Vor der Weltklimakonferenz: Drei Ziele für Dubai
Bei der COP28 steht die Unterscheidung in Industrie- und Entwicklungsländer auf der Agenda. Eine Person könnte den gordischen Knoten durchschlagen.
Zu erwarten ist, dass sich die Länder auf ein sogenanntes Energiepaket einigen, nach dem bis 2030 die Kapazität der Erneuerbaren verdreifacht und auch die Energieeffizienz doppelt so schnell verbessert werden soll. Zusätzlich will der designierte Präsident der COP28, Sultan Al Jaber, die Öl- und Gaskonzerne der Welt dafür gewinnen, ihre Methanemissionen im gleichen Zeitraum um drei Viertel zu senken. Mit diesen drei Maßnahmen ließen sich 80 Prozent der zusätzlichen Emissionseinsparungen erzielen, die für einen 1,5-Grad-Pfad erforderlich sind.
Dass diese drei Ziele in Dubai verabschiedet werden, ist zuletzt wahrscheinlicher geworden, da Chinas Präsident Xi Jinping und US-Präsident Joe Biden sich bei ihrem Treffen in der vergangenen Woche ausdrücklich dazu bekannt haben.
Das Paket könnte auch die zukünftige Rolle von fossilen Energieträgern, also Kohle, Öl und Gas, definieren. Viele Länder und die EU wollen festhalten, dass der Verbrauch aller fossilen Energieträger letztlich enden muss. Doch die aktuelle geopolitische Lage könnte diesen Plan vereiteln. Insbesondere Umweltorganisationen werden das Thema trotzdem verfolgen, weil ein Bekenntnis zum Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern auch große symbolische Bedeutung hat.
Ambivalente Rolle
Dies gilt umso mehr, da Al Jaber nicht nur die COP präsidieren wird, sondern gleichzeitig auch Chef von Adnoc ist, dem staatlichen Öl- und Gaskonzerns der Vereinigten Emirate. Wegen dieser Konstellation fürchten viele, dass Al Jaber den Interessen der Fossilkonzerne zu viel Raum einräumt.
Beim schwierigsten Thema könnte es hingegen hilfreich sein, dass Al Jaber aus einem Land des Globalen Südens kommt, das dank Öl sehr wohlhabend geworden ist: beim Geld. Denn in Dubai müssen gleich drei Finanzthemen geklärt werden, wenn die Konferenz ein Erfolg werden soll. Es braucht Geld für den neuen Fonds für Verluste und Schäden infolge der Klimaerwärmung, der etwa kleinen Inselstaaten hilft, wenn sie von einer Naturkatastrophe getroffen werden. Es braucht aber auch Geld, um die Kapazität der Erneuerbaren weltweit bis 2030 zu verdreifachen. Die Industriestaaten und China sind hier auf einem guten Weg, aber in den meisten Entwicklungsländern sind die Kapitalkosten zu hoch, um die Erneuerbaren im nötigen Tempo auszubauen.
Was kommt nach 100 Milliarden?
Und schließlich müssen sich die Länder darauf einigen, was mit dem 100-Milliarden-Dollar-Ziel ab 2025 passieren soll. 2009 hatten die Industriestaaten versprochen, die Entwicklungsländer von 2020 bis 2024 mit jährlich 100 Milliarden Dollar zu unterstützen. Nach Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung haben sie das 2022 auch erreicht.
„Damit ist der Druck aus dem Kessel, sodass in Dubai über langfristige Klimaziele nach 2025 sowie strukturelle Reformen des internationalen Finanzsystems gerungen werden kann, ohne dass es zu akuten Zerwürfnissen kommen muss“, sagt Reimund Schwarze vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.
Bei allen drei Themen steht eine Frage im Fokus: Wer soll diese Gelder bereitstellen, nur Industrieländer oder auch Entwicklungsländer? Aus deutscher und europäischer Sicht ist die Antwort klar: Außenministerin Annalena Baerbock verlangt, dass „Staaten, die mit fossilen Energien viel Geld verdient haben, wie die Golfstaaten, oder Staaten wie China, die in den letzten Jahren große Wachstumsraten erzielen konnten und die zu den größten Verursachern von Treibhausgasen gehören, ebenso einzahlen“. Hier könnte sich der Reichtum der Emirate als nützlich erweisen. Sollten diese auch Geld bereitstellen, kann die bestehende Brandmauer zwischen Industrie- und Entwicklungsländern vielleicht zumindest aufgeweicht werden.
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