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Bundespolizei steht an der deutsch-polnischen Grenze in der Nähe von Frankfurt/Oder Foto: Carsten Koall/dpa

Deutsch-polnische GrenzeEinfach mal dicht gemacht

Zurückweisungen sollen nun auch Asylsuchende treffen, sagt Innen­minister Dobrindt. An der polnischen Grenze sind diese Pushbacks längst Realität.

Frederik Eikmanns
Von Frederik Eikmanns aus Frankfurt (Oder)

E ine blaue Stahlbrücke, unten glitzert die Oder im Sonnenschein. Richtung Deutschland stockt der Verkehr, in Schrittgeschwindigkeit schieben die Autos sich voran. Am Ende der Brücke müssen sie vorbei an zwei Bundespolizisten. Ab und an winken die Po­li­zis­t*in­nen ein Auto heraus, in ein großes weißes Zelt, in dem weitere Be­am­t*in­nen warten. So weit, so bekannt: Kontrollen gibt es hier, am Grenzübergang nach Polen in Frankfurt (Oder), schon seit Herbst 2023. Seit dem vergangenen Jahr gilt das auch für alle anderen deutschen Grenzen.

Neu ist dagegen: Erstmals werden auch Fuß­gän­ge­r*in­nen systematisch kontrolliert. Und Pas­san­t*in­nen berichten: So viele Po­li­zis­t*in­nen waren sonst nicht im Einsatz. Als ein etwa 15-jähriger Junge die Brücke hinunterkommt, befragen die Po­li­zis­t*in­nen ihn, es scheint ein Problem zu geben. Nach etwa 20 Minuten schieben sie den Jungen in ein Einsatzfahrzeug.

Es ist Mittwochmittag, Alexander Dobrindt hat das Bundesinnenministerium noch nicht offiziell übernommen. Doch schon jetzt deutet sich am Grenzübergang Frankfurt (Oder) an, was er nach Amtsantritt wenige Stunden später ankündigen wird: Deutschland schottet sich gegenüber Geflüchteten weitgehend ab. Bun­des­po­li­zis­t*in­nen sollen künftig auch Asylsuchende zurückweisen, Ausnahmen soll es nur für Kinder, Schwangere und Kranke geben. Es ist der offene Bruch mit EU-Recht, genauer: dem Dublin-System, das vorschreibt, dass jeder ins Land gelassen werden muss, der um Asyl bittet, damit der Antrag zumindest geprüft wird. Dafür werden Bun­des­po­li­zis­t*in­nen an den Grenzen zusammengezogen, ihre Zahl soll von bisher 11.000 auf 14.000 steigen.

Die letzten Tage auf der Straße verbracht

Was es bedeutet, schutzsuchende Menschen einfach abzuweisen, lässt sich einige hundert Meter von der blauen Brücke entfernt auf polnischer Seite besichtigen. Hier in einem Café gegenüber einer Tankstelle sitzen zwei Männer und eine Frau. Sie sind eingemummelt in dicke Plusterjacken, die letzten Tage haben sie auf der Straße verbracht. Die polnischen Behörden kümmern sich nicht um sie, planen vermutlich die Abschiebung. Hierher gekommen seien sie über Belarus. Belarus schickt Geflüchtete gezielt über die EU-Grenze zu Polen; Geflüchtete werden als Druckmittel genutzt, um politische Interessen durchzusetzen.

Ursprünglich stammen die beiden Männer und die Frau, die jetzt in dem Café sitzen, aus einem ostafrikanischen Staat. Mehr soll nicht in der Zeitung stehen, damit sie nicht identifiziert werden können. Anfang Mai – deutlich vor Dobrindts Amtsantritt – hätten sie versucht, nach Deutschland einzureisen, berichten sie: „Wir haben gesagt, dass wir Asyl in Deutschland beantragen wollen.“ Trotzdem seien sie zurückgewiesen worden.

Tatsächlich deutet viel darauf hin, dass Dobrindt mit seiner Ankündigung nur zur offiziellen Linie erhoben hat, was inoffiziell schon längst Routine war. Zwar betonte die bisherige Bundes­innenministerin Nancy Faeser (SPD) immer wieder, zurückgewiesen werde unter ihrer Verantwortung nur, wer nicht um Asyl bitte. Doch offizielle Daten der Bundesregierung zeigen, dass im letzten Jahr plötzlich immer mehr Af­gha­n*in­nen und Sy­re­r*in­nen an den Grenzen zurückgewiesen wurden. Schwer vorstellbar, dass auf einmal so viele Menschen aus Krisenregionen an die Grenzen kommen, ohne ein Asylgesuch zu äußern.

„Die Leute wollen ja nicht zum Eisessen nach Deutschland“, sagt Sophie Scheytt von Amnesty International. Man müsse davon ausgehen, dass auch bisher schon „in großem Umfang“ Asylsuchende zurückgewiesen worden seien. Auch Tareq Alaows von Pro Asyl sieht eher eine graduelle Verschärfung der Praxis an den Grenzen. Das sei aber kein Grund zur Entwarnung: „Das ist eine massive Intensivierung rechtswidriger Pushbacks an den Grenzen.“ Bei der von Dobrindt angekündigten flächendeckenden Umsetzung drohe „eine De-facto-Aussetzung des Zugangs zum Asylrecht“.

Viele der Zahlen zu den Zurückweisungen hat die Linken-Bundestagsabgeordnete Clara Bünger mit kleinen Anfragen ans Licht gebracht. Zusammen mit Scheytt, Alaows und weiteren Ak­ti­vis­t*in­nen kümmert sie sich im Café nun um die drei Zurückgewiesenen. Sie versuchen, ein Hotel für die drei zu finden und einen Arzt für die Frau, sie hat sich in der Zeit im Freien am Fuß verletzt, der nun furchtbar geschwollen ist. „Sie wurde ohne echte medizinische Behandlung einfach zurückgewiesen, und das, obwohl sie klar um Schutz gebeten haben“, sagt Bünger. „Das ist ein klarer Bruch mit EU- und Menschenrechten und steht im Widerspruch zum Grundgedanken der EU.“

Unter den Hel­fe­r*in­nen ist auch Maria Ksiazak. Sie arbeitet als Psychotherapeutin bei verschiedenen Organisationen, die sich für Geflüchtete in Polen einsetzen. Erst wenn man die Lage in Polen mitdenke, erschließe sich die ganze Dramatik der deutschen Zurückweisungen, sagt sie. Seit Ende März ist das Asylrecht in Polen für die Geflüchteten ausgesetzt, die aus Belarus kommen. Für sie gibt es also keine Möglichkeit mehr, dort Schutz zu bekommen. Geflüchtete, die es über die Grenze von Belarus schaffen, versuchen deshalb, so schnell wie möglich weiterzureisen. In Polen drohen ihnen rassistische Angriffe und vor allem die Abschiebung in ihr Herkunftsland.

Unter Nancy Faeser (SPD) wurden die Kontrollen verschärft. Nun ­übernimmt Alexander Dobrindt (CSU) das Innenministerium Foto: Christoph Soeder/dpa

Weil die Abschiebungen oft an mangelnder Kooperation seitens der Herkunftsländer scheitern, enden viele der Geflüchteten bis zu zwei Jahre in Abschiebehaft. „Die Lebensbedingungen dort sind schlimmer als im Gefängnis“, sagt Ksiazak. Viele der Geflüchteten seien psychisch krank und suizidal. Und all das droht eben auch denen, die aus Deutschland zurückgeschoben werden. „Inhuman“ sei die Praxis der deutschen Bundespolizei an der Grenze.

Und Ksiazak warnt: Die Entwicklung in Deutschland gleiche dem, was sich in Polen an der Grenze zu Belarus vollzogen habe. „Erst gab es heimlich illegale Pushbacks, später wurden die Pushbacks dann einfach legalisiert.“ Wer aber so die Menschenrechte zunächst für einzelne Gruppen aussetze, gefährde langfristig Rechtsstaat, Demokratie und die EU.

Schon jetzt ist absehbar, dass die diplomatischen Kosten der Zurückweisungen immens sein werden

Schon jetzt ist absehbar, dass die diplomatischen Kosten der Zurückweisungen immens sein werden. Österreich, eins der Haupttransitländer für Geflüchtete auf dem Weg nach Deutschland, kündigte schon Donnerstagnachmittag an, Zurückweisungen nicht zu akzeptieren. Und das die polnische Regierung unter Premier Donald Tusk ebenfalls alles andere als begeistert ist, erfuhr Bundeskanzler Friedrich Merz bei einem Besuch in Warschau am Donnerstagabend gleich persönlich. „Polen wird nur in sein Gebiet lassen, wen es akzeptiert“, sagte Tusk bei einer gemeinsamen Pressekonferenz.

Und Tusk warnte: Es drohe eine Situation, in der jedes Nachbarland eigene Zurückweisungen durchführe. Es wäre eine Kaskade der Abschottung, vor der auch For­sche­r*in­nen und Ak­ti­vis­t*in­nen warnen. Am Ende kämen überhaupt keine Geflüchteten mehr in die EU.

Kurzfristig ist das größere Problem aber wohl, dass die deutschen Zurückweisungen die Nachbarländer schlicht gewaltig vor den Kopf stoßen. Und das kann sich Kanzler Merz eigentlich überhaupt nicht leisten, will er doch erklärtermaßen die EU revitalisieren und insbesondere die gemeinsame Verteidigungspolitik gegenüber Russland stärken. Offenbar scheint ihm derzeit aber das innenpolitische Signal wichtiger als die Stimmung bei den Verbündeten. Eine Rolle dürfte dabei auch spielen, dass Merz die demütigende Niederlage in der ersten Runde der Kanzlerwahl am Dienstag übertünchen will. „Männliches Muskelgehabe von Merz und Dobrindt“, nennt Bünger das.

Auch im Kleinen dürften die Grenzkontrollen für viel Ärger sorgen. Sören Bollmann arbeitet im Frankfurter Rathaus und organisiert dort die Zusammenarbeit mit Słubice, der polnischen Stadt auf der anderen Seite der blauen Stahlbrücke. Schon die bislang bestehenden Kontrollen seien „schädlich und abschreckend“ sagt er und spricht von einem „Imageschaden“ für die Stadt, etwa durch die kilometerlangen Staus vor den Grenzkontrollen. Er fürchtet, dass weniger Tou­ris­t*in­nen kommen könnten.

Wie unangenehm die Grenzkontrollen auch dann sein können, wenn man einen deutschen Pass hat, zeigt sich in Frankfurt eindrücklich. Am Café macht sich ein Teil der Hel­fe­r*in­nen auf, um für die drei Zurückgewiesenen ein Hotel zu organisieren. Der Rest steigt in einen Van, als Nächstes wollen Sie sich die Grenzkontrollen am Hauptbahnhof anschauen. Ein Platz ist noch frei, und so darf auch der taz-Reporter mitfahren.

Frostige Begrüßung mit Handshake: Polens Premier Donald Tusk empfängt am Mittwochabend Kanzler Foto: Michael Kappeler/dpa

„Bestimmt werden wir rausgezogen“, witzelt die junge Frau auf dem Beifahrersitz, als es auf die blaue Stahlbrücke geht. Und ganz wie prognostiziert, hebt die Bundespolizistin auf der deutschen Seite auch umgehend die Kelle. Großes Gelächter im Wageninneren. Der Kofferraum wird durchsucht, die Personalausweise eingesammelt und abfotografiert, ein Polizist tippt irgendetwas in einen Laptop. „Was ist das denn für ’ne Kombi“ sagt einer der Beamten beim Blick auf die Ausweise leise, aber doch hörbar für die Insassen, die verschiedenste Alter und Migrationshintergründe haben.

Letzteres sei das der Grund, warum der Wagen rausgewunken wurde, mutmaßen die Aktivist*innen. Und es ist ein Verdacht, der sich immer wieder aufdrängt, wenn man die Grenz­po­li­zis­t*in­nen bei der Arbeit beobachtet. Werden bei den Kontrollen explizit Menschen herausgezogen, die nicht weiß sind? Das wäre sogenanntes Racial Profiling, eine Form von Diskriminierung durch die Sicherheitsbehörden, die eindeutig verboten ist.

War das racial profiling?

Im März hatte der Polizeibeauftragte des Bundes, Uli Grötsch, der dpa gesagt, bei ihm gingen seit Ausweitung der Grenzkontrollen im September 2024 immer mehr Beschwerden wegen mutmaßlichem Racial Profiling ein. Aber beweisen lassen sich solche Vorwürfe sehr schwer. Auf die Frage, warum ausgerechnet dieser Wagen rausgewunken wurde, verweisen die Po­li­zis­t*in­nen auf die getönten Scheiben des Wagens. Dann gibt es die Ausweise zurück, der Wagen darf weiterfahren.

Mit etwas Verspätung am Bahnhof angekommen, dauert es auch hier nicht lang, bis die Bundespolizei auftaucht. Rund zehn Be­am­t*in­nen marschieren durch die Halle direkt ans Gleis 6, wo ein Zug aus Polen einfährt, Ziel: Berlin Hauptbahnhof. Als die Waggons halten, steigen einige Beamte ein, der Rest postiert sich an der Treppe zur Unterführung auf dem Bahnsteig. Nach etwa zehn Minuten steigen die Beamten wieder aus, in ihrer Mitte einen schmalen Mann in blauem T-Shirt. Fragen der taz, was passiert, weisen die Beamten ab.

Den Mann eskortieren die Beamten in ihrer Mitte zur Wache der Bundespolizei, gleich neben dem Bahnhofseingang. Auch dort ist am Schalter nicht herauszubekommen, was genau mit dem Mann passieren wird. Keine zwei Stunden später tritt Innenminister Dobrindt in Berlin vor die Presse. Er kündigt offiziell an, die Zurückweisungen an der Grenze auch auf Asylsuchende auszuweiten.

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21 Kommentare

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  • Wofür eigentlich Gesetze und internationale Vereinbarungen ?

    Ich doch alle nur hinderlich !



    Weg damit!

    Hoppla, jetzt komm ich !

  • Die Zurückweisung von Asylsuchenden an der deutschen Grenze nach Polen, Tschechien oder Österreich ist nicht unbedingt eine Verletzung von Art.33 der Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) in welchem das Non-Refoulment Prinzip völkerrechtlich definiert wird. Entscheidend ist hierfür ob ein reales Risiko besteht dass ob Leben oder Freiheit der Betroffenen in diesen Ländern durch Verfolgung bedroht wird. Dass ist dürfte aber in allen Europäischen Transitstaaten praktisch nie der Fall sein. Nochmal zum Mitdenken dass Non-Refoulment Prinzip verbietet nicht jede Form von Zurückweisung oder Abschiebung so wie es gerne auch in der TAZ behauptet wird. Es verpflichtet den Staat nur zu prüfen ob die Zurückgewiesen durch die Abschiebung verfolgt werden. In der Realität dürfte diese Maßnahme ein Akt der Symbolpolitik bleiben denn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden die meisten Asylsuchenden statistisch durchkommen. Wenn diese Menschen dann in irgendeiner deutschen Stadt vor einer Landeserstaufnahmeeinrichtung oder Außenstelle des Bamfs auftauchen bekommen sie immer noch ein Asylverfahren. Der wahre Knackpunkt wäre ein vom neuen Innenminister erlassener Antragsstopp.

    • @MaCo:

      Im Artikel ging es nicht um die GFK sondern um das Dublin Verfahren...

  • Ich denke, die Zurückweisung von Flüchtigen an den Grenzen ist nur eine Seite des Problems.



    Wann beginnt man außenpolitisch die Fluchtursachen zu bekämpfen?



    Wann die Interessen der Menschen vor Ort vor die eigenen Interessen zu stellen?



    Welche Regionen wurden stabilisiert, um Krisengebiete zu beruhigen und mit welchem Erfolg?

  • Das Ergebnis einer seit langer Zeit unzureichenden Organisation von Flüchtlingsströmen.



    Die EU kann sich mal ordentlich schämen auf dem Rücken von Geflüchteten ein Chaos zu provozieren. Und der gute Donald Tusk: "Polen wird nur in sein Gebiet lassen, wen es akzeptiert“, und sich dann über Merz beschweren der das gleiche tut.



    Und wenn Lukaschenko gezielt Geflüchtete einsammelt und in die EU leitet. Da wird das mit offenen EU Grenzen natürlich auch schwer zu argumentieren, politisch. Außer Geflüchtetenorgas findet das halt niemand so richtig cool. Völlig unabhängig, dass ja viele einsehen, dass wir Zuwanderung brauchen.



    Und so mäandert das Thema durch die aktuelle EU Geschichte. Ohne gemeinsames Ziel oder Methodik. Und wer profitiert? Bei uns genau eine Partei, ich sage aber nicht welche.

  • Was mich brennend interessiert, gilt das alles auch für Ukrainerinnen, die schließlich mit Abstand in größter Zahl vor allem aus Polen nach Deutschland flüchten oder wird von höchster staatlicher Ebene jetzt auch bzw wieder und immer noch, offen und unverblümt rassistisch gehandelt? Bekanntlich hat Deutschland ja auch zur Ukraine keine Grenze, d.h. auch ukrainische. Geflüchtete sind bereits schon in einem EU-Land gewesen, bevor sie nach Deutschland kommen und bekanntlich gelten alle Argumente, die für Abschiebung in andere Herkunftsländer gelten, ebenso für die Ukraine, in der auch ebenso bekanntlich nicht überall Krieg herrscht, sondern es ganze Landmassen gibt, in der der normale Alltag weitergeht.



    Und warum kommt dieser Artikel komplett ohne das Wort Rassismus und ukrainische Geflüchtete aus, warum klagt niemand gegen diese Doppelstandards? Und überhaupt, warum interessiert es niemanden auf staatlicher oder gesellschaftlicher Ebene nicht mal so wenig im geringsten, dass ich bis jetzt noch aus keinem Politiker Mund, in keiner Berichterstattung, diese Behandlung nach zweierlei Maß und diesen Rassismus erwähnt, gehört oder gelesen habe, einschließlich der TAZ und ihrer Foristen?

  • Damit ist das europäische Migrationssystem zerstört.

    Von nun an werden die Länder an den Außengrenzen dazu übergehen, entweder wie Polen und Kroatien gezielt Pushbacks vorzunehmen und sich dabei einen feuchten Kehricht um Entscheidungen aus Luxemburg dagegen zu scheren, oder aber in schnellen Asylverfahren direkt europäische Aufenthaltstitel zu erteilen und die Menschen damit flott nach Deutschland durchzuwinken, so wie es Griechenland schon seit Jahren vormacht. Der EuGH hat zwar schon erklärt, dass Deutschland derartige Aufenthaltstitel nochmals überprüfen kann - nur abschieben nach Griechenland kann man hernach faktisch nicht mehr.

    Die Konservativen haben sich einen Bärendienst erwiesen, weil sie das System nicht verstanden haben, sondern blind dem dumpfen Hass der AfD hinterhergerannt sind und alles auf dem Weg zerdeppert haben.

    • @hedele:

      Und deshalb wird man wohl auch Leute, die nur einen europäischenAufenthaltstitel haben demnächst abweisen müssen.

  • „Polen wird nur in sein Gebiet lassen, wen es akzeptiert“, sagte Tusk bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. Das gilt auch für viele andere europäische Länder. Die europäische Migrationspolitik ist gescheitert, weil Integration nicht gewollt ist. Das sagt man offiziell in der Regel nicht, es sei denn, man heißt Orban, Weidel, Wilders... Kickl, ... und deren Millionen von Wählern.

  • Wir haben im Osten hunderttausende Grenzpendler. Ohne Menschen z.B. aus Polen u. Tschechien können viele Einrichtungen im Gesundheitswesen, Pflege, Einzelhandel usw. nicht richtig arbeiten.



    Jetzt haben diese Pendler das Problem, dass sie wegen der verschärften Grenzkontrollen jetzt täglich viel länger im Stau stehen. Auch Deutsche fahren oft rüber zum Einkaufen o. als Touristen.



    Hab's selbst erlebt: Auf der A4 kurz vor Görlitz war auf polnischer Seite über 1 Stunde Stau vor der Grenze. Bin die Abfahrt Zgorzelec runtergefahren u. durch die Zgorzelec, dort war aber auch über 1 Stunde Stau vor der Jana Pawła II -Brücke.



    Wenn das die nächsten Wochen u. Monate so weitergeht, drohen der ostdeutschen Wirtschaft u. dem Tourismus "dank" Merz' Politik hohe Millionenschäden.

    Hieß es nicht erst letztes Jahr, dass die EU-Länder mehr zusammenarbeiten; u. die EU-Außengrenzen schon seit Jahren mehr kontrolliert werden? Gerade Polen u. Tschechien lassen kaum Migranten rein.



    Jetzt scheint aber trotz EU die Merz-CDU egoistisch ihr eigenes Ding zu machen.



    Polen u. Tschechien werden sich nicht freuen, wenn Deutschland jetzt mehr Migranten zu ihren schickt. Ist das nach EU-Recht überhaupt erlaubt?

    • @Pjotr J. Golečko:

      Vielleicht fährt mal einer in die Schweiz und lässt sich das Druckverfahen für die Wapperl erklären. Jeder Pendler kann sich ein solches kaufen und fährt über die "freie" Spur! Digital (Mautsystem) überwacht. Dann kann man sich auf die "Verdachtsfälle" konzentrieren und den Anwohnern ihren Alltag in Teilen zurückgeben.

    • @Pjotr J. Golečko:

      Ja, es ist erlaubt abzuweisen. Die werden ja nicht zurückgeschickt, die werden nicht hineingelassen.

    • @Pjotr J. Golečko:

      Bin gerade vor 30 Minuten wie jeden Tag über die Jana Pawła II -Brücke gefahren und solche Wartezeiten gab es nicht mehr seit die LKW den Übergang nicht mehr nutzen. Da müssen Sie aber wirklich großes Pech gehabt haben. Auf der polnischen Seite meiner Familie in Zgorcelec sind alle für die Kontrollen.

  • Ich hätte nicht einmal "Ostafrika" geschrieben, es sei denn, es ist NICHT Eritrea. Schließlich ist fast immer dieses Land gemeint. Etwas anderes ist es mit West- oder Zentralafrika. Dort gibt es mehrere Herkunftsländer von Asylsuchenden.

    • @Erwin Roosenberg:

      Das stimmt nicht. Es kommen mehr Flüchtlinge aus Somalia als aus Eritrea. Es gibt hier mittlerweile auch viele Flüchtlinge aus dem Sudan. In Ostafrika nimmt auch die Zahl der Klimaflüchtlinge zu, da Ostafrika stark unter dem Klimawandel leidet.

  • Der Mann ist eine Zumutung. Sowas hat kein Mensch verdient.



    Na ja - Sch(M)erzkeks pur

  • Mehrere männliche Polizeibeamte sind übrigens keine "Po­li­zis­t*in­nen".

    • @Rudi Lipp:

      Sie können nicht wissen wie diese sich identifizieren...

  • "Die polnischen Behörden kümmern sich nicht um sie, planen vermutlich die Abschiebung."

    Worauf fußt diese Vermutung?



    Dazu steht ja so gar nichts im Artikel.

  • Vielen Dank für den Artikel. Ich habe eine Frage hinsichtlich des Racial Profilings: In Deutschland sind afrikanisch / "südländisch" gelesene Personen meines Wissens nach noch deutlich in der Minderheit. Eine triviale statistische Rechnung liefert, dass die Wahrscheinlichkeit eines irregulären Übertritts aufgrund Asylgesuchs im Vergleich zu einer nicht afrikanisch / "südländisch" gelesenen Personen deutlich erhöht ist.



    1) Wieso sollte die Polizei von diesem neutralen Kriterium keinen Gebrauch machen?



    2) Wenn meine Vorstellung von Neutralität nicht mit der Ihren übereinstimmt: Können Sie mir sagen, inwiefern Hautfarbe bzw. die etwas komplexere Situation im Artikel kein neutrales Kriterium ist?

    Vielen Dank

  • "Tatsächlich deutet viel darauf hin, dass Dobrindt mit seiner Ankündigung nur zur offiziellen Linie erhoben hat, was inoffiziell schon längst Routine war."



    Na sowas, die Ampel und Scholz, der sich als Abschiebekanzler gerierte, Tunesiendeal, Außenlager und nach Afghanistan abgeschoben hat, waren gar nicht so progressiv?



    Das sind ja völlig neue Erkenntnisse 😦