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Häusliche Gewalt„Bin ich jetzt auch einer von denen?“

Eine Berliner Beratungsstelle hilft Tätern, einen Weg aus der Gewalt zu finden. Im Jahr 2018 haben sich dort 300 Männer Unterstützung geholt.

Eine junge Frau im Zimmer eines Frauenhauses Foto: dpa

Berlin taz | Im Juli dieses Jahres wurde Daniel T. zum Täter. Eine Rolle, die er bisher nur aus Krimis kannte, wie er sagt. Der 38-Jährige hatte sich angewöhnt, nach der Arbeit zu kiffen. Regelmäßig wurde deshalb gestritten. Wie auch an diesem Freitag, als seine Ex-Partnerin das Marihuana fand und ins Klo warf.

Daniel bekam einen Wutanfall, die Situation eskalierte: Er schubste seine Ex-Partnerin von sich weg. So heftig, dass diese mit dem Kopf gegen einen Marmortisch knallte und sich verletzte. Die Polizei wurde verständigt, es folgte eine Anzeige. Seitdem ist es eine Frage, die den jungen Vater immer wieder plagt, wie er zugibt: „Bin ich jetzt auch einer von ,denen'?“

Jede dritte Frau in Deutschland hat schon einmal körperliche oder sexualisierte Gewalt erlebt, oft durch den eigenen Partner. Die Berliner Volkssolidarität hat deshalb mit „Beratung für Männer – gegen Gewalt“ eine Einrichtung geschaffen, die sich gezielt an männliche Täter richtet. Seit fast 20 Jahren werden dort Kurse für Männer angeboten, die allein nicht von der Gewalt wegkommen.

Ein Sozialarbeiter und zwei Psy­cho­log*Innen betreuen die Täter. Einer von ihnen ist Projektleiter und Diplompsychologe Gerhard Hafner: „Bei uns lernen die Männer, wie sie in bestimmten Situationen ruhiger agieren können. Sie müssen lernen, Verantwortung für ihre Tat zu übernehmen. Bei der Arbeit fängt man ja auch nicht an, seine Kollegen zu schlagen. Wieso passiert das dann zu Hause bei der Partnerin?

Ein Drittel kommt freiwillig, auch Daniel T.

Um die 300 Männer hätten sich in diesem Jahr bereits bei der Einrichtung gemeldet – jeder Dritte von ihnen nimmt am Programm teil. Ein Drittel der Täter wird von den Jugendämtern zur Beratungsstelle geschickt. Ein Drittel von der Strafjustiz, und ein Drittel kommt freiwillig zur Einrichtung, berichtet Hafner.

Zur letzteren Gruppe zählt auch Daniel. Drei Tage nach der Tat griff er zum Hörer, um sich über die angebotenen Einzelgespräche und Gruppenkurse zu informieren: „Ich wusste, es war alles meine Schuld. Und egal, ob diese Frau jemals wieder mit mir sprechen würde, ich musste mir helfen lassen. Das war ich ihr, den Kindern und auch mir selbst schuldig.“

Jede dritte Frau in Deutschland hat schon körperliche oder sexualisierte Gewalt erlebt

Seit Juli kommt Daniel einmal die Woche für ein Einzelgespräch zur Beratungsstelle. „Die Tat zu leugnen ist nicht drin. Es ist wichtig, aufzuarbeiten, wie es dazu kommen konnte“, berichtet der junge Mann. Schon vor der Tat habe er gemerkt, dass es ein gefühltes Ungleichgewicht in der Beziehung gibt, sagt Daniel. Grund dafür war neben seiner Sucht vor allem das für ihn etwas schwierige Modell einer Patchworkfamilie. Beide Partner haben außer dem gemeinsamen Kind bereits Kinder aus einer früheren Beziehung. „Wir sind relativ schnell zusammengezogen. Es war toll, aber sehr chaotisch“, sagt Daniel.

Seine Familie war ihm immer wichtig. Nach der Tat fiel es ihm schwer, mit seinen Eltern, Freunden und den Kindern offen darüber zu sprechen, was passiert ist: „Sie haben ja relativ schnell gemerkt, dass wir nicht mehr zusammen sind. Angefangen habe ich das Gespräch immer mit: ,Wir haben uns ganz heftig gestritten‘“, sagt Daniel fast schon flüsternd. „Erst dann habe ich erzählt, was genau passiert ist.“

Stereotyper Gewalttäter?

Die Gruppenkurse bestehen aus 25 Sitzungen zu je zwei Stunden und finden innerhalb eines halben Jahres statt. Die Täter tauschen sich dabei untereinander aus, üben aneinander Kritik und lernen auch, sich gegenseitig ein positives Vorbild zu sein. Zusammen werden kritische Situationen durchgespielt, wie zum Beispiel ein Familienbesuch, bei dem die Situation früher wegen Zwistigkeiten schnell eskalierte. „Es ist ein Verhaltens­training. Die Täter müssen lernen, in solchen Situationen gezielt auf sich und ihren Körper zu achten. Und ruhig zu bleiben, auch wenn sie gestresst sind“, erklärt Hafner.

Die Einzelgespräche sind ähnlich aufgebaut. Bevor ein Mann einen Kurs machen kann, muss er bis zu drei Vorgespräche mit einem der Betreuer*Innen führen. „Dort schauen wir, wieso der Täter bei uns ist und wie motiviert er ist, etwas zu ändern.“

Die Frage, ob es denn so etwas wie einen „stereotypen Gewalttäter“ gibt, verneint Hafner: „Die Männer, die zu uns kommen, stammen aus vielen verschiedenen Ländern, sozialen Schichten und Altersgruppen.“ Auch die Anlässe der Gewalttaten seien unterschiedlich. Der einzige gemeinsame Nenner der Täter ist das Geschlecht: „Dass Männer häufig gewalttätig werden, hat mit ihrem Rollenverständnis zu tun. Sie können sich ,Schwächen' weniger leicht eingestehen. Oft hängen die Taten mit Trennungen zusammen. Oder sie haben Angst davor, allein zu sein.“ Die eigene Kindheit ist dabei nicht entscheidend, sagt Hafner: „Einige Menschen, die als Kinder Gewalt erlebt haben, können selbst zum Täter werden. Andere entwickeln sich genau zum Gegenteil.“

Neben seiner Neigung zu Gewalt will Daniel auch sein Drogenproblem überwinden. Auch dafür hat er sich an eine professionelle Einrichtung gewandt. Mittlerweile kann er auch wieder mit seiner Ex-Partnerin reden, zusammen besuchen sie nun einen Mediationskurs. „Wir wollen es zumindest auf der Elternebene wieder hinbekommen“, sagt Daniel. Heute fällt es ihm auch leichter, über die Tat zu sprechen: „Es ist jetzt nichts, was man sich auf ein T-Shirt druckt. Aber man muss akzeptieren, was passiert ist.“ Er klingt von seinen Plänen überzeugt, als er diese Worte spricht.

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36 Kommentare

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  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Für all jene Foristen, die noch ein wenig Offenheit für Fakten und Argumente besitzen:

    www.heise.de/tp/fe...Opfer-3209897.html

    außerdem als Lektüre:

    www.heise.de/tp/bu..._buch_3183868.html

    Wohl bekomm's!!!

    #Redlichkeit.de

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      wer positioniert sich agressiv und hat lust auf hahnenkämpfe, wirklich frauen? wenn zwei kämpfen, gibt es einen verlierer. das ist einer von zwei männern. nachdenken hilft.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @90118 (Profil gelöscht):

        Sie weichen den entscheidenden Fragen aus.

        Hahnenkampf ist hier nicht das Thema. Es geht um Gewalt. Um Gewalt von Männern UND von Frauen.

        Was Sie als Hahnenkämpfe bezeichen, haben Frauen nicht nötig. Ihre Gewalt ist subtiler und weniger öffentlich. Aber sie bleibt Gewalt.

        Männer, die in Kriege ziehen, werden - überwiegend - von Frauen erzogen.



        Auch mal darüber nachgedacht?

        Nachdenken hilft. Handeln danach erst recht.

        • 9G
          90118 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          als persönlich traumatisierter mensch kann man nicht unreflektiert auf die gesamte menschheit schließen. dies war gemeint mit nachdenken hilft. nicht mehr und nicht weniger.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @90118 (Profil gelöscht):

            Es erschließt sich mir nicht, wen Sie mit "persönlich traumatisierten Mensch" meinen. Ist auch nicht das hiesige Thema.

            Offenbar bleiben Sie lieber im Vagen, als sich mit inhaltlichen Aussagen auseinanderzusetzen. Die statistischen Aussagen meines Links sind eindeutig. Sowohl für traumatiserte Menschen wie auch für nicht traumatisierte.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Eine Autorin schreibt hier über männliche Täter. Interessant.

    Was würde wohl im Umkehrfall passieren, wenn ein Autor über die weiblichen Opfer gewalttätiger Übergriffe schriebe? Shitstorm?

    Wer oder was stand hier Pate? Ein Erkenntnisinteresse wohl weniger.

    Würde es nämlich hier um Erkenntnis gehen, müsste von BEIDSEITIGER Gewalt zu lesen sein. Fremdes Eigentum zu 'entsorgen' ist eine eindeutige Grenzverletzung, keine Bagatelle.

    Aber holla!

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      interessant? so sieht die realität aus, weltweit!



      gewalt, krieg, vergewaltigung, schwerkriminalität oder einfach macht sind männliche domänen - oder sollte man besser sagen dämonen.



      immer noch interessiert? oder überhaupt?

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Es ist nunmal Fakt, daß mehr Männer Frauen in Beziehungen angreifen und viel mehr Männer ihre Partnerin töten. Statistisch gesehen, gibt es jeden Tag einen Tötungsversuch und jeden dritten Tag einen Tötungsdelikt.

      Das ist kein paritätisches Problem und so zu tun, ist Verharmlosung.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Sven Günther:

        Den 'Fakt', den Sie bemühen, würde ich gerne mal sehen. Die Häufigkeit einer Behauptung war noch nie ein Beleg für deren Richtigkeit.

        Statistiken sagen aus, dass es keine signifikanten Unterschiede bei Gewalt zwischen den Geschlechtern gibt. Das hatten wir in diesem Forum erst kürzlich. Falls es Sie interessiert, hilft eigene Recherche weiter.

        Ihre selektive Vorgehensweise ist sehr aussagekräftig. Die KRAFT liegt in der Verzerrung: hier geht es um das Thema HÄUSLICHE GEWALT, nicht um Tötungsdelikte.

        Zum Thema Gewalt gehört übrigens nicht nur körperliche Gewalt. In einer redlichen Debatte zum Thema werden ALLE Formen von Gewalt berücksichtigt. Da gibt es in der Tat keine paritätische Gleichheit zwischen den Geschlechtern. Aber anders, als Sie sich dies erträumen.

        Wenn Sie mehr zum Thema erfahren möchten: Opferberatungsstellen helfen für eine klare Sicht gerne weiter.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Die Tötungsdelikte passieren im Haushalt durch den Partner.

          Und wenn man schon eigene Statistiken wie oben präsentiert, sollte man auch lesen was drinsteht. "Männer werden 1,5-mal so häufig Opfer" stell ich gar nicht infrage, nur sind da die Täter auch Männer, darum trägt es hier nichts zum Thema bei.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Sven Günther:

            Danke für den Hinweis. Sie dürfen gerne voraussetzen, dass die von mir verlinkten Inhalte zuvor auch gelesen und verstanden wurden.

            Der Hinweis auf diese Statistik entstammte meiner Motivation, die Abwesenheit von einfachen (einseitigen) Lösungen aufzuzeigen.

            Schön, dass ich Ihnen diesen einen Kritikpunkt liefern konnte. Meine Kernaussagen bleiben jedoch davon unberührt.

            Das Geschlechterverhältnis ist seit vielen Jahren vergiftet. Von Vereinfachern auf allen Seiten.



            Differenzierungen sind kaum erwünscht. Die Ausführungen von @KAMI sind da symptomatisch.

            Nicht ohne Grund wird auf das im Artikel geschilderte Beispiel so gut wie nicht Bezug genommen. Dort ist von zwei Grenzverletzungen durch Gewalt die Rede. Die von Daniel T. Und die seiner Ex-Partnerin.

            Erstere wird thematisiert, Letztere wird totgeschwiegen. Redlichkeit und Dialog gehen anders.

      • @Sven Günther:

        Dann ist die Frage aber gerechtfertigt, wie man damit umgeht, wenn man weiß, dass man mit jemanden zusammenlebt, der einem körperlich überlegen ist und ggf. zu einer Gruppe gehört, die eher zu Gewalt neigt wie eine andere Gruppe.

        Ich denke, der Einwand von @WOLFGANG LEIBERG ist gerechtfertigt, dass man auch darüber nachdenken kann, wie die Seite, die Gewalt erfahren kann, ihren Beitrag leisten kann, diese zu verhindern.

        • @Age Krüger:

          Wenn man jemanden körperlich angreift, ist man auch selbst dafür verantwortlich und nur man selbst, die hat mich provoziert ist eine Ausrede auf Grundschulniveau.

          • @Sven Günther:

            Richtig.

            Nur nützt Ihnen diese Erkenntnis nix, wenn sie angegriffen werden. Wenn ich nachts hier durch den Wald gehe und ein Fuchs mit Tollwut beißt mich, dann ist dafür auch der Fuchs verantwortlich. Sterben oder eine qualvolle Behandlung muss dennoch ich über mich ergehen lassen, wenn ich nicht berücksichtige, nicht durch den Wald nachts zu gehen, wenn z:B. Tollwut ausgebrochen wäre.



            Meinen Kindern würde ich daher beibringen, dass sie nicht durch den Wald gehen und dass es egal ist, wer die Schuld trägt, wenn man unverletzt bleiben will.

            • @Age Krüger:

              Sie können aber nicht allen gefährlichen Situationen ausweichen.



              Und es besteht ein Unterschied, ob man solche Situationen sucht oder sie annimmt, wenn sie auftreten.

              Oft ist bei der richtigen Reaktion überhaupt keine körperliche Auseinandersetzung nötig.

              Und weglaufen fördert nicht unbedingt das Selbstbewusstsein der Kinder...

              • @Sven Günther:

                Das können Kinder meist schon selbst abwägen, ob sie lieber Gewalt an ihrem Körper ertragen möchten oder davor weglaufen. Persönlich halte ich es für eine stark männliche dominierte Vorstellung, dass man vor Gewalt nicht weglaufen soll, sondern sie aushalten soll. Mir ist das zu wenig reflektiert.

                Ich will aber auch keine allgemeingültigen Verhaltensregeln für jede Situation ausgeben, jede Situation erfordert oftmals eine neue Entscheidung. Mir geht es nur darum, dass Gewalt auch dadurch vermieden werden kann, wenn man sich dieser entzieht. Und dass das eben nicht automatisch der schlechteste Weg sein muss, nur weil wir ihn für "unmännlich", "feige" oder so halten.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      "Würde es nämlich hier um Erkenntnis gehen, müsste von BEIDSEITIGER Gewalt zu lesen sein."

      Ja klar.. So wie auch ein Artikel über totgefahrene Fußgänger nur erkenntnisgeleitet und förderlich ist, wenn mindestens zwei Paragraphen die Frage thematisieren, ob schon mal ein Fußgänger ein Auto getreten hat.



      ich find's immer wieder erstaunlich, dass Sie sich mit diesen andauernden relativierenden und Tatsachen auf den Kopf stellenden Whataboutismus-Posts irgendwie für den Hort neutral-rationaler Sachlichkeit zu halten scheinen. Übrigens nicht als einziger Kommentator hier, gerade bei diesem Themenfeld.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @kami:

        Ist es für Sie Zeichen von Sachlichkeit, Aussagen auf der Grundlage unzutreffender Zahlen zu treffen?

        Schauen Sie meinen aktuellen Kommentar respektive der dort stehenden Links an. Vielleicht hilft das ein wenig weiter als Ihr inhaltsfreies Namedropping.

        Falls nicht, wünsche ich einen ungestörten Aufenthalt in Ihrer Vorstellungswelt.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Joa, die Zahlen sind mir bekannt, wie auch Ihre eigenen Posts zum Thema. In diesen behaupten Sie, dass das Wegspülen einer Portion Grass mit körperlicher Gewalt vergleichbar sei, behaupten außerdem, dass Gewaltanwendung irgendwie ein beiderseitiges und paritätisches Problem sei...aber warten dann mit Links auf, die in keinster Weise den Fakt widerlegen , dass Gewaltakte überwiegend von Männern verübt werden.. sondern die vielmehr belegen, dass auch viele Männer OPFER von Gewaltakten werden. - Was allerdings keine und keiner bestritten hat, und was ein komplett anderes Statement ist, als Ihre Ursprungsbehauptung.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @kami:

            Schön, dass wir hier darüber reden konnten. So haben wir in der Teilfrage, dass viele Männer OPFER von Gewalttaten (übrigens häufig von ihren Partnerinnen) werden, Übereinkunft erzielt. Dies wird häufig bestritten.

            Wenn Sie sich mit gewalttätigen Situationen auseinandersetzen, werden Sie oft feststellen: in einem System, das Gewalt als Lösungsweg kennt, neigen sämtliche Beteiligten zur Gewalt.

            Nochmals: Das Thema des Artikels ist die Berliner Beratungsstelle "Beratung für Männer - gegen Gewalt". Die Autorin versucht darin, die Thematik anhand eines Beispiels (Daniel T.) darzustellen. Dabei unterläuft ihr ein gravierender Lapsus. Sie stellt Grenzüberschreitungen durch Opfer UND Täter dar. Dieses Beispiel ist absolut untauglich, denn es zeigt: BEIDE haben Grenzen des jeweils Anderen verletzt, als Schuldiger wird alleine der Mann dargestellt.

            Die jeweiligen Gewaltanteile gegeneinander aufzurechnen, ist kein angemessener Lösungsansatz. Jeder Konfliktberater wird Ihnen dies bestätigen.

            Konflikte können nur dann gelöst werden, wenn die Anteile beider Beteiligten beleuchtet werden. Hier: nicht nur die des Mannes.

            In jeder Opferberatungsstelle können Sie sich Informationen über Gewalt VON Frauen holen, sofern Ihr Blick dafür offen ist.

            Mit einseitigen Schuldzuweisungen ist es nicht getan.

  • Meinen Respekt hat Daniel, zumal "Er schubste seine Ex-Partnerin von sich weg." für mich noch relativ harmlos klingt. Wenn es trotz Wutanfall bei "schubsen" bleibt, denke ich, ist er keiner von den ganz problematischen Kandidaten ... auf mich wirkt Daniel auch ziemlich reflektiert. VIelleicht liegt es auch an der Wortwahl, denn "schubsen" klingt für mich eher niedlich als brutal.

  • Mich würden ja mal die Erfolge der Therapie interessieren. Dass das Drittel, dass der Meinung ist, dass sich ihr Verhalten ändern muss, da entsprechende Erfolge erzielen könnte, halte ich für möglich.

    Bei den Tätern aus dem Strafvollzug bin ich skeptisch, dass zumindest das hier für den Täter beschriebene Konzept Erfolg hat, bei den Tätern aus dem Bereich der Jugendlichen halte ich es sogar eher für eine billige Lösung, Problemfälle mit ein paar Sitzungen finanzieren zu können.

    Naja, auch für diese Gruppen wahrscheinlich besser als nix und phantastisch, dass es dieses Angebot gibt. Auch, wenn es nicht allen helfen wird.



    Btw: Dabei fällt mir ein, dass ich auch sehr wenig weiß, wie den Opfern überhaupt geholfen wird, erlittene Gewalt zu verarbeiten und sich solchen Situationen zu entziehen.

  • Wenn dann auch noch zur Sprache käme, dass es in Beziehungen alle möglichen Formen psychologischen Missbrauchs gibt, z.B. Leute, deren Strategie in permanentem Anwenden von double-bind besteht, Leute, die andere in ihr Borderline-Symdrom verwickeln usw., dann käme es am Ende noch dazu, dass Gewalt von Fall zu Fall systemisch betrachtet würde und das Spektrum dessen, was als Gewalt gewertet wird und wer an welcher Stelle welche Defizite zu meistern hat, sich um ein paar heute im Dunkel des Eindeutigen liegend bleibende Facetten erweitern würde.

  • schön, dass es solche Angebote gibt.



    schön, dass es heute Männer gibt, die solche Angebote annehmen, ohne dazu gezwungen zu werden.

    Und schön, dass darüber berichtet wird ohne Schnick und Schnack und ... Wertung.



    So kommen wir weiter, können Dinge besser machen. Für alle.

    • @uli moll:

      Im Text steht "ein Drittel kommt freiwillig zur Einrichtung".

      Das ist wahrscheinlich auch schon alles. Die zwei drittel, die nicht freiwillig kommen sowie der berg an nicht bei der Justitz aufgeschlagenen oder nicht teilnehmenden Gewalttäter (Männer) überwiegt immer noch bei weitem.

      • @Rudolf Fissner:

        schön, dass es solche Angebote gibt.

        schön, dass es heute Männer gibt, die solche Angebote annehmen, ohne dazu gezwungen zu werden.

        Und schön, dass darüber berichtet wird ohne Schnick und Schnack und ... Wertung.

        So kommen wir weiter, können Dinge besser machen. Für alle

  • Die Antwort auf die dich so plagende Frage fällt dir nicht ein? Obwohl dir das Opfer die Antwort gegeben hat? Erwartest du eine andere, eine entlastende Antwort? Sorry, von mir nicht!



    Dass 'Gras' Konsumenten eher friedlich stimmt, im Gegensatz zu Alkohol, lass ich mal außen vor.



    Trotzdem, viel Erfolg bei der Therapie!

    • @Drabiniok Dieter:

      Erster Absatz: ja! Aber wie ich das aus der Gewaltprävention mit straffälligen Jugendlichen kenne, geht es in solchen Kursen mitunter genau darum.

      Zweier Absatz: nein! Gras stimmt nicht immer friedlich. Schon gar nicht, wenn einem das Suchtmittel entzogen wird.

      • @Heinz Ludwig:

        Japp, Gras macht auch Gewalttätig. Ich kenne das von ehemaligen Jugendfreunden und Bekannten die (statt zum Psychologen zu gehen) mit Gras versuchten ihre Traumata(Scheidung), Depression, Schizophrenie und Borderline zu "behandeln"...keine gute Idee! Und zum Glück haben sich deren Freundinnen (bei einer der Freund) erstmal von denen getrennt. Von zweien weiß ich, dass diese in die Geschlossene mussten. Vielleicht bekommen die jetzt endlich mal richtige Hilfe.

  • Stark, dass sich Männer mal ohne Machogehabe der Situation stellen, dass sie eine falsche Einstellung haben. Gewalt ist keine Lösung. Ich habe mich natürlich auch mit meiner Frau gezofft, aber handgreiflich bin ich nie geworden. Das, was mir bei der Frustbewältigung bisher am Besten geholfen hat ist, so richtig zu heulen. Das hat nichts mit Weichei oder Memme zu tun, aber es hilft bei wiederfinden der Balance. Dadurch klingt meine Wut ab, ich muss zum abreagieren nicht gewalttätig werden. Leider sehe viele Männer das als "Mädchenhaft" an und sie werden lieber Aggressiv und gewalttätig. Und, btw, man sieht hier auch wieder ganz schön die "Harmlosigkeit" des Kiffens. Erst als der bald schon legale Stoff entsorgt wurde, ist der Daniel T aggressiv geworden. Jaja, legalisiert mal ruhig das Kiffen. Ich halte nichts davon.

    • @Merke:

      Das er agressiv geworden ist, hat wahrscheinlich einen viel tiefer liegenden Grund als nur "Gras".

      Und um ehrlich zu sein, ist es das erste mal das ich davon lese. Selbst wenn dem so sei. Sonst heißt es immer Alkohol wäre im Spiel gewesen.

      Man kann es mögen oder nicht. Aber nachvollziehbar oder zeitgemäß ist das Verbot von Cannabis absolut nicht. Eine differenzierte Betrachtung von Cannabis täte unserer Gesellschaft jedenfalls sehr gut.

      • @Ricco92:

        Wenn man es mal zu einem schönen Anlass raucht mag Gras ja ungefährlicher sein als Alkoholkonsum, aber ich kenne einfach auch viele Leute die wegen dem kiffen Problematisch wurden. Das Zeug darf man einfach nicht nehmen wenn man psychisch Instabil ist. Genauso wie bei Alk.

      • @Ricco92:

        Differenziert bedeutet aber auch, anzuerkennen dass es einen Unterschied macht, ob man ab und an Mal was trinkt, oder ob man seine Probleme nur mit dem flüssigen Problemlöser erträgt.



        Selbiges gilt auch für Cannabis.

  • Ein sehr interessanter Artikel, wie ich finde. Interessant deshalb, weil dieser so ein hochemotionales Thema wie Gewalt aufgreift, und als Problem begreift, das weder dämonisiert und abstrakt abgehandelt wird. Noch verharmlost wird. Sondern sich tatsächlich und ohne eine gewisse Täter-Opfer Umkehr zu betreiben, neugierig und zielstrebig der zukünftigen Vermeidung des angesprochenem widmet. Dem Täter wird zugesprochen sich bessern zu können, was allerdings nicht bedeutet, dass er sich darauf ausruhen darf. Im Gegenteil. Er wird daran bemessen werden, ob er wirklich daran arbeitet das ganze zu ändern. Ein Artikel der hoffentlich allen unverbesserlichen Schlägern und Frauenhassern da draussen im Hals stecken bleiben wird, denn er lässt absolut kein Raum für Geschwafel von angeblichen "heterosexuellen cia Männern" die "vom Feminismus verfolgt werden"

  • Na das ist doch mal etwas anders. Potentielle Lösungswege anstelle von rücksichtslosem Anspruchsdenken und kopflosem Männer-Bashing. Hätte nicht gedacht das solch ein Artikel in der taz an der von oben bis unten durchideologisierten Missy-Franktion vorbei kommt.

    • @Januß:

      Sagen Sie, werter JANUS: Wie lange lesen Sie schon taz - und wie intensiv?

      Für einen, der gegen "rücksichtslose[s] Anspruchsdenken und kopflose[s] Männer-Bashing" einer angeblich "durchideologisierten Missy-Franktion" wettert, argumentieren Sie erstaunlich aggressiv und ideologisch, vor allem aber ausgesprochen undifferenziert, finde ich.

      "Die taz" ist mindestens so inhomogen wie "die Männer" es sind. Man sollte ihre Mitarbeiter also nicht unbesehen in einen Topf stecken, um sie zu einem braunen Brei verrühren zu können. Jedenfalls dann nicht, wenn man nicht etwas ähnliches von ihrer Seite erleben möchte.

      Bedenken Sie: Kommunikation ist keine Einbahnstraße. Menschen lernen vor allem von ihresgleichen. Auch Sie, werter JANUS, haben eine Verantwortung für das, was man gesellschaftliches Klima nennt. Mag ja sein, dass "die Missy-Fraktion" Sie persönlich gekränkt hat, als sie allen Männern pauschal Schlechtes unterstellte. Aber wenn Sie die Kränkung einfach nur verstärkt zurückgeben, sind Sie nicht besser. Sie sollten dann vomöglich auch ein Training mitmachen, finden Sie nicht?