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Amokfahrt in MannheimMit dem Auto in der Waffenverbotszone

Kommentar von Julia Schöpfer

In deutschen Innenstädten wird das Auto zum Tatwerkzeug. Genauso wie andere Waffen hat das Lieblingsspielzeug der Deutschen dort nichts verloren.

Das Tatauto nach der Amokfahrt von Mannheim Foto: Boris Roessler/dpa

D ie Angst vor einem Anschlag, vor einem Mann, der sein Auto als Waffe benutzt, ist derzeit omnipräsent. Konstant häufen sich die Nachrichten über Amokfahrten. Am Montag fuhr ein 40-jähriger Mann aus Ludwigshafen in Mannheim in eine Menschenmenge. Drei Wochen zuvor war ein Mann in eine Verdi-Demonstration in München gerast und hatte zwei Menschen getötet.

Jede Woche scheint es derzeit einen Anschlag in Deutschland zu geben. Jedes Mal ist es ein Mann, oft nimmt er ein Auto als Waffe. Meist gibt es einen Verdacht auf eine psychische Erkrankung, und oft ist er rechtsextrem oder islamistisch motiviert.

In Anbetracht dieses Terrors ist es leicht, mit Hass zu antworten. Die AfD will im großen Stil abschieben. Doch Abschiebungen würden das Problem nicht lösen. Das Problem sind Männer, die durch ihre unbehandelte psychische Erkrankung einem Wahn folgen und in rechtsextreme Ideologien abgleiten. Das Problem sind Städte, die vom Autoverkehr dominiert werden.

So war die Verdi-Demonstration in München mit dem Auto leicht zu erreichen, und in Mannheim war die Straße nicht durch Absperrungen gesichert. Fußgängerzonen, wie die in Mannheim, können einfach mit dem Auto befahren werden. Hier gibt es keinen Schutz. Keine Barrieren oder Zäune, die zumindest minimale Sicherheit geben könnten. Fuß­gän­ge­r:in­nen sind regelrecht konstanter Gefahr ausgesetzt.

Gerade Fuß­gän­ge­r:in­nen­be­reiche sind Waffenverbotszonen. Das Führen gefährlicher Gegenstände wie Messer oder Schusswaffen ist hier nicht erlaubt. Dass man jedoch mit einer durchschnittlich 1,4 Tonnen schweren Waffe – dem Auto – einfach in die Waffenverbotszone fahren kann, wird vergessen.

Das Auto ist eine ernst zu nehmende Gefahr. Also nehmt den Tätern endlich ihre Waffen weg

Das Auto ist momentan kein einfaches Transportmittel, sondern eine ernst zu nehmende Gefahr. Das konnte man auch schon in der taz lesen. Also nehmt den Tätern endlich ihre Waffen weg.

Wir brauchen mehr autofreie Zonen. Die Innenstädte sind mit der deutschen Autoobsession fundamental überfordert. Das sieht man an fehlenden Parkplätzen und Staus. Autofreie Zonen würden helfen, ein größeres Sicherheitsgefühl auf dem Gehweg zu schaffen und Festveranstaltungen sicherer zu gestalten – ganz ohne Betonpoller oder bedrückende Polizeipräsenz.

Weniger Autos würden in deutschen Innenstädten mehr Sicherheit bringen. So sollte man auch Sicherheitsvorkehrungen bei Festveranstaltungen wie Weihnachtsmärkten umdenken: Neben dem Absperren aller Durchfahrten bis auf eine (für Notfälle), könnte man einfach die Innenstädte für die Zeit autofrei gestalten.

Geschwindigkeitslimits helfen angesichts der Motivation der Amokfahrer nicht. In neueren Automodellen gibt es dagegen einen Geschwindigkeitswarner. Doch auch die sind überflüssig, denn sie warnen nur vor zu hoher Geschwindigkeit, drosseln diese aber nicht automatisch. Und in den meisten Autos auf Deutschlands Straßen sind nicht mal die eingebaut. Was wir stattdessen brauchen, sind Bremsmechanismen in jedem Auto.

Wir müssen über autofreie Städte reden

Sicherheit sollte in Anbetracht der gehäuften Anschläge oberste Priorität haben. Fuß­gän­ge­r:in­nen dürfen nicht in Angst auf dem Gehweg laufen, panisch, wenn ein:e Au­to­fah­re­r:in mal wieder zu schnell fährt.

Auch der Ausbau therapeutischer Hilfe wird jetzt gefordert, was richtig ist. Doch wir müssen auch über autofreie Städte reden. In Deutschland wird das schwer umzusetzen sein. Doch wenn uns die Sicherheit der Gesellschaft, der Pas­san­t:in­nen auf Gehwegen und Festen wichtig ist, braucht es Veränderungen.

Damit es keine nächste Amokfahrt gibt, die uns in Trauer versetzt und uns fragen lässt: Wie konnte so was passieren?

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schreibt für tazzwei / Medien, studiert Soziologie und Medienwissenschaft und interessiert sich für internationale Literatur, Filme & Popkultur.
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64 Kommentare

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  • Wenn PKW Türen sich nur noch mit dem Smartphone öffnen ließen, welches den Zugang zum Wagen / dem öffnen der Türen, erst nach einem vorherigen Check mit Hilfe einer App , nach Überprüfung des Erregungszustand / Blutdruck des Fahrers freischaltet ? 🙃

    • @Alex_der_Wunderer:

      Das könnte man dahingehend erweitern, dass die Polizei oder sonstige Behörden Zugriff erhalten und das Fahrzeug sperren können. Das wär doch toll. Wie in China. Man könnte da Fahrer sogar im Auto festsetzen.

      • @Encantado:

        ...ganz nach George Orwell ?

        • @Alex_der_Wunderer:

          Technisch deutlich fortgeschrittener. Im Geiste im Gleichschritt.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Na hoffentlich hört der Fahrer während der Fahrt dann keine Nachrichten 😜

      • @Tom Tailor:

        Während der Fahrt nur noch die steigenden Kurse der Rüstungsindustrie hören 😉

    • @Alex_der_Wunderer:

      Nachtrag - mit sogenannten Stimmungstracker - müsste doch funktionieren.

  • Ich vermisse ein markiges Statement von Friedrich Merz: „Ich weigere mich anzuerkennen, dass die Taten von Mannheim, München, Magdeburg und Trier die neue Normalität in Deutschland sein sollen. Das Maß ist voll. Wir stehen vor dem Scherbenhaufen einer seit Jahrzehnten fehlgeleiteten Autopolitik.“

  • Ich finde das genau richtig. Autos sind sehr gefährlich und ich finde es auch unter normalen Umständen sehr fragwürdig, dass sie zwischen FußgängerInnen und Wohnhäusern wo Kinder, SeniorInnen und Haustiere wohnen, herumfahren dürfen. Spätestens jetzt wo sie so gezielt als Waffe eingestzt wurden, sollte die Menschheit aufwachen und sich überlegen wessen Interessen über die von anderen Menschen gestellt werden und warum.



    Und jetzt von der marginalisierten Gruppe : "Flüchtlinge" zur ebenfalls marginalisierten Gruppe: "psychisch Kranke" zu wechseln finde ich sowas von daneben! Nein, nehmt den Männern ihre Waffen weg!

  • So sehr ich die Idee einer autofreien Innenstadt befürworten kann, so wenig sinnvoll halte ich die Begründung als Schutz vor Amokfahrten.



    Und was das Prinzip autofreie Innenstadt angeht:



    In dieser Diskussion geht es ausschließlich um das Einschränken des motorisierten Individualverkehrs - MIV.



    Niemand will der Polizei oder der Feuerwehr ihren fahrbaren Untersatz wegnehmen. Gleiches gilt für ÖVP, Handwerker, Lieferanten ect. Amoktaten wird es auch mit autofreien Städten weiterhin geben. Das Auto ist dafür nur Mittel zum Zweck und beliebig austauschbar.



    Ich halte es aber für bedenklich, die eine Diskussion mit einer weiteren zu vermengen.

    • @Arafna:

      Ist halt ein Beitrag aus der Sparte "Ich fordere das was ich sonst auch fordere, aber diesmal mit aktueller Begründung"

      Denn wenn man es ernst meinte mit dem Schutzargument dann dürfe es halt auch keine Ausnahmen für Lieferanten und Handwerker geben.

  • Und wieder werden, ausgerechnet in der taz, psychisch Kranke stigmatisiert.



    Werte Autorin, die überwältigende Mehrheit der psychisch Kranken ist wie die überwältigende Mehrheit der psychisch Gesunden nicht gewalttätig.



    Die Erklärung ist viel simpler: der Täter von Mannheim ist schlicht ein Arxxxxxch, jemand, der sich für Gewalt gegen Unschuldige entschieden hat, um sein Mütchen zu kühlen, statt sich seinen Problemen zu stellen.



    Und die Antwort ist gleichzeitig komplizierter: Solche Taten docken an an toxische Männlichkeitsbilder (Stichwort einsamer Rächer), eine Kultur der Gewalt in Unterhaltungsmedien, an sich ausbreitende entmenschlichende Diskurse und, da hat die Autorin durchaus recht, an die tödlichen Potenziale der asozialen Maschine Auto.



    Wohlgemerkt, all diese Andockpunkte sind Teil unserer vermeintlich "normalen" Gesellschaft, an der psychisch Gesunde und psychisch Kranke gleichermaßen teilhaben. Vielleicht sind also letztere doch gar nicht das Problem...

  • Was bitte sollen diese "Schutzkonzepte"? Nur ein Beispiel: Durch die Fußgängerzone in Kassel fährt zweispurig die Straßenbahn. Da wird es niemals "Poller" zur Sicherung geben. Wir werden uns an psychisch Kranke und Radikale, die Autos als Waffe verwenden einfach gewöhnen müssen. Die 4 bis 5 Toten pro Tag durch "normale" Verkehrunfälle regen doch auch niemanden auf.

    • @Semon:

      Doch. Die Angehörigen der 4 bis 5 Toten pro Tag.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Gibt es jeden Tag dazu entsprechend zahlreiche Artikel, die deshalb Schutz durch Abschaffung von Autos fordern? Nein, gibt es nicht.



        Was es gibt ist eine seit Jahrzehnten an vielen Stellschrauben drehende Politik, die Zahl und schwere der Verletzungen und Todesopfer zu reduzieren. Das dauert, und verhindert nicht alles. Brachte aber in den letzten 50 Jahren eine Senkung um 85% von über 20.000 auf weniger als 3000.

    • @Semon:

      Die Poller gibt es auch in versenkbar: Straba kommt, Poller fährt runter, Straba fährt durch, Poller wieder hoch.



      Und komme mir keiner mit "zu teuer" ! Deutsche Städte geben Hunderttausende von € für "Obdachlosenfeindliche Architektur" aus - ist also genug Geld da.

      • @Schytomyr Shiba:

        Es geht da nicht um Kosten. Das ist keine Grundstückszufahrt, mit einem Verkehrsaufkommen von zwei Dutzend Fahrzeugen pro Tag. Im Fall Mannheim sprechen wir von 4 Straba-Linien an der fraglichen Stelle und 5 Straba- plus 2 Buslinien an einer anderen Zufahrt. Das sind 400 bis 600 Öffnungsvorgänge pro Tag - da geht die Verfügbarkeit solcher Anlagen in die Knie. Und 80% Verfügbarkeit in Summe für 8 Anlagen (4 Zufahrten à 2 Spuren) bedeuten pro Woche einen Tag ÖPNV-Chaos (ZUSÄTZLICH - ist ja nicht so, als ob der ÖPNV in MA/LU/HD nach Lehrbuch funktioniert).

        Und da reden wir noch nicht über die Lieferfahrer mit Sprinter, die hinter der Strab herfahren und mit dem sich hebenden Poller kollidieren (Unter Beschädigung von Poller und/oder Fahrzeug)...

  • Die Motorleistung von PKWs muss auf sechs KW begrenzt werden, dann ist das Problem gelöst.

    • @Erfahrungssammler:

      Sechs kW reichen für 50 km/h bei 2 Tonnen Leergewicht. Das reicht. Um einem am Boden Liegenden an den Kopf zu treten, als Gruppe gegen einen, braucht man gar keine Waffe. Soziale Probleme löst man nicht mit technischen Mitteln.

      • @Axel Berger:

        Ich habe damit ja auch nicht erwartet, das sich etwas verbessert, also ähnlich wie bei den 6 cm-Messerklingen.

        Aber mit irgendwas müssen sie doch Reaktionen vorgaukeln...

  • "Autofreie Zonen ... ganz ohne Betonpoller oder bedrückende Polizeipräsenz."



    Also, ich kann mich irren, aber soweit ich weiß ist das Umfahren von Menschen mit dem Auto verboten.



    Jetzt Autos zu verbieten, hätte vermutlich denselben Effekt...



    Der nächste Schritt ist dann, Menschen in der Öffentlichkeit zu verbieten?

    • @Encantado:

      es geht nicht darum, Autos zu verbieten, sondern darum, autofreie Zonen zu schaffen. Gab es schonmal in den 1980er Jahren und hieß "Fußgängerzone". War ein ziemlicher Erfolg, die runtergekommenen Innenstädte wurden zu beliebten Ausflugszielen - bis genügend Lobbygruppen relativ sinnfreie Ausnahmen rausgehandelt hatten, so dass diese doch wieder recht rege von KFZ befahren wurden.

      • @Christoph Hammann-Kloss:

        "es geht nicht darum, Autos zu verbieten, sondern darum, autofreie Zonen zu schaffen."



        Sprich, in bestimmten Zonen Autos zu verbieten.

    • @Encantado:

      Deswegen Onlineshopping. Dann braucht es auch keine Geschäfte in der Innenstadt.

  • Der Aufschrei der Foristen zeigt: Wenn es um den Festisch "Auto" geht, wird es psychosexuell.



    Da reicht schon ein Artikel wie dieser, der - seien wir doch mal ehrlich - vergleichsweise rationale Forderungen und Fragen stellt, verglichen mit dem besinnungslosen Geschrei nach "Messerattentaten" .



    Das Auto ist in Deutschland immer noch Fetisch und Heiligtum, Persönlichkeitsprothese und Droge der Scheinfreiheit - da ist "Out of the Box" - Denken selbst in einem "progressiven Medium" wie der Taz nicht möglich, ohne dass sofort die Zeloten der Brummbrummgesellschaft die Fackeln und Mistgabeln rausholen.



    Und nun steinigt mich.

    • @Schytomyr Shiba:

      Nein, ich möchte Sie überhaupt nicht steinigen. Das Auto ist ein teurer platzraubender Käfig. Persönlichkeitsprothese trifft es sehr gut.



      Der praktische Nutzen steht in keinem ausgewogenen Verhältnis zum Schaden an Sicherheit und Freiheit.

      • @aujau:

        "Der praktische Nutzen steht in keinem ausgewogenen Verhältnis zum Schaden an Sicherheit und Freiheit."

        Genau das sehe ich (und wahrscheinlich viele andere auch) ganz anders. Ohne Auto hätte ich weniger Freiheit. Ich könnte weniger unternehmen, weniger erleben, ich müsste weit mehr Lebenszeit für Einkauf etc. aufwenden, ich könnte meine Verwandtschaft wenig besuchen und wäre insgesamt deutlich fremdbestimmter.

        Und das schlimmste von allen : müsste ich mich nur mit ÖPNV bewegen, würde ich mich deutlich weniger sicher fühlen. Je älter ich werde, desto mehr stören mich Uringestank, Nazis und Kriminelle in Bus und Bahn. Damit wie was Frauen erleben, möchte ich gar nicht erst anfangen.

        • @Chris McZott:

          Ich habe vor 20 Jahren meine Autos verkauft, Ich hatte zwei, Ich kann versichern, mein Leben hat sich seitdem radikal verändert, doch nicht so, wie du annimmst.



          Das Auto empfinde ich rückblickend als Klotz am Bein. Die Freiheit, die davon ausgehen soll, ist eine Fata Morgana. Ich erledige sämtliche Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Gesundheitlich bin ich viel besser aufgestellt, als meine autofahrenden Nachbarn. Finanziell auch. Das viele Geld, was ich früher in Autos gesteckt habe, geht jetzt für andere, viel lebenswertere Vorhaben drauf. Man kann zum Beispiel jedes Jahr zusätzlich verreisen, wenn man kein Auto hat.



          Freunde und Verwandte besuche ich mit der Bahn. Ja, die Bahn ist nervig unpünktlich. Nur mit dem Auto bin ich auch nie pünktlich angekommen. Irgendwas war doch immer. Ein Unterschied: Wenn sich die Bahn verspätet, krieg ich mein Geld zurück.



          ÖVP: Tja. ich wohne seit Jahren nicht mehr in der Innenstadt von Berlin, sondern bin weit rausgezogen, in den Speckgürtel. Hier hab ich im Bus meine Ruhe. Klar, die Wege hier sind länger... doch ich nehme es sportlich, gerade weil auch ich jetzt in die Jahre komme.



          Für Einkäufe brauche ich übrigens auch kein Auto.

          • @Arafna:

            Sie schließen von sich auf andere. Darf ich fragen in welchem Alter sie das Auto abgeschafft haben?

            Es gibt Lebensstile (Berlin sagt schon alles) da geht das auch gut ohne Auto. Als Student habe ich auch kein Auto gebraucht oder vermisst. In der Millionenstadt ist ein Auto anstrengend wenn man keinen festen Stellplatz hat und ständig im Stau steht. Und in der 50 m^2 qm Rentnerwohnung entstehen natürlich wenig tägliche Bedarfe.

            Aber was würden die Berliner sagen, wenn auf einmal 5 Mio. Menschen mehr dort wohnen müssen, weil ohne Auto das Leben auf dem Land/in Kleinstädten schwer möglich ist? Wenn man z.B. am Wochenende nichts mehr unternehmen kann. Das Leben kommt nicht mit dem Lieferdienst und das Land besteht nicht nur aus Metropolen.

            Mit meinen Kindern wäre ein Leben nur mit ÖPNV die Hölle. Alleine die Lebenszeitvergeudung. Für 100km zu den Großeltern brauche ich gemütliche 1h mit dem Auto oder alternativ 3h mit Stress und unflexibler Schlepperei mit Bus und Bahn.

            Was nützen mir im Jahr ein oder zwei Urlaube mehr, wenn ich im Alltag (die anderen 300+ Tage im Jahr) keine Hobbys oder soziales Leben haben darf, weil ich keine Zeit oder die Möglichkeit habe diese zu erreichen?

  • Wunder Punkt. Allein letztes Wochenende gab es Dutzende Verletzte und Tote durch ganz alltägliche Verkehrsunfälle. Es wird hingenommen. Geopfert der persönlichen Freiheit und Bequemlichkeit.



    Autofreie Innenstädte würden das Leben von Millionen Menschen verbessern und vor Atemwegserkrankungen schützen.



    Nur Irrationalität steht dem entgegen. Hätte es Mannheim verhindert? Vermutlich nicht. Trotzdem sinnvoll.

  • Das halte ich für wenig praktikabel.



    Wer so "plant" berücksichtigt schon mal nicht Diejenigen, die nicht (mehr) gut zu Fuß sind.



    Versenkbare Poller, zu Lieferzeiten, sind eine existierende Option.



    Es gibt auch Menschen, die in der Innenstadt leben. Wie dürfen die Ihren Großeinkauf, Umzug, das neue Sofa organisieren?



    Der Online Handel verändert unsere Städte bereits.



    Nach Messerattacken ist deutlich geworden, dass Terror mit kleinsten Mitteln möglich ist.



    Wir sollten Sicherheit planen. Aber es muss auch klar sein, dass es für Gewaltbereitschaft immer einen Weg geben wird. Illusionen helfen uns da nicht weiter.



    Die Opfer der Anschläge und ihre Angehörigen sind zu bemitleiden.



    Phantomdiskussionen sind aber wenig zielorientiert.



    Ich habe z.B. nichts gegen Überwachung an öffentlichen Plätzen.

  • Bitte Unfälle von Angriffen unterscheiden.



    Die Innenstädte sollten nicht von den Außenstädten getrennt werden.



    Am besten werden die Pkws durch Sammeltaxis ersetzt. Also elektrische 7- oder 9sitzer mit Gepäckraum und diese werden öffentlich-rechtlich organisiert und finanziert nach Gebühren. Das Geld was Menschen bisher für Autos ausgeben.



    Das ist aber ein anderes Thema als Terrorismus.



    Wenn Sie mehr über den Täter und seine Vernetzung im Ring Bund erfahren wollen, lesen Sie hier weiter:



    exif-recherche.org/?p=12670

  • Das Auto an sich - in seiner jetzigen überall präsenten Ausprägung- ist ja schon ein Anschlag auf den Menschen.



    Alle 8h wird jemand darin oder damit getötet, an den Folgen von Lärm und Abgasgiften sterben in D tausende weitere jedes Jahr.

    Wäre schön, wenn dagegen mal etwas getan würde.

    Aber wie sagt man: was dem Ami seine Knarre ist, ist dem Deutschen sein Auto…

    • @Marc Aber:

      Als ob Autos nur in Deutschland beliebt wären. Die moderne Zivilisation hat halt ihren Preis. Und offenbar gibt es einen globalen Konsens, diesen zu bezahlen.

  • Man hat ja schon eine Menge dummes Zeug in der taz lesen können. Dies hier ist dermaßen von der Sorte links-grünes Standard-Gesabbel, dass es eigentlich der Erwiderung kaum wert ist.

    Klar, keine Autos, keine Amok-Fahrten, ganz einfach. Wenn's mit Autos und Lastwagen nicht mehr geht, dann probiert es mal einer mit einem Linienbus. Oder mit einem PKW auf Wegen, die eigentlich dem ÖPNV vorbehalten sind. Oder durch einen Rettungsweg, wie in Magdeburg.

    Und dann kommen Sie und wollen uns die "autofreie Innenstadt" verkaufen?

    Dann gibt es keine Anschläge mehr?

    Alles wird gut?

    • @Achim Dräger:

      der Artikel ist ein sinnvoller Denkanstoß als Reaktion auf das rechts-blaue Gesabbel über Messerverbote vor einigen Monaten.



      Natürlich würde eine größere Hürde die Täter behindern - genauso, wie ein höheres Geländer an Brücken die Suizidraten senkt.



      In der Tat werden viele Menschen ungewollt mit dem KFZ zu Tätern, da sie sich falsch einschätzen oder unaufmerksam sind.

      • @Christoph Hammann-Kloss:

        Das "Messerverbotsgesabbel" kam nicht von den Blauen, sondern von Frau Faeser, die eben damit den Blauen eine "lustige" Diskussionsgrundlage und der Polizei in bestimmten Bereichen weitreichende Möglichkeiten zu anlasslose Kontrollen brachte und den §42a noch schwammige gemacht hat.

  • Wie heißt es doch nach jedem Attentat "Wir wollen unsere Lebenweise nicht einschränken lassen". Wenn sich demnächst Attentäter auf Konzerten selbst in die Luft sprengen verbieten wir einfach Konzerte?

    • @Martin Sauer:

      So ein Quatsch - Konzerte sind doch meistens Monate im Voraus ausverkauft.



      Wenn es sich um kranke Täter handelt, agieren die doch wohl eher spontan.

  • Und die Attentäter werden dann am Schild "Autofreie Zone " stehen bleiben und ihren Plan aufgeben. Ale Innenstädte mit Pollern absperren ist so gut wie unmöglich. Da müssen Busse rein, Taxifahrer, Lieferanten, Gehbinderte die zum Arzt wollen.

    Der Weihnachtsmarkt von Magdeburg war auch bis auf Ausnahmen eine "Autobefreite Zone."

  • "und in Mannheim war die Straße nicht durch Absperrungen gesichert. Fußgängerzonen, wie die in Mannheim, können einfach mit dem Auto befahren werden."

    Das könnte vielleicht - aber wirklich nur vielleicht - etwas damit zu tun haben, dass man die Innenstadt eines Oberzentrums wie Mannheim auch mit den ÖPNV erschließen will - die Straßenbahnschienen, entlang denen der Täter gefahren ist, waren auf eigentlich allen Bildern zu sehen...

    • @FriedrichHecker:

      schauen sie in andere Länder, wo ÖPNV und Absperrungen sich nicht widersprechen

  • Skurriler Artikel.

  • Ist das Satire?

    Ich bin ebenfalls für mehr autofreie Städte, aber dies mit Anschlägen zu begründen, ist völlig absurd.

    • @Benzo:

      Das sind die Waffen der Rechten, die hier verwendet werden - bei deren Wahlerfolg nicht ganz unbegründet: Bedenken Sie einfach die Diskussionen über Messerverbote vor einigen Monaten - die Begründung war die Gleiche.

    • @Benzo:

      Stimmt.

  • Wenn wir jetzt große autofreie Bereiche in Städten haben, wie werden die denn dann für Nichtfußgänger erschlossen? Nicht jeder kann große Strecken zu Fuß zurücklegen also kommen dann Radler und Rollis mit und ohne E-Antrieb hinzu, da ist das Schädigungspotential bei Mißbrauch überschaubar. Kommen dann Busse und Tram dazu, könnten diese ja auch missbraucht werden.



    Wir werden immer mit gewissen Gefahren leben müssen.

    • @Axel Schäfer:

      waren Sie schon einmal in einer Stadt? Dort gibt es meist irgendwo autofreie Bereiche, die trotzdem von anderen Verkehrsteilnehmern befahren werden können

  • Das reicht natürlich nicht!



    Wir brauchen menschenleere Innenstädte !

    Warum überhaupt persönlich in den Stadt fahren ?



    Ok, schnell mal ins Auto gesetzt und ruckzuck erledigt.



    Nee, das war mal. Also warum in die Stadt fahren ?

    Im Internet gilbt es alles und so gut, wie der ÖPNV funktioniert, ist die Ware schneller aus dem Internet bei mir als der Bus.

    Also eigendlich ... brauchen wir gar keine Innenstädte mehr.

  • In Waffenverbotszonen gibt es Ausnahmeregelungen, so ist das Mitführen eines Messers für ein Picknick oder ein Barbeque gestattet.

    Übertragen auf die "Autoverbotszone" bedeutet dies, dass Führen des Fahrzeuges für den bestimmungsgemäßen Gebrauch weiter gestattet bleibt.

    Aber ja, in den Fällen des Gebrauches als Waffe sollte das Auto aus den Städten verbannt werden.

  • Vielleicht braucht es mehr große, öffentliche Hinweistafeln mit Angabe einer Notfallnummer zum sofortigem kontaktieren einer seelischen Hilfeeinrichtung für psychologische Hilfestellung, für überreagierende/ überforderte Mitmenschen. Am besten Mehrsprachig und plakativ Wir müssen da unbedingt prophylaktisch, professionell etwas unternehmen. Hier MUSS unser Staat echt umgehend aktiv werden.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Ein psychisch Kranker der Mordphantasien hat muss sich nur bei seine (Haus) Arzt, in einem Krankenhaus, oder bei der Polizei melden. Da braucht man keine große Tafeln für.

      • @Martin Sauer:

        Nun ja, Menschen in einer Ausnahmesituation handeln ja selten rational - eher irrational und wenn dann unterwegs so eine Hinweistafel auftaucht - macht es vielleicht - Klick - es gibt noch eine andere Lösung. War so mein Gedanke zu dieser äußerst schwierigen Thematik.

  • Ja, es muss einiges an unserem Umfeld geändert bzw. verbessert werden.



    Einerseits ist da die soziale Komponente, zu der ja die notwendige psychologische Hilfe für Bedürftige gehört. Das kommt immer noch viel zu kurz.



    Andererseits ist es auch die vorhandene Infrastruktur. Die ist noch viel zu sehr auf den motorisierten Individualverkehr ausgerichtet. Deswegen haben wir uns auch angewöhnt, täglich weite Wege zurückzulegen. Deswegen müssen viele Menschen für die tägliche Arbeit diese weiten Wege auch in Kauf nehmen. Deswegen sind Gewerbegebiete auch oft weit entfernt von Wohngebieten, mit der oft einzigen Option, diese mit dem eigenen motorisierten fahrbahren Untersatz erreichen zu können, zumindest in einer vertretbaren Zeit.



    Und nun? Autofreie Städte werden aus meiner Sicht übrigens nicht funktionieren. Es wird immer nötig sein, mit motorisierten Gefährten auch in Wohngebieten unterwegs zu sein, schon alleine, wenn größere Dinge zu transportieren sind, z.B. von Handwerkern, bei Umzügen, bei medizinischen Notfällen, bei Bränden, etc.



    Das größte Problem für mich ist, dass das Auto immer noch einen zu hohen Stellenwert in der Gesellschaft besitzt, und oft genug ein Statussymbol ist.

  • Autofreie Innenstädte wegen der Amokfahrten kann man fordern. Ändern würde sich für psychisch Erkrankte oder andere die so etwas vor haben, nicht viel. Es gibt immer einen Bahnhofsvorplatz, eine Bushaltestelle, eine Schule ausserhalb der autofreien Zone. Und wenn müsste die natürlich wohl abgesichert sein, ein Verbot alleine nützt nicht.



    Das Phänomen ist leider in der letzten Jahren aufgekommen, es ist mit LKW gestartet und nach SUVs nun Kleinwagen. Eigentlich bleibt nur die Hoffnung, dass es bald auch wieder abnimmt.

    • @fly:

      Nach einem Bundesligafußballspiel sind Zb. in Dortmund zigtausende gleichzeitig auf der Strasse. Und autofreie Bundesligaspiele bei jeweils 80000 Besuchern im Westfalenstadion ist wohl kaum möglich. So viel Busse und Bahnen haben die Stadtwerke nicht. Dazu kommen dann noch Samstags bei schönen Wetter die Menschen die in die Innennstadt fahren. Und der DB Regionalverkehr steht im Ruhrgebiet zwei mal täglich vor dem Kollaps.

      • @Martin Sauer:

        das Dreisamstadion in Freiburg hatte quasi keine Parkplätze. Zwar gab es dann immer viele "Wildparker", aber der Großteil der Besucher kam mit ÖPNV und Fahrrad. Ist eine Frage der Organisation und des Lebensstils, nicht der Unmöglichkeit

  • Ein sehr vernünftiger Vorschlag. Manchmal stelle ich mir vor wie unsere Nachfahren in 200 Jahren wohl auf uns zurückblicken werden. "Waaas! Die sind einfach so völlig ungesichert mit diesen tonnenschweren Fahrzeugen kreuz und quer durch die Gegend gefahren? Da sind Menschen gestorben? Das gibts doch gar nicht!"

    • @Christian Steingässer:

      Na klar. Die haben damals auch die Messer abgeschafft und das Brot durchgebrochen.

      • @Achim Dräger:

        Nicht nur das, es wird in der Zukunft auch nur noch Kürbiskuchen mit ganzen Früchten geben.



        Scherz beiseite, ich befürchte eher, in 200 Jahren wird es niemanden geben, der zurückblicken kann.

  • Wofür man doch alles so eine Tat instrumentalisieren kann.

    "Also nehmt den Tätern endlich ihre Waffen weg."

    Das Übermaßverbot ist eine Errungenschaft des demokratischen Rechtsstaates.

    Das mildere Mittel gegenüber dem Komplettverbot wäre ein Verbot für psychisch Kranke und Islamisten, Autos zu führen.

    Die AfD wird jubeln bei dem Vorschlag.

    Nimmt man noch die Rechtsextremisten mit rein, könnte auch die Linke glücklich sein.

    Ein Kompromiss in Hufeisenform.

    Instrumentalisierungen erschließen manchmal ungeahnte Möglichkeiten.

  • Sinnfreie Forderung



    Oder wollen sie Taxis, Krankenwägen, DHL, Hermes, etc. auch für die Innenstädte verbieten, weil ein Täter sich ja so ein "Auto" aneignen könnte.



    Oder wollen sie allen Ernstes alle Menschen die in der Innenstadt leben von Taxis, Rettungs-. und Lieferdiensten abschneiden?



    Morgen verbieten wir dann Benzin und Spiritus, ist ja auch tödlich und er Hand eines Irren, dann Gartenhacke und Heckenschere. Wer töten will, wird immer eine "Waffe" finden, und Verbote sind ihm total egal.

    • @Hans Dampf:

      es gibt bereits autofreie Zonen, die nennen sich "Fußgängerzonen".



      In einigen Städten wid in diesen bereits die Anlieferung auf Zeiten beschränkt, in denen sonst keine Passanten unterwegs sind.



      Tagsüber gibt es durchaus so hochtechnologische Lösungen wie "Lastenräder", um weiterhin Lieferungen durchzuführen. Rettungswägen können doch weiterhin fahren, die Zugänge wird es weiterhin geben.



      Und ja, größere Hürden verringern das Risiko von solchen Taten.

    • @Hans Dampf:

      völlig korrekt!

      In dieser "Logik" des Artikels wäre es am besten auch auch zu fordern, dass man in Innenstädten (oder am besten überall) nur mit angelegten Handschellen und Fussfesseln unterwegs sein darf, denn auch die Hände oder Füsse können ja als tödliche Waffe eingesetzt werden...