piwik no script img

Anstieg des weltweiten CO2-AusstoßesSchöne Hoffnung verdampft

2017 haben die weltweiten CO2-Emissionen wieder kräftig zugelegt. Zuvor waren sie drei Jahre nicht gestiegen. Der Grund: Mehr Kohle in China.

Kohlekraftwerk in Shijiazhuang Foto: reuters

Bonn taz | Die zweite Woche der UN-Klimaverhandlungen in Bonn beginnt mit einer schlechten Nachricht. Der weltweite Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid (CO2) wird in diesem Jahr um etwa zwei Prozent zunehmen. Das zeigen Berechnungen des internationalen Forschungsverbunds „Global Carbon Project“ (GCP), die am Montag in Bonn präsentiert wurden. Das widerspricht dem Trend der letzten Jahre.

Seit 2014 waren die weltweiten Emissionen praktisch nicht mehr gestiegen, obwohl die Weltwirtschaft wuchs. Beobachter hatten schon vermutet, dass die Kurve der Emissionen von jetzt an nach unten zeigen könnte. Diese Hoffnung ist nun vorerst geplatzt. Noch ist unklar, ob 2017 nur ein Ausreißer ist oder den Trend umkehrt.

Die Daten des Global Carbon Project zeigen, dass die Welt 2017 insgesamt etwa 41 Milliarden Tonnen menschengemachtes CO2 in die Atmosphäre blies. Zum Vergleich: Die deutschen Emissionen liegen bei etwa 0,9 Milliarden Tonnen. Dominiert wird die Entwicklung von China, das für 28 Prozent der Emissionen verantwortlich ist. Weil dort die Industrie mehr Kohle einsetzte und die Wasserkraft mangels Regen zurückging, kletterte auch der CO2-Ausstoß um 3,5 Prozent.

Indien dagegen legte nur um 2 Prozent zu, deutlich weniger als die 6 Prozent, die das Land im Schnitt der letzten Jahre an Emissionen wuchs. Die USA und die EU verringerten zwar ihren Ausstoß um 0,4 beziehungsweise 0,2 Prozent, blieben damit aber deutlich unter den Erfolgen der letzten Jahre, in denen sie um 1,2 beziehungsweise 2,2 Prozent reduziert hatten. Im Rest der Welt nahmen die Emissionen um mehr als 2 Prozent zu. Erst vorletzte Woche hatte die UN gewarnt, die Welt sei auf dem Weg zu einer Erwärmung von mindestens drei Grad in 2100 statt deutlich unter zwei Grad zu bleiben.

Rasanter Ausbau der Erneuerbaren

Dass China doch wieder so viel Klimagift ausstößt, hat die Experten überrascht. Denn dort waren in den letzten Jahren ebenso wie in Indien Dutzende von Kohlekraftwerken stillgelegt und Neubauten gestoppt worden. China sorgte nach einer Bilanz der Internationalen Energieagentur IEA auch dafür, dass 2016 zum ersten Mal weltweit mehr Stromkapazitäten für erneuerbare als für fossile Energie ans Netz ging.

Es gib auch positive Meldungen: Laut GCP setzte sich der rasante Ausbau der Erneuerbaren mit einem Plus von 14 Prozent weltweit auch fort. Und in 22 Ländern, die etwa 20 Prozent der Emissionen ausmachen, sanken im letzten Jahrzehnt die Emissionen, obwohl die Wirtschaft wuchs. Insgesamt aber nannte Corinne Le Quéré, Direktorin des britischen Tyndall Centers für Klimaforschung die Zahlen „sehr enttäuschend. Die Zeit läuft uns davon. Die Emissionen müssen schnell den Höhepunkt erreichen und danach fallen.“ Das Global Carbon Project vereint 76 Wissenschaftler aus weltweit 57 Forschungsinstituten, die jährlich eine Inventur der Treibhausgase vornehmen. Ein „Rückschritt für die Menschheit“, ist diese Entwicklung für Amy Lues vom Forschungsprogramm „Future Earth“, die das GCP unter anderem finanziert.

Der Rückschlag für den Klimaschutz aus den USA komme durch eine „unerwartete Zunahme der Kohle“, heißt es. Offenbar wirkt sich die kohlefreundliche Politik der Regierung unter Donald Trump bereits aus. Robert Jackson vom GCP ist dennoch „vorsichtig optimistisch“, dass der US-Trend zu mehr Erneuerbaren weitergehen werde. „Washington kann das bremsen, stoppen kann sie es nicht.“

Um das zu demonstrieren, waren am Wochenende in Bonn die Kritiker der offiziellen US-Politik zusammengekommen. Unter dem Motto „Wir sind noch dabei“ erklärten etwa der demokratische Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown, und der ehemalige New Yorker Bürgermeister und Milliardär Michael Bloomberg, viele Städte, Staaten und Unternehmen in den USA würden am Klimaschutz festhalten. Im „amerikanischen Schwur“ beteuerten sie, auf lokaler Ebene alles zu tun, um die Emissionen weiter zu senken. Das könnte erstaunlich viel bewirken, haben Experten kalkuliert: Etwa die Hälfte der Emissionsminderungen, die die USA im Pariser Abkommen versprochen haben, könnten durch Staaten, Städte und Unternehmen erbracht werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

22 Kommentare

 / 
  • Tja, wenn immer mehr AKW'S abgeschaltet werden, steigt der CO2 Ausstoß

    • @Bernhard Hellweg:

      wussten sie schon, dass deutschland im schnitt 17 GW strom exportiert? wussten sie wahrscheinlich nicht, denn dann macht ihre aussage ja auch gar keinen sinn mehr

  • " Die USA und die EU verringerten zwar ihren Ausstoß um 0,4 beziehungsweise 0,2 Prozent,"

    Schon bemerkenswert: In den Trump-regierten USA sinken die Emissionen sogar etwas stärker als in der EU mit all ihrer ambitionierten Klimapolitik.

    • @yohak yohak:

      Das liegt aber nicht an Trump, sondern daran, dass einige Bundesländer dort selbstständig sinnvolle Entscheidungen treffen.

    • @yohak yohak:

      und bei penny kostet diese woche die packung wiener xxl, 650g, nur 1,89 statt 1,98

  • 1,4 Mia. Chinesen mit steigendem Energiebedarf sind sicher eine gigantische Dimension. Auf den Pro- Kopf - Verbrauch gesehen werden die technisch gesehen insgesamt innovativen Chinesen nicht annähernd an unseren heutigen Verbrauch herankommen.

    Wir sollten uns also weiterhin an den eigenen Schopf greifen und versuchen ein gutes Vorbild zu sein. Jeder Einzelne von uns. Aber davon sind wir noch himmelweit entfernt. Autogeilheit, zunehmendes Spaßfliegen, Braunkohleverfeuerung und ein gigantischer nicht kleiner werdender Fleischkonsum sprechen eine ganz andere Sprache.

  • In der letzten Zeit würde China in den Medien (auch in der taz) als Klimahoffnung schlechthin hochgejazzt. Ich weiß nicht, ob es Unwissen, Dummheit oder Absicht war, aber ein Blick auf Pariser Klimaabkommen und Chinas CO2-Entwicklung hätte ausgereicht, um zu wissen wohin die Reise geht. Stattdessen hat man sich an den Bildern von Trump umgeben von bedrohten Eisbären (-kostüm) ergötzt.

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Egal ob Klima, Atomwaffen oder Fluchtursachenbekämpfung.. Deutschland ist ein kleines unbedeutendes Land dessen globaler Einfluss sehr begrenzt ist.

    Natürlich sollten wir soviel wie mgölcih tun den CO2 Ausstoß zu senken Investitionen sollten aber in Schutzmaßnahmen vor den Auswirkungen des Klimawandels erfolgen.

    • @83379 (Profil gelöscht):

      Deutschland ist das einflussreichste Land innerhalb der EU. Damit kann 'unbedeutend' keine Ausrede mehr sein.

      • 8G
        83379 (Profil gelöscht)
        @taupunkt:

        Eine Sammlung unbedeutender Länder ist immer noch unbedeutend.

        • @83379 (Profil gelöscht):

          Eine Sammlung für sich alleine unbedeutender Personen ist … die gesamte Weltbevölkerung.

        • @83379 (Profil gelöscht):

          die erde ist einer der unbedeuteneren planeten in diesem sonnensystem

  • das China soviel Klimagift ausstösst hat viele Überrascht ? Nein, nur diejenigen die immer das Amibashing betreiben und die Genossen aus China , Russland etc mit ihrer Kritik verschonen.

    • @Klartexter:

      plumper geht ihr kommentar nimmer?

  • So oder so erwartet die Automobilbranche nochmal 100% Steigerung bei der Zulassung von PKW weltweit. Der Flugverkehr boomt genauso weiter! Was erwarten die, wo die Verringerungen her kommen sollen? Man kann Wirtschaftswachstum nicht von der Energie trennen!

  • Der CO2-Ausstoß wird nach dem sog. Dieselskandal aufgrund der in den Medien und von der Politik unsachlich geführten Diskussion über Diesel-PKWs noch mehr ansteigen. Die Medien tragen dazu bei, dass in Deutschland keiner mehr die CO2-ärmeren Diesel-PKWs kauft, dafür aber Benziner, die einen höheren CO2-Ausstoß haben. Und in Japan entdeckt man jetzt die Dieselfahrzeuge, die wegen des geringeren CO2-Ausstoßes dort steuerlich vergünstigt werden. Verrückte Welt.

    • @Nicky Arnstein:

      das glauben sie doch selbst nicht

      • @the real günni:

        Der Diesel-Skandal hatte nichts mit CO₂ zu tun, sondern mit Stickoxiden, die schlicht und einfach giftig sind und die Lebenserwartung in den Städten verringern.