Start der COP28 in Dubai: Yallah, Klimakonferenz!

Riesige Aufgaben stehen auf der Agenda der UN-Klimakonferenz. Trotzdem könnten uns positive Nachrichten erwarten – und die Zeit drängt.

Menschen , die die Klimakonferenz in Dubai besuchen

Dubai, 30.11.: Delegierte vor Beginn der Klimakonferenz Foto: Waleed Zein/AA/picture alliance

Weiter fallen Bomben auf die Ukraine, der Krieg in Nahost polarisiert die Welt, Deutschland ächzt unter Haushalts- und Koalitionskrise: Während die Welt längst zu beben scheint, ringt die 28. UN-Klimakonferenz ab heute fast zwei Wochen lang um ein weiteres, das letztlich wohl wirklich global überlebenswichtige Thema. It’s the climate change, stupid!

Das Bedürfnis nach positiven Nachrichten ist derzeit groß – und vielleicht kommen diese ja doch am Ende der COP aus Dubai. Man darf allerdings die Erwartungen nicht allzu hoch ansetzen. COP-Präsident Sultan al-Dschaber hat die Vorbereitungen zur Klimakonferenz offenbar dazu genutzt, Öldeals mit anderen Staaten einzufädeln – er ist ja gleichzeitig auch Chef des fossilen Staatskonzerns.

Und ja, ein paar Schurkenstaaten wie Iran und Russland ist es erst vor zehn Tagen in Nairobi gelungen, die große UN-Konferenz zum Plastikmüll zu sprengen. Die Ära der Fragmentierung der Welt in viele widerstreitende Blöcke und Staatengemeinschaften lässt kaum hoffen, dass ausgerechnet die 28. COP die Welt retten wird. Allerdings: Wer, wie hierzulande die CDU, die Zahl von 250 deutschen De­le­ga­ti­ons­teil­neh­me­r*in­nen skandalisieren will, verzwergt ausschließlich sich selbst.

Denn: Hunderte Staats- und Re­gie­rungs­che­f*in­nen und Mi­nis­te­r*in­nen und insgesamt 70.000 COP-Besucher*in­nen reisen nicht in die Emirate, um ihre Zeit zu verschwenden. Die Klimakonferenz ist derzeit das wichtigste diplomatische Event weltweit – eben weil die geopolitische Lage so verzwickt ist. Fortschritte auf diesem Terrain sind ganz naturgemäß rar. Aber: Alle wissen, dass die Erderhitzung nicht auf das 2015 bei der COP in Paris vereinbarte Ziel von 1,5, sondern nach derzeitigem Stand wahrscheinlich auf 2,5 bis gar 3 Grad hinausläuft.

Die Zeit drängt

Alle wissen, dass die Rauchschwaden der enormen Waldbrände in Kanada in diesem Juni über New York bis nach Europa zogen. Dass Dürre, Hitzerekorde für die Ozeane und die Luft, extreme Stürme und Hochwasser für Tod und Verwüstung sorgten. Dass Kippelemente wie der Verlust von Grönlands Eisschild oder ein Abtauen der Permafrostböden möglicherweise die Klimakrise eskalieren lassen könnten.

Angesichts der Riesenaufgabe kann das Verhandlungsergebnis fast nur enttäuschen. Und wahrscheinlich wird sich die COP im aktuellen Weltsetting nicht auf einen Ausstieg aus den fossilen Energien einigen können. Trotzdem sind Fortschritte möglich. So ist nicht ausgeschlossen, dass eine Einigung auf die Verdreifachung der erneuerbaren Stromerzeugung und auf eine Verdoppelung der Energieeffizienzmaßnahmen bis 2030 gelingt. Dass der Topf für Hilfsgelder der Industrieländer für den Globalen Süden neu gefüllt wird.

Yallah Klimakonferenz! Los geht’s, COP! Wer nicht verhandelt, der hat schon verloren.

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Ist Leiter des Ressorts Wirtschaft und Umwelt. Er hat in Bonn und Berlin Wirtschaftsgeschichte, Spanisch und Politik studiert. Ausbildung bei der Burda Journalistenschule. Von 2001 bis 2009 Redakteur in Bremen und Niedersachsen-Korrespondent der taz. Dann Financial Times Deutschland, unter anderem als Redakteur der Seite 1. Seit 2012 wieder bei der taz.

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