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Besprühung des Brandenburger TorsProzess nach 90 Minuten ausgesetzt

Die Letzte Generation besprühte im September das Brandenburger Tor. Zwei Aktivisten stehen vor Gericht. Ein Bericht beendet die Verhandlung.

Kleine Stickarbeit eines Angeklagten zur Farbattacke gegen das Brandenburger Tor. Der Prozess musste vertagt werden Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Berlin taz | Die vielen Menschen vor dem Amtsgericht Tiergarten in Berlin konnten bald wieder gehen­. Zwei Aktivisten der Letzten Generation, 20 und 21, saßen am Dienstag, ein halbes Jahr nachdem sie mutmaßlich das Brandenburger Tor mit orange Farbe besprüht hatten, nur kurz auf der Anklagebank.

Zusammen mit zwölf weiteren Ak­ti­vis­t:in­nen sollen sie am 17. September 2023 die Säulen des Brandenburger Tors mit mit Farbe aufgefüllten Feuerlöschern besprüht haben, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Aber der Prozess wegen „gemeinschädlicher Sachbeschädigung“ gegen die zwei Heranwachsenden wurde vertagt.

Bereits eineinhalb Stunden nach Prozessbeginn wurde die Verhandlung bis auf Weiteres ausgesetzt. Einer der beiden Ver­tei­di­ge­r:in­nen trug vor dem Gericht den Bericht eines Sachverständigen vor, in dem es hieß, dass der geschätzte finanzielle Schaden von über 115.000 Euro an dem Denkmal durch eine unsachgemäßige Reinigung entstanden sei.

Wären die Verantwortlichen bei der Reinigung angemessen vorgegangen, würde der Schaden bloß bei maximal 25.000 Euro liegen, so der Verteidiger. Das Gericht und die Staatsanwaltschaft müssen den Bericht nun zuerst prüfen und entscheiden, ob sie ein entsprechendes Gutachten beantragen.

Einer der beiden Angeklagten sagte der Presse, er habe Angst vor einem harten Urteil: „Aber ich stehe zu meinem Protest!“ Beide Aktivisten trugen Kleidung mit orange Flecken, die sie auch bei der Aktion getragen haben sollen: „Der Protest geht auch im Gerichtssaal weiter“, sagten sie. In ihrem Protest vor Gericht waren über zwanzig weitere Mitglieder der Letzten Generation zugegen. Neben der Anklage gegen die zwei Aktivisten gibt es drei weitere Verfahren gegen mutmaßliche Mittäter:innen.

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29 Kommentare

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  • Da keine weiteren Details im Artikel vorliegen, erübrigt sich eine Diskussion.



    Abwarten vorm Aufregen.

  • Ich glaube an die Gewaltenteilung und die Gerechtigkeit deutscher Gerichte.



    Ich bin der Meinung, dass sie für die Tat zu verurteilen sind und den Schaden voll zu ersetzen haben.



    Und ja, das gilt für ALLE, auch für Bauern, welche Sachbeschädigungen begangen haben.

  • Wann ist denn mit den ersten Prozessen gegen die Landwirtschaftsaktivist:innen zu rechnen?

    • @Benjamin Deiters:

      Paradebeispiel whataboutism?



      Was haben die beschädigt?

      • @Furth im Wald:

        Sie haben fünf Menschen verletzt zum Beispiel.

        • @LeSti:

          Das waren genauso wenig "die Landwirtschaftsaktivisten" wie es "die Klimaaktivisten" waren, welche das Brandenburger Tor angesprüht haben. Und ja hoffentlich wird da auch erfolgreich ermittelt und entsprechend geurteilt.



          Aber es ist und bleibt whatbaoutism erstmal reflexhaft auf Andere zu zeigen.

      • @Furth im Wald:

        Nötigung, nicht Sachbeschädigung.

        • @Gerhard Krause:

          Aufgehaltene Rettungsfahrzeuge, zahlreiche Autounfälle, Verletzte und mind. 1 Todesfall als direkte Konsequenz.

          14 Autounfälle in NRW



          2 Autounfälle in Hessen

          Aus anderen Bundesländern fehlen Daten.

  • Alles Gute den beiden (und anderen) jungen Menschen, die für unser alle Zukunft kämpfen. Ohne Menschen zu gefährden und trotz der Gefahr dabei erheblichen Schaden zu erleiden (Gefängnis, überfahren werden, Hetze der Blöd-Zeitung, uvm.).



    Chapeau!

    • @Marc Aber:

      Für intelligente Menschen ist Hetze der Blöd-Zeitung Lob und Anerkennung.

    • @Marc Aber:

      Das Brandenburger Tor mit orange Farbe zu besprühen hat sicher nichts mit einem "Kampf für unser aller Zukunft" zu tun.

      • @Tom Tailor:

        Das können andere (Menschen) auch genau anders sehen.

        • @Gerhard Krause:

          Sie können nicht nur, sie tun es auch.



          Zum Kampf für unser aller Zukunft braucht man auch nicht wöchentlich ein neues Billig-Outfit.

  • Da darf man sich doch durchaus fragen ob nicht jemand an maßgeblicher Stelle der unsachgemäßen Reinigung bewusst Vorschub geleitet hat um über die Schadenssumme ein Exempel statuieren zu können...

    • @Bolzkopf:

      Verschwörungstheorie??

  • Vielleicht sollte man den Angeklagten mal den Unterschied zwischen Protest und Sachbeschädigung erklären. Obwohl das einem in diesem Alter eigentlich klar sein sollte.

    • @Micha.Khn:

      Die Sachbeschädigungen bei Protesten gegen Flüchtlings- und Landwirtschaftpolitik werden wohl nicht von Personen "in diesem Alter" verursacht.

    • @Micha.Khn:

      Tja, DIESEN Angeklagten ist das sicherlich klar. Doch was ist mit denen, die KEINE Anklage zu befürchten haben und hoch oben auf ihren Traktoren sitzen und sogar Verletzte zu verantworten haben??

      • @Perkele:

        Stichwort "Verkehrsgefährdung".

    • @Micha.Khn:

      Vielleicht wollten die AktivistInnen mit der bewussten "Sachbeschädigung" darauf hinweisen, dass die Zerstörung unserer Lebensgrundlage die Schäden solcher Aktionen irrelevant werden lässt, wenn Politik und Gesellschaft nicht bald aufwachen.

      • @Freundlicher:

        "Vielleicht wollten die AktivistInnen mit der bewussten "Sachbeschädigung" darauf hinweisen..."



        Ja, vielleicht. Es bleibt trotzdem Sachbeschädigung, auch wenn Sie das durch Ihre Gänsefüßchen in Zweifel zu ziehen versuchen.



        Kann man jetzt doof finden. Is aber so.

  • Wenn man bei Beginn der Reinigung gewusst hätte, woraus die Farbe im Detail besteht und welches Reinigungsmittel hierfür am besten geeignet ist, dürften die tatsächichen Kosten wahrscheinlich vergleichsweise niedrig ausfallen. Da dies jedoch nicht der Fall gewesen ist, dürften die Reinigungsversuche wohl mit zum Schaden zählen. Ergo, nicht von den Manöver der Verteidigung ablenken lassen und weiter machen.

    • @DiMa:

      Ist halt maximal unprofessionell, eine "Reinigung" zu beginnen, ohne zu wissen, worum es sich eigentlich handelt. Wenn bei solcher Stümperei der Schaden vergrößert wird, sollten dann auch die Entscheidungsträger der Stümperei dafür verantwortlich gemacht werden

      • @Freundlicher:

        Um dann im Nachgang festzustellen, dass einmal Kärchern vor der Eintrocknung der beste Weg gewesen wäre?

        Es handelt sich halt nicht um mit Frabe bemalten Untergrund, sondern um porigen Sandstein unter Denkmalschutz.

        Eine etwaige höhere Kostenbelastung geghört da durchaus zum Betriebsrisiko des Aktivisten.

    • @DiMa:

      Probe nehmen. Analyse durchführen. Optimales Verfahren auswählen.



      Standardprozedur bei jeder Graffitientfernung..m

      • @Bolzkopf:

        Seit wann wird Graffiti auf Wänden entfernt? In der Regel wird eine malermäßige Lösung bevorzugt. Und die Täter sind in der Regel ebenfalls nicht bekannt.

  • "Heranwachsende" mit 20 und 21? Da wächst nicht mehr viel.



    Und sie wollen die Aktion sicher auch nicht als jugendlicher Übermut abgewertet wissen.

    • @fly:

      Genau das hoffe ehrlich gesagt.



      Wäre schon eine Strafe für sich.

      Weil sie durch ihr kindisch-patziges Auftreten die Klima Bewegung insgesamt in Verruf gebracht haben und das deutlich macht, das die meisten vernüftig sind und mit diesen Wohlstandskindern nichts zu tun haben...

    • @fly:

      Ehse sich weiter 🪰 nd vol auswachsen!



      “Als Heranwachsender wird im Strafrecht ein Mensch bezeichnet, der eine Straftat begangen hat, als er schon achtzehn (18) Jahre, aber noch nicht ein- undzwanzig (21) Jahre alt war, § 1 Abs. 2 JGG. Maßgeblich ist das Alter zur Zeit der Tat.“

      kurz - nur nicht übermütig werden! Gell



      Naja - so gut abgehangen besteht ja keine Gefahr! Woll - wenn überhaupt!;)



      www.tagesspiegel.d...artur-4037110.html