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Absage der Münchner FriedenskonferenzSchuld sind die anderen

Martin Krauss
Kommentar von Martin Krauss

Die Münchner Friedenskonferenz ist nach Antisemitismus-Vorwürfen abgesagt. Zeit für innere Einkehr bei der linken Friedensbewegung.

Keine Friedenskonferenz in München 2020, aber die Rüstungslobbyisten und Militärs werden anreisen Foto: Jens Wolf/dpa

O hne Großmäuligkeit können sie es anscheinend nicht. Weil „die Unversehrtheit für alle an der Münchner Friedenskonferenz Beteiligten nicht mehr gewährleistet“ sei, hätten sich die Veranstalter zur Absage entschieden, teilen sie mit. Schuld sind die anderen, und diese seien auch gefährlich.

Dabei waren es die Konferenzveranstalter selbst, die verhindern wollten, dass mit dem SPD-Stadtrat Marian Offman ein Jude das traditionelle Grußwort des Münchner Oberbürgermeisters übermittelt. „Kein Jude“, so hätten sie es selbst gewiss nicht formuliert, aber dass sie konkret etwas gegen Offman haben, das sagen sie schon. Dieser ist seit Jahren ein engagierter Sozialpolitiker und aktiv in der jüdischen Gemeinde.

Judenhass bekämpft Offman nicht nur bei Rechten, sondern auch im linken Milieu Münchens. Dort kommt das Ressentiment meist mit einer verschwiemelten Ablehnung Israels daher. Dass damit mehr als bloß die Regierung in Jerusalem gemeint ist, offenbart sich immer dann, wenn es unter der antizionistischen Fahne auch gegen einen deutschen Sozialpolitiker geht. Und zwar gegen einen, der Jude ist und auch deswegen zu Israel steht – weswegen sich Offman unter anderem sehr kritisch zur Boykottbewegung BDS geäußert hat – was die Veranstalter zum Anlass für seine Ausladung machten. Der jüdische Staat ist für Juden eben auch eine Rückversicherung, wenn der Hass hier wieder stärker wird.

Nun wird sie also ganz abgesagt, die Friedenskonferenz, die seit 2003 eine Antwort auf die Münchner Sicherheitskonferenz darstellt. Die Absage muss man zugleich bedauern und begrüßen. Bedauern, weil das früher auch als Wehrkundetagung bezeichnete jährliche Treffen von Rüs­tungs­lob­by­is­t:in­nen, Po­li­ti­ke­r:in­nen und Militärs ja wirklich Widerspruch benötigt. Doch zu begrüßen und notwendig ist die Absage auch, weil die Melange von Antisemitismus und Friedensbewegung so offenkundig geworden ist, dass die linken Friedensfreunde dringendst Einkehr üben müssen.

Was die Veranstalter jedoch bislang als Begründung ihrer Absage verlautbaren ließen, deutet an, dass sie von der nötigen Selbstkritik sehr weit entfernt sind. Für sie sind immer noch, immer nur die anderen schuld. Und die anderen, das sind für sie auch Juden.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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50 Kommentare

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  • Nee, ist besser so: die Absage.



    Seit Jahren wird die Feindbildproduktion der Demo gegen die SiKo immer kruder und verschwörungstheoretischer.



    Zu viel Drewermann, zu viel Ken Jebsen Lineup.



    Das Ziel Israel völlig zu isolieren ist alt, seit den 90ern, Boykott hat bei den arabischen Despotien Tradition, und das ist antisemitisch.



    Jahrhunderte der Ablehnung und Ausgrenzung in Europa, keine Weiterflucht bei der Konferenz von Evian und dann Israel ablehnen? Schurkenhaft!



    Bitte nicht: DIE linke Szene in München. Da gibt es sehr verschiedene Leute.



    Der Antiimperialismus erheischt aber schon lange eine "nationale Koalition".

  • Hier ein guter Artikel zu den Hintergründen:



    der-semit.de/fried...nferenz/#more-2670

    • @Martha:

      Der Artikel erschien in einer von Abraham Melzer veröffentlichten Online-Zeitschrift. Über Abraham Melzer ist auf Wikipedia folgendes zu lesen: "Melzers Aktivitäten stießen insbesondere im deutschen Judentum nicht auf ungeteilten Zuspruch – selbst seine Mutter Miriam schrieb: „Abi, das sind schlimme Lügen, warum tust Du das?“"

      Aber auch DER SPIEGEL wusste schon 1989 über die selbstzerstörerischen Veröffentlichung des Abraham Melzer zu berichten:

      www.spiegel.de/spi...nt/d-13498829.html

      • @Jossi Blum:

        Überspitzt formuliert sieht der Artikel die "Nominierung" Offmanns (dessen frühere Anti-Friko-Aktivitäten wohl überprüfbar sein dürften) als gezielten Zankapfel, den die Stadtverwaltung nicht nur zwischen sich und die Friedenkonferenzler sondern noch wichtiger auch zwischen die offenbar recht harten Fronten im Machtkampf der "Antiimps" und der "Antids" in der Münchner linken Szene geworfen hat. Daraufhin sollen dann die Antiimp-eingestellten Leute um Rödl aus überwiegend lagerinternen, stark an die K-Gruppen erinnernden Erwägungen ("Bloß nicht den Antideutschen einen Aufhänger für ihr Anti-BDS-Gegröle geben") lieber den Backlash in Kauf genommen haben, den - natürlich - auch schon die Anfrage nach Ersatz beim OB hervorbeschwören würde. Der Plan ging grandios daneben, weil der Backlash stärker ausfiel als gedacht und so erst recht als Munition für die Antids wirkte. Ergo: Absage

        Jetzt mal unter uns Chorschwestern und unabhängig von irgendwelchen persönlichen Vorbehalten gegen Herrn Melzer: Was an dieser Geschichte ist irgendwie unglaubhaft? ;-)

      • @Jossi Blum:

        Jossi, "das sind schlimme Lügen , warum tust du das?"

        Als Langzitat hört sich das aber ganz nämlich anders an: "

        So extrem wie das Magazin sind die Reaktionen der zumeist jüdischen Leser. Von Begeisterung über das "großartige Projekt" bis zur Bestürzung über die angeblich "maßlose Verleumdung israelischer Soldaten" reichen die Meinungen. Vor allem die erbitterte Kritik am grausamen Vorgehen gegen die palästinensische Intifada polarisiert die Leserschaft. Sogar Melzers Mutter Miriam schrieb kürzlich: "Abi, das sind schlimme Lügen, warum tust Du das?"

        Abraham Melzer folgt einer jüdischen Tradition scharfzüngiger und zuweilen selbstzerstörerischer Kritik, die einst Ludwig Börne und Karl Kraus geschaffen haben. Diese Autoren zählten auch zum Verlagsprogramm von Joseph Melzer, dem Vater Abis, der 1958 samt Familie aus Israel nach Deutschland zurückgekehrt war."

        • @Rudolf Fissner:

          Also ich lese in Ihrem langen Zitat nichts anderes als in der Kurzform. Abraham Melzer hatte ganz offensichtlich eine Marktlücke entdeckt. Ähnlich wie die Tochter von Herrn Galinski. Ich finde, man kann ja als Jude auch kritisch gegenüber der israelischen Palästina-Politik sein, ohne deswegen Gift und Galle zu spucken gegen den kompletten Staat Israel. Mir fehlt da die Differenziertheit. Es gab übrigen auch zu Nazi-Zeiten Juden, die sich angebiedert haben und lupenreine Antisemiten waren. Sagt Ihnen der Name Stella Goldschlag etwas?

  • Durch welche friedensfördernden Aktivitäten ist Herr Offmann eigentlich ausgezeichnet? Ist er beispielsweise bekannt für jüdisch-palastinänsische Dialoge. Kümmert er sich um die sozial Schwachen auf beiden Seiten?

  • Ich würde mich freuen, wenn Sie zu diesem Absatz Stellung nehmen könnten: "Und zwar gegen einen, der Jude ist und auch deswegen zu Israel steht – weswegen sich Offman unter anderem sehr kritisch zur Boykottbewegung BDS geäußert hat – was die Veranstalter zum Anlass für seine Ausladung machten. Der jüdische Staat ist für Juden eben auch eine Rückversicherung, wenn der Hass hier wieder stärker wird."

    Würden wir den Einschub ausklammern, dann stünde dort: "Und zwar gegen einen, der Jude ist und auch deswegen zu Israel steht[,] was die Veranstalter zum Anlass für seine Ausladung machten. Der jüdische Staat ist für Juden eben auch eine Rückversicherung, wenn der Hass hier wieder stärker wird." Dies ermöglicht zwei Deutungsoptionen: Einerseits hätten die Veranstalter:innen Offman ausgeladen, weil er Jude ist, andererseits wegen seiner Befürwortung des Staates Israel. Beides wäre natürlich grober Unfug: Offmanns Religionszugehörigkeit und seine Haltung zum Staat Israel sind schließlich hinlänglich bekannt. Die Veranstalter:innen hätten Offmann also gar nicht erst eingeladen, wenn sie ein Problem mit diesen Umständen gehabt hätten.

  • Seitdem der Vorwurf des Antisemitismus ein Kampfmittel gegen Linke geworden ist und auch gegen Kritiker der rechtsnationalistischen Politik Israels, ist jeder Versuch einer



    Diskussion selbst zu diesem Thema der Absage der Konferenz zum Scheitern verurteilt.



    Ein Mensch, der nicht eingeladen wurde, kann unmöglich auch nicht ausgeladen werden.



    War das so eine Art Agent Prvocateur?

    Ich beobachte insbesondere in Deutschland die Tendenz, Aktivisten für den Frieden in zunehmendem Maße zu desavouieren. Die "Keule" Antisemitismus halte ich übrigens für sehr gefährlich.

    • @Rolf B.:

      Dass



      "der Vorwurf des Antisemitismus ein Kampfmittel gegen Linke (sei)"



      ist eine typische Schutzbehauptung von Antisemiten und der "neuen Rechten".



      Mit dieser pauschal-Abwehr soll jede sachliche Diskussion um Antisemitismus verhindert werden.



      Die Behauptung ist grundfalsch.

      • @Wagenbär:

        Sie bestätigen meinen Eindruck, dass die Rechtsnationalisten in Israel hier viele Freunde haben.

        • @Rolf B.:

          Mit ihrer Antwort auf meinen Kommentar haben sie deutlich das Thema verfelt.



          Ich habe auf eine typische Propaganda / Kampfbehauptung der "neuen Rechten" sowie von Antisemiten hingewiesen.



          Darin treffe ich keinerlei Aussage über meine Haltung zu /irgendwelchen/ Menschengruppen in /irgendwelchem/ Staat. Weder in Europa noch sonst irgendwo in der Welt.

        • @Rolf B.:

          Vorgestern gab es in Arte eine BBC-Dokumentation (Doku-Drama) über die sog. "Auschwitz Protokolle" von 1944 (basierend auf Aussagen von zwei geflüchteten KZ-Häftlingen) und der Frage, warum die Alliierten nicht die Gaskammern und Gleise bombardiert haben, als das Ausmaß des an den Juden von den Deutschen begangenen Völkermords deutlich wurde. Ich habe ja viele Dokumentationen über das Thema gesehen und kann es noch immer nicht fassen, mit welcher Kaltblütigkeit und Gleichgültigkeit die Deutschen und deren Helfer damals jeden Tag Tausende von unschuldige Menschen jeden Alters in den Tod geschickt haben: sie selektierten, vergasten oder erschossen. Ganz zu schweigen von den von den KZ-Häftlingen erlittenen Leidensdruck. Insofern bin ich auch mehr als erschüttert, wenn ich den Mangel an Fingerspitzengefühl vieler (linken) Deutschen im Umgang mit Israel und der Bewertung des Israel-Palästina-Konflikts feststelle. Ebenso den Zynismus und das fehlende Verständnis der Deutschen für die Affinität der Juden zum Staat Israel. Gerade nach Halle sollte es klar sein. Ich bin der Auffassung, dass Deutsche - egal ob sie die "Gnade der späten Geburt" für sich beanspruchen können oder nicht - für immer das Recht verloren haben, Juden und/oder deren Staat für irgendwelche "Menschenrechtsverbrechen" zu verurteilen oder zu kritisieren. Jedes andere Volk darf das, nur nicht die Deutschen. Ist meine Meinung. Wenn also eine deutsche Friedenskonferenz einen deutschen Juden wegen seiner Kritik am BDS und seiner pro-israelischen Einstellung auslädt (oder nicht einlädt), dann hat das für mich einen sehr bitteren Nachgeschmack. Ebenso einen bitteren Nachgeschmack bekomme ich, wenn ich hier zynische Kommentare über die "Freunde Israels" lese. So als sei es ein Verbrechen, mit Israel zu sympathisieren. Sehen es dies BDS-Anhänger und Anti-Israelis als ihre moralische Verpflichtung an, gegen Juden und deren Staat zu sein? Für mich ist das eine neue Form des alten Antisemitismus.

        • @Rolf B.:

          Ich würde hoffen, dass ALLE Israelis hier viele Freunde haben.

          • @Normalo:

            Ich fürchte, das wir ein Wunschdenken bleiben. Mir würde es schon genügen, wenn es nicht nur eine Pro- oder Contra-, sondern auch eine neutrale Einstellung gegenüber Israel geben würde. Ich kann verstehen, wenn Palästinenser mit der israelischen Politik Probleme haben. Was ich nicht verstehen kann, ist, dass ausgerechnet Deutsche die Chuzpe haben, dem Staat Israel Menschenrechtsverbrechen vorzuwerfen. Der jüdische Staat kämpft seit Angebinn ums Überleben und seine Gründung war die Antwort auf den von den Deutschen an den Juden begangenen Holocaust. Mehr braucht man eigentlich nicht zu sagen.

            • @Jossi Blum:

              Ich halte es für absolut legitim, auch als Deutscher und "Erbe" der Verbrecher des Nazireichs eine Meinung zur Politik Israels zu haben und diese zu äußern. Die meisten von uns haben nichts getan, um diese Rechte zu verwirken - auch nicht moralisch. Genausowenig hat Israel durch das Leiden der Juden im Holocaust eine autonome Deutungshoheit darüber erworben, wessen Menschenrechte es zu achten hat und wessen nicht. Und konstruktive Kritik - vor allem die, die man wirklich nicht hören will - gehört zu den Dingen, die man häufig genug nur von wirklichen Freunden erhält. Es erfordert nur ein gewisses Maß an Demut, in den Spiegel zu schauen und sich zu fragen, ob diese Kritik zutreffen könnte...

              BDS und andere Geiferer haben aber nicht bloß eine Meinung, sondern trachten danach, sich selbst Israel gegenüber auf ein moralisches Podest zu stellen und dem Land und seinen Bewohnern zu schaden. Da hört es bei mir auf. Diese Sorte von "Erziehungsmaßnahmen" sollten Deutsche ganz zweifellos Anderen überlassen. Und die, die sich da nicht zurückhalten können, müssen sich kritische Fragen gefallen lassen, woran das bei ihnen liegt.

              • @Normalo:

                Natürlich können Deutsche - egal, ob sie vor oder nach 1945 geboren wurden - eine Meinung zu Israel und seine Politik haben. Darum geht es nicht. Ich werde halt bei manchen Meinungen nicht das Gefühl los, dass es den Meinungsvertretern nur darum geht, die Verbrechen der Nazis zu relativieren, indem sie permanent Israel auf die Anklagebank setzen und von Menschenrechtsverbrechen sprechen (und diverse Vergleiche mit den Nazis anstellen), statt die israelische Palästina-Politik - so kritikwürdig sie stellenweise auch sein mag - im Kontext der Geschichte ab 1933 (Beginn der Judenverfolgung in Deutschland) und 1948 (Gründung des Staates Israel gemäß UN-Resolution) zu betrachten. Ich würde sagen, weder die Israelis noch die Palästinenser haben sich seit 1948 mit Ruhm bekleckert, was ihr Verhältnis zueinander betrifft. Wenn aber Deutsche die Israel-Boykott-Aufrufe des BDS unterstützen (welche ja Wirtschaft, Sport, Kunst und Kultur betrifft) oder deutsch-jüdische Politiker bei einer in Deutschland stattfindenden Konferenz unerwünscht sind, weil sie für Israel und gegen den BDS sind, dann bekommt das eine ganz andere Dimension, als wenn das z.B. in England oder Frankreich stattfinden würde.

                • @Jossi Blum:

                  Ich denke, wir sind uns im Ergebnis einig. Mir ging nur Ihr Satz "Was ich nicht verstehen kann, ist, dass ausgerechnet Deutsche die Chuzpe haben, dem Staat Israel Menschenrechtsverbrechen vorzuwerfen." ein wenig zu weit. Der klang nach Maulkorb.

          • @Normalo:

            Das würde ich mir auch wünschen, aber es ist deutlich und umfangreich dokumentiert, dass das leider nicht Fall ist.

            Wobei man dazusagen muss, niemand hier hat etwas gegen Juden.

            • @Jim Hawkins:

              "Wobei man dazusagen muss, niemand hier hat etwas gegen Juden."

              Genau da wäre ich mir nicht so sicher.

              • @Normalo:

                Ironieschild vergessen.

                Der Antisemitismus hat sich transformiert, jeder weiß, dass man nichts gegen Juden sagt. Außer ein paar Nazis, denen solche Feinheiten egal sind.

                Die anderen üben "Israel-Kritik" oder sind "Antizionisten" oder lassen eben so gar kein gutes Haar am Judenstaat.

                Man sieht das an der Berichterstattung in der deutschen Medienlandschaft, man sieht es an den Resolutionen der UN, die regelmäßig Israel öfter verurteilen, als alle anderen Staaten zusammen. Man sieht es im taz-Forum.

                Man merkt es immer und überall und es wird mehr. Es ist noch nicht so schlimm wie in Frankreich, wo Juden zu Tode gefoltert wurden, weil sie Juden sind.

                Aber es wird schlimmer.

                • @Jim Hawkins:

                  "man sieht es an den Resolutionen der UN, die regelmäßig Israel öfter verurteilen, als alle anderen Staaten zusammen."

                  Faktencheck: Der Staat Israel ist durch eine Resolution der UN erst entstanden ( de.wikipedia.org/w...BCr_Pal%C3%A4stina ).

                  Es sind gerade die Resolutionen der UN, denen eine besondere Bedeutung für die Gründung und Existenz Israels zukommt.

                  Das Feindgedönsbild, das immer wieder der UN zugeschrieben wird ist eine Meme, die beharrlich gepflegt wird umd jede Kritik abzuwehren.

                  Es gibt aktuell keine Institution, politische Gruppen oder Einzelpersonen, deren Kritik an Zustände innerhalb Israels oder an Israels Positionen zum Nahostkonflikt NICHT aucf gleiche Art und weise in Schmuddelecken gedrängt wird.

          • @Normalo:

            Als Deutscher sehe ich durchaus eine besondere Verpflichtung gegenüber jüdischen Menschen und auch gegenüber dem Staat Israel bzw. der dort lebenden Menschen. Auch kenne ich keine rassistischen Unterscheidungen wie POC etc. Für mich sind alle Menschen gleichwertig.

            Da ich mein Urteil über Menschen nicht davon abhängig mache , welcher Religion oder welchem Geschlecht oder welcher Nationalität er/sie angehört, erlaube ich mir durchaus eine sehr kritische Haltung gegenüber Rechtsnationalisten auch dann, wenn sie Juden sind. Und Menschen, die das Handwerk der Rechtsnationalisten verteidigen, betrachte ich als Sympathisanten des Rechtsnationalismus.

            • @Rolf B.:

              Ich sehe keinen Widerspruch darin, mich als Freund eines Menschen zu betrachten und ihn gleichzeitig zu kritisieren, wenn er nach meiner Ansicht auf dem Holzweg ist. Im Gegenteil würde ich mich für einen schlechten Freund halten, wenn ich damit hinter dem Berg hielte.

              Was ich NICHT tun würde, ist ihn zu verurteilen (was einen Anspruch moralischer Überlegenheit impliziert) oder gar mich feindselig ihm gegenüber zu verhalten. Letzteres schließt für mich jede Form von Zufügung von Schaden ein. Daher ist BDS aus meiner Sicht KEIN Freundschaftsdienst sondern schlechtestenfalls eine scheinheilige Feindseligkeit und bestenfalls eine Aktion anmaßender Möchtegern-Erziehungsberechtigter.

              Und dafür sollte in Deutschland gegenüber Israel kein Boden sein. DAS meinte ich mit meiner Hoffnungsäußerung oben. Wer als Politiker diese Meinung vertritt, hat von Herzen mein Mandat dazu.

    • @Rolf B.:

      "War das so eine Art Agent Prvocateur?"

      Das ist wohl nicht auzuschließen. Aber - gesetzt den Fall - was macht ihn dazu?

      Dass er was gegen BDS hat? Damit ist er sicher kein Spezialfall sondern Repräsentant der Mehrheit des Münchner Stadtrates. Wenn das allein schon so provokativ wäre, spräche es Bände über die (mangelnde) Differenzfähigkeit der Friedenskonferenzler.

      Dass er was gegen den BDS hat UND der einzige Jude im Münchner Stadtrat ist? Tja, da wären wir wohl wieder beim Thema...

      Am Ende sollte aber aus Sicht der wirklich am Frieden Interessierten die Frage stehen, ob sie sich von Menschen repräsentiert fühlen können, die auf so einen Agent Provocateur derart selbstentlarvend reagieren. Die Stadtverwaltung hat das Stöckchen nur hingehalten. Drüberspringen mussten die Herrschaften schon selbst.

      • @Normalo:

        So sehe ich das auch.

  • Danke Herr Krauss... es zeigt sich ja- immerhin- dass die Friedensbewegung der NGO´s eine art `autonome Substanz´ enthält... die sich nicht vom polarisierten Diskurs der etablierten Politik vereinnahmen lässt..

  • Herr Offman ist doch ausgeladen worden - fälschlicher- und dummerweise - weil befürchtet worden war, dass sein Anti-BDS-Engagement zu Konflikten/Grabenkämpfen auf der Friedenskonferenz führen würde, nicht weil er Jude ist.

    • @My Sharona:

      Auch das wäre ein implizites Eingeständnis zumindest mal intoleranter Einstellungen gegenüber Andersdenkenden - oder des Vorurteils, dass ein gegen den BDS engagierter Jude den Mund nicht aufmachen würde, ohne das Thema hochzukochen.

      Die zentrale Frage ist, ob man das mit einem Nichtjuden auch so gemacht hätte. Normal wäre ein Anruf gewesen, in etwa wie folgt "Servus Herr Stadtrat, ...freuen uns, Sie bei uns begrüßen zu dürfen, ... bla bla, [Small Talk] ...aber den BDS werden's doch nicht thematisieren, oder? Es gibt doch so viel Wichtigeres über München und Frieden zu sagen..." (und Offmann hätte im Zweifel beruhigend erklärt, dass er das exakt genauso sehe).

      Das platte, "Nee, den doch nicht!", als das die Absage zumindest rüberkam, klingt dagegen eher, als hätte man die Wahl Offmanns als Provokation aufgefasst, die es zurückzuweisen gilt. Vielleicht war die Provokation sogar beabsichtigt. Aber in dem Fall müssen die Konferenzler sich erst recht fragen lassen, welche Geisteshaltung sie getrieben haben könnte, den Köder so unvermittelt zu schlucken.

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Nachdem ich mir die Seite der Friedenskonferenz und deren Stellungnahme bzw. Beschreibung dieses Vorganges angeschaut habe, bin ich sehr massiv von der TAZ bzw. den zu diesem Thema verfassten Artikeln enttäuscht. Sehr Einseitig.

    • @83191 (Profil gelöscht):

      Sehe ich genauso. Hätte ich von TAZ nicht erwartet.

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Könnte es sein, dass Herr Offmann nicht wegen seiner Religion sondern einfach wegen seiner Standpunkte nicht als Sprecher des Grußwortes akzeptiert wurde? Denn eingeladen wurde er nicht, konnte also auch schlecht ausgeladen werden.

    Mal ganz böse formuliert: Das was vielen Menschen auf die Nerven geht ist, dass man "Antisemitismus" unterstellt bekommt wenn man andere Ansichten als die Israelische Regierung bzw. ein beliebiger Anhänger der Religion vertritt. Und genau danach sieht das halt aus. Die meisten Menschen die ich kenne (und die sich als links sehen) sind einfach schon einen Schritt weiter.. uns interessiert die Religion/Hautfarbe/Geschlecht überhaupt nicht mehr. Aber die Erwartung in der Öffentlichkeit ist leider, dass man diverse "Minderheiten" nicht nur gleichberechtigt behandeln soll, sondern ihnen mehr Rechte einräumen soll als einem selbst. Und das führt dann eben zu Unverständnis unter uns Aufgeklärten.

    Jetzt wo wir 2x die Ansichten aus Sicht des "Ausgeladenen" erhalten haben, wäre einmal die Situation aus Sicht des Veranstalters interessant. Einfach mal deren Mitteilung hierzu durchlesen und sich überlegen, ob das böse böse Antisemiten sein könnten :-)

    • @83191 (Profil gelöscht):

      Volle Zustimmung

    • @83191 (Profil gelöscht):

      Bei antisemitschen Einstellungen geht es /nicht/ um Judentum als Religion.



      Sondern um "Die Juden" als verallgemeinertes konstruiertes Bild für eine Gruppe von Menschen.

    • @83191 (Profil gelöscht):

      Ja, da solidarisiert man sich bloß mal mit einer Bewegung, die sich ihrerseits gern mit der Hamas solidarisiert, und schon wird einem vorgeworfen, nicht bloß israelkritsch, sondern schon ein ganzes Stück extremer zu sein. Sc***ße auch! Das kann einem glatt den Tag ruinieren. - Aber halt mal, könnte man nicht, statt gleich beleidigt zu sein, mal eben fragen, ob man auch ohne diese komische Connection Netanyahus Politik kritisieren kann? Wundern Sie sich nicht, wenn Sie anschließend feststellen, dass, abgesehen von diversen notorischen Hardlinern, Sie keiner mehr einen bösen bösen Antisemiten nennt.

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @Ewald der Etrusker:

        Das Thema BDS sollte auf dieser Konferenz ja gerade vermieden werden, damit es das eigentliche Thema nicht überlagert.

        Davon, dass sich die Münchner Friedenskonferenz mit der Hamas / BDS solidarisiert hätte ich gerne eine direkte Quelle.

    • @83191 (Profil gelöscht):

      dem schliesse ich mich an

  • Das fand ich im Deutsch Herbst schon komplett wahnsinnig: Dass sich die Linke mit ihren verhassten und bekämpften Nazi-Vätern problemlos auf ein noch größeres Feindbild einigen konnte: Den ewigen Juden! Eins habe ich mir als Linker bereits in jungen Jahren geschworen: Zu den Themen Israel halte ich (als Deutscher) und Abtreibung (als Mann) einfach mal die Fresse.

  • wer hat denn erwartet, dass die Linken anders agieren als die Rechten...?

    • @Klabautermann:

      Boah, sind Sie echt so abgeklärt, dass Sie von Linken nicht mehr erwarten als von Rechten und somit nicht enttäuschter sein können? Ein so hohes Bewusstseinsniveau wird mir auf immer verschlossen bleiben. Weshalb ich (eher Mitte als richtig links) mich aus taz-Diskussionen auch so weit, wie mein Schmerzempfinden es eben zulässt, raushalte...

      • @Ewald der Etrusker:

        PS: Keine Angst, lieber Klabautermann, mir ist Ihr Sarkasmus nicht gänzlich entgangen. Wollte ich bloß noch erwähnt haben.

  • Ich bin positiv davon überrascht, diesen Artikel in der taz zu lesen. Danke, Herr Krauss.

    • @Daniel R:

      Den Dank halte ich für sehr übertrieben, weil der Artikel m.E. viel zu undifferenziert argumentiert.