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Sexuelle Gewalt gegen FrauenVergewaltigungen organisieren auf Telegram

In Chat-Gruppen tauschen sich User über Betäubungsmittel aus und posten Fotos von sedierten Frauen. Das zeigen Recherchen des Funk-Formats strg+f.

Re­por­te­r*in­nen des Funk-Formats strg+f haben ein Vergewaltiger-Netzwerk auf Telegram aufgedeckt Foto: STRG_F | © funk

In diesem Text werden Missbrauch und sexuelle Übergriffe beschrieben.

Berlin taz | Man muss weder Fotos noch Videos sehen, um während der ganzen 45 Minuten, die die Reportage dauert, Ekel zu verspüren: Re­por­te­r*in­nen des Funk-Formats strg+f haben ein Vergewaltiger-Netzwerk auf Telegram aufgedeckt. Über 70.000 User tauschen sich dort darüber aus, wie sie Frauen betäuben und ihnen sexualisierte Gewalt antun können. Sie teilen Fotos, filmen live. Es erinnert an die Massenvergewaltigungen an Gisèle Pelicot, gegen ihren Ex-Ehemann und 50 weitere Täter fällt am Donnerstag das Urteil.

„Es ist keine Vergewaltigung, wenn sie nicht weiß, dass es passiert ist“, schreibt ein User. Das ist natürlich falsch, wie die Juristin Anja Schmidt in der Reportage „Das Vergewaltiger-Netzwerk auf Telegram“ erklärt. Seit 2016 gilt in Deutschland der Grundsatz „Nein heißt Nein“. Aber wenn man nicht mehr widersprechen kann? „Wenn die Fähigkeit, Zustimmung zu geben, nicht mehr gegeben ist, dann darf man keine sexuellen Handlungen vornehmen.“ Das steht in Paragraph 177, Absatz 2 des Strafgesetzbuchs.

In den Telegram-Gruppen kommentieren User Live-Videos: „Spiel mit ihr wie eine Puppe“, schlagen vor, welche Haushaltsgegenstände zum Einsatz kommen sollen. Teils schicken die User daraufhin Beweisbilder. Wie viel nur Gerede ist, ob manche Frauen wissen, wie ihnen geschieht, das ist nicht eindeutig überprüfbar. Einige – in der Reportage unkenntlich gemachte – Videos zeigen den Re­por­te­r*in­nen zufolge allerdings torkelnde Frauen, die wie bewusstlos aufs Bett fallen und dann penetriert werden. Einziges Tabu scheint Gewalt an Kindern zu sein.

Die User kommen aus Ländern der ganzen Welt, auch Deutsche sind darunter. Sie fragen nach Tipps, welche Schlafmittel sie nutzen können, wie sie sie dosieren müssen. Online-Shops posten Links zu K.-o.-Tropfen und Mitteln, in denen Stoffe verwendet werden, die bei ausreichender Menge sedieren können. Darunter ist ein Haarserum für gesunde Haarspitzen. Die Re­por­te­r*in­nen bestellen es. Der Verkäufer erklärt per Chat, welche Dosierung notwendig ist, um es als Schlafmittel zu verwenden: die ganze Flasche, am besten zusammen mit Alkohol.

Die Re­por­te­r*in­nen geben es an ein Labor. Dort heißt es: In Kombination mit Alkohol ist es geradezu gefährlich. „Ein ganzes Fläschchen kann zu einer potenziell lebensbedrohlichen Vergiftung führen.“

Die Jour­na­lis­t*in­nen entscheiden sich schließlich, die Gruppen den Ermittlungsbehörden zu melden. In einem Fall stoßen sie die Polizei direkt auf einen User. Die Reaktionen sind teils enttäuschend. Teils deuten die Jour­na­lis­t*in­nen an: Jetzt wird tatsächlich ermittelt. Und dabei bleibt es hoffentlich nicht.

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