Farmer über regenerative Landwirtschaft: „Bio ist der erste Schritt“
Regenerative Landwirtschaft ist nötig, um kaputte Böden aufzubauen, sagt Filmemacher und US-Farmer John Chester. In seinem neuen Film zeigt er, wie das geht.
taz: Herr Chester, Ihr Dokumentarfilm „Unsere große kleine Farm“ ist meiner Meinung nach künstlerisch gut gemacht und unterhaltsam. Er zeigt, wie Sie eine Monokulturfarm mit ausgelaugten Böden in Kalifornien in einen erfolgreichen „traditionellen Bauernhof“ verwandelt haben. Jetzt haben sie 20 Vollzeitmitarbeiter auf dem Feld, die zum Beispiel Legehennen halten und 75 Obstarten wie Äpfel und Zitronen anbauen. Was soll das denn sein, „traditionelle Landwirtschaft“?
John Chester: Mit „traditionell“ meinen wir eine Landwirtschaftsmethode, die vor der Abhängigkeit von Chemikalien wie synthetisch hergestellten Pestiziden und Kunstdüngern weit verbreitet war. Es geht um regenerative Landwirtschaft. Diese Methode erhöht die Artenvielfalt. Sie bringt Ökosysteme in eine Balance gegen Krankheiten und Schädlinge.
Was verstehen Sie unter regenerativer Landwirtschaft?
Zuerst geht es darum, wie man den Boden aufbaut und regeneriert. Man schafft wieder Lebensräume, weil man zum Beispiel Fressfeinde von Schädlingen hereinbringt, um Insekten in Schach halten.
Der 47-Jährige ist eigentlich Filmemacher, hat aber 2011 mit seiner Frau Molly die biodynamische „Apricot Lane Farms“ gegründet. Sein Film läuft ab Donnerstag im Kino.
Mit Fressfeinden von Schädlingen zu arbeiten ist doch nichts anderes als ganz normale Biolandwirtschaft.
Ökolandbau hat kein Kriterium, um den Boden wiederaufzubauen. Man darf weder chemisch-synthetische Pestizide noch Kunstdünger verwenden. Das kann dem Boden helfen, indem die Funktionalität von Mikroorganismen nicht zerstört wird. Aber das regeneriert ihn nicht. Sie kümmern sich nicht groß darum, wenn dein Oberboden abgeschwemmt wird. Die Regeln verlangen nicht, Erosion zu verhindern, indem man so wie wir den Boden ständig mit Pflanzen bedeckt hält. Bio war ein Schritt, aber es hat bislang eben nicht die Prinzipien der Regeneration und Verbesserung von Ökosystemen berücksichtigt. Es kümmert sich nicht genug darum, die Artenvielfalt zu erhöhen.
Ihre Farm ist vom Demeter-Verband als biodynamisch zertifiziert worden. Wie unterscheidet sie sich denn von einem ganz normalen biodynamisch ausgerichteten Hof?
Manche biodynamischen Höfe pflügen möglicherweise ihren Boden mehr. Wir pflügen nicht tief, weil man sonst das Pilzgeflecht aufbricht, das den Pflanzen hilft, Nährstoffe auszutauschen.
Können ganz normale Bauern sich Ihre Farm zum Vorbild nehmen?
Ich glaube, wir sind ein Vorbild. Wir wenden Methoden an, die jeder andere Hof nutzen könnte.
Ist der Betrieb rentabel?
Noch nicht.
Aber Sie planen, in die Gewinnzone zu kommen?
Auf jeden Fall. Wir sind jetzt im achten Jahr. Ich denke, im zehnten Jahr sind wir so weit. Bis zum fünften Jahr hätten wir zumindest die Lohnkosten gedeckt, wenn wir ausschließlich landwirtschaftliches Personal eingestellt hätten. Aber davor hatten wir einen Großteil unserer Ware an Abpackbetriebe unter unserer Biomarke verkauft. Deshalb haben wir noch mal investiert, und nun haben wir Marktverkäufer eingestellt. Jetzt verdienen wir dreimal so viel.
Wie können Sie ein Vorbild sein, wenn Sie noch keinen Gewinn machen?
Die konventionelle Landwirtschaft baut mithilfe staatlicher Subventionen Mais und Soja in riesigen Mengen an, wobei sie ökologische Schäden am Boden verursacht und die Artenvielfalt zerstört. Und diese Bauern haben immer das Gefühl, dass sie am Rande des Bankrotts stehen. Was für ein Mist!
Erhalten Sie von irgendjemandem Subventionen?
Verdammt, nein! Und wir reden darüber, ob regenerative Landwirtschaft wirtschaftlich rentabel ist. Diese Methode wird weltweit praktiziert, zum Beispiel von Farmern, die früher konventionell gearbeitet haben und dabei waren, alles zu verlieren. Sie mussten auf regenerative Methoden zurückgreifen, um ihre Farm zu retten.
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