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Die taz und die Neuen RechtenDie Lügenpresse, das sind wir

Gegen die Elite aus Mainstreammedien und Politik, die die Wahrheit verschweigt, wurde 1979 die taz gegründet. Heute reden Rechte so. Was bedeutet das?

Rudi Dutschke kritisierte die „totale Kontrolle“ bei Pressegesprächen Foto: dpa

Im Oktober 1979 mogelte sich Rudi Dutschke in Bonn auf eine Pressekonferenz, die der chinesische Ministerpräsident Hua Guofeng und der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt gaben. Er war mit der Akkreditierung eines befreundeten Journalisten hineingekommen und wollte nun Fragen zur Menschenrechtssituation in China stellen. Dutschke hob die Hand. Aber man rief ihn einfach nicht auf.

Wer kam stattdessen dran, um „Pseudofragen“ zu stellen, wie Dutschke es nannte? Das ZDF. Unter schärfstem Protest gegen diese „Manipulationsshow“ verließ er den Saal. Selbst die New York Times berichtete darüber, einen erstaunlich schönen Fehler inklusive: „Red Rudi“ habe eine linke Publikation namens „rageszeitung“ vertreten. Gemeint war die taz.

Dutschke, einigermaßen in Rage, schrieb tags darauf einen Artikel, der auf der Titelseite erschien. Er kritisierte die „künstliche Atmosphäre“, in der „jedes echte Fragen nach Wahrheit“ ausgeschlossen worden sei. Solche Pressegespräche unterlägen der „totalen Kontrolle“.

Es war eine Anklage des korrumpierten Schweinesystems, in dem die anderen Journalisten auch noch mitmachten: Von FAZ bis Frankfurter Rundschau, von Welt bis Bild, befand er, waren keine „echt-demokratischen Fragen zu erhoffen“.

Zwei Monate später starb Dutschke. Hier war er noch einmal in seinem Element.

„Der Bericht dokumentiert eindrucksvoll eine Haltung, die auch die taz prägte“, schrieb Jahrzehnte später Jörg Magenau in einem Buch über die taz: „… die völlige Entfremdung gegenüber dem Staat und die penetrante Selbstgewissheit, dessen ‚Halbwahrheiten und Lügen‘ mit der eigenen ‚Wahrheit‘ entlarven zu können.“ Es waren andere Zeiten. Für die heutige taz, schloss Magenau, wäre so ein Auftritt „einfach nur unprofessionell“.

Jetzt betrachten sich rechte Medien als alternativ

Man kann von Dutschkes verhinderter Ein-Mann-Demo allerdings nicht lesen, ohne das Wissen der Gegenwart im Kopf zu haben. Leute, die gegen „das System“ und eine „Elite“ aus Medien und Politik wettern, welche die „Wahrheit“ verschweige, die gibt es ja nun wieder. Es sind halt nur die anderen.

38 Jahre nach der Gründung der taz betrachten sich rechte Medien als alternativ. Das Monatsmagazin Compact, das Blog „Politically Incorrect“, die Theoriezeitschrift Sezession. Und eine Unzahl von Facebookseiten. „Die neuen Medien erlauben den Aufbau einer Gegenöffentlichkeit. Es sind Versuche auf Graswurzelniveau, um sich das Land zurückzuholen“, schreibt die rechtskonservative Wochenzeitung Junge Freiheit.

Was ist dran an dem Vergleich? Was sagt das über die linken Ziele von damals und die rechten Strategien von heute?

Der Spiegel-Kolumnist Jan Fleischhauer, der sich als Enthüllungsjournalist für linke Lebenslügen einen Namen gemacht hat, führte im März 2017 vor, warum es so nahe liegt, von den 68ern auf die Neuen Rechten zu kommen. Über ein Interview mit Rudi Dutschke aus dem Jahr 1967 schrieb er: „Wer beim Zuhören die Augen schließt, erkennt viele Parolen wieder, die heute die rechten Provokateure im Munde führen. Da ist die Schmähung der Regierungskabinette als ‚institutionalisierte Lügeninstrumente‘, die Ablehnung des parlamentarischen Systems als manipulativ und unbrauchbar, die Verherrlichung der neuen Bewegung als eine, die ‚die wirklichen Interessen der Bevölkerung‘ ausdrückt.“

Redete Dutschke wie ­Pegida-Prediger heute?

Was soll man sagen? Im Detail hat Fleischhauer Recht. So wie Dutschke damals redete, reden heute Pegida-Prediger. Man kann sogar noch weiter gehen und sagen: Zum Glück war Fleischhauer nicht im Archiv der taz. Die erste Ausgabe erschien im April 1979 mit Gedanken von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Rede ist dort von einem Staat, der „jeden Widerstand zu ersticken“ versuche. „Die TAZ wird Säure werden müssen, um gesellschaftliche, politische und persönliche Verkrustungen wegätzen zu können.“ Da Wahrheiten nicht pur zu haben seien, sondern nur gemischt mit Hass, Hoffnungen und Meinungen, müsse man sie „in 10.000 Lügen erzählen“.

Es ist, während man das liest, als säße einem ein kleiner Fleischhauer auf der Schulter und würde rufen: „Es war alles schon mal da. Bei euch, ihr Trottel!“

Was aber unterscheidet das Medienbild der „Lügenpresse“-Rufer von heute von dem der „Bild lügt“-Rufer von damals?

Es lohnt sich, auf der Suche nach einer Antwort ein altes Buch zu lesen. Oskar Negt und Alexander Kluge haben es geschrieben, und man muss gar nicht auf das Erscheinungsdatum schauen, um zu merken, dass es 1972 erschienen ist. Begriffe wie „Verblendungszusammenhang“, „Diktatur der Bourgeoisie“ und „Terrorzusammenhang der modernen Kleinfamilie“ verraten es. Das Buch heißt „Öffentlichkeit und Erfahrung“ und ist die maßgebliche Auseinandersetzung mit der Idee der Gegenöffentlichkeit dieser Zeit.

Alltagserfahrungen vieler Menschen spielen keine Rolle

Gegenöffentlichkeit – das ist stets ein unscharfer Begriff geblieben. Viele halten ihn für unbrauchbar. Auch in der taz gab es diese Stimmen schon in den Achtzigern. Denn Öffentlichkeit lässt sich nicht spalten wie ein Apfel. Wer Öffentlichkeit herstellt, ist dadurch Teil von ihr.

Oskar Negt und Alexander Kluge aber argumentierten, dass es Gegenöffentlichkeit eben doch geben müsse, weil in der Öffentlichkeit einer Klassengesellschaft nur theoretisch all das verhandelt werde, was für wirklich alle wichtig ist. In der Praxis würden die Alltagserfahrungen vieler Menschen keine Rolle spielen; nämlich die der Proletarier.

Die Neuen Rechten bauen gezielt ­Brücken zwischen rechts und links

Sie zeigten das am Beispiel eines Unternehmens: Die Arbeiter, Schutzbrille vor den Augen, sehen darin immer nur ihre paar Quadratmeter Fließband. Die Chefs hingegen haben den ganzen Betrieb im Blick. Sie wissen, wie die Rädchen ineinander greifen. Die Proletarier wüssten also gar nicht, was sie über das kapitalistische System nicht wissen – so könnten sie auch ihre Lage nicht verbessern. Daher brauche es eine Gegenöffentlichkeit, in ihrer Sprache.

Man mag das heute für muffig halten. Verblendungszusammenhang – come on. Bourgeoisie gegen Proletariat – von gestern. In der Medienwelt von damals waren Journalisten sogenannte Gatekeeper, die Nachrichten durchließen oder aussortierten wie Türsteher. Heute kann im Internet ja jede und jeder alles veröffentlichen.

Gespräche zwischen Ungleichen

Das Frappierende ist aber: Wenn man bei Negt und Kluge den Begriff des Proletariers durch den des Pegida-Anhängers ersetzt und „bourgeois“ durch „liberal“, führt das zu einem Verständnis dessen, was mit der „Lügenpresse“-Kritik gemeint sein könnte. Das heißt nicht, dass sie berechtigt wäre. Aber man kommt dem Punkt näher, von dem aus man sich ihre Logik erschließen kann.

Wenn Journalisten auf einer rechten Demonstration mit ihren Kritikern reden, fragen sie zum Beispiel, was sie eigentlich so lesen. Welches Medium hat denn gelogen? Wann? Was genau war falsch?

Dann kommt als Antwort in der Regel nichts, was das Gesellschaftsgespräch voranbringt. Und das ist im Grunde vorher klar. Es sind Gespräche zwischen Ungleichen mit dem Ergebnis: Siehste, die kennen gar nicht, was sie für verlogen halten.

Aus Negts und Kluges Buch kann man ableiten, warum so ein Vorgehen sinnlos ist. Es gibt Menschen, die keine Ahnung haben, wie Journalismus funktioniert, was aber nicht unbedingt ihr Fehler ist. Sie sehen, wenn sie den Fernseher einschalten, eine Weltproduktion, von der sie nicht wissen, wie sie gemacht ist. Warum redet da schon wieder jemand darüber, wie schlimm dieser Trump ist? Oder wie schlecht es den Flüchtlingen geht? Warum redet da keiner über Hartz IV? Oder darüber, ob Kinder nicht eher Mütter brauchen als Kitaplätze?

42 Prozent der Deutschen glauben an Lügenpresse

Wie weit ist es von da zur Frage, ob Journalisten aus dem Kanzleramt gesteuert werden? „Die Medien“ sind „gleichgeschaltete“ „Marionetten“ einer „Kanzlerdiktatorin“: An dieser Darstellung ist jedes Wort Bullshit.

Wie wäre es aber mit dieser Formulierung: Medien und Politik befinden sich in einer geteilten Wirklichkeit, die aber nicht zwangsläufig die von allen Menschen in diesem Land ist. Hartz IV wird in Zeitungen ein Thema, wenn die Politik gerade daran herumschraubt. Sonst eher nicht. Auch wenn es jeden Tag viele Menschen umtreibt.

Wut auf links-grün-versifften Mainstream: Proteste in Heidenau Foto: dpa

42 Prozent der Deutschen glauben, dass am „Lügenpresse“-Vorwurf zumindest ein bisschen was dran sei, das hat das Allensbach-Institut gerade ermittelt. 42 Prozent! Womöglich wird da ein Glaubwürdigkeitsproblem, das größer ist, als Pegida je war, von der aufgeputschten Rhetorik nur verdeckt.

Dass auch noch von einer „Elite“ die Rede ist, sorgt schon für das nächste Missverständnis. Schließlich werden auch Redakteurinnen und Redakteure dazu gezählt, die 2.000 Euro brutto verdienen. Doch um wirtschaftlichen Wohlstand geht es nicht. Sondern darum, wer ins Gesellschaftsgespräch eingreifen kann. Die Kommunikationsmittel sind in dieser Logik die Produktionsmittel von heute.

Es war ein Sozialdemokrat des Typs Aktentasche, der die große Verbreitung dieser Logik angestoßen hat. Im Jahr 2010 veröffentlichte Thilo Sarrazin ein Sachbuch, das sich so gut verkaufte wie kaum eines zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik: „Deutschland schafft sich ab“.

Sarrazin bediente Ressentiments

Das Buch wurde rauf- und wieder runterdiskutiert, aber kaum ein Journalist kam auf die Idee, es rundum großartig zu finden. Sarrazin behauptete, alle Thesen mit Zahlen belegen zu können. Aber natürlich gab es keine, die die Notwendigkeit belegten, über „Kopftuchmädchen“ herzuziehen. Er bediente Ressentiments und kaschierte sie mit dem Rechenschieber. Und wurde dafür auch verehrt.

Der Spiegel schrieb einmal über eine Veranstaltung mit ihm in München, es gebe für das Publikum keine bessere Bezeichnung als „Mob“. Adrett zurechtgemacht und nach Eau de Toilette riechend. Aber: ein Mob. Einer, „den es kaum auf den Stühlen hielt, sobald die Rede auf 'die Politik’, ‚die Medien‘ oder ‚die Ausländer‘ kam“.

Der Historiker Volker Weiß betrachtet die Sarrazin-Debatte als den Moment, in dem Themen und Begriffe salonfähig wurden, die bis dato nur in der äußersten Rechten zirkulierten. In seinem jüngst erschienenen Buch „Die autoritäre Revolte“ schreibt Weiß: „Meisterhaft verstand Sarrazin sich auf die Inszenierung als Widerstandskämpfer gegen eine angeblich gleichgeschaltete öffentliche Meinung.“

Aus der Zeit der Sarrazin-Debatte, aus dem September 2010, stammt auch eine Bild-Zeitungs-Titelseite, die ein geflügeltes Wort groß machte: „Diese Sätze muss man sagen dürfen“ stand da. Gemeint waren Weisheiten wie: „Nicht wir müssen uns den Ausländern anpassen, sondern sie sich uns.“ Es war die Zeit, in der sich Widerstand gegen angeblich existierende Sprechverbote formierte.

Sprechverbote. Auch so ein unscharfes Wort aus dem Lexikon des Ausnahmezustands. Es verbietet doch kein Mensch irgendwas. Die Welt wird geradezu mit Wortmeldungen von Leuten geflutet, die sich unglaubliche Unverschämtheiten erlauben.

Manche wähnen sich in einer Diktatur des Liberalen

Aber was, wenn man auch „Sprechverbot“ mal in einen nüchternen Sound übersetzt? Womöglich geht es um die Definition dessen, was als normal gilt. Die hat sich zweifellos verändert, getrieben von einer emanzipierten linksliberalen Avantgarde. Die hat gute Argumente dafür, Begriffe wie „Person of Colour“ zu benutzen und zum Beispiel das N-Wort nicht mehr. Oder sich unter dem Hashtag #aufschrei über ältere Wirtschaftsminister aufzuregen, die junge Frauen vollflirten. Aber wer glaubt, dass der Rest der Welt das sofort versteht, kann aus seinem Milieu lange nicht herausgekommen sein.

Es gibt heute Menschen, die sich in einer Art Diktatur wähnen – in jenem Sinn, in dem bei Oskar Negt und Alexander Kluge 1972 von einer „Diktatur der Bourgeoisie“ die Rede war. Sie wähnen sich in einer Diktatur des Liberalen, die sich nur noch für die Emanzipation immer neuer Minderheiten interessiert: Transgendertoiletten gelten als wichtig, Traditionen nicht. Das ist die Unterstellung. Männer sollen Männer heiraten dürfen, Frauen führen Unternehmen, Kopftücher gehören zu Deutschland, Flüchtlinge dürfen auch einfach rein – es ist nicht mehr so, wie es mal war.

Wut auf die Springer-Presse: Proteste nach dem Attentat auf Rudi Dutschke Foto: dpa

Als die 68er den Vertrieb der Bild-Zeitung blockierten oder Zeitungen aus dem Axel-Springer-Verlag verbrannten, da ging es immer auch um die Gefahr von Meinungsmonopolen. Springer kontrollierte damals mehr als 70 Prozent der Tageszeitungen in Westberlin. Die kommentierten die „Polit-Gammler“ und „rote SA“ in Grund und Boden und riefen dazu auf, die „Drecksarbeit“ gegen den „Terror der Jung-Roten“ nicht allein der Polizei zu überlassen. Kurz danach wurde Rudi Dutschke niedergeschossen.

Aber heute? Meinungsmonopole? In einer Zeit, in der jeder alles ins Internet schreiben kann: in Blogs, auf Facebook, in Kommentarspalten?

Der Punkt ist, dass eine Utopie, die sich mit dem Netz verband, nicht Wirklichkeit wurde – die Utopie der demokratisierenden Kraft. Zunächst schien alles angerichtet, eine große liberale Idee wahr werden zu lassen: Die Grenzen zwischen Sender und Empfänger würden fallen. Alle würden mitreden können.

Vorläufer dieser Art Wut

Es kam so. Nur anders. Die Zahl der Weltinterpreten ist zwar um ein Vielfaches größer als früher. Aber die meistgenutzten Medien sind immer noch die der großen Marken von einst. Blogs erreichen Nischen.

Und Algorithmen, etwa von Facebook, sorgen dafür, dass die Leute in erster Linie das sehen, was sie eh interessiert. In einer dieser Filterblasen wuchs der Zuspruch für die Neuen Rechten, die sich als unterdrückte Minderheit verkaufen, die tapfer gegen „die da oben“ kämpft.

Es gab in den vergangenen Jahren einige Vorläufer dieser Art Wut. Wutbürger – der Spiegel hat das Wort 2010 erfunden und Sarrazins Anhänger damit gemeint. Aber auch die Demonstranten gegen Stuttgart 21, einen neuen Bahnhof in Stuttgart. Zehntausende gingen auf die Straße. Sie wollten den Juchtenkäfer beschützen, der die Platanen im Baugebiet liebt.

Wut auf Stuttgart 21: Aus Kritik an den regionalen Medien wurde die „Kontext-Wochenzeitung“ Foto: dpa

Vor allem aber fühlten sie sich von Politik und Wirtschaft übergangen. Durch Stuttgart schallte es: „Lügenpack, Lügenpack!“ Die Kritik an der Eierlosig- und Politikhörigkeit regionaler Zeitungen führte gar zur Gründung der Kontext-Wochenzeitung, die seither samstags der taz beiliegt.

Das Neue war: Hier standen nicht nur die üblichen Verdächtigen auf der Straße; die Castor-Gegner, die Ökos und Pazifisten. Sondern auch die, die früher mit Establishment gemeint gewesen waren. Die Häuslebauer. Die braven CDU-Wähler. Die bewahren wollten, was sie hatten. Nun demonstrierten sie selbst gegen das Establishment.

Auf gewisse Weise verbindet das die wütenden Bürger mit der auf den ersten Blick so fernen Gruppe der sogenannten „besorgten Bürger“. Vor Kurzem hat das Institut der deutschen Wirtschaft eine Studie über die Anhängerschaft der AfD veröffentlicht – und schreibt von einer „Partei der sich ausgeliefert fühlenden Durchschnittsverdiener“. Diese stünden wirtschaftlich etwas besser da als der Rest, hätten aber große Angst vor der Zukunft.

Erfahrungsberichte wurden eine wichtige Darstellungsform

Die AfD entstand, nachdem Angela Merkel in der Eurokrise eine Politik betrieben hatte, die sie alternativlos nannte. Als Merkel im Sommer 2015 die Grenzen öffnete, kamen lange gehegte Ängste mit einer Berichterstattung zusammen, in der die Begeisterung über die „Willkommenskultur“ überwog. Und rechte Medien konnten sich als Gegenöffentlichkeit darstellen.

Ein entscheidender Punkt dafür, dass ihre Strategie verfängt, ist die Kritik, dass die eigene Erfahrung im Gesellschaftsgespräch keine Rolle zu spielen scheint.

Erfahrungsberichte, oft Facebookposts, dutzendfach, hundertfach, tausendfach geteilt, wurden zu einer wichtigen Darstellungsform. Geschichten über die Angst vor Flüchtlingen, auf manchen Seiten auch „Fickilanten“ genannt, die deutsche Frauen vergewaltigen. Über solche, die ihre Heime selber anzünden.

Das Gefühl, dass die eigene Erfahrung in den Medien keine Rolle zu spielen scheint Foto: imago/Paul Sander

Betroffenenbericht nannten Linke solche Erfahrungstexte früher. Oskar Negt, der Sozialphilosoph, erklärte in einem Interview 1982, warum solche Texte mal als wesentlich für eine linke Gegenöffentlichkeit galten: „Jeder, der etwas zu sagen hatte, suggerierte durch seinen Erfahrungsbericht Authentizität, einfach dadurch, dass er es sagte.“ Das gilt heute wieder.

Negt sagte auch: „Es war nicht die Frage, ob denn das nun verallgemeinerungsfähige Erfahrungen sind.“ Ein ähnliches Denken heißt jetzt „postfaktisch“ und gilt als Spezialdisziplin der Neuen Rechten, seit der erste AfD-Politiker argumentierte, mit Statistiken über die Kriminalität von Ausländern brauche man ihm nicht zu kommen. Entscheidend sei, was die Menschen fühlen.

Das ist zum Haareraufen. War das Richtige von damals falsch? Ist das Falsche von heute richtig? Das Problem ist: Die These, die Neuen Rechten seien die Achtundsechziger von heute, ist eine strategisch gesetzte Erzählung.

„Propaganda der Gutmenschen“

Die Identitären haben in dieser Auslegung die Rolle der neuen Spontis angenommen; sie werfen bei einem Kongress zum Protestjahr 1968 Flugblätter auf verdutzte Teilnehmer und klettern auf das Brandenburger Tor – wohlwissend, dass Fotografen anrücken, wenn man zu solch spektakulären Mitteln greift. Die rechte Initiative „Ein Prozent für unser Land“ betrachtet sich selbst als ein neues Greenpeace. Der rechte Intellektuelle Hans-Thomas Tillschneider behauptet, er werde für einen „neuen Dutschke“ gehalten.

Der Vergleich selbst ist eine Instrumentalisierung. Die Neuen Rechten bauen gezielt Brücken zwischen rechts und links, um anschlussfähig zu werden auch für jene, die nie mit der NPD marschieren würden. Das Ziel ist, dass ihre Themen dadurch salonfähig werden. Und es funktioniert.

Den Medien wurde mittlerweile so oft vorgeworfen, sie würden nicht wahrheitsgemäß über die Kriminalität von Geflüchteten berichten, dass sie ganz nervös wurden. Rechte Medien hatten das wieder und wieder thematisiert. Und so zog die Debatte Kreise. Das Magazin Cicero schrieb kürzlich, „Political Correctness“ sei auch nicht besser als „Fake News“.

Es sei „Propaganda der Gutmenschen“, wenn etwa eine Redaktion Nachrichten nicht bringe, „weil sie vielleicht ‚Fremdenfeindlichkeit‘ auslösen könnten“. Der Presserat hat nun gerade seine Richtlinien dazu geändert, wann die Herkunft von Straftätern genannt werden soll.

Man sieht, worum es der rechten Gegenöffentlichkeit geht: Themen und Positionen in die Öffentlichkeit einzuspeisen. So wie es auch die taz machte. 1987, acht Jahre nach ihrer Gründung, sagte ein Redakteur, ihre Funktion bestehe darin, in andere Medien hineinzuwirken, sodass ihre Ideen aufgegriffen werden.

Kein Berufsverbot für Andersdenkende

Aber ein entscheidender Unterschied ist: Ziel von linker Gegenöffentlichkeit war es, die bestehenden Medien zu ergänzen, ihnen Stimmen hinzuzufügen. Meinungsmonopole zu verhindern. Zwar behaupten Medien der Neuen Rechten genau das heute auch von sich.

Aber man sieht in Staaten wie Polen und Ungarn, wohin es führen kann, wenn die Autoritären mit ihren Strategien durchkommen: zu Meinungsmonopolen. Vielfältige Berichterstattung ist das, was abgeschafft werden soll.

Bei einer rechten Kundgebung gegen die „verlogene Berichterstattung“ des Südwestrundfunks 2016 kündigten die Veranstalter an, „ehrlich und direkt“ zurückzufunken. Klingt, kühl betrachtet, erst mal nach einer Vergrößerung der Vielfalt. Aber als die Fernsehreporter zu ihm kamen, rief der Redner: „Leute wie Sie gehören … Berufsverbot!“

Rudi Dutschke nahm 1978, ein Jahr vor der Pressekonferenz mit dem chinesischen Ministerpräsidenten, an einem Tribunal zur Situation der Menschenrechte in der Bundesrepublik Deutschland teil. Es war ein detailliert ausgearbeiteter Protest. Gegen Berufsverbote für Andersdenkende.

Links lesen, Rechts bekämpfen

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73 Kommentare

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  • 3G
    39201 (Profil gelöscht)

    Wie frappierend ähnlich sich Graswurzelrhetorik links wie rechts sind, wird hier sehr gut deutlich. Und in vielen Fällen spiegeln sie auch die eigene Identitäts(konstruktion). (Zum Beispiel hält sich auch die milliardenschwere Bildungsministerin (DeVos) der USA für Teil einer ''grassroot"bewegung. Für sie ist die Privatisierung der Bildungspolitik eine Lösung aller Probleme, arme Familien bekommen ,,vouchers".) W. Gessenharter hat vor Jahrzehnten analysiert, dass die Zielsetzung der rechten Rhetorik eine andere ist, auch wenn die Sprache ,,gleich" ist. Man ,,habe nichts gegen Türken", die sollen aber eben ,,in ihrem Land bleiben". Ich glaube, der Begriff für diese Weltanschauung/ Ideologie wird jetzt ,,Ethnopluralismus" genannt. Von linker Seite kämpft man dagegen für Pluralismus innerhalb einer Gesellschaft, wie es ja am Ende des Artikels ganz deutlich gemacht wird. Anstatt über Sprache oder über die ,,Feinde" (Establishment etc.) müssten beide Lager vielleicht mehr über ihre Ziele reflektieren und diskutieren. Warum lehnen die Rechten heterogene Gesellschaften ab? Warum die Linken homogene? Ein Argument der Linken ist an dieser Stelle, dass eine Homogenisierung immer nur eine ,,Pseudo-Homogenisierung" darstellt und letzten Endes dazu führt, dass wir wieder unsere ,,Stammbäume'' erstellen und unsere ,,Abstammung" dokumentieren müssen. (Ich persönlich kann meinen ,,Stammbaum" nicht bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Bin ich jetzt ,,weniger wert"? Und was, wenn der Stammbaum nicht ,,rein" wäre? Wohin würde ich ab welchem Grad der ,,Verunreinigung" zurück geschickt?) Man landet schnell bei Segregation bzw. Rassismus, wenn man sich der/ wenn man die Graswurzelrhetorik von rechts bzw. rechtskonservativ bedient. Will man das wirklich? Diese Fragen möchte ich der ,,anderen Seite'' stellen dürfen. (Wobei die TAZ nicht das einträglichste Forum ist bei dieser Debatte, aber wer weiß! sic!). Danke für den Artikel!

  • @LAWANDORDER

    Carpe Diem :-))~~

  • "Transgendertoiletten gelten als wichtig, Traditionen nicht."

    Und so ein Scheiß bleibt auch in den "mainstream" - Medien gerne mal hängen...

    Bin ja eh dafür, Klos mit Pinkelbecken und abgetrennte mit Sitzgelegenheit und noch welche mit nur Loch im Boden und Wasserschlauch. Die Piktogramme halt dementsprechend und nicht Strichmännchen mit bzw. ohne Rock. In Pompeij gabs die Klos sogar ohne Trennwand, mal so zum Thema Tradition...

  • Der Dutschke, der einfach nicht aufgerufen wurde, ist heute der Leser-Kommentator, dessen Beitrag trotz Regelkonformität und ohne Begründung einfach ausgeblendet wird. Das Prinzip ist das Gleiche - echte Kritik, die der Ausrichtung eines Artikels/Autors entgegenläuft, wird nicht geduldet

    • @Kapiert:

      Schade !

  • die sprechverbote, die Raab als angebliche aufruft, werden als existent empfunden, die vermittlung, die er zurecht anmahnt, hat die einfachen leute, die eben keine zeitung lesen, nie erreicht. deren integration in die demokratie, wiewohl die der migranten unter die FDGO und westlichen werte, sind beide gescheitert. woran das liegt? ein TV-/medienmainstream differenziert eben nur sehr wenig, hält die diskursbreite eng, alles links davon (rechts hats da inzwischen leichter) gilt als unsagbar und wird folglich unterdrückt. helfen die blogs und sozialen medien da weiter? nein, denn sie nehmen keinen einfluss auf den eng gehaltenen diskurs. du kannst einen rezept-blog machen, dich über politik auslassen kannst du auch, aber die meinungen derart zu verschieben, dass es sich auf die tagespolitik auch nur im mindesten auswirken könnte, ist und bleibt illusorisch. es ist vergebene liebesmüh und macht obendrein – frei nach Valentin – noch viel arbeit, lohnt sich nicht. anders für journalisten, die zwar nur zweitausend euro verdienen, sich für ihre selbstausbeutung aber trotzdem die meinungseliten-plakette anheften dürfen. bis sie sich »am markt« haben »durchsetzen« können und in höhere gehaltstufen wechselsn oder gleich zur Bild, oder als aufrechte ein leben in »selbstgewählter« prekarisierung zwischen elternschaft und freelancertum »wählen«

    • @Jette Porz:

      > die einfachen leute, die eben keine Zeitung lesen

       

      Meines Wissens nach ist die Bild eine Zeitung. Und sie wird auch von einfachen Leuten gelesen.

       

      Und sie spricht das angeblich verbotene aus.

       

      Was kritisieren Sie also genau?

  • Preisverdächtig dieser Artikel!

    Vielen Dank!

    Und genau deswegen bin ich der Meinung: Bildung gegen Interpretationshoheit. In den Schulen müssen Denken und Ethik gelehrt werden.

    Man kann eine Gesellschaft nicht "aus dem Bauch heraus" organisieren und jeder Angst Recht geben! "Authentizität" und "Identität" sind erlernte Konzepte, die vor allem von rechts instrumentalisiert werden, als seien sie nicht hinterfragbar.

  • 1G
    1326 (Profil gelöscht)

    Wurde damals nicht Springer als "Lügenpresse" bezeichnet?

    Und "das Merkel", in dem sie entmenschlicht wurde, ist auch nicht schlimmer als "das Diepgen". Ich glaube mich erinnern zu können, dass auch die taz den damaligen Berliner Bürgermeister so tituliert hat.

    • @1326 (Profil gelöscht):

      Die Zeitschrift „BILD“ wurde immer wieder mal als „Lügenblatt“ bezeichnet, wenn und weil sie des öfteren nachweisbar Lügen verbreitete. („Bild sprach zuerst mit dem Toten“ )

      Der pauschalierende Begriff „Lügenpresse“ wird jedoch schon seit Mitte des 19.Jahrhunderts verwendet.

       

      Näheres dazu hier:

      https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCgenpresse

  • Eine spannende Analyse.

     

    Spitzenmäßig ist der drittletzte Absatz, in dem er als warnendes Beispiel vom Meinungsmomnopol in Ungarn und Polen spricht und offen lässt, ob er nun die aktuellen rechten Regierungen oder linken Regierungen der Volksrepubliken Polen und Ungarn meint.

     

    Beim letzten Absatz hätte ich gern belegt bekommen, ob "Andersdenkende" für Rudi Dutschke eine Selbstbezeichnung war, um sich vom "Mainstream" abzugrenzen. Die AfD-Anhänger würden sich ja genau auch als "Andersdenkende" bezeichnen und wären logischerweise dann gegen Berufsverbote. Es könnte folglich auch hier eine Parallele vorliegen.

  • Dann machen wir zu alldem Übel -

    Mal die ultimative postmoderne Kiste auf -;)((

    DIE - Herausforderung schlechthin derzeit -

     

    beschrieb ein Weggefährte so - ganz aktuell -

    .....

     

    "Von Stuttgart bis zum Sauerland,

    vom Atlantik bis zur Waterkant:

    Medienland ist abgebrannt.

    Sie kuschen vor google und facebook"

     

    & dazu - Martin Kaul ~> im hausblog - http://blogs.taz.de/hausblog/2017/04/13/werbung/

     

    habe mal zum hausblog angemerkt -

    "Lieber Martin Kaul - über Bande mir zugeflattert -

    Danke für Ihre Schreibe - herzhaft gelacht über das Aufgedrösel & als jur. nicht ganz Unbeleckter -

    Chapeau dazu - dennoch eine stiff Oberlippe zu behalten.

    Wünsche weiter furchtloses Gelingen."

     

    & damit nicht genug -

    "Und der "große" Nachbar - LÜGT - setzt taz unter Druck" https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5400293&s=d%C3%B6pfner&SuchRahmen=Print/

    (Noch nur in den trockenen Blättern;)(

    Jau. MATHIAS DÖPFNER

     

    Hören wir mal den Schuß am Schluß - wa!

    Bitte Herr Mathias Döpfner van LÜGT -

    "....Einigkeit in den ganz grundsätzlichen medienpolitischen Fragen. Einigkeit, die sicherstellt, dass künftig weiter gestritten werden kann. Im Wettbewerb und vor allem in der gesellschaftlichen und politischen Debatte. Und da, ja, liebe taz-Genossen, sind sogar Allianzen zwischen taz und Bild denkbar.

    MATHIAS DÖPFNER"

     

    kurz - Nach - Diekmannisierung der taz (Klaus Theweleit)

    Steht die - VerDÖPFNERUNG der taz ins Haus - oder was!

    Ja - LÜG - ich denn?

    MATHIAS DÖPFNER van LÜGT - SCHONN!

    So geht das. &

     

    Da genau - Entscheidet sich´s!

    LÜGT enpresse - oder auch nicht.

    • @Lowandorder:

      Diese Döpfnersche Dreistigkeit ist nicht neu -

      Nein - sie hat Methode -

       

      Axel Springer schon - las nie die LÜGT-Zeitung.

      Er ließ sie lesen. Wohl wahr.

       

      (na und eure kai-coffieleichen im Keller ihr tazis -

      Kennt ihr ja selber am besten - gell & wa!;)((

      kurz - "Leck mich am Unger - kerr?!)

      Na? - "Friede sei mit euch." - No - I hope.

      • @Lowandorder:

        ich kann ihren Beitrag nicht wirklich verstehen, aber Sie wollen doch wohl hoffentlich nicht behaupten, dass der Inhalt deshalb so ist, wie er ist, weil man den Werbekunden gefallen will? Das wäre irgendetwas zwischen enttäuschend und infam.

        • @Dr. McSchreck:

          Wat 'n Ei. Das überlass ich gern alles Ihrem - Sparsamen Schreck - Herr Dr.!

          Infam vel entäuschend - hinoderher!

          Meiner ist erkennbar was größer.

          Überstudierte Durchblickerbrille - ok.

          Aber - Täuschen laß ich mich ungern.

          So infam - darf für mich ruhig sein.

          Wie der alte jur.flan. Adolf Tegtmeier - Schon einst fein sagte:" Junge mach die - Augen auf! - Dann siehste mehr!"

          So jet halt.

           

          (Ps&Aber - "Wess Brot ich ess - dess Lied ich sing!" zu Sein&Bewußtsein -

          Der Schere im Kopf - Dit hamse schonn

          -

          Mal jehört - wa!

  • ich finde, dass das in der Analyse der Strukturen ein sehr kluger Artikel ist, der aber zu sehr bemüht ist, die Linken als die Guten und die Rechten als die Schlechten darzustellen.

     

    Tatsächlich gibt es auch aus meiner Sicht - wie es ziemlich weit oben heißt - den Blick auf das Ganze und die Perspektive des Einzelnen, die davon stark abweichen kann. Wenn zu viele Einzelne abweichende Wahrnehmungen vom Ganzen haben, gibt es ein Problem, weil sie sich in der Demokratie oder den Medien nicht mehr repräsentiert fühlen. Das ist aber eigentlich die zentrale Aufgabe der Demokratie, dass der Bürger sich von den Parteien repräsentiert sieht, die er wählt.

     

    Immer wieder hat es Strömungen gegeben, die auf solche Stimmungen reagiert haben, dass Themen nicht im Fokus stehen, die dorthin gehören. Nach den 68-ern war das die Umweltbewegung, jetzt sind es eher "rechte" Themen, aber die wurden nicht künstlich gesetzt, sondern offenbar gibt es diese Stimmung, die sich die Rechten zunutze machen.

     

    Es gibt 2 Arten, darauf zu reagieren, entweder man erklärt besser, warum bestimmte Dinge richtig sind - oder man ändert etwas, weil die Dinge nicht richtig sind. Je nach politischem Lager wird man eine der beiden Varianten besser finden.

     

    Große Teile der Medien haben sich zuletzt als Erklärer versucht, sind dabei aber offenbar bei einer großen Gruppe von Bürgern gescheitert. Zum Teil sicher, weil die Erklärungen eher Beschimpfungen waren und damit die Bereitschaft gering war, weiter zuzuhören.

     

    Insgesamt dennoch ein sehr lesenswerter Beitrag über die ganz grundsätzlichen Fragen der repräsentativen Demokratie, der Beteiligung, der Gegenöffentlichkeit usw...im Abstrakten herausragend, im Konkreten für meine Begriffe zu parteiisch.

    • @Dr. McSchreck:

      ich möchte das ergänzen: mit Blick auf "das Ganze" kann man eigentlich nicht wirklich die Frage der "richtigen politischen Richtung" stellen, sondern die der richtigen Strukturen, in denen sich die Gesellschaft in die richtige Richtung bewegt. In diesen Strukuren muss das "Gute" Vorteile vor dem "Schlechten" haben, es muss eine Befriedung von Konflikten erfolgen und die Menschen sich gehört fühlen, damit Konflikte möglichst nicht entstehen. Nur als Beispiele, andere sehen auch Wirtschaft als wichtig an und ganz unwichtig ist sie auch nicht.

       

      Mir ist keine Struktur eines Gemeinswesens bekannt, die der derzeitigen Verfassung gegenüber - mit Demokratie, Rechtsstaat und Gewaltenteilung mit freier Presse und der größtmöglichen Freiheit des Individuums, solange es keine Rechte anderer einschränkt - gegenüber von Vorteil wäre. Alle Versuche in der Realität, aus "besserem politischen Wissen" eines der Elemente auszuschalten (oder mehrere) sehe ich als gescheitert an.

  • Stoppt Stuttgart 21 lese ich auf einem Plakat ... guter Kommentar von P.Unfried gestern. Strobl lachte am lautesten ... Strobl, heute Meinungsmacher für S21 in "seiner" Stiftung.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Pink:

      Zu gut, der Unfried-Kommentar!

      So gut, dass es die "Kolumne die eine Frage" diesmal nicht in die Online-Ausgabe geschafft hat.

      Warum?

      Vielleicht war es selbst den tazlern zu viel der "Selbstbespiegelung" (mal gelinde ausgedrückt).

      • @571 (Profil gelöscht):

        Ne ganz andere eine Frage - Jatz!

         

        WO BLEIBT MATHIAS DÖPFNER - ???!!!

        inne e-taz?!

        Zu Selbstbespiegelnd¿?!

        Wenn ja - wer denn bitte?!

        Danke. Dannichfür. Gern.

         

        (Merke: "Prügel machen frisch&kregel

        & erweisen ich probats…"

        Gern- … auch mach der …-taz!;)) - …e!

      • @571 (Profil gelöscht):

        *Facepalm* Männer bespiegeln wohl gerne selbst ... oder nicht, oder doch ?

        Gerne würde ich ab und an auch @LOWANDORDER folgen, aber die Kommentare sind so gespickt mit vielen Verweisen, dass ich Kopfschmerzen bekomme. Manchmal. Vielleicht ist er überfrachtet. Wie so viele.

        Trotz alledem ! Nachösterliche Grüße !

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Pink:

          Ihre Frage kann ich nicht beantworten, dazu müsste ich mich gegen meinen Willen zu sehr "vertiefen".

           

          Danke, wünsche Ihnen auch noch gute Restostern mit etwas mehr Frühling im Nest.

          • @571 (Profil gelöscht):

            Die Frage war rein rhetorisch gemeint. "Vielleicht ist er überfrachtet" ... damit meinte ich P.Unfried. Also, keine Vertiefung notwendig :-))

            • 5G
              571 (Profil gelöscht)
              @Pink:

              Sich als verkannt geglaubte Genies wehren sich gegen die Verkennung.

               

              Jedes auf seine Art.

      • @571 (Profil gelöscht):

        "Gelinde" - Jau. - frauman sagt ja auch gerne -

        "....oder die Linde rauscht!"

         

        ( P.U. - Mit Micha Brumlik - dem etwas anderen -

        Adornisten - Ja beide passend zur Jahreszeit - wa!

        kurz - Flatternde Bänder in lauen Lüften. & -

        "Der Minimalismus der Frankfurter kam ihm

        (Ernst Bloch) verzagt, ja resignativ und unpolitisch vor." by Gert Ueding - "Wo noch niemand war -

        Erinnerung an Ernst Bloch")

        Auch wieder wahr.

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          big unfried, the chiefle

  • Hier wird ja penetrant suggeriert, Linke träten für die Freiheit der Andersdenkenden ein. Könnte man da mal ein paar Beispiele bekommen?

    • @Rainer Möller:

      Sie glauben also, dass es „Andersdenkende“ gibt. Wie kommen Sie zu dieser Annahme?

  • "42 Prozent der Deutschen glauben an Lügenpresse"

     

    Soweit weg ist das garnicht nimmt man Bild Zeitung, Burda, Bauer, Bertelsmann etc. -

     

    Würde ich fast sagen ein "schmeichelnder Wert"

     

    Presse war doch nie anders - immer Interessen und Lobbyist (Werbekunden) im Anhang.

  • Ja, der Artikel hat seine Momente, wird aber völlig inkonsequent zu Ende geführt.

     

    "Vielfältige Berichterstattung ist das, was [bei der Neuen Rechten] abgeschafft werden soll."

     

    Der Autor hätte auch sagen können: "Ja, es gibt schon so etwas wie Ähnlichkeiten, aber der Unterschied ist, dass wir die Guten sind".

     

    Linke schreiben sich gern exklusiv Eigenschaften zu, welche gern auch sehr blauäugig und wenig bescheiden artikuliert werden. Man meint eine Eigenschaft schon dann zu haben, wenn man sich in dieser gefällt.

    Ich denke jedoch beispielsweise nicht, dass sich linke Gesellschaften besonders durch Pressevielfalt und Meinungsvielfalt hervorgetan haben.

    Gleiches beim Begriff des "Liberalismus", den Linke quasi vereinnahmen und sich selbst als "linksliberal" einschätzen. Linke und Rechte sind beiderseits jedoch in ihrer Weltanschauung recht autoritär angelegt. Der Unterschied besteht darin, dass Rechte das sogar toll finden, Linke sich aber wenigstens das genaue Gegenteil wünschen. Erstickt wird die Dissonanz unter einer Decke kognitiver Verzerrungen und Lebenslügen. Man säuft sich die Lage quasi virtuell schön. Nettes Beispiel:

     

    "...emanzipierten linksliberalen Avantgarde. Die hat gute Argumente dafür, Begriffe wie „Person of Colour“zu benutzen und zum Beispiel das N-Wort nicht mehr. (...) Aber wer glaubt, dass der Rest der Welt das sofort versteht"

     

    Unfassbar, diese Borniertheit. Wer nicht unserer Meinung ist, hat uns nur noch nicht verstanden. Die Möglichkeit, dass andere nach guter Überlegung eine Meinung doch nicht teilen, kommt hier nicht vor. Und wer in diesem Tunnelblick nicht "People of Color" sagt, der will auf jeden Fall "N..." sagen, so gibt es nur Links"liberal" oder man steht direkt bei Sarrazin, Kopp und Pegida. Dazwischen scheint es ja nichts mehr zu geben.

    Nebenbei illustriert dies recht schön, wie diese Selbstüberzeugung dazu führt, dass die Linken den Rechten die Themen bereits seit Jahren am Fließband servieren.

    • 6G
      6120 (Profil gelöscht)
      @Liberal:

      "...Linke und Rechte sind beiderseits jedoch in ihrer Weltanschauung recht autoritär angelegt. Der Unterschied besteht darin, dass Rechte das sogar toll finden, Linke sich aber wenigstens das genaue Gegenteil wünschen..."

      Ich begrüße es, dass Sie zumindest auf der Wunschebene den Unterschied zwischen "den" Linken und "den" Rechten konzedieren. Davon abgesehen wäre für eine differenziertere Abschätzung der "autoritären Gemeinsamkeiten" nach anfänglich unterschiedlicher "Wunschausgangslage" es sicher sinnvoll, dies am konkreten Beispiel weiter zu vertiefen (z.B. Stuttgart 21: am Ende akzeptierten die meisten - wenn auch nicht alle! - "liberalen Wutbürger" den Volksentscheid FÜR den Ausbau. Auch Schweizer Abstimmungen werden regelmäßig - "wenn auch nicht von allen!" - akzeptiert. Aber wählen Sie gerne "aktuelle" Beispiele für Ihre Position zum besseren Verständnis).

       

      Im Übrigen erwähnt Raab durchaus Positionen zwischen den Extremen "Person of Colour" und dem N-Wort, wenn er (via Institut der deutschen Wirtschaft) den AfD-Wählern attestiert: "Diese stünden wirtschaftlich etwas besser da als der Rest, hätten aber große Angst vor der Zukunft." Und gerade diese Position erlebe ich sehr wohl in meinem beruflichen Umfeld, ausgedrückt von Menschen mit gutem Einkommen und höherer Bildung.

  • 6G
    6120 (Profil gelöscht)

    Vielen Dank an Klaus Raab für diesen kenntnisreichen, erhellenden Text! Ausgezeichnet, gerade auch in der sensiblen Balance zwischen Anerkennung von Ähnlichkeiten und Klarstellung entscheidender Unterschiede, die ich in Bezug auf Meinungsvielfalt gerne noch einmal zitiere:

    "...Ziel von linker Gegenöffentlichkeit war es, die bestehenden Medien zu ergänzen, ihnen Stimmen hinzuzufügen. Meinungsmonopole zu verhindern...Vielfältige Berichterstattung ist das, was [bei der Neuen Rechten] abgeschafft werden soll."

    Donald Trump fasst dies zusammen, wenn er NYT und WP als "Feinde des Volkes" bezeichnet. Deshalb heißt es nun bei WP: "Democracy dies in darkness".

    • @6120 (Profil gelöscht):

      Ja, aber in diesem Teil ist der Artikel wenig überzeugend.

      Einerseits fehlt es an stichhaltigen Belegen im Artikel, dass es Linken wirklich nur um eine Ergänzung ging. Andererseits muss Herr Raab auf Regierungen in Polen und Ungarn zurückgreifen, um die Abschaffung als Ziel zu belegen.

      Diese Argumentation lässt darauf schließen, dass er bei der AfD nichts gefunden hat, was in diese Richtung deutet.

  • Wenn Rudi Dutschke etwas älter geworden wäre, hätte er sich (im günstigen Fall) den Begriff "Wahrheit" abgewöhnt.

     

    Wenn alles schlecht gelaufen wäre, dann wäre er Journalist bei der taz geworden. Oder bei der faz. Wäre aber auch kein Spagat.

  • Interessanter Beitrag - Kompliment!

     

    Das Problem ist - meiner Meinung nach -, dass viele Journalisten das Gefühl haben, sie müssten in ihren Artikeln und Beiträgen zeigen, dass sie auf der richtigen Seite stehen - der liberalen, weltoffenen, humanistischen Stichwort "Zivilcourage"; "Kante zeigen" etc.). Und dies umso stärker, je stärker der Mob auf der Gegenseite wird.

    So sympathisch das sein mag, aber das ist nicht die Aufgabe von Journalist_innen.

    • @Blacky:

      Lieber Fuchs van Berg -

       

      "So sympathisch das sein mag, aber das ist nicht die Aufgabe von Journalist_innen."

       

      - ja - may be . Was aber wäre sie dann?

      Laß er uns Infanten doch nicht ahnunglos im Nebel stochern!

      Danke.

      • @Lowandorder:

        Wie Disenchanted bereits bemerkt hat: Fakten positivistisch zusammentragen und nennen. Eine normative Würdigung kann in einem Kommentar erfolgen, der als solcher gekennzeichnet ist.

        Lieber L&O, was ist Ihre Meinung hierzu? Interessiert mich sehr, Sie geben immer ausgezeichnete Denkanstösse. Ich denke, Sie haben den Status des Infanten längst hinter sich gelassen.

      • @Lowandorder:

        Alle verfügbaren Fakten zusammentragen und nennen. Die Beurteilung der beschriebenen Situation sollte uneingeschränkt dem Leser überlassen werden.

        • @disenchanted:

          Uppsalla!;)

           

          Nix gegen den Leser/Konsumenten als

          Konstruktivsten - aber der Jäger Sammler & Zusammsteller auch!;) hm¿

          kurz - Wertfreiheit ist 'ne Schimäre!

           

          (Irgendwo bei Hesse/Between -

          "Es gibt die Wirklichkeit - das ist nicht zu bestreiten - aber Wahrheiten -

          Also Meinungen über Wirklichkeit -

          Gibt es unendlich viele!"

          Passend - "Die Wahrheit - ist die

          Erfindung eines Lügners!" Aufsatz -

          Irgendwo bei - auch klar -;)

          Heinz von Foerster.

          • @Lowandorder:

            Freilich gibt es keinen Journalisten der sein Ego und seine Haltung komplett aus dem was er schreibt heraushalten kann. Es ist aber gefährlicher Unsinn so zu tun als sollte man es dehalb nicht einmal versuchen. Der Weg ist hier das Ziel!

            • @disenchanted:

              klar - & vice versa - - & -

              Dann hamses!;)

          • @Lowandorder:

            ...was auch Thomas Fischer in seiner Zeit-Kolumne bereits mehrfach ausgezeichnet beschrieben hat!

  • "Wer kam stattdessen dran, um 'Pseudofragen' zu stellen."

     

    Nichts Neues von der politischen Medien-Manipulation.

     

    Auf meinen Redebeitrag hatte ich mich inhaltlich vorbereitet. Es ging dabei um die Auswirkungen und Folgen des Hartz-IV-Strafvollzugs auf Erwerbslose.

     

    Hierzu gab es eine gemeinsame Veranstaltung der Berliner SPD im DGB-Haus in der Keithstraße. Nach meiner Ankunft meldete ich mich für die Diskussion am Rednerpult. Zu meiner Überraschung kamen zahlreiche Personen zu Wort, die inhaltlich kaum etwas kritisches zu sagen hatten. Ich wartete und wartete vergeblich auf meinen Aufruf, entsprechend meiner Wortmeldung.

     

    Gegen Ende der Halbzeit meldete ich mich deutlich gegenüber dem Podium -aus SPD und DGB- zu Wort. Man teilte mir mit: "Sie kommen im zweiten Teil, nach der Pause, zu Wort." Aber auch jetzt schob mich die sozialdemokratische Regie noch zum Ende der Veranstaltung. Wohl auch in der Erwartung, bis dahin dürfte sich der Veranstaltungssaal leeren.

     

    Nachdem ich endgültig begriffen hatte, dass die gemeinsamen Berliner SPD und Berliner DGB-Veranstalter_innen, keine kritische Diskussion zum Hartz-IV-Strafvollzug vor den Berliner Gewerkschaftsmitgliedern führen wollten, verließ ich gegen Ende der Veranstaltung den Ort, - ohne das Wort erhalten zu haben.

     

    Anmerkung: Wenige Tage zuvor hatte die Tageszeitung “junge Welt“ ein kritisches Interview über meine Erfahrung mit der Berliner Arbeitsvermittlung veröffentlicht. Möglicherweise war auch dies der Auslöser für die Diskussionsverweigerung von Berliner SPD und deren sozialdemokratischen DGB-Führung. Die vorgebliche inhaltsleere SPD-DGB-Veranstaltung fand im Jahr 2006 statt, einige Zeit vor den Berliner Landtagswahlen.

     

    R.S.: Gewerkschafter der Basis, seit 1969.

    • @Reinhold Schramm:

      Sorry, wenn ich mich nachträglich melde. Mir wäre das nicht passiert !

      Warum haben Sie sich das Wort nicht genommen ?! Oder war 2006 § 5 GG noch nicht existent ?!

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    Das Vorwurf damals war nicht, dass die Presse lüge, sondern dass die Presse unterschlage. So wurde zum Beispiel 1986 für jedes C-Klassen-Fußballspiel aus Hintertupfingen landauf, landab gleich eine halbe Seite reserviert, und die bei der Zeitung mit einem Geigerzähler aktuell gemessenen Bequerel-Werte bei Pilzen, Waldfrüchten, etc. landeten ohne Ausnahme alle in der Ablage P der Redaktionen.

    Demgegenüber wird lang und breit, und zwar Zeitung rauf, Zeitung runter, ausgiebig wie unmittelbar darüber berichtet, welche Sau diese Grölhansel gerade durchs Dorf treiben. Wäre ja schön, wenn diese Grölhansel das Schicksal der damaligen GRÜNEN wenigstens für ein paar Monate kosten dürften. Dann wäre mehr Platz für geistreichere Informationen, und wäre nicht ständig besetzt durch deren Sottisen aus dem Dschungelcamp.

  • Prima Artikel! Dutschkes Medienkritik hatte schon einen grundlegend anderen Ansatz, als die der Neuen Rechten heute und ist leider noch genauso aktuell wie damals, denn die Medienkonzentration und die damit einhergehende Meinungskonzentration hat eher noch zu- als abgenommen. Regionale und Überregionale Zeitungen/Zeitschriften sind in der Hand einiger weniger Verlagshäuser/Verlagsgruppen, hinter denen sich überwiegend das Kapital einer Handvoll vermögender Privatpersonen verbirgt. (Ausnahmen - wie etwa die taz - bestätigen hier nur die Regel.) Auch die neuen Medien werden von diesen Häusern längst bedient. Wer glaubt, dass dies alles für die Ausgestaltung der Redaktionen und für die breite Meinungsbildung unerheblich sein könnte, der befindet sich auf einem steilen Holzweg. Vom Mainstream abweichende Meinungen finden praktisch nur dann statt, wenn sie hinreichend massentauglich erscheinen und sie finden nur soweit statt, wie sie mehr Quote/Umsatz versprechen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Medienkonzentration

     

    http://www.horizont.net/medien/nachrichten/-Zeitschriften-Top-5-Verlage-beherrschen-den-Markt-108796

  • Was ihr seid? Gemach & Na schaugn mer mal - Gell!

     

    Vorweg.

    Warum - diese - doch doch - WorthülsenfrüchteSuppe nu - etwas flach & So bläht - ist schon angedeutet.

     

    Aber das hier - ist lehrreich & ähnlich dem bekannten Nicht allein - Grünen - Verratsmuster:

    "Negt sagte auch: „Es war nicht die Frage, ob denn das nun verallgemeinerungsfähige Erfahrungen sind.“ Ein ähnliches Denken heißt jetzt „postfaktisch“ und gilt als Spezialdisziplin der Neuen Rechten, seit der erste AfD-Politiker argumentierte, mit Statistiken über die Kriminalität von Ausländern brauche man ihm nicht zu kommen. Entscheidend sei, was die Menschen fühlen.…" & nicht nur dort! Gell!

     

    Letzteres. Na. - "was …fühlen." - Genau.

    Entsinnt noch jemand den Bierdeckelsteuermopedfrisör aus Brilon Wald - Westfälisch Sibirien vulgo Sauerland? & Sein Dickdumm:

    "Es könne doch nicht sein - Daß man leichter aus einer Ehe herauskäme - als aus einem Arbeitsverhältnis?" Genau. Der. Der asiGlatti - Mr. Atlantikbrücke -

    Friedrich Merz - CDU!

     

    ff - klar: & Zum grün um die Nase werden - aber Hallo!

    • @Lowandorder:

      ff - Schwatz-grün e taz d'accompagnement - Schonn!

       

      Das aber - diese Häuslebauervorlage - Ehe vs ArbVerh. -

      Ließ den anderen Fritzen - Den der Grünen - Genau!

      Den heutigen grünen OB Sturrgard

      Fritze Kuhn nich ruhn! Ha noi!! Gell! &

      Als ihm auf dem schwer Verblasenen -

      "Wo Grün ist - Ist Vorne"- zum bösen bösen -Wachstumshemmnis-Kündigungsschutz - Kongress BW.

      Als ihm da & zwar coram publico -

      Ein ausgewachsener LAG-Vorsitzender - Jau - &

      Mit wenigen Strichen klarmachte -

      Daß all dess aan ausgemachter - Schmarrn sei!

      Ja. & - Vielmehr. Die KündigungsschutzRspr. ok - & Keinerlei Anlaß bestehe - Das geltende Kündigungsschutzrecht zu schleifen.

      Da schmiemelte unser aller kl. Schwatz-grün -

      Fritze Kuhn - Ganz schwer kühn:

      "Ja - aber die gefühlten Hemmnisse!"

      Der Kollege beschied ihn kühl:

      "Für Gefühlskategorien sei er nicht zuständig!"

       

      Die ungeachtet dessen & ähnlichem - aber -

      Folgenden Schwatz-Grün Claqueur-Breitseiten permanente inne taz -

      Flankiert vom für Angie "bede tuende"

      exK-Gruppler MP Kretschi -

      Sind ja längst vielfach behöhnte Geschichte -

      bis grad mal noch zu - SCHULZ - du Printe!

       

      Aber. Dess paschd scho! Da genau - kippt Journalismus -In kritik-distanzlose asiJournaille.

      kurz - Grün ist dann da - Wo der Blinker rechts ist!

      Auch wieder wahr!

      Ergo: Vive la differance! Besser is das!

      So – Würde auch für euch tazis - wieder ´n Schuh draus!

  • Bedrucktes Papier ist heutzutage wertlos. Ebenso wie die GEZ-Medien. Das hat alles nur noch ideellen, sprich künstlichen Wert.

     

    Genau das unterscheidet die Situation damals von der Situation heute. Natürlich brachte Rudi diesselben Sprüche wie heute Pegida, aber doch einer völlig anderen Umwelt. Es gab ein geschlossenes Medienoligopol! Das wurde aber heute längst durch das Internet "geknackt".

     

    Wenn die Rechtspopulisten heute so tun, als seien sie alle kleine Dutschkes, dann liegt die Lüge darin, das sie so tun als ob es kein Internet gäbe und keine neue Form der Öffentlichkeit. Sie tun so als ob es sie selbst gar nicht gibt. Der Kontext macht hier die Lüge.

    ___________________________

    P.S: Neulich kam meine Tochter (14) mit einem alten Text an, da stand: "...wenn die Familie sich um 20h vor dem TV versammelte...". Wozu? Das wußte sie natürlich nicht.

  • Haben die 68er nicht auch versucht die Auslieferung der Bild zu verhindern? Werden auf US-Unis nicht regelmäßig Leute ausgeladen oder boykottiert weil sie nicht links genug sind?

     

    Natürlich kämpfen die Rechten heute für völlig andere Ziele als früher die Linken. Sonst wären sie ja links und nicht rechts.

     

    Aber die Situation ist eben doch auf einer gewissen Ebene diesselbe und deshalb funktionieren auch die gleichen Methoden wieder.

  • Ein Großteil der Menschen in D ist mittlerweile so stark merkelisiert, dass jedes selbstständige Denken ausgeschaltet ist.

  • Naja, ein Stueckweit ist natuerlich an dem Vergleich etwas dran. Die Linke hat damals gegen das Schweinesystem gekaempft .... und in weiten Teilen gewonnen! Der Fakt, dass sich ein Rechter heute mit Rudi Dutschke vergleichen kann und dadurch Glaubwuerdigkeit gewinnt, spricht da fuer sich.

     

    All das aendert aber natuerlich nichts daran, dass nach wie vor wir recht haben und die Nazis nicht, auch wenn sie sich jetzt linker Methoden bedienen, gewuerzt mit neuen Add-ons wie bezahlten Erfahrungsberichtslern aus Russland.

  • Kurzum: heute ist die taz eine Zeitung für's Rentervolk und verbeamtete Internationalisten.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Jens Egle:

      Ha, volle Breitseite - daneben!

      • @571 (Profil gelöscht):

        Sie sind doch auch Rentner. Also passt doch. Ich meine halt die Generation Künast und Ströbele.

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Jens Egle:

          Nein, passt nicht, denn für die ist die taz nicht gemacht, nur weil sie von einer Minderheit derer gelesen wird.

  • 1)

    Das Problem dieses Narrativs ist, dass der Autor es so darstellt, als hätten "die" "Gutmenschen" "gewonnen" (auch, wenn er das vermutlich gar nicht so meint) und als rebellierten allein "Rechte" dagegen.

    Nun ist es aber so, dass es Korruption (S21), grundgesetzwidrige Waffengeschäfte und Interventionismus, monoperspektivische/einseitige Darstellung und bewusste oder unbewusste Auslassung relevanter Fakten in praktisch allen Medien (Syrien, Ukraine, Renten- und Sozialpolitik - hier mit der leuchtenden Ausnahme Ulrike Herrmann bei der taz) tatsächlich gibt. Börsenzockerei und Neoliberalismus sind Realität - wie auch die extreme Kälte vieler "Liberaler" (und ehemaliger Linker) vielen Menschen gegenüber: Bomben- und Putsch-Opfern in anderen Ländern, ausverkauften Griechen und deutschen/europäischen/afrikanischen/taiwanesischen Arbeitnehmern. Weite Teile der früheren (Gymnasial- und Studi-) Linken sind chauvinistischer und vor allem unsozialer geworden. Darunter leider die taz und (sehr bitter) Cohn-Bendit, der heute einen Sozial-Sadisten (Macron) unterstützt, den er früher mit gutem Pariser Pflaster beschmissen hätte (wenn es denn jdn wie Macron damals hätte geben können).

  • 2)

    Vermutlich ist dies zum Teil der Sehnsucht nach Heimkehr in den bürgerlichen Schoß geschuldet (auch, wenn dieses Narrativ bisweilen überstrapaziert wird). Dazu gesellen sich die Jüngeren (wie vermutlich der Autor), welche z.B. die Grünen nur als relativ erfolgreiche Partei kennengelernt haben, die keine "Arbeiterkinder" kennen oder keine, die es zugeben würden. Die nicht mehr wissen, dass die Rente tatsächlich mal sicher war. Die alle schon mal gegen Studiengebühren demonstriert haben aber noch nie gegen das hegemoniale ökonomische Gebaren der BRD in der EU, das Arbeitsplätze vernichtet und neue Gräben erschafft. Und die keine Ahnung vom Kalten Krieg haben, Gudrun Pausewang nie gelesen haben und die Friedensbewegung nur für eine Ansammlung vertrockneter Hippies halten. - Mit 25 schon auf jedem Kontinent mal ein Bier getrunken und immer nur dieselben Leute getroffen.

    Kurz: Es sind die Arrivierten und die Hineingeborenen - die "netten" Privilegierten. Die AFD, das sind die weniger netten Privilegierten. Unreflektiert und egozentrisch sind beide Seiten.

  • "In der Medienwelt von damals waren Journalisten sogenannte Gatekeeper, die Nachrichten durchließen oder aussortierten wie Türsteher. Heute kann im Internet ja jede und jeder alles veröffentlichen."

     

    Auch heute fliegt man noch aus dem Club, wenn man durch den Lieferanteneingang und daher ohne Stempel/Armband eingekommen ist.

  • Wie recht sie damals mit "Schweinesystem"hatten wissen wr heute.Also die,die sich dafür interessieren.Noch heute hält der BND Akten zu Naziverbrechern und dem Umgang der damaligen Bundesregierung und Behörden mit ihnen unter Verschluß.

    Adolf Eichmann wurde aktiv geschützt und bekam vom Vatikan falsche Papiere auch Josef Mengele,der sogar zur Beeredigung seines Vaters nach Deutschland ein und unbehelligt wieder ausreisen durfte.

    Wahrheit in Staatsdingen ist bestenfalls etwas für Historiker so nach ca.100 Jahren,wenn auch wirklich der letzte Verbrecher und Lügner tot ist.

  • Viele einstige Rebellen sind irgendwann zum Mainstream mutiert, das weiß doch jeder aus der Geschichte, oder etwa nicht?

  • Meiner Meinung nach müsste man den Begriff bourgeois nicht durch liberal, sondern durch progressiv ersetzen. Als klassischer liberaler werde ich immer mehr ins Lager der Konservativen abgedrängt, weil Linke aufgehört haben liberale Werte zu vertreten. Im gleichen Zuge hat man dann auch noch den Willen zur Umverteilung gegen Identitätspolitik eingetauscht.

    Das Wort liberal wird zwar noch benutzt, es wurde in diesem Zuge aber bis zur unkentlichkeit verstümmelt. Ich kann die perfiden Wortspiele mit den “positiven Freiheiten” nicht mehr hören die einem umfassende staatliche Kontrolle als Freiheit verkaufen wollen.

     

    So wie ich das sehe ist der Lügenpresse Begriff in seiner heutigen Form entstanden, weil man im Internet viele Lesen, Hören und Sehen kann die dann in der Berichterstattung einfach nicht auftauchen. Das ist keine Lüge im Sinne einer falschen Aussage, sondern eher eine Unterschlagung. Prominentestes Beispiel dafür ist in Deutschland sicher Köln. Entsprechend würde ich mal bestreiten das Journalisten ihre Funktion als Gatekeeper verloren haben, sie sind dabei nur nicht mehr so effektiv.

     

    Autoritär ist sind viele Rechte und es gibt übringends auch einen ziemlich eindeutigen Zusammenhang zwischen einem (zu) ausgeprägten Ordnungssinn und (sehr) rechten politischen Haltungen. Den gleichen Ordnungssinn kann man nun aber auch zunehmend bei denen beobachten die sehr stark auf politische Korrektheit bestehen. Das hat bald etwas biederes und bürgerliches zu schreiben “Das darfst du nicht sagen!” und genau so sind diese Menschen auch drauf. Borniert und völlig intolerant gegenüber anderen Meinungen. Man sollte sich mal wieder darauf besinnen was Toleranz überhaupt bedeutet denn diese ist mittlerweile auch im linken Spektrum weitgehend ausgestorben.

    • @disenchanted:

      "Das hat bald etwas biederes und bürgerliches zu schreiben “Das darfst du nicht sagen!” und genau so sind diese Menschen auch drauf. "

       

      Interessant. Sie erlauben also z.B. Ihren Kindern bzw würden Ihnen erlauben, dass die ihre Mutter mit "Du blöde Fotze" anreden. Naja, alles andere wäre ja auch borniert und völlig intolerant.

      • @Age Krüger:

        Jemanden eine "blöde Fotze" zu nennen ist eine plumpe Beleidigung, deren einziger Zweck darin besteht zu verletzen. Noch dazu ist das ganze völlig unpolitisch.

         

        Politische Korrektheit ist ein völlig anderes Tier. Sie schießen da weit am Kern der Problematik vorbei.

        • @disenchanted:

          Vielleicht sollten Sie dann so einen Laberbegriff wie "politische Korrektheit" nicht verwenden, wenn Sie klare Vorstellungen haben, welche Begrifflichkeiten Sie meinen.

           

          Imo kann man sich darauf einigen, dass Begriffe, die nicht die Intention hatten, jemand anderen zu beleidigen, durchaus benutzen darf. Das alte Beispiel, dass es abhängig von der Intention ist, ob man einen Polizisten als "Bulle" bezeichnet, ist hier wohl angebracht.

           

          Ich habe dies deshalb so ausgedrückt, weil der Begriff "politisch korrekt" sich mittlerweile verselbstständigt und alsbald dann niemand mehr wissen wird, was damit gemeint ist. Ich brech' mir genausowenig einen ab, wenn ich mal kurz mal Großhirn einschalte, bevor ich einen afrikanischstämmigen Menschen als "Neger" bezeichne oder eine Frau als "Fotze".

          • @Age Krüger:

            Der Begriff politisch korrekt hat zwar keine gestochen klare bedeutung aber das damit keine unpolitischen Beleidigungen gemeint sind sollte klar sein.

             

            Unter politisch korrekt verstehe ich eine Verhaltensweise die auf bestimmte dogmatische Regeln des eigenen politischen Lagers besteht und dadurch Debatten und echte Kommunikation verhindert.

             

            Ein Beispiel aus dem linken Lager wäre die Weigerung sich gegenüber Erkentnissen aus harten Wissenschaften zu öffnen, welche die These (nahezu) alles sei sozial konstruiert infrage stellen. Anders herum hat man vor zehn Jahren von rechts ähnliche Empörung geerntet, wenn man Thesen in den Raum gestellt hat, welche evangelikale Ideen in Zweifel ziehen. Ist Ihnen nun klar was ich mit politischer Korrektheit meine?

            • @disenchanted:

              Okay, das ist relativ klar ausgedrückt. Inwiefern sich "Linke" nun weigern, sich kritisch gegenüber der Theorie des Sozialkonstruktivismus zu äußern, kann ich nicht beurteilen. Die "Linke" ist ein zu weit gefasster Begriff und ich kenne auch gerade aus dem marxistischen Lager oder bei Vertretern der kritischen Theorie (alles Spielarten des "Linken") deutliche Kritik an ihr.

               

              Evtl. wäre es erstmal hilfreich, die "Linke" nicht immer als homogene Einheit zu sehen. Und da schließt sich der Kreis wieder zum Artikelinhalt.. Denn die Differenzierungen bei den "Rechten" ist bei linken Medien auch nicht gerade ausgeprägt.

  • Man kann sich über den Missbrauch von Macht empören oder darüber dass man keine Macht hat, die man missbrauchen kann.

  • Ganz interessanter Artikel, wie wir Deutschen uns sehr gerne mit uns selbst befassen.

    Wie sieht man uns aber im Ausland:

     

    Der britische Komiker Harry Enfield hat es mit "Jurgen the German" auf den Punkt gebracht:

    https://www.youtube.com/watch?v=wCQ4oBcuTBY

    • @Günter:

      Harry Enfield dürfte zwar nicht unbedingt das repräsentative "Ausland" sein und mit dem Artikel hat es auch nix zu tun, aber dennoch Thx für den Link.

       

      Kannte ich noch gar nicht. Sehr nett.