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Abschaffung der FamilienreservierungWie kriegt die Bahn das bloß immer hin?

Die DB hat sich selbst ein Aufregerthema ins Nest gelegt: Seit Sonntag zahlen Familien mehr für reservierte Sitzplätze. Was reisende Eltern dazu sagen.

„Bitte alle einsteigen“? Für viele Familien fühlt sich Bahnfahren gerade nicht so an Foto: Tina Eichner

Berlin taz | Vor einer der gläsernen Aufzugröhren im Untergeschoss des Berliner Hauptbahnhofs wartet an diesem Sonntag ein Vater, er deutet auf seine zwei Kleinkinder: „Die kann ich nicht einfach im nächsten Waggon parken“, sagt er, während sein Sohn sich den Träger seines Koalarucksacks in den Mund stopft. „Wir sind darauf angewiesen, zusammenzusitzen.“

Für die Sicherheit, zusammensitzen zu können, müssen Familien ab sofort deutlich mehr zahlen. Mit dem Fahrplanwechsel am 15. Juni hat die Deutsche Bahn die sogenannte Familienreservierung abgeschafft. Bisher konnten Familien mit bis zu fünf Personen für 10,40 Euro Plätze reservieren. Jetzt kostet der sichere Platz für jedes einzelne Kind 5,50 Euro. Eine vierköpfige Familie zahlt also 22 Euro für Sitzplätze statt wie bisher 10,40 Euro. 44 Euro sind das für Hin- und Rückweg – losgefahren ist man für das Geld noch nicht.

Vor der Eingangshalle des Bahnhofs schreit ein Amateurmusiker in sein Mikrofon, während am Himmel die Sonne brennt. Um 11 Uhr sind es bereits beinahe 30 Grad, die Fahrgäste eilen ins Innere. Flixtrain plakatiert auf einem Banner: „Janz entspannt reisen mit garantiertem Sitzplatz.“ Beim Deutsche-Bahn-Konkurrenten ist die Reservierung fest ins Ticket eingepreist, ohne irgendwelche Rabatte.

Haben die Menschen hier von den Änderungen bei den Familienreservierungen gehört? Eine Gruppe Frauen antwortet mit ratlosen Blicken. „Wo ist die Spree?“, fragen sie stattdessen, sie wollen das Mädelswochenende noch ausklingen lassen. Ein Vater hockt mit seiner Tochter auf dem am Boden liegenden Koffer, von den Änderungen habe er nichts mitbekommen. „Wir nehmen lieber das Auto“, sagt er und guckt, als würde er die Entscheidung, seine Tochter diesmal mit der Bahn vom Sportevent abgeholt zu haben, schon bereuen, ehe er in den Zug gestiegen ist.

Der nächste Mann mit Kind an der Hand winkt gleich ab, als er von den Preisänderungen hört. Bahn fahren mit der Familie? „Ganz ehrlich, den Stress würde ich mir nicht antun“, sagt er und zeigt auf die ältere Frau vor sich. „Ich bringe nur meine Tante zur Bahn.“ Man bekommt den Eindruck, der Bahnhof ist voller Leute, die gar nicht hier sein wollen.

Meine beiden kleinen Kinder kann ich nicht einfach im nächsten Waggon parken

Ein Vater am 15. Juni am Berliner Hauptbahnhof

Eigentlich will die Deutsche Bahn attraktiver werden, neue Fahrgäste gewinnen. Die Auslastung in den ICEs und ICs lag in den ersten vier Monaten des Jahres bei 44 Prozent. Angestrebt sind 50 Prozent. Der Konzern wirbt deshalb mit Rabattaktionen für Jung, Alt oder Geschäftsreisende um neue Kunden. In den letzten Jahren wurde die Bahn immer wieder gezielt als familienfreundliches Verkehrsmittel angepriesen. Auf einem Plakat schmusen Mutter und Tochter innig im ICE. „Diese Zeit gehört Dir“, lautet der Slogan. Auf einem anderen starrt ein Junge aus dem Fenster. „‚Ah!‘ und ‚Oh!‘ statt ‚Wann sind wir ’n da?‘“, verspricht die Bahn. Schlecht, wenn Familien sich jetzt überlegen, lieber das Auto zu nehmen, weil Zugfahren teurer ist als die Tankfüllung.

Der Vater am Aufzug des Berliner Hauptbahnhofs fährt mit seinen zwei Kindern zurück nach Hamburg. Er sagt, die ständigen Preissteigerungen auch bei den Tickets könne sich der Konzern nur leisten, weil es keine wirkliche Konkurrenz gebe. „Im Endeffekt ist das mit den Sitzplätzen eine Preiserhöhung für Familien.“ Macht ihn das wütend? Schulterzucken, seine Erwartungen an die Deutsche Bahn seien eh gering.

Bei der Familie aus Saarbrücken auf Gleis 5 ist das ähnlich. Sie sitzen noch nicht im Zug, aber machen sich schon Sorgen, dass sie den Anschluss in Mannheim verpassen. „Das ist ein Nadelöhr, wenn da was passiert, läuft im Süden nichts mehr“, sagt der Vater. Beruflich sei er viel mit der Bahn unterwegs, aber mit der Familie nehme er lieber das Auto. An diesem Wochenende sind sie für ein Kinderkonzert mit der Bahn quer durchs Land gefahren. Dikka, ein rappendes Nashorn, ist in Berlin aufgetreten. Mit den neuen Sitzplatzpreisen werden sie jedes Mal abwägen, welches Verkehrsmittel günstiger ist, Bahn oder Auto, sagt er.

Die Deutsche Bahn teilt mit, dass sie ihre Angebote angesichts der angespannten Lage wirtschaftlich tragbar gestalten müsse. Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren sollen in Begleitung ihrer Eltern weiterhin kostenlos fahren dürfen – aber eben nicht mehr kostenlos sitzen. Fünf Prozent der Gäste im Fernverkehr hätten die Familienreservierung bislang genutzt. Davon seien ein großer Teil Erwachsene, die ohnehin nur mit einem Kind reisen würden. Für sie ändere sich rechnerisch nichts. Laut Bahn treffen die Änderungen also nur eine kleine Gruppe der Reisenden. Kann die Bahn mit der Abschaffung der Familienreservierung dann überhaupt ihre leeren Kassen auffüllen? Oder haut sie sich mit dieser Sparmaßnahme nur eine weitere Delle in ihr miserables Image?

wochentaz

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Familie Manka auf Gleis 5 hat heute Morgen zum ersten Mal den neuen Sitzplatztarif bezahlt. Wie fühlt sich das an? Herr Manka streckt den Daumen in die Luft: „Finden wir super!“ – Er versucht es mit Ironie. Sie seien wegen der Sportwettkämpfe der drei Töchter oft mit der Bahn unterwegs. Auch an diesem Wochenende haben sie ihre älteste Tochter beim Schwimmen in Berlin angefeuert. Fahren sie dann bald mit dem Auto durchs Land? Vater Manka schüttelt den Kopf. Vier Stunden Fahrzeit statt sechs Stunden mit dem Auto. „Da ist die Bahn unschlagbar.“ – „Aber auf dem Hinweg hatten wir eine Verspätung“, erinnert ihn seine Frau.

Die Bundesregierung reagierte empört auf die Streichung der Familienreservierungen. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) nannte die Entscheidung gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland ein „falsches Signal“, gerade in der Haupturlaubszeit und während viel getan werde, um das Bahnfahren attraktiver zu machen. Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) sagte der Funke Mediengruppe: „Da ist die Bahn völlig falsch abgebogen.“ Für die Umwelt sei es wichtig, dass Bahnfahren attraktiv sei. Er forderte die Bahn auf, den Schritt noch mal zu überdenken.

Auf Gleis 5 kommt Unruhe auf, die Sitzplatzreservierungen wurden für den gesamten Zug aufgehoben. Doch die Mankas sind eingespielt. Frau Manka sagt, dass sie sich das Geld zurückholt. Die Tochter klemmt sich ihre Tasche unter den Arm und gibt den Koffer ihrer Mutter, um vorzupreschen, sobald der Zug einfährt und Plätze für ihre Familie zu sichern.

Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland hat gegen die Streichung der Familienreservierung eine Petition gestartet. Die höheren Kosten könnten Familien abschrecken, für die nächste Reise die klimaschonende Bahn zu nehmen. Gerade Familien mit wenig Einkommen träfen die Änderungen besonders hart, heißt es darin. Bis Mittwoch hatten bereits über 100.000 Menschen die Petition unterzeichnet.

Dann wird ein spontaner Gleiswechsel angekündigt. Eltern mit Kindern, vorne umgebunden, hinten drangeschnallt, an Händen festgehalten, stürzen die Rolltreppen hoch, Richtung Gleis 7. Ihnen bleiben vier Minuten bis der Zug abfahren soll.

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30 Kommentare

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  • Ich habe den Eindruck, dass unter den sich ohnehin ständig beklagenden Deutschen die deutschen Eltern die sind, die am lautesten jammern.

    Sollen wir künftig abends um sechs auf die Balkone gehen und klatschen?

    Thank you for your service, German parents!

  • Viel sinnvoller wäre, die Gültigkeit von auf diesem Weg bisher vergünstigten Tickets mit Reservierung an die Anwesenheit aller gebuchten Personen zu koppeln. Dann würden die Idioten, die die Plätze so einfach gratis blockiert haben, wirksam daran gehindert. So zahlen die einfach die paar Euro und blockieren weiter und die Familien bekommen diese Plätze weiter nur schwer und müssen dann auch noch mehr zahlen, wenn es klappt.

  • Wahrscheinlich möchte die DB durch die Gebühren verhindern, zuviele Fahrgäste in der Urlaubszeit bedienen zu müssen.



    Es würde noch offensichtlicher werden, wie schlecht und ungenügend die DB strukturiert ist und schon in normalen Zeiten, Urlaubsfreienzeiten nicht über ausreichende Sitzplatz Kapazitäten verfügt.

  • Die DB arbeitet zielstrebig daran, im Kundenranking die hintersten Plätze nicht zu verlassen und ihre Vetachtung der Fahrgäste immer wieder zu demonstrieren. Dazu gehört, dass sie aus ihrer Minderleistung, nicht jedem Fahrgast einen Sitzplatz anbieten zu können, auch noch Profit schlägt: eine Reservierung kostet die DB nicht mehr als 40 Ct.

  • Ich bin ehrlich, ich verstehe die Aufregung nicht. Es geht bei einer vierköpfigen Familie um rund 24 € Mehrkosten für zwei Fahrten. Die Argumentation hinsichtlich einer Ungerechtigkeit oder dass Familien sich nun den Urlaub nicht mehr leisten können, klingt wie an den Haaren herbeigezogen. Komplett lächerlich wirds, wenn behauptet wird, diese 24 € würde Familien dazu bewegen, ins Auto umzusteigen. Im Rahmen eines Urlaubs mit einer vierköpfigen Familie sind 24 € Mehrkosten auf den Gesamtbedarf an Finanzen völlig irrelevant. Egal ob man mit dem Auto fährt oder der Bahn.

    • @Bonze:

      Ich finde, es greift zu kurz, die Diskussion allein auf die 24 € Mehrkosten pro Urlaubsfahrt zu reduzieren. Es geht hier nicht nur um den Betrag an sich, sondern um das Signal, das damit gesendet wird.

      Viele Familien nutzen die Bahn nicht, weil sie besonders schnell oder zuverlässig wäre – im Gegenteil: Wer regelmäßig mit Kindern und Gepäck unterwegs ist, kennt die Herausforderungen mit Verspätungen, Ausfällen oder vollen Zügen nur zu gut. Und trotzdem entscheidet man sich bewusst für die Bahn, weil man einen Beitrag zum Klimaschutz leisten will und den öffentlichen Verkehr für das gesellschaftlich sinnvollere Verkehrsmittel hält.

      Wenn man dann aber mit Preiserhöhungen „belohnt“ wird, während Qualität und Verlässlichkeit nicht mitziehen, fühlt sich das für viele wie ein Tritt gegen das Engagement an. Und ja, wenn eine Familie bei steigenden Lebenshaltungskosten ohnehin jeden Euro zweimal umdrehen muss – sei es wegen einer Miete von 2000 € oder eines stagnierenden Durchschnittseinkommens – dann können 50 € im Monat für Mobilität sehr wohl den Unterschied machen.

      Es geht also nicht nur um den Preis – sondern auch um Wertschätzung, Gerechtigkeit und politische Weichenstellungen.

      • @Benjamin Mertens:

        Können Rentner gratis einen Sitzplatz reservieren?



        Nein?



        Was ist das nur für ein Signal! Und so viele alte Frauen müssen doch jeden Euro zweimal umdrehen, und überhaupt… und was ist mit Azubis? Überhaupt jungen Menschen - da sind sie nun die Zukunft Deutschlands, verdienen nicht viel, und was ist der Dank? Nicht mal eine kostenlose Reservierung bietet man ihnen an!

        Man hat manchmal das Gefühl, in Deutschland stehe grundsätzlich jede Familie vor dem Abgrund und würde in ganz prekären Verhältnissen leben. Das ist aber nicht so.

        Ansonsten: machen wir es doch einfach so ganz supergerecht. Jeder Bahnreisende muss bei Buchung seine Vermögens- und Einkommensverhältnisse offenlegen. Dann wird danach ein individueller Preis berechnet.

        Sind dann endlich alle zufrieden? Allein schon, dass dann endlich nicht mehr jedes urbane Mittelschichtselternpaar so tun kann, als opfere es für die Gesellschaft allen Wohlstand und habe für seine Kinder immerwährenden Dank verdient, wäre den Aufwand wert.

      • @Benjamin Mertens:

        Es geit nur um den Preis. Der jetzt der ist, den alle zahlen. Woher kommt der Anspruch, dass eine Familie weniger zahlen soll als eine Reisegruppe, z. B. ein Kegelclub? Was soll daran gerecht sein? Es ist privilegiert und ob das gerechtfertigt ist, darüber kann man diskutieren. In meinen Augen ist es nicht gerechtfertigt.

  • "Seit Sonntag zahlen Familien mehr für reservierte Sitzplätze. Was reisende Eltern dazu sagen."

    Stimmt natürlich nicht. Die Sitzplätze kosten für Kinder weiterhin 0,00 Euro. Nur das Reservieren kosten nun extra. Ist aber bei der Nutzung von Zweiersitzen meist nie notwendig.

    En Kind fährt also für 0 Euro von Flensburg nach München. Mit Reservierung kostet die Fahrt für das Kind 5,50. Das st so gut wie geschenkt.

  • Liebe taz. Nach Ihrer Logik kann die Bahn sich ja nur dann kein Aufregerthema ins Nest legen, wenn sie niemanden wehtut.



    Könnte ja auch sein, dass der Aufreger mehr über den Menschen sagt, der sich aufkoffert, als über das Thema an sich.

    • @Horst Hornblende:

      Die deutsche Bahn kann sich einfach keine Aufreger mehr leisten, weil so schon alles ziemlich sch... ist. ;-)



      .



      Da bringt eben auch ein Tropfen das Fass zum Überlaufen.



      .



      Die Preiserhöhung bringt fast keine Mehreinnahmen aber jede Menge Ärger, DAS hätte man sich wirklich sparen können.

  • Ich zahle pro Sitzplatz 5,50 EURO für die einfache Strecke. Dass Familien bis 5 Personen "nur" 10,40 EURO zahlen sollen, sehe ich nicht ein. Dass für ein Kind, z.B. 2,50 EURO gezahlt werden, wäre noch nachvollziehbar, aber eine 5-köpfige-Familie mit NUR 10,40 EURO dabei ist, ist zu wenig.

    • @Pico :

      Schieben Sie mal das Gefühl von Benachteiligung beiseite und überlegen Sie eine Sekunde, wie weit man mit Benzin für 44 € in einem Auto kommt.

      Die Bahn ist für dieses Geld noch keinen cm gefahren.

      Mehr Komfort und eine größere Wahrscheinlichkeit, pünktlich anzukommen, bietet das Auto ohnehin.

      • @rero:

        Eine Sitzplatzreservierung ist ja keine Pflicht, sondern nur ein Angebot. Im übrigen kommt man für 22,00 € mit dem Auto nicht besonders weit. Denn die 44 € wären ja für die Hin- und Rückfahrt. Ich habe ein Auto und fahre trotzdem sehr viel mit der Bahn. Und gegenüber dem ursprünglichen Superpreis von 10,40 €, ist die die Erhöhung ja nur 11,60€ mehr. Und da kommt man mit dem Auto nicht besonders weit, geschweige denn von der Bequemlichkeit, wenn die Bahn so fährt wie sie fahren soll. Dazu braucht's gutes Personal und gute Hardware und gute Gleise. Und das kostet Geld, viel Geld, da sind 11,60 € auch nicht zuviel verlangt. Ich sage auch nicht, dass für Kinder der volle Preis bezahlt werden soll, aber 2,50 € für eine Reservierung fände ich angemessen.

      • @rero:

        Dass ein Auto mehr Komfort bietet, würde ich bestreiten - zumindest im Vergleich zu einer Direktfahrt mit dem Zug. Schwieriger wird’s, wenn man umsteigen muss, noch schwieriger, wenn man mehr als einmal umsteigen muss. Dann kann man sich bei der DB fast schon darauf verlassen, dass man irgendwann flucht, weint, oder nur noch apathisch alles über sich ergehen lässt.

  • "Dann wird ein spontaner Gleiswechsel angekündigt. Eltern mit Kindern, vorne umgebunden, hinten drangeschnallt, an Händen festgehalten, stürzen die Rolltreppen hoch, Richtung Gleis 7. Ihnen bleiben vier Minuten bis der Zug abfahren soll."



    😂😂😂 Grandios. Das ist Deutsche Bahn.



    ---



    "Man bekommt den Eindruck, der Bahnhof ist voller Leute, die gar nicht hier sein wollen."



    Natürlich, so ist es ja auch.



    Ich fahre auch Deutsche Bahn nur wenn ich unbedingt muss.



    Freiwillig im Leben nicht 🤷‍♂️



    Das gilt by the way nur für Deutschland. Wenn ich geschäftlich im Ausland bin dann gerne Zug wo es sich anbietet.



    In Japan und China sind Züge auch auf Langstrecke dem Flugzeug vorzuziehen - zumindest wo Transrapid oder Shinkansen fahren.



    Preislich und zeitlich besser als der Flieger - auch bei Spontanfahrten.



    Das, die Spontanfahrten, kriegt die Bahn seit jeher nicht hin - wenn ich heute spontan von Berlin nach München will, ist fast ausnahmslos die Lufthansa billiger als die Deutsche Bahn...🤷‍♂️



    Peinlich, lächerlich, irre.

  • Zum Bild.



    Ich sehe zwei normale Zweiersitze mit je einem Elternteil und ein Kind.

    Die sind eigentlich immer frei. Wozu braucht es da noch spezielle Sonderrechte, diese für umsonst zu buchen? Oder geht es um die begehrten Viererplätze mit Ablage?

  • taz: *„Im Endeffekt ist das mit den Sitzplätzen eine Preiserhöhung für Familien.“ [...] Die höheren Kosten könnten Familien abschrecken, für die nächste Reise die klimaschonende Bahn zu nehmen.*

    Das hört sich ja so an, als ob in der DB-Chefetage jetzt auch schon Auto-Lobbyisten (Verband der Automobilindustrie (VDA)) sitzen. Es ist aber wohl eher so, dass die inkompetenten Bahnmanager wieder einmal versucht haben zu "denken", und das ist dabei herausgekommen. Die Bahnmanager - die seit Jahren nur Murks machen - bekommen ein Jahresgehalt von 2.000.000 Euro und der Lokführer oder der Zugbegleiter (die für die Unfähigkeit des Bahnmanagements nichts können) bekommen weiterhin den aufgestauten Frust der Bahnkunden ab.

  • Nach meinem Empfinden ist - zumindest wenn man mindestens zu zweit unterwegs ist - immer günstiger, den Weg mit dem Auto zu fahren, so traurig es ist. Wir Bahn-EnthusiastInnen wissen wo man spart, frühzeitig buchen, Bahncard-Rabatt, Partnerrabatt-Aktion, rabattierte Bahncard, Gutscheincodes... es ist vollkommen absurd geworden. Aber wenn mein Vater mal am Wochenende unvorbereitet das Auto stehen lassen will fragt er sich nach dem Ticketkauf, ob man nicht lieber am Zielort schön Essen gegangen wäre. Nochmal zum Thema ;) Meine Kinder finden es einfach viel schöner Bahn zu fahren, man kann sich bewegen, wenn man aus dem Fenster schaut sieht man Landschaft statt Lärmschutzwall, kein Stau und man kommt schneller ans Ziel. Trotzdem, dass da drei Kinder kostenlos transportiert werden ist wirklich klasse und unter Umweltgesichtspunkten vielleicht nicht die oberste Priorität. Wenn wir fünf Personen am Ende 2 AutofahrerInnen den Sitzplatz "wegschnappen" und dann 2 Autos fahren ist das ja fast schon kontraproduktiv. Also ein PR-Totalausfall den ich inhaltlich aber irgendwie nachvollziehen kann.

  • Ich verreise öfter mit mehreren Kindern (eigene und befreundete) und sehe die Reservierung tatsächlich als spezielle Fahrtkosten Erhöhung für Familien mit offenbar wenig Nutzen für die Bahn (wenn das tatsächlich nur 5 Prozent zuvor nutzten hält sich der Gewinn ja sehr in Grenzen). Das andere Thema, ob man mit Kindern Bahn fährt? Ja unbedingt! Selbst mit all den Verspätungen der Bahn ist es entspannter mit Kindern auf der Fahrt zu spielen, herumzulaufen oder auch mal ein Nickerchen zu machen, als von Stau zu Stau auf der Autobahn zu rollen. Der einzige Grund für mich mal ein Auto zu leihen, sind Fahrtziele, die anders nicht erreichbar sind.

  • Was denn nun bitte? Soll sich die Bahn wir ein normales Wirtschaftsunternehmen verhalten (und Gewinn machen) oder einem gesellschaftlichen Auftrag folgen? Für die Politik ist es jedenfalls sehr bequem, den Laden je nach Tageslaune als Unternehmen zu behandeln und die Unpünktlichkeit gleichzeitig mit den Verlusten zu beklagen. Oder halt das herzlose Verhalten der Manager, die sie selbst eingestellt haben.

    Und die Bürger fallen regelmäßig darauf rein. Es heißt nicht "Der Verkehrsminister hat ...", sondern immer "Die Bahn hat ..."

    Wenn wir (die Bürger denen der Laden gehört) das wirklich wollten, könnten die Züge alle schon morgen alle automatisch ohne Lokführer fahren. Aber nein, dafür lassen wir uns 30 Jahre Zeit.

    • @Semon:

      30 Jahre? Sie sind aber SEHR optimistisch. 50 Jahre würde ich sagen ist auch noch verdammt optimistisch, ich rechne eher mit 100+



      .



      Die Bahn hat um Bsp. kürzlich erst entschieden die mechanischen Stellwerke aus der Kaiserzeit doch nicht durch digitale, sondern elektrische zu ersetzen.

  • Symptomatisch abwegig. Verkehrsminister und Umweltminister wussten nichts davon obwohl der Bahnvorstand weisungsgebunden ist? Gibt`s nicht einen Bahnvorstand mit selbst 5 Kindern ?

    • @Hans - Friedrich Bär:

      Lieber Herr Bär. Ich wünsche mir einen Verkehrsminister, der sich nur bedingt alle Einzelentscheidungen eines bundeseigenen Unternehmens einmischt. Mal neben der Tatsache, dass es da mal gar keine Weisungen gibt... .

  • Die gesamte Preisgestaltung ist ein Witz. Die Bahn sollte lieber mal einheitliche Preise machen. 1h Berlin nach Leipzig kostet mittlerweile mehr als 70€ mit Flexticket. Dafür kann man mit BahnCard 50 eine weitere Person ohne BC50 zum gleichen Preis mitnehmen. Das bringt wirklich niemandem etwas. Ich kann mir billiger alleine ein Auto mieten als mit der Bahnbzu fahren. Meine Logik sagt mir, dass es bis 3 Personen billiger sein sollte mit der Bahn als



    mit dem Auto.

  • Gehbehinderte und Kranke sind auch auf einen Sitzplatz angewiesen.

    Dennoch können sie ihn nicht kostenlos reservieren. Und wenn sie reservieren wollen, aber alle Plätze schon belegt sind, hilft auch die Zahlung nichts.

    Eltern können in Deutschland zB fünf Kinder unter 14 kostenlos mitnehmen. Selbst wenn sie nun für die Reservierung zahlen müssten, kämen sie immer noch günstiger weg, als wenn sie für einen einzigen 15jährigen eine Fahrkarte für 100 Euro kaufen müssten.

  • "Die Bundesregierung reagierte empört auf die Streichung der Familienreservierungen."



    Offensichtlich mit Ausnahme des Verkehrsministers Patrick Schnieder (CDU), der bei der DB AG die Interessen des Eigentümers vertritt.

    • @Limonadengrundstoff:

      Ist das so? Ich dachte es wären die Aufsichtsratsmitglieder, zu denen Herr Schnieder nicht zählt und neben nicht-Politikern auch Vertreter aus dem Finanzministerium umfasst.

  • Wenn ich das richtig verstehe fährt ein Kind bis 14 Jahre mit dem ICE innerhalb Deutschland mit Sitzplatzreservierung für ca. 12 Euro hin und zurück. Finde ich persönlich nicht gerade überteuert. Ein alkoholfreies Getränk kostet in der Gaststätte mindestens 3 Euro, die Kugel Eis um die 2 Euro, nur mal so zum Vergleich.

  • Man sollte die Bahn - inklusive aller Liegenschaften - für einen Euro an die Schweiz verkaufen. Oder an Japan. Wie früher in West-Berlin bei der S-Bahn würde man dann mit Betreten des Bahnsteigs die BRD verlassen und sich auf Schweizer Hoheitsgebiet aufhalten. Mitarbeiter der Bahn würden nicht mehr Bundesdeutschem Arbeitsrecht unterstehen, sondern als dem schweizerischen oder japanischen.