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Die Einführung des EEG im Jahre 2000 war ein genialer Schachzug. Für die ganze Welt. Er hat dafür gesorgt, dass Solarstrom nicht mehr 1,00 Euro pro kWh kostet, sondern 0,08 Euro pro kWh oder noch weniger mit weiter fallender Tendenz. Darauf können die deutschen Stromverbraucher, die die Mehrkosten über die EEG-Umlage bezahlt haben, stolz sein. Was man vergessen hat bei Einführung des EEG ist der Umstand, dass auch die Netze an die neue Art der Energie-Erzeugung angepasst werden müssen. Und dass Speicher notwendig sind.
Kurzfristige Speicher wie Batterien und längerfristige Speicher wie z.B. Wasserstoff und daraus erzeugtes Methan.
Wir wollen und brauchen „grünen Wasserstoff“ und der könnte am günstigsten durch überschüssigen Strom erzeugt werden, Strom der im Moment nicht gebraucht wird. Um in solaren Mangelzeiten wieder Strom daraus produzieren zu können.
Im Moment sind die Überschüsse noch relativ gering und Hydrolyse-Anlagen erreichen nur geringe Auslastungen. Aber das muss und wird sich ändern, weil wir, s.o., das brauchen.
Dass die Kosten dafür reduziert werden können, lässt sich am o.g. Erfolg des EEG erkennen. Man muss das zusammendenken und entsprechend handeln.
Solange Speicher noch nicht billiger sind, oder andere Umwandlungsformen, ist das leider zielführend folgerichtiges Vorgehen. Gut wäre noch, dann die Fossilkraftwerke leichter abgereglt zu bekommen.
Das ist kein "bizarrer Sonderfall", sondern das wird (und muss, aus technischen Gründen) mit zunehmendem Anteil an Wind und Sonne der Regelfall werden. Die Erneuerbaren ereilt jenes Schicksal, das konventionelle Kraftwerke seit jeher tragen.
FDP-Generalsekretär Djir-Sarai will, dass die Nationalität von Verdächtigen in Polizeimeldungen auftaucht. In NRW hat die CDU das schon beschlossen.
Die Wetterabhängigkeit der Energiewende: Von wegen Solar-Infarkt!
Ein bayerischer Metzger muss seine Solaranlage abstellen, damit das Netz nicht überlastet. Der Fall zeigt: Die Infrastruktur muss grundlegend umgebaut werden.
Viele Sonnenstunden bedeuten, es werden viele Speicherkapazitäten für Solarstrom gebraucht Foto: imago
Es ist ein absurder Fall: Da setzt sich ein Metzger eine Solaranlage aufs Firmendach, um günstigen Strom zu bekommen – und dann wird sie ihm vom Netzbetreiber ständig abgedreht. Natürlich, das sogenannte Abregeln von Kraftwerken ist notwendig, wenn ansonsten mehr Strom ins Netz fließen würde als verbraucht werden kann. Und wenn Kraftwerksbetreiber*innen so weniger Strom verkaufen, werden sie entschädigt.
Aber der Metzger will den Strom ja vor allem selbst nutzen. Das Abstellen seiner gesamten Anlage bringt also kaum Entlastung für das Stromnetz, ist aber teuer für den Mittelständler. Er muss plötzlich wieder Strom zukaufen, die schöne Solar-Kalkulation geht nicht auf.
Auch wenn es um einen bizarren Sonderfall geht: Er steht symptomatisch dafür, dass sich Strommarkt und Stromnetz für die Energiewende wandeln müssen. Die Bundesregierung hat immerhin gerade ein Papier mit Optionen dafür vorgelegt. Längst sind aber Warnungen vor einem Solar-Infarkt in der Welt. Und tatsächlich gibt es jetzt im Sommer vor allem in den sonnenreichen Mittagsstunden zu viel Strom. Haben wir es übertrieben mit der Sonnenenergie?
Auf keinen Fall. Um klimaneutral zu werden, brauchen wir ein Vielfaches der heutigen Solaranlagen und müssen vor allem klimaschädliche Kohle- und Gaskraftwerke abstellen. Das heißt: Es gibt dann nicht mehr einige wenige Betreiber*innen von Großkraftwerken auf der einen Seite und Verbraucher*innen auf der anderen. Stattdessen gibt es viele Menschen und Unternehmen, die gleichzeitig Strom produzieren, verkaufen und konsumieren.
An die Wetterabhängigkeit der erneuerbaren Energien muss das Netz angepasst werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass es mehr Stromspeicher braucht – und Verbraucher*innen Anreize zu einer angepassten Stromnutzung. Wenn es viel Energie gibt, sollte sie nicht nur am Großhandel, sondern auch auf der Stromrechnung billiger sein. Dann sollen die E-Autos laden und die Industrieprozesse laufen. Es wird anders, aber es kann klappen. Ohne Solar-Infarkt.
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Kommentar von
Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
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Susanne Schwarz