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Debatte über Reformen beim ÖRRBitte mehr kürzen!

Im Diskurs über die Zusammenlegung von 3sat und Arte kommt der digitale Wandel zu kurz. Es braucht mutige Strategien, damit der ÖRR relevant bleibt.

Früher war mehr TV-Programm Foto: imago

F ür ARD und ZDF werde es jetzt richtig heikel, titelt die Süddeutsche Zeitung. Für die angekündigte Zusammenlegung von 3sat mit Arte fehle der 3sat-Koordinatorin Natalie Müller-Elmau aber die Fantasie, wie das denn alles genau von den medienpolitischen Ent­schei­de­r*in­nen gedacht sei, sagte sie kürzlich im Interview. Angst und Perspektivlosigkeit scheinen die Themen zu sein, die die aktuelle Debatte über die Reformen der öffentlich-rechtlichen Sender bestimmen. Befürchtet wird der Verlust eines Senders, der zum Erhalt des Programmauftrags und damit zumindest mittelbar zum Erhalt der Demokratie beitragen könnte.

Angst und Perspektivlosigkeit scheinen die Themen zu sein, die die aktuelle Debatte über die Reformen der öffentlich-rechtlichen Sender bestimmen

Dass der Wegfall von einigen Sendern des ÖRR allerdings auch eine Chance für einen starken und zukunftsgerichteten öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland sein könnte – das können wir alle uns nur schwer vorstellen. Denn allein die Worte „Reform“ und „Einsparungen“ machen ja schon Angst und Bange. Das ist nur menschlich. Wis­sen­schaft­le­r*in­nen der University of Virginia haben kürzlich in einem Experiment die menschliche Tendenz untersucht, bei Problemlösungen bevorzugt etwas hinzuzufügen, statt etwas wegzulassen, selbst wenn das Entfernen effizienter wäre.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht unter erheblichem Druck, nicht nur, aber sehr laut von rechtsaußen. Die AfD würde ihn am liebsten ganz abschaffen, auf Demonstrationen nehmen verbale und körperliche Angriffe gegen Jour­na­lis­t*in­nen zu.

Online hetzen rechte Parteien und Einzelpersonen gegen „die Medien“ und damit immer auch gegen die Werte der Demokratie. Der daraus resultierenden Angst und Perspektivlosigkeit dürfen wir uns aber auf keinen Fall beugen und den ÖRR entsprechend dieser Vorstellungen demontieren.

Mehr Mut

Und trotzdem braucht der ÖRR mutige Reformen, weil die Zeit für sie gekommen ist. Der Betrieb zahlreicher, oft ähnlich ausgerichteter Programme ist nicht nur teuer, sondern verliert auch an Relevanz, schlicht durch den Wandel im Nutzungsverhalten der Zuschauer*innen. Der Anteil, der lineares Fernsehen konsumiert, wird von Jahr zu Jahr kleiner.

In einer Zeit, in der Streamingdienste wie Netflix, Amazon und andere digitale Plattformen das Konsumverhalten der Menschen bestimmen, muss sich der ÖRR den veränderten Realitäten anpassen. Die einzige Antwort, die die Sender darauf in letzter Zeit fanden – wenn sie sich was trauten – war: Wir müssen auf die Plattformen! Funk macht Inhalte auf Tiktok, der SWR erfindet das „SWR X Lab“ oder der WDR den „Innovation Hub“; und die ARD-Audiothek läuft mit einem unübersichtlichen Programm über. Hinzufügen statt Bündelung als Patentlösung.

Über diese Vorstellung müssen wir hinwegkommen und neue Visionen entwickeln. Das bedeutet, auch über die Zusammenlegung von 3sat und Arte zu reden. Beide Sender bieten hochwertige Kulturberichterstattung, europäische Perspektiven und zumindest oft anspruchsvolle Dokumentationen.

Durch eine Zusammenlegung könnte ein stärkerer gemeinsamer Sender entstehen, der das Beste aus beiden Welten vereint. Das könnte Ressourcen sparen und einen klareren, attraktiveren Rundfunk schaffen. Das muss nicht bedeuten, Inhalte oder Arbeitsplätze zu opfern, sondern sie in eine modernere Form zu kippen, die den Ansprüchen des digitalen Publikums gerecht wird.

Im digitalen relevant bleiben

Der ÖRR hat es verdient und es ist seine Aufgabe, durch eine Neuausrichtung im digitalen Raum an Relevanz zu gewinnen. Gut produzierte und recherchierte Inhalte könnten durch bessere Positionierung aus dem Programmdickicht hervorstechen. Und das könnte dann auch für die Streaming-Plattformen ein echter Konkurrent werden.

Wie das funktioniert, dafür gibt es Beispiele. Vielleicht hilft ein Blick in Nachbarländer, wie etwa Großbritannien, in denen eine solche Sendervielfalt wie hierzulande nahezu absurd erscheint; oder auf die Ergebnisse des Zukunftsrats, einem extra für Zukunftsvisionen des ÖRR geschaffenen Gremium, das Anfang dieses Jahres Reformvorschläge veröffentlichte. Auch die gemeinnützige Organisation Agora Digitale Transformation sieht einen starken ÖRR nur mit mutigen Schritten im Digitalen für relevant und will Anfang kommenden Jahres konkrete Handlungsempfehlungen für die Sender veröffentlichen. In der Zwischenzeit hilft den Ent­schei­dungs­trä­ge­r*in­nen ja vielleicht auch mal: durchatmen und Ballast abwerfen.

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Ann-Kathrin Leclere
Aus Kassel, lange Zeit in Erfurt gelebt und Kommunikationswissenschaft studiert. Dort hat sie ein Lokalmagazin gegründet. Danach Masterstudium Journalismus in Leipzig. Bis Oktober 2023 Volontärin bei der taz. Jetzt Redakteurin für Medien (& manchmal Witziges).
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53 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. 

  • Einiges könnte gespart werden, wenn die Podcasts im Programm gesendet würden und nicht nur Werbejingles daraus. Warum ein solches Überangebot über die normale Sendezeit hinaus? Die Ohrstöpselleute und andere Individualisten können sich doch auch Sendungen anhören, die im Programm liefen.

  • Der Medienmarkt hat doch gezeigt, was ohne GEZ Finanzierung entsteht. Erst Facebook, Youtube und zuletzt TikTok, Gerade TikTok wird von denen geschaut die selbst keine GEZ Gebühren zahlen.



    Dann gibt's nur noch Videoschnipsel ohne Recherche, ohne Wahrheitsgehalt mit eingebautem influencing.

    • @Monomi:

      Das Influencing gibt es beim ÖRR auch.

      Ich brauche keinen paternalistischen öffentlichen Rundfunk der mich für zu dumm hält, TikTok richtig einzuordnen.

      Sapere aude!

      • @Goodfella:

        Wir alle, ausnahmslos, sind zu dumm, um TikTok richtig einzuordnen. Die Zeit der Universalgelehrten ist vorbei, die Zeit derer, die nicht wissen, wie wenig sie wirklich wissen, leider nicht.

  • Ich leiste mir mal eine völlig abweichende Meinung:

    Ich würde es begrüßen, wenn die ARD ein dauerhaftes Streamingangebot mit alten Filmen und Ard-Hörspielen bieten würde.

    Die Sender von ARD haben soviel Tolles in ihren Kisten.

    Ich würde sofort Kunde werden und gern dafür ähnlich viel wie für Spotify oder Netflix zahlen.

    • @rero:

      Streaming ist ein weiteres Sargnägelchen für die Bewohnbarkeit des Planeten durch den Menschen.

      • @0 Substanz:

        Das ganze Internet ist eine Sammlung von Sargnägeln.

        Unsere Unterhaltung hier gerade auch.

        Da mache ich mir nichts vor.

        • @rero:

          Wobei unsere Unterhaltung im Vergleich zum Streamen von, sagen wir mal, The Day After Tomorrow eher im Subatomaren zu suchen sein dürfte.

    • @rero:

      Sie zahlen bereits deutlich mehr als Spotify oder Netflix. Das "Abo" des ÖRR kostet momentan ca. 5 Euro mehr im Monat als Netflix und wird auch noch regelmäßig gesetzlich (!) erhöht.

      Netflix hingegen muss seine Kunden vor jeder Preiserhöhung ausdrücklich fragen.

      • @Kriebs:

        Dafür habe ich aber auch mehr Leistung

        Ich finde die Gebühren völlig ok.

  • Besser ARD und ZDF zusammenlegen, dass schaut eh kaum einer und spart mehr. Da mehr gespart wird, kann der Beitrag sinken, wenn man den schon nicht fair verteilen kann.

    • @Gostav:

      ARD und ZDF zusammenlegen wäre die Kollision zweier Planeten. Legen Sie lieber die Karnevalszüge von Düsseldorf und Köln, Fortuna und den 1. FC zusammen, das ist einfacher.



      Außerdem sind ZWEI große öffentliche-rechtliche Sender ein starkes Argumente gegen den behaupteten Regierungsfunk. Nur einer lässt sich noch leichter als Kanzleramtspressestelle diffamieren - bei allen Defiziten an kritischer Distanz die es tatsächlich gibt.

    • @Gostav:

      "Besser ARD und ZDF zusammenlegen, dass schaut eh kaum einer"

      Darf ich sie mit Fakten belästigen?



      "Das meistgesehene Programm war das ZDF mit einem Zuschaueranteil von 14,6 Prozent. Auf das Programm „das Erste“ der ARD entfielen 11,9 Prozent und auf die Dritten Programme der ARD insgesamt 13,8 Prozent. Die drei meistgenutzten privaten Programme RTL, SAT.1 und VOX erreichten im Jahresdurchschnitt 2023 Zuschaueranteile von 7,8 Prozent, 4,7 Prozent und 4,7 Prozent."

      www.kek-online.de/.../zuschaueranteile/

      • @denkenmachtschön:

        Die Zahlen sind getürkt, weil sie aus einem Pool von nur 5000 Haushalten MIT Fernseher ermittelt werden. Haushalte ohne Fernseher existieren in dieser Anordnung nicht. Aus der Analyse werden dann Millionen angeblicher Zuschauer hochgerechnet.



        Ich selbst sehe seit nicht mehr fern (Programm zu schlecht) und in meinem Umfeld gibt es auch nur noch eine einzige Person , die einen Fernseher besitzt.



        Wenn korrekt hochgerechnet werden würde, würden sich die angeblichen Millionen Zuschauer ganz schnell als Luftbuchuchung herausstellen.

    • @Gostav:

      Außer dem linearen Fernsehen hat die ARD sehr viel zu bieten.

      Das ZDF ist da weniger präsent.

  • Man könnte auch die Sender fusionieren und im Management/Technik einsparen. Man will ja die produzierten Programme nicht verringern, wobei man es ja schon heute sowieso nicht mehr schafft alles in Fernsehen zu bringen und man in der Mediathek schauen muss. Ein Sender, 2 Programme. Hinzukommend hat das auf 3sat und Arte gesendete Material mehr mit dem Auftrag der Öffis zu tun als der Inhalt der Hauptkanäle.

  • Da kann ich nur heftig widersprechen. Hörenswert dazu der Rant von Sybille Berg auf Deutschlandfunk. Dlf| Fazit | Sibylle Berg – Warum 3sat erhalten bleiben muss share.deutschlandr...=dira_DRK_9d66ad41



    Das Programm von 3sat, arte und phoenix ist nicht gleich ausgerichtet. Es bildet sowohl lokal, wie länderübergreifend, die Kulturlandschaft ab, die uns gleichermaßen trennt (wegen der Sprachbariere) und uns verbindet. Zudem übertragen keine anderer Sender als 3sat und arte Theateraufführungen, Opern, Konzerte, Dokumentationen in dieser Qualität und Dichte.



    Als jemand, der sich selten Tickets zu Kulturveranstaltungen leisten kann, ist das überlebenswichtig.



    Der Hintergrund des neuen Medienstaatsvertrages ist jedoch ein anderer. Im Ministerium im NRW ist ein gewissen Leminski für die Ausarbeitung zuständig, ein ultrakonservativer CDU-Mann, der im Gleichklang mit Linnemann und Spahn wirkt, und Springers Politico als "erfolgreiches Medienkonzept" lobt. Da weht der Wind her. Springer's Döpfner ist ein starker ÖRR stets ein Dorn im Auge gewesen. Dazu lesenswert: m.dwdl.de/a/99886

    • @Hatespeech_is_not_an_opinion:

      Danke für Ihre Ausführungen und den Link!

  • Bei aller Bereitschaft zu Kritik und Veränderung erscheint es mir nachgerade lächerlich, ausgerechnet diese Debatte zu führen, während gleichzeitig ein Mehrfaches des Jahresetats von 3sat für Fussballrechte ausgegeben werden - wohlgemerkt für Rechte an Spielen, die andernfalls sehr wohl gesendet würden.

    • @peter brunner:

      Naja, wenn über 20 Mio Menschen das schauen wollen, schlägt Quote eben Qualität. Gilt auch für andere sportliche Großereignisse.

      • @Ahnungsloser:

        Bei den ÖRR-Anstalten geht es aber eben nicht um Quote bzw. sollte es nicht gehen.



        Die 20 Millionen Fussballfreunde können sich doch die Spiele im Pay-TV angucken. Ich verstehe nicht, warum ich anderen Leuten ihre leichte Unterhaltung finanzieren soll.

        • @Fabian Wetzel:

          Weil die "anderen Leute" halt eine ausreichende Masse an Menschen ist um bei Wahlen politisch relevant zu sein.

          Brot und Spiele halt, der Fußball ist der Gladiatorenkampf im 21 Jahrhundert.

          Ich finde die Ausgaben aber auch viel zu hoch.

          Öffentliche Sender sollten härter verhandeln, denn von der kostenlosen Übertragung und damit enormer Reichweite profitieren ja auch UEFA und der Rest der korrupten Konsorten.

          • @sociajizzm:

            Brot und Spiele halt, der Fußball ist der Gladiatorenkampf im 21 Jahrhundert.

            Genau mit solchen "klugen" Verallgemeinerung treibt man die Menschen weg von den Linken.

            Alles Prolls außer die, die ARTE und 3Sat schauen.

        • @Fabian Wetzel:

          Diese Leute fragen sich wahrscheinlich, warum sie ihre schwere Unterhaltung finanzieren sollen.

  • ARD und ZDF haben mit ihren immer gleichen billig produzierten Serien (Sokos, Tatort, Polizeiruf, Regionalkrimis) sich selber das Grab geschaufelt. Das Publikum ist in die Streaming Portale abgewandert, mittlerweile gilt "Succsession", "White Lotus", "The Bear" als der Goldstandard der Serienproduktion.



    Die Lösung wären internationale Koproduktionen und Programmankäufe ausländischer Serien.



    Auf der politischen Ebene haben bestimmte Podcasts die Information übernommen, wie z.B. Tilo Jungs "Jung und Naiv", wo Menschen ausreden können, statt wie in ARD und ZDF in eine Politzirkusarena gesteckt zu werden.



    Ich persönlich schaue nur noch die "Heute Show", "Die Anstalt" und ARTE Mediathek mit tollen Dokus.



    Von mir aus könnte ARD und ZDF zusammengelegt werden, aber nicht ARTE und 3Sat.



    Ich würde mir zudem mehr Bildung wünschen, ohne das heute so oft praktizierte Infotainment. Im Gunde genommen sollte sich das ganze Wissen von der 5.- 12. Klasse in den Mediatheken aufbereitet finden, in 20 Sprache untertitelt, das wäre auch eine Möglichkeit für Migranten Anschluss an das deutsche Schulsystem zu finden.

    • @Paul Schuh:

      Ihre Vorschläge sind leider ein alter Hut.



      Bitte die sich die Dritten in den 70er und 80er anschauen. Da gab es genau das Bildungsfernsehen für In und Ausländer.

    • @Paul Schuh:

      Paul Schuh zum Medienstaatssekretär. Tolle Vorschläge. Und dann noch einen gestaffelten Beitrag.

    • @Paul Schuh:

      Genau. _Alle_ anderen von diesen Kaspersendern können zusammengelegt werden, außer arte und 3sat. Das sind die Sender, die dem Erfüllen der theoretischen Aufgaben des ÖRR am nächsten kommen.



      Nur widerspreche ich entschieden, dass irgendwelche Unterhaltungsserien eingekauft werden sollten. Dafür gibt es das Privatfernsehen.

      • @Fabian Wetzel:

        Die Lokalsender erfüllen auch wichtige Aufgaben. Wer nicht aus Berlin kommt, sieht sonst nie was aus seiner Heimatregion. Weder aktuelle Nachrichten noch interessante Beiträge über Menschen und Dinge aus der Region.

  • Reformen? Ja, klar. Aber nur, wenn sie auch Sinn ergeben. Geld muß eingespart werden? Will die Mehrheit so, also bitte.

    Aber es ist doch kein Reformwille, die größten Einsparungen ausgerechnet bei Sendern, die Kultur ernst nehmen, die den gesetzlichen Bildungsauftrag auch mit Leben füllen durchzusetzen .Oder bestimmen die ÖRR-Feinde etwa die Diskussion. Redundanzen ergeben sich doch viel zahlreicher imm Vergleich mit den Unterhaltungsangeboten der Privaten und Streamingdienste.

    arte und 3sat haben übrigens wenig Überschneidungsflächen - hier die deutschsprachigen Länder, dort zuerst deutsch-französisch und inzwischen europaweit ausgerichtet. Wie soll da eine Sendung wie z.B. 3sat-Kulturzeit integriert werden? Kulturtipps aus ganz Europa, die ich persönlich nie besuchen können werde, weil schlicht nicht erreichbar. Und wenn jedes Land der EU auch nur einmal im Monat vorkommen soll, dann zersplittert es in Kulturinfohäppchen auf tiktok-Niveau.

    Was sie bei den Streamingdiensten hervorheben, machen die Mediatheken doch im ÖRR schon seit vielen Jahren vor, hier kann sicher Vieles verbessert und weiter entwickelt werden, ohne das riesige finanzielle Mittel erforderlich sind.

  • Nachtigall, ick hör dir trappsen!

    Da wird lautstark gefordert, 2 super Sender zusammenzukürzen - wohl um ABZULENKEN von der tatsächlich dringenden Notwendigkeit, den Wildwuchs an Quatschsendungen (und deren Finanzmitteln) zu halbieren.

  • 3 TV Sender (ARD, ZDF, Phoenix), 1 Mediathek für alle, und 13 Radiosender für die Bundesländer (Berlin, Bremen und Hamburg kriegen keinen), würde ausreichen.



    Dem Informationsauftrag würde nachgekommen werden, etwas regionaler Touch durch die Radiosender ist auch gegeben.

    Rundfunkbeitrag dann senken auf genau soviel wie die Sender kosten + was an Pensionen aus der Vergangenheit noch zu zahlen ist.

    • @Rikard Dobos:

      Und Kultur kann weg?

      • @J. Straub:

        Kommt darauf an wie Kultur definiert wird.



        Kultur für den Oberstudienrat oder Kultur für die Frau an der Kasse?



        Ok ist zwar etwas verkürzt, trifft den Kern aber ganz genau.

  • 6G
    611245 (Profil gelöscht)

    Nicht nur das „lineare Fernsehen“ in Form des ÖRR hat ein Problem.

    „ Die Zuschauer von ARD und ZDF haben ein Durchschnittsalter von 64 bzw. 65 Jahren – Tendenz steigend. Selbst die Jugendsender One und ZDFneo werden vor allem von Menschen mit einem Durchschnittsalter zwischen 57 und 60 geschaut.“



    www.deutschlandfun...-rundfunk-100.html

    Ganz grundsätzlich muss sich die berechtigte Frage stellen, was ÖRR eigentlich in zehn Jahren noch legitimiert. Insbesondere in Form der Zwangsabgabe aller Haushalte.



    Der „Versorgungsauftrag“ geht ja offensichtlich an den Nichtrentner/innen glatt vorbei.

    • @611245 (Profil gelöscht):

      "Durchschnittsalter von 64 bzw. 65 Jahren" "Durchschnittsalter zwischen 57 und 60"

      Das Durchschnittsalter bedeutet doch, das es genauso viel Menschen zwischen 0 - 64 bzw. 57 Jahren gibt, die ÖRR fernsehen, wie zwischen 65 bzw. 60 und tot. Der Durchschnittsdeutsche ist übrigens 45 Jahre alt. Dass ältere Menschen deutlich mehr fernsehen als jüngere dürfte auch in ihrem persönlichen Umfeld nicht viel anders sein.

      "Der „Versorgungsauftrag“ geht ja offensichtlich an den Nichtrentner/innen glatt vorbei."

      Rentner/in wird man übrigens aktuell erst mit knapp 67 Jahren. die Mehrheit der Zuschauer ist also Nichtrentner/innen.

      "Der „Versorgungsauftrag“"

      ist "„im Interesse von Informationsfreiheit und Demokratie, ein vielfältiges, umfassendes und ausgewogenes mediales Angebot zu sichern.“" was das mit dem Alter der Zuschauer zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht.

    • @611245 (Profil gelöscht):

      Stellen Sie sich mal ein Programm ohne "Zwangsabgabe" vor. Entweder wird es über Werbung finanziert oder eben dirigistisch über die aktuelle Tagespolitik, wie in Italien. Neue Regierung, neue Berichterstattung.



      Was ein ÖRR für ein Land bedeutet, wird sehr gut an den USA sichtbar, ohne ÖRR gibt es viele streng abgeschottete Blasen, mit eigenen Informationsquellen, mit den bekannten Folgen.



      Ein ÖRR ist zwangsläufig ein Konsens des aktuellen Mainstreams und es gibt viel berechtigte Kritik, aber die Funktion als Plattform, als ein wichtiges Kommunikationsmedium, das ein Land mit definiert ist, nicht zu unterschätzen.

      • @nutzer:

        Ihren Argumenten pflichte ich bei, aber das war keine Antwort auf @Peertubas Frage, die absolut legitim ist.



        Was bringen 20 (!) Sender, wenn die Einschaltquoten addiert nur mehr im 1stelligen Bereich liegen?

  • 50% sparen wären kein Problem



    1) kleinste Bundesländer wie das Saarland oder Bundesländer wie Bremen, Hamburg, Berlin, brauchen keine eigenen Fernsehanstalten.



    2) Wozu brauchen Bundesländer derart viele Radioprogramme?



    3) Mehr Bildungs- und Informationsauftrag statt Musikstadel und Quizshows.



    4) Wieso zahlen wir "Quizmastern" Millionengagen?



    5) Schluß mit den vielen seifigen Shows mit gigantischem Bühnenaufwand.



    6) Schluß damit, dass fast jeder Sender eigene große Orchester hat.

    Ausgerechnet an arte, ein wunderbarer Dokumentations- und Informationssender mit klar erkennbaren Wissensauftrag, soll nun gespart werden, während die ARD und ZDF sich weiterhin hoch dotierte Wasserköpfe halten.

    • @Rudi Hamm:

      "50% sparen wären kein Problem"

      wenn Herr Hamm König von Deutschland wäre. Dann bräuchte es keinen Medienstaatsvertrag und die Wünsche und Bedürfnisse Anderer wären auch belanglos.

      Zum Glück ist er das aber nicht und so braucht es einen Kompromiss zwischen allen in der Gesellschaft und ihren politischen Vertretern, die das in unserem Namen ausgehandelt haben.

      Darf ich sie noch mit Fakten belästigen?

      Berlin und Hamburg haben keine eigenen Fernsehanstalten, sondern gehören zu rbb bzw. NDR.

    • @Rudi Hamm:

      Danke, Rudi Hamm!



      Wie fast jeder ihrer Beiträge prägnant auf den Punkt gebracht.

  • Warum jetzt ausgerechnet zwei Sender zusammengelegt werden, die schon ihre eigenen Prioritäten haben, 3 Sat = Alpenregionen, Arte = französischsprachig / deutsch und sehr kulturintensiv, verstehe ich jetzt nicht so recht. Wenn man sich dagegen die ganzen Regionalen Sender anschaut, da wird durch die Bank fast identisches Programm gesendet. Beim MDR hat man den Eindruck die DDR existiere in Teilen noch . Die Talkshows sind teilweise schon Sender übergreifend sehr anstrengend geworden , teilweise überforderte Moderatoren und immer wieder Gäste die sich den konstruktiven Diskussionen verweigern. Über Unterhaltung und Unterhaltungswert kann man natürlich streiten, das aber durch alle Programme uralte Serien wieder ausgegraben werden und schlicht als " Kult" vermarktet werden ist schon als unverschämt zu sehen.Ja, es muß dringend ein moderneres Konzept für die öffentlich Rechtlichen her , aber gerade dies beiden Sender zusammen zu legen halte ich persönlich für absolut falsch.

  • Es gibt durchaus Möglichkeiten für Veränderungen, nur wieso sich dies an arte und 3Sat aufhängt ist nicht ganz zu verstehen. Dies sind die beiden Sender, die am meisten einem Vollprogramm entsprechen, eine Überschneidung beider Sender ist auch nicht unbedingt gegeben.



    Der Verweis auf netflix etc. ist in Bezug auf arte merkwürdig, hat doch gerade arte eine Mediathek, die sehr gelobt wird und ein Angebot abseits des Mainstreams bereithält.

    • @nutzer:

      Ich kann hier nur vollends zustimmen! Ausgerechnet Arte und 3sat, das Beste, was der ÖRR zu bieten hat, sollen mindestens in ihrer TV-Tagesausstrahlung quantitativ halbiert werden? Während man, wie im Text richtig erwähnt wird, den belanglosen Kram erweitert?

      Es ist einfach nicht nachvollziehbar. Gerade in Sachen Digitalisierung bietet auch der starke Content keinerlei Rechtfertigung dafür, denn etwa Arte besticht auch in absoluten Zahlen. Der Youtube-Kanal hat das Dreifache an Subscribern im Vergleich zum ARD-Hauptkanal oder etwa zur Sportschau, immerhin 50 % mehr als der Hauptnachrichten-Kanal "Tagesschau" (und fünfmal mehr als Phoenix).



      Neutrale Berichterstattung, zeitige Krisenwarnungen mit umfangreichen Dokumentationen bezüglich Risiken und Chancen nebst wissenschaftlicher Ausführungen sowie unterhaltender Content mit Niveau befinden sich in einem wohltuenden Gleichgewicht. Qualitativ ist es am Optimum - und wird durch eine Zusammenlegung nicht verbessert, sondern verkürzt.

      Insbesondere Arte ist zu einer Marke geworden, die selbst die Petersburger mittlerweile ins Visier nehmen (Kommentare). Man darf schon fragen, aus welchem Grund der ÖRR sein bestes Pferd schlachten will.

    • @nutzer:

      Dem schließe ich mich an. ARTE und 3Sat sind Perlen des öffentlich rechtlichen Fernsehens/Rundfunks.

      • @Goldi:

        Quoten entscheiden, was Perlen des ÖRR sind. Nicht die individuellen Wünsche Einzelner.



        Ich höre regelmäßig HR-Info, bin mir aber im klaren darüber, dass HR3 mehr Hörer hat. Und wenn entschieden werden muss, was weg kann, spielen eben die Quoten eine Rolle, nicht die Qualität

        • @Ahnungsloser:

          Quoten sind wichtig für Privatfernsehen, sollten beim ÖR mit Informations- und Bildungsauftrag aber gerade nicht entscheiden imho.

          • @Gostav:

            Quoten sind auch bei den öffentlich rechtlichen wichtig. Sonst würde komplett an den Nutzern vorbei gesendet werden. Ansonsten würde auch ein Sender mit zwei sich abwechselnden Sendungen reichen. Tagesschau für die Info und Nano für den Rest.

  • Dieser Essay hebt sich in der Debatte wohltuend ab. Ansonsten ist die Diskussion leider sehr elitär-klassistisch. Pseudointellektuelle Bildungsbürger fordern lautstark ein, dass ihr Nischenprogramm von der Allgemeinheit finanziert werden soll.

    Wenn der ÖRR – richtigerweise – durch allgemeine Gebühren finanziert wird, muss das Programm auch eine Vielfalt an „höherer“ und „leichterer“ Unterhaltung bieten. Rosamunde Pilcher oder Tatort tragen auf ihre Weise im Übrigen auch zur kulturellen Bildung bei.

    • @Botho von Rienäcker:

      "sehr elitär-klassistisch. Pseudointellektuelle Bildungsbürger"



      sind weder Argument noch Debattenbeitrag.

      "ihr Nischenprogramm von der Allgemeinheit finanziert werden soll"

      Damit meine sie vermutlich arte& 3sat. Leider wissen sie nichts über die im Medienstaatsvertrag festgelegten Anforderungen an das Gesamtprogramm des ÖRR:

      "Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter sind per Gesetz mit einem Auftrag ausgestattet, der bestimmte Anforderungen an ihr Gesamtprogramm definiert.



      Ihre Angebote haben der Bildung, Information, Beratung und Unterhaltung zu dienen. Sie haben Beiträge insbesondere zur Kultur anzubieten.



      Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben ... die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen."

      Diesen Anspruch insbesondere Kultur anzubieten, erfüllen die beiden Sender arte und 3sat, weit mehr als alle anderen Sender. Genau bei diesem gesetzlichen Auftrag soll nun 50%, gestrichen werden. Dies ist unausgewogen und nicht zu rechtfertigen.

      Es gehört auch Unterhaltung wie "Rosamunde Pilcher oder Tatort" zum Auftrag. Ihre Behauptung, das diese "auch zur kulturellen Bildung bei"tragen, ist kein Argument für den Senderabbau, nur ihre kenntnisfreie Meinung.

      • @denkenmachtschön:

        Sie haben Beiträge insbesondere zur Kultur anzubieten.

        Wie schon oben geschrieben, wer bestimmt was "Kultur" ist?

  • Ein Blick nach England würde wirklich hlefen, wenn amn denn etwas lernen möchte. Der größte Unterschied den ich wahrnehme ist dass in England sowohl Qualität als auch Originalität der Sendungen schlicht sehr viel höher ist. Man denke an die Krimi-Serien denen gegenüber der Tatort altbacken und langweilig wirkt. Dann Serien wie "Sherlock", "Jeremy´s Farm", David Attenborough usw, Das alles ist seit Jahrzehnten bekannt, und im ÖRR hat sich nichts verändert. Im Gegenteil, die Qualität ging mit sehr wenigen Ausnahmen weiter runter und von Originalität will ich garnicht reden. Und weil das so ist, und dieselben Leute an den Schalthebeln bleiben werden, wird sich auch nichts ändern.