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Proteste von LandwirtenBauern sind auch nur Kapitalisten

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Die Landwirte sind verzweifelt, das darf man ihnen ruhig glauben. Aber auch sie müssen bestimmte Regeln akzeptieren – wie andere Branchen auch.

Auf Ertragsoptimierung kommt es an – notfalls auch auf Kosten der Umwelt Foto: Patrick Pleul/zb/dpa

M obilisieren können die Bauern, das muss man ihnen lassen: Bundesweit gibt es nur noch 267.000 landwirtschaftliche Betriebe – trotzdem sind derzeit einige Tausend Traktoren unterwegs, um gegen die Bundesregierung zu demonstrieren. So motiviert ist sonst keine Gruppe.

Die Bauern sind verzweifelt, das darf man ihnen ruhig glauben. Ausgerechnet auf dem Land, das die Städter so gern romantisieren, herrscht der Kapitalismus uneingeschränkt. Mit seinen Vor- und Nachteilen.

Zu den Vorteilen gehört, dass die Bauern nicht mehr arm sind. Heute ist es vergessen, aber noch in den 1930er Jahren waren viele Höfe so klein, dass ihre Besitzer hungern mussten. Die bayerische Bäuerin Anna Wimschneider hat in ihren Memoiren „Herbstmilch“ eindrucksvoll beschrieben, wie dürftig das Leben auf dem Land war. Ihr Vater hatte nur neun Hektar Grund, und das Essen war so knapp, dass die Kinder die Kartoffeln verschlangen, die eigentlich als Futter für die Schweine gedacht waren.

Die Familie von Anna Wimschneider war kein Einzelfall: 1933 lebten rund 12 Millionen Deutsche auf Bauernhöfen, die eigentlich zu klein waren, um einen ausreichenden Lebensstandard zu sichern. Das waren 18 Prozent der Gesamtbevölkerung. Erst ab den 1950ern wurde das Landleben langsam bequemer und auskömmlicher: Die Felder wurden zusammengelegt und Landmaschinen eingesetzt. Pro Kopf ließ sich eine größere Fläche bearbeiten – und damit kam der Reichtum auch aufs Land.

Die Bauern müssen auch die Regeln akzeptieren

Die Technik blieb nicht folgenlos: Die Landwirtschaft verwandelte sich in eine Art Industriezweig und unterliegt nun ebenfalls den Mechanismen des Kapitalismus. Wie in allen anderen Branchen setzte auch auf dem Land die Konzentration ein. Große Höfe verdrängten die kleinen, weil die eingesetzte Technik umso billiger wird, je mehr Güter produziert werden. Dieses Gesetz gilt für Autos genauso wie für Weizentonnen. Die EU-Subventionen haben diesen Trend zur Größe nicht ausgelöst, verstärken ihn aber noch zusätzlich.

Die meisten konventionellen Bauern sind überzeugt, dass nur eine „moderne“ Landwirtschaft Zukunft hat. Sie begrüßen die Industrialisierung auf ihren Höfen. Doch dann müssen sie auch die Regeln akzeptieren, die für andere Industriebetriebe gelten.

Für jeden Chemiekonzern ist klar, dass man Abfälle nicht in den nächsten Fluss leiten darf. Für Landwirte kann es kein Sonderrecht geben, das Grundwasser zu verseuchen. Gülle ist kein Dünger, wenn sie im Übermaß auf die Weiden gekippt wird – sondern Sondermüll.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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53 Kommentare

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  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Die Windkraftindustrie quietscht. "Aber auch sie müssen bestimmte Regeln akzeptieren – wie andere Branchen auch."

  • Schon interessant Gülle als Sondermüll zu bezeichnen. Von den menschlichen Fäkalien spricht keiner. Auch nicht davon, dass durch marode Kanlasysteme große Mengen davon ins Erdreich und somit ins Grundwasser gelangen. Dass Kläranlagen mit dem geklärten Wasser noch enorme Mengen Dünger in das Gewässernetz abgeben wird auch nicht thematisiert.



    Die Bauern haben sich gegenseitig nicht verdrängt. Viele simd den komfortableren Weg gegangen und wählten den Komfort eines außerlandwirtschaftlichen Berufes. Wer nicht Landwirt ist, der hat keine Ahnung wieweit die Selbstaufopferung in diesem Berufszweig geht. Die Bauern waren schon immer die Bauern, die die Drecksarbeit erledigen sollten. Wer will schon wirklich gerne Bauer sein. Wer da mal raus ist, der zieht sich die Stiefel nicht mehr an und holt sich auch keine Schwänze mehr auf den Hof.



    All diejenigen, die über Landwirtschaft reden, ohne das jemals gelebt zu haben, haben keine Ahnung.

    • @Thomas Härtel:

      Als Mensch vom Fach kann ich das so erstmal stehen lassen.



      Die Arbeit ist hart, dreckig, und in der Regel mehr schlecht als recht bezahlt. Wem das noch nicht reicht, der kann ja noch einen Blick auf die Arbeitszeiten werfen...

      Das hat aber NICHTS mit Umweltauflagen zu tun.

      Im Bio-Bereich werden viele der als nicht umsetzbar kritisierte Regelungen bereits seit langem umgesetzt, Bienengifte vermieden, Düngemengen am Bedarf und nicht am (Über-)Angebot an Gülle orientiert.



      Zu sagen das sei nicht möglich, zeugt von Ignoranz und Unwillen, sich den gestiegenen Ansprüchen an Umwelt-und Naturschutz anzupassen.

      Kann Nicht wohnt in der Will-Nicht-Straße.



      Und wer nicht will der hat schon und sollte Platz machen für die, die das Unmöglich möglich machen.

      • @this.is.ridiculous:

        Es werden aber auch Verbraucher gebraucht, die bereit sind mehr Geld für Nahrungsmittel auszugeben. 90 % sind dazu aber nicht bereit. Biolandwirte sind aber auf höhere Preise angewiesen.



        Folglich ist Biolandwirtschaft nur für eine sehr kleine Minderheit der Landwirte möglich.

      • @this.is.ridiculous:

        "Im Bio-Bereich werden viele der als nicht umsetzbar kritisierte Regelungen bereits seit langem umgesetzt, Bienengifte vermieden, Düngemengen am Bedarf und nicht am (Über-)Angebot an Gülle orientiert." Übrigens, auch im Biobereich werden genau wie im konventionellen Bereich Bienengifte, wie z. B. Spinosad eingesetzt und zu Überdüngung kann es da genau so wie im konventionellen kommen.

        • @Bernhard Hellweg:

          Natürlich gibt es auch im Bio-Bereich Gifte.



          Dass diese "genau wie im konventionellen Bereich" verwendet werden, ist allein durch die Regularien aber ausgeschlossen.



          Das genannte Spinosad ist z.B. nach Bioland- und demeter-Regularien nicht zugelassen und darf dort nicht eingesetzt werden.



          Dass EG-Bio, als Untergrenze dessen, was Bio genannt werden darf, so was zulässt, verwässert den Bio-Begriff total. Daher habe ich mich wohl einfach etwas ungenau ausgedrückt.



          Ein Anbau ohne diese Gifte ist aber möglich und wird so auch von vielen im Bio-Bereich umgesetzt.

      • @this.is.ridiculous:

        Danke für Ihre Ausführungen, sie decken sich mit meiner Ansicht des Problems.

    • @Thomas Härtel:

      Keiner zwingt Sie Bauer zu sein! Einfach verkaufen, am besten an einen Biobauern!

    • @Thomas Härtel:

      sehr richtig. meine Mutter die, auf einem kleinen Bauernhof gross geworden ist, sagte immer dass sie einen Bauernhof nicht mal geschenkt haben will...

    • @Thomas Härtel:

      Es gibt auch eine persönliche Verantwortung.

      • @Reinhold Schramm:

        So ist es. Es gibt eine persönliche Verantwortung des Verbrauchers. Er muss eben auch mal auf einen Urlaub verzichten um Bioprodukte zu kaufen.



        Das schont gleich doppelt die Umwelt.

      • @Reinhold Schramm:

        ...sagt der Verbraucher...

  • Das ist's worauf ich hinaus wollte: die Landwirte funktionieren völlig gleich wie jede andere Branche eine Industrie wie jede andere.



    Jeder konventionelle Raiffeisen-Acker ist ein Industriegebiet.

    • @nzuli sana:

      Sie haben es gut erkannt.



      Ackerflächen sind keine Naturschutzgebiete. Hier werden Nahrungsmittel produziert. Wo Unkraut wächst, können keine Nahrungsmittel wachsen. Oder möchte sich jemand von Kettenlabkraut und Ackerfuchsschwanz ernähren?

  • Die Autorin setzt in ihrem Essay taz.de/Abschied-vom-Wachstum/!5629125/



    Abschied vom Wachstum, 12. 10. 2019, auf regelbasiertes Schrumpfen unserer Wirtschaft durch Ressourcen Verbrauch Optimierung, Reduzierung unter Vermeidung von Rebound Phänomenen und nennt dabei als angeblich belegt gelungenes Beispiel die Umstellung britisch ziviler Wirtschaft auf Kriegswirtschaft ab September 1939.

    In ihrem Beitrag taz.de/Klimapoliti...ekonomie/!5640956/ "Das Wachstums Paradox" 23.11.19



    erklärt die Autorin als Paradoxon Pointe, beide Weltkriege zu Meistern im Umweltschutz durch regelbasiertes Schrumpfen der Wirtschaft. Weli das n. m. M. nicht zutrifft, steht nicht nur die deutsche Agrarindustrie unter friedenshaltenden Bedingungen vor Anforderungen des Schrumpfens

    Meiner Meinung nach, demonstrieren Bauern zwar gegen neue Umweltauflagen bei der Ausbringung von Pestiziden, Glyphosal, Gülle, das Grundwasser zu schonen, im Grunde aber brennt ihnen der Schuh woanders, nämlich Fehlinvestitionen für nicht mehr erbringbare Ertragsziele entschädigungslos in Kauf nehmen zu sollen.

    Nahezu jeder konventionell aufgestellte Hof ist fremdfinanziert investiert in großtechnisches Gerät, an Verträge mit Großabnehmern gebunden, die ihre Ernten mit festgelegten Produktionszielen vorweg vom Halm weg aufkaufen.Viele dieser vertragsgebundenen Höfe gelten als überschuldet.

    Wer übernimmt für Bauern das Restrisko, wenn sie, aufgrund neuer Gülle Verordnung, ihre Ertragsziele nicht erreichen, dadurch Konventionalstrafen auslösen? In der deutschen Exportwirtschaft übernimmt der Staat das Restrisiko durch die Hermeskreditversicherungsanstalt, warum nicht auch im Agrarbereich, der längst überdimensioniert gegen alle Pariser Klimaziele 2016, unter Kuratel in Brüssel steht, eine Säule subventioniert deutscher Exportwirtschaft ist, über befristetes Investitonsschutzabkommen, in einen regelbasierten Schrumpfungsprozess überführt gehört.

    • @Joachim Petrick:

      ein sehr interessanter Beitrag mit guten und richtigen Fragen am Ende.

  • Landwirte und Bauernverband am Nasenring der Dividendengesellschaften der chemischen Industrie!

    Anekdote.

    Meinen Onkel gehörte im hessischen Vogelsberg im Dorf Ulmbach ein Teil des Wilmersgrund mit dem Zugang zum dortigen Bach. In den 1960er Jahren war das noch ein gesundes Gewässer. Wir konnten als Kinder noch per Hand das Wasser aus dem Bach trinken. Auch befanden sich noch Flusskrebse darin. Die gesunde Versorgung mit Frischwasser für das Vieh war damit auskömmlich gewährleistet. // Jahrzehnte später erzählten mir meine bäuerlichen Verwandten, dass wir Menschen nicht mehr das Wasser aus dem Bach trinken können, aber auch nicht mehr das Vieh. Die Flusskrebse existierten auch nicht mehr. Die Ursache der Vergiftung des Grundwassers liegt im ungebremsten Einsatz von chemischen Düngemittel und giftigen Insektiziden. // Aber nach außen verkaufte sich das Dorf Ulmbach weiterhin als Erholungsraum für Besucher und Touristen. Bei einer oberflächlichen Betrachtung von Uneingeweihten wirkt die vergiftete Kulturlandschaft immer noch intakt. Meine vormals bäuerlichen Verwandten betreiben heute keine Landwirtschaft mehr.

    Wenn die heute protestierenden Landwirte in Ruhe überlegen würden und sich nicht vor den Karren der Lobbyisten aus Politik und Wirtschaft spannen ließen, dann wüssten sie auch, das die chemische Landwirtschaft keine Zukunft mehr hat, da sie die Gesundheit von Natur, Mensch und Tier, gefährdet.

    • @Reinhold Schramm:

      In Ulmbach liegt der Nitratwert bei 15 und 14,5 mg/l.

      barrierefrei.stein...altung&dummy=56726

      • @DJ Boemerang:

        Ein möglicher Wert und (vorgeblicher) Durchschnittswert von wie vielen Messwerten: wann und wo?

        Die ungebrochen fortwährende Vergiftung/Verdichtung/Vernichtung unserer Böden und Gewässer, Tier -NATUR- und Pflanzenwelt.

        Und die Kausalität der Summe aller Einbringungen/Eintragungen, so über Generationen und Jahrzehnte, aller künstlichen (chemischen) Stoffe, in Böden und Gewässern? (!)

        Selbstverständlich fühlen sich auch deren Vertreter und Ideologen, die ökonomischen und gesellschaftspolitischen Lobbyisten und angestellten Chemiker dazu berufen, die industrielle und chemische Landwirtschaft und Agrarindustrie, nach besten Gewissen und Kräften pseudo- wissenschaftlich medial und juristisch zu vertreten.

        • @Reinhold Schramm:

          Seit neuestem erklärt unsere Umweltministerin Frau Schulze, dass Deutschland das beste Wasser der Welt hat. Sie trinkt nur Leitungswasser.



          Wer hat denn Recht? Die Umweltministerin oder das Umweltbundesamt?

  • Entschuldigung Frau Herrmann, bei diesem Thema werfen Sie Birnen und Äpfel durcheinander.



    Landwirte in Deutschland produzieren Lebensmittel auf dem Preisniveau der 60/70 Jahre, dafür erhalten sie Ausgleichzahlungen. Es ist also ein System um die Lebensmittel billig zu halten, und das der Verbraucher mehr Geld für andere Investitionen hat.



    Sie hätten also recht, wenn z.B. der Deutsche Staat von den Autoherstellern verlangen würde, ihre Fahrzeuge um eine gewisse Summe billiger abzugeben, und ihnen die Differenz erstatten würde.



    Enttäuschend ist, das Sie, anstatt mit Argumenten, am Schluss ihres Beitrages in pure Polemik verfallen ( Gülle ist Sondermüll/ Grundwasser verseuchen ). Haben Sie normal nicht nötig.

    • @Günter Witte:

      das Grundwasser wird nun aber mal verseucht, also sollte man es auch sagen und der Vergleich passt doch genau: was der Chemieindustrie der Sondermüll, das ist den Bauern die Gülle. Muss "entsorgt" werden.

      • @Rider:

        Nitrat im Grundwasser ist nicht zu leugnen, aber die Art und Weise wie dies bei uns Untersucht wird schon.



        Warum misst Deutschland, übrigens als einziges Land in der EU, nach dem Belastungsnetz und nicht Flächendeckend ? Messungen auf nur ca. 50 % der Fläche, weil diese von Landwirten bearbeitet werden, soll eine Aussagekraft haben.



        Was würden Sie zu einer Kriminal Statistik sagen, wo nur Männer erfasst würden, weil Frauen nichts anstellen.

        • @Günter Witte:

          Ganz so stimmt es auch nicht. In meiner Region wurde ein rotes Gebiet ausgewiesen. Ein dafür verantwortlicher Messbrunnen liegt im Wald und der andere neben einer Sickergrube einer Hauskläranlage. Fast alle anderen Messbrunnen der umligenden Gebiete erreichen nur einen füngzigstel des Grenzwertes bei gleichen Böden und gleicher Bewirtschaftung.

        • @Günter Witte:

          Es sind nicht 50% der Messstellen. Wie ich zu einem anderen Artikel von Jost Maurin bereits erwähnte. Es waren im Jahr 2011 186 Messstellen, die die deutsche Bundesregierung an die EU gemeldet hat. Und zwar nur solche Messstellen, in denen der Nitratwert bei über 50mg lag. Es gibt mehrere zehntausend solcher Messbrunnen in Deutschland. Andere Länder melden ihr gesamtes Messnetz nach Brüssel. Alleingänger Deutschland nur die schlechtesten Analysen. Jens Kerstan sagte letzte Woche, das Hamburger Grundwasser wäre zu schlecht. (DIESE BAUERN) Dabei liegt der Durchschnitt des Hamburger Grundwassers bei 3mg/l Nitrat. Solche offensichtlichen Lügen machen mich fassungslos.

          • @Le Kralle:

            186 Messsstellen weisen Überschreitungen auf? Na dann wird es ja wirklich höchste Zeit hier hart durchzugreifen und zu regulieren!

            • @Anna Minerva:

              Von diesen 186 Messstellen liegen aber viele an Stellen wo die Landwirtschaft nicht der Verursacher ist. In meiner Region z.B. neben der Sickergrube einer Kleinkläramlage. Das ist natürlich rein politisch motiviert. Es gibt übrigens keinen Trinkwasserbrunnen der die Nitratgrenzwerte überschreitet.

              • @Martin17:

                "Trinkwasserversorger und Umweltverbände dringen darauf, zügig strengere Regeln umzusetzen. Das Düngerecht in Deutschland diene „der Agrarindustrie, ist aber schlecht für unser Trinkwasser und die Steuerzahlenden“, heißt es etwa in einer Stellungnahme von Greenpeace."



                www.welt.de/wirtsc...-letzte-Frist.html

                • @Anna Minerva:

                  Eine Stellungnahme von Greenpeace muss natürlich objektiv sein.

        • @Günter Witte:

          Ihr Vorschlag ist allen ernstes, dass dort gemessen werden soll, wo keine Landwirtschaft betrieben und folglich keine Gülle im Boden verklappt wird?



          Ihr Vergleich mit der Kriminalstatistik ist derweil extrem wackelig, aber das wissen Sie wohl selbst.

          • @Gefahrengebietler:

            Befindet sich Grundwasser nur unter Landwirtschaftlicher Fläche ? Nein



            Daher sollte, wie im Übrigen Europa auch, überall gemessen werden, dar mit die Wirklichen Werte erfasst werden.



            Mein Vergleich mit der Kriminal Statistik bezog sich darauf, das sowohl die Landwirtschaftliche Fläche und der Anteil von Männern in der Bevölkerung um die 50 % ausmachen.

          • @Gefahrengebietler:

            Eins dazu noch. Jens Kerstan, Umweltsenator in Hamburg, sagte am 14.11. vor Kameras des NDR (Mediathek verfügbar) Hamburgs Grundwasser ist so schlecht dass man es nicht zur Trinkwasserversorgung benutzen kann. Daran sind die Bauern schuld. Das Problem ist, dass es in Hamburg gar keine nennenswerte Landwirtschaft gibt. Laut Hamburg Wasser ist die Qualität sehr gut. Also lügt doch irgendwer. Genau aus so einem Grund sollte bitte auch das gesamte Grundwasser untersucht werden. Damit das Lügen ohne Konsequenzen mal ein Ende hat.

          • @Gefahrengebietler:

            Ja, genau. So sollte es gemacht werden. Die Aussage "das deutsche Grundwasser ist mit Nitrat belastet" suggeriert das deutsche Grundwasser wäre mit Nitrat belastet. Folglich sollte es untersucht werden. Insgesamt wenns geht.



            Gag am Rande: auf Umweltkarten-Niedersachsen.de kann man auch Messstellen finden, die im Wald liegen und erhöhte Nitratwerte haben.

          • @Gefahrengebietler:

            Der Vorschlag war, so zu messen, wie alle anderen Länder es auch tun.

  • Natürlich tragen Landwirte die volle Verantwortung, wenn sie zu Lande, zu Wasser und in die Luft Pestizide, Insektizide und und und emittieren!



    Bauern beschweren sich, weil sie ihre Gülle nicht mehr überall verklappen dürfen? Merken unsere Bauern noch irgend etwas - außer Geld?

    • @amigo:

      Wenn man etwas intensiver über das Thema nachdenkt, muss man zu der Einsicht kommen, dass der Verbraucher an den Problemen der Landwirtschaft Schuld ist. Durch sein Kaufverhalten zwingt er die Landwirte immer preisgünstigere Waren zu produzieren.

      • @Martin17:

        Genau so ist es. Es geht immer noch billiger.



        Auch wenn jeder 4. Grün wählt, kauft im Schnitt nur jeder 20 Bio. Bedeutet im Umkehrschluss, dass im Grunde mindestens 80% doch nur Heuchler sind. Und der Bio Marktanteil der Discounter steigt stetig. Demeter hat sich kürzlich an EDEKA verkauft. Nahrungsmittel sind in Deutschland so billig wie sonst nirgends. Aber natürlich ist der Bauer selbst an diesem Zustand schuld.

    • @amigo:

      Würden die Bauern in Ruhe überlegen, dann würden sie Ihnen zustimmen. Die Bauern und Lobbyisten betätigen sich als nützliche Gehilfen der profitablen Interessen der chemischen Industrie.

      • @Reinhold Schramm:

        Die Bauern sind die Opfer der Verbraucher.

        • @Martin17:

          Unfug, die Bauern haben einen (eigenen) Kopf zum Nachdenken. Auch die Konsumenten müssen ihren Kopf selbst gebrauchen [auch ohne die Konsum- und Werbebotschaften der Dividendengesellschaften].

          • @Reinhold Schramm:

            Da können die Bauern noch so lange nachdenken. Was bringt es wenn Sie Bio erzeugen - die Käufer dafür aber nicht in ausreichender Menge vorhanden sind?



            #Marktwirtschaft

            Bin zwar gelernter Kaufmann habe aber noch nie etwas von einer „Dividendengesellschaft“ gehört. Bitte um Aufklärung.

  • „Die Technik blieb nicht folgenlos: Die Landwirtschaft verwandelte sich in eine Art Industriezweig und unterliegt nun ebenfalls den Mechanismen des Kapitalismus“



    Die Landwirtschaft unterlag auch schon vor der Industrialisierung den „Mechanismen des Kapitalismus“: Auch schon früher richtete sich die Preisgestaltung nach Angebot und Nachfrage. Das Angebot ergibt sich seit jeher aus dem Ernteerfolg, während sich die Nachfrage nach dem Hunger der übrigen Bevölkerung richtet.



    BTW, eine Frage an die Kapitalismus-Kritiker: Wenn also eines Tages der Kapitalismus abgeschafft wird: Wie stellt ihr euch eine Landwirtschaft vor, die ohne die „Mechanismen des Kapitalismus“ funktioniert? Etwa wie in der ehemaligen Sowjetunion, die trotz/wegen der Zwangskollektivierung niemals ohne Getreideimporte vom „Klassenfeind“ USA auskam? Wo noch in den 1920er Jahren Hungersnöte herrschten, so wie bis heute im kommunistischen Nordkorea? Bloß nicht!

    • @Pfanni:

      Genau so wie auch die Trinkwasserversorgung ohne Kapitalismus funktioniert.

  • "Gülle ist kein Dünger, wenn sie im Übermaß auf die Weiden gekippt wird – sondern Sondermüll."

    Schön gesagt...

    Wenn der führende deutsche Wissenschaftler (war im TV) vor dem Agrarauschuß sagt das (Größenordnung) 180g Gülle pro m² bei maximalem Mangel seien die Obergrenze, und dann beschlossen wird >=200g - egal wie groß der Mangel im Boden ist, dann weis jeder Bauer ganz genau das er Raubbau an der Natur und seinen Mitmenschen begeht wenn er diese Mengen ausbringt (und vielleicht ein klein wenig mehr) und unsere 2 wertvollsten Ressourcen nachhaltig schädigt: Boden und das Grundwasser mit seiner Fauna (ja, da unten leben sehr empfindliche Lebewesen die das Wasser reinigen!)

  • Ich würde gerne wissen, welche Bauern hier protestieren? Ich würde auch gerne mehr über das tatsächliche Durchschnittseinkommen eines Hofbesitzers erfahren. Hier wird nur verallgemeinert. Wir müssen aber genauer hinschauen, wenn Menschen protestieren! Höfesterben klingt jetzt nicht nach Upps, ich kann mir meinen Ferrari nicht mehr leisten! Von einer Zeitung, die nicht auf Bildniveau berichtet, erwarte ich mehr!

    • @emmicam:

      In meinem Unfeld sind es vorallem die kleineren Familienbetriebsbesitzer, für die sich die Landwirtschaft mit dem immer stärker werdenden Preisdruck sich nicht mehr loht. Tendenziell würde ich sagen, dass es schwer ist Aussagen über das Einkommen eines Landwirtes zu machen, da dies davon abhängt ob, und wenn jaa, welche Tiere der Betrieb hat. Dann natürlich wie viele, welche Haltungsform vorliegt, in welchem Stall sie leben (Energiekosten etc), was automatisiert ist, zB. Melkroboter, etc... Bei den Pflanzen kommt es natürlich auf die Anbauform,die Flächengröße, die Bodenbeschaffenheit, das Wetter, die Maschinen, die eingesetzten Sorten, die eventuellen Dünge- und Spritzmittel an...



      Jeder Betrieb ist damit sehr individuell...

  • Es ist sehr erfreulich, dass Frau Herrmann die Lage der Landwirtschaft in den Kontext stellt, in den er gehört : neoliberaler Kapitalismus des 21. Jahrhunderts.



    Wenn man allerdings vermutet, dass ihr Kommentar in diesem Stil weitergeht und all die paradoxen Entwe icklungen der letzten Jahre unter diesem Aspekt weiter analysiert, wird man durch das plötzliche Ende der Überlegungen leider enttäuscht.

    Immerhin hätte mindestens noch hinzugefügt werden müssen (was allerdings die taz früher schon ausfühlich dargelegt hatte) :

    All die bisherigen Regelungen sind im innigen Zusammenspiel zwischen



    > den Landwirtschaftsministerien von EU, Bund und Ländern,



    > den CDU-, manchmal auch SPD-Lobbyisten für Chemie, Düngemittel, Saatgutindustrie



    > und den Großagrariern (sic, das gibt es heute wieder) in der DBV-Bauernverbandsspitze



    ausgehandelt und erlassen worden.

    Heute protestieren die in ihrer Existenz bedrohten Bauern gegen den angeblich übertriebenen Schutz von Insekten, Grundwasser und Umwelt.

    Wer sagt diesen Opfern der radikalen Marktlandwirtschaft endlich deutlich genug, dass die DBV-Politik der letzten Jahrzehnte von den geldgierigen Proftieuren der landschaftszerstörenden Agrarwüsten gemacht wurde und nicht von Umweltministerien, Naturschutzverbänden, NGOs oder gar von Hunderttausenden Jugendlichen ?

    • @unSinn:

      Das ist nicht die Politik des Bauernverbandes, sondern die Politik der EU und die Forderungen der exportwütigen Industrie, die den Landwirten die Wirtschaftsweise aufdrängen. Jeder Landwirt der auch in Zukunft von seinem Betrieb leben möchte, muss sich dem System unterwerfen. Die Menschen wollen günstige Lebensmittel kaufen und nicht Bio. Sie wollen auch noch in Zukunft ihr Geld für Urlaubsreisen ausgeben.

  • Landwirtschaft in Zahlen:



    Gegenwärtig 267.000 landwirtschaftliche Betriebe bundesweit? - Allenfalls um die 100.000 Vollerwerbsbetriebe, bei vorstehenden Zahlen ist auch jeder Hobbylandwirt mit gelistet!

    Neun Hektar Grund in den 1930er thematisiert die bayer, Bäuerin Wilmschneider in ihren Memoiren. - Wie viel Flächeneigentum hält der heutige landwirtschaftliche Betrieb, vielleicht sollte man den Vergleich im Detail gut recherchiert einmal abbilden. Um keinen statistischen Verfälschungen unterliegen zu müssen, wäre es dabei vielleicht angeraten, die Großgrundbesitzer Munich Re, Zech-Stiftung, Aldi-Süd-Stiftung, große Autohäuserbesitzer, Fielmann, unsere Landeskirchen & Co. der Korrektheit halber außen vor zu lassen. Das ist KEINE bäuerliche Landwirtschaft!

    Die in obigem Artikel angeführten Chemiekonzerne entsorgen in die Landwirtschaft; ist das neu! Der größte Düngerproduzent weltweit ebenso wie BAYER, BASF & Co., dienen ihre Produkte der LW an; kein einziger Bauer braut im hauseigenen Chemieküchlein seine „Mittelchen“ selbst zusammen. - Eine Steilvorlage demnach, und wieder einmal waren, sind und bleiben die lemminghaft treudoofen Bäuerlein für unsere aufgeklärte Gesellschaft alleinig DIE BÖSEN!

    Die Chemiebranche hat erst im Verlaufe der letzten KW übrigens ihren zukunftsweisenden Tarifvertrag abgeschlossen mit fulminanter sozialer Tragweite für das eigene Umfeld. Und die Bauern kaufen, kaufen teuer, noch teurer; toleriert von unserem Staat u. der Gesellschaft!

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Bei der Wahl von Headlines und Unter-Überschriften hat die taz gewiss noch Spielraum nach oben. Dies hier ist in meinen Augen ein gelungenes Beispiel.

    "Bauern müssen bestimmte Regeln akzeptieren" klingt erst mal gut. Ganz besonders in einem Land, in dem es mit der Einhaltung von Regeln so eine Sache ist. Populäre Übertretungsfelder: Steuererklärungen, Geschwindigkeiten beim Auto- oder 'Moped'fahren, Ehrlichkeit in Kontakten. Reden wir also lieber über Regeln als IDEE - und weniger als PRAXIS.

    Bauern wurden jahrzehntelang im großen Stil gepampert - und erfahren nun am eigenen Leib die Härte, die für andere Berufsgruppen seit vielen Jahren scheinbar naturwüchsig ist. Sie sollten mal das gepflegte Gespräch mit Vertretern sozialer und pflegerischer Berufe führen. (Ich mache gerne mit.)

    In der Kürze des Artikels steckt viel Würze, die bei Bedarf verstärkt werden kann. Dass Gülle Sondermüll ist, erfahre ich als unfreiwilliges Landei bei bestimmten Windrichtungen immer wieder - beim Lüften meiner Wohnung. Ich habe schon überlegt, bei meiner Krankenkasse ein Sauerstoffzelt zu beantragen.

    Güllegeruch in Klamotten: die ganz besondere Symbiose aus Land- und Stadtleben.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      "Ich habe schon überlegt, bei meiner Krankenkasse ein Sauerstoffzelt zu beantragen."



      Das ist offenbar keine schlechte Idee, denn ...



      "Welchen Anteil hat die Massentierhaltung an dieser Katastrophe?

      Natürlich gibt es auch Resistenzen, die entstehen, weil Menschen zu viel und zu ungezielt Antibiotika einnehmen. Aber in erster Linie entstehen die Keime als eine Folge der Massentierhaltung. Vor allem bei Schweinen und Hühnern werden in großem Maße Antibiotika zur Prophylaxe verabreicht. Ein Mastschwein bekommt in vier Wochen sechs Mal Antibiotika.

      Wie erreichen diese Keime dann den Verbraucher?

      Meistens durch die Nahrung. Sie können die Bakterien über infiziertes Fleisch, aber auch über den Salat oder die Gurke von einem verseuchten Acker aufnehmen. Sogar ein Spaziergang entlang einer Wiese, auf der gerade Gülle ausgebracht wurde, kann genügen. Eine britische Studie hat jüngst belegt, dass die Aufnahme multiresistenter Keime durch Nahrung und Luft um ein Vielfaches höher ist als die Kontamination mit den sogenannten Krankenhauskeimen."



      schrotundkorn.de/l...osten-fleisch.html

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Mit Scheiße will keiner was zu tun haben. Knapp 83 Mio. Menschen in Deutschland und 34 Mio. Haustiere produzieren aber jede Menge davon.



      Von Ihnen (Anrede an Leser dieser Zeitung) macht sich keiner mehr die Finger dreckig. Ach waren das noch Zeiten wo jeder seinen Mitshaufen vor der Haustüre hatte und der Odel/die Jauche durch das Dorf lief. Städte haben vor Einführung der Kanalisation bestialisch gestunken und Scheiße fand sich aller Orten. Auch durch die Zugtiere.



      Es ist doch niemand bereit sich einzugestehen, dass jeder von uns konsumiert, bis sich die Balken biegen, auf Teufel komm raus.



      Früher waren die Dinge nicht besser. Aber es waren weniger Menschen mit geringerem Lebensstandard, sparsamer, ressourcenschonender und überwiegend in regionalen/lokalen Kreisläufen wirtschaftend.



      Man müsste fair bleiben und die Dinge realitätsnah betrachten und auch allumfänglich.



      Mit Natur hat es nichts mehr zu tun, wenn wir auf diesem Planeten 7 Mrd. Menschen ernähren wollen. Und unser Lebensstandard hat mit Natur überhaupt nichts mehr zu tun.



      Die Radiowerbung der "Hurtigruten" treibt es auf die Spitze. Dort wird mit "Natur" erleben geworben, indem man an einer Kreuzfahrt in die Antarktis teilnimmt. Wie blöd muss man sein?

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Meiner Meinung nach vergleichen Sie hier Äpfel mit Birnen.



      Ja, die Pflegeberufe und auch viele soziale Berufe sind vollkommen unterbezahlt und das ist eine Schande. Was mich so unfassbar stört ist,dass Leute wie Sie keinerlei Verständniss für Landwirte haben, die begründet um ihre Existenz bangen. Wenn Pflegepersonal streikt, mehr Geld fordert, etc, ist das überhaupt kein Problem. Sie leisten ja harte Arbeit und das ist allseits bekannt. Allerdings ist das bei den Bauern nichts anderes, nur das ihre finanzielle Existenz durch die Politik immer mehr gefährdet wird. Die größte Unverschämtheit ist aber, dass viele Teile derMedien und der Gesellschaft ohne jegliches Grundwissen die Landwirte verurteilen.