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Das AfD-Problem der LinksparteiVon lechts nach rinks

Die AfD kommt bei einigen Wählern der Linkspartei gut an. Wie gewinnt man diese zurück? Nicht alle teilen den Nähe-Kurs von Sahra Wagenknecht.

Wie geht man mit der Herausforderung AfD um? Die Linkspartei ist noch auf der Suche nach der richtigen Strategie Foto: dpa

Berlin taz | Oskar Lafontaine hat es wieder getan. Wenn es darum geht, komplexe Sachverhalte auf einfache Art zu beantworten, klimpert der politische Haudegen gern auf der Klaviatur des Populismus. Als die taz ein Doppelinterview seiner Ehefrau Sahra Wagenknecht und der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung am Montag als „rechtes Konsensgespräch“ beurteilte, schlug Lafontaine am gleichen Abend auf seinem Facebookaccount unter der Überschrift „Rechter Schmieren-Journalismus“ zurück.

Der erste Absatz wurde von der Linksfraktion im Saarland, die sich damit hinter Lafontaines Journalistenschelte stellte, etwas später als Tweet verschickt. Wagenknecht musste am Dienstag auf Facebook nur noch nachsetzen – „Den Gipfel an Denunziation leistet sich die taz“ – und stellte das Interview ins Netz.

Und siehe da: Die Ansicht, dass es zwischen Wagenknecht und Petry gedanklich bisweilen knistert, teilen auch Wagenknechts Facebookfans: „Treffen Sie sich doch mal zu einem Gespräch ohne Beobachter. Wenn eine Koalition in diesem Land etwas bewirken kann, dann Linke und AfD“, hieß es da.

Aus der Bundespartei kamen dagegen spontane Solidaritätsbekundungen mit der gescholtenen taz. Die parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion Petra Sitte twitterte: „Zur Leserschaft der taz gehören auch viele Linke … und ich werde nicht damit aufhören; auch wenn man nicht alles Geschriebene teilt.“

Ein Probeabo für Oskar Lafontaine

„Mit solchen Äußerungen ist niemandem gedient“, meint Dominic Heilig, Mitglied des Parteivorstands, gegenüber der taz. „Ich würde Herrn Lafontaine gern ein Probeabo der taz geben.“ Halina Wawzyniak, die rechts- und netzpolitische Sprecherin der Fraktion, teilte per Twitter lakonisch mit: „spruch von einer angeblichen kampagne der angeblichen ‚neoliberalen kampfpresse‘ ist so stulle, der könnte glatt aus dem zk der sed stammen.“

Besorgter äußerte sich die Vorsitzende der „neoliberalen“ Grünen, Simone Peter, in ihrem Tweet: „… dieses Presse-Bashing zieht mir glatt die Schuhe aus. Die Linke hat ein Problem.“

Sahra Wagenknecht bezieht Positionen, die andockbar sind: die Sorge um Recht und Ordnung in Zeiten von Einwanderung, die Furcht vor Lohndumping und die Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt

Womit Peter nicht unrecht hat. Die Linke hat tatsächlich ein Problem, und zwar ein sehr viel Größeres als Oskar Lafontaine. Die AfD kommt besonders bei der ehemaligen Kernklientel der Linkspartei – Menschen in prekären sozialen Umständen – gut an. Bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt gewann die AfD kürzlich über 40.000 ehemalige Wähler der Linkspartei. Das Problem dieser Wählerabwanderung teilt die Linkspartei mit anderen Parteien, genauso wie die Ratlosigkeit, wie man diese Wähler zurückgewinnt.

Sahra Wagenknecht glaubt, eine Antwort gefunden zu haben und bezieht Positionen, die andockbar sind: die Sorge um Recht und Ordnung in Zeiten von Einwanderung, die Furcht vor Lohndumping und die Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt.

Kritik aus allen Flügeln

Kritik erntet Wagenknecht in ihrer Partei aus allen Flügeln, am deutlichsten jedoch von den sogenannten Reformern, der pragmatischen Strömung. Er halte es für falsch, nur darauf zu schielen, wie man AfD-Wähler zur Linkspartei holt, sagt Heilig, der auch einer der Sprecher des Forums demokratischer Sozialismus (fds) ist. „Die Linke konkurriert mit der AfD nicht um Wähler.“ Dass sich die Linkspartei mit AfD-Politikern auseinandersetzen müsse, sei dagegen unumgänglich: „Die AfD ist in mehrere Landtage eingezogen. Sie ignorieren und sich wegducken geht nicht.“

Die Frage ist also, wie man sich der AfD stellt. „Die Auseinandersetzung mit der AfD kann man an anderer Stelle führen, und zwar auf Podien und in den Parlamenten“, sagt Wawzyniak zur der taz.

Die Parteivorsitzende Katja Kipping springt Wagenknecht dagegen bei. Links zu sein heiße, Rassisten Paroli zu bieten. „Insofern ist es für uns selbstverständlich, das Streitgespräch mit der AfD zu suchen und ihr wo immer es geht, zu sagen: Ihr verkörpert soziale Kälte“, so Kipping gegenüber der taz.

Eine neuerliche Auseinandersetzung über Sahra Wagenknecht käme der Linkspartei denn auch mehr als ungelegen. Die mediale Frontfrau hatte sich im Frühjahr mit Äußerungen zum Gastrecht und Kapazitätsgrenzen nach vorn gewagt, was ihren Kovorsitzenden Dietmar Bartsch und die beiden Parteivorsitzenden nach außen zu verschwiemelten Distanzierungsversuchen nötigte und in der Fraktion für erhitzte Debatten sorgte.

Personalfragen bremsen Inhaltsfragen

Auch die gegenwärtige Diskussion über eine mögliche Spitzenkandidatur des Duos Wagenknecht/Bartsch bremst die Linkspartei aus. „Es liegt noch immer kein Papier für unsere Wahlkampfstrategie vor, und es ist noch kein Wort geschrieben für ein Wahlprogramm zur Bundestagswahl. Und was machen wir? Wir streiten ums Personal. Und das auch noch schön öffentlich“, beklagte Luise Neuhaus-Wartenberg, ebenfalls Bundessprecherin des fds, am Wochenende vor Mitgliedern.

Lafontaine ist dagegen schon im Wahlkampfmodus. Im Saarland wird im März gewählt, es scheint fast ausgemacht, dass er Spitzenkandidat der Linkspartei wird. Seine taz-Beschimpfung ist daher nicht nur eine ritterliche Geste gegenüber seiner Ehefrau, sondern der Versuch, eine Wählerwanderung zur AfD zu verhindern. Denn ein gutes Wahlergebnis der AfD würde die realistische Chance auf ein Bündnis mit der SPD zunichte machen.

Oskar Lafontaine mochte sich auf Nachfragen der taz nicht äußern, sondern setzte auf seiner Facebookseite nach: „Wo bleiben die Gegenargumente?“ Aber lange geplante Gesprächstermine lässt er nicht platzen. „Oskar Lafontaine ist nach wie vor bereit, der taz ein Interview zu geben“, teilt sein Sprecher mit. Ende Oktober soll es so weit sein.

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41 Kommentare

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  • Nicht nur in diesem Artikel, vor allem aber in Löwischs taz-Apolgie wird trotz vieler Worte der Hauptvorwurf Lafontaines nicht so entkräftet, wie man dies eigentlich erwartern muss.

     

    Mit seinen Überspitzungen garniert wirft er der taz im Kern vor, sie sei auf die neoliberale Mainstream-Wirtschaftsideologie eingeschwenkt, die für die nachwachsenden (nicht nur Journalisten-) Generationen schon fast tägliches Brot und marktkonforme Wirklichkeit zu werden scheinen.

     

    Von INSM-geprägten Talk-Show-ModeratorInnen bis hin zu den Redakteuren der Verleger-Zeitungen reicht die Phalanx derer, die seit über dreißig Jahren so tun, als sei die "freie" Marktwirtschaft ohne lästige staatliche Regulierungen der gottgewollte "alternativlose" Endzustand des Kapitalismus.

     

    Herr Löwisch regt sich darüber auf, dass Lafo die taz zur "neoliberalen Kampfpresse" abqualifiziert. Leider ergeht er sich in fast lückenloser Aufzählung der tatsächlichen oder jeweils subjektiv einzuschätzenden Klopse und vergisst, über die taz nachzudenken.

     

    Dabei lässt es sich nicht wegdiskutieren, dass in den Köpfen und Adern von heutigen Journalisten die nicht mehr auszuscheidende neoliberale Muttermilch der Hörsäle und die aktuelle Realität des arm gesparten Staates und der im Exportland Deutschland so erfolgreichen Schwarzen Null Fakten geschaffen haben.

     

    Dass auch die taz (und sogar die hochgeschätzte Ulrike Hermann) von solchen Entwicklungen nicht ausgenommen werden können, ist sicher zeitbedingt.

     

    Aber vielleicht sollte sich die taz dennoch mal angesichts von Lasfontaines Übertreibung Gedanken darüber machen, dass es vielleicht jenseits der marktradikalen Wirklichkeit und außerhalb des angeblichen deutschen Wohlstandsparadieses durchaus (wirtschaftliche!) Alternativen zu Schwarzer Null, zu Superreichtum und zu Leiharbeit gibt.

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Wann gehen Oskarchen und die liebe Sahra denn nun auch offiziell zur AfD ? Oder müssen sie gegangen werden ?

  • Auf keinen Fall ein Probeabo für Lafontaine!

    Drucker und Papier sparen, besser ein Knastabo.

     

    Dieser Populismus ist nicht links und biedert sich an die rechten und rassistischen Ressentiments an.

    Das ist das Problem.

    Also:

    schön, dass morgen 200.000 Deutsche in ihren Bio-deutschen Streik treten und gegenüber ihren Vermietern gemeinsam koordiniert nur noch 50% der Miete überweisen.

    soso.

  • Nee, liebe taz, der Beitrag von Frau Herrmann war (erschreckend) dünn, das könnt ihr auch in diversen Forenbeiträgen nachlesen. Die Kritik an Lafontaines Facebook-Ergüssen ist da nur billiges Nachtreten. Schade, die taz war mal wirlich kritisch und auch selbstkritisch.

  • Interessant, für einen der „aussen“ lebt, zu lesen, dass das französisch-revolutionäre Links-Rechts-Schema selbst dort – bei Euch EuropäerInnen – spät aber doch ins Wanken kommt, obschon bei Euch durchaus Ideologie, zumindest präpopulistische ideologische Wurzeln vorhanden sind. Im diametralen Gegensatz zu uns in Südamerika. Wo nur Ihr allein z.B. einen Lula und „seine“ PT, gänzlich blind der Popu-Gangster-Realität, zum hanschristianander’schen „Linken“ gemacht habt.

    Aber sehen und sehen wollen sind (bisweilen) keine kongruenten Aktionen. Und Weisheit, auch die schelmische, nie ortsgebunden. Siehe Ernst Jandl:

     

    lichtung

     

    manche meinen

    lechts und rinks

    kann man nicht

    velwechsern.

    werch ein illtum!

  • "Links-Sein" stand früher auch mal für "Anders-Sein"...Wer hat das verraten? Oskar L. mit seinen Eskapaden! Es wird leider auch in Zukunft von ihm keine substanzielle, sachliche und ehrliche politische Auseinanderstzung zu erwarten sein. Zu sehr hat er in seiner gesamten politischen Karriere auf Populismus und "starke" Worte anstatt auf starke Argumente gebaut. Das Schlimme in der heutigen Situation: unsere Gesellschaft steht tatsächlich am Scheideweg zwischen demagogischer Meinungsmache und demokratischer MeinungsBILDUNG. Möge sich jeder Politiker dieser enormen Verantwortung bewusst sein. Gehe in dich, lieber Oskar!

  • Wie wäre es denn, einfach weiter linke Politik zu machen und sich nicht der AfD anzubiedern? Die Linke verliert genauso wie die SPD ihre Glaubwürdigkeit...Traurig!

    • @quasi mo:

      die autorin schreibt: " Wenn es darum geht, komplexe Sachverhalte auf einfache Art zu beantworten..." alleine dieser satz bestätigt schon die kernaussage des textes von oskar l. diesen satz hört mensch häufig von vertreter_innen der neoliberalen presse, wenn es darum geht, die lage, der ärmeren schichten zu verbessern. wir haben 50 tausend zeitarbeitsfirmen, die wirkliche arbeitslosenzahl schätzt mensch zwischen 10-15 mio, (keine verschwörungstheorie, sondern zahlen des bundesamtes für statistik - muss mensch nur zusammenzählen) zwei millionen kinder leben in armut. ich weiß auch nicht, warum die taz immer davon ausgeht, dass ausschließlich arbeiter_innen und arbeitslose die afd wählen. bestätigte zahlen gibt es dazu noch gar nicht. das ist einfach nur politik gegen arme und damit klassismus pur! ich bin z. b. aus der arbeiter_innen-klasse und in meinem verwandten- und bekanntenkreisen gibt es niemanden, der die afd wählen würde. ist vielleicht nicht gerade exemplarisch oder doch? viele sind bei der letzten kommunalwahl wählen gegangen, um die afd, npd zu verhindern...

      • @Klimawandel:

        Eben. Und wenn man sich auf Seiten wie PI News oder Compact mal so anschaut, wie viele Dr. Und Prof. Solche Seiten unterstützen oder Autoren sind...mal ganz zu Schweigen von den Köpfen der AfD wie Petry, Meuthen, von Storch...leider auch keine dummen Menschen. ich glaube die Linke verrennt sich hier gewaltig (bzw die ganze Gesellschaft verkennt, wer hier alles AfD wählt)

  • Es wird immer wieder sehr gerne unterschlagen dass Frau Wagenknecht, obwohl überzeugte Linke, sich nie mit dem Staatssozialismus der DDR eingelassen hat. Für ihre Verweigerung des Mitläufertums sogar große Nachteile im System der DDR in Kauf genommen hat. [...] Bei ihrem Potential hätte sie, wäre sie ein Wendehals, bei Kohl eine Einbahnstraße vorgefunden. Aber so ist sie halt die Frau Wagenknecht, verbiegt sich weder zur einen noch zur anderen Seite:

     

    Kommentar gekürzt. Bitte vermeiden Sie Pauschalisierungen und Unterstellungen.

  • Warum Sahra Wagenknecht sich mit Frauke Petry treffen müsste, verstehe ich auch nicht ganz. Sie hat auch noch kein gemeinsames Interview mit Horst Seehofer oder Sigmar Gabriel geführt. Was aber Oskar Lafontaines Kritik an der niveaulosen neoliberalen antlinken/anti-Wagenknecht- Stimmungsmache der taz sagt, ist leider richtig, man sieht es auch an der billigen Retourkutsche in diesem Artikel.

    In den 90ern war die taz mal kreativ und intelligent. Das ist sie nicht mehr. Soviel ist Fakt.

  • Das kommt davon, wenn "die Politik" von "der Wirtschaft" das Siegen lernt.

     

    Der Wähler ist gelernter Kunde, auch als Politiker. Als Kunde aber erwartet er vom Markt, dass der ihn umstandslos bedient. Sollte "die Wirtschaft" nicht noch auf die aller dümmsten Kundenwünsche (zu viel Zucker, zu viel Fett, keinerlei erkennbarer Nutzen etc.) eingehen, wandert der "mündige" Kunde einfach ab zu Konkurrenz. Einer, der sich weniger ziert, wenn man nur gut genug bezahlt, findet sich schließlich immer.

     

    Und die Moral von der Geschicht'? Die gibt es nicht. Es hat auch keinen großen Sinn, ihr Fehlen zu bejammern. Zumindest so lange nicht, wie der Status quo allen Beteiligten als alternativlos gilt.

  • Während die Grünen ständig Asylrecht verschärfen und abschieben - gegen den Widerstand der Linken und auch Wagenknecht, scheinen die Autoren bei der TAZ nicht in der Lage zu sein zuhören und zu verstehen. Weder Wagenknecht noch Lafontaine wollen das Asylrecht verschärfen oder Menschen in Kriegsgebiete abschieben (wie Teile der Grünen), sondern fordern dass der Bund die Aufgabe der Aufnahme ernst nimmt und nicht einfach wahllos auf die Gemeiden abschiebt, die oftmals überfordert sind und "dank" jahrelanger Haushaltkürzungen der Regierungen finanziell überfordert.

     

    Darüber hinaus könnte eine deutsche Regierung auch viel tun, die Fluchtursachen zu bekämpfen. Davon hört man aber nicht viel. Im gegenteil es werden weiterhin unzumutbare Handelsverträge mit afrikanischen Staaten abgeschlossen und unrechtmäßige Kriege unterstützt.

     

    Wer von diesen Fakten spricht ist kein Populist.

    • @Struppi:

      "Darüber hinaus könnte eine deutsche Regierung auch viel tun, die Fluchtursachen zu bekämpfen."

      Davon erzählt Wagenknecht in dem Interview auch.

      Was soll das zum gegenwärtigen Zeitpunkt(!!) bitte sein?

      Melden Sie sich als Freiwilliger für Hilfsdienste in Aleppo?

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Struppi:

      Ich hoffe, die "Linke" wird so standhaft sein und eine Koalition mit den neoliberalen Grünen von Anfang an auszuschließen und nach der Wahl auch durchzuhalten. Nicht umfallen, "Linke"!!

  • Nur mal so gefragt: Warum wurde das Adjektiv neoliberal als vor dem Wort Grüne in Anführungszeichen gesetzt? Haben die Grünen etwa nicht die neoliberalen "Reformen" der Agenda 2010 in Gänze mitgetragen?

    Desweiteren: Die nochmalige Wiederholung der - IMHO durch nichts belegbaren - Behauptung, die Positionen Wagenknechts seien bei der AfD "andockbar" macht die Sache nicht wahrer

    Achja: Von wegen Wahlkampfmodus: wie wäre es, wenn die TAZ, statt eine Kampagne gegen Frau Wagenknecht zu fahren, eine Kampagne gegen die AfD fährt? Oder sieht die TAZ die Linke, weil Konkurrenz für die neoliberalen (ohne Anführungszeichen) Grünen als primären politischen Gegner?

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Kaboom:

      So ists richtig: Der Lügenpresse muss man vorschreiben, welche Kampagne sie gegen wen führt, sonst kommt sie noch vom rechten, äh, linken Pfad ab, Gell ? Wobei, eine Kampagne gegen Wagenknecht zu führen heisst ja, eine gegen die AfD zu führen, Frauke und Sahra, Schwestern im Geiste ...

    • Anna Lehmann , Autorin des Artikels, Leiterin Parlamentsbüro
      @Kaboom:

      Das Adjektiv wurde in "" gesetzt, weil ich eben keinen Kampagnenjournalismus betreibe und nicht die eigene Ansicht, sondern die Zuschreibung wiedergebe, die Oskar Lafontaine vornahm. A.L.

      • @Anna Lehmann:

        Achsooo, die Anführungszeichen an dieser Stelle dienen also gar nicht dazu, dem Leser unterschwellig klarzumachen, wie "absurd" der Vorwurf von Lafontaine ist. Ja dann ist ja alles gut.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "Und siehe da: Die Ansicht, dass es zwischen Wagenknecht und Petry gedanklich bisweilen knistert, teilen auch Wagenknechts Facebookfans: „Treffen Sie sich doch mal zu einem Gespräch ohne Beobachter. Wenn eine Koalition in diesem Land etwas bewirken kann, dann Linke und AfD“, hieß es da."

     

    Von den über 1000 Kommentaren ist dies nur einer von extrem wenigen, der in diese Kerbe schlägt. Sie stellen es hingegen so hin, als wäre dies bei den Anhängern Wagenknechts Konsens.

    • @849 (Profil gelöscht):

      So geht wohl heute Qualitätsjournalismus. Facebook-Kommentare als Quelle. Die kann man sich natürlich auch nach Belieben selbst schreiben.

      • @jhwh:

        NaNaNa - für den täglichen "Jetzt hat sich die AFD aber selber entlarvt"-Artikel ist Facebook bisher immer eine verlässliche Quelle.

        • @Thomas_Ba_Wü:

          Genau das ist das Problem. Führt nämlich dazu, daß dieser Verein gefährlich unterschätzt wird.

  • Bedauerlich für die Linkspartei, dass sie versäumt hatte, sich ihre gesellschaftspolitischen Positionen urheberrechtlich schützen zu lassen. Nun müssen die Genossen mit ansehen, dass es der AfD mit viel größerem Erfolg gelingt, diese Positionen zu vertreten. Der uralte Glaubenssatz, wonach die Wähler das Original bevorzugen, und nicht die Kopie, gilt offenbar nicht mehr!

     

    Wenn nun die Linken versuchen, zunächst noch verschämt, mit Argumenten der AfD zu punkten, ist offenbar auch kein Verlass mehr darauf, dass man eine Partei an ihrer Ideologie erkennt.

     

    „Linke und Rechte soll man nicht in eine Topf schmeißen“, hieß es bisher. Aber es ist wohl noch zu früh, dieses Prinzip aufzuheben . . . ;-)

  • Afd und die Linke haben eine natürliche Gemeinsamkeit: Sie sind Opposition und damit Kritikerinnen der Regierung. Frau Petry ist eine gute Rhetorikerin. Sie kann AfD-Positionen so wandeln, dass sie rechtstaatlich und vernünftig klingen. Sie gibt damit aber weder ihre Partei noch ihre eigene Überzeugung wieder. Daher verwundert es nicht, dass sie Gemeinsamkeiten mit der Linken erschafft.

    Den Punkt "Kampf gegen Fluchturschen" bekunden in Deutschland alle Parteien - auch wenn die Regierung in ihrer Außenpolitik etwas anderes macht. Daher ist das keine spezifische Gemeinsamkeit. Wenn die AfD die Schließung der Grenzen fordert, so fordert sie etwas, was die Regierung schon lange getan hat. Da kann man ihr Wähler_innen_verdummung vorwerfen - aber nicht Rechtsradikalität.

    Beim Punkt Unterstütztung der Integration der Flüchtlinge gibt es verbal vielleicht Deckungsgleichheiten. Effektiv dürfte es da jedoch die grössten Unterschiede geben. Die Regierung "fördert" angeblich die Integration, hat aber ein Gesetz beschlossen, welches Integration verhindert, die Integrationsleistungen reduziert und die Abschiebung erleichtert. Kann mir kaum vorstellen, dass die AfD Geld für Integration locker machen will. Damit kann die AfD mit der Politik der Bundesregierung ja ganz zufrieden sein. Mit der Linken dürften die Gemeinsamkeiten spätestens dort aufhören, wenn die Ö-Punkte bei "Integration fördern" nicht weggelassen werden.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Velofisch:

      Schiessbefehl auf Flüchtlinge, die Wiederbelebung verwester Begriffe wie "völkisch" sind keine Positionen, die "rechtsstaatlich" oder "vernünftig" klingen.

      Wer allerdings von Fremdarbeitern schwafelt oder Flüchtlingen ein Gastrecht einräumt, das bei fehlendem Anstand verwirkt werden kann, bewegt sich allerdings im gleichen xenophoben, rassistischen Dunstkreis wie die Frauke. Insofern suchen die liebe Sahra - und das Oskarchen tatsächlich Gemeinsamkeiten mit den Völkischen herzustellen.

  • Eure Anti-Wagenknecht Kampagne wäre halt deutlich glaubwürdiger wenn Ihr Leute wie Palmer und Kretschmann auch angehen würdet. Im Gegensatz zu denen hat Wagenknecht weder gefordert auf Flüchtlinge zu schießen, noch nach Syrien abzuschieben und die Linke ist die einzige Partei die an keiner

    Verschärfung des Asylrechts beteiligt war. Aber hey Bündnis90 kann das natürlich tun, dann ist das halt irgendwie emanzipatorisch und toll und keine reißerischen Artikel und Kommentare folgen. Das Lehmann die Journalistin ist die von Kommunisten und Reformern in der Linken schrieb ist da nur mehr als bezeichnend.

    • @Lars:

      Man braucht wenig Phantasie um sich vorzustellen, was es für Artikel in der TAZ gegeben hätte, wenn nicht Herr Palmer, sondern Frau Wagenknecht das Gefasel von den bewaffneten Grenztruppen, oder der Abschiebung von Flüchtlingen nach Syrien produziert hätte.Denn DAS könnte real bei der AfD andocken.

  • Bleibt nur noch die DKP zu wählen...bin von der Linkspartei wirklich schwer enttäuscht...

    • @Marie Helgert:

      Na, wer den Raubtierkapitalismus und Bourgeoissozialismus als -auf den Weg zum- „Sozialismus chinesischer Prägung“ verkauft, der kann nur ein klein-bürgerlicher Antikommunist und kein deutscher Kommunist sein. Der hat von Marx und Engels nichts verstanden, der sollte sich nochmals mit dem „Manifest der Kommunistischen Partei“ und mit dem Werk von Karl Marx: „Das Kapital“, beschäftigen. Ebenso beschäftigen mit der sozialen, ökonomischen, ökologischen und gesellschaftspolitischen Realität des Kapitalismus-Imperialismus in Deutschland und Europa, wie auch in den Vereinigten Staaten von Amerika und in China.

       

      Wie blöd muss man die werktätige Bevölkerung halten, wenn man versucht den Kapitalismus und Bourgeoissozialismus Chinas als weltweite Alternative -insbesondere auch gegenüber ökonomischen Entwicklungsländern, wie z. B. Kuba oder Vietnam- zu propagieren und bürgerlich-ideologisch als [pseudo-] „marxistische Position“ zu verbrämen?

       

      Es bleibt aber auch nur bedauerlich, dass sich vormalige führende Repräsentanten -der politischen Führung der DDR- hierfür -bis in die jüngste Gegenwart- einkaufen lassen.

       

      In China herrscht der regierende Antikommunismus und in modifizierter ideologischer Neuverpackung der Kapitalismus.

       

      Eine vorgeblich „marxistische“ DKP, die den Kapitalismus chinesischer Prägung als Nationalismus (!) bzw. „Sozialismus chinesischer Prägung“ versucht der deutschen Arbeiterklasse ideologisch zu verkaufen, kann niemals die sozialen und politischen Interessen der lohnabhängigen Jugend, Frauen und Männer, wirksam und überzeugend in der Bundesrepublik Deutschland und Europa vertreten.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Marie Helgert:

      Viel Erfolg bei der Suche nach Wahlkreisen, wo diese "Partei" noch antritt.

  • bei aller liebe, aber die taz ist ein derartig abgehobenes medium, sie hat mit den "normalen" nöten und sorgen des (jetzt kommts) proletariats nichts, aber auch gar nichts am hut.

     

    wenn ich manchen bericht in der taz lese, dann glaube ich, die redakteure kommen mit der bahn aus prenzlauer berg oder dahlem nach kreuzberg gereist.

     

    klar, die zielgruppe ist eine andere. man schreibt sozusagen für die eigene nachbarschaft. wen interessiert es da, was irgendwelche hungerleider für probleme haben? schließlich rettet die linke die welt mit windenergie und tierrechten.

     

    ich glaube, dass lafontaine und wagenknecht besser einschätzen können, was die leute von der linken erwarten. das mag nicht immer schön sein und nicht immer alle meckerer bedienen. sie spielen aber mit den schmuddelkindern, die für einige taz-redakteure nur abstrakte figuren auf einem ideologischen schachbrett zu sein scheinen.

     

    im biosupermarkt ist die welt halt noch in ordnung.

  • Den "Über-Titel" rot zu schreiebn macht Sinn - das AFD-Problem hat die Linkspartei ja tatsächlich.

    Den Titel "Von lechts nach rinks" hätte man konsequenter Weise jedoch grün schreiben können.

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Übrigens liebe taz, ich erwarte auch mal etwas über die AfD Anbiederungen von Herrn Kretschmann hier bald genau so differenziert, präzise, neutral und überhaupt nicht pauschalisierend aufbereitet vorzufinden: http://www.queer.de/detail.php?article_id=27212

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Glückwunsch, immer schön die Meinung des Chefredakteurs teilen, das ist karriereförderlich. Na ja, solange der morgendliche Blick in den Spiegel noch möglich ist, geht noch was.

  • So sind die Linken: Noch ehe die Revolution überhaupt begonnen hat, haben sie sich selbst zerfleischt.

     

    Über Lafo und Sarah können wir sprechen, wenn der Kapitalismus überwunden wurde, Genossen!

    • @hansmaulwurf:

      Wenn der Kapitalismus überwunden ist? Wenn der Weltfrieden ausgebrochen ist? Wenn der Messias sich offenbart hat? Wenn der Satan mit gesenktem Haupt vor Gottes Thron kniet und um Vergebung bittet? Warum nicht einfach: Über lafo und Sahra können wir nie nicht sprechen?

      • @Mephisto:

        Mich deucht sie haben die Intension meines Kommentars nicht verstanden. Ob der Kapitalismus jemals überwunden werden kann oder nicht, kann ich genauso wenig beurteilen wie Sie.

        Viel mehr ging es mir darum dazu auszurufen keine Zeit mit dem Spielen von "guter Linker, böser Linker" zu verschwenden und gemeinsam gegen dieses Krebsgeschwür zu kämpfen.

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    So viel Drama und das beste Programm hat die Linkspartei auch noch zu bieten.

    • @24636 (Profil gelöscht):

      Ja, ich schlage den Border-LinerInnen vor, eine Selbsthilfegruppe zu gründen und das Politische lieber anderen Leuten zu überlassen. Dass "die Linke" der DDR nicht mit "die Linke" der BRD zu vergleichen war, wissen wir mittlerweile doch. Frau Wagenknecht und ihr Ehemann könnten doch auch die ihrer ParteikollegInnen ermutigen, die sich konstruktiv in die politische Arbeit einbringen, anstatt am rechten Rand zu fischen, wo sich sowieso meistens nur unflexible Leute einfinden, die für alles die Schuld bei Anderen suchen. Man kann auch so lange meckern und alles schlecht reden, bis sich die Prophezeiungen von selbst erfüllen.

      • @Angelika Oetken:

        Parteiprogramme: Die liest offenbar keine®.

         

        Die Scheiße ist ja, am rechten "Rand" befinden sich die Protest(?)wähler, die eigentlich immer schon ganz klar die Zielgruppe der letzten halbwegs glaubwürdigen Arbeiterpartei sind. Genau die Leute, die, wenn sie das Programm der AfD lesen würden, und dann immer noch AfD wählen, nicht ganz bei Trost sein können...