+++ Nachrichten zum Ukraine-Krieg +++: Vermutlich Streubomben in Charkiw
Russland soll nach ukrainischen Angaben einen Markt mit Charkiw mit Streubomben angegriffen zu haben. Es gab Tote und Verletzte.
Streubombenangriff in Charkiw
Russland hat nach ukrainischen Angaben am Donnerstag ein dicht besiedeltes Gebiet in der zweitgrößten Stadt Charkiw angegriffen. Der Beschuss traf nach Angaben der Behörden und von Zeugen vor Ort eine Moschee, eine Gesundheitseinrichtung und ein Einkaufsviertel. Dabei wurden mindestens zwei Menschen getötet und 21 weitere verletzt.
Die Polizei in der Stadt im Nordosten der Ukraine erklärte, Streubomben hätten den Barabaschowo-Markt getroffen. Vertreter der lokalen Behörden erklärten, es seien außerdem eine Bushaltestelle, ein Fitnessstudio und ein Wohngebäude getroffen worden. Der Charkiwer Bürgermeister Ihor Terechow sagte, die Attacken vom Donnerstagmorgen hätten auf eines der am dichtesten bevölkertesten Gebiete der Stadt abgezielt, die vor dem Krieg etwa 1,4 Millionen Einwohner hatte. „Die russische Armee beschießt Charkiw wahllos, friedliche Wohngebiete, Zivilisten werden getötet“, sagte er und mahnte zur Vorsicht.
Die Erklärung der Polizei, der Barabaschowo-Markt sei mit Streubomben angegriffen worden, konnte zunächst nicht unabhängig bestätigt werden. Die AP-Journalisten, die dort kurz nach der Attacke zugegen waren, sahen ausgebrannte Autos und einen von Granatsplittern durchlöcherten Bus. Der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Synjehubow, sagte, vier Menschen seien in ernstem Zustand, auch ein Kind sei unter den Verletzten. Russische Einheiten hätten zudem Weizenfelder in der Region beschossen und sie so in Brand gesetzt, sagte er.
Das ukrainische Präsidialbüro teilte mit, bis 8 Uhr am Donnerstag (Ortszeit) seien bei russischem Beschuss von Städten in verschiedenen Teilen des Landes binnen 24 Stunden mindestens fünf Menschen getötet und 17 weitere verletzt worden. (ap)
Russland: Ukraine könnte von Weltkarte verschwinden
Fünf Monate nach Kriegsbeginn haben führende russische Politiker einmal mehr das weitere Fortbestehen der Ukraine als souveränen Staat infrage gestellt. Dmitri Medwedjew, Ex-Präsident und jetziger Vizechef des russischen Sicherheitsrates, veröffentlichte am Donnerstag eine Liste von Dingen, „an denen Russland nicht schuld ist“. Ein Punkt lautet: „Daran, dass die Ukraine infolge aller Geschehnisse die Reste staatlicher Souveränität verlieren und von der Weltkarte verschwinden könnte.“
Das Nachbarland habe bereits 2014 den Großteil seiner Souveränität eingebüßt, als es sich unter die „direkte Kontrolle des kollektiven Westens“ begeben habe, behauptete Medwedjew, der zwischen 2008 und 2012 Präsident war. Der 56-Jährige ist ein enger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin und seit Russlands Einmarsch in die Ukraine Ende Februar immer wieder mit Drohungen und scharfen Äußerungen gegen die Führung in Kiew aufgefallen.
Der Chef des russischen Parlaments, Wjatscheslaw Wolodin, kritisierte explizit die USA dafür, die angegriffene Ukraine militärisch zu unterstützen. Er warf US-Präsident Joe Biden vor, aus eigenen Interessen den Krieg „bis zum letzten Ukrainer“ weiterlaufen lassen zu wollen und eine friedliche Regelung im Donbass zu verhindern. „Und die Ukraine hat währenddessen ihre Souveränität verloren und befindet sich am Rande der Selbstauflösung“, schrieb Wolodin.
Russland kritisiert die westlichen Waffenlieferungen – vor allem aus den USA – als eine sinnlose Fortsetzung des Krieges in der Ukraine. Ungeachtet dessen sicherte Washington am Mittwoch Kiew weitere Himars-Mehrfachraketenwerfer zu. (dpa)
Journalistin Owsjannikowa vor Gericht
Die durch ihre Liveprotestaktion im russischen Fernsehen gegen den Militäreinsatz in der Ukraine bekannt gewordene Journalistin Marina Owsjannikowa muss sich ab Donnerstag vor Gericht verantworten. Der 44-Jährigen wird vorgeworfen, die russische Armee „diskreditiert“ zu haben. Bei dem Prozess in Moskau droht ihr eine lange Haftstrafe.
Owsjannikowa war international bekannt geworden, als sie am 14. März während einer Livesendung hinter der Nachrichtensprecherin auftauchte und ein Schild mit der Aufschrift „Kein Krieg“ in die Kamera hielt. Danach verbrachte die Journalistin mehrere Monate im Ausland und arbeitete unter anderem kurzzeitig für die deutsche Zeitung Die Welt. Inzwischen ist die 44-Jährige wieder in Russland, vergangene Woche hatte sie nahe des Kremls erneut gegen den Militäreinsatz in der Ukraine demonstriert und Präsident Wladimir Putin einen „Killer“ genannt. (afp)
🐾 Russischer Angriff auf Saporischschja
In Saporischschja wird um ein Kernkraftwerk gekämpft. In Cherson soll die Antonow-Brücke gesprengt werden, um russische Truppen aufzuhalten. taz-Journalist Bernhard Clasen berichtet.
Experten: Massenhafter Völkerrechtsbruch Russlands
Internationale Experten haben schwerwiegende und massenhafte Verstöße der russischen Truppen gegen das humanitäre Völkerrecht seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine dokumentiert. Das in Warschau ansässige Wahl- und Menschenrechts-Büro ODIHR der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stellte einen Bericht vor, der die Anschuldigungen untermauert. Besonders gravierende Fälle seien der Beschuss des Theaters voller Flüchtlinge in Mariupol Mitte März und des belebten Bahnhofs von Kramatorsk Anfang April.
Das ODIHR zeigte sich auch entsetzt über die Belagerung von Städten. Zivilisten sei keine Möglichkeit zur Evakuierung gegeben worden. Das Vorgehen der russischen Truppen verstoße gegen jeden Grundsatz von Verhältnismäßigkeit und Rücksicht. Zeugen hätten von vielen Fällen illegaler Hinrichtungen, Inhaftierungen, Folter, sexueller Gewalt und Entführungen berichtet.
Auch die ukrainische Armee habe gegen humanitäres Völkerrecht verstoßen, wenn auch in geringerem Maße, heißt es in dem Bericht. Kritisiert wurde Gewalt gegen mutmaßliche Plünderer. Auch würden beide Seiten im Umgang mit Kriegsgefangenen das geltende Völkerrecht verletzen.
Die 53-seitige Materialsammlung wurde ausdrücklich als Bericht des ODIHR bezeichnet, nicht als Bericht der OSZE. Die größte Sicherheitsorganisation Europas ist durch den Konflikt mit dem wichtigen Mitglied Russland weitgehend gelähmt. (dpa)
🐾 Wirtschaft im Ukraine-Krieg
Wirtschaftlicher Mangel im Krieg weist häufig auf starke Kämpfe in einer Region hin. So ist es auch bei der Salzmine Artemsol in der Ostukraine. Eine Kolumne von taz-Autorin Olena Makarenko.
Putin will Donbass „wiederaufbauen“
Kremlchef Wladimir Putin kündigte den Wiederaufbau von Städten im Donbass an, die durch den von ihm angeordneten Krieg überhaupt erst zerstört wurden. Moskau stellt sich immer wieder als Schutzmacht der selbsternannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk im Osten der Ukraine dar und rechtfertigt den Angriff auf das Nachbarland unter anderem mit dem angeblichen Schutz der dort lebenden Menschen.
Dass es Russland tatsächlich aber um viel mehr geht als den Donbass, bestätigte nun auch Außenminister Sergej Lawrow: Seine Drohung, noch weitere Gebiete einzunehmen, wurde in Kiew erwartungsgemäß mit großer Wut aufgenommen. (dpa)
🐾 Alltag in Moskau nach fünf Monaten Krieg
Die meisten Russinnen und Russen stimmen dem Krieg zu. Aber längst nicht alle. Familien und Freunde sind zerstritten. Die Gesellschaft ist verstört. Eine Reportage von taz-Autorin Inna Hartwich.
USA sichern Ukraine Raketenwerfer zu
Die US-Regierung will der Ukraine vier weitere Mehrfach-Raketenwerfer vom Typ Himars liefern. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte bei Onlineberatungen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe aus Dutzenden Staaten, die bisher gelieferten Himars-Raketenwerfer hätten „auf dem Schlachtfeld so viel bewirkt“. Als Teil des nächsten Pakets für die Ukraine würden die USA außerdem weitere Waffen, Munition und Ausrüstung liefern, darunter Raketen und Artilleriegeschosse. Details würden im Laufe der Woche bekanntgegeben.
Die USA sind der wichtigste Waffenlieferant für die Ukraine. Bislang haben sie laut US-Generalstabschef Mark Milley neben zahlreichen anderen Waffensystemen bereits zwölf Himars-Systeme geliefert. (dpa)
Weitere Nachrichten zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.
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