Antidiskriminierung an der TU Hamburg: Ohne Outing auf die Toilette
Die Technische Universität Hamburg hat genderneutrale Toiletten eingeführt. Der Asta sorgt sich vor protestierenden Falschpinkler*innen.
Dass dieser Grundsatz in der Realität für manche Menschen schwierig umzusetzen ist, hat nun auch die Technische Universität Hamburg (TUHH) erkannt und Anfang Februar Toiletten für alle Gender sowie Toiletten für Frauen, Lesben, Intersexuelle, Nichtbinäre und Transsexuelle eingeführt. Damit versucht die TUHH, allen Studierenden unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung einen ungestörten Rückzugsraum zu geben.
„Die Umwandlung zeigt, dass die TUHH eine weltoffene und tolerante Universität ist“, sagt Kerstin Kuchta, Vizepräsidentin für Lehre. „Dies ist ein Baustein für mehr gelebte Diversität auf dem Campus der TUHH“, meint auch die Gleichstellungsbeauftragte der Universität, Nicolli Povijač. Insgesamt sind nun drei Toiletten genderneutral und drei sind für Frauen, Intersexuelle, Nichtbinäre und Transpersonen ausgewiesen. Mit Schildern an den Eingangstüren versucht der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) das Konzept zu erklären und Akzeptanz zu schaffen.
Dass der Weg zur Gleichberechtigung nicht einfach ist, zeigt ein Gesprächsprotokoll des Studierendenausschusses. Darin stellt der Asta fest, dass das Konzept aus Protest absichtlich falsch genutzt werden könnte. Schließlich sei die Trennung Mann–Frau bei vielen fest verankert.
Einzelne Kabinen wären sinniger
Auch ist das Benutzen einer Toilette beispielsweise für Trans- und Intersexuelle immer noch ein Outing. Und auch eine absolute Gleichstellung aller Geschlechter ist durch das neue Toilettenkonzept nicht gegeben, sinniger wären einzelne Kabinen, die für alle zugänglich sind.
Es bleibt trotzdem ein mutiger Schritt, an öffentlichen Orten auf Diversität hinzuweisen und allen Menschen eine Möglichkeit zu geben, ohne Angst oder Selbstzweifel an einer Universität die Toilette aufzusuchen. Das über etwas, das selbstverständlich sein sollte, überhaupt diskutiert und geschrieben werden muss, zeigt, wie weit öffentliche Bildungseinrichtungen noch von tatsächlicher Gleichbehandlung aller entfernt sind. Dabei muss jede*r manchmal einfach nur aufs Klo.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen