspekt, dass Billigfleisch importiert wird und dabei - man denke etwa an Brasilien - riesige Umweltschäden in Kauf genommen werden.