Angeschlagene Meyer-Werft: Ökonom warnt vor Staatseinstieg
Die Bundesregierung und das Land Niedersachsen haben der Meyer-Werft Staatshilfe zugesichert. IfO-Chef Clemens Fuest kritisiert die Entscheidung.
Der Präsident des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts Clemens Fuest hat sich gegen die Rettung ausgesprochen. „Es ist nicht die Aufgabe des Staates, angeschlagene Privatunternehmen vor der Insolvenz zu retten“, sagte der Ökonom am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. „Wenn das Geschäftsmodell aussichtsreich ist, werden sich private Investoren finden.“ Wenn der Staat einsteige, bestehe die Gefahr, dass Verluste auf die Steuerzahler abgewälzt werden.
Staatliche Rettungen könne man allenfalls in Situationen gesamtwirtschaftlicher Krisen rechtfertigen, in denen Kapitalmärkte gestört sind“, betonte Fuest. Das sei derzeit aber nicht gegeben. Der Umstand, dass Meyer auch Kriegsschiffe baue, könne allenfalls eine Stützung dieses Teils der Werft rechtfertigen – nicht aber die Förderung der Produktion von Kreuzfahrtschiffen. Der Bau von gigantischen Kreuzfahrtschiffen macht den Löwenanteil der Geschäfte der Meyer-Werft aus.
Die Meyer-Werft befindet sich in einer existenziellen Krise, weil ihr beim Schiffbau die Energie- und Rohstoffkosten davongelaufen sind. Zur Finanzierung von Schiffsneubauten braucht sie dringend viel Geld. Im Gespräch ist derzeit, dass sich der Bund und das Land Niedersachsen befristet an der Werft beteiligen, um für eine Erhöhung des Eigenkapitals um rund 400 Millionen Euro zu sorgen. Außerdem benötigt die Werft Bürgschaften, um neue Kredite für den Schiffbau zu bekommen.
Weil: „In Hinblick auf ökologische Antriebe führend“
Niedersachsens Ministerpräsident Weil betont hingegen, die Kreuzfahrtbranche sei ein wachsender Markt, die Meyer-Werft werde dringend gebraucht. Sie sei „in Hinblick auf ökologische Antriebe von Kreuzfahrern weltweit führend“. Das gelte beispielsweise auch für den Einsatz von Methanol oder auch LNG.“ Außerdem hingen bundesweit über 17.000 Arbeitsplätze von der Werft ab. In Wahrheit sind Kreuzfahrtschiffe aber alles andere als ökologisch.
Die FDP, die normalerweise Staatshilfen für Unternehmen ebenfalls ablehnt, lenkt offenbar ein. Der haushaltspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Otto Fricke betonte zugleich, nur wenn es eine klare gewinnorientierte Zukunftsperspektive gebe, dürfte der Steuerzahler helfen. Der Steuerzahler könne nur „beim Bau einer Brücke“ für die Meyer-Werft helfen. An deren Ende müsse der Ausstieg des Bundes aus dem Unternehmen stehen, sonst könne es keinen Einstieg geben, betont Fricke.
„Falls die Bundesregierung der Werft trotz dieser Einwände hilft, ist zumindest darauf zu achten, dass die vorhandenen Verluste der Werft von den Aktionären und den Banken getragen werden, nicht vom Staat“, sagte Ifo-Präsident Fuest. „Besser wäre es allerdings, wenn die Bundesregierung nicht eingreifen würde.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag