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Klimakiller LebensmittelhändlerSupermarkt-Fleischfabriken stoßen so viel CO₂ aus wie Köln

Die Fleischwerke von Edeka, Kaufland und Rewe stoßen so viel CO₂ aus wie die Millionenstadt. Konzerne benötigen eine Klimastrategie, fordert Greenpeace.

Ob gehackt, verwurstet und filetiert, am Ende einfach nur eines: klimaschädlich Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Berlin taz | Edeka, Kaufland und Rewe produzieren in ihren eigenen Fleischwerken jährlich über 800.000 Tonnen Fleisch und verursachen damit mehr als 10 Millionen Tonnen an klimaschädlichen CO₂-Emissionen – so viel wie etwa die Millionenstadt Köln. Dies zeigt eine Greenpeace-Recherche.

„Die großen Lebensmittelhändler sprechen viel über ihren Einsatz für Klima und Tiere, aber mit ihren riesigen Fleischfabriken tun sie das genaue Gegenteil“, kommentiert Anne Hamester, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace.

Mit dem Fleisch würden 6 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Marktführer Edeka ist laut Greenpeace für 60 Prozent dieses Fleisches verantwortlich. Die Gruppe mit einem Marktanteil von über 25 Prozent betreibt in Deutschland 8 Fleischverarbeitungsunternehmen und 15 eigene Fleischwerke, die mehr als eine halbe Million Tonnen Fleisch pro Jahr produzieren. In diesem Jahr sollen zwei weitere neue Werke von Edeka in Betrieb gehen.

Die genannten Emissionen sind nur ein Teil des CO₂-Fußabdruckes vom Fleisch im Lebensmitteleinzelhandel, da in den Fleischwerken der Konzerne in der Regel nur Eigenmarken verarbeitet werden. Die Gesamtemissionen der Fleischprodukte der Ketten dürften deutlich höher ausfallen.

Edeka will 2045 klimaneutral sein

Laut Umweltbundesamt ist die Agrarwirtschaft insgesamt für 14 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich, ein Großteil davon aus der Nutztierhaltung. Tierische Produkte verursachen laut Greenpeace etwa 50 Prozent der gesamten Emissionen in den Wertschöpfungsketten der Supermärkte.

Rewe und Kaufland haben sich zur Klimaneutralität bis spätestens 2050 verpflichtet, Edeka sogar bis 2045. Es sei bislang jedoch nicht deutlich, wie die Konzerne Klimatreiber wie Fleisch aus ihren Sortimenten reduzieren wollten, betont Greenpeace. „Ohne die Fleischmengen drastisch zu reduzieren und Transparenz über Haltungsformen und Fleischmengen herzustellen, bleibt Klimaneutralität eine leere Floskel“, sagt Expertin Hamester.

Greenpeace forderte, der Einzelhandel solle sich selbst Ziele setzen, wie er die Emissionen reduzieren wolle. Außerdem solle die Fleischerzeugung bis 2030 vollständig auf die höheren Tierwohlstandards 3, 4 und 5 umgestellt und zugunsten pflanzlicher Alternativen reduziert werden.

Edeka wies die Greenpeace-Vorwürfe zurück. Es sei falsch, dass die Fleischproduktion ausgebaut werde, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber der taz. Die Bauprojekte dienten „sämtlich dazu, bestehende Standorte zu ersetzen“. Der Edeka-Verbund sei beim Klimaschutz „Vorreiter im deutschen Handel. Vor allem setze der Konzern auf „die Förderung pflanzlicher Alternativen“.

Deutsche wollen weiter grillen

Edeka habe „die größte Auswahl an pflanzlich basierten Lebensmitteln im deutschen Handel“ und arbeite „intensiv an einer übergreifenden Proteinstrategie“. Die Haltungsbedingungen von Nutztieren würden verbessert.

Verantwortlich für die Fleischproduktion ist natürlich letztlich der Wunsch der Kund*innen. Der Klimawandel ist aber für die meisten Menschen in Deutschland kein Grund, ihre Grillgewohnheiten zu ändern, ergab jüngst eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Gut zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten verneinten danach die Frage, ob sie ihre Grillgewohnheiten aufgrund des Klimawandels in den letzten Jahren verändert hätten.

9 Prozent der Befragten antworteten hingegen mit „Ja“. Gut ein Fünftel (22 Prozent) gab an, nie zu grillen. Etwa ein Drittel der Befragten antwortete, bei der Entscheidung zum Grillen sei ihnen Klimaschutz „überhaupt nicht wichtig“ (32 Prozent). 17 Prozent ist es weniger wichtig, und knapp jeder Dritte sieht es neutral (29 Prozent). Wichtig (15 Prozent) oder sehr wichtig (5 Prozent) ist der Klimaschutz demnach den wenigsten Menschen, wenn sie grillen.

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7 Kommentare

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  • Die CO2 Emission durch Fleisch ist Fakt.



    Nur, mal gibt es einen Artikel, wo es den Fleischproduzenten zugerechnet wird, mal den Konsumenten, mal, wie hier, den Verarbeitern und Händlern. Dieses "Spielchen" mit dem Hin- und Herschieben der Verantwortung, sorry, noch die Politik nicht zu vergessen, macht einen Wandel unwahrscheinlich.

  • Weiß nicht, was am Grillen so toll sein soll ... erst recht nicht, wenn der Nachbar mal wieder sein Hobbykrematorium auspackt und die ganze Nachbarschaft mit verbranntem Tier vollräuchert, statt sein Abendessen in seiner Küche zuzubereiten.

    • @Tetra Mint:

      ... und dieser Grillanzünder ;-)

    • @Tetra Mint:

      :-)

    • @Tetra Mint:

      Grillen gehört in vielen Ländern zur Kultur. Das Braten in der freien Natur am Holzfeuer hat was ganz Besonderes.



      Wir haben das in meiner Familie schon gemacht, seit ich denken kann und ich mache das genau so auch mit meinen Kindern. Gehört einfach irgendwie zum Sommer und es macht jedes Mal Spass.

  • Was ist den an einem Fleischwerk so klimaschädlich? Da wird geschlachtet, zerteilt, verwurstet und verpackt. So Energieintensiv ist das jetzt auch nicht.

  • 40 Prozent grillen also nie oder Klimaschutz ist ihnen wichtig wenn sie es tun.

    39 Prozent ist der Klimaschutz beim Grillen weniger bis überhaupt nicht wichtig.

    Von denen, die Grillen, achten 68% mehr oder weniger auf Klimaschutz.

    Wie man es dreht und wendet.