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Trump als Präsident vereidigt„Amerikas goldene Zeit beginnt jetzt“

Donald Trump ist wieder an der Macht. Die Antrittsrede des neuen US-Präsidenten strotzt vor Selbstbewusstsein. Und es hagelt erste Verordnungen.

Washington, 20. Januar: Donald Trump legt den Amtseid ab Foto: Morry Gash/reuters

Washington taz | Donald Trump hat am Montag den Eid als 47. Präsident der USA geleistet. Die Zeremonie wurde aus Witterungsgründen – in Washington herrschten winterliche Temperaturen von gefühlten minus 11 Grad – in diesem Jahr im US-Kapitol veranstaltet. Und nicht wie geplant auf offener Bühne.

Den Amtseid legte Donald Trump um 12:02 Uhr Ortszeit (18:02 Uhr deutscher Zeit) ab. Wie üblich wurde dieser vom Vorsitzenden Richter des amerikanischen Supreme Court, John Roberts, gesprochen. Kurz zuvor legte auch der neue US-Vizepräsident J.D. Vance seinen Eid ab.

Die zweite Amtszeit von Trump hat damit offiziell begonnen. Die von Joe Biden ist nun nach vier Jahren vorbei. Im Gegensatz zu den gewohnten Antrittsreden, in der Themen wie Einigkeit und Zusammengehörigkeit meist hervorgehoben werden, gab Trump eine Wahlkampfrede. Seiner „America First“-Philosophie aus seiner ersten Amtszeit verlieh Trump kräftig Nachdruck.

„Für die amerikanische Bevölkerung ist der 20. Januar 2025 ein Befreiungstag“, sagte Trump. Er sei der Überzeugung, dass er den Attentatsversuch im vergangenen Juli nur deshalb überlebt habe, um eine von Gott auserkorene Aufgabe zu erfüllen: „Amerika wieder großartig zu machen“.

Scharfe Kritik an Biden

An seinem Vorgänger, Ex-Präsident Biden, ließ er kein gutes Haar. „Wir haben eine Regierung, die nicht eine einzige Krise im eigenen Land bewältigen kann“, erklärte Trump. Als Beispiele nannte er die Waldbrände in Kalifornien, die Sturmschäden in North Carolina und die Krise an der US-mexikanischen Grenze.

„All das wird sich ab heute ändern, und es wird sich sehr schnell ändern. […] Amerikas goldene Zeit beginnt jetzt“, versprach er. Trump gab auch einen Vorgeschmack auf die Pläne seiner Regierung. Er bezeichnete die bevorstehenden Verordnungen, die er in den kommenden Stunden und Tagen unterzeichnen werde, als Verordnungen um den „gesunden Menschenverstand“ wiederherzustellen.

Knapp 600 geladene Gäste und Medienvertreter waren im Rundbau des Kapitols anwesend, um die Amtseinweihung zu verfolgen. Zu den Gästen zählten außer Trumps politischen Unterstützern und seiner Familie auch frühere Präsidenten, aktuelle und ehemalige Abgeordnete und Senatoren, sowie Größen aus der Technologie- und Medienbranche. Darunter Fox News-Gründer Rupert Murdoch, Amazon-Gründer Jeff Bezos und Apple-Chef Tim Cook. Natürlich war auch Trump-Unterstützer Elon Musk im Publikum.

Trump will nationalen Notstand wegen Migration

Als erste Amtshandlungen gab Trump bekannt, dass er einen nationalen Notstand im Hinblick auf die Migrationskrise an der amerikanischen Südgrenze und die nationale Energieversorgung ausrufen werde. „Alle illegalen Einwanderungsversuche werden mit sofortiger Wirkung gestoppt und wir starten den Abschiebungsprozess für Millionen von kriminellen Einwanderern in ihre Heimatländer“, erklärte Trump. Seine Regierung werde auch Truppen an die Grenze schicken, um die „Invasion“ zu stoppen.

Wie bereits während des Wahlkampfs angekündigt, werde er auch Vorschriften lockern, um mehr fossile Brennstoffe, darunter Öl, Erdgas und Kohle zu fördern. Eine weitere Verordnung soll festlegen, dass es in Amerika nur zwei Geschlechter gibt – männlich und weiblich. Trump will außerdem die Namen von mehreren geografischen Merkmalen ändern, so soll der Golf von Mexiko künftig Golf von Amerika heißen.

Auch seinen Plan, den Panamakanal wieder unter US-Kontrolle zu bringen, erwähnte er in seiner knapp 30-minütigen Rede. International dürfte Trumps Ankündigung eines „External Revenue Service“, der für die Einnahmen aus Zöllen zuständig sein soll, aufhorchen lassen. Über seine Pläne, wie die zukünftige Unterstützung der Ukraine aussehen soll, machte er keine Aussagen.

Er machte diese Aussagen vor dem früheren britischen Premierminister Boris Johnson, dem argentinischen Präsidenten Javier Milei und der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Auch der deutsche US-Botschafter Andreas Michaelis, der kürzlich mit einem internen Papier, das Trump und dessen Politik kritisierte, auf sich aufmerksam machte, war bei der Amtseinweihung dabei.

Trump will Friedensstifter sein

„Wir werden unseren Erfolg nicht an den Schlachten messen, die wir gewinnen, sondern an Kriegen, die wir beenden, und vielleicht noch wichtiger, an den Kriegen, in denen wir uns nicht beteiligen. Mein stolzestes Vermächtnis wird das eines Friedensstifters und Einigers sein“, sagte Trump.

Er beendete seine Rede mit einer positiven Anmerkung. Für Trump gilt: Die Tatsache, dass er erneut eine Antrittsrede gibt, ist Beweis dafür, dass in den USA nichts unmöglich ist.

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3 Kommentare

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  • Nun ja, die Ankündigung mit den Zöllen wird sich genauso realisieren, wie die, daß der Ukraine-Krieg seit November letzten Jahres - 24 Stunden nach der Wahl - zur allseitigen Zufriedenheit beendet wäre.

    Trump ist nicht dafür gewählt worden, die Inflation anzuheizen. Aber er wird einsehen müssen, daß sich die USA nicht von jeglichen Importen wird abkoppeln können und daß seine so heiß geliebten Einfuhrzölle zwangsläufig Bestandteil des Endverbraucherpreises werden. Und sollte er diese Kalkulation verbieten, bleiben die Regale eben leer. Alles Varianten, die mit MAGA nichts zu tun haben.

    Denselben Effekt werden die Abschiebeorgien haben. Es gibt halt Jobs, die die Amerikaner gar nicht machen wollen. Und dann gibt es Jobs, wo sie das nicht zu dem Preis können und wollen, der bislang "marktüblich" war. Die Dienstleistungen und Produkte werden dann eben nicht mehr zur Verfügung stehen. Kein Problem für Trump. Solange der Müll nur vom Gelände des Weißen Hauses verschwindet, und das wird er, ist alles in Ordnung. Und daß die Krankenschwestern in dem Lazarett, welches für seine Versorgung zuständig ist, keine Papiere haben könnten ...

    Also, wozu die Aufregung?

  • „Amerikas goldene Zeit beginnt jetzt“



    Ich fürchte für Deutschland dürfte es jetzt dunkel werden. Viel zu hoch ist unsere Abhängigkeit von den USA, so das Trump am längeren Hebel sitzt. Viele Konzerne werden ihre Produktion in die USA verlegen, um die Zölle zu umgehen, auf Kosten unserer Arbeitsplätze.

    • @Hans Dampf:

      Und aus dieser Industriekrise geht dann möglicherweise eine solch hohe Arbeitslosigkeit und daraus folgend Unzufriedenheit hervor, dass die AfD weiter erstarkt. Wie sehr sich die Bilder (zu 1930 ff.) gleichen!