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Soziale UngleichheitReiche treiben Klimakrise massiv an

Die Erde steuert auf fast drei Grad Erhitzung zu, zeigt ein UN-Bericht. Die Unterschiede, wer wie viel zur Klimakrise beiträgt, sind groß.

Hoher Treibstoffverbrauch, nur zum Spaß: Motorboot bei der Classic Week in Monaco Foto: LaPresse/ap

Berlin taz | Privatjets, Jachten, klimatisierte Villen, große Autos, Pools: Das reichste Prozent der Menschheit verursacht durch seinen Lebensstil etwa so viel CO2-Emissionen wie die „unteren“ zwei Drittel. Auf der einen Seite stehen rund 77 Millionen Menschen, auf der anderen 5 Milliarden. Das ist Ergebnis einer Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam, die am Montag erschienen ist.

Zum weltweit reichsten Prozent gehören demnach Menschen mit einem Jahreseinkommen über 140.000 US-Dollar. Die Daten stammen von 2019. Das reichste Prozent war damals für fast 16 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Diese Menschen haben also deutlich überproportional zur Klimakrise beigetragen.

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Das globale Gefälle zeigt sich im Kleinen auch in Deutschland. Hierzulande liegt der CO2-Ausstoß insgesamt hoch, im Schnitt bei ungefähr 10 Tonnen pro Person und Jahr, während klimaverträglich nur 1 bis 2 Tonnen wären. Der Unterschied zwischen Menschen mit viel und mit wenig Geld ist laut Oxfam aber auch hier enorm. Das reichste Prozent in der Bundesrepublik verursacht demnach im Schnitt CO2-Emissionen von 83,3 Tonnen pro Person und Jahr, etwa 15-mal so viel wie die ärmere Bevölkerungshälfte.

„Durch ihren extremen Konsum befeuern die Reichen und Superreichen die Klimakrise, die mit Hitzewellen, Dürren oder Überschwemmungen die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen bedroht, insbesondere in den einkommensschwachen Ländern des Globalen Südens“, sagte Manuel Schmitt von Oxfam Deutschland. Sein Fazit: „Um die Klimakrise zu bewältigen, müssen Regierungen auch die extreme Ungleichheit in der Welt überwinden, denn extremer Reichtum ist eine wesentliche Triebkraft für die Klimakrise.“

Derzeit drohen 2,5 bis 2,9 Grad Erderhitzung

Um deren Bekämpfung steht es nicht gut. Im Vorfeld der Weltklimakonferenz, die in der kommenden Woche in Dubai startet, gab das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) seinen jährlichen „Emissions Gap Report“ – einen Bericht also, der die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit beim Klimaschutz vorrechnet.

Demnach steuert die Welt auf eine Erhitzung von durchschnittlich 2,5 bis 2,9 Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten zu. Versprochen haben die Regierungen etwas anderes: Laut dem Pariser Weltklimaabkommen soll bei „deutlich unter 2 Grad“ Schluss sein, möglichst sogar bei 1,5 Grad.

„Es gibt keine einzige Person oder Volkswirtschaft auf dem Planeten, die der Klimawandel nicht berührt“, sagte Unep-Chefin Inger Andersen am Montag.

„Wir müssen aufhören, unerwünschte Rekorde bei Treibhausgas-Emissionen, globalen Temperaturen und Extremwetterereignissen zu erzielen“, so die Expertin. „Wir brauchen andere Rekorde: beim Reduzieren von Emissionen, beim ökologischen und gerechten Übergang und bei der Finanzierung von Klimaschutz und Klimaanpassung im globalen Süden.“

Auch UN-Chef Antònio Guterres appellierte an die Regierungen. „Wir wissen, dass es noch möglich ist, die 1,5-Grad-Grenze zur Realität zu machen“, sagte er am Montag. Allerdings: Laut dem Weltklimarat IPCC müssten sich die Emissionen in den sieben Jahren bis 2030 etwa halbieren, um 2050 praktisch bei null zu liegen. „Dafür ist es nötig, die vergiftete Wurzel der Klimakrise zu ziehen: fossile Energie“, mahnte Guterres. „Und es verlangt nach einer gerechten Energiewende.“

Es ist einer der absehbaren Streitpunkte in Dubai: Können sich die Staaten endlich darauf einigen, den Ausstieg aus den fossilen Energien schriftlich zu vereinbaren? Vor allem am Protest von Ölländern ist das bisher gescheitert. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate, die Gastgeber des Gipfels, sind dagegen.

Derzeit liegt die Welt bei etwa 1,2 Grad Erderhitzung. Nachweislich haben die bereits deutlich angestiegenen Temperaturen schon zahlreiche Hitzewellen, aber auch Stark­regen und Überschwemmungen sowie Dürren begünstigt – und damit zu Toten, Verletzten sowie zu enormen Schäden geführt.

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34 Kommentare

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  • Die Statistiken zu den oberen 1% kranken immer daran, dass sie sich nicht ehrlich machen und beschreiben, wie es dazu kommt, dass ein Superreicher - obwohl gerade dieser die finanziellen Resorchen hat für null-Energie Häuser, teure regenerative Energie usw. hat - ein mehrfaches an CO2 emittiert als ein Durchschnittsdeutscher.

    Ich vermute mal, man ordnet einfach Produktionsstätten und deren Energiebedarf stumpf den Eigentümern als persönlichen Verbrauch zu.



    Man wird dadurch immer zu den CO2-Superbösen gehören.

    Nur ene Enteignung kann also die Verantwortung für den CO2-Ausstoß der Produktionsmittel wueder in die Hände der Konsumenten zurück geben.

    Nur was ändert sich dadurch? Nichts.

  • @FLY

    1935 war unter dem New Deal in den USA der Spitzensteuersatz für die Ultrareichen 75% [1].

    Es geht nicht nur, wenn mensch will -- es tut auch noch der Wirtschaft enorm gut.

    Weil die, die wirklich was tun den Rücken freigehalten bekommen.

    [1] en.wikipedia.org/w...evenue_Act_of_1935

    • @tomás zerolo:

      "Tatsächlich gab es nur einen einzigen Steuerzahler, der nach Erlass dieses Gesetzes den Spitzensteuersatz von 79 % zahlen musste: John D. Rockefeller."

      de.wikipedia.org/w...144801#Steuerrecht

      Mir scheint, diesen Trick will die reiche europäische Linke auch anwenden. Die Verantwortung der 10% der Weltbevölkerung in den Industriestaaten auf die oberen 0,1 % abwälzen, damit man weiterhin vergnügt "den Rücken freigehalten bekommt " um jedes Jahr mit dem Flugzeug nach Malle düsen kann.

    • @tomás zerolo:

      Was in einer Welt funktionierte die auf weitgehend merkantilistisch abgeschlossen Binnenmärkten basierte, wäre heute ungleich schwerer umzusetzen. Man bräuchte heute globalen Konsens über solche Maßnahmen, damit sie greifen.

    • @tomás zerolo:

      Fun Fact: Die Einkommensgrenze, um auch wirklich 75% abzuführen, war so hoch das nur eine einzige Person in den USA diesen Steuersatz auch wirklich zahlen musste : Rockefeller.

      War n reines Wahlkampftheater. Sonst nichts.

  • Letztendlich sind es nicht die Privatjets, Jachten, klimatisierte Villen oder die Luxuslimousinen der Reichen und Mächtigen die den Klimawandel "anheizen", sondern es ist das ausufernde klimaschädliche kapitalistische Wirtschaftssystem was dahintersteckt. Sinnlose Privatjets könnten sich die Reichen ohne die Hilfe der kleinen Lohnabhängigen und deren Familien (die sich eine andere Welt nicht vorstellen können oder gar nicht mehr vorstellen wollen) doch überhaupt nicht leisten.

    Wir Menschen müssen uns endlich eine andere Denkweise aneignen, sonst wird der Klimawandel nämlich der Menschheit ein Ende bereiten, egal ob man nun zu den Reichen, der Mittelschicht oder den Armen gehört. Dem Tod ist es nämlich vollkommen egal wem er den Hals umdreht. Und was wir dringend brauchen sind endlich mal echte Volksvertreter, die begriffen haben, dass es so mit dem ausufernden Kapitalismus in der momentanen Art und Weise nicht weitergehen kann. Da müsste eigentlich der Hebel angesetzt werden, denn „Wir alle“ machen bei dem Irrsinn ja letztendlich mit. Ein paar Reiche - die wohl auch intellektuell nicht so ganz auf der Höhe sind - zeigen uns doch nur mit ihrem Luxusleben wo das erwirtschaftete Geld der kleinen Bürger oftmals hinfließt. Keine Frage, den verwöhnten 'Jungs und Mädels', die im teuren Motorboot die Küsten unsicher machen (siehe Bild oben) müsste man auch mal auf die Finger hauen, aber letztendlich sind es deren Väter, die die wahren Verursacher des Klimawandels sind und auch die kleinen Bürger machen da ja fleißig mit, da sie am "guten Leben" ja auch teilhaben wollen und ständig sinnlose Dinge konsumieren oder im Billigflieger nach Mallorca fliegen.

    Der CO2-Gehalt steigt immer mehr an (siehe die Seite der Messstation auf dem Mauna Loa, Hawaii) und ist ein wesentlicher Auslöser der Erderwärmung. Momentan haben wir schon 420 ppm CO2 in der Atmosphäre, und das CO2 steigt und steigt. Aber der "Schornstein" des klimaschädlichen Wirtschaftswachstum soll ja weiter "rauchen".

    • @Ricky-13:

      "Und was wir dringend brauchen sind endlich mal echte Volksvertreter, die begriffen haben, dass es so mit dem ausufernden Kapitalismus in der momentanen Art und Weise nicht weitergehen kann."

      Meinen Sie "Volksvertreter" oder - nach guter alter realsozialistischer Autoritäre-Knochen-Schule - "Volksbevormunder"? Sie wissen schon, wie hier und anderswo gewählt wird, oder?

      Ich staune immer wieder, wie ansonsten vernünftig und realistisch denkende Menschen (Chapeau vor dem undogmatischen Rest Ihres Postings!) immer wieder diese Verdrehung des demokratischen Gedankens hinbringen, Volksvertreter agierten immer noch als solche, wenn sie dem Volk aufzuzwingen versuchten, was es ganz eindeutig und fundamental ablehnt. NEIN! Dafür gibt es keinen demokratischen Auftrag, und - zumindest in Mitteleuropa oder Nordamerika - ohne einen solchen Auftrag auch keine realistische Erfolgsaussicht. Das haben alle vermeintlichen Besieger des Kapitalismus der Vergangenheit feststellen müssen, bevor sie zu diktatorischen Autokraten mutierten (bzw. von diesen ersetzt wurden).

      • @Normalo:

        Nein, ich meinte mit 'echten Volksvertretern' sicherlich keine "Volksbevormunder". Ich sprach von einer "anderen politischen und wirtschaftlichen Denkweise", die mehr ins 21. Jahrhundert passt und endlich mal mit der Ausbeutung des Planeten und auch mit der Ausbeutung der Lohnabhängigen aufhört. In dieser "anderen Denkweise" gibt es dann natürlich auch eine Zukunft für die nachfolgenden Generationen, denn es geht ja letztendlich um die Zukunft der jungen Menschen und nicht um noch mehr Aktiengewinne für geldgierige Aktionäre.

        • @Ricky-13:

          Diese Denkweise wird sich wahrscheinlich in der für eine Demokratie typischen Trägheit auch nach und nach entwickeln. DANN werden die Volksvertreter sie auch entsprechend umsetzen. Aber als Vertreter eine Meinung durchzusetzen, bevor die Vertretenen den Auftrag dazu erteilt haben, ist und bleibt eben Bevormundung.

          Millionen von Menschen von jetzt auf gleich "umzupolen", hat dagegen noch nie funktioniert. Und wenn Sie meinen sollten, nur Aktionäre seien geldgierig und luxusaffin ohne Rücksicht auf die nächste Generation (und wählten entsprechend "unmodern"), haben Sie vielleicht ein arg romatisches Bild von jenen Mitmenschen, die KEINE Aktionäre sind...

          • @Normalo:

            *Millionen von Menschen von jetzt auf gleich "umzupolen", hat dagegen noch nie funktioniert.*

            Dem Klimawandel wird das sicherlich in einigen Jahren gelingen, denn der Klimawandel hat eine sehr große Überzeugungskraft. Und der Klimawandel wird nicht nur ca. 83 Millionen Menschen in Deutschland davon überzeugen, sondern mehr als 8 Milliarden Menschen weltweit. Nur in ein paar Jahren wird es wohl schon zu spät sein, denn es handelt sich um ein dynamisches System, das sich dann nicht mehr abstellen lässt.

            Wenn der Homo sapiens tatsächlich überleben möchte, dann müsste sofort ein Umdenken stattfinden, aber das wird wohl nichts werden (da gebe ich Ihnen recht, denn dazu ist der Mensch in seinem Denken zu träge); und mit solchen wirtschaftshörigen "Volksvertretern" - die es leider auch in allen anderen Ländern gibt - ist das Überleben der Menschheit auch mehr als unwahrscheinlich. Im Grunde kann man jetzt nur noch alle Menschen beglückwünschen die keine Kinder und Enkelkinder haben, denn die müssen sich keine großen Gedanken mehr um die Zukunft machen - höchstens noch um ihre eigene Zukunft.

            • @Ricky-13:

              Was uns liberalen Individualisten der Sozialismusvergleich, ist Euch progressiven Kollektivisten offenbar der Konjunkitv. Alles "müsste", "könnte", "sollte", aber wie es IST, und wie es absehbar WIRD, kann man vielleicht in einem Satz kurz anreißen, bleibt aber ohne jede Berücksichtigung.

              Konkret: Es ist nicht nötig, Volksvertreter in Anführungszeichen zu setzen oder sie als "wirtschaftshörig" zu geißeln, wenn man einen Halbsatz vorher eingestanden hat, dass sie nichts Anderes tun, als was ihre - trägen - Wähler ihnen nunmal aufgetragen haben. DIE wollen den rücken nur in kleinen buchtstaben gewaschen bekommen, aber in Großbuchstaben NICHT NASS WERDEN. Also bekommen sie das auch: Die Jobs werden so lange erhalten wie irgend möglich (und zwar so wie sie sind - nicht irgendwas Neumodisches, was doch gar keine richtige Arbeit ist...), teuerer werden darf auch nix, und die Rente ist so sicher, wie es die (ebenfalls träge) Fortpflanzungsfreude des Souveräns eben hergibt. DANN kann man mal schauen, was so an Fortschritt geht.

              Ein kleiner Teil der Wähler wäre vielleicht bereit, für Nachhaltigkeit JETZT zurückzustecken. Die wählen Grün, aber die Grünen wissen auch, dass ein empfindlich großer Teil ihrer Klientel beim Zurückstecken gerade NICHT sich selbst meint. Ein weiterer, noch kleinerer Teil hält sich und seine Mitmenschen immerhin selbst verantwortlich für den Fortschritt. Aber beim Rest der Republik kommt nur an, dass die schnellfahren und keine Steuern zahlen wollen. ;-)

      • @Normalo:

        Nein, ich meine sicherlich keine "Volksbevormunder", nach guter alter 'realsozialistischer Autoritäre-Knochen-Schule'. Dass Sie sich immer noch nicht vorstellen können, dass es auch noch etwas anderes geben könnte, als nur Kapitalismus oder Kommunismus, darüber staune ich nun wieder. Ich sprach von einer "anderen Denkweise", die endlich mal mit der Ausbeutung des Planeten und auch mit der Ausbeutung der Lohnabhängigen aufhört und worin es dann auch noch eine Zukunft für die nachfolgenden Generationen geben kann.

    • @Ricky-13:

      Sie haben mal wieder so Recht, dass es weh tut.

      Was ist zu tun? Keine Ahnung.

      Ich wette, es wäre genug für alle da, wenn alle sich auf das Notwendige beschränkten. Damit meine ich Essen, Wohnung, Kleidung, gesunde Ernährung und medizinische Versorgung. Keine Fernreisen, kein Individualverkehr, außer für Notfälle und Gehbehinderte, keine Panzer und keine KI. Das natürlich weltweit. Jede Person bekommt von dem, was da ist, soviel sie braucht.

      Was gebraucht wird, wird so hergestellt, dass es schön, haltbar, reparierbar und recycelbar ist. Je länger Sachen halten, desto weniger müssen die Hersteller arbeiten. Wer unnützes Zeug anhäuft, blamiert sich und wird nicht auf die angesagten Parties eingeladen.

      Die gesamte Gesellschaft muss von einer Gewinnmaximierungs- in eine Bedarfsdeckungsgesellschaft umgeformt werden. Geld ist dabei im Weg; es muss abgeschafft werden. Dadurch fallen jede Menge Arbeitsstunden weg. Von den Leuten, die dann frei haben, werden, nach dem derzeitigen Engagement in Ehrenämtern und unbezahlter Care-Arbeit zu urteilen, genug bereit und in der Lage sein, die Utopie am Laufen zu halten.

      Aber: Es darf niemand gezwungen werden, zu arbeiten.

      Liebe und Freundschaft sind mehr Wert als jeder Reichtum. Aber das kann nur genießen, wer satt und sicher ist. Vielleicht sind wir in tausend Jahren so weit. Bis dahin wird der Weg steinig.

      • @Patricia Winter:

        ...die alte kommunistische Wunschvorstellung. Sie ist bislang immer daran gescheitert, dass kollektive Motivation nicht funktioniert - konkreter, dass das "Jedem nach seinen Bedürfnissen" dem Einzelnen nicht als Anreiz ausreicht, um auf der Input-Seite das "Jeder nach seinen Möglichkeiten" auch tatsächlich ansatzweise äquivalent zu verwirklichen. Die Leute stecken entweder massiv beim eigenen Einsatz zurück, oder sie optimieren ihren persönlichen Output dann doch wieder weit über den echten Bedarf hinaus (oder beides). Alle Repressionen gescheiterter sozialistischer Experimente waren im Wesentlichen verzweifelte Versuche, diesen Effekt irgendwie in den Griff zu kriegen (was nie gelang).

        Ich höre immer wieder, man dürfe doch nicht auf Basis irgendwelcher liberalen Fortschrittsutopien ("Wir kriegen das technisch in den Griff...") mit dem Schicksal der Menschheit spielen. Aber wenn dann dagegen gesetzt wird, ausgerechnet darauf zu wetten, dass DIESE ausgelutschte und zigfach gescheiterte Illusion auf einmal funktioniert, frage ich mich, wer da der größere Utopist ist.

        • @Normalo:

          Das Wort 'Kommunismus' ist auch so ein Reflex, der immer sofort von einigen Befürwortern des Kapitalismus aus der Tastatur springt, um vernünftige Utopien im Keim zu ersticken. Mal davon abgesehen, gibt es keinen realen Kommunismus, denn das ist nur Philosophie, die mit den habgierigen Menschen (die nur an ihr eigenes Wohl denken) nicht funktionieren wird - aber das wusste schon Platon, der ihn zum ersten Mal in seinem Werk "Der Staat" erwähnt hat. Der Kommentar von @PatriciaWinter bezog sich sicherlich auf den Roman 'Utopia' von Thomas Morus und hat auch nichts mit kommunistischen Wunschvorstellungen zu tun.

          • @Ricky-13:

            Es ist relativ egal, wie man es nennt. Auf die Wirkweise kommt es an, und die haben eben die Theorie vom Kommunismus und das, was @Patricia Winter beschrieb, grundsätzlich gemein: Eine bedarfsgerechte Versorgung des Einzelnen unabhängig von seiner eigenen Produktivität wird als Grundanforderung gesetzt und gleichzeitig auch eine "sozialadäquate" Obergrenze des Konsums eingeführt, die nur unwesentlich über diesem Bedarf liegt. Und da speziell die Bedarfsdeckung für nicht so produktive Menschen nunmal nicht vom Himmel fällt, müssen Menschen, die ÜBER ihrem eigenen Bedarf produktiv sein können, für die mit arbeiten und nur einen sehr geringen Teil des entstehenden Überbedarfs-Erlöses behalten. DAS ist das gemeinsame Prinzip, und es fußt eben auf der Unterstellung, dass dauerhaft genug Menschen, die das können, auch BEREIT sind, mehr zu schaffen als Andere, ohne davon selbst entsprechend mehr zu haben. Dass das eine Modell vielleicht mehr auf (materialistisch und egalitär definierte) "Gerechtigkeit" zielt,. das andere dagegen auf Ressourcenschonung, ändert an dieser grundsätzlichen Konstruktion und ihren Abhängigkeiten nicht das geringste.

            • @Normalo:

              Ich habe zwar Physik und Elektrotechnik studiert, und in der Schule hatte ich sogar Latein, aber von Ihren 'hochgestochenen Kommentaren' (die für mich allerdings eher substanzlose Nebelkerzen sind) bekomme ich oftmals Kopfschmerzen. Ihr Schreibstil ist sehr anstrengend und die Überfrachtung mit Fremdwörtern macht es noch schlimmer. Ich nehme mal an, dass Sie ein junger Mensch sind, der seine "Intelligenz" besonders herausstellen möchte, aber geht es vielleicht auch mal ne' Nummer kleiner?

              • @Ricky-13:

                Au fein - eine Formdebatte! ;-)

                Aber ok: Nein, "ein junger Mensch" bin ich wirklich nicht mehr, und dass ich mich "geschwollen" ausdrücke, wird mir leider schon seit dem 10. Lebensjahr vorgeworfen, ohne dass ich es wirklich abschalten kann. Wohlwollende Deutung war immer: Zu großer aktiver Wortschatz und/oder AHDS; weniger charmant: arroganter Pinsel. Meine ich aber nicht so. Ich versuche nur, mich gerade in Diskussionen so auzudrücken, dass man mich nicht missverstehen kann - also möglichst genau (das hab ich mich jetzt gerade regelrecht gezwungen, statt "präzise" zu schreiben. We aim to please... ;-)). Entschuldigen Sie bitte den Effekt.

                Davon abgesehen habe ich da - bis zu dem Wort "BEREIT" - letztlich mathematische Gedanken in Worte gefasst (was immer furchtbar umständlich rüberkommt). Vielleicht ist es Ihnen verständlicher, wenn sie sorum rangehen.

          • @Ricky-13:

            Danke!



            Ich hab' mir diese Utopie im Laufe meines Lebens selbst zusammen gebastelt. Klügere Köpfe haben da sicher Verbesserungsvorschläge. Utopia werde ich mir geben, hatte es aber tatsächlich nicht gelesen. Meistens lese und sehe ich Science Fiction, aber mit meinem eigenen Blick. Es kommt immer auf die Rezeption an. Vor vielen Jahren hörte ich in einem B-Movie den Satz: "Geld ist Sch...e, es müsste auch ohne gehen." Das blieb bei mir hängen. Seitdem frage ich mich, wie das gehen könnte. Nicht im Kapitalismus, klar. Aber meine Utopie fußt darauf, dass Menschen besser werden, wenn sie keine Angst haben müssen. Gier ist zwar ein Motivator fürs Anhäufen von Besitz, aber ich vermute, Angst spielt eine genauso große Rolle. Wer weiß, dass auch morgen für seine Grundbedürfnisse gesorgt ist, AUCH WENN ER NICHT ARBEITEN GEHT, wird vielleicht lieber etwas Kreatives tun oder Spontanorgien feiern als einen sinnentleerten, umweltschädlichen Job machen. Vielleicht wird diese hypothetische Person aber auch etwas tun, was der Allgemeinheit nützt, Gemüse anbauen, Malunterricht geben oder Kinder betreuen. Die Idee, dass Arbeitslose nix tun, ist natürlich Quatsch. Ich sehe mich dem Kommunismus, so weit ich ihn verstehe, näher als dem Kapitalismus, aber es geht mir einfach darum, dass alle ein gutes Leben haben sollen, ohne die Erde aufzuessen. Geld ist dabei im Weg, weil es, wie die Karotte dem Esel, den Menschen vor der Nase baumelt, und sie von den schönen, grünen Wiesen ablenkt.

            • @Patricia Winter:

              Nur steht halt auch diese nicht so dogmatisch unterlegte Utopie unter dem Vorbehalt, dass sich genug Leute finden, die - bei gleichzeitiger ressourcenschonender Bescheidenheit in eigenen Dingen - bereit sind, für Jene, die sich für "was Kreatives" o. ä. entscheiden, den materiellen Bedarf mit zu decken. Das hat in der Geschichte bisher IMMER nur in Grenzen geklappt, auch nur wenn man das Element "eigene Bescheidenheit" aus der Gleichung nahm (was uns dann zum kapitalistisch finanzierten - und ergo nur sehr maßvoll umverteilenden - Sozialstaat moderner Prägung bringt).

              • @Normalo:

                ps. Geld ist nur ein Medium, das man STATT unmittelbarem Tausch von Waren und Leistungen einsetzt. Es abzuschaffen, wird allein die Frage nicht beantworten können, wie man über menschliche Leistungen (oder Produkte derselben) verfügt, die den Eigenbedarf des Erbringers übersteigen und ergo an Andere abgegeben werden können. Denn letztlich geht es ja abstrakt genau darum: Erfolgt so ein Transfer entgeltlich, behält die Erbingung von Mehrleistung ihren "kapitalistischen" Reiz und und lädt zur Anhäufung von Gegenleistungen (=Reichtum) ein. Soll aber jeder solche Transfer unentgeltlich bleiben, stellt sich die Frage, wie er nötigenfalls erzwungen werden kann (und wer diese Erzwingung bewerkstelligt) - womit wir wieder beim real existierenden Sozialismus und seinem fundamentalen Problem "individuelle (Mehr-)Leistungsbereitschaft" wären.

            • @Patricia Winter:

              "Die Wirtschaft der Zukunft funktioniert ein bisschen anders. Sehen Sie, im 24. Jahrhundert gibt es kein Geld. Der Erwerb von Reichtum ist nicht mehr die treibende Kraft in unserem Leben. Wir arbeiten, um uns selbst zu verbessern – und den Rest der Menschheit." [Jean-Luc Picard, Kommandant der USS Enterprise, Star Trek]

              Ja, die Autoren der Science-Fiction-Filme sind oftmals im Denken schon weiter, als diejenigen Leute die sich keinen Millimeter von ihrem alten gewohnten Leben trennen wollen und dabei nicht einmal merken, dass sie nur dafür sorgen, dass die Reichen noch reicher werden und unser Planet immer mehr in eine Müllhalde verwandelt wird. Das Geld beherrscht die Welt und wohl leider auch den Verstand, denn der setzt bei vielen Menschen aus, wenn es um den 'schnöden Mammon' geht. Und das Mantra, was von neoliberalen Politikern ständig wiederholt wird, lautet 'Wirtschaftswachstum, Wirtschaftswachstum, Wirtschaftswachstum'. Wohin uns das ausufernde Wirtschaftswachstum gebracht hat, das sehen wir ja jetzt – trotzdem wird immer noch daran festgehalten, denn der Mammon hat die Menschheit fest im Griff. Derweil wächst der Klimawandel immer mehr an (CO2-Konzentration > 420 ppm), weil ja keiner an diesem System etwas ändern möchte. Das Krebsgeschwür der Welt heißt Wirtschaftswachstum (das ungebremste Wachstum schädigt unsere Ressourcen) und die Auswirkungen sind Umweltverschmutzungen und ein Klimawandel der immer mächtiger wird. Viele Bürger (und das weltweit) haben anscheinend immer noch nicht begriffen, dass die CO2-"Party" jetzt zu Ende ist und möchten alles bei ihrem alten gewohnten Weltbild belassen und Politiker plädieren sogar schon für eine 'Arbeitspflicht' für Arbeitslose und Flüchtlinge, damit der kapitalistische Irrsinn weitergehen kann. Wer davon profitiert, sehen wir ja im obigen Bild ('Motorboot bei der Classic Week in Monaco'), aber auch die Schickimicki-Gesellschaft wird nicht verschont werden, wenn der Klimawandel die große Keule herausholt.

              • @Ricky-13:

                "Ja, die Autoren der Science-Fiction-Filme sind oftmals im Denken schon weiter, als diejenigen Leute die sich keinen Millimeter von ihrem alten gewohnten Leben trennen wollen..."

                So ganz durchziehen können auch die es nicht: Ist Ihnen schon aufgefallen, dass dieser hehre Antimaterialismus bei Star Trek nahezu ausschließlich von Soldaten gepflegt wird? Denen gibt ihre Sternenflotte Ideale und alles Materielle, was sie zur Pflichterfüllung (und Mehrung ihres Ruhms) benötigen - und damit ihnen das auch reicht, als Beigabe eine knallharte, gänzlich undemokratische Kommandostruktur.

                Zivilisten, die das ähnlich sehen, sind selten und meistens irgendwelche völlig in ihre Arbeit versunkenen Forschertypen. Die geldlose Zivilgesellschaft, die man sich erträumen mag, findet hingegen nur als abstrakte Idee abseits der Kamera statt. Wie sie wirklich in der Breite funktionieren soll, muss sich der Zuschauer komplett selbst ausmalen. Als die ST-Autoren selbst sich mal an zivilem Leben versuchten, kam "Deep Space Nine" raus, die - selbst ohne Ferenghi - ein kapitalistischer Rummelplatz aus dem Bilderbuch sein dürfte.

                • @Normalo:

                  "So ganz durchziehen können auch die es nicht: Ist Ihnen schon aufgefallen, dass dieser hehre Antimaterialismus bei Star Trek nahezu ausschließlich von Soldaten gepflegt wird?"

                  Es ging mir nur um diesen einen Satz, der vom Kommandanten der USS Enterprise gesagt wurde. Dass es sich hier um Science-Fiction handelt, die auf der einen Seite den Zuschauer zum nachdenken über eine schönere und gerechtere Welt anregen soll, aber auf der anderen Seite natürlich auch den einfach gestrickten Homo-bellicus-Zuschauer anspricht (der wohl in jedem Mann schlummert und der in seiner Fantasiewelt mit Strahlenkanonen andere Lebewesen eliminiert) ist mir natürlich auch klar.

                  "Die geldlose Zivilgesellschaft, die man sich erträumen mag, findet hingegen nur als abstrakte Idee abseits der Kamera statt. Wie sie wirklich in der Breite funktionieren soll, muss sich der Zuschauer komplett selbst ausmalen."

                  Nun ja, dafür hat der Homo sapiens (also der „angeblich“ so weise und kluge Mensch) ja ein Hirn bekommen, damit er sich weiterentwickelt und nicht auf der Stufe eines profitgierigen Geschäftsmann stehen bleibt, der zum erheblichen Teil Waren anbietet, die nicht nur total nutzlos, sondern auch noch schädlich sind. Nehmen wir nur einmal diese ganzen Wegwerfartikel, die nur die Umwelt belasten. Und wenn Sie sich einmal anschauen, was täglich in den Recyclinghöfen weggeworfen wird, dann kann man das nur noch eine umweltzerstörende Idiotie nennen. Und recycelt wird von den fast neuen Sachen (Polstergarnituren, etc.), die man da wegwirft, kaum etwas, höchstens verbrannt oder in andere Länder verschifft, wo es dann auf deren Müllberge landet. Der Bürger aus den reichen Industrieländern soll bis zum Erbrechen konsumieren, denn sonst funktioniert nämlich das klimazerstörende Wirtschaftswachstum nicht.

                  Und jetzt sind wir wieder bei meinem obigen Satz angelangt: 'Wir Menschen müssen uns endlich eine andere Denkweise aneignen, sonst wird der Klimawandel nämlich der Menschheit ein Ende bereiten'.

  • Ach? Das hätte ich jetzt nicht gedacht...

  • Jetzt nehmen wir mal an, man würde jenes reichste Prozent dazu kriegen, seine Emissionen um 2/3 zu reduzieren. Das wären dann gut 10% weniger Emissionen - ein guter Anfang, aber mehr nicht.

    Der Fokus sollte MINDESTENS so sehr auf dem Rest der oberen Hälfte liegen, der über 3/4 der Treibhausemissionen produziert. Wenn wir wirklich etwas an der Erderwärmung tun wollen, sind absolute Zahlen deutlich wichtiger als die empörte Fingerzeigerei auf wenige Großemittenten.

    Natürlich kann man immer "den Reichen" die Schuld geben. Nur ändert das wenig an der Tatsache, das viel zu viele Menschen, wenn sie ehrlich sind, lieber selbst zu diesen Klimaschurken gehören würden, als sich selbst AUCH entsprechend zurückzunehmen. Die Weisheit "The rich just have more money." funktioniert in mehr als eine Richtung...

  • Bei diesen Artikeln sollte zur richtigen Einordnung erwähnt werden, dass in die Berechnung auch die Investitionen der Reichen einfließen.

    Es sind nicht vorrangig die Jachten, Flugreisen oder der Konsum, die für den hohen CO2-Ausstoß dieser Personengruppe verantwortlich sind.

    • @gyakusou:

      Danke, guter und wichtiger Hinweis.

  • Nun lassen wir unsere Reichen doch einmal in Ruhe ihr fettes Leben zelebrieren!

  • Nüchtern betrachtet ist eine Umverteilung kontraproduktiv, da sich dann die Begehrlichkeiten nicht auf eine Minderheit beschränkt, sondern auf die breite Masse.



    Aber kein Problem lasst uns Reichtum nach Unten verteilen, bzw. weltweit in alle Richtungen. Ich bin gespannt wie sich das dann auf die Emissionen auswirkt.

    Vor wenigen Tagen fand ja zB. erst der 55. Gipfel der afrikanischen Fluggesellschaften in Uganda statt, wo einstimmig nach deutlich mehr Flughäfen und Landepisten, mehr Luftverkehrsaufkommen und mehr Passagieren gerufen wurde.



    Und das die BRICS-Staaten allein für 48 % des weltweiten Emissionsaufkommen verantwortlich sind...reden wir nicht drüber wenn deren Entwicklung vollendet ist.

  • Schon der Tagungsort zeigt, wie ernst es mit der Reduktion von Co2 bestellt ist...



    Die noch z. T. gewaltsame Verhinderung



    der Migration ist die andere Seite der Unwilligkeit einer wirksamen Co2 Reduzierung. Eine reine Showveranstaltung ....

  • "...müssen Regierungen auch die extreme Ungleichheit in der Welt überwinden,..."

    Fast witzig. Als ob Regierungen jemals Ungleichheit überwunden hätten. Es gibt im Prinzip zwei Wege: den Unteren mehr zu geben oder den Oberen zu nehmen. Versucht wurde nur Ersteres. Und das wird dann als Erfolg und Verbesserung der Lebenssituation verkauft.



    Ernsthaft den Oberen was wegzunehmen, wird noch nicht einmal im real existierenden Kommunismus versucht (von einigen Machtkämpfen untereinander abgesehen).



    Das geht nur ohne Regierung, nur per Revolution. Und dann auch nur kurzfristig, bis die nächsten Machthaber installiert sind.



    Also, auch das ist kein Hoffnungsschimmer für die Klimakrise.

  • Krieg ist die größte Dreckschleuder und schadet massiv dem Klima.Wann wird darüber gesprochen?

    • @Brigitte Weichholz:

      Vielleicht nicht die größte, aber sicher ganz da oben. Aber wie lenken die Mächtigen sonst den Zorn der "ungewaschenen Massen" in die richtige Richtung, das heißt weg von sich? Außerdem braucht jedes Land mehr Rohstoffe, als da sind.