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Gescheiterte Polizeitaktik beim G20-GipfelAlles richtig eskaliert?

Nach dem G20-Gipfel entpuppen sich Behauptungen der Polizei als falsch. Inzwischen sind zahlreiche Übergriffe durch Polizist*innen dokumentiert.

Die Polizei mit schwerem Gerät Foto: dpa

Hamburg/Berlin taz | „Neue Maßstäbe“ wollte die Hamburger Polizei mit ihrem Einsatz zum G20-Gipfel setzen – so hatte sie es im Vorfeld angekündigt. In vielerlei Hinsicht ist ihr das gelungen. Die Anzahl der eingesetzten Beamt*innen und des schweren Geräts, das Vorgehen mit Sondereinsatzkommandos und auch die Einschränkung von Grundrechten gehen über alles bislang Bekannte hinaus.

Der Aufklärungsbedarf ist groß, auch vor dem Hintergrund der besonderen, massenhaften Militanz der Gipfelgegner*innen.

Die verantwortlichen Politi­ker*innen und Polizeichefs haben sich derweil auf eine Sichtweise geeinigt: Die Polizei hat alles richtig gemacht – ihr ist für ihren heldenhaften Einsatz zu danken.

Unter den Bildern, die der Gipfel lieferte, sind auch jene, die den größten Tabubruch bezeugen: der Einsatz von Sondereinsatzkommandos gegen Demonstrant*innen – mit der Freigabe, im Zweifel zu schießen.

Geschossen wurde tatsächlich. Wie der Kommandoführer des sächsischen Sondereinsatzkommandos (SEK), Sven Mewes, der Nachrichtenagentur dpa sagte, wurden „geschlossene Türen mittels Schusswaffen mit spezieller Munition geöffnet“. Geplant war der SEK-Einsatz nicht, wie der sagte: „Wir waren eingesetzt, um sowohl bei Anschlägen gegen Politiker als auch gegen die Bevölkerung sofort reagieren und agieren zu können. Aber nur im Falle eines Terroranschlags oder einer Terrordrohung.“ Zur Frage, warum die Kommandos aus mehreren Bundesländern trotzdem am Freitagabend im Schanzenviertel zur Erstürmung mehrerer Häuser zum Einsatz kamen, sagte Mewes: „Nach dem, was ich gesehen habe, war das kein Demonstrationsgeschehen mehr. Das war deutlich weiter fortgeschritten.“

Böller statt Molotowcocktails

Eines der zentralen Argumente für den Einsatz: Die Poli­zist*innen seien von Häuser­dächern aus mit Betonplatten und Molotowcocktails attackiert worden. Zumindest der Einsatz Letzterer scheint inzwischen fraglich. Die Hamburger Morgenpost zitierte die Einschätzung von Georg Dittié, Fachingenieur für Wärmebildtechnik. Dittié sagte, das von der Polizei vorgeführte und vielfach verbreitete Video des Wurfs eines brennenden Gegenstands auf einen Wasserwerfer zeige einen Böller. Darauf deuten sowohl die Infrarot-Emission auf dem Bild als auch das mehrfache Aufflackern des Feuers sowie die ausbleibende Explosion beim Aufprall auf dem Boden hin.

Sicher ist indes, zumindest der Einsatz der SEKs war wirkungsvoll. Kommandoführer Mewes schildert, wie sich die Situation allein durch das Erscheinen der militärisch hochgerüsteten Beamten sofort beruhigt habe: „Auf jeden Fall war die Dynamik der Straftäter absolut raus“, so Mewes.

Was sollen SEK-Beamte, die mit beiden Händen schwere Waffen tragen, machen, wenn jemand sie attackieren sollte? Schießen?

Vermutlich war das auch das Ziel, als einige SEK-Teams am Samstagabend erneut zum Einsatz kamen, gegen eine überwiegend friedliche Menge am Neuen Pferdemarkt, einer großer Kreuzung zwischen St. Pauli und Schanzenviertel. Zuvor war es zu vereinzelten Flaschenwürfen gekommen, denen die Polizei mit dem Einsatz eines Wasserwerfers begegnet war. Plötzlich rückten mehrere Zivilfahrzeuge an, darin: behelmte und schwer bewaffnete Sondereinsatztruppen. Die Beamt*innen marschierten auf der Kreuzung auf, wo sie von Schaulustigen und Journalist*innen umringt wurden. Nach zwanzig Minuten war der Spuk vorbei. Die Spezialkommandos zogen ab, die Bereitschaftspolizei räumte die verbliebenen Menschen mit Wasserwerfern von der Kreuzung.

Der Leiter des gesamten G20-Polizeieinsatzes, Hartmut Dudde, sagte am Sonntag vor den Medien, bei einem solchen Ausmaß von Gewalt müsse man sich auch künftig auf den Einsatz von Spezialkräften einstellen. Doch was sollen SEK-Beamte, die mit beiden Händen schwere Waffen tragen, machen, wenn ein Verrückter sich nicht abschrecken lassen und sie attackieren sollte? Schießen?

Polizisten wurden selbst gegen kleinste Gruppen eingesetzt

Nicht nur die Taktik beim Einsatz des SEKs ist problematisch. Auch die generelle Polizeistrategie für die Zeit des Gipfels und der Proteste hinterlässt viele Fragen. Der Eindruck ist: Wo immer die Demonstranten friedlich waren – in den Camps, beim hedonistischen Massenauflauf am Dienstag, bei der Aufstellung der „Welcome to hell“-Demo oder bei der Großdemonstration am Samstag –, kamen Polizist*innen massiv zum Einsatz.

Selbst kleinste Gruppen wurden durch Hundertschaften und Wasserwerfer zerstreut. Auf der anderen Seite stehen jene Momente, in denen sich Autonome und Krawalllustige zusammenfanden, wie beim Streifzug durch Altona oder dem Abend in der Schanze, und die Polizei davon entweder nichts mitbekam oder zuschaute.

Von der Zerstörungstour der Autonomen durch die Elb­chaussee und Altona schien die Polizei überrascht worden zu sein. Fragwürdig ist dennoch, warum bei annähernd 20.000 Polizist*innen in der Stadt innerhalb einer halben Stunde keine Einsatzkräfte vor Ort waren. Anders verhielt sich die Situation am Freitagabend. Hier kam es seit dem Nachmittag am Brennpunkt Neuer Pferdemarkt über Stunden zu Scharmützeln zwischen einigen Dutzend Randalierer*innen und Polizeieinheiten mit drei Wasserwerfern, die auf jeden Stein- oder Flaschenwurf sofort reagierten.

In den frühen Abendstunden dann wurden die Randalierer*innen und vielen Schaulustigen in Richtung Schanzenviertel getrieben, die ersten Barrikaden brannten. Und plötzlich spritzte keiner der zuvor eingesetzten Wasserwerfer mehr. Bei voller Leistung reicht der 10.000 Liter umfassende Tank nur für maximal achteinhalb Minuten.

Wasserwerfer schreckten kaum ab

Im Viertel selbst, auf dem Schulterblatt, der Straße, in der die Rote Flora liegt und es traditionsgemäß am 1. Mai und nach dem Schanzenfest zu Auseinandersetzungen kommt, hatte die Polizei keine Beamt*innen sta­tio­niert. Doch die Strategie der offenen Schanze geriet außer Kontrolle. Das Nichteindringen der Polizei gibt Rätsel auf. Es war den Beamt*innen an beiden Enden des Schulterblatts, wo sich die Autonomen sammelten, nicht ohne Weiteres möglich, ins Viertel zu dringen. Durch die Seitenstraßen, in denen überwiegend Partyvolk unterwegs war, hätte es jederzeit gelingen können.

Dem Einsatz wurde zuletzt immer wieder die Taktik der Berliner Polizei gegenübergestellt. Diese setzt viel mehr auf gezielte Festnahmen und eine andauernde Zerstreuung der Menge durch Polizisten, die sich direkt durch die Protestierenden bewegen. Das dauerhafte Einsetzen von Wasserwerfern in Hamburg jedoch führte kaum zur Abschreckung, die Anzahl der Festnahmen blieb über die gesamte Zeit vergleichsweise gering. Deeskalierend hat die Polizei in Hamburg zu keiner Zeit agiert. Öffentlich beschwerten sich Berliner Polizisten über die Hamburger Strategie.

Allerdings waren es vor allem Beamt*innen aus der Hauptstadt, die die Einkesselung des zweiten Blocks auf der „Welcome to Hell“-Demo vornahmen – und das, während an der Spitze der Demo noch Einsatzleiter und Demonanmelder miteinander verhandelten. Auf zahlreichen Videos ist dokumentiert, wie die Hundertschaft unvermittelt von der Seite in die Demo prescht und eine Paniksituation auslöst. Dabei soll es von einem Arzt, der schon bei der Love Parade in Duisburg im Einsatz gewesen war, vor Ort Warnungen gegeben haben, dass sich das Szenario von damals an dieser Stelle wiederholen könnte. Die attackierten Demonstrant*innen versuchten über eine Mauer zu entkommen. Teilweise wurden sie von Polizist*innen daran gehindert und mit Schlägen traktiert.

Die bislang unbeantwortete Frage hier: Kam die Order zum Sturm auf die Demonstration vom Einsatzleiter oder hat eine Berliner Hundertschaftsführer autonom gehandelt? Für letztere Version spricht, dass sich die Lage im ersten Block durch die Demaskierung der Teilnehmer schon beruhigt hatte, als die Polizist*innen weiter hinten dazwischen gingen.

Systematische Eskalation durch die Polizei?

Für die Autonomen lieferte das Vorgehen der Polizei am Donnerstagabend die Steilvorlage für alles an Randale, was in den darauf folgenden Nächten folgte. Aber auch die Polizei ging alles andere als zimperlich vor, zielte mit Wasserwerfern auf Demonstrant*innen und Schaulustige auf abschüssigen Häuserdächern, fuhr Einsatzwagen mit hoher Geschwindigkeit in Menschenmengen, trieb Protestierende mit Schlägen vor sich her und trat zu, auch wenn Menschen am Boden lagen.

Eine Gruppe Netz­aktivis­t*in­nen hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vorfälle von Polizeigewalt zu dokumentieren. Unter g20-doku.org können Augenzeug*innen Videos hochladen. „Wir sind der Ansicht, dass der G20-Gipfel eine völlig neue Dimension in Sachen rechtswidriger Polizeigewalt darstellt“, schreiben die Ak­ti­vist*innen auf ihrer Homepage. In einem der Videos sieht man zwei Polizist*innen mit Schlagstöcken auf einen flüchtenden Demonstranten einprügeln, bis ein dritter ihm von der anderen Seite die Faust ins Gesicht schlägt.

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Auf einem anderen Video schleifen Beamt*innen einen bewusstlosen Demonstranten über den Boden, er ist halbnackt, seine Hose hängt ihm an den Knöcheln. Insgesamt ergebe sich der Eindruck einer „systematischen Eskalation“ durch die Polizei, sagte ein Mitglied der anonymen Redaktionsgruppe der taz. Er selbst habe noch nie ein solches Maß an Polizeigewalt in Deutschland gesehen – und er sei bei vielen Großaktio­nen gewesen.

Auch auf Seiten der Polizei soll es Aufklärung geben – allerdings mit einem anderen Fokus. Die Sonderkommission „SoKo Schwarzer Block“ hat ihre Ermittlungen aufgenommen. In den nächsten Tagen und Wochen sollen 170 Beamt*innen damit beschäftigt sein, ihr eigenes Videomaterial auszuwerten. Dazu kommen Hinweise aus der Bevölkerung, die aufgerufen ist, Handyvideos auf einer Polizeihomepage hoch zu laden. Auch Material von Überwachungskameras an öffentlichen Orten wollen die Polizist*innen auswerten.

Was aber passiert, wenn auf den Aufnahmen Fehlverhalten und mögliche Straftaten der Polizei dokumentiert sind? Vom Dezernat Interne Ermittlungen, das für Ermittlungen gegen die eigenen Beamt*innen zuständig ist, sitzt jedenfalls niemand in der Kommission, gab eine Hamburger Polizeisprecherin an. Aber natürlich seien die Beamt*innen angehalten, das Material weiterzugeben, sollten sie solche Fälle in ihren Videos finden.

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21 Kommentare

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  • Eines kann jetzt schon unzweifelhaft festgestellt werden:

    Wer den Schusswaffengebrauch freigibt, der ruft zu Gewalt auf.

     

    Vor dem G20-Gipfel hatte Olaf Scholz gesagt: „Es gibt Dinge, mit denen man wachsen kann.“

    War das jetzt nur der anrührende Traum eines kleingeratenen Hamburger Politikers, einmal so groß zu werden, dass der Kopf beim Gang durch die Schanze gegen die Dachkanten stößt, oder war das vielmehr schon die Ankündigung einer ganz neuen Gewaltspirale in Hamburg?

  • ich wette die bringen es fertig und verurteilen einige polizisten jungs httet ihr euch doch einfach keank gemeldet

    • @Georg Schmidt:

      Ja genau. Oder es wie die Berliner Hundertschaft gemacht: erst feiern, dann nach Hause. Haben aber leider die meisten nicht getan, sondern ihre 'Pflicht' getan.

      Und man kann sich natürlich auf eine Fülle von Hinweisen auf 'Fehlverhalten' der Polizei aus der VideoauswertungsSoKo freuen.

    • @Georg Schmidt:

      Das wäre natürlich ein veritabler Skandal wenn Fehlverhalten von Seiten der Polizei tatsächlich Konsequenzen hätte!

      • @Wonko Der Verständige:

        Das wird schon nicht passieren... schade, aber die Realität ist ein Arschloch.

  • Armes China. Armer Westen.

    Es scheint, die Aufgabe, zunächst erst einmal (oder doch wenigstens zeitgleich) vor der eigenen Türe zu kehren, scheint wirklich eine der schwierigsten überhaupt zu sein für Machthaber!

    Die gleichen Leute, die vorgestern einem chinesischen Systemkritikern zum Nobelpreis gratuliert haben und heute eine Lobeshymne auf den „Märtyrer für politische Reformen in China“ singen – an dessen Tod sie nicht ganz unbeteiligt sind –, mussten gestern einen angekündigten Protest dermaßen eskalieren (lassen), dass sie anschließend guten Gewissens mit Wasserwerfern, Prügelorgien und bewaffneten Sondereinsatzkräften gegen G20-Kritiker vorgehen durften. Ein Wunder, dass es dabei nicht auch Toten gab.

    Ja, es stimmt: Ein Regime, das einem Sterbenskranken die Ausreise verwehrt, weil er vor seinem Tod vielleicht noch ein paar kritische Worte im Ausland verlieren könnte, muss schon sehr „unsouverän und ängstlich“ sein. Nur: Regierungen, die ausländische Dissidenten produzieren und anschließend (ab-)feiern müssen, weil sie die eigenen nicht wirklich leiden können, wirken auch nicht eben souverän oder gelassen.

    Mag ja sein, dass sich China auf seinem „dritten Weg“ zu einer echten wirtschaftlichen Konkurrenz auswächst für „den Westen“. Wer kapitalistische Produktionsweise und ein wildgewordenes Profitstreben mit den „Segnungen“ zentralstaatlicher Obrigkeitsherrschaft geschickt kombiniert, kann offenbar kurzfristig einen Wirtschaftsschlacht gewinnen. Frieden, (innere) Sicherheit und Demokratie und damit den nicht erklärte Krieg verliert er aber.

    Nicht nur die Chinesen, fürchte ich, werden sich demnächst entscheiden müssen: Wollen sie, dass „ihre“ Reichen bzw. Mächtigen stellvertretend für sie selbst reicher und mächtiger werden als die Reichen und Mächtigen anderer Nationen, oder wollen sie in einer Welt der Freiheit und der Gerechtigkeit leben? Beides gleichzeitig ist höchstwahrscheinlich nicht zu haben.

    • @mowgli:

      Spannende These: Dissidenten, die Freiheiten einfordern, sind nur Produkte des Westens. Weltweit werden Ihnen sämtliche Autokraten zustimmen. Auch wenn es latent rassistisch ist, weil es bedeutet, so ein Chinese kann natürlich keine selbst entwickelte Meinung haben.

       

      Ich habe ja den Eindruck, "die Chinesen" haben sich schon längst entschieden: je reicher und mächtiger, desto besser.

       

      "Wer kapitalistische Produktionsweise und ein wildgewordenes Profitstreben mit den „Segnungen“ zentralstaatlicher Obrigkeitsherrschaft geschickt kombiniert, kann offenbar kurzfristig einen Wirtschaftsschlacht gewinnen. Frieden, (innere) Sicherheit und Demokratie und damit den nicht erklärte Krieg verliert er aber."

      - Wo waren den gerade ausufernde Krawalle? In Peking oder Hamburg?

       

      Sie können sich drauf verlassen, als Xi nach Haus gefahren ist, hat er China als Hort des Friedens und der inneren Sicherheit betrachtet.

    • @mowgli:

      Wie kommen Sie da drauf, dass Herr Liu Xiaobo vom "Westen" (wem auch immer - CIA, Illuminati, Finanzkapital, etc etc) "produziert " wurde? Sind denn Systemgegner in autoritären Staaten, die früher kommunistisch waren, nur als Söldner und Kreaturen irgendwelcher westlicher dunkler Mächte denkbar?

  • Fakt ist: Wegen den gewalttätigen Vollidioten (Linksradikale, Krawall-Touristen und Kleinkriminelle) wurde eine ernsthafte Auseinandersetzung in der breiten Bevölkerung mit den globalen Problemen von Krieg, Klimazerstörung, ausbeuterischen Handelsstrukturen oder Migration verhindert. Niemand redet mehr darüber!

    • @Walter Gleichmann:

      Da haben Sie voll recht!

  • Also ist wohl die Polizei an „allem“ schuld, weil sie falsch REAGIERT hat. Aber wer hat eigentlich AGIERT, d. h. Autos angebrannt, Fensterscheiben eingeschmissen und Läden geplündert? Aus Sicht der Rotfloristen: Die von „außen angereiste Idioten“. Nachdem das klargestellt ist, können die Floristen weiter an ihrem Heiligenschein basteln.

     

    Ich garantiere: Die Krawalltouristen werden auch bei der nächsten Gelegenheit wieder vollzählig zur Stelle sein und auf ihre Weise mitmischen. Es sei denn, die Veranstalter der Demos machen ihnen schon im Vorfeld unmissverständlich klar, dass sie unerwünscht sind und auch keine klammheimliche Sympathie erwarten dürfen! Die fadenscheinige Ausrede im Nachhinein, „wir sind‘s nicht gewesen“ ist zu billig!

  • Beobachter wie die/der Verfasser des Artikels braucht die Polizei dringend! Die in Bruchteilen von Sekunden erkennen, ob vom Dach ein Molly oder ein Knallkörper geflogen kommt. Ob es eine Styroporplatte oder eine Steinplatte ist.

    Für solche präzisen Analysen ist im Einsatz bei gewalttätigen Randalieren keine Zeit, dann könnte es schon zu spät sein für die eigene Gesundheit. Nach der dritten, vierten oder fünften Aufforderung, einen Platz zu verlassen, ist auch kein Unbeteiligter mehr am Ort. Wer sich dort immer noch aufhält, darf sich nicht beschweren, wenn er selber von Maßnahmen der Polizei betroffen ist. Dieser Mob in Hamburg hatte seine Gewaltaktionen lange vorher geplant und auch trainiert (!). Dann zu behaupten, die Polizei hat die Eskalation zu verantworten, ist schon eine böswillige Unverschämtheit.

  • Ich wünschte mir, dass die Krawallen letztes Jahr im Leipziger Connewitz eine ähnliche mediale Präsenz gehabt hätten wie Hamburg, das Ausmasß der Zerstörung war zwar vergleichbar, aber hier wurde ja nur ein linkes stadtvirtel nach vorherige ankündigung von rechtsextremen in schutt und asche gelegt.

  • Ach so, also alles völlig normal. Wer hat sich nicht schon mal durch zum Beispiel eine Verkehrskontrolle provoziert gefühlt? Und sich hinterher eine Schlacht mit den Ordnungskräften geliefert. Ist doch völlig verständlich!

    • @insLot:

      Kann es sein, dass Sie sich für überwiegend unpolitisch halten, werte*R INSLOT, dass Sie sich also nur sehr sporadisch fürs Tagesgeschehen interessieren und auch dann gerne die Meinung teilen, die ihnen jemand vorgekaut hat?

       

      Ja, diese Eskalation ist in der Tat „völlig verständlich“ und auch irgendwie „normal“. Die Leute, die da randaliert haben, begreifen sich selbst als überaus politisch. Sie sind nicht links, bilden sich aber immerhin ganz fest ein, dass sie es sein wollen. Ich nehme an, sie bewegen sich – wie andere junge Menschen auch – ich einer sogenannten „Filterblase“, die sie nur einen kleinen Ausschnitt der Welt sehen lässt, der zudem von Gleichgesinnten auf immer die gleiche Art und Weise kommentiert wird.

       

      Wenn jemand über Jahre hinweg immer wieder von der Hand im Nacken mit der Nase auf das „Schweinesystem“ gestoßen wird, braucht er irgendwann ein Ventil für seine Wut. Er würde sonst „zerplatzen“, sprich: durchdrehen. Es gibt zu viele Ungerechtigkeiten überall – und zu wenig erkennbaren Willen, diese anzustellen. In einer ähnlichen Situation, wie die selbsternannten „Revolutionäre“, sind auch die Polizisten und ihre Vorgesetzten. Jahrzehntelang haben sie den Ernstfall mit Verweis auf den „linken Terror“ der 1970-er geprobt und sich indoktrinieren lassen. Und dann ist G20.

       

      Nein, das entschuldigt nichts. Es erklärt aber einiges. Wenn Sie, werte*R INSLOT, in eine Verkehrskontrolle geraten, müssen Sie die Ordnungshüter offenbar nicht unbedingt als Ventil missbrauchen. Sie können und sie wollen sich zusammenreißen. Sie haben nämlich a) was zu verlieren nach eigener Ansicht und b) keinen Auftrag, Dinge zu verbessern, in dem sie (!) heldenhaft in ein Schlacht ziehen.

       

      Ja, unpolitisch zu sein ist wirklich eine feine Sache. Man kann sich ganz leicht kontrollieren, ohne auch nur darüber nachdenken zu müssen, wozu das gut sein könnte. Kein Wunder, dass so viele Leute darauf stehen!

  • Der Rechtsstaat stell für beide Seiten eine hohe Hürde zu Verurteilung. Vor Gericht zählen nur handfeste Beweise.

    Wenn es aber um die öffentliche Meinung geht, ist das Urteil bereits gefallen. Gegen die Ausschreitungen, die jeder live sehen konnte, kommt die (vereinzelte) Polizeigewalt nicht an.

    • @yeay:

      Die Bullengewalt war nicht vereinzelt...

  • Der Krieg der Bilder. Wie manipuliere ich Meinungen? Da wird der Böller zum Molotow-Cocktail gemacht, und schon habe ich seitens der "Bevölkerung" vollstes Verständnis zu rechtswidrigen SEK-Einsätzen?

    • @Wu:

      Würde mich nicht wundern, wenn sich die "Randalierer" auf dem Dach und dem Gerüst im Schulterblatt am Ende als Agents Provocateurs, V-Leute oder sonst wer herausstellen sollten:

       

      Stundenlang passiert nichts und erst als das militärisch schwerst-bewaffnete SEK anrückte, hatte man alles auf einmal urplötzlich im Griff.

       

      Dass sich ein angeblich "nicht gezündeter Molotowcocktail auf einen Wasserwerfer" inzwischen als "Böller herausstellte, zeigt einmal mehr die Taktik "alternativer Fakten" seitens der Polizeiführung, die inzwischen zum Himmel schreit oder besser: stinkt.

       

      Nebenbei sei erwähnt, dass die Polizei im Besitz der Schlüssel zu die4sem Gebäude war, weil die BesitzerIn wegen des davor stehenden Gerüstes im Vorfeld ihre erheblichen Befürchtungen äußerte.

       

      Wem dabei, auch ohne ein bekennender Verschwörungs-Psyhopath zu sein, nicht wenigstens der eine oder andere Verdachtsmoment durchaus möglich erscheint, muss schon Augen und Ohren vor der Wirklichkeit vollends verschließen.

  • Der Besitzer des Hauses, auf dem die Leute standen, war schon einige Tage zuvor bei der Polizei. Er hat auf das Gerüst hingewiesen und den Schlüssel auf der Wache hinterlassen. Dort blieb er dann auch.

    Am Freitag standen viele Stunden Leute darauf und auch die Polizei lief hin und wieder daran vorbei. Es störte sie nicht.

     

    Abends musste man dann aber ein oder zwei SEK's rufen. Die brauchten dann auch noch so lange als wären sie wie ein normaler Mensch zu Fuß gegangen. Wahrscheinlich hätte es gereicht, wenn man einem Ansprechpartner von den bösen Autonomen der Flora den Schlüssel in die Hand gedrückt hätte um die Leute vom Dach zu holen. Dudde braucht dafür Spezialeinheiten, als hätte sich Osama oder Gaddafi samt Leibgarde darin verschanzt.

     

    Auch am nächsten Tag mussten wieder die Spezialeinheiten ran. Dabei waren die erfahrenen französischen, spanischen und italienischen Straßenkämpfer gar nicht mehr vor Ort. Nur feierndes Volk, Betrunkene und einige Randale-Kids aus Hamburg und Umland (marginalisierte Jugendliche würde der Sozialarbeiter sagen).

     

    Die Militarisierung der Gesellschaft grüßt aus der Zukunft. Als nächstes wird dann Leuten mit Bierflasche in der U-Bahn in den Kopf geschossen, weil Alkoholverbot. Duddes Nachfolger werden es dann als unausweichlich darstellen. Schließlich ist es eine illegale Handlung und geht weit über das normale U-Bahn-Geschehen hinaus. Was soll man da machen?