10 Jahre Haft für malischen Islamisten: Der Terrorfürst von Timbuktu
Folter, Verstümmelung und Verfolgung: Der Internationale Strafgerichtshof hat das Strafmaß für den Islamisten Al-Hassan verkündet.
Al-Hassan Ag Abdoul Aziz Ag Mohamed Ag Mahmoud, so sein voller Name, war ein Teil des Terrorregimes, das die Rebellenmiliz Ansar Dine („Unterstützer des Glaubens“) errichtete, nachdem Rebellen die Wüstenstadt im Norden Malis im April 2012 überrannt hatten. Als Chef der „Religionspolizei“ terrorisierte er bis Januar 2013 die Bewohner der Stadt. Er habe Urteile des islamischen Gerichts ausgeführt, die ohne ordentlichen Prozess gefällt worden waren, so die Richter in Den Haag.
Verbote von Musik, Tanz, Kunst und Sport, die von den Islamisten verhängten wurden, habe er mit Gewalt durchgesetzt: Menschen seien öffentlich ausgepeitscht oder mit Stöcken geschlagen worden, weil sie geraucht oder Alkohol getrunken hatten. Anderen wurden wegen des Verdachts auf Diebstahl öffentlich eine Hand abgehackt. Seine Verteidiger hatten beteuert, dass er Befehle ausführen musste.
2018 wurde Al-Hassan in Mali festgenommen und nach Den Haag überstellt, er hatte sich selbst den Behörden gestellt. Im Juli 2020 wurde der Prozess gegen ihn eröffnet, im Juni 2024 erging das Urteil. Vom Vorwurf der sexuellen Versklavung und Vergewaltigung sprachen die Richter ihn frei. Ebenso sahen sie den Vorwurf, er sei an der Zerstörung historischer Bauwerke beteiligt gewesen, als nicht erwiesen an. Die Zeit in der Untersuchungshaft wird von seiner Strafe abgezogen. Sowohl Ankläger als auch Verteidigung können Berufung einlegen.
Al-Qaida in der Sahara
Timbuktu liegt am Rande der Sahara, rund tausend Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bamako, und zählt seit 1988 zum Weltkulturerbe. 2012 brachte eine Koalition islamistischer Milizen, darunter Al-Qaida des Islamischen Maghreb (AQIM) und Ansar Dine, große Gebiete im Norden Malis unter ihre Kontrolle, erst im Bündnis mit Tuareg-Rebellen, dann gegen sie. Als sie Timbuktu eroberten, versuchten sie, die Kultur des geschichtsträchtigen Ortes zu zerstören.
Im Januar 2013 eroberten französische Soldaten die Stadt zurück und beendeten die neun Monate währende Schreckensherrschaft im Norden Malis. Frankreichs Truppen und auch eine nachfolgende UN-Friedensmission, an der auch die Bundeswehr beteiligt war, sind mittlerweile wieder abgezogen, in Mali herrscht jetzt das Militär und islamistische Milizen treiben noch immer ihr Unwesen.
Al-Hassan ist der zweite Islamist aus Mali, der in Den Haag vor Gericht stand. 2016 hatte das Weltgericht bereits Ahmad al-Faqi al-Mahdi zu neun Jahren Haft verurteilt. Ihm war die Zerstörung von Stätten des Weltkulturerbes angelastet worden – eine Tat, die der Gerichtshof damals erstmals als Kriegsverbrechen wertete. Al-Mahdi, einer der Anführer der islamistischen Miliz Ansar Dine, hatte seine Vergehen gestanden und um Verzeihung dafür gebeten.
Der Internationale Strafgerichtshof hat im Juni einen Haftbefehl gegen einen dritten Rebellenführer aus Mali entsiegelt, Iyad Ag Ghaly. Der Haftbefehl gegen den historischen Tuareg-Führer, der 2013 nach einem Führungsstreit zu den Islamisten wechselte und Ansar Dine mitgründete, wurde im Jahr 2017 erlassen, war aber unter Verschluss. Iyad Ag Ghaly wird vorgeworfen, ebenfalls für Verbrechen, unter anderem in Timbuktu, verantwortlich gewesen zu sein.
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