Angriffe auf JournalistInnen in Leipzig: Kommod vermummt

Bei einer linken Demonstration für Pressefreiheit werden in Leipzig JournalistInnen eingeschüchtert. Dass niemand dazwischengeht, ist ein Armutszeugnis.

Demonstraten mit dem Transparent "wir sind alle inksunten.indymedia.org"

Pyrotechnik auch dabei: Soli-Demo für die Plattform links.unten.indymedia in Leipzig am Samstag Foto: dpa

Absurder geht es kaum. Bei einer Demonstration für die Presse- und Meinungsfreiheit werden JournalistInnen bedroht, die exakt dies tun wollen: berichten. Am Wochenende hat sich aber genau das in Leipzig zugetragen, und zwar nicht von Rechten (wo die Bedrohung von PressevertreterInnen mittlerweile als populistisches Gewohnheitsrecht gilt), sondern von linker Seite.

Bei der Demo für das autonome Nachrichtenportal linksunten.indymedia sind JournalistInnen eingeschüchtert worden. Ein Demonstrant sagte zu einer taz-Kollegin, die mit ihrem Handy ein Foto von der Situation in Connewitz machen wollte: „Noch ein Foto, dann hau ich dir aufs Maul, und das Handy ist weg.“

Wenn jetzt fast schon genüsslich gejault wird, dass die Linken ja mindestens genauso ein Gewaltproblem haben wie die Rechten, ist das argumentativ arg kurz gesprungen. Aber auch das gute alte Einzelfallargument trägt nicht einmal ansatzweise. Denn eine sich als solidarisch verstehende Bewegung hat in ganz besonderer Weise die Pflicht, AggressorInnen in ihren Reihen erstens zu ächten und sich mit Angegriffenen – zweitens – zu solidarisieren.

JournalistInnen, denen ein Bein gestellt wird oder die wegen ihrer Arbeit „aufs Maul“ kriegen sollen, haben ein Recht auf Unterstützung. Dass niemand dazwischengegangen ist, ist ein Armutszeugnis. Auf diese Weise werden politische Anliegen diskreditiert. Der Kollegin im Nachhinein noch erklären zu wollen, sie würde mit ihrem Einsatz der Polizei zuarbeiten, während man selbst kommod vermummt durch Connewitz latscht, ist zynisch.

Journalismus ist ein Beruf. Menschen üben ihn – zunehmend unter widrigen Bedingungen – aus, um die Öffentlichkeit über Geschehnisse und Hintergründe zu informieren. Aus einem von Bengalos erleuchteten Connewitz zu berichten, ist weiß Gott nicht vergnügungssteuerpflichtig. Das Mindeste, was BerichterstatterInnen verdienen, ist die Gewissheit, ihre Arbeit machen zu können.

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1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.

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